Wissensbibliothek
Amerika – spät entdeckter Doppelkontinent
Der Kontinent Amerika ist nach dem italienischen Seefahrer Amerigo Vespucci benannt worden und wird wegen der relativ späten Entdeckung durch die Europäer auch als Neue Welt bezeichnet. Die beiden Teile des Doppelkontinents (Nord- und Südamerika) sind durch die zentralamerikanische Landbrücke miteinander verbunden. Zentralamerika und Westindien werden zu Mittelamerika zusammengefasst. Sowohl auf der Nord- als auch auf der Südhalbkugel erstreckt sich Amerika über sämtliche Klimazonen.
Vor der Erschließung durch die Europäer lebte in Amerika eine Urbevölkerung mit mongolischen Einschlägen (Inuit und Indianer). Die Hochlandbewohner Mexikos (Azteken), Yucatáns (Maya) und Peru-Boliviens (Inka) hatten schon vor der Entdeckung des Kontinents durch Christoph Kolumbus (1492) hohe Kulturen entwickelt. Durch die europäischen Einwanderer erhielt Nordamerika ein vorwiegend britisches Gepräge, während Mittel- und Südamerika kulturell von Spaniern und Portugiesen geformt wurden. Der Sklavenhandel mit Afrika brachte Schwarzafrikaner nach Amerika.
Dank seiner reichen und verschiedenartigen Bodenschätze sowie der klimatisch bedingten zahlreichen Möglichkeiten landwirtschaftlicher Nutzung ist Amerika heute einer der wichtigsten Wirtschaftsräume der Erde. Auf der breiten Rohstoffbasis hat sich besonders in Nordamerika eine vielseitige und hochleistungsfähige Großindustrie entwickelt.
Kanada: Wirtschaftlich stark und landschaftlich einzigartig
Welcher Fluss löste einen Goldrausch aus?
Der Klondike. Der US-Amerikaner George Washington Carmack hatte 1896 an einem Nebenarm des Klondike, eines Nebenflusses des Yukon im Nordwesten Kanadas, ein ergiebiges Goldvorkommen entdeckt. Als diese Nachricht in den USA eintraf, brach ein legendärer Goldrausch aus, der letzte in Nordamerika und zugleich der kürzeste und stürmischste.
Rd. 100 000 Menschen machten sich auf den beschwerlichen Weg zum Klondike. Mit einer Ausrüstung von fast 1 t Gewicht – die Lebensmittelvorräte eingeschlossen – mussten die Glücksritter von Südalaska aus eine Strecke von 880 km durch unwegsames Gebiet zurücklegen. Nur ungefähr 4000 waren erfolgreich, einige 100 wurden wirklich reich. Einen sicheren Gewinn verzeichneten hingegen die Geschäftsleute, die sich im 1896 entstandenen Ort Dawson City niederließen.
Landesnatur
Wie groß ist Kanada?
Kanada ist flächenmäßig nach Russland das zweitgrößte Land der Erde. Der Staat, der fast so groß wie ganz Europa ist, erstreckt sich über fünfeinhalb Zeitzonen zwischen Pazifik und Atlantik. In der Sprache der Cree-Indianer bedeutet Kanada »sauberes Land«.
Der gigantische Flächenstaat, der nicht nur über reiche Bodenschätze, sondern auch über die größten Süßwasserreserven der Welt verfügt, hat einzigartige und faszinierende Landschaften. Zur Hälfte baut sich das Land aus dem Rumpf des Kanadischen Schildes auf, einem alten Faltengebirge, das im Laufe der Erdgeschichte durch Erosion auf 400–500 m Höhe eingeebnet wurde.
Wie viele Nationalparks gibt es im Land?
38 Nationalparks und sog. National Park Reserves. Allein in den Rocky Mountains gibt es sieben. Im Wood Buffalo National Park lebt die größte Bisonpopulation der Welt. Dieser und weitere Parks zählen neben historischen Orten wie die Altstadt von Québec zu den 13 Stätten, mit denen Kanada auf der UNESCO-Liste des Welterbes vertreten ist.
Wo liegt die Hudsonbai?
Die Hudsonbai, ein Binnenmeer von mehr als der doppelten Größe Frankreichs, trennt den Westen des Kanadischen Schildes von der Halbinsel Labrador im Osten. Im Norden löst sich das Festland im Polarmeer in die zahlreichen, teilweise vergletscherten Inseln des Kanadisch-Arktischen Archipels auf. Den bis zu 1500 m hohen nördlichen Appalachen im Osten Kanadas schließen sich am Atlantik die Hügellandschaften der Halbinsel Nova Scotia und der Inseln Prince Edward Island und Neufundland an. Westlich der Appalachen wird der mächtige Sankt-Lorenz-Strom von einem fruchtbaren Tiefland begleitet.
Nach Westen schließen sich dem Kanadischen Schild die Großen Inneren Ebenen an, die als Tafellandschaft von Osten nach Westen von 300 m auf 1500 m Höhe ansteigen. Den Westen Kanadas beherrschen die 3000 bis 4000 m hohen Kordilleren der Rocky Mountains und der pazifischen Küstenkordillere.
Bevölkerung
Leben noch Indianer in Kanada?
Ja. Rd. 780 000 Indianer leben im Land, verteilt auf den Süden und die bewaldeten Gebiete im Norden. Hinzu kommen noch 50 000 Inuit an den nördlichen Küsten und auf den arktischen Inseln. 1999 wurde ihnen mit Nunavat das erste weitgehend autonom verwaltete Gebiet übertragen, später noch Inuvialuit, Nunavik und Nunatsiavut. Darüber hinaus konzentriert sich die Bevölkerung auf einem bis zu 350 km breiten Streifen entlang der Grenze zu den USA. Weite Teile des Nordens sind nahezu unbesiedelt. Fast vier Fünftel der Kanadier leben in Städten, die meisten in Toronto, Montreal, Vancouver und Ottawa.
Ist Kanada ein Einwanderungsland?
Ja, bis heute wandern jährlich 200 000 Menschen legal ein. Die meisten Kanadier sind Weiße britisch-irischer oder französischer Abstammung. Die rd. 6 Mio. Frankokanadier gehen auf die französischen Immigranten des 17. und 18. Jh. zurück. Ihnen folgten im 18. Jh. britische Einwanderer. Anfang des 20. Jh. kamen auch Zentral-, Ost- und Südeuropäer ins Land, nach dem Zweiten Weltkrieg folgten weitere Südeuropäer. Viele Immigranten der 1960er Jahre stammten aus der Karibik und Südamerika, seit den 1970er Jahren aus Asien.
Geschichte
Wer erforschte das Land?
1497 erreichte der italienische Entdecker John Cabot (um 1450–1498/99) auf der Suche nach dem Seeweg nach Indien die Küste Kanadas. 1534/35 erforschte Jacques Cartier (1491–1557) den St.-Lorenz-Strom und nahm das Land beiderseits des Flusses für Frankreich in Besitz.
Die Gründung der Hudsonbai-Kompanie 1670 verschärfte die britisch-französischen Rivalitäten. 1763 musste Frankreich alle nordamerikanischen Festlandsbesitzungen an Großbritannien abtreten. Die Engländer garantierten den Franzosen in Kanada Religionsfreiheit und ihr Eigentum.
Im Ersten Weltkrieg kämpfte Kanada an der Seite des Mutterlands. Mit dem Westminsterstatut 1931 erhielt Kanada nahezu die volle Unabhängigkeit. Im Zweiten Weltkrieg näherte sich die Regierung unter William L. Mackenzie King den USA an, unterstützte aber auch Großbritannien. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Kanada Mitglied der UN und trat der NATO bei. 1949 schloss sich Neufundland dem Dominion an. Mit dem Constitution Act von 1982 konnte Kanada Verfassungshoheit von Großbritannien erlangen.
Welches Problem hat die Provinz Québec?
Die Autonomiebestrebungen der Frankokanadier in der größten und am stärksten bevölkerten Provinz (rd. 7,5 Mio. Einwohner) im Osten des Landes wurden zu einem innenpolitischen Problem. 1980 und 1995 scheiterten Referenden über die Eigenständigkeit der Provinz Québec mit der gleichnamigen Hauptstadt. 1995 gaben etwas mehr als 50 000 Stimmen den Ausschlag für den Verbleib bei Kanada. In Québec leben mehr als 80 % Frankokanadier. Die bedeutendste Industriestadt ist Montreal.
Wirtschaft
Ist Kanada eine Wirtschaftsmacht?
Ja. Ein seit über zehn Jahren anhaltendes Wirtschaftswachstum, verbunden mit Überschüssen im Staatshaushalt, hat Kanada an die Spitze der G-8-Staaten gebracht. So stieg das BIP pro Kopf in der letzten Dekade um ca. 25 % – und damit schneller als in allen übrigen G-8-Staaten. Die kanadische Wirtschaft ist bis heute eng mit den USA verknüpft. 86 % der kanadischen Exporte gehen in das Nachbarland und 61 % der Importe kommen aus den Vereinigten Staaten.
Was verbindet Kanada mit Saudi-Arabien?
Erdöl. Kanada ist einer der größten Rohstofflieferanten der Welt: Seit Anfang des 21. Jh. die Technik zur Gewinnung der großen Schwerölvorräte in den Ölsanden Albertas rentabel wurde, ist Kanada nach Saudi-Arabien das Land mit den weltweit größten Erdölreserven. In der Weltgasförderung belegt es Platz drei, bei der Erdölförderung bisher Platz neun. Der Bergbau erwirtschaftet ein Viertel des Exportwerts. Kanada ist weltgrößter Uranförderer. Auf Basis der Rohstoffe hat Kanada eine breit gefächerte Industrie aufgebaut.
Was exportiert die Landwirtschaft?
Obwohl nur 8 % der Staatsfläche landwirtschaftlich genutzt werden, gehört das Land zu den größten Getreideexporteuren der Welt. Die Kornkammer des Landes ist der Südteil der Prärieprovinzen (Alberta, Saskatchewan, Manitoba – kurz »Alsama«). Hier wird v. a. Weizen angebaut. Neben Getreide werden auch Ölsaaten wie Raps und Leinsamen kultiviert.
Die atlantische Fischerei – die Neufundlandbank zählt zu den ertragreichsten Fischgründen der Welt – und die pazifische Fischerei liefern Lachs, Kabeljau, Hummer, Hering u. a. Holz und Holzerzeugnisse stellen rd. 11 % des Ausfuhrwerts und stehen damit an 3. Stelle der Exportliste hinter Autos und Maschinenbauerzeugnissen (51 %) bzw. Produktionsgütern (16 %).
Was geschah …
um 1000?
Der Wikinger Leif Eriksson landet an der Küste Neufundlands.
1497?
Der italienische Seefahrer John Cabot erreicht die kanadische Küste.
1534/35?
Jacques Cartier nimmt die Gebiete beidseitig des St.-Lorenz-Stroms für Frankreich in Besitz.
1663?
Kanada wird königliche französische Kolonie.
1763?
Im Frieden von Paris tritt Frankreich alle nordamerikanischen Festlandsbesitzungen an Großbritannien ab.
1867?
Das Londoner Parlament verabschiedet den British North America Act, der das Dominion of Canada schafft.
1931?
Kanada wird ein souveräner Staat im britischen Commonwealth.
1980/1995?
In Québec scheitern Referenden zur Unabhängigkeit der Provinz.
1999?
Die Inuit erhalten mit Nunavut ein eigenes Territorium.
Vereinigte Staaten von Amerika: Dominierende Weltmacht
Geschichte
Was war die Boston Tea Party?
Der Ausgangspunkt der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung. Auf der Boston Tea Party 1773 wurde eine Ladung Tee als Protest gegen die englische Teesteuer vernichtet. Der Konflikt mit London entzündete sich an der Forderung der Kolonisten nach freiem Handel und dem Versuch der Krone, durch neue Steuern und Zölle mehr Geld aus den Kolonien zu bekommen. Die Kolonisten wollten der Mehrbelastung nur nachkommen, wenn sie mehr Rechte erhielten.
Die Konfrontation gipfelte in der Konstituierung des 1. Kontinentalkongresses 1774 in Philadelphia. Der Einsatz britischer Streitkräfte gegen Massachusetts führte zum Unabhängigkeitskrieg 1775–1783. Die Unabhängigkeitserklärung vom 4. Juli 1776 zerschnitt das Band zwischen den Kolonien und England. Im Frieden von Paris 1783 gewannen die früheren Kolonien ihre volle Unabhängigkeit. Auf einem Verfassungskonvent wurde 1787 die bis heute gültige Verfassung der USA geschaffen.
Wie hieß der erste US-Präsident?
George Washington (1732–1799), der Oberbefehlshaber der amerikanischen Truppen im Unabhängigkeitskrieg war. Als erster Präsident verschaffte er der neuen Bundesregierung durch eine maßvolle Innenpolitik Autorität gegenüber den Einzelstaaten.
Was war der Hintergrund des Sezessionskriegs?
Als Abraham Lincoln (1809–1865), ein Gegner der Sklaverei, zum Präsidenten gewählt wurde, erklärte South Carolina seinen Austritt aus den USA (Sezession). Bis Mitte Mai 1861 folgten zehn weitere Südstaaten. Sie bildeten die Konföderierten Staaten von Amerika. Lincoln verweigerte ihnen die Anerkennung. Mitte April 1861 kam es zum Sezessionskrieg, der 1865 mit der Kapitulation der Südstaaten und Wiederherstellung der Union endete. Den 1863 durch Proklamation des Präsidenten frei gewordenen Schwarzen wurde das Wahlrecht zuerkannt.
Was geschah am Little Bighorn?
In der Schlacht am Little Bighorn (heutiges Montana) konnten 1876 indianische Stämme einen ihrer wenigen Siege über amerikanische Streitkräfte feiern. Es war einer der letzten großen Kämpfe zwischen Indianern und Weißen. Weiße Siedler vertrieben die Indianer vom Atlantik immer weiter in das Landesinnere.
Welche Hoffnungen ruhten auf Kennedy?
Mit der Wahl des Demokraten John F. Kennedy (1917–1963) 1960 zum bis dahin jüngsten US-Präsidenten machte sich Aufbruchstimmung in den USA breit: Der charismatische, mediengewandte Kennedy verkörperte für viele die Hoffnung auf Fortschritt, Freiheit, Frieden und Gleichberechtigung der Rassen. Der Mord an ihm 1963 schockierte die Welt. Sein Nachfolger Lyndon B. Johnson (1908–1973) bemühte sich, Kennedys Programm fortzuführen (Bürgerrechtsgesetz, »Feldzug gegen die Armut«).
