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Ideal für Konvoi-Fahrten und mehr: CB- und andere Funkanwendungen im Auto

Lange bevor sich Mobiltelefone durchsetzten, stellten Funkgeräte eine ähnliche Form der Kommunikation dar. Trotz der im Vergleich mit Handys limitierten Leistungsfähigkeit sind sie bis zum heutigen Tag vielfach besser – und vor allem niedrigschwelliger nutzbar.
Nahbereichsfunkgräte

© stock.adobe.com, Kirill Gorlov

Egal ob privat oder im Beruf: Es gibt unterschiedlichste Anlässe, um mit mehreren Fahrzeugen im Konvoi zu fahren. Ebenso existieren in solchen Fällen verschiedenste Gründe, um miteinander zu kommunizieren.

Naturgemäß ist das Mobiltelefon dafür heute das zentrale Mittel der Wahl. Doch sowohl, wenn man damit Anrufe tätigt als auch Kurznachrichten oder Sprachbotschaften sendet, ist es nicht sonderlich komfortabel. In solchen Fällen sind Funkgeräte die meist bessere Lösung. Dazu noch günstig und vielfach sogar geeignet, um mit Dritten einen regelrechten „Chat“ zu eröffnen.

Mobilfunk, Jedermannfunk, Amateurfunk: Der nicht so kleine Unterschied

Technikkundige werden vielleicht schon gestutzt haben – schließlich sind Handys im Prinzip ebenfalls Funkgeräte. Stimmt natürlich. Allerdings sind die Unterschiede und Hintergründe bereits auf einer physikalischen Ebene durchaus vorhanden und komplex – schon deshalb, weil Handys in recht hohen Frequenzbereichen zwischen zirka 890 Megahertz (MHz) und 3,8 Gigahertz (GHz) arbeiten, wohingegen die meisten anderen Funkgeräte in deutlich niedrigeren Bereichen agieren. Die technischen Differenzen erläutern wir nun:

  • Mobilfunk: Funktioniert (heutzutage) ausschließlich durch eine digitale Signalübertragung. Außerdem werden keine Daten direkt von Gerät zu Gerät übertragen, sondern stets mindestens über den Umweg eines Mobilfunkmasts. Und: Der Betrieb ist, sofern dafür kein offenes WLAN genutzt werden kann, stets mit Kosten verbunden.
  • Amateurfunk: Bezeichnet das analoge und digitale Funken auf einer ganzen Reihe von ausschließlich für Funkamateure freigegebenen Frequenzen – oft, wenngleich nicht zwingend, von Gerät zu Gerät. Funkamateur werden kann jedoch nur, wer dazu eine von drei möglichen Prüfungen abgelegt und bei der Bundesnetzagentur ein offizielles Rufzeichen beantragt hat. Ebenso dürfen die entsprechenden Geräte, wenigstens im Sendebetrieb, ausschließlich von Funkamateuren bedient werden.
  • Jedermannfunk: Analoges und (seltener) digitales Funken in einigen wenigen für die Allgemeinheit freigegebenen und kostenlos nutzbaren Frequenzen, ebenfalls von Gerät zu Gerät. Die einzige Vorgabe: Es muss sich um für diese Nutzung freigegebene bzw. konforme Geräte handeln. Diese zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass die Frequenzen in Form von einigen wählbaren Kanälen fest im Gerät eingestellt sind – ähnlich sieht es mit der Sendeleistung aus. Wichtig: Selbst, wenn viele Amateurfunkgeräte in den Frequenzbereichen von Jedermannfunkanwendungen operieren können, so ist das dennoch keine legale Möglichkeit.

Für diesen Artikel fokussieren wir uns ausschließlich auf die in Deutschland vorkommenden Spielarten des Jedermannfunks. Dazu seien im Folgenden die drei wichtigsten Vertreter in Sachen Funkgeräte vorgestellt.

Jedermannfunk 1: CB – der Klassiker

CB steht für Citizen’s Band – sinngemäß übersetzt Bürger-Frequenzband. Es ist gleichsam die älteste und in den allermeisten Ländern der Erde halbwegs gleich regulierte und funktionierende Jedermann-Funkanwendung.

Die wichtigsten Fakten

  • Frequenz: Zwischen 26,965 und 27,405 MHz. In Deutschland durch eine Sondergenehmigung zwischen 26,565 und 27,405 MHz. Dadurch am oberen Ende des Kurzwelle- (KW bzw. HF) -Bereichs angesiedelt (im 11-Meter-Band).
  • Kanäle: In den meisten Ländern der Erde 40. In Deutschland durch die Sondergenehmigung 80 (auf FM).
  • Betriebsarten: Analog in den Modulationsarten FM und AM, in vielen Ländern zudem im sogenannten Single-Side-Band (SSB).
  • Leistung: Typischerweise 4 Watt auf FM und AM. Wo SSB erlaubt ist, darf der Betrieb vielfach mit 12 Watt erfolgen.

