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Schimmel in Altbauten vermeiden: Diese Baustoffe helfen

Altbauten begeistern mit Charme und Geschichte: hohe Räume, massive Mauern und kunstvolle Verzierungen. Doch diese Bauweise hat auch eine große Schwachstelle: Feuchtigkeit. Kalte Wandoberflächen, fehlende Dämmung und Wärmebrücken führen oft dazu, dass sich Kondenswasser bildet - der perfekte Nährboden für Schimmel.

Wer in einem Altbau wohnt, muss sich aber nicht damit abfinden: Es gibt Baustoffe, die sich nachträglich einbauen lassen, um Feuchtigkeit zu regulieren, Wände wärmer zu halten und den Schimmel so dauerhaft fernzuhalten. Dazu gehören moderne Lösungen wie Klimaplatten, aber auch traditionelle Materialien wie etwa Lehm, die seit Jahrhunderten bewährt sind.

Anfällig: Warum Schimmel so oft im Altbau entsteht

Die meisten Altbauten wurden in einer Zeit gebaut, in der Wärmedämmung kaum ein Thema war – dicke Wände aus Ziegel oder Naturstein können zwar Wärme speichern, kühlen aber an der Innenseite auch schnell aus, besonders wenn draußen Minusgrade herrschen. Trifft warme, feuchte Raumluft auf diese kalten Oberflächen, entsteht Kondenswasser, oft zuerst an Fensternischen, Raumecken oder hinter Möbeln. Auf typische Risikofaktoren und Auslöser von Schimmel in bestehenden Altbauten ist als Wohnungseigentümer dementsprechend unbedingt zu achten.

  • Fehlende oder mangelhafte Dämmung
  • Undichte Fenster oder Dachbereiche
  • Wärmebrücken (z. B. an Deckenanschlüssen oder Balkonen)
  • Fehlendes Lüftungskonzept
  • Falsche frühere Sanierungsmaßnahmen, die Feuchtigkeit einschließen

Wenn Schimmel erst einmal da ist, muss er fachgerecht entfernt werden. Die gute Nachricht: Mit den richtigen Baustoffen lässt sich das Risiko für einen erneuten Befall deutlich reduzieren.

Unvermeidbar: Schimmel fachgerecht entfernen

Bevor Klimaplatten, Kalkputze oder andere feuchtigkeitsregulierende Baustoffe montiert werden, muss der bestehende Schimmel vollständig entfernt werden. Ansonsten besteht das Risiko, dass er unter der neuen Schicht weiterwächst und erst spät entdeckt und erneut sichtbar wird. Bei größerem (> 0,5 m²) oder tiefreichendem Befall sollte immer ein Fachbetrieb beauftragt werden - so wird auch versteckter Schimmel effektiv aufgedeckt und behoben. Bei einem kleineren Befall oder mit handwerklichem Geschick kann man aber auch selbst Hand anlegen.

1. Ursache finden und beheben

  • Feuchtigkeitsquelle ermitteln (z. B. undichte Stelle, Wärmebrücke, falsches Lüftungsverhalten).
  • Problem fachgerecht beseitigen, bevor mit der Reinigung begonnen wird.

2. Sichtbaren Schimmel entfernen

  • Befallene Tapeten, Farbschichten oder Putze vollständig abtragen.
  • Betroffene Stellen großzügig abgrenzen - Schimmel kann auch im angrenzenden Material sitzen.

3. Flächen desinfizieren

  • Geeignet sind alkoholhaltige Lösungen (mind. 70 % Ethanol) oder spezielle, bauverträgliche Schimmelentferner.
  • Keine chlorhaltigen Mittel in Innenräumen verwenden, da diese gesundheitsschädlich sein können.

4. Untergrund trocknen lassen

  • Vor dem weiteren Aufbau muss das Mauerwerk gut austrocknen, um erneuten Befall zu verhindern.

5. Fachgerechte Entsorgung

  • Befallene Materialien (Putz, Tapeten, Dämmung) nicht im Haus lagern, sondern entsprechend luftdicht verpacken und entsorgen.

Sanierung: Wirkungsvolle Baustoffe gegen Schimmel

Nach der Beseitigung von bestehendem Schimmel ist es an der Zeit Maßnahmen zu treffen, um zukünftigen Schimmel fernzuhalten. Neben einem durchdachten Lüftungskonzept und Co. sind vor allem die neuen Baustoffe entscheidend, die nachträglich im Rahmen einer Sanierung eingesetzt zu werden. Sie können direkt auf das bestehende Mauerwerk oder den erneuerten Untergrund aufgebracht werden.

