Wissensbibliothek
Tschechische Republik: Historisches Kernland Europas
Was blühte im Prager Frühling?
Die Hoffnung auf Demokratisierung und einen »Sozialismus mit menschlichem Antlitz«. Die unter dem Parteichef Alexander Dubček (1921–1992) zu Beginn des Jahres 1968 eingeleiteten liberalen Reformen in der Tschechoslowakei wurden durch den Einmarsch der Streitkräfte der Warschauer-Pakt-Mächte am 21. August 1968 beendet. Die Ansätze zur Liberalisierung des Landes wurden wieder rückgängig gemacht. Die Politiker des Prager Frühlings wurden entmachtet und teilweise verhaftet.
Landesnatur
Was ist der bekannteste Berg des Riesengebirges?
Die 1602 m hohe Schneekoppe. Sie ist der höchste Berg des Landes. Die weiteren Gebirge Tschechiens sind der Böhmerwald im Südwesten, das Erzgebirge im Nordwesten und die Sudeten (zu denen auch das Riesengebirge zählt) im Nordosten.
Inmitten dieses Gebirgsrahmens liegt das von Elbe und Moldau entwässerte Böhmische Becken, dem nach Norden die Egersenke und das Saazer Becken vorgelagert sind. Dieses Kerngebiet wird durch die Böhmisch-Mährischen Höhen von der Mährischen Senke getrennt, die im Osten durch die Weißen Karpaten begrenzt wird.
Bevölkerung
Seit wann gilt Religionsfreiheit?
Erst seit 1990. Die größte Religionsgemeinschaft der Tschechischen Republik ist die katholische Kirche, zu der sich 27 % der Einwohner bekennen; 5 % der Tschechen sind Protestanten, 3 % orthodoxe Christen. 60 % der tschechischen Bevölkerung gehören keiner Religionsgemeinschaft an.
Wirtschaft
Warum ist Prag bei Touristen so beliebt?
Prag ist eine Touristenmetropole mit jährlich rd. 5 Mio. Auslandsgästen. Kein Wunder, gilt sie doch als Stadt der Gotik und des Barocks und hat zahlreiche Sehenswürdigkeiten zu bieten. Links der Moldau liegen der Hradschin mit der Burg aus dem 9. Jh., der St.-Veits-Dom (14. Jh.), Schloss Belvedere (16. Jh.), die Nationalgalerie und der Stadtteil Kleinseite mit alten Gässchen und Barockpalästen. Die Karlsbrücke (14. Jh.) führt hinüber auf das rechte Moldauufer zur Altstadt mit dem Altstädter Rathaus (14. Jh.), der gotischen Teynkirche (14. Jh.), dem Carolinum (Universität), Pulverturm (15. Jh.) und dem Judenviertel. Die historische Altstadt wurde 1992 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Geschichte
Welcher Reformator brannte auf dem Scheiterhaufen?
Jan Hus (um 1370–1415) wurde auf dem Konstanzer Konzil zum Tode verurteilt. Der Reformator wurde zum Begründer einer böhmischen nationalkirchlichen Bewegung. Die Anhänger von Hus forderten u. a. die Freiheit der Predigt, Armut der Geistlichen und weltliche Strafen für Todsünden. Die Verweigerung ihrer Forderungen führten schließlich zu den Hussitenkriegen (1419–1436), die sowohl kirchenreformerische als auch nationaltschechische Ziele verfolgten. Im Verlauf des 16. Jh. schloss sich die Mehrzahl der Hussiten der Reformation an.
Was war der »Prager Fenstersturz«?
Am 23. 5. 1618 warfen böhmische Protestanten aus Protest gegen die Verletzung des Majestätsbriefs Rudolfs II. durch die katholische Regierung zwei kaiserliche Räte aus einem Prager Schlossfenster. Der folgende Aufstand des vorwiegend evangelischen Adels gegen die katholische Landesherrschaft und deren Rekatholisierungsversuche in Böhmen leitete den ersten Teil des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648), den Böhmisch-Pfälzischen Krieg, ein.
Übrigens: Der sog. erste Prager Fenstersturz fand bereits am 30. 7. 1419 im Zuge einer hussitischen Demonstration statt.
Literatur
Wer war der »Dichterpräsident«?
Václav Havel (* 1936) schrieb zunächst Bühnenstücke mit Elementen des absurden Theaters, bis er sich politisch engagierte. Er war Mitinitiator der Charta 77, eines Manifests tschechoslowakischer Bürgerrechtler, und zeitweise als Regimegegner inhaftiert. Nach dem politischen Umsturz wurde er 1989 zum tschechoslowakischen Präsidenten gewählt. Von 1993 an war er zehn Jahre lang Staatspräsident der Tschechischen Republik.
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