Welche Folgen hatte der Vietnamkrieg?
Die militärischen und politischen Misserfolge in Indochina zerbrachen den gesellschaftlichen Konsens, indem sie die US-Bevölkerung in konservative Befürworter und Anhänger von teilweise radikalen Protestgruppen spalteten, die auch den »American Way of Life« per se in Frage stellten. Präsident Richard M. Nixon (1913–1994) konnte 1973 den Krieg in Vietnam durch einen Waffenstillstand und den Abzug der amerikanischen Truppen für die USA formell beenden. Als Erbe blieb ein massiver Vertrauensverlust der Gesellschaft in die eigenen nationalen Kräfte, aber auch in moralische Integrität und Anspruch der Regierung, gesteigert noch durch die Watergate Affäre, die Nixon 1974 zum Rücktritt zwang. Nixons Entspannungsbemühungen im Kalten Krieg, gekrönt von der Normalisierung der Beziehungen zu China und den Rüstungsbeschränkungen mit der Sowjetunion (SALT I 1972), setzten die Präsidenten Gerald R. Ford (* 1913) mit der Unterzeichnung der Schlussakte von Helsinki 1975 und James (Jimmy) E. Carter (* 1924) mit dem Abschluss der Salt-II-Verhandlungen fort.
Welcher Ex-Schauspieler wurde Präsident?
Ronald W. Reagan (1911–2004). Der Republikaner verkörperte die Hoffnung auf Rückgewinnung der Weltmachtstellung und Überwindung der Wirtschaftskrise. 1983 intervenierten die USA in Grenada. Reagan unterstützte die Opposition in Nicaragua und schloss 1987 mit der UdSSR ein Abrüstungsabkommen (INF-Abkommen).
Unter Reagans Nachfolger George H. Bush (* 1924) befreiten die USA 1991 im Rahmen eines UNO-Mandats an der Spitze alliierter Truppen das im August 1990 vom Irak annektierte Kuwait. Das Ende der UdSSR machte die USA zur alleinigen globalen Führungsmacht. 1993 wurde der Demokrat Bill Clinton (* 1946) neuer Präsident (Wiederwahl 1996). Er versuchte neue wirtschafts- und sozialpolitische Schwerpunkte zu setzen. 1999 scheiterte ein Amtsenthebungsverfahren gegen ihn (Lewinsky-Affäre). Außenpolitisch blieb das Verhältnis zum Irak gespannt, im israelisch-palästinensischen Konflikt bemühten sich die USA vergeblich um eine dauerhafte Friedenslösung (Wye-Abkommen 1998/99; Verhandlungen in Camp David 2000). Im Jahr 1999 organisierten die USA nach der Eskalation der Kosovo-Krise den NATO-Luftkrieg gegen Jugoslawien.
Die Präsidentschaftswahlen 2000 gewann der Republikaner George W. Bush (* 1946). Als Reaktion auf die Anschläge des 11. September 2001 rief Bush zur Bekämpfung des globalen Terrorismus auf und ging militärisch gegen das afghanische Taliban-Regime vor, weil es das islamistische Terrornetzwerk Al Qaida unter Führung von Usama Bin Ladin unterstützte.
Im Rahmen einer neuen Nationalen Sicherheitsstrategie gegen den internationalen Terrorismus und die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen setzte die Regierung Bush 2002 eine verschärfte UNO-Resolution über Waffeninspektionen im Irak durch. Nach Kontroversen im UN-Sicherheitsrat über die Einhaltung der Resolution gingen die USA gemeinsam mit Großbritannien 2003 militärisch gegen den Irak vor und beendeten dort die Herrschaft Saddam Husseins. Bei den Präsidentschaftswahlen 2004 konnte sich Bush gegen den demokratischen Herausforderer John F. Kerry (* 1943) durchsetzen.
Landesnatur
Aus wie vielen Staaten bestehen die USA?
Aus 50 Bundesstaaten sowie Washington D. C.; Alaska und Hawaii traten 1959 als 49. bzw. 50. Staat der Union bei.
Der flächenmäßig drittgrößte Staat der Erde bietet eine ausgesprochen facettenreiche Landschaft. Den Landschaftscharakter bestimmen bewaldete Mittelgebirge im Osten, weite, von großen Strömen durchzogene Ebenen in der Mitte und Hochgebirge mit eingelagerten Plateaus im Westen. Fast das gesamte westliche Drittel der USA wird von dem bis 1700 km breiten, erdgeschichtlich jungen Gebirgssystem der Kordilleren eingenommen, das sich aus den Rocky Mountains im Osten, der Westkordillere mit Kaskadengebirge und Sierra Nevadas sowie der Küstenkordillere im Westen zusammensetzt.
Westlich der Rocky Mountains schließen sich Hochplateaus und Becken an, im Norden das Columbia Plateau, südlich davon das Great Basin. Im Südteil liegt ein trockenheißer Wüstenbereich mit dem bis 86 m unter den Meeresspiegel reichenden einzigartigen Death Valley. Im Südosten liegen die unterschiedlich hoch gehobenen Blöcke des Colorado Plateau mit dem bis 1800 m tief eingeschnittenen Grand Canyon.
Bevölkerung
Woher kommt der Name Indianer?
Von der irrigen Meinung des Seefahrers Christoph Kolumbus, Indien entdeckt zu haben. Die »Bewohner Indiens«, die Indianer, sind die Ureinwohner Amerikas. Weiße Siedler verdrängten alle Indianer des Ostens in ein Indianer-Territorium westlich des Mississippi und wiesen sie in Reservationen ein. Heute bildet die indianische Bevölkerung mit 0,9 % nur noch eine Minderheit in den USA.
75 % der Bevölkerung sind Weiße überwiegend europäischer Abstammung. Über die Hälfte der Schwarzen (13 % der Bevölkerung) leben in den 17 Südstaaten (1850: 97 %). Die Zahl der Hispanics (Einwohner aus Lateinamerika und ihre Nachkommen) sowie der Asiaten nimmt in den USA am stärksten zu. Nach der Einwohnerzahl stehen die Vereinigten Staaten, das weltgrößte Einwanderungsland, an dritter Stelle in der Welt.
Wirtschaft
Was war der »Schwarze Freitag«?
Der Beginn der Weltwirtschaftskrise 1929, die eine jahrelange weltweite Rezession einleitete. Der Sturz der durch wahnwitzige Spekulationsgeschäfte in die Höhe getriebenen Aktienkurse löste an der New Yorker Wall Street Panikverkäufe aus. Die Auswirkungen blieben nicht auf die USA beschränkt. Die Weltwirtschaftskrise, die 1932 ihren Höhepunkt erreichte, bekämpfte Präsident Franklin D. Roosevelt mit dem Programm des New Deal, wonach u. a. staatlich geförderte Wirtschaftsprogramme zur Überwindung der Krise umgesetzt wurden.
Wie stark ist die Wirtschaftskraft?
Die USA übertreffen nach ihrer Wirtschaftskraft alle anderen Staaten bei weitem: Sie erwirtschaften – mit 5% der Weltbevölkerung – rd. ein Drittel des Weltsozialprodukts. Die Industrie hat ihre Schwerpunkte in dem Streifen zwischen Boston–Baltimore im Osten und Chicago–Saint Louis im Westen. Landwirtschaft wird überwiegend in hochmechanisierten Großfarmen betrieben. Über die Hälfte des Ackerlands dient dem Getreideanbau. Die USA sind weltweit der größte Erzeuger von Sojabohnen. Der Produktionswert der Viehzucht (Rinder, Milchkühe, Schweine) übersteigt den des Ackerbaus. Im Fischfang stehen die USA weltweit auf Platz vier.
Kultur
Was verbirgt sich hinter dem Mythos Hollywood?
Hollywood gilt als Synonym für die US-amerikanische Filmindustrie. Der Stadtteil von Los Angeles war zur Glanzzeit des Kinos mit rd. 250 ansässigen Filmgesellschaften die größte Filmproduktionszentrale der Welt. Begonnen hat diese rasante Entwicklung im Oktober 1911, als das erste Filmstudio in Hollywood – der Name bedeutet Stechpalmenwald – eröffnet wurde.
Wussten Sie, dass …
die Pop-Art in den 1960er Jahren von den USA aus Europa eroberte? Bekannte Vertreter dieser Kunstrichtung, die die Grenze zwischen Kunst, Reklame und Comic aufhebt, waren u. a. Andy Warhol und Roy Lichtenstein.
der Schriftzug Hollywood (ursprünglich Hollywoodland) in Los Angeles 1923 als Provisorium angelegt war und für Grundstücksverkäufe werben sollte?
Was geschah am 11. September 2001?
Das World Trade Center in New York, Symbol der Wirtschafts- und Finanzmacht der USA, und das Verteidigungsministerium in Washington, das für die militärische Potenz der einzig verbliebenen Supermacht steht, wurden am 11. September 2001 Ziel der verheerendsten Anschläge in der Geschichte des internationalen Terrorismus. Selbstmordattentäter flogen mit entführten Passagiermaschinen gezielt in die Zwillingstürme und das Pentagon. Die USA machten den islamistischen Extremisten Usama Bin Ladin und seine Organisation Al Qaida für die Anschläge verantwortlich und führten mit einer militärischen Offensive gegen Afghanistan den Sturz des mit Bin Ladin verbündeten Taliban-Regimes herbei.
Was geschah …
1607?
Erste englische Dauersiedlung
1776?
Unabhängigkeitserklärung
1783?
Friede von Paris: Anerkennung der Souveränität der USA
1789?
Bill of Rights garantieren Grundrechte; George Washington erster Präsident
1861–1865?
Sezessionskrieg; Abschaffung der Sklaverei
1898?
Spanisch-Amerikanischer Krieg
1917?
Kriegserklärung an Deutschland
1918?
14-Punkte-Friedensprogramm Präsident Wilsons
1941?
Pearl Harbor; Kriegseintritt in den Zweiten Weltkrieg
1962?
Kubakrise
1965?
Eintritt in Vietnamkrieg
2001?
Terroristen steuern Flugzeuge u. a. ins World Trade Center
Mexiko: Stabiler Staat in Lateinamerika
Warum riegeln die USA Mexikos Nordgrenze ab?
Um illegale Einwanderung zu unterbinden. Viele Mexikaner wandern in die USA aus, um besser bezahlte Jobs zu finden. 2006 stimmte der US-Senat einem Antrag zu, die Grenze mit einem 600 km langen Zaun abzuriegeln.
Landesnatur
Was ist der »Popocatépetl«?
Ein 5465 m hoher Vulkanberg. Der Popocatépetl (»rauchender Berg«) erhebt sich im Hochland – ebenso wie der Iztaccíhuatl (5286 m) und der höchste Vulkangipfel des Landes, der Citlaltépetl (5700 m).
Welchen Naturkatastrophen ist das Land ausgesetzt?
Erdbeben, Vulkanausbrüche und Hurrikans treten häufig auf. So wurde das Land 1985 von einem schweren Erdbeben heimgesucht, bei dem tausende Menschen starben. In der Hauptstadt Mexico wurden 35 % der Gebäude mit mehr als vier Stockwerken zerstört.
Wirtschaft
Wie wichtig ist Erdöl?
Sehr wichtig. Mit einer Fördermenge von 189 Mio. t liegt Mexiko an vierter Stelle der Ölförderländer. Die verstaatlichte Erdölwirtschaft stellt rd. 7 % der Gesamtausfuhr.
Die Industrie konzentriert sich in der Hauptstadt und im Grenzbereich zu den USA. Sie umfasst die Herstellung von Nahrungs- und Genussmitteln, Textilien, Eisen, Stahl, Maschinen, Kraftfahrzeugen, Elektro- und Chemieprodukten. Große Bedeutung hat der Tourismus. Für den internationalen Fremdenverkehr wurden entlang der Küsten und in der Nähe alter Ruinenstätten neue Touristengebiete erschlossen. Zudem ist Mexiko reich an Bodenschätzen. Neben Erdöl und Erdgas werden Eisen-, Blei-, Zink-, Kupfer- und Silbererze, Gold, Quecksilber, Uran, Schwefel und Kohle gefördert. Das Land ist der größte Silberproduzent der Erde.
Geschichte
Wer zerstörte das Aztekenreich?
Der Spanier Hernando (Hernán) Cortés (1485–1547). Er landete 1519 an der Ostküste Mexikos und marschierte mit seinen Truppen zur aztekischen Hauptstadt Tenochtitlán. Die Azteken hatten seit dem 14. Jh. und auf der Grundlage reicher älterer Kulturen einen mächtigen und blühenden Staatenbund geschaffen. Den Konquistadoren hatten sie letztlich nichts entgegenzusetzen. Montezuma II. (Motecuzoma, Reg. 1502–1520), Herr über das Aztekenreich und Gefangener der Spanier, starb am 30. Juni 1520. Cortés zerstörte die herrliche Hauptstadt sowie das Aztekenreich und nahm das Land für Spanien in Besitz.
1535 wurde Mexiko das spanische Vize Königreich Neuspanien und erlangte durch seinen Silberreichtum große Bedeutung für das Mutterland. Die ersten Freiheitskämpfer blieben erfolglos, erst 1821 gelang es, die Spanier zu besiegen. Mexiko wurde unter Agustín de Itúrbide (Agustín I.) unabhängiges Kaiserreich. Innere Zwistigkeiten führten zum Rücktritt des Kaisers (1823) und zur Proklamation der Republik (1824).
Aber die Rivalitätskämpfe der mexikanischen Generäle führten zu dauernden Unruhen und schwächten das Land erheblich. Mit US-amerikanischer Hilfe löste sich 1836 Texas von Mexiko. Im Krieg gegen die USA (1846 bis 1848) verlor Mexiko seine gesamten Nord-Provinzen.
Wer war Porfirio Díaz?
Mit Unterbrechung war er von 1877–1911 Präsident von Mexiko. Díaz (1830–1915) bekämpfte Klerikale, Franzosen und Kaiser Maximilian. Er befriedete mit diktatorischer Gewalt das bürgerkriegsgeschwächte Land, sanierte die Wirtschaft und baute das Eisenbahn- und Telegrafienetz auf. 1911 wurde er durch einen Aufstand unter Francisco I. Madero mit nordamerikanischer Hilfe gestürzt. Madero, der sich 1910 zum Gegenpräsidenten proklamieren hatte lassen, war Repräsentant der gemäßigten »Liberalen«, die eine Veränderung der politischen und sozialen Verhältnisse herbeiführen wollten.