1. Klimaplatten (Kalziumsilikatplatten)

Klimaplatten sind eine der effektivsten Methoden, um in Altbauten Schimmel vorzubeugen. Sie bestehen aus Kalziumsilikat, sind hoch kapillaraktiv (bedeutet, sie saugen Feuchtigkeit wie ein Schwamm in ihre feinen Poren) und absolut diffusionsoffen (Feuchtigkeit in Form von Wasserdampf kann durch das Material hindurch entweichen).

  • Nehmen überschüssige Luftfeuchtigkeit aktiv auf
  • Geben sie bei trockenerer Luft wieder ab
  • Erhöhen die Oberflächentemperatur der Wand
  • Verhindern Kondenswasserbildung

Sie werden nach dem Entfernen des alten Putzes direkt auf das Mauerwerk geklebt, verspachtelt und anschließend gestrichen oder verputzt. Besonders an Außenwänden mit Nordausrichtung oder in Raumecken sind Klimaplatten eine langfristige und somit nachhaltige Lösung.

2. Kalkputze

Kalkputz ist ein traditioneller Baustoff mit natürlicher Schimmelhemmung. Sein hoher pH-Wert macht die Wandoberfläche für Schimmelsporen unattraktiv. Außerdem ist er, wie Klimaplatten auch, diffusionsoffen und somit umso resistenter gegen Schimmel.

  • Kann direkt auf das Mauerwerk oder auf Klimaplatten aufgetragen werden
  • Reguliert die Luftfeuchtigkeit im Raum
  • Ist „atmungsaktiv“, die Feuchtigkeit staut sich nicht im Inneren

3. Lehmputze

Auch Lehm eignet sich hervorragend als Baumaterial gegen Schimmel, vor allem da er hygroskopisch ist - bedeutet, er kann große Mengen Feuchtigkeit aus der Raumluft aufnehmen und wieder abgeben, ohne Schaden zu nehmen.

  • Besonders in Wohn- und Schlafräumen geeignet, um Temperaturschwankungen und Feuchtigkeitsspitzen abzufangen
  • Bei Fachwerkhäusern oder Ziegelbauten im Einsatz, wo diffusionsoffene Oberflächen wichtig sind
  • Lehmputz kann auch auf Klimaplatten oder anderen Untergründen verarbeitet werden.

4. Holzfaserplatten

Holzfaserplatten gehören zu den beliebtesten nachträglichen Dämmmaterialien im Altbau, wenn es darum geht ein gesundes Raumklima zu erhalten. Durch ihre offenporige Struktur sind sie diffusionsoffen und verhindern so, dass sich Feuchtigkeit in der Wand staut – ein wichtiger Faktor für die Schimmelprävention.

  • Sie dämmen und reduzieren Wärmebrücken
  • Sind diffusionsoffen
  • Passen gut zu Kalk- oder Lehmputzen
  • Ideal, wenn man die Innendämmung verbessern möchte, ohne den historischen Charakter der Fassade zu verändern.
Lüften
Regelmäßiges Stoßlüften ist meist hilfreicher als Kipplüftung.

© pexels, pixabay.com

Langfristig: Schimmel auch nach der Sanierung vorbeugen

Auch wenn diffusionsoffene und feuchtigkeitsregulierende Baustoffe wie Klimaplatten, Kalk- oder Lehmputz für ein deutlich gesünderes Raumklima sorgen, ist die richtige Nutzung der Räume weiterhin entscheidend. Wer gleichmäßig heizt, für regelmäßigen Luftaustausch sorgt und große Möbel nicht direkt an Außenwänden platziert, verhindert, dass sich hinter ihnen feuchte Stellen bilden.

Wichtig ist zudem, die Raumluftfeuchtigkeit im Blick zu behalten – ein einfaches Hygrometer hilft, sie unter 60 Prozent zu halten und so Schimmel vorzubeugen. Nach dem Duschen, Kochen oder Wäschewaschen sollte feuchte Luft möglichst schnell nach draußen abgeführt werden, am besten durch kurzes Stoßlüften. So arbeiten die neuen Baustoffe optimal und der Altbau bleibt langfristig frei von Schimmel.

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