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Bio-Ernährung soll unsere Gesundheit schützten. Aber bedeutet "Bio" wirklich immer "Bio"?

Einführung

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1971 hat der erste deutsche Bioladen seine Türen geöffnet. Damals wie heute ging es dabei um mehr als nur gesunde Ernährung – nicht zufällig tauften die innovativen Inhaber ihren Naturkostladen auf den Namen „Peace Food“. Auch wenn Frieden wohl auch heute noch für die meisten Bio-Käufer ein erstrebenswertes Ziel ist, hat sich der Bio-Lifestyle in den letzten vierzig Jahren erheblich gewandelt.

So mag heutzutage mancher Finanzmanager seinen Tag mit einem Müsli beginnen, während der eine oder andere Occupy-Aktivist vielleicht lieber mit Buttertoast in den Protest-Tag startet. Gesunde, chemie- und gentechnikfreie Ernährung ist nicht mehr nur Idealisten und Weltverbesserern ein hohes Gut. Geldbeutel und Bildungsgrad sind bessere Indikatoren für die Ernährungsweise geworden. Mit anderen Worten: Wer es sich leisten kann, kauft Bio.

Trotzdem geht mit „Bio“ noch immer ein ganzer Lebensstil einher – und zwar ein ziemlich schicker. Bei ökologisch angebautem Chardonnay und einem besonders zarten, schmackhaften Rindersteak, das auf einer wirklich großen Weide ein ungetrübtes Leben führen durfte, diskutiert es sich eben besonders stilvoll über die geplante Anschaffung eines Elektroautos oder die Vorteile der neuen, ziemlich teuren A+++-Waschmaschine.

Zahlreiche Studien bestätigen, dass Öko-Produkte aller Art zu Statussymbolen geworden sind. Das muss nicht schlecht sein, schließlich ist Bio-Ernährung tatsächlich gesünder als der Erwerb pestizidbehandelter Lebensmittel. Und das gute Gefühl, einen Bogen um Massentierhaltung zu machen, die Umwelt durch abgasarme Autos weniger zu verpesten oder mit dem Kauf fair gehandelter Waren auch den Erzeuger am anderen Ende der Welt zu unterstützen, ist zu recht ein gutes.

Bedauerlich ist indes, dass ein einigermaßen hohes Einkommen nötig ist, um sich Zugang zur Welt der Bio-Konsumenten zu verschaffen. Nicht zufällig sprießen seit einigen Jahren vor allem in den schicken In-Vierteln der Großstädte die Bio-Supermärkte mit umfangreichem Öko-Sortiment von Lebensmitteln über Kleidung bis zu Spielzeug und Körperpflegeprodukten wie Pilze aus dem Boden. Diese Entwicklung haben die Gründer von „Peace Food“ Anfang der 70er Jahre sicher nicht vorausgeahnt.

aus der wissen.de-Redaktion