Die sozialistische Richtung setzte sich schließlich durch (Industrieverstaatlichung, Bodenreform, Bekämpfung der Kirche, Verfassung von 1917) und organisierte sich in der »Nationalen Revolutionären Partei« (PNR), die erst im Jahr 2000 nach 71-jähriger Herrschaft die Regierungsgewalt verlor. Die Präsidentschaftswahlen 2006 gewann Felipe Calderón von der konservativen »Partido Acción Nacional« (PAN) mit einem hauchdünnen Vorsprung vor dem gemäßigten Linkspolitiker López Obrador.
Wer war Emiliano Zapata?
Neben Francisco »Pancho« Villa führte der mexikanische Revolutionsführer Emiliano Zapata (* 1879 oder 1883 in Anenecuilco, Morelos, † 10. April 1919 Gut Chinameca, ermordet) die bürgerlich-demokratische Revolution gegen General Porfirio Díaz. Er vertrat die verarmten Bauern des Südens, die sog. Zapatistas. 1911 wurde Díaz als Präsident gestürzt. Im »Plan von Ayala« forderte Zapata eine Agrarreform. Er zählt zu den Nationalhelden Mexikos und ist eine Symbolfigur der lateinamerikanischen Bauernbewegungen. Villa und Zapata führten auch die Revolution gegen General Victoriano Huerta. 1914 eroberten sie die mexikanische Hauptstadt, ohne jedoch die Möglichkeit zur Machtübernahme im Bündnis mit der Arbeiterschaft zu nutzen. Präsident Venustiano Carranza verkündete 1917 eine bürgerliche Verfassung. Die von Villa und Zapata geführte Partisanenbewegung wurde systematisch zerschlagen.
Guatemala: Kleinstaat zwischen den Ozeanen
Landesnatur
Wie groß ist Guatemala?
Etwa so groß wie Bayern und Baden-Württemberg zusammen. Guatemala grenzt an Mexiko, Belize, Honduras und El Salvador sowie an den Atlantik und Pazifik.
Bevölkerung
Was sind Zambos?
Mischlinge zwischen Schwarzen und Indianern. Sie bilden, ebenso wie die Weißen, eine kleine Minderheit in Guatemala. Mit rd. 60 % stellen die Indianer die größte Bevölkerungsgruppe. 30 % sind Mestizen, der Rest Schwarze und Mulatten. Vier Fünftel der Guatemalteken bekennen sich zum römisch-katholischen Glauben, bei den Indianern vermischt mit traditionellen Bräuchen.
Wirtschaft
Welche Bedeutung hat der Tourismus?
Durch den langjährigen Bürgerkrieg konnte sich der Fremdenverkehr bislang nur wenig entwickeln, obwohl Guatemala in den zahlreichen Maya-Kultstätten und abwechslungsreichen Landschaften attraktive Reiseziele besitzt. Mit über 900 000 Touristen pro Jahr gewinnt er aber rasch an Bedeutung. Knapp die Hälfte der Erwerbstätigen arbeitet in der Landwirtschaft, die zu etwa 60 % am Export beteiligt ist. Vorherrschend sind kleinbäuerliche, überwiegend auf Selbstversorgung und auf den Binnenmarkt ausgerichtete Betriebe, denen nur wenige moderne Großbetriebe mit Plantagenwirtschaft gegenüberstehen.
Hauptexportprodukte sind Kaffee, Zucker, Bananen, Baumwolle und Kardamom. Guatemala besitzt viele Bodenschätze, von denen Erdöl, Kupfer, Antimon und Nickel die bedeutendsten sind.
Geschichte
Wer sind die Maya?
Eine indianische Stammes- und Sprachgruppe mehrerer Indianervölker und -stämme mit heute etwa 2 Mio. Menschen in Mexiko, Guatemala, Belize und Honduras. Sie bilden, trotz jahrhundertealter Geschichte, keine kulturelle und politische Einheit.
Vor der Eroberung durch die Spanier 1524 war Guatemala Teil des Mayareichs. 1839 konnte sich Guatemala von seinem kolonialen Status befreien. Bis 1944 erlebte das Land unter der Herrschaft autokratischer Regenten eine Epoche der Stabilität. Nach einer kurzen demokratischen Übergangszeit übernahm 1954 die Armee die Regierung, die sie bis 1984 innehatte. 1985 erfolgte der Übergang zu Zivilregierungen.
Belize
Landesnatur
Wo liegt Belize?
Der Kleinstaat, der etwa so groß ist wie Hessen, liegt an der Ostküste Zentralamerikas im Südosten der Halbinsel Yucatán. Das Land wird von tropischem Regenwald, einzelnen Kiefersavannen und Sumpfwäldern bedeckt und hat fast durchgängig eine Mangrovenküste, der zahlreiche Koralleninseln vorgelagert sind.
Bevölkerung
Ist das Land dicht besiedelt?
Nein, nur 10 Einwohner je km² wohnen durchschnittlich in Belize. Die Bevölkerung setzt sich zusammen aus 44 % Mestizen (indianisch-weiße Mischlinge), 30 % Kreolen, 11 % Indianern, 7 % Karifs (indianisch-negride Mischlinge), 4 % Weißen sowie 4 % Asiaten.
Geschichte
Wann wurde Belize unabhängig?
Erst 1981 entließen die Briten das Land in die Unabhängigkeit. Seitdem ist es eine parlamentarische Monarchie im Commonwealth.
Honduras
Was war der Fußballkrieg?
Eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen Honduras und El Salvador im Juli 1969 aus Anlass eines Fußball-Länderspiels.
Nach den Qualifikationsspielen für die Fußballweltmeisterschaft 1970 zwischen beiden Ländern in Honduras und El Salvador kam es zu schweren Ausschreitungen zwischen den Fans. Honduras verhängte den Ausnahmezustand und begann, salvadorianische Bürger auszuweisen. Es kam zu Kampfhandlungen, in deren Verlauf Truppen El Salvadors auf honduranisches Gebiet vordrangen. Der Fußballkrieg wurde mit einem von der Organisation der amerikanischen Staaten (OAS) vermittelten Waffenstillstand beendet. Er forderte 2400 Tote. Hintergrund waren die stillschweigende Vorverlagerung der Siedlungsgrenze El Salvadors bis tief in das Staatsgebiet von Honduras und die Verschärfung des Konkurrenzkampfes um Arbeitsplätze.
Landesnatur
Wie ist das Klima?
Die wechselfeuchte Pazifikküste hat eine Regenzeit von Mai bis Oktober. An der Karibikküste treten häufig Hurrikans auf, die große Verwüstungen anrichten.
Bevölkerung
Wo leben die Menschen?
Die Bevölkerung konzentriert sich auf das Hochland im Nordwesten, das Gebiet um Tegucigalpa sowie den pazifischen Süden. Der Großteil der Honduraner (90 %) sind Mestizen, 7 % Indianer, 2 % Schwarze, 1% Weiße. Das hohe Bevölkerungswachstum verstärkt die Landflucht und lässt die Elendsviertel der Städte ausufern. Mehr als die Hälfte der Einwohner lebt unterhalb der Armutsgrenze, ein Fünftel sind Analphabeten.
Wirtschaft
Wie arm ist das Land?
Honduras zählt zu den ärmsten Ländern Mittelamerikas. Eine hohe Arbeitslosenrate und eine extrem hohe Auslandsverschuldung kennzeichnen die wirtschaftliche Situation.
Die meisten Familienbetriebe produzieren Mais und Bohnen für den Eigenbedarf. Auf den wenigen Großplantagen, die überwiegend in US-amerikanischem Besitz sind, werden Bananen und Kaffee für den Export angebaut. US-Konzerne machten Honduras Anfang des 20. Jh. zum weltgrößten Bananenexporteur.
An Bodenschätzen baut ein US-amerikanisches Unternehmen Gold, Silber, Blei und Zink ab. Der Schwerpunkt der schwach entwickelten Industrie liegt in der Verarbeitung von Agrarprodukten. Dringend benötigte Devisen bringen die Überweisungen der etwa 1 Mio. im Ausland lebenden Honduraner sowie der Tourismus: Jährlich besuchen 670 000 Touristen Honduras, vor allem die Maya-Ruinen in Copán, die Naturreservate und die Karibikinseln. In den Hochtälern wird Viehwirtschaft betrieben. Von Bedeutung ist die Küstenfischerei.
Geschichte
Wann wurde Honduras entdeckt?
1502 wurden die Küsten von Christoph Kolumbus (1451–1506) entdeckt. 1524 eroberten die Spanier das Land, das dann zum Generalkapitanat Guatemala gehörte. Dieses erklärte 1821 seine Unabhängigkeit, schloss sich aber 1822 dem mexikanischen Kaiserreich an. 1823–1838 gehörte Honduras zur Zentralamerikanischen Konföderation.
Was bestimmte die Geschichte?
Die Geschichte des selbstständigen Staates Honduras (seit 1838) war durch Kämpfe zwischen Liberalen und Konservativen im Innern und Grenzstreitigkeiten nach außen gekennzeichnet. 1880 wurde Tegucigalpa Hauptstadt. 1911, 1913 und 1925 intervenierten die USA militärisch in Honduras. Erst das diktatorische Regime von Tiburcio Carias Andino (Reg. 1933–1948) brachte eine gewisse innenpolitische Konsolidierung. Nach seinem Sturz kam es wieder zu labilen Verhältnissen mit zahlreichen Putschen. Die Liberale Partei und die Nationale Partei dominierten dabei die Parteienpolitik.
1982 trat eine neue präsidiale Verfassung in Kraft. Das Militär blieb jedoch ein entscheidender Machtfaktor. Honduras unterstützte vorbehaltlos die US-amerikanische Mittelamerikapolitik und erhielt dafür Wirtschafts- und Militärhilfe. Ein Urteil des Internationalen Gerichtshofs legte 1992 den seit 1969 bestehenden Grenzkonflikt mit El Salvador bei. 2006 gewann Manuel Zelaya Rosales (* 1952) von der Liberalen Partei die Präsidentschaftswahlen und löste Ricardo Maduro an der Spitze des Staates ab.
El Salvador: Kampf um die Macht
Wer war Romero?
Erzbischof der salvadorianischen Hauptstadt. Oscar Arnulfo Romero y Galdamez (* 1917) wurde im März 1980 während eines Gottesdienstes erschossen. Der Mord an dem entschiedenen Gegner der Regierungsjunta ging vermutlich auf das Konto rechtsgerichteter Kreise.
Romero trat seit seiner Ernennung zum Erzbischof 1977 unerschrocken gegen die Mächtigen in seinem Land an. Er setzte sich für die Armen und Rechtlosen ein und verurteilte öffentlich Repression und Gewalt. Der Regierung warf er vor, sie sei unfähig, ihre bescheidenen Reformen gegen die herrschenden »14 Familien« durchzusetzen.
Wer kämpfte um die Macht in El Salvador?
Bis zum Beginn des 20. Jh. war El Salvador Schauplatz von Machtkämpfen zwischen dem liberalen Bürgertum und der konservativen Landoligarchie. Nach einem Militärputsch im Jahr 1931 übernahm Maximiliano Hernández Martínez (1882–1966) die Macht, im Jahr darauf wurde ein Bauernaufstand blutig niedergeschlagen. Auch nach dem Sturz von Hernández Martínez 1944 bestimmte das Militär die politische Entwicklung. 1969 kam es zur militärischen Auseinandersetzung mit Honduras (»Fußballkrieg«). Seit Ende der 1970er Jahre entwickelte sich ein blutiger Bürgerkrieg zwischen der von den USA unterstützten Armee und rechtsextremistischen Gruppierungen auf der einen sowie der linken Guerillabewegung FMNL auf der anderen Seite. Erst 1992 konnten die Auseinandersetzungen, die rd. 80 000 Tote forderten, beendet werden. Die UNO überwachte den Friedensprozess.
Landesnatur
Welche Katastrophen drohen?
Erdbeben, Vulkanausbrüche, Hurrikans. Von 61 Vulkanen sind noch viele aktiv. Im Oktober 2005 brach der Ilamatepec nach 100-jähriger Ruhe aus, Hurrikan »Stan« löste Erdrutsche und Überschwemmungen aus.
Nicaragua: Befreiung vom Clan
Geschichte
Welcher Clan beherrschte das Land seit 1937?
Die Familie Somoza, die das Land auch wirtschaftlich dominierte. Anastasio Somoza Garcia übte mit nur einer Unterbrechung (1946–1950) die Gewaltherrschaft aus. Nach seiner Ermordung 1956 übernahm sein Sohn die Führung. Insgesamt brachte der Somoza-Clan rd. ein Viertel der landwirtschaftlichen Nutzfläche mitsamt Tabak-, Zuckerrohr- und Kaffeeplantagen in seinen Besitz. Mit dem Sieg der linksgerichteten Sandinisten im Bürgerkrieg 1979 endete die 42-jährige Herrschaft der Familie Somoza über Nicaragua.
Wer waren die Sandinisten?
Die Freiheitskämpfer in Nicaragua. Sie berufen sich auf den Guerillaführer Augusto César Sandino (1895–1934), der wegen seiner militärischen Erfolge und Unbestechlichkeit zur Legende wurde. Der Kampf des Sozialrevolutionärs gegen Fremdherrschaft und einheimische Oligarchie wurde wegweisend für Lateinamerika. 1927 setzte sich Sandino an die Spitze eines Guerillakriegs gegen die in Nicaragua als Besatzer auftretenden US-Truppen. Nach dem US-Abzug 1933 führte die Nationalgarde unter General Anastasio Somoza Garcia den Kampf gegen die Rebellen weiter. Somoza ließ Sandino ermorden.
Landesnatur
Wie groß ist das Land?
Nicaragua ist das flächenmäßig größte zentralamerikanische Land. Den Kern bildet die Zentralamerikanische Kordillere (bis 1963 m). Nach Osten schließt sich eine breite Küstenebene, nach Südwesten die Nicaragua-Senke an. Klimatisch ist das Land in einen tropisch immerfeuchten Bereich im Osten und einen tropisch wechselfeuchten Bereich im Südwesten geteilt.
Wirtschaft
Wo liegt das Agrarzentrum?
An der Pazifikküste. Die wichtigsten Anbauprodukte sind Maniok, Reis, Mais, Sorghum und Bohnen für den Eigenbedarf sowie Kaffee, Zuckerrohr, Bananen, Tabak und Baumwolle für den Export. Die Landwirtschaft ist der Hauptwirtschaftszweig Nicaraguas. Hier arbeiten 42 % der Erwerbstätigen. Die Agrarproduktion ist mit 32 % am Bruttoinlandsprodukt beteiligt. Fast die gesamte Fischfangmenge wird exportiert. Der Abbau von Gold und Silber ist von Bedeutung. Wichtigster Industriestandort ist Managua.