Vorteile des CB-Funks

  • Weitgehend vergleichbare Regularien in sehr vielen Ländern der Erde. Dadurch breite legale Nutzbarkeit. Verstärkt dadurch, dass viele Funkgeräte für nationale Besonderheiten eingestellt werden können. Etwa durch Umschalten in einen Euro-Modus mit 40 Kanälen FM/AM, sobald die deutsche Grenze (80 FM, 40 AM) überquert wurde.
  • Gerät und Antenne müssen nicht fest miteinander verbunden sein. Dadurch umfassende legale Tuning-Möglichkeiten durch bessere Antennen und deren Kabel.
  • Durch Frequenzband, Leistung und die Möglichkeit des Antennentauschs größte Reichweite und Durchdringungsfähigkeit aller hierzulande legalen Jedermannfunkanwendungen. Selbst unter schlechten Bedingungen sind einige Kilometer fast immer möglich.
  • Enorme Geräte- und Zubehörvielfalt auf dem Markt.
  • Größte Anzahl von Kanälen aller in Deutschland legalen Jedermannfunkanwendungen.
  • Einzige Jedermannfunkanwendung, die mehrere Betriebsarten gestattet.

Nachteile des CB-Funks

  • Aufgrund der Frequenz sind praxistaugliche Antennen sehr lang.
  • Je nach Jahreszeit und Wetter Störungen durch Überreichweiten aus hunderten und mehr Kilometern Entfernung.
  • Insbesondere fahrzeugmontierte Antennen müssen mittels Messgerät sorgfältig abgestimmt werden, sonst können Geräteschäden drohen.
  • Von allen Jedermannfunkanwendungen am wenigsten einsteigerfreundlich bzw. „plug and play“. Einlesen und technisches Grundverständnis zwingend vonnöten.
  • Das Frequenzband ist vergleichsweise störanfällig, etwa durch WLAN oder schlecht entstörte/abgeschirmte Elektrogeräte, Leuchten, Solaranlagen usw.

Kein echter Nachteil, aber erwähnenswert: Während der Fahrt ist der SSB-Betriebsmodus kaum zu gebrauchen, da stets die exakte Nachkomma-Frequenz etwas justiert werden muss.

Jedermannfunk 2: PMR-446 – Europas Universal-Helfer

CB-Funkgeräte sind, insbesondere bei Handfunkgeräten (Walkie-Talkies) aus physikalischen Gründen unnötig klobig. Außerdem wird die Leistungsfähigkeit für viele Anwendungen nicht benötigt. Das waren mit die Gründe dafür, warum die EU Ende der 1990er einen zusätzlichen Frequenzbereich für die Jedermannnutzung freigab und entsprechende Geräterichtlinien erarbeitete.

Heute dürfte PMR-446 in Europa die beliebteste derartige Funkkommunikation in Beruf und Privatleben sein.

Die wichtigsten Fakten

  • Frequenz: 446,00625 bis 446,19375 MHz. Das befindet sich am unteren Ende des UHF-Bandes (nicht mit dem noch niedrigfrequenteren UKW-Band zu verwechseln) im Bereich von etwa 0,67 m Wellenlänge.
  • Kanäle: 16, respektive 32, wenn die dPMR-Betriebsart genutzt wird (wofür spezielle Geräte nötig sind).
  • Betriebsarten: Analog auf FM sowie in den digitalen Betriebsarten dPMR und DMR Tier 1
  • Leistung: 0,5 Watt.

Vorteile von PMR-446

  • Europaweit nahezu einheitliche Vorgaben, wenngleich in einigen wenigen Ländern (etwa Österreich) nur Handfunkgeräte erlaubt sind, nicht auch solche, die im Fahrzeug montiert sind und wo die Antenne über ein Kabel auf dem Dach sitzt (solche Geräte nennt man fachsprachlich Mobilfunkgerät, selbst wenn dadurch Verwechslungen mit Handys drohen).
  • Grundsätzlich sehr kurze Antennen aufgrund der Frequenz, dadurch insbesondere enorm kompakte Handfunkgeräte (kleiner als eine Zigarettenschachtel).
  • Geringe Störungsanfälligkeit durch verwendetes Frequenzband.
  • Mittlerweile gute Kanal-Anzahl (bis 2016 waren nur 8 analoge Kanäle gestattet). In digitalen Betriebsarten sogar gleichwertig wie CB-Funk.
  • Einfache Signalcodierung, dadurch „Aussperren“ von unerwünschten Geräten, die auf derselben Frequenz funken.
  • Extrem einfache Installation und Bedienung ohne Justierung.
  • Viele verfügbare Handfunk- und für den Fahrzeugeinbau gedachte Mobilgeräte.

