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Astronauten - Was eine Weltraumreise mit unserem Körper macht

Einmal ins All reisen – davon träumen viele Menschen. Der Blick auf die Erde von oben, das Schweben in völliger Schwerelosigkeit, die Grenzen des Bekannten überschreiten: Hört sich toll an. Doch für den Körper ist Weltraumaufenthalt alles andere als ein Vergnügen. Wir sind nicht für den Weltraum gemacht, was Astronauten jeden Tag spüren. Welche Veränderungen kommen da auf den Körper zu? Und wie geht er damit um?
CMA, 11.12.2025

Im Frühjahr dieses Jahres kehrten die Astronauten Sunita „Suni“ Williams und Bary „Butch“ Wilmore von einer Mission zurück, die ursprünglich nur acht Tage dauern sollte. Am Ende verbrachten sie jedoch neun Monate im All, weil technische Probleme an der Raumfähre Boeing Starliner ihre Rückreise verzögerten und sie daher auf der ISS bleiben mussten. Die NASA hatte keine Möglichkeit, sie „außer der Reihe” zurück zur Erde zu bringen.

 NASA astronauts Butch Wilmore and Suni Williams, Boeing's Crew Flight Test Commander and Pilot respectively, inspect safety hardware aboard the ISS
Butch Wilmore and Suni Williams "gefangen" an Bord der ISS, knapp zwei Monat nach dem geplanten Ende ihrer Mission.

© NASA Johnson Space Center

Mit der unerwarteten Verlängerung kamen nicht nur die Sorgen darüber, ob und wann die Astronauten wieder zur Erde zurückkehren würden. Die beiden Orbitbewohner durchlebten nun auch die körperlichen Belastungen, die jeder längere Aufenthalt im All mit sich bringt. Denn ab dem Moment, in dem ein Mensch die Erde verlässt, beginnt der Körper, sich an Bedingungen anzupassen, für die er nicht gemacht ist.

The effects of microgravity on fluid distribution around the body (greatly exaggerated).
Übertriebene Darstellung der Auswirkungen eines Weltraumaufenthalts: Die Körperflüssigkeit verlagert sich in den Oberkörper, was zum Anschwellen des Gesichts, dünnen Beinen ("Storchenbeine"), Kopfschmerzen, verstopfter Nase und Sehstörungen führt. Zurück auf der Erde können Muskelschwund und Abnahme der Blutmenge zum Druckabfall beim Aufstehen führen.

Puffy Head und Bird Legs

Eines der ersten Anzeichen dieser Anpassung zeigt sich in der Verteilung der Körperflüssigkeiten. Ohne die ständige Schwerkraft, die auf der Erde Flüssigkeit in die Beine zieht, wandert ein Teil des Blut- und Lymphvolumens Richtung Oberkörper. Das fühlt sich so an, als würde man kopfüber hängen, nur eben dauerhaft. Der Kopf wirkt dadurch leicht geschwollen, während die Beine an Umfang verlieren. Unter Astronauten ist dieses Phänomen als „puffy head, bird legs“ bekannt und gilt als typische Begleiterscheinung des Lebens in der Schwerelosigkeit.

Keine Erdanziehungskraft bedeutet auch Muskelschwund, weil der Körper nicht mehr so belastet wird wie auf der Erde. Man benötigt keine Muskelkraft mehr, um den Körper aufrecht zu halten oder zu gehen. Im All verlieren Astronauten dadurch bereits innerhalb von zwei Wochen rund 20 Prozent ihrer Muskelmasse – besonders in den Bereichen, die normalerweise für unsere aufrechte Haltung sorgen: Rücken, Nacken und Beine.

Astronaut Mark Vande Hei. Expedition 53 Flight Engineer, auf der COLBERT Combined Operational Load Bearing External Resistance Treadmill im Tranquility-Modul
Um dem Muskelschwund entgegenzuwirken, gibt es auf der Raumstation ISS zwei Laufbänder, ein Fahrradergometer und eine Kraftgerätestation

© NASA

Kosmischer Zwilling

Auch kosmische Strahlung spielt eine große Rolle: Auf der Erde schützt uns das Magnetfeld davor, doch auf der Internationalen Raumstation lässt sich ihr Einfluss kaum abschirmen. Dort bekommt ein Mensch in einem Jahr so viel Strahlung ab wie sonst in mehreren Jahrzehnten auf der Erde. Das kann Folgen für unser Erbgut haben. Bestätigt wurde das in einer ungewöhnlichen Zwillingsstudie: Ein eineiiger Zwilling lebte und arbeitete insgesamt ein Jahr im All, während sein Bruder auf der Erde blieb. Das sind die NASA-Astronauten Scott und Mark Kelly.

Es zeigte sich, dass die Zellen des „himmlischen" Bruders Scott beim Kopieren der DNA mehr Fehler machten als bei seinem Zwilling. Teile der Chromosomen wurden falsch zusammengesetzt oder an ungewohnte Stellen eingebaut. Bedenklich ist besonders, dass diese Kopierfehler auch nach der Rückkehr zur Erde noch Monate anhielten. Langfristig könnten diese Strahlenfolgen das Krebsrisiko für Astronauten deutlich erhöhen.

Subjects of NASA's twin study 2015-2016, Scott (left) and Mark Kelly
Scott (links) und Mark Kelly, die Akteure der NASA-Zwillingsstudie von 2015-16.

© NASA

Schlafende Viren

Auch alte Viren können sich im All wieder zurückmelden. Besonders betroffen sind Herpesviren – und die haben es in sich. Zu dieser Gruppe gehören nicht nur die Verursacher von Lippenbläschen, sondern auch die Erreger von Windpocken, Gürtelrose oder Cytomegalie. Manche Varianten können sogar das Krebsrisiko erhöhen.

Die meisten Menschen tragen ein oder mehrere dieser Viren ihr Leben lang in sich, ohne es zu merken, denn die Erreger bleiben normalerweise inaktiv. Im All jedoch kann die Stressbelastung des Körpers dazu führen, dass diese „schlafenden“ Viren wieder aufwachen. Das liegt daran, dass die immunhemmenden Stresshormone Cortisol und Adrenalin erhöht sind, was die Abwehrkraft vom Immunsystem verringert. Diese Immunhemmung hielt noch bis zu 60 Tage nach Rückkehr zur Erde an. Astronauten sind demnach im All und nach ihrer Rückkehr möglicherweise anfälliger für Infektionen und andere Erkrankungen.

Alles in allem zeigt das: So schön und faszinierend der Weltraum auch ist - gesund ist er nicht.

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