Costa Rica: Stabiler Staat in Mittelamerika
Was bedeutet Costa Rica?
»Reiche Küste«. Diesen Namen gab der Entdecker Christoph Kolumbus dem Land, das er 1502 auf seiner letzten Reise betrat. Danach wurde Costa Rica von den Spaniern erobert und 1520 dem Generalkapitanat Guatemala angegliedert, das 1821 die Unabhängigkeit von Spanien erlangte. 1823 bis 1838 bildete Costa Rica mit Nachbarstaaten die Zentralamerikanische Konföderation.
Geschichte
Wann wurde Costa Rica ein selbstständiger Staat?
1838 wurde das Land endgültig unabhängig. Während Konflikte mit den Nachbarrepubliken und innere Unruhen den Fortschritt im 19. Jh. lähmten, setzte nach 1900 eine intensive wirtschaftliche und politische Entwicklung ein, die ein stabiles demokratisches Gemeinwesen begründete. Dabei verstärkte sich der ökonomische Einfluss der USA. Große außenpolitische Verdienste erwarb sich Präsident Oscar Arias Sanchez, Führer der sozialdemokratisch orientierten PLN, für einen Friedensplan für Zentralamerika.
Landesnatur
Welche Naturkatastrophe bedroht das Land?
Vulkanausbrüche. Darüber hinaus sind Erdbeben eine ständige Gefahr für das Land, das in einem geologisch aktiven Raum liegt, der von Nordwesten nach Südosten von mehreren Gebirgsketten durchzogen ist.
Wirtschaft
Was zieht die Touristen an?
Costa Rica lockt mit seinen weiten Sandstränden sowie den Nationalparks mit den Vulkanen Irazú und Poáls jährlich über eine Million Touristen aus dem Ausland an. Der Tourismus hat dazu beigetragen, die Wirtschaft, die früher einseitig vom Kaffee- und Bananenexport abhängig war, zu verbreitern. Tatsächlich hat sich der Tourismus zur wichtigsten Devisenquelle des Landes entwickelt.
Die Landwirtschaft ist zu über 40% am Export beteiligt. In erster Linie werden für den Export Kaffee, Kakao, Bananen und Zuckerrohr angebaut. Daneben sind Rinder und Fleisch wichtige Ausfuhrprodukte. Die Fischerei (Tunfisch, Garnelen) gewinnt zunehmend an Bedeutung. Costa Rica besitzt Bodenschätze, u. a. Kupfer-, Zink- und Eisenerze.
Panama: Schleuse zwischen den Ozeanen
Wirtschaft
Wie wichtig ist der Panamakanal?
Die Wirtschaft des Landes wird entscheidend vom Kanal bestimmt. Die Verbindung zwischen dem Pazifischen und Atlantischen Ozean, die schon unter Karl V. erwogen wurde, ist für die internationale Schifffahrt von großer Bedeutung, da sie die Umschiffung Südamerikas um Kap Hoorn spart. Die USA hatten das Kanalbaugebiet von Panama gekauft. 1914 konnte der Durchstich des Isthmus von Panama eröffnet werden. Zum 1. Januar 2000 gingen die Hoheitsrechte an der Kanalzone von den USA vollständig auf Panama über.
Die Landwirtschaft Panamas liefert für den Export Zuckerrohr, Bananen, Kaffee und Kakao. Die Fischerei hat große Bedeutung. Wichtig für den Export ist die Weiterverarbeitung von eingeführtem Rohöl. Von wachsender Bedeutung ist der Tourismus.
Zudem verfügt Panama über die größte Handelsflotte der Welt (»Billigflagge«).
Landesnatur
Wie groß ist Panama?
Etwas größer als die Niederlande, Belgien und Luxemburg zusammen. Panama nimmt den schmalsten Teil der zentralamerikanischen Landbrücke ein. Es herrscht tropisches Passatklima mit durchschnittlichen Jahrestemperaturen zwischen 23 und 27 ° C. Tropischer Regenwald überzieht die feuchtheiße atlantische Abdachung und das Tiefland von Darién, während die wechselfeuchte Pazifikseite auch Trockenwald und Savanne trägt. An den sumpfigen Küsten gibt es Mangroven.
Geschichte
Wer hatte das Land mehr als 300 Jahre in Besitz?
Spanien. Seit der Entdeckung durch Rodrigo Galván de Bastidas (1460–1526) 1501 gehörte das Land zum Einflussbereich der europäischen Kolonialmacht. Als die spanischen Kolonien 1821 ihre Unabhängigkeit vom Mutterland erklärten, schloss sich Panama der Republik Großkolumbien an.
Die USA waren an einer Wasserstraße interessiert, und als ein entsprechender Vertrag mit Bogotá nicht zustande kam, unterstützten sie die Autonomiebestrebungen Panamas, das sich 1903 zur unabhängigen Republik erklärte. Eine seit den 1930er Jahren erstarkende Nationalbewegung führte 1936 und 1954 zu Verträgen, die Panama an der Verwaltung der Kanalzone beteiligten. Der Militärmachthaber General Manuel Noriega (* 1934) wurde 1989 durch eine US-amerikanische Intervention gestürzt. In den 1990er Jahren entwickelten sich demokratische Verhältnisse.
Bahamas
Wer entdeckte das Land?
Christoph Kolumbus, der 1492 auf den Bahamas erstmals den Boden der Neuen Welt betrat. Er nahm die Inselgruppe für die spanische Krone in Besitz. Später diente sie karibischen Piraten als Unterschlupf.
Wann wurden die Bahamas unabhängig?
Erst 1964 erlangten die Inseln, die ab 1729 britische Kronkolonie waren, die vollständige innere Autonomie und wurden schließlich 1973 in die Unabhängigkeit entlassen. Das politische Leben dominierte in den ersten Jahrzehnten die PLP, die Interessenvertretung der schwarzen Bevölkerungsmehrheit. Wirtschaftliche Probleme führten seit Beginn der 1990er Jahre zum Erstarken der Opposition.
Landesnatur
Was macht die Inseln zum Ferienparadies?
Herrliche Strände, Buchten, Tauchreviere und ein mildes subtropisches Klima. Der Archipel besteht aus rd. 700 Inseln sowie tausenden Riffen und ist eine Drehscheibe des Kreuzfahrttourismus.
Kuba
Wer war Che Guevara?
Ein in Argentinien geborener, kubanischer Sozialrevolutionär und Politiker. Der Arzt Ernesto »Che« Guevara (1928–1967) kämpfte als Guerillaführer seit 1956 mit Fidel Castro gegen den kubanischen Diktator Fulgencio Batista. Nach dem Sieg der Revolution hatte er wichtige Staatsämter in Kuba inne. 1965 verließ Che Guevara Kuba, um andere revolutionäre Bewegungen in Lateinamerika zu organisieren. Sein Versuch, durch die Mobilisierung der indianischen Landbevölkerung einen Umsturz in Bolivien herbeizuführen, scheiterte. Er wurde gefangen genommen und erschossen. Nach seinem Tod wurde Che Guevara zum Idol der revolutionär gesinnten Jugend in der westlichen Welt.
Landesnatur
Wie groß ist Kuba?
Die »Zuckerinsel« umfasst ein Drittel der Staatsfläche von Deutschland. Anders als die übrigen Antilleninseln wird das randtropische, wechselfeuchte Land überwiegend von Tiefebenen und niedrigen Hügelländern eingenommen. Nur an drei Stellen der Insel ragen Gebirge auf: im äußersten Südosten die Sierra Maestra mit einer Höhe von 1994 m, im mittleren Süden die Sierra del Escambray (1156 m) und im Westen die Sierra Guaniguanico (728 m). Das Klima ist tropisch warm mit der Hauptregenzeit im Sommer.
Geschichte
Seit wann regiert Fidel Castro?
Seit 1959 in unterschiedlichen Funktionen. Nach der Verabschiedung einer neuen Verfassung im Februar 1976 wurde Fidel Castro Ruz (* 1926) im Dezember 1976 zum Vorsitzenden des Staatsrats ernannt. Seither vereinigt er in seiner Person das Amt des Staatsoberhaupts und das des Regierungschefs. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa weigerte sich Castro, einen Systemwandel zu vollziehen. Dies führte zur außenpolitischen Isolierung der Insel und massiven wirtschaftlichen Problemen.
Mit der Revolution auf Kuba hatten die Rebellen unter der Führung von Castro 1959 dem diktatorischen Batista-Regime ein Ende gesetzt. Das gute Verhältnis zu den USA, die die Revolutionsbewegung Castros unterstützt hatten, änderte sich mit der Enteignung US-amerikanischen Eigentums in Kuba. Präsident Dwight D. Eisenhower verhängte ein Wirtschaftsembargo.
Was war die Invasion an der Schweinebucht?
Eine mit Zustimmung der USA von Exilkubanern im April 1961 durchgeführte Landung an der Südküste Kubas. Drei Tage nach der Invasion in der Schweinebucht scheiterte die Gegenrevolution am erbitterten Widerstand der kubanischen Armee. Castro bekannte sich öffentlich zum Kommunismus und zog zahlreiche technische und militärische Berater aus osteuropäischen Staaten, vornehmlich aus der Sowjetunion, heran.
Worum ging es bei der Kuba-Krise?
Um die Stationierung weitreichender sowjetischer Raketen auf Kuba, 150 km vor der Küste der USA. Der Konflikt, der vom 22 bis zum 27. Oktober 1962 dauerte, brachte die Welt an den Rand einer atomaren Auseinandersetzung. Die harte Haltung von US-Präsident John F. Kennedy (1917–1963) bewog den sowjetischen Ministerpräsidenten Nikita S. Chruschtschow (1894–1971) nach Tagen dramatischer Spannung und der Zusage von Gegenleistungen (Verzicht auf eine Invasion in Kuba, Abzug US-amerikanischer Mittelstreckenraketen aus der Türkei) schließlich zum Einlenken und zum Abzug der Raketen.
Wirtschaft
Gibt es in Kuba noch die Planwirtschaft?
Ja. So werden beispielsweise rd. 80 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche durch Staatsgüter bewirtschaftet. Für den Export werden v. a. Zuckerrohr, Tabak, Kaffee, Früchte und Gemüse, für den Eigenbedarf Reis, Mais, Maniok und Bohnen angebaut.
Die Industrie erzeugt in erster Linie Zucker für den Export, der über 40 % des Ausfuhrwerts ausmacht, Nahrungsmittel, chemische Produkte, Landmaschinen, Tabakwaren, Textilien u. a. Konsumgüter. Von Bedeutung ist die Förderung und Verhüttung von Nickelerz.
Die wirtschaftliche Entwicklung Kubas litt Anfang der 1960er Jahre unter der diplomatischen Isolierung des Landes, dem Wirtschaftsboykott durch die westliche Welt, der ökonomischen Abhängigkeit vom Ostblock sowie seiner einseitig agrarisch orientierten Wirtschaftspolitik. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa und dem Ende der UdSSR verschärften sich die Wirtschaftsprobleme Kubas. Lediglich der Ausbau des Tourismussektors konnte teilweise die Einbußen wieder ausgleichen.
Was sind Cohibas?
Ein Spitzenprodukt kubanischer Zigarren. Sie wurden zunächst speziell für Fidel Castro angefertigt und blieben darüber hinaus außerhalb Kubas jahrelang Staatsoberhäuptern und Diplomaten vorbehalten. Seit 1982 werden Cohibas auch auf dem freien Markt vertrieben. Alle Cohibas werden ausschließlich in reiner Handarbeit von einem Torcedor oder einer Torcedora gefertigt. Der Name Cohiba stammt von den Taino-Indianern: Vor 500 Jahren nannten sie so ihre gerollten Tabakblätter.
Jamaika
Was ist Rastafari?
Eine zu Beginn des 20. Jh. auf Jamaika entstandene religiöse Wertegemeinschaft, benannt nach Ras (»Fürst«) Tafari Makonnen, dem späteren Kaiser von Äthiopien, Haile Selassie I. Die Rastafari heben die afrikanischen Wurzeln der Bevölkerungsmehrheit hervor. Es existieren viele verschiedene Strömungen. Hauptmerkmale sind die Anerkennung Haile Selassies als Gott, die Ablehnung des westlichen Wertesystems sowie der Kampf für die Gleichberechtigung der schwarzen Bevölkerung. Mit der Einbindung in die Reggae Kultur bekam die Bewegung ein weltweites Sprachrohr.
Landesnatur
Wie groß ist Jamaika?
Halb so groß wie Hessen. Die zu den Großen Antillen gehörende Karibikinsel war einst Zentrum des britischen Sklavenhandels und größte Zuckerkolonie Großbritanniens.
Jamaika ist überwiegend gebirgig. Im Osten erreichen die Blue Mountains eine Höhe von 2256 m. Zwei Drittel der Inselfläche bestehen aus z. T. verkarsteten Kalksteinplateaus, an deren Oberfläche sich örtlich stark bauxithaltige Roterde gebildet hat. Häufig ziehen tropische Wirbelstürme über die Insel.
Haiti
Bevölkerung
Von wem stammen die Haitianer ab?
Die Bevölkerung stammt überwiegend von afrikanischen Sklaven ab, die die französischen Kolonialherren als Plantagenarbeiter ins Land geholt hatten. Auf ihre afrikanischen Wurzeln geht auch der weit verbreitete Voodo-Kult zurück. Etwa ein Drittel der Bevölkerung sind Mulatten, eine kleine Minderheit ist weiß. Rd. 38 % der Haitianer wohnen in Städten, von der Landbevölkerung leben vier Fünftel unterhalb der Armutsgrenze. Das Bevölkerungswachstum ist das höchste aller karibischen Länder. Mit gut 50 Jahren haben die Haitianer die geringste Lebenserwartung in Lateinamerika.
Geschichte
Worunter leidet der Karibikstaat?
Unter zahlreichen Aufständen und Diktaturen, die im 19. und 20. Jh. lange Zeit die Geschicke des Landes bestimmten. 2003 kam es zu Unruhen und Demonstrationen gegen das korrupte Regime, die zur offenen Rebellion eskalierten. Der UN-Sicherheitsrat entsandte eine Friedenstruppe, um eine Rückkehr zu demokratischen Verhältnissen möglich zu machen.
Dominikanische Republik: Touristenziel in der Karibik
Welche Rolle spielt der Tourismus?
