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Wie sich Drohnen abwehren lassen
Anfang Oktober sind am Münchner Flughafen gleich zweimal Drohnen gesichtet worden. Da die Fluggeräte eine ernsthafte Gefahr für den Flugverkehr darstellen, kam es in der Folge zu zahlreichen Flugausfällen und Verspätungen. Doch wie hätten sich die Drohnen stoppen lassen? Bevor man eine Drohne abwehrt, muss sie zunächst erkannt und eindeutig identifiziert werden. Dabei kommen verschiedene Erkennungs- und Abwehrmechanismen zum Einsatz, die unterschiedlich zerstörerisch sind.
Drohnen erkennen leicht gemacht
Für klassische Radaranlagen sind viele Drohnen zu klein. Sie fliegen zudem oft zu niedrig, um im normalen Luftraum-Überwachungssystem aufzufallen. Diese Lücke versuchen spezialisierte Drohnenerkennungssysteme zu schließen. Sie kombinieren verschiedene Sensoren, wie etwa Funkwellendetektoren, optische Kameras, Infrarotsensoren oder akustische Mikrofone, und werten deren Daten gemeinsam aus. Eine Software identifiziert das Drohnenmodell, berechnet die Flugrichtung, die Geschwindigkeit und aktualisiert die Position.
Die deutsche Polizei und die Bundeswehr setzen solche Systeme jedoch selten ein. Selbst an großen Flughäfen werden Drohnen meist eher zufällig entdeckt, beispielsweise durch Meldungen von Piloten oder aufmerksame Beobachter am Boden. Doch hat ein Erkennungssystem eine Drohne erstmal entdeckt, muss diese abgewehrt werden – und das geht auch ohne große Explosionen.
„Überbrüllen“ durch Jamming
Angreifer setzen häufig Drohnen ein, die in Echtzeit per Video gesteuert werden. Die Kommunikation zwischen Drohne und Steuergerät läuft dabei über Funk. Genau dort setzt das sogenannte „Jamming“ an. Abwehrsysteme schicken starke Hochfrequenz-Signale in Richtung der Drohne. Diese überlagern die Funkverbindung und „überbrüllen“ somit das Steuersignal.
Früher reichten einfache Störsender aus, weil viele Drohnen feste, bekannte Frequenzen nutzten. Moderne Systeme scannen dagegen das gesamte Funkfeld, erkennen die tatsächlich verwendeten Kanäle und passen das Störsignal gezielt an. Zusätzlich können sie das GPS stören, das die Drohne zur Navigation nutzt, so dass sie die Orientierung verliert.
Eine weitere technische Abwehrmethode ist das Hacken der Drohnen. „GPS-Spoofer“ (zu Deutsch „GPS-Täuscher“) senden ein falsches GPS-Signal an die Drohne und ersetzen damit das echte Navigationssignal. Die Drohne „denkt“ dadurch, sie befinde sich an einem anderen Ort. So kann man sie in eine sichere Zone locken und dort außer Gefecht setzen. Da diese Methode auch andere Navigationssysteme beeinträchtigen kann, kommt „GPS Spoofing“ aber meist nur im militärischen Bereich vor.
Drohnen gegen Drohnen
Auch im analogen Bereich gibt es verschiedene Möglichkeiten, um Drohnen abzuwehren. Man kann zum Beispiel bestimmte Bereiche oder Objekte mit Netzen abschirmen oder die eigenen Drohnen mit Fangnetzen bestücken. Sie können die Eindringlinge dann wie mit einem Fischernetz einfangen. Ein großer Vorteil ist, dass die Netze relativ kostengünstig sind.
Abfangdrohnen können eine Ziel-Drohne auch mit sehr hohen Geschwindigkeiten anvisieren, auf sie stürzen und sie sogar mit Sprengstoff explodieren lassen. Das ist eine sehr effektive Methode, die für zielgenaue Zerstörung sorgt, aber trotzdem günstiger ist, als die feindliche Drohne abzuschießen.
Abschießen durch Geschosse und Laser
Das gezielte Abschießen einer Drohne klingt nach der einfachsten Lösung – ist in der Praxis aber schwierig. Geschosse oder Schrot können unkontrolliert zu Boden fallen und Menschen oder Infrastruktur gefährden. Zudem sind nach dem Luftsicherheitsgesetz die Befugnisse der Bundeswehr eingeschränkt: Unbemannte Fluggeräte direkt abzuschießen, ist nicht erlaubt, selbst wenn die Drohnen militärische Sperrbereiche überfliegen.
Im Krieg oder in militärischen Einsatzgebieten sieht das anders aus. Länder wie Israel oder Australien entwickeln derzeit leistungsfähige Lasersysteme zur Drohnenabwehr. Das australische Unternehmen „Electro Optic Systems“ etwa wirbt mit einem System, das bis zu 20 Drohnen pro Minute ausschalten kann – bei Kosten von weniger als zehn Cent pro Schuss. Die Laser des Systems richten elektromagnetische Strahlung punktgenau auf die Drohne und zerstören sie. Das funktioniert jedoch nur bei guten Wetterbedingungen und kann durch reflektierende Oberflächen gestört werden.