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Das Bio-Siegel

Insbesondere nach Negativ-Schlagzeilen wie Lebensmittelskandalen, aber auch beim Kauf von Bio-Produkten selbst sind Verbraucher immer wieder verunsichert: Sind Bio-Lebensmittel wirklich sicherer? Ist der höhere Preis dafür gerechtfertigt? Aber "Bio" ist kein leeres Schlagwort mehr. Bio-Betriebe sind strengen Vorschriften unterworfen und werden regelmäßig kontrolliert – zum Teil sogar mehrfach.
aus der wissen.de Redaktion

"Bio" ist kein leeres Schlagwort. Bio-Betriebe sind strengen Vorschriften unterworfen und werden regelmäßig kontrolliert. Seit September 2001 können Lebensmittel aus ökologischer Landwirtschaft mit dem staatlichen Bio-Siegel gekennzeichnet werden. Das kleine sechseckige Zeichen mit dem Schriftzug "Bio" bietet Orientierungshilfe bei Bio- bzw. Öko-Produkten. Nur Erzeuger und Hersteller, die EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau einhalten, dürfen ihre Produkte als Bio- oder Ökoware verkaufen und mit dem Bio-Siegel kennzeichnen.

Seit Juli 2010 muss auf allen nach EU-Vorschrift ökologisch hergestellten Bioprodukten ein einheitliches Logo prangen, daneben gilt auch das sechseckige deutsche Bio-Siegel. Noch Fragen? Antworten liefern unsere acht FAQ zum Thema "Bio oder nicht?".

 

Was bedeutet eigentlich Bio?

Die Vorsilbe "Bio" kommt aus dem Griechischen und bedeutet "Leben". Bio-Landwirtschaft ist eine besondere Form der Landwirtschaft im Einklang mit der Natur. Es wird zum Beispiel auf chemische Dünge- oder Pflanzenschutzmittel verzichtet. Tiere werden nach ihren artgemäßen Bedürfnissen gehalten und gefüttert.

 

Kann man sich darauf verlassen, dass Lebensmittel wirklich biologisch erzeugt sind?

Ja. Seit der EU-Ökoverordnung von 1993 sind "Bio" und "Öko" geschützte Begriffe. Wer Lebensmittel als Bio oder Öko anpreist, muss die Vorschriften der Verordnung einhalten. Auch die Bezeichnungen "kontrolliert biologisch", "kontrolliert ökologisch", "biologisch-dynamisch" "biologisch-organisch", "biologischer Landbau" oder "ökologischer Landbau" dürfen nur dann auf dem Etikett stehen, wenn die Erzeugnisse der EU-Öko-Norm entsprechen.

 

Wer kontrolliert das?

Dafür sind in Deutschland zurzeit 20 private Kontrollstellen zuständig, die wiederum von 16 Überwachungsbehörden – eine für jedes Bundesland – kontrolliert werden. Sie überwachen sowohl Öko-Waren als auch Betriebe, in denen ökologische Lebensmittel erzeugt und verarbeitet werden. Alle Akteure in der Bio-Produktionskette wie Landwirte, Müller oder Bäcker sind verpflichtet, genau über ihre Wirtschaft Buch zu führen. Zum Beispiel müssen Bio-Landwirte dokumentieren, welches Viehfutter sie zukaufen, wie oft ihre Tiere krank sind, wie sie behandelt werden oder welche Düngemittel sie verwenden.

So kann über die Codenummer auf Bio-Lebensmitteln die zuständige Kontrollstelle ermittelt und zurückverfolgt werden, woher die Zutaten stammen.

Auch importierte Waren werden streng kontrolliert. Fallen Verstöße gegen die Vorschriften auft, dürfen die beanstandeten Produkte nicht mehr vermarktet werden.

 

Manchmal steht auf der Packung ein anderer Begriff wie etwa "naturrein", "aus integriertem Vertragsanbau", "alternativ" oder "naturschonender Anbau". Was bedeutet das?

