Wissensbibliothek
Europa – im Zeichen der politischen Integration
Mit rd. 10,5 Mio. km² ist Europa der zweitkleinste Erdteil nach Australien. Er hängt Asien als Halbinsel an (Eurasien), wird aber aufgrund seiner besonderen kulturgeschichtlichen Rolle als eigenständiger Kontinent gesehen. Als seine Ostgrenze gelten das Uralgebirge, der Uralfluss und die Manytsch-Niederung. Von Süden, Westen und Norden greifen Mittelmeer, Atlantik, Nord- und Ostsee tief ins Land und machen Europa zu dem am stärksten gegliederten Erdteil. Mehr als ein Drittel der Gesamtfläche entfällt auf Inseln und Halbinseln. Mit rd. 730 Mio. Einwohnern beherbergt Europa ca. 11 % der Weltbevölkerung. Europa ist politisch stark zersplittert: Es gliedert sich in 45 Staaten mit 120 verschiedenen Sprachen.
Westwinde und der Einfluss des warmen Golfstroms verleihen Europa ein günstiges Klima mit gemäßigten Temperaturen und ausreichenden Niederschlägen. Nach Osten wird das Klima kontinentaler mit zunehmenden Temperaturgegensätzen zwischen Sommer und Winter. Südlich der Alpen hat Europa Anteil am Mittelmeerklima. Europa ist von Natur aus größtenteils mit Wäldern bedeckt. Bis heute sind rd. 49 % der Gesamtfläche in Kulturland umgewandelt worden. Die verbliebenen Wälder (rd. 28 % der Fläche) sind aus forstwirtschaftlichen Gründen artenärmer geworden.
Kennzeichnend für die europäische Wirtschaft sind die internationalen Verflechtungen mit allen Teilen der Erde. Ein wichtiger Faktor sind die wirtschaftlichen und politischen Bündnisse, v. a. die Europäische Union. – Europa verfügt über vielseitige Bodenschätze. Wichtige Produkte der Landwirtschaft sind Getreide, Kartoffeln und Futterpflanzen sowie die Erzeugnisse der Rinder-, Schweine- und Schafzucht. Europa ist nach Nordamerika die zweitgrößte Industriemacht der Erde. Es dominiert die Verarbeitungs- und Konsumgüterindustrie, besondere Wachstumsindustrien sind die Kunststoffherstellung und die Elektronik. Durch Rationalisierung und die Verlagerung von Arbeitsplätzen in Niedriglohnländer verschiebt sich die Erwerbstätigkeit aus der Industrie hin zu einer Summe von Dienstleistungsaktivitäten.
Eine entscheidende Wende in der neueren europäischen Geschichte wurde durch die Reformpolitik, die Michail Gorbatschow seit 1985 in der UdSSR betrieb, eingeleitet. Sie führte zur Demokratisierung in Osteuropa. Die EG-Mitglieder trieben durch den Vertrag über die Europäische Union die politische Integration weiter voran. Die von der EU 2004 vorgenommene Osterweiterung soll die wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Strukturen in Europa langfristig stabilisieren.
Deutschland: Im Herzen Europas
Landesnatur
Wie viel Wald wächst im Land der Romantik?
Deutschland ist eines der waldreichsten Länder der EU. Knapp ein Drittel der Gesamtfläche, rd. 11,1 Mio. ha, ist mit Wald bedeckt. Zudem nimmt die Waldfläche kontinuierlich zu, allein zwischen 1992 und 2004 pro Jahr durchschnittlich um 160 km². Dunkle Wälder waren v. a. in der romantischen Dichtung des 19. Jh. beliebte Schauplätze – man denke nur an die Märchen der Brüder Grimm.
Im Süden wird Deutschland von den Alpen begrenzt, im Norden von der Nord- und Ostsee. Der Alpenanteil beschränkt sich auf die Allgäuer, Bayerischen und Salzburger Alpen mit dem höchsten Berg Deutschlands, der 2962 m hohen Zugspitze. Zwischen Alpen und Donau liegt das hügelige Alpenvorland. Das Norddeutsche Tiefland wurde von der Eiszeit geformt. Während die Ostseeküste meist sandig ist, hat die Nordseeküste fruchtbares Marschland.
Bevölkerung
Sterben die Deutschen bald aus?