Jährlich besuchen fast 3 Mio. Touristen das Land. Der überwiegend auf Strandurlaub ausgerichtete Tourismus erhält staatliche Förderungen. Die meisten Touristen kommen aus den USA und Kanada. Eine weitere bedeutende Devisenquelle bilden die Geldzahlungen der im Ausland lebenden Dominikaner.
Landesnatur
Wo liegt der Inselstaat?
In der Karibik auf Hispaniola, der zweitgrößten Westindischen Insel, die sich die Dominikanische Republik mit dem Nachbarn Haiti teilt. Die Dominikanische Republik nimmt den – einst spanischen – Ostteil (Santo Domingo) der Insel ein, Haiti befindet sich im Westteil (Saint Domingue), der in der Kolonialzeit französisch war.
Es herrscht ein vom Nordostpassat beeinflusstes tropisches Klima mit hohen Temperaturen. Während auf den windzugewandten Seiten der Gebirge immergrüner tropischer Regenwald wächst, werden die trockenen Hochbecken und die Küstenebenen von Trocken- und Dornsavannen eingenommen. Berg- und Nebelwälder bedecken die Hochlagen. Im Herbst wird die Dominikanische Republik häufig von Hurrikans heimgesucht.
Wirtschaft
Was wird angebaut?
Auf der Hälfte der Agrarfläche werden in Großbetrieben Zuckerrohr sowie Kaffee, Kakao und Tabak angepflanzt. Insgesamt entfallen 70 % des Exportwerts auf Agrarprodukte. Vier Fünftel aller Agrarprodukte dienen der bäuerlichen Selbstversorgung. Wichtigstes Grundnahrungsmittel ist Reis.
Seit 2003 befindet sich die Dominikanische Republik in der schlimmsten Finanz- und Wirtschaftskrise ihrer Geschichte mit hoher Arbeitslosigkeit, rapider Geldentwertung und steigender Auslandsverschuldung. In Freihandelszonen haben sich Textil- und Computerunternehmen angesiedelt.
Geschichte
Wer entdeckte das Land?
Christoph Kolumbus (1451–1506), der 1492 die Insel Hispaniola erreichte. Danach begann die Kolonisierung Hispaniolas, das mit der Gründung Santo Domingos zum frühen Zentrum des spanischen Kolonialreichs in der Neuen Welt aufstieg. Der Ostteil der Insel, die spätere Dominikanische Republik, kam 1795 unter französische Herrschaft. Die 1844 wiedererlangte Souveränität wurde noch einmal 1861–1865 durch die erneute Vereinigung mit Spanien unterbrochen.
Saint Kitts und Nevis
Landesnatur
Wie groß ist das Land?
Mit 261 km² ein wenig größer als die Rheinmetropole Duisburg. Die Insel Saint Kitts wird von einem zerklüfteten Gebirgszug aufgebaut, der in dem Vulkan Mount Misery in 1156 m Höhe gipfelt.
Was sind die »Inseln über dem Winde«?
Die nördliche Inselgruppe der Kleinen Antillen, zu denen auch Saint Kitts und Nevis gehört. Der Name stammt von der vorherrschenden Windrichtung des Nordost-Passats.
Geschichte
Wie hießen die Inseln früher?
St. Christopherus. So nannte sie der Seefahrer Christoph Kolumbus, als er sie im Jahr 1493 entdeckte. Seit 1623 siedelten sich Engländer, später auch Franzosen an. 1983 wurden die Inseln im Rahmen des Commonwealth unabhängig.
Antigua und Barbuda
Wirtschaft
Wovon lebt das Land?
Vom Tourismus. Der Fremdenverkehr hat sich zum wichtigsten Wirtschaftsfaktor entwickelt. Der Hafen von Saint John's wurde zu einem der bedeutendsten Tiefseehäfen ausgebaut.
Bis in die 1970er Jahre lebte das rohstoffarme Antigua von seinen Zuckerrohrplantagen. Der Anbau von Zuckerrohr wurde inzwischen zugunsten von Baumwolle, Getreide, Obst und Gemüse nahezu eingestellt. Das produzierende Gewerbe beschränkt sich auf Kleinbetriebe der Leichtindustrie.
Geschichte
Wozu dienten die Inseln zu Kolonialzeiten?
Die Engländer benutzten die Inseln in den Kolonialkriegen gegen Frankreich als Hauptstützpunkt ihrer Flotte im karibischen Raum.
Durch die Abschaffung der Sklaverei 1834 und durch die Weltwirtschaftskrise 1929 geriet die Zuckerrohrindustrie in die Krise. 1967 erhielt Antigua und Barbuda innere Autonomie, 1981 die volle Unabhängigkeit. Erster Premierminister wurde Vere C. Bird von der Antigua Labour Party, die bereits seit 1960 das politische Leben dominierte. 2004 vollzog sich ein Machtwechsel.
Dominica
Landesnatur
Wo liegt Dominica?
Dominica ist die nördlichste der »Inseln über dem Winde« in der östlichen Karibik. Mit 751 km² ist Dominica etwa so groß wie Hamburg (755 km²). Der Inselstaat ist durch den Vulkanismus geprägt (Solfataren, heiße Quellen). Immergrüner Regenwald bedeckt das Landesinnere.
Geschichte
Woher kommt der Name Dominica?
Vom Tag der Entdeckung der Insel, einem Sonntag (spanisch: Domingo). Christoph Kolumbus erreichte sie im Jahr 1493 an diesem Wochentag.
Die ersten Siedlungsversuche im 17. Jh. scheiterten zunächst am erbitterten Widerstand der einheimischen Kariben. Erst 1783 gelang es den Briten, sich die Insel gegen französische Ansprüche dauerhaft anzueignen. Im Zuge der Entkolonialisierung erhielt Dominica 1967 die innere Autonomie und wurde 1978 unabhängige Republik. 1980 bis 1995 regierte die konservative DFP.
Saint Lucia
Bevölkerung
Welche Sprache wird gesprochen?
Ein Großteil der Bevölkerung – rd. 96 % sind Schwarze und Mulatten – spricht das mit afrikanischen Elementen durchsetzte Patois, das verschiedenartige französische Dorfmundarten innerhalb eines größeren Dialektgebiets umfasst.
Wirtschaft
Welche Bedeutung hat der Tourismus?
Der stark expandierende Fremdenverkehr ist wichtigster Devisenbringer. In zollfreien Zonen hat sich eine arbeitsintensive Exportindustrie (Textil-, Möbel-, elektronische Industrie) angesiedelt, die sich zumeist in ausländischem Besitz befindet. Bis kurz nach dem Zweiten Weltkrieg prägte der plantagenmäßig betriebene Zuckerrohranbau die Agrarstruktur. Er wurde durch die Kultivierung der Banane verdrängt, die neben Kokosprodukten wichtigstes Exportgut geworden ist.
Außerdem werden noch Kakao, Mangos, Zitrusfrüchte und Gewürze angebaut. Der Schwerpunkt der Viehzucht liegt auf der Milchwirtschaft.
Barbados
Wirtschaft
Was zieht Touristen an?
Die herrliche Lage, wunderbare Buchten und ein tropisch-ozeanisches Klima, das durch den Nordostpassat beeinflusst wird und nur geringe jahreszeitliche Temperaturschwankungen aufweist. Die zahlreichen Badeorte befinden sich vor allem an der West- und Südküste der Insel.
Geschichte
Was geschah mit der Urbevölkerung?
Sie wurde vollständig von den Spaniern in die Bergwerke Hispaniolas (Haitis) verschleppt. Nach Entdeckung der Insel Anfang des 16. Jh. wurden die präkolumbischen Wirtschafts- und Gesellschaftsstrukturen vollständig vernichtet. Die ab 1625 eintreffenden Engländer fanden eine unbewohnte Insel vor. Barbados wurde 1652 britische Kronkolonie, in der sich eine auf Zuckerrohr basierende Plantagen- und Sklavenwirtschaft herausbildete, deren Niedergang in der zweiten Hälfte des 19. Jh. einsetzte. Eine Auswanderungswelle erfasste das Land. Nach sozialen Unruhen wurden ab 1937 Reformen in Angriff genommen. 1966 erlangte Barbados die Unabhängigkeit.
Saint Vincent und die Grenadinen
Was ist Arrowroot?
Eine Stärkeart, die vor allem für die Herstellung von Säuglingsnahrung, aber auch von Speiseeis verwendet wird. Die Insel Saint Vincent besitzt eine Monopolstellung auf dem Weltmarkt in der Produktion dieser Marantastärke, die aus der Pfeilwurz (Maranta arundinacea) gewonnen und von Großbetrieben kultiviert wird.
Nach dem stark expandierenden Fremdenverkehr, vor allem auf den Grenadinen, ist die Landwirtschaft der zweitwichtigste Wirtschaftszweig.
Geschichte
Wer stritt sich um die Inseln?
Briten und Franzosen. Saint Vincent, 1498 von Christoph Kolumbus entdeckt, war lange Jahre koloniales Streitobjekt.
1763 gelangte das Gebiet endgültig in den Besitz der Briten, die 1796 einen Aufstand der einheimischen Kariben niederschlugen. 1871 wurde Saint Vincent und die Grenadinen Teil der Windward Islands. 1979 erlangte das Land als parlamentarische Monarchie im Commonwealth die Unabhängigkeit.
Grenada
Wirtschaft
Wie wird Grenada auch genannt?
Gewürzinsel. Aufgrund ihrer herausragenden Bedeutung schmückt die Muskatnuss die Landesflagge. Darüber hinaus lebt die Insel vom Tourismus und dem Export von Kakao und Bananen. Die Touristen kommen v. a. mit Kreuzfahrtschiffen, die Saint George's auf Grenada und Hillsborough auf Carriacou anlaufen – die südlichen Grenadinen gehören ebenfalls zum Staat. Stark getroffen wurde die Wirtschaft 2004 durch einen Hurrikan, der u. a. die Plantagen zerstörte.
Geschichte
Warum besetzten die USA 1983 Grenada?
Die Insel war nach Ansicht der US-Regierung zu einem Umschlagplatz kubanischer und sowjetischer Munitions- und Waffenlieferungen geworden. Die USA zielten mit der Operation auf die Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung sowie den Wiederaufbau demokratischer Verhältnisse ab. Zuvor hatten linksradikale Armeeangehörige durch einen Putsch eine Militärjunta auf Grenada errichtet.
Trinidad und Tobago
Landesnatur
Wo liegt der Inselstaat?
Der aus den beiden Hauptinseln Trinidad und Tobago sowie einigen kleinen Nebeninseln bestehende Staat liegt im Schelfbereich der Nordküste Südamerikas. Die etwa 25 km von der venezolanischen Küste entfernte Insel Trinidad ist ihrem Relief und geologischem Bau nach ein Teil des Festlands.
Beide Inseln haben tropisches Klima. Die Durchschnittstemperaturen liegen zwischen 24 und 26 °C. Im Gegensatz zu anderen Westindischen Inseln treten auf Trinidad und Tobago keine tropischen Wirbelstürme auf.
Wirtschaft
Welche Bodenschätze gibt es?
Besonders Erdöl, auf dem die wichtigste Industrie des Landes basiert. Es gibt Lagerstätten im Süden von Trinidad sowie im Kontinentalschelf. Zudem verfügt das Land über Erdgasvorkommen im Schelfbereich und über abbauwürdige Eisenerzlagerstätten, die aber noch nicht erschlossen sind. Von zunehmender Bedeutung ist der Fremdenverkehr, besonders auf Tobago mit seinen weiten Stränden sowie an der Nordküste Trinidads.
Suriname
Bevölkerung
Wo leben die Menschen?
Die Bevölkerung des dünn besiedelten Landes konzentriert sich auf die Küstenebene, v. a. auf das Gebiet um Paramaribo.
Wirtschaft
Was wird aus Bauxit hergestellt?
Bauxit ist ein Ausgangsstoff für die Aluminiumgewinnung. Der weltweit begehrte Rohstoff bildet das wirtschaftliche Fundament von Suriname. Abbau und Verarbeitung erbringen 70 % der Exporteinnahmen. Außer den Tonerde- und Aluminiumwerken, deren wichtigste Energiequelle der Brokopondostaudamm ist, gibt es Kleinfabriken, die Holz, Nahrungsmittel und Metalle zur Versorgung des Binnenmarktes verarbeiten.
Die Landwirtschaft konzentriert sich auf die Küstenzone. Sie kann den Eigenbedarf an Lebensmitteln nur etwa zur Hälfte decken. Die Nutzung der großen Holzvorräte – acht Zehntel des Landes sind bewaldet – wird von ausländischen Investoren vorangetrieben. Die Küstenebene ist durch ein Straßennetz gut erschlossen, während die Verbindung zu den Inlandsdistrikten über Flüsse sowie einige Flugverbindungen aufrechterhalten wird.
Guyana
Landesnatur
Wo liegt Guyana?
Im Nordosten Südamerikas mit Grenzen zu Venezuela, Suriname und Brasilien. Das Land ist mit einer Fläche von 214 969 km² etwa zwei Drittel so groß wie Deutschland. Guyana wird von drei Landschaftseinheiten geprägt: dem inneren Bergland von Guyana, dem Bauxithochland und der Küstenebene. Die Küste ist zum Teil bereits im 17. Jh. von den Holländern eingepoldert worden; Deiche und Schleusen schützen vor Überschwemmungen.
Das tropische Klima weist kaum Temperaturschwankungen auf. Weite Bereiche des Landes sind mit tropischem Regenwald bedeckt, an der Küste findet man Mangroven.
Bevölkerung
Welche Volksgruppe stellt die Mehrheit?
51 % der Bevölkerung sind Inder, deren Vorfahren nach Aufhebung der Sklaverei im 19. Jh. als Kontraktarbeiter ins Land geholt wurden. 42 % sind Schwarze, Mulatten und Mestizen. Daneben gibt es etwa 1,3 % Europäer, wenige Chinesen und Araber. Angehörige der Indianerstämme (5,3 %) leben zurückgezogen im Landesinneren.
Venezuela: Erdölreiches Land mit großer Tradition
Geschichte
Welche Rolle spielte Simón Bolívar?
Der in Venezuela geborene südamerikanische Unabhängigkeitskämpfer und Nationalheld befreite Südamerika von der spanischen Herrschaft. Simón Bolívar (1783–1830) setzte sich, beeinflusst von den Ideen der Französischen Revolution, seit 1810 (Erhebung in Caracas) an die Spitze des Freiheitskampfes gegen die spanische Kolonialherrschaft. 1811 betrieb Bolívar die Einberufung eines Kongresses, der die Unabhängigkeit Venezuelas ausrief. 1814 offiziell zum Libertador erklärt, beteiligte er sich in den Folgejahren in entscheidender Position am Kampf für die Unabhängigkeit. 1819 wurde er Präsident von Großkolumbien, das Venezuela und Kolumbien vereinte.