Leider meist gar nichts. Bei diesen Begriffen handelt es sich um rechtlich nicht geschützte Fantasienamen. Häufig sind es Erfindungen, die den Anschein erwecken, dass es sich um Bio-Lebensmittel handelt. Wer sicher gehen will, Waren aus ökologischer Landwirtschaft zu kaufen, sollte darauf achten, dass auf der Verpackung das EU-Bio-Logo und/oder das deutsche Bio-Siegel angebracht sind.

 

Was kennzeichnen die offiziellen Bio-Siegel?

Die markanten Logos sollen Verbrauchern auf den ersten Blick signalisieren, dass das Lebensmittel nach den EU-Rechtsvorschriften für ökologischen Landbau produziert und verarbeitet wurde.

4.067 Unternehmen haben bis Ende April 2012 die Kennzeichnung von insgesamt 64.545 Produkten bei der Informationsstelle Bio-Siegel im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz angezeigt. Das Bio-Siegel war im September 2001 mit 48 Produkten gestartet.

 

Wo kann ich Bio-Produkte kaufen?

Mit steigender Nachfrage gibt es zunehmend mehr Vertriebswege für Bio-Lebensmittel. Grundnahrungsmittel wie Milch, Brot oder Kartoffeln in Bioqualität sowie frisches Obst und Gemüse gehören heute in den meisten Supermärkten fest zum Sortiment. Mehr Auswahl bieten die sogenannten "Bioläden" oder Naturkostfachgeschäfte. Manche Biobauern verkaufen ihre Erzeugnisse auch direkt ab Hof oder auf Wochenmärkten oder beliefern Kunden regelmäßig mit Abonnement-Kisten. Vor allem in Großstädten gründen sich seit einigen Jahren zunehmend Kooperativen, die sich gemeinschaftlich zur Abnahme bestimmter Mengen verpflichten und ihren Mitgliedern dafür günstigere Preise als im normalen Naturkostladen bieten können.

 

Ich möchte mich eigentlich gerne mit Bio-Produkten ernähren, aber der Preis ...

Bioprodukte kosten mehr, weil ihre Produktion aufwändiger ist: Bio-Bauern verwenden zum Beispiel keine Insekten- oder Pflanzenschutzmittel und brauchen ausreichend Weideflächen für ihre Tiere. Deshalb haben sie geringere Erträge als ihre konventionell wirtschaftenden Kollegen.

Um Ihren Geldbeutel zu schonen, können Sie Ausgaben umverteilen: Die Mehrausgaben für Bio-Produkte lassen sich bei bestimmten "Kostenfressern" zum Teil wieder einsparen. Fleisch, Fertiggerichte oder Süßwaren sind teure Lebensmittel, die Sie im Rahmen einer vollwertigen Ernährung reduzieren können.

 

Wie kann ich sichergehen, dass ich mein Kind gesund ernähre?

Für die Ernährung von Kindern – insbesondere von Säuglingen – ist es sehr wichtig, möglichst naturbelassene Lebensmittel zu verwenden. Konventionell angebautes Obst und Gemüse enthält viele Rückstände wie Herbizide, Pestizide oder Nitrat. Giftstoffe belasten den kindlichen Körper besonders stark.

Manche Hersteller von Kindernahrung nutzen die begründete Sorge der Eltern aus und versehen ihre Produkte mit Etiketten wie "aus kontrolliertem Vertragsanbau", "nicht chemisch behandelt", "umweltverträglich" oder "ungespritzt". Diese Begriffe sind jedoch nicht geschützt – und entsprechen oft nicht den Tatsachen. Achten Sie deshalb darauf, dass auf der Verpackung die Codenummer bzw. der Name einer EU-Öko-Kontrollstelle angegeben ist (zum Beispiel „DE-ÖKO-001“). So können Sie sicher sein, dass Sie Bio-Lebensmittel kaufen.

Waschen Sie auch Bio-Obst und -Gemüse gut ab. Schadstoffe aus Luft oder Regen lagern sich vor allem auf der Schale ab. Und bevorzugen Sie Obst und Gemüse der Saison aus Freilandanbau. Dieses ist reicher an Vitalstoffen als Treibhausfrüchte oder Exoten mit weiten Transportwegen.

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