Karl May
Einführung
Karl May
Karl May öffnet seinen Lesern das Tor zu exotischen, aufregenden, längst vergangenen Orten der Geschichte - er entführt sie in den Wilden Westen, auf den Balkan oder in den Orient der damaligen Zeit. Nicht alles, was Karl May seinen Lesern an fremden Bräuchen präsentiert, hält einer Überprüfung stand - so hat das Ritual der Blutsbrüderschaft, die Winnetou und Old Shatterhand schließen, im Wilden Westen eigentlich nichts zu suchen, sondern ist ein germanischer Brauch. Unser Bild des Wilden Westens hat kein anderer deutscher Schriftsteller so sehr geprägt wie Karl May. Dass sich das ein oder andere Klischee in seine Werke - und in unsere Vorstellungen - mit eingeschlichen hat, verzeihen wir ihm.
Eine genaue Kenntnis der Orte und Begebenheiten der Länder, über die er schrieb, hatte Karl May nicht, die Schauplätze seiner Geschichten erweckte er am heimischen Schreibtisch, bewaffnet mit Sprachführern, Reiseführern, Forschungsberichten und Landkarten, zum Leben. Dass Karl May über Schauplätze schrieb, die er nie oder erst sehr spät besuchen sollte, ist nur ein Widerspruch im Leben des Schriftstellers.
Widersprüchlich ist auch, dass Karl May neben einer schriftstellerischen auch eine kriminelle Karriere vorzuweisen hat - mehrmals saß er wegen Hochstapelei und kleinerer Diebstähle im Gefängsnis, ehe ihm der literarische Durchbruch gelang. Oder dass sich Karl May immer mehr in seine Phantasiewelt verlor, sich selbst als Shatterhand inszenierte, behauptete 1200 Sprachen zu sprechen und vorgab, die von ihm beschriebenen Abenteuer selbst erlebt zu haben. Oder dass Karl May, als er von 1899 bis 1900 tatsächlich den Orient bereiste, so ernüchtert war, dass er den Erzählstil seiner späten Werke komplett änderte.
Oft wurde Karl May als "Volksschriftsteller" abgetan und seine Werke als literarisch nicht besonders anspruchsvoll. Seine Fans lieben den kauzigen Humor seiner Bücher, die Spannung und die philosophischen Überlegungen über "das Edle im Menschen".
Unser Themenspezial über Karl May.