Woher kommt der Name Venezuela?
Das Land erhielt seinen Namen Venezuela (»Klein-Venedig«) nach den Pfahlbaudörfern der indianischen Bewohner. Die ersten spanischen Siedlungen wurden von Perlenfischern auf den der Nordküste vorgelagerten Inseln gegründet. Von hier aus drangen die Eroberer zunächst in die Küstengebiete, dann in das Innere des Landes vor.
Wer siedelte zuerst am Maracaibosee?
Die tropischen Niederungen wurden zunächst von deutschen Kolonisten besiedelt, da Karl V. beim Augsburger Handelshaus der Welser so hoch verschuldet war, dass er seinen Gläubigern 1528 für einen Teil Venezuelas einen Kolonisationsvertrag gab. In der Hoffnung, Edelmetallvorkommen zu finden, unternahmen die deutschen Statthalter und Feldhauptleute der Welser weite Expeditionen ins Landesinnere. Im Jahr 1546 fiel das Gebiet im Norden Südamerikas wieder an die spanische Krone.
Zu einem ersten Aufstand gegen die spanische Herrschaft kam es bereits 1797. Dieser Befreiungsversuch wurde niedergeschlagen, doch Venezuela war nun das Land, von dem die Unabhängigkeitsbewegung auf ganz Lateinamerika übergriff.
1908 begann die Förderung der großen Erdölvorkommen, die Venezuela beträchtliche Einnahmen brachten. Trotzdem verschärften sich seit den 1970er Jahren die sozialen Gegensätze. 1999 wurde Hugo Chávez Frías (* 1954) Präsident, der eine neue Verfassung einführte (Bolivarische Republik Venezuela). Sein linkspopulistisches Regime rief zunehmend Widerstand hervor. 2004 scheiterte ein vom Oppositionsbündnis Coordinadora Democrátia (CD) initiiertes Referendum zur Abwahl des Präsidenten.
Landesnatur
Welches Gebirge durchzieht das Land?
Die Anden. Die Ausläufer der Anden, die das Maracaibobecken umschließen, nehmen den Norden und Nordwesten des Landes ein. Südöstlich schließt sich ein weites Tiefland (Llanos del Orinoco) an. Im Süden liegt das Bergland von Guyana (Roraima 2810 m).
Das Klima ist tropisch-warm und meist wenig bis mäßig feucht. Wald findet sich an den Andenhängen, im Orinocodelta und im Bergland von Guyana. Im Norden der Llanos herrscht Trockenwald, im Süden Grassavanne.
Bevölkerung
Gibt es noch Indianer?
Nur noch in Rückzugsgebieten im Nordwesten, im Orinocodelta und im Bergland von Guyana siedeln Indianer (2 %).
Über zwei Drittel der Venezolaner sind Mischlinge (Mestizen, Mulatten), 20 % sind Weiße (meist spanischer und italienischer Herkunft). Die schwarze Bevölkerung (9 %) lebt vor allem im karibischen Küstengebiet.
Wirtschaft
Was bildet das Rückgrat der Wirtschaft?
Venezuela ist einer der größten Erdölexporteure der Erde. Die Erdöleinnahmen tragen rd. 50 % zu den Staatseinnahmen bei. Die Förderung konzentriert sich am und im Maracaibosee sowie zwischen Orinocodelta und den Kordillerenausläufern. Erdgas hat für die Brennstoffversorgung sowie für die petrochemische Industrie Bedeutung. Im Südosten gibt es reiche Eisenerzlager. Weiterhin wichtig sind große Vorkommen von Steinkohle, Mangan, Kupfer, Magnesit und Bauxit sowie Gold und Diamanten. Die Landwirtschaft (Anbau von Mais, Kaffee, Reis, Zuckerrohr, Gemüse; Viehzucht) deckt rd. 70 % des Inlandsbedarfs.
Kolumbien: Im Griff der Drogenmafia
Landesnatur
Welches ist das höchste Küstengebirge der Erde?
Es ist die 5775 m hohe Sierra Nevada de Santa Marta. In Kolumbien spalten sich die Anden in drei Gebirgsketten (bis 5750 m) auf, die dicht besiedelte Hochtäler einschließen. Im Westen und Norden werden sie von feuchtheißen Küstentiefländern begrenzt, im Osten schließt sich ein Flachland an, das im Norden von Savannen (Llanos), im Süden von Regenwäldern (Amazonien) bestanden ist.
Bevölkerung
Wo leben die meisten Menschen?
Etwa die Hälfte der Bevölkerung lebt in der Andenregion. Große Bevölkerungskonzentrationen (30 % der Landesbevölkerung) findet man in den vier größten Städten Bogotá, Medellín, Cali und Barranquilla.
Die weitgehend katholische, Spanisch sprechende Bevölkerung besteht zu 58 % aus Mestizen, 14 % aus Mulatten, 20 % aus Weißen, 4 % aus Schwarzen und zu 1 % aus Indios. Letztere leben überwiegend in den östlichen und südöstlichen Tiefländern, die Schwarzen sind in den heißen Küstenregionen vertreten.
Geschichte
Wer vertrieb die Kolonialmacht?
Die Spanier, die das Gebiet des heutigen Kolumbien 1536–1539 erobert hatten, wurden vom südamerikanischen Befreiungskämpfer Simón Bolívar aus dem Land vertrieben. 1819 wurde die Republik Großkolumbien, bestehend aus Kolumbien und Venezuela, proklamiert, der sich 1821 Panama und 1822 auch Ecuador anschlossen. 1830 fielen Venezuela und Ecuador ab. Der Rest nannte sich seit 1861 Vereinigte Staaten von Kolumbien und seit 1886 Republik Kolumbien.
Durch den Bürgerkrieg zwischen Konservativen und Liberalen wurde das Land geschwächt. Unter dem Druck der USA trennte sich Panama 1903 von Kolumbien. Nach vorübergehender Stabilisierung flammte der Bürgerkrieg 1948 wieder auf (200 000 Tote). In den folgenden Jahrzehnten blieb das Land trotz Reformbemühungen politisch labil.
Wie mächtig ist die Drogenmafia?
Seit dem Ende der 1980er Jahre bestimmte zunehmend die Drogenmafia das politische Leben Kolumbiens. Es kam zu blutigen Auseinandersetzungen mit dem Militär (»Drogenkrieg«).
Einer der mächtigsten Drogenbosse war Pablo Escobar. Er baute einen weltweit tätigen, mächtigen Drogenring (»Medellín-Kartell«) auf. Versteckt in den schwer zugänglichen Regenwäldern des Landes wurden riesige Mengen Kokablätter geerntet. Das daraus hergestellte Kokain deckte rd. 80 % der weltweiten Nachfrage.
Auf internationalem Druck hin, v. a. aus den USA, verschärfte die kolumbianische Regierung in den 1980er Jahren ihren Kampf gegen das Kartell aus Medellín. Escobar wurde zum meistgesuchten Verbrecher des Landes. 1991 stellte er sich der Justiz, die ihm zusicherte, ihn nicht an die USA auszuliefern, wo ihm eine lebenslange Haft drohte. Im Jahr darauf floh Escobar aus dem Gefängnis und wurde 1993 bei einem Polizeieinsatz erschossen.
Wirtschaft
Welche Bedeutung haben Blumen für Kolumbien?
Das lateinamerikanische Land ist nach den Niederlanden zweitgrößter Blumenproduzent der Welt. Im Land findet man mit 3500 Orchideen-Arten eine einzigartige Vielfalt.
In den Export gehen nicht nur Blumen, sondern v. a. auch Kaffee, daneben Bananen, Zucker, Tabak, Kakao und Baumwolle. Die Rinderhaltung, deren Schwerpunkte in den karibischen und östlichen Tiefländern liegen, hat mit 26 Mio. Tieren große Bedeutung erlangt. Trotz des Waldreichtums (rd. 50 % der Landesfläche) ist die Forstwirtschaft von geringer Bedeutung, ebenso die Gewinnung von Kautschuk, Harzen und Gerbstoffen.
Wichtige Bodenschätze sind Edelsteine (Smaragde), Gold, Platin und Silber. Durch die Erschließung der riesigen Kohlevorkommen ist Kohle nach Erdöl und Kaffee zum drittwichtigsten Exportgut geworden. Daneben werden Eisenerze, Bauxit, Schwefel, Kupfer, Nickel und Asbest abgebaut. Kolumbien ist Selbstversorger mit Erdöl, das 50 % des Energiebedarfs deckt und darüber hinaus über 30 % des Ausfuhrwerts stellt.
Ecuador: Im Land der Inka
Landesnatur
Welche Landschaften prägen Ecuador?
Im Westen befindet sich das pazifische Küstentiefland (Costa, rd. ein Viertel der Gesamtfläche), im Osten erstreckt sich das Amazonastiefland (Oriente, rd. die Hälfte der Gesamtfläche). Dazwischen verläuft das Andenhochland (Sierra) mit den beiden Hauptketten der Anden, die ein nur ca. 25 bis 40 km breites Längstal bilden. Hier reihen sich zahlreiche Vulkane auf, u. a. der Chimborazo (6267 m) und der Cotopaxi (5897 m). Quito, 1534 gegründet und damit älteste Hauptstadt Südamerikas, ist mit 2850 m ü. M. eine der höchstgelegenen Großstädte der Erde. Übrigens: Die Galápagosinseln gehören ebenfalls zu Ecuador.
Bevölkerung
Was ist Ketschua?
Eine Indianersprache, die einst Staatssprache des Inkareichs war und heute mit über 9 Mio. Sprechern die am meisten verbreitete Indianersprache ist. Ein Großteil der indianischen Bevölkerung Ecuadors (rd. 20 %) spricht Ketschua oder Chibcha. Die Mehrzahl der übrigen Bevölkerung (35 % Mestizen, 25 % Weiße, 15 % Mulatten, 5 % Schwarze) spricht Spanisch.
Wirtschaft
Warum sind Garnelen wichtig?
Ecuador ist größter Garnelenexporteur der Welt. Daneben sind Bananen und Rohöl (40 % der Gesamtausfuhr) Hauptexportprodukte. Die Landwirtschaft, die über ein Viertel der Erwerbspersonen beschäftigt, liefert zudem Kaffee, Kakao, Zucker, Reis und Baumwolle. Die Industrie erzeugt Nahrungsmittel, Textilien, Leder- und Metallwaren.
Geschichte
Wer eroberte das Land?
Belalcázar (1495–1551), ein Unterführer des spanischen Konquistadors Francisco Pizarro. Als nördliche Provinz des Inkareichs eroberte er das Gebiet 1533/34 für Spanien und gründete die Städte Quito und Guayaquil. Simón Bolívar setzte 1822 der spanischen Herrschaft in Ecuador ein Ende. 1830 erklärte sich das Land zur selbstständigen Republik.
Peru: Andenstaat am Pazifik
Landesnatur
Wie groß ist der Titicacasee?
Etwa 8288 km². Der Sage nach hat der See keinen Grund – Lotungen ergaben eine Tiefe von 281 m. Er liegt 3810 m über dem Meeresspiegel und ist damit das höchstgelegene schiffbare stehende Gewässer der Welt.
Die Anden nehmen fast ein Viertel des Landes ein. Nach Osten senkt sich das Land zum Amazonastiefland (Selva). Die wüstenhafte Küstenebene im Westen (Costa) wird von fruchtbaren Flussoasen durchschnitten.
Bevölkerung
Gibt es noch Indianer?
Ja. Die Bevölkerung besteht zu rd. 47 % aus Indianern, v. a. aus den Völkern der Ketschua und Aymará. 32 % sind Mestizen, 12 % Weiße. Die Peruaner sind überwiegend römisch-katholisch. Indianische Stammesreligionen haben sich z. T. mit christlichen Bräuchen vermischt.
Wirtschaft
Wozu dient Guano?
Als organischer Dünger. Er entsteht überwiegend aus Exkrementen sowie Leichen und Federn von Seevögeln. Guano kommt auf den gleichnamigen, Peru vorgelagerten Inseln vor, wird aber nur für den Bedarf der einheimischen Landwirtschaft abgebaut.
Wichtige Anbauprodukte für den Export sind Baumwolle, Zuckerrohr und Reis aus den fruchtbaren Flussoasen der Costa sowie Kaffee und Tee, die in der Montaña angebaut werden. Viehzucht (Schaf-, Ziegen-, Rinder-, Alpaka- und Lamahaltung) wird auf großen Haciendas in der Sierra (Anden) extensiv betrieben und liefert Wolle, Häute und Felle. Aus der Selva stammen tropische Edelhölzer sowie Naturkautschuk.
Peru gehört zu den wichtigsten Fischfangnationen der Welt. Fast die Hälfte des Exports macht der Bergbau (u. a. Silber, Gold, Zink, Kupfer) aus. Die Industrie bereitet Erze auf und liefert Textilien, Nahrungsmittel sowie chemische Produkte.
Geschichte
Was sind die »Scharrbilder«?
Überdimensionale Erdzeichnungen, die in der südperuanischen Wüstenlandschaft zwischen Nazca und Palpa vorkommen. Sie bestehen aus bis zu 10 km langen Linien, Flächen sowie Darstellungen von Pflanzen und Tieren (bis zu 300 m lang). Sie entstanden durch das Entfernen der stark eisenhaltigen Erdkruste vom sandig gelben Untergrund. Die Kunstwerke lassen sich nur aus der Luftperspektive ganz erfassen; ihre Bedeutung ist umstritten. Fest steht jedoch, dass sie während der Nazca-Kultur (ca. 100–600 n. Chr.) entstanden sind. Diese altindianische Hochkultur ist bekannt für ihre hoch entwickelte Weberei und Töpferei. Die Scharrbilder zählen seit 1994 zum Weltkulturerbe.
Weitere bedeutende Spuren in Architektur und Kunsthandwerk hinterließen die Moche-Kultur (2. Jh. v. Chr.–ca. 600 n. Chr.) mit ihren gewaltigen Stufenpyramiden und ihrer weit entwickelten Keramik sowie die Tiahuanaco-Kultur (200–1200 n. Chr.) mit ihren zahlreichen Monolithfiguren, Bechern, Schalen und Räucherbecken aus Ton.
Wie fortschrittlich war die Inka-Kultur?
Die indianische Dynastie (1450–1532) des Ketschua-Stamms aus dem mittleren Andenraum war politisch und landwirtschaftlich ausgesprochen gut organisiert. Sie baute einen Großstaat auf, den sie in vier Provinzen gliederte. An der Spitze der zentralistischen Verwaltung stand als absoluter Herrscher der Sapa Inka (»alleiniger Inka«). Zur Verwaltung dienten ihm blutsverwandte Adlige. Gemeinfreie Bauern, die den Hauptanteil der Bevölkerung bildeten, mussten an die herrschende Klasse Steuern zahlen. Strenge Vorschriften regelten das Leben des Einzelnen. So war z. B. jeder Bewohner zu einer bestimmten Arbeitsleistung als Bergarbeiter (zur Gewinnung von Gold, Kupfer, Zinn) bzw. beim Straßen-, Brücken-, Tempel- oder Festungsbau verpflichtet.
Mit ihrem hervorragend ausgebauten Straßensystem, das sogar Ingenieurleistungen wie Hängebrücken umfasste, übertrafen die Inka das Römische Reich an Ausdehnung. Stafettenläufer waren für die Nachrichtenübermittlung zuständig.
Die Inka betrieben einen gemeinschaftlichen, intensiven Feldbau, inklusive Terrassenfeldern, Bewässerungsanlagen und Düngung. Vieh galt als persönliches Eigentum. Die Höhe der Ernte, der Viehbestand, sämtliche Abgaben sowie die Bevölkerungszahl wurden statistisch erfasst. Mit seinen gefüllten Speichern war der Staat sogar auf eine Hungersnot vorbereitet.
Hoch entwickelt war die Goldschmiedekunst der Inka, die bereits den Bronzeguss kannten. Während Wohnhäuser überwiegend aus luftgetrockneten Lehmziegeln errichtet wurden, bauten die Inka ihre Monumentalbauten (Paläste, Tempel, Festungen) aus Steinen, die so passend verarbeitet waren, dass kein Bindemittel benötigt wurde.
Worum ging es im Salpeterkrieg?
In dem von 1879 bis 1883 dauernden Krieg ging es um die Salpeterlager in der Atacamawüste, deren Besitz sowohl Peru als auch Chile beanspruchten. Bei den Grenzstreitigkeiten siegte Chile und erhielt im Frieden von Ancón 1883 die kupferreiche Provinz Antofagasta. Peru verlor die drei Provinzen Tarapacá, Arica und Tacna an Chile.
Es folgten innere Unruhen und ein wirtschaftlicher Rückgang in Peru. Erst Präsident Augusto Bernardino Leguía (1863–1932) gelang es während seiner beiden Amtszeiten (1908–1912, 1919–1930), die peruanische Wirtschaft wieder zu stabilisieren.
Übrigens: Salpeter wird als Düngemittel und zur Herstellung von Explosivstoffen verwendet.
Bolivien: Binnenland im Herzen Südamerikas
Landesnatur
Wo liegt Bolivien?
Bolivien ist ein Binnenstaat und wird von fünf Nachbarländern umgeben: im Norden und Nordosten von Brasilien, im Südosten von Paraguay, im Süden von Argentinien, im Westen von Chile und Peru. Seinen Zugang zum Meer hat Bolivien im 19. Jh. im Salpeterkrieg an Chile verloren.
Bolivien ist ein Hochgebirgsstaat – die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung wohnt in Höhen über 3000 m. Die Anden nehmen rd. ein Drittel der Landesfläche ein. Die Gebirgsketten der bolivianischen Anden (bis 6800 m hoch) schließen das Hochland (Altiplano) mit dem Titicacasee und dem Poopósee ein. Nach Osten fallen die Anden zum Trockenwald- und Steppentiefland des Gran Chaco, nach Nordosten mit waldbedeckten Hängen (Yungas) zum Amazonastiefland ab.
Wirtschaft
Ist das Land arm?
Ja. Obwohl reich an Bodenschätzen und fruchtbarem Boden, ist Bolivien wirtschaftlich eines der labilsten Länder Südamerikas. Der Staat weist das niedrigste Pro-Kopf-Einkommen Lateinamerikas auf (2004: 960 US-Dollar). Trotz Entschuldungsinitiativen betrugen die Auslandsschulden des Landes Ende 2004 fast 5 Mrd. US-Dollar.
Knapp die Hälfte der Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft (nur 15 % des BIP). Im Hochland werden Viehzucht und Ackerbau für den Eigenbedarf betrieben. Die Plantagen im Tiefland liefern Kautschuk, Kakao, Zuckerrohr, Früchte und Reis, die Wälder Edelhölzer für den Export. Den Hauptteil des Exports bestreitet mit rd. 30 % der Bergbau. Wichtigste Bodenschätze sind Erdgas und Zinn (10 % der Weltförderung).
Geschichte
Woher kommt der Name Bolivien?
Von Simón Bolívar (1783–1830), dem ersten Präsidenten Boliviens nach der Unabhängigkeit des Landes 1825. Der Unabhängigkeitskämpfer und Nationalheld befreite Südamerika von der spanischen Herrschaft. 1819 wurde er Präsident von Großkolumbien, das zunächst Venezuela und Kolumbien, später auch Ecuador und Panama umfasste. Den Plan einer Konföderation aller amerikanischer Staaten konnte Bolívar nicht verwirklichen.
Bolivien erlitt mehrfach territoriale Verluste, u. a. im Salpeterkrieg gegen Chile und im Chacokrieg gegen Paraguay. Seit der Unabhängigkeit erlebte Bolivien nahezu 200 Putsche. 1982 ging die Regierungsgewalt von den Militärs auf gewählte Organe über. Seit 2006 ist der linkspopulistische Evo Morales (* 1959) Staatspräsident.
Chile: Schmales Land am Rand der Anden
Landesnatur
Wie lang ist Chile?
Das Land misst in Nord-Süd-Richtung stolze 4275 km, ist aber nur 120–380 km breit. Auf seiner gesamten Länge grenzt es im Westen an den Pazifischen Ozean, im Osten wird es vom Westabfall der Anden eingenommen, die sich in eine Haupt- und Küstenkordillere aufspalten sowie das Chilenische Längstal einschließen.
Wo liegt Feuerland?
An der Südspitze Südamerikas. Die argentinisch-chilenische Inselgruppe wird vom Festland durch die Magalhãesstraße getrennt und besteht aus der Hauptinsel Feuerland (47 000 km²) sowie zahlreichen kleinen Inseln (zusammen 73 746 km²). Auf Feuerland leben rd. 150 000 Menschen, das Klima ist subantarktisch.
Damit findet man in Chile – aufgrund der riesigen Nord-Süd-Ausdehnung des Landes – sämtliche Klimazonen vor: Im Norden des Landes herrscht Wüstenklima (Atacama), in der Mitte ist es gemäßigt warm mit trockenen Sommern und feuchten Wintern und der Süden ist sehr regenreich und kühl.
Woher hat die Osterinsel ihren Namen?
Ihren Namen bekam die Insel vom niederländischen Seefahrer Jakob Roggeveen, der sie am Ostersonntag des Jahres 1722 entdeckt hat. Die Insel im südöstlichen Pazifik, die polynesisch »Rapa Nui« genannt wird, gehört seit 1888 zu Chile. Sie liegt rd. 3500 km westlich der chilenischen Küste und ist vulkanischen Ursprungs. Bekannt ist sie v. a. für den Nationalpark Rapa Nui sowie für die über 240 Monolithe, die wahrscheinlich kultischen Zwecken dienten. Heute leben rd. 2800 Menschen, darunter überwiegend polynesische Ureinwohner, auf der 165 km² großen Insel. Der größte Teil der Bevölkerung lebt direkt vom Fischfang in den fischreichen küstennahen Gewässern und vom Ackerbau.
Bevölkerung
Welcher Teil ist am dünnsten besiedelt?
Der Norden und Süden des Landes – in erster Linie aus klimatischen Gründen (Wüste im Norden, subpolares Klima im Süden). Drei Viertel der Bevölkerung, die sich aus rd. 90 % Mestizen, 2 % Weißen sowie 7 % Indianern zusammensetzt, leben in Mittelchile. Das Chilenische Längstal bildet u. a. mit Santiago de Chile den wirtschaftlichen Kernraum.
Wirtschaft
Welche Rolle spielt Zuchtlachs?
Chile hat Norwegen beim Export von Zuchtlachs vom ersten Platz verdrängt. Der fischreiche Humboldtstrom ermöglicht Chile eine ertragreiche Meeresfischerei. Daneben produziert das Land v. a. Obst, Gemüse und Wein für den Export. Rd. 23 % der Gesamtfläche werden landwirtschaftlich genutzt. Wichtig sind auch die Viehzucht (Rinder und Schafe) sowie die Holzwirtschaft (Zellulose).
Aufgrund der reichen Rohstoffvorkommen des Landes zählt die chilenische Wirtschaft zu den stabilsten Südamerikas. Grundlage des Außenhandels ist der Bergbau. Chile liegt in der Weltförderung von Natursalpeter und Jod an erster Stelle und liefert ein Viertel des Kupfers der Erde. Außerdem werden Eisen, Gold, Silber, Kohle, Erdgas u. a. gefördert.
Geschichte
Wer war Pinochet?
General Augusto Pinochet Ugarte (* 1915) stürzte 1973 den linkssozialistischen Staatspräsidenten Salvador Allende (1908–1973) in einem blutigen Putsch. Er war von 1974 bis 1990 diktatorisch regierender Präsident Chiles. Unter Pinochets Militärregime kam es zu schweren Menschenrechtsverletzungen. Er löste das Parlament auf und ließ Regimegegner foltern und ermorden. Gleichzeitig liberalisierte er die Wirtschaft und machte Verstaatlichungen rückgängig. Pinochets Regime endete erst mit den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen 1990. Das Land kehrte zur Demokratie zurück.
Argentinien: Von Patagonien bis zum Gran Chaco
Landesnatur
Wo liegt die Pampa?
Als Pampa bezeichnet man die Großlandschaft in Ostargentinien und Süduruguay zwischen dem Andenvorland und dem Atlantischen Ozean. Die Tiefebene der Pampa bildet den wirtschaftlichen Kernraum Argentiniens. In der Pampa Seca mit ihrer Strauchsteppe wird Rinder- und Schafzucht betrieben; in der Pampa Húmeda mit ihrem Grasland und fruchtbaren Schwarzerdeböden u. a. Getreideanbau.
Im Westen des Landes verläuft der Hochgebirgskamm der Anden (im Aconcagua 6960 m). Im Nordosten schließt sich an die Pampa das Zwischenstromland der beiden Hauptflüsse Paraná und Uruguay an. Das Gebiet geht über in das bewaldete Bergland von Misiones. Nach Norden folgt auf die Pampa die Ebene des Gran Chaco. Südlich der Pampa liegt das trockene Tafelland Patagonien.
Bevölkerung
Woher stammt die Bevölkerung?
Über 90 % der argentinischen Bevölkerung sind Weiße, die überwiegend spanischer und italienischer Herkunft sind. Etwa 500 000 Menschen sind deutschstämmig. Argentinien (von lateinisch »argentum« für Silber) lockte Ende des 19. und Anfang des 20. Jh. als das »Silberland« zahlreiche europäische Auswanderer an. Sie verdrängten größtenteils die Indios und Mestizen.
Wirtschaft
Ist das Land wohlhabend?
Ja. Der Export von Getreide, Wolle und Rindfleisch machte Argentinien Anfang des 20. Jh. zu einem reichen Staat. Allerdings wurde das Land in den letzten Jahrzehnten immer wieder von schweren Wirtschaftskrisen heimgesucht.
Die Agrarproduktion hat mit einem Anteil am Exportumsatz von 30 % für die argentinische Volkswirtschaft nach wie vor große Bedeutung. Mit seinen Beständen an hochwertigen Rindern, Pferden und Schafen steht Argentinien ganz oben bei den für Viehzucht bedeutenden Ländern. Die Landwirtschaft liefert für den Export neben Fleisch auch Getreide (Argentinien zählt zu den größten Weizenexporteuren der Welt), Wolle, Obst, Wein, Häute sowie Pflanzenöle.
Argentinien besitzt reiche, jedoch meist noch unerschlossene Bodenschätze. Steinkohle und Eisenerz werden bereits in größerem Umfang abgebaut. Die Erdölreserven des Landes werden auf rd. 1 Mrd. m³, die Erdgasreserven auf 740 Mrd. m³ geschätzt. Am ergiebigsten sind die Felder von Comodoro Rivadavia.
Welche Rolle spielt der Tourismus?
Seit der Abwertung des Pesos im Jahr 2002 hat der internationale Tourismus an Bedeutung gewonnen. Jährlich reisen rd. 3 Mio. Ausländer nach Argentinien. Die Einnahmen durch den Tourismus belaufen sich auf über 2 Mrd. US-Dollar im Jahr. Beliebte Touristenziele sind u. a. die Wasserfälle von Iguaçu, die Nationalparks der Anden, Feuerland und die Felslandschaft Talampaya.
Geschichte
Wer war Evita Perón?
Eva Maria Duarte de Perón (1919–1952), besser bekannt als Evita, war die Ehefrau des argentinischen Politikers und Offiziers sowie späteren Präsidenten Juan Domingo Perón (1895–1974). Die stets stilvoll und elegant gekleidete Präsidentengattin nahm großen Einfluss auf die Politik ihres Mannes, förderte sozialpolitische Maßnahmen wie das Frauenwahlrecht und wurde von der argentinischen Bevölkerung leidenschaftlich verehrt.
Ihr Mann, den sie 1945 heiratete, hatte 1943 die konservative Regierung mit Hilfe des Militärs gestürzt und wurde 1946 Präsident. Gemeinsam setzte das Präsidentenpaar wirtschaftliche und soziale Reformen durch, die jedoch an der falschen Einschätzung der wirtschaftlichen Möglichkeiten des Landes scheiterten. Die autoritären Herrschaftsmethoden Peróns stießen zunehmend auf Widerstand. 1955 wurde Perón gestürzt. Nach seiner Rückkehr aus dem Exil 1973/74 wurde er erneut Staatspräsident.
Wer kämpfte um die Falklandinseln?
Argentinien und Großbritannien. 1982 besetzte Argentinien die Inseln, die vor der Küste des südlichen Zipfels des Landes liegen und seit 1842 britische Kronkolonie sind. Es kam zu einer bewaffneten Auseinandersetzung zwischen beiden Ländern. Argentinien kapitulierte im Juli 1982. Die seit 1976 in Argentinien regierende Militärjunta schrieb daraufhin freie Wahlen aus.
Uruguay: Land am Río de la Plata
Welche Weltmeisterschaft fand zum ersten Mal in Uruguay statt?
Die Fußball-Weltmeisterschaft. Bei der ersten Fußball-WM im Jahr 1930 war Uruguay nicht nur Gastgeberland der Sportveranstaltung, sondern gewann auch den Titel. Im Endspiel am 30. Juli 1930 besiegte Uruguay das Nachbarland Argentinien vor 70 000 Zuschauern im Stadion von Montevideo mit 4:2 und ging als erster Fußball-Weltmeister überhaupt in die Geschichte ein. Uruguay wollte mit der Fußball-Weltmeisterschaft den 100. Jahrestag seiner Staatsgründung feiern. Wie in fast allen lateinamerikanischen Ländern erfreut sich der Ballsport in Uruguay bis heute großer Beliebtheit.
Landesnatur
Wie groß ist das Land?
Uruguay ist ungefähr halb so groß wie Deutschland. Das Land erstreckt sich nördlich vom Río de la Plata zwischen dem Río Uruguay im Westen und dem Atlantischen Ozean im Osten. Das Landesinnere ist ein niedriges Tafelland, das in Hügelketten, Ausläufern des südbrasilianischen Berglands, ansteigt.
Bevölkerung
Wo leben die Menschen?
Von den 3,4 Mio. Einwohnern leben 91 % in den Städten des Landes, allein 43 % in der Hauptstadt Montevideo. Abgesehen von 8 % Mestizen und Mulatten ist die Bevölkerung europäischer (meist spanischer und italienischer) Herkunft. Die Zahl der Deutschstämmigen wird auf 100 000 geschätzt.
Wirtschaft
Womit wird gehandelt?
Reis und Ölfrüchte verzeichnen Exportüberschüsse. Daneben werden v. a. Getreide, Obst, Gemüse sowie Zuckerrohr und -rüben für den Export angebaut. Die Viehzucht (v. a. Schafe und Rinder) liefert Wolle, Häute, Felle, Leder und Fleisch für den Export. Die Fischerei erlebte infolge der Ausweitung der Hoheitsgewässer eine starke Steigerung. 95 % des Außenhandels werden über den Seehafen Montevideo abgewickelt.
Paraguay: Unruhiges La-Plata-Land
Worum ging es im Chacokrieg?
Um einen Zugang zum Meer für Bolivien. Der Nachbarstaat Paraguays, der im Salpeterkrieg seinen Zugang zum Meer verloren hatte, versuchte sich durch das Gebiet des Gran Chaco nach Südosten auszudehnen, um über einen Flusshafen am Río Paraguay eine Wasserverbindung zum Meer zu gewinnen. Der Krieg zwischen Bolivien und Paraguay dauerte von 1932 bis 1935. Im Frieden von Buenos Aires (1938) wurde der größte Teil des strittigen Chacogebiets Paraguay zugesprochen.
Landesnatur
Wo liegt Paraguay?
Das Land ist ein Binnenstaat in Südamerika und grenzt an Brasilien, Bolivien und Argentinien. Es ist etwa so groß wie Deutschland und die Niederlande zusammen. Das Klima ist im Norden tropisch, in den übrigen Landesteilen subtropisch.
Wirtschaft
Wie ist die Agrarfläche verteilt?
Sehr ungleich. Knapp 1 % aller Agrarbetriebe verfügen über 78,5% der gesamten landwirtschaftlichen Fläche. Die Bewirtschaftungsmethoden sind rückständig.
Mit dem Ausbau von Wasserkraftwerken in Zusammenarbeit mit Brasilien und Argentinien wurde Paraguay zu einem wichtigen Stromexporteur. Seit 1995 bildet Paraguay mit Brasilien, Argentinien und Uruguay eine Zollunion (MERCOSUR).
Geschichte
Wozu gehörte Paraguay?
Es war seit 1542 Teil des spanischen Vizekönigreichs Peru und seit 1767 Teil des Vizekönigreichs La Plata. 1811 wurde Paraguay selbstständig. 1864–1870 kämpfte Paraguay gegen Argentinien, Brasilien und Uruguay, unterlag und verlor vier Fünftel seiner Bevölkerung sowie große Teile des Staatsgebiets. 1954 übernahm General Alfredo Stroessner (* 1912) die Staatsführung, woraufhin das Land eine lange Phase innerer Stabilität erlebte. Der Preis dafür waren der seit 1947 währende Ausnahmezustand, Folterungen und Tötungen durch die Polizei sowie die totale Ausschaltung jeglicher Opposition. 1989 wurde Stroessner gestürzt. Skandale und Putschversuche ließen das Land in der Folgezeit nur selten zur Ruhe kommen.
Brasilien: Faszinierender Gigant am Amazonas
Landesnatur
Welche Bedeutung hat der Amazonas?
Eine riesige, weit über Brasilien hinaus. Das 5,8 Mio. km² große Amazonastiefland, an dem neben Brasilien auch Kolumbien, Ecuador, Peru und Bolivien Anteile haben, hat eine wichtige Funktion für das Klima und das Ökosystem der gesamten Erde. Mehr als 60 000 Pflanzenarten sind bisher bekannt, zur einzigartigen Fauna zählen etwa 300 Säugetier-, 1000 Vogel- und 2000 Fischarten.
Der über 6400 km lange Amazonas ist die Schlagader des riesigen, von tropischem Regenwald bedeckten Tieflandes von Amazonien. Zu beiden Seiten des Stroms erstrecken sich die 50–200 km breiten, periodisch überfluteten Landstreifen der Varzeas. An seiner Mündung erreicht der Amazonas eine Breite von 250 km. Im Gebiet der Deltamündung löst sich die Atlantikküste in einzelne Inseln auf. Zu ihnen zählt die gut 47 000 km² große Insel Marajó. Größer als die Schweiz, ist Marajó die größte Schwemmlandinsel der Erde. Im äußersten Norden hat Brasilien Anteil am Bergland von Guyana mit seinen Tafelbergen. Im Süden hebt sich das Land zum Brasilianischen Berg- und Tafelland.
Was bedroht Amazonien?
Die Regenwälder werden seit Jahrhunderten wegen ihrer wertvollen Hölzer ausgebeutet. Agrarkolonien, etwa entlang der Transamazonica-Straße, haben ebenfalls große Lücken gerissen. Zunehmend dringen Viehzüchter in das Tiefland vor. Weitere Gefahren drohen dem Regenwald durch die Erschließung der gewaltigen Rohstoffvorkommen (Eisen, Mangan, Uran, Diamanten, Erdöl u. a.). Trotz offiziellen Verbots floriert immer noch der Export von Edelhölzern. 80 % der Rodungen sind illegal.
Was ist das Besondere an Brasília?
Die Hauptstadt ist hochmodern geplant seit 1957 unter der Leitung des Architekten Oscar Niemeyer im brasilianischen Urwald aus dem Boden gestampft worden. Seit 1960 ist Brasília anstelle von Rio de Janeiro die Bundeshauptstadt Brasiliens. Die Stadt soll mit ihrer Lage im zentralen Hochland die Erschließung Innerbrasiliens anregen.
Was ist der Zuckerhut?
Das Wahrzeichen Rio de Janeiros. Der steilwandige Glockenberg ist 395 m hoch. Er liegt am westlichen Eingang zur Baia de Guanabara. Entstanden ist er durch schalenartige Abschuppung (Desquamation) des groben Gneises im feuchtheißen Klima.
Bevölkerung
Was bedeutet Fußball in Brasilien?
Beinahe so etwas wie eine Religion. Der Nationalsport bestimmt wie nichts anderes den Alltag der Brasilianer. Ihre Art Fußball zu spielen, die Leichtigkeit und Spielfreude, ist das Spiegelbild eines ganz besonderen Lebensgefühls. Brasilien hat als einziges Land an allen Endrundenturnieren bei den Fußballweltmeisterschaften teilgenommen. Nur zu verständlich, dass mit dem Maracana-Stadion eine der berühmtesten Kathedralen des Fußballs in Brasilien steht.
Wie arm sind die Brasilianer?
Fast ein Fünftel der Brasilianer lebt in Armut, häufig in Elendsvierteln (Favelas) der großen Städte. Kriminalität und Bandenkriege, Drogen und Hunger sind ein großes gesellschaftliches Problem. Auf der einen Seite kämpfen mittellose Straßenkinder um ihr Überleben, auf der anderen Seite der Gesellschaft steht eine kleine reiche Oberschicht, die auch die politische Macht in ihren Händen hält. Sozial und wirtschaftlich benachteiligt sind v. a. Schwarze und Indianer.
Brasilien ist das bevölkerungsreichste Land Südamerikas. 53 % der Bevölkerung sind Weiße, über 34 % Mischlinge. In den südlichen Staaten Paraná und Santa Catarina leben zahlreiche Deutschstämmige. Die Bevölkerung ist ungleichmäßig verteilt. Während das Amazonasbecken, abgesehen von kleinen Indianerstämmen und einzelnen Siedlungen an den Flüssen, gering besiedelt ist, konzentrieren sich über 61 % der Bevölkerung in den Küstenstaaten des Südens und Südostens.
Wirtschaft
Ist Brasilien ein Agrarland?
Brasilien befindet sich im Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft. Rd. ein Viertel der Erwerbstätigen ist noch in der Landwirtschaft tätig. Brasilien steht in der Erzeugung von Kaffee, Zucker, Orangen und Sisal an erster, von Bananen und Soja an zweiter und von Mais an dritter Stelle auf der Erde.
Die bedeutende Viehzucht liefert ebenfalls Überschüsse. Der Bergbau verfügt über beachtliche Vorkommen von Quarz, Chrom, Zirkonium, Zinn, Phosphat, Gold, Magnesit, Thorium, Mangan, Wolfram, Kohle, Eisen, Bauxit, Uran, Diamanten und Salz. Erdöl und Kohle werden in steigendem Maße gefördert und exportiert, aber auch im Land selbst verarbeitet. Von der vielseitigen Industrie sind besonders die Metall- und Maschinen-, chemische, Textil-, Leder-, Lebensmittel- und Tabakindustrie hervorzuheben.
Geschichte
Wer entdeckte Brasilien?
Pedro Alvarez Cabral (um 1467–1526). Der Seefahrer landete im April 1500 in der Nähe des heutigen Porto Seguro. Er nahm das Land für die portugiesische Krone in Besitz. Mehrere Versuche anderer europäischer Staaten, sich in Brasilien festzusetzen, konnten von den Portugiesen vereitelt werden. Nur den Holländern gelang es, 1630 in Pernambuco eine eigene Kolonie zu errichten.
1763 wurde Bahia, das seit 1541 Hauptstadt Brasiliens war, von Rio de Janeiro abgelöst, das 1808–1820 auch Regierungssitz des von Napoleon I. vertriebenen portugiesischen Königs Johann VI. war. 1822 erklärte sich Brasilien unter dem portugiesischen Kronprinzen Dom Pedro für unabhängig von Portugal und proklamierte ihn als Peter (Pedro) I. zum Kaiser.
Wann endete das Kaisertum?
Die Abschaffung der Sklaverei (1888) führte 1889 zum Sturz des Kaisertums. Die Verfassung der Republik der »Vereinigten Staaten von Brasilien« lehnte sich eng an das nordamerikanische Vorbild an. Unter den republikanischen Regierungen machte die wirtschaftliche Entwicklung rasche Fortschritte. Das Militär griff in der Folgezeit immer wieder in die Politik ein. 1979 wurden die nahezu diktatorischen Sondervollmachten des Präsidenten aufgehoben, das Zweiparteiensystem abgeschafft und die Gründung neuer Parteien zugelassen. 1985 fanden nach 21-jähriger Militärdiktatur wieder freie Präsidentschaftswahlen statt.
Ökonomische Probleme blieben, wie auch die sozialen Gegensätze im Land nicht beseitigt werden konnten. In der Außenpolitik bemühte sich Brasilien um eine verbesserte ökonomische Integration im Rahmen der Freihandelskooperation MERCOSUR.
Bei den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen 2002 siegte die linke Opposition. Luis Inácio Lula da Silva (* 1945) wurde neuer Präsident.
Was geschah …
1500?
Pedro Alvarez Cabral beansprucht Brasilien für Portugal.
1550?
Jesuitische Missionare beginnen damit, Indianer zu christianisieren.
1815?
Brasilien wird Königreich.
1828?
Brasilien verliert das Territorium Uruguay.
1840?
Kaiser Pedro II. wird gekrönt; es beginnt eine Periode großen Fortschritts.
1891?
Die erste Verfassung wird angenommen.
Wie wird der Karneval in Rio gefeiert?
Wenn Karneval gefeiert wird, dann liegt ganz Rio im Sambafieber. In der Stadt am Zuckerhut findet die berühmteste Karnevalsparade der Welt statt. Karneval in Rio ist ein moderner Mythos und zieht alljährlich Millionen Touristen an. Früher feierten Reiche und Arme getrennt: Die einen zu Opernklängen auf der Avenida Central, die anderen zu Sambarhythmen in den Nebenstraßen. Doch bald setzte sich die Samba durch. 1932 erlebte Rio den ersten gemeinsamen Auftritt aller damals existierenden Sambaschulen. Bis heute ist der Wettstreit der Tanzschulen das größte Spektakel im Karneval. Allerdings hielt 1962 die Kommerzialisierung Einzug. Auf der Avenida Rio Branco wurden Tribünen errichtet und Eintrittsgeld erhoben. Weltweit populär wurden die Auftritte durch das Fernsehen, das die Bilder von farbenprächtigen, stimmungsgeladenen Tänzen in zahlreiche Länder ausstrahlt.
Hölzerne Riesen
Windkraftanlagen aus Holz galten lange Zeit als nicht realisierbar. Doch nun setzt ein Umdenken ein, denn der natürliche Baustoff bietet strukturelle und auch ökonomische Vorteile. von JAN BERNDORFF Die Windenergiebranche steckt in einem Dilemma. Sie soll ein wichtiger Eckpfeiler der Energiewende sein und klimaschonend „grünen“...
Geheimnisvolles Leuchten
Beobachtungen von Polarlichtern auf Merkur und Jupiter haben ganz unterschiedliche Prozesse enthüllt. von DIRK EIDEMÜLLER Nicht nur auf der Erde erstrahlen die Polarregionen in einem besonderen Licht. Auch auf den anderen Planeten im Sonnensystem prasseln energiereiche Elektronen und Ionen entlang der Magnetfeldlinien auf die...