Da seit Mitte der 1970er Jahre die Zahl der Geburten deutlich niedriger ist als die Zahl der Sterbefälle, kommt es in jedem Fall zu einem langfristigen Bevölkerungsrückgang. Experten rechnen damit, dass im Jahr 2050 nurmehr rd. 75 Mio. Menschen in Deutschland leben werden. Selbst durch eine gesteigerte Zuwanderung kann dieser Trend nicht mehr aufgehalten werden.
Die Zahl der in Deutschland lebenden Ausländer beträgt 7,3 Mio., v. a. Türken, Italiener, Serben, Griechen und Polen. Ethnische Minderheiten bilden die rd. 60 000 Sorben (Wenden), die rd. 50 000 Dänen, die über 50 000 Sinti und Roma sowie die 12 000 Friesen.
Wo leben die meisten Menschen?
Abgesehen von den Stadtstaaten Berlin (rd. 3800 Einwohner pro km²), Hamburg (rd. 2300 Einwohner pro km²) und Bremen (rd. 1600 Einwohner pro km²) ist Nordrhein-Westfalen mit über 500 Einwohnern pro km² am dichtesten besiedelt.
Seit der Wiedervereinigung kommt es im Osten zu einer verstärkten Landflucht. Zumeist junge, gut ausgebildete Menschen ziehen aus den Dörfern Mecklenburg-Vorpommerns (das Bundesland hat mit 74 Einwohnern pro km² die geringste Einwohnerdichte), Brandenburgs (87 Einwohner pro km²) und Sachsen-Anhalts (122 Einwohner pro km²) in die Städte, vorzugsweise in den Westen.
Wirtschaft
Woran mangelt es den Deutschen?
Deutschland ist ein ausgesprochen rohstoffarmes Land. Bei der Versorgung mit Rohstoffen und Energie ist es weitgehend auf Einfuhren angewiesen. Die Auslandsabhängigkeit ist besonders bei Bauxit, Mangan, Titan, Rohphosphat und Wolfram hoch. Der größte Teil des benötigten Erdöls und Erdgases muss ebenfalls aus dem Ausland importiert werden.
In geringen Mengen verfügt Deutschland über Eisen-, Kupfer- und Zinnerz, dessen Abbau mittlerweile aber aus Rentabilitätsgründen eingestellt wurde. Nur die Braunkohlen-, Steinkohlen- und Salzlagerstätten sind noch für viele Jahre abbauwürdig.
Was sind deutsche Exportschlager?
Autos. Nach Japan und den USA ist der Export-Weltmeister Deutschland der drittgrößte Autoproduzent der Welt. Exportschlager sind ferner Maschinen, Anlagen und Chemieprodukte. Ebenfalls von Bedeutung sind die Nahrungsmittelindustrie und die Umwelttechnik.
Die Elektrotechnik gehört zu den Industriebereichen mit einem überdurchschnittlichen Wachstum. Ihre Produktionsstätten werden aber zunehmend ins Ausland verlagert. Bis Ende der 1950er Jahre dominierte die Eisen schaffende Industrie in Verbindung mit dem Steinkohlenbergbau. Durch das Vordringen von Erdöl und Erdgas ging die Steinkohlenförderung zurück.
Verkehr
Wie viele Autos rollen durch Deutschland?
Im Jahr 2005 betrug die Zahl der zugelassenen Kraftfahrzeuge 54,5 Mio., davon sind 45,4 Mio. Personenkraftwagen. Auf deutschen Straßen sind jedoch viel mehr Kraftfahrzeuge unterwegs, da Deutschland ein wichtiges Transitland ist.
Über vier Fünftel des Personenverkehrs werden mit dem eigenen Auto bewältigt, nur knapp ein Fünftel mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Eisenbahn ist nach wie vor von großer Bedeutung. Für den Personenverkehr wird das Schnellstreckennetz zunehmend ausgebaut.
Wo liegt Europas größter Binnenhafen?
Mit einer Gesamtfläche von 10 km² ist der Umschlagplatz im Duisburger Stadtteil Ruhrort nicht nur der größte Binnenhafen in Deutschland, sondern in ganz Europa.
Die deutsche Binnenschifffahrt stützt sich auf die Stromsysteme von Rhein (mit Neckar, Main und Mosel), Weser, Elbe, Oder, Havel, Saale und auf ein weit verzweigtes Kanalnetz (Rhein-Herne-Kanal, Dortmund-Ems-Kanal, Mittellandkanal, Elbe-Seitenkanal, Oder-Spree-Kanal, Elbe-Havel-Kanal u. a.).
Auf Grund seiner geographischen Lage mit Zugang zur Nord- und Ostsee sowie seiner Wirtschaftskraft hat Deutschland eine starke Stellung in der Seeschifffahrt. Die wichtigsten Seehäfen sind Hamburg, Bremen mit Bremerhaven, Wilhelmshaven, Emden, Brunsbüttel, Lübeck, Rostock und Puttgarden.
Geschichte
Woher stammt der Name »Deutschland«?
Der Landesname ist durch eine Bedeutungserweiterung des Wortes »deutsch« entstanden. Dieses, seit dem 8. Jh. belegt, bezeichnete ursprünglich die in einem Teil des Frankenreichs gesprochene germanische Sprache. Im 11. Jh. wurde es auf deren Sprecher (»deutsche Leute«) und ihre Wohngebiete (»deutsche Lande«) übertragen. Das Wort Deutschland ist seit dem 15. Jh. geläufig.
Übrigens: Das Frankenreich brach nach dem Tod Karls des Großen (814) auseinander. Es entstanden ein west- und ein ostfränkisches Reich, die Vorläufer Frankreichs und Deutschlands. Die deutsche Westgrenze, die der Sprachgrenze zwischen Deutsch und Französisch entsprach, war damit fixiert.
Wer trug die erste deutsche Krone?
911 wählte der hohe Adel Konrad I. zum ersten deutschen König. Mit dieser Wahl vollzog sich der Übergang vom ostfränkischen zum Deutschen Reich.
Der Reichsname lautete seit dem 11. Jh. »Römisches Reich«, seit dem 13. Jh. »Heiliges Römisches Reich«, seit dem 15. Jh. mit dem Zusatz »Deutscher Nation«. Dem Königtum standen weitgehend selbstständige Stammesherzogtümer gegenüber (Sachsen, Franken, Bayern, Schwaben). Gegen sie konnten sich erst die Ottonen Heinrich I. und Otto I. durchsetzen. Otto ließ sich 962 in Rom zum Kaiser krönen. Er begründete damit die Anwartschaft des deutschen Königs auf die Kaiserwürde und eine 300-jährige deutsche Herrschaft in Ober- und Mittelitalien.
Der Idee nach war das Kaisertum universal, verlieh die Herrschaft über das ganze Abendland und hatte Vorrang vor dem Papsttum. Dieser Vorrang ging im Investiturstreit unter dem Salier Heinrich IV. verloren. Eine neue Blüte erlebte das Kaisertum unter den Staufern Friedrich I., Heinrich VI. und Friedrich II. Zugleich begann eine territoriale Zersplitterung, die die Zentralgewalt schwächte. Es folgte die Zeit des Gegen- und Doppelkönigtums (Interregnum, 1256–1273). Seit Rudolf I., dem ersten Habsburger auf dem Thron, wurde Hausmachtpolitik das Hauptinteresse jedes Königs.
Welcher Friedensschluss besiegelte die konfessionelle Spaltung?
Der Westfälische Friede, der 1648 den Dreißigjährigen Krieg beendete, brachte die völlige Gleichstellung der katholischen und der protestantischen Konfession.
Aus Unzufriedenheit mit der katholischen Kirche leitete Martin Luther (1483–1546) im Jahr 1517 die Reformation ein, die sich rasch ausbreitete. Hauptnutznießer der Reformation waren die Landesfürsten. Sie erhielten im Augsburger Religionsfrieden 1555 das Recht, die Religion ihrer Untertanen zu bestimmen. Deutschland war damals zu 80 % protestantisch, doch konnte die katholische Kirche in der Folgezeit viele Gebiete zurückgewinnen.
Bald verschärften sich die konfessionellen Gegensätze. Ein lokaler Konflikt in Böhmen löste schließlich 1618 den Dreißigjährigen Krieg aus, der sich von einem deutschen Religionskrieg zu einem europäischen Machtkampf entwickelte.
Welches war das »Jahr der Deutschen«?
Der Herbst 1989 zählt wohl zu den glücklichsten Tagen der neueren deutschen Geschichte. Als Höhepunkt einer friedlichen Revolution in der DDR fiel in der Nacht vom 9. zum 10. November die 1961 errichtete Berliner Mauer. Dies war der Startschuss zur Wiedervereinigung des geteilten Deutschlands.
Die Teilung Deutschlands war eine Folge des Zweiten Weltkriegs, nach dessen Ende die vier Siegermächte (USA, UdSSR, Großbritannien, Frankreich) die Regierungsgewalt in Deutschland übernahmen. Die zunehmenden Gegensätze zwischen den Westmächten und der UdSSR führten schließlich 1949 zur Teilung des Landes. Im Westen entstand die Bundesrepublik Deutschland, im Osten die Deutsche Demokratische Republik.
Versorgungsmängel und der Widerstand der SED-Führung gegen die Reformpolitik des sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow ließen in den späten 1980er Jahren die Missstimmung in der DDR wachsen. In vielen Großstädten kam es zu Demonstrationen für Demokratie, Meinungs- und Reisefreiheit, die schließlich zur Öffnung der innerdeutschen Grenze führten.
Am 18. 5. 1990 schlossen die beiden deutschen Staaten einen Vertrag über die Bildung einer Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion, die am 1. 7. 1990 mit der Einführung der D-Mark als alleiniges Zahlungsmittel wirksam wurde. Am 3. 10. 1990 wurde die Wiedervereinigung in Berlin feierlich vollzogen.
Musik
Welcher deutsche Komponist prägte die Wiener Klassik?
Der 1770 in Bonn geborene Ludwig van Beethoven war neben Joseph Haydn (1732 bis 1809) und Wolfgang Amadeus Mozart (1756 bis 1791) der größte Komponist der Wiener Klassik.
Sein großes Verdienst besteht darin, die Ausdrucksmöglichkeiten der Musik in vor ihm ungeahnter Weise gesteigert zu haben. So revolutionierte er die Klaviertechnik, erweiterte die Größe des Orchesters, dehnte die Länge der Sinfonien aus und gab den Kompositionen thematische Schwerpunkte. Sein Stil war geprägt von starkem persönlichem Gestaltungswillen, bei dem die subjektive Empfindung im Zentrum des musikalischen Ausdrucks stand. Ein Gehörleiden führte bis 1819 zur völligen Ertaubung. 1827 starb Beethoven in Wien.
Neben dem berühmten Bonner setzten auch andere deutsche Komponisten Maßstäbe in der Musikgeschichte: Im Barock dominierten Johann Sebastian Bach (1685–1750) und Georg Friedrich Händel (1685–1759). Auf dem Gebiet der Oper entstand mit Carl Maria von Webers (1786–1826) »Freischütz« die Gattung der Romantischen Oper und Richard Wagner (1813–1883) schuf das als Gesamtkunstwerk angelegte Musikdrama. Ähnlich bedeutsam war der deutsche Beitrag in den Gattungen Kammermusik und Lied mit Werken von Robert Schumann (1810–1856), Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809–1847) u. a.
Wer gilt als größter deutscher Dichter?
Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) ist die herausragende Gestalt der deutschen Literaturgeschichte. Gemeinsam mit Friedrich Schiller (1759–1805) verschaffte er der deutschen Literatur Weltgeltung.
Im geistigen Klima des Sturm und Drang entstanden Goethes »Urfaust«, »Götz« und »Werther«. Die daran anschließende Epoche der Klassik überwand die Naturschwärmerei und strebte eine antikisierende Kunstauffassung an. Harmonie, Bändigung der Formen und das Humanitätsideal zeigten sich bei Goethe im Gedicht, im Drama (»Tasso«, »Iphigenie«) und im Bildungsroman (»Wilhelm Meister«). Ähnlich verlief der Weg Schillers, der sich nach revolutionären Anfängen (»Die Räuber«, »Kabale und Liebe«) zum Dichter umfassender Gedankenlyrik und weltgeschichtlicher Dramen (»Don Carlos«, »Wallenstein«, »Wilhelm Tell«) entwickelte.
Weitere einflussreiche deutsche Dichter waren u. a. Gotthold Ephraim Lessing (1729 bis 1781), der in seinen Stücken (»Emilia Galotti«, »Minna von Barnhelm«, »Nathan der Weise«) das aufklärerische Gedankengut beispielhaft umsetzte und zum Begründer des bürgerlichen Trauerspiels wurde, Theodor Fontane (1819–1898), einer der bedeutendsten Erzähler und Romanciers des Realismus, sowie Thomas Mann (1875–1955) und Hermann Hesse (1877–1962), deren Romane die Krisen der damaligen Zeit und den Menschen in seiner Suche nach dem Sein spiegelten. Bertolt Brecht (1898–1956) revolutionierte durch sein »episches Theater« die Bühne.
Wussten Sie, dass …
die Bundesrepublik Deutschland zwischen 1945 und 1949 etwa 12 Mio. Vertriebene und Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten aufnahm?
seit einigen Jahren der Wolf in Deutschland wieder heimisch geworden ist?
der Bodensee mit 254 m der tiefste natürliche See Deutschlands ist?
Was geschah …
1740?
Friedrich II., der Große (1712–1786), besteigt den preußischen Thron. Unter seiner Herrschaft wird Preußen nach Österreich die zweite deutsche Großmacht.
1848?
In der Frankfurter Paulskirche konstituiert sich die erste gewählte deutsche Nationalversammlung.
1871?
Das Deutsche Reich wird gegründet. Als Kanzler bestimmt Otto von Bismarck (1815 bis 1898) bis 1890 die Politik des Kaiserreichs.
1918?
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wird die Deutsche Republik ausgerufen.
1933?
Adolf Hitler (1889 bis 1945) wird zum Reichskanzler ernannt.
1939?
Mit dem von Hitler initiierten Angriff gegen Polen beginnt der Zweite Weltkrieg.
1949?
Der Parlamentarische Rat verabschiedet in Bonn das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland.
Wussten Sie, dass …
jährlich über 20 Mio. ausländische Touristen – v. a. aus den Niederlanden, USA und Großbritannien – Deutschland besuchen? Schwerpunkt bildet der Städtetourismus, der neben Berlin und München historische Zentren wie Heidelberg und Weimar ansteuert.
Deutschland über das dichteste und nach den USA längste Autobahnnetz der Welt verfügt (über 12 200 km)?
es in Deutschland 15 Nationalparks gibt? Die ältesten sind der Nationalpark Bayerischer Wald (1970) und der Nationalpark Berchtesgaden (1978), die flächenmäßig größten Schutzgebiete bilden die Nationalparks Schleswig-Holsteinisches und Niedersächsisches Wattenmeer (441 000 ha und 240 000 ha).
das reinste Hochdeutsch in Hannover gesprochen wird?
Helmut Kohl am längsten das Amt des Bundeskanzlers ausgeübt hat? Ab 1982 stand der CDU-Politiker 16 Jahre lang an der Spitze der Regierung.
die Künstlergruppen »Brücke« in Dresden und »Blauer Reiter« in München Deutschland eine führende Stellung im Expressionismus brachten?
Rügen mit 926 km² die größte deutsche Insel ist?
die Quelle des Rheins in den Schweizer Alpen liegt?
Österreich: Urlaubsland mit Charme und Schmäh
Landesnatur
Wo ist die »Alpenrepublik« flach?
Als Teil der Kleinen Ungarischen Tiefebene ist der Osten des Landes mit dem Neusiedler See und Umgebung sehr eben.
Im Norden hat Österreich im Mühl- und Waldviertel Anteil an der Mittelgebirgslandschaft des Böhmischen Massivs. Zwei Drittel des Staatsgebiets liegen in den Ostalpen. Diese gliedern sich in die Nördlichen Kalkalpen, die Zentralalpen, die stark vergletschert sind und im Großglockner (3797 m) die höchste Erhebung Österreichs aufweisen, sowie die Südlichen Kalkalpen.
Im Süden und Osten gehen die Alpen in Beckenlandschaften (Klagenfurter, Grazer, Wiener Becken) über. Das nördliche Alpenvorland reicht ungefähr bis zur Donau.
Bevölkerung
Was blieb übrig vom Vielvölkerstaat?
Zwar sprechen 92 % der Bevölkerung Deutsch, aber kleinere Sprachgruppen verweisen noch heute auf die Vergangenheit Österreich-Ungarns als Vielvölkerstaat.
Die tschechischen und ungarischen Sprachgruppen gehen zurück auf die Zeit der Habsburger. 1526 fielen Böhmen und Ungarn endgültig an die habsburgisch-österreichischen Länder. 1867 entstand die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn. Durch die Okkupation Bosniens und der Herzegowina (Berliner Kongress 1878) verschoben sich die Gewichte in Österreich zugunsten des slawischen Elements. Besonders vehement verlangten die Serben die Loslösung der südslawischen Gebiete von Österreich-Ungarn. Von diesen slawischen Einflüssen zeugen heute serbische, slowenische und kroatische Sprachgruppen.
Wirtschaft
Wie verdienen Österreicher ihr Geld?
Vor allem mit dem Tourismus. Egal ob im Winter oder im Sommer – die Gäste aus dem In- und Ausland genießen zu jeder Jahreszeit die Schönheit der österreichischen Kultur und Natur. Der Fremdenverkehr trägt rd. 9 % zum Bruttoinlandsprodukt bei und zählt zu den größten Branchen Österreichs. Der gesamte Dienstleistungsbereich ist der am schnellsten wachsende Wirtschaftssektor in Österreich.
Die Landwirtschaft deckt den Inlandsbedarf und liefert darüber hinaus Exportüberschüsse. Landwirtschaftliche Zentren sind die Gebiete im Osten mit Weizen-, Hackfrucht- (Zuckerrüben) und Futterpflanzenanbau sowie Obst- und in »Wärmeinseln« Weinanbau. Die Viehzucht übertrifft den Ackerbau an Wert; sie herrscht in Gebirgslagen vor. Die Nutzung der Wälder, die fast 40% der Landesfläche bedecken, ist für den Export wichtig.
Verkehr
Sind die Alpen noch immer ein Nadelöhr?
Während sich das Hochgebirge im 19. Jh. noch als nur schwer überwindbares Verkehrshindernis erwies, sind Straßen- und Schienennetz heute gut ausgebaut. Als Drehscheibe zwischen West- und Osteuropa sowie zwischen dem Norden und Süden des Kontinents besitzt Österreich ein dichtes Netz von Verkehrsverbindungen. Österreich ist das bedeutendste Transitland für den deutsch-italienischen Warenaustausch. Aus Gründen des Umweltschutzes soll der ständig wachsende Schwerlastverkehr zunehmend auf die Bahn verlagert werden.
Geschichte
Welches Herrscherhaus machte Österreich groß?
Mit politisch besonders vorteilhaften Hochzeiten läutete Kaiser Maximilian I. (1459–1519) den Aufstieg der Habsburger zur Großmacht ein. Sein berühmter Leitsatz lautete: »Bella gerant alii, tu felix Austria nube!« (Kriege mögen andere führen, du, glückliches Österreich, heirate!).
Durch die von Maximilian initiierten Ehen gewannen die Habsburger die Niederlande, den größten Teil Burgunds, Spanien und damit das große Kolonialreich in Amerika sowie die böhmische und ungarische Krone. Ferdinand, der Bruder Karls V., wurde der Begründer der österreichischen Linie der Habsburger und 1556 Kaiser. Bis 1806 (mit Ausnahme der Jahre 1742–1745) stellte das Haus Habsburg fortan die Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.
Nach dem Spanischen Erbfolgekrieg musste Habsburg auf das spanische Erbe verzichten, doch wurden Karl VI. 1713/14 die spanischen Niederlande zugesprochen. 1739 verlor er fast alle Eroberungen auf dem Balkan an die Türkei. Im Österreichischen Erbfolgekrieg verlor Österreich Schlesien an Preußen, konnte sein Gebiet jedoch in den Polnischen Teilungen 1772 um Galizien und 1775 um die Bukowina erweitern.
Wer zog die Strippen beim Wiener Kongress?
Auf dem Wiener Kongress (1814/15), der die Neuordnung Europas nach den Kriegen gegen Napoleon Bonaparte regelte, etablierte der Staatskanzler Fürst von Metternich Österreich neben Russland als dominierende Festlandsmacht auf dem europäischen Kontinent.
Österreich erhielt den Vorsitz im Deutschen Bund und Metternich suchte den nationalen und demokratischen Bestrebungen durch Aufrechterhaltung der alten Sozialordnung zu begegnen. Im Innern wurde Österreich restaurativ-absolutistisch regiert. Dadurch kam es zur Revolution in Wien (1848); Metternich musste fliehen, eine liberale Verfassung für die nicht-ungarischen Länder wurde erlassen.
Wie lange währt Österreichs Neutralität?
Für immer. Mit dem Staatsvertrag vom 15. 5. 1955 erhielt Österreich nicht nur die volle Souveränität und wirtschaftliche Unabhängigkeit zurück, die Republik verpflichtete sich auch zu immer währender Neutralität. Diskussionen über den Sinn und Zweck der Neutralität wurden in den letzten Jahren immer wieder laut, u. a. im Zusammenhang mit der Schaffung eines europäischen Sicherheitssystems.
Die österreichische Innenpolitik nach 1945 war bestimmt durch den wirtschaftlichen Wiederaufbau nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs. Auf Verlangen der Sozialdemokratischen Partei Österreichs (SPÖ) wurden Schlüsselindustrien wie Energiewirtschaft und Bergbau verstaatlicht. Die Marshallplanhilfe, energische Inflationsbekämpfung, eine Abwertung und staatliche Investitionshilfen ermöglichten ab 1952 einen wirtschaftlichen Aufschwung.
Musik
Warum war Wien Welthauptstadt der Musik?
Neben Wolfgang Amadeus Mozart (1756 bis 1791), dem wohl bekanntesten Vertreter der so genannten Wiener Klassik, machten u. a. Joseph Haydn (1732–1809), Ludwig van Beethoven (1770–1827) und Franz Schubert (1797–1828) Wien zum Schauplatz der größten musikalischen Ereignisse. Im 19. Jh. wirkten u. a. Johannes Brahms (1833–1897) und Anton Bruckner (1824–1896) in der österreichischen Metropole. Neben der ernsten Musik erlebten auch der heitere, beschwingte Wiener Walzer und die Wiener Operette (Johann Strauß, 1825–1899) eine Glanzzeit.
Anfang des 20. Jh. vollzog sich in Wien die Wende zur neuen Musik. Arnold Schönbergs (1874–1951) Zwölftonsystem hat das gesamte Musikschaffen des 20. Jh. entscheidend beeinflusst ebenso wie das Werk seiner beiden Schüler Alban Berg (1885–1935) und Anton Webern (1883–1945).
Was geschah …
1740?
Maria Theresia (1717 bis 1780) übernimmt die Regierung der habsburgischen Erblande.
1914?
Die Ermordung des österreichischen Thronfolgerpaares in Sarajevo löst den Ersten Weltkrieg aus.
1918?
Der Erste Weltkrieg endet mit der Zerschlagung der österreichisch-ungarischen Monarchie. Österreich wird als Republik zum Kleinstaat.
1933?
Bundeskanzler Engelbert Dollfuß (1892 bis 1934) hebt die Verfassung auf und bildet eine autoritäre, austrofaschistische Regierung.
1938?
Auf Befehl Adolf Hitlers marschieren die deutschen Truppen in Österreich ein (»Anschluss«).
1995?
Österreich tritt der Europäischen Union bei.
Wussten Sie, dass …
72 % der in Österreich produzierten Elektrizität aus Wasserkraft erzeugt wird?
Österreich mit einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt von über 27 000 € zu den wohlhabendsten EU-Staaten zählt?
Carnuntum in Niederösterreich die älteste Stadt des Landes ist? Dies belegen vorrömische Siedlungszeugnisse.
Österreichs wichtigster Seehafen in Italien liegt? Da ein direkter Zugang zum Meer fehlt, ist Triest an der Adria die nächstgelegene Möglichkeit, Seehandel zu treiben.
man in »Kälteseen« nicht baden kann? Es handelt sich dabei nämlich nicht um Gewässer, sondern um Tal- und Beckenlandschaften, in denen im Winter eine Temperaturumkehr entsteht (in den Niederungen ist es kälter als in den Bergregionen).
das Kleinwalsertal keine direkte Straßenverbindung zum übrigen Österreich hat und nur von Deutschland aus zu erreichen ist?
Wofür steht die Abkürzung »k. u. k.«?
Zur Zeit der österreichisch-ungarischen Monarchie (1867–1918) stand »k. und k.« für kaiserlich und königlich. Der erste Teil bezeichnet somit den Titel