Nachteile von PMR-446

  • Insbesondere in bebautem und bewaldetem Gelände die geringste Reichweite aller Jedermannfunkanwendungen aufgrund von Frequenzbereich, Leistung und fester Antenne – teilweise nur wenige hundert Meter.
  • Keine legale Möglichkeit, durch Antennentausch oder Ähnliches Tuning zu betreiben.
  • Außerhalb Europas praktisch nirgendwo legal nutzbar.

Jedermannfunk 3: Freenet – Deutschlands Alleingang

Mobilfunk ist älter, als mancher glaubt. Denn lange bevor das noch heute bestehende D-Netz aufkam, gab es bereits das A-, B- und C-Netz. Das B-Netz wurde 1994 hierzulande eingestellt. Dadurch wurde der Frequenzbereich frei, woraufhin der Funkgerätehersteller Motorola die deutschen Behörden überzeugte, diesen Bereich für eine Jedermannfunkanwendung freizugeben – heute als Freenet bekannt.

Die wichtigsten Fakten

  • Frequenz: 149,0250 bis 149,115625 MHz. Mit ziemlich genau zwei Metern Wellenlänge liegt Freenet etwa in der Mitte des UKW-Frequenzbandes.
  • Kanäle: 6 im Analogbetrieb sowie im digitalen TDMA-Betrieb, 12 im digitalen FDMA-Modus.
  • Betriebsarten: Analog auf FM sowie in den digitalen Multiplex-Betriebsarten TDMA und FDMA.
  • Leistung: 1,0 Watt.

Vorteile von Freenet

In bebautem und bewaldetem Gelände oft größere Reichweite als PMR-446 aufgrund der Frequenz und der Leistung.

  • Grundsätzlich kurze Antennen aufgrund der Frequenz.
  • Einige wenige PMR-446/Freenet-Dualbandgeräte erhältlich.
  • Extrem einfache Installation und Bedienung ohne Justierung.
  • Geringe Störungsanfälligkeit durch verwendetes Frequenzband.

Nachteile von Freenet

  • Nur in Deutschland legal zu benutzen. In vielen anderen Ländern ist der Frequenzbereich dem Amateur- oder Behördenfunk zugewiesen.
  • Geringe Auswahl von Geräten, besonders bei fahrzeugmontierten Mobilgeräten.
  • Bei vergleichbarer Leistung geringere Kompaktheit als PMR-446-Systeme aufgrund längerer Antenne durch das Frequenzband.
  • Recht kleine Anzahl von Kanälen. Dadurch je nach Situation (andere Freenet-Nutzer) mitunter Störungen.

Die Gretchenfrage: Was sollte man wählen?

Damit wären die drei wichtigsten Jedermannfunkanwendungen vorgestellt. Doch um zum Kern des Artikels zurückzukommen: Was ist davon für Konvoi-Fahrten und ähnliche Situationen die beste Lösung?

Nun, fest steht bloß eines: Freenet ist es eher nicht. Primär aufgrund der geringen Verbreitung und somit Vielfalt bei den Geräten, selbst wenn die Anwendung durch die doppelt so hohe Leistung in manchen Situationen besser ist als PMR-446. Was CB und PMR-446 anbelangt, kommt es darauf an:

  • Wer lediglich im näheren Bereich bis allerhöchstens einige wenige Kilometer funken möchte, dafür aber simpelste Bedienung zu schätzen weiß, der dürfte mit PMR-446 die bessere Wahl treffen. Das gilt darüber hinaus, wenn die Fahrten nicht über Europas Grenzen hinausgehen.
  • Wer hingegen mehr Leistung und Variationsvielfalt wünscht und sich nicht scheut, tiefer in die technischen und physikalischen Hintergründe des Funkens einzutauchen, der findet beim CB-Funk höchstwahrscheinlich eher seine perfekte Anwendung. Zumal es durch die erheblich größere Reichweite möglich ist, weit mehr zu tun als bloß auf Entfernungen etwas jenseits der Rufweite zu arbeiten.

Das soll keineswegs bedeuten, PMR-446 sei eher eine Spielerei. Es ist nur durch die Regularien simpler und dadurch gerade für Anfänger erheblich leichter zu benutzen – dafür jedoch limitierter.

Nur um eines sollten sich angehende Hobbyfunker Gedanken machen: Aus einem Auto heraus haben Handfunkgeräte stets erheblich schlechtere Karten, weil die Karosserie als faraday’scher Käfig die Funkwellen immens hemmt. Sofern das Funkgerät ganz primär im Fahrzeug genutzt wird, wäre deshalb ein dort angebrachtes Gerät mit dachmontierter Magnetantenne die bessere Wahl – zumal ein oder zwei ergänzende Handgeräte für wenige Dutzend Euro schnell angeschafft werden können.

Nicht zu vergessen: Auch Funkgeräte und deren Handmikrofone dürfen während der Fahrt nicht bedient werden. Deshalb beim Kauf unbedingt auf eine sogenannte VOX-Funktion achten. Sie sorgt dafür, dass das Funkgerät zu senden beginnt, sobald man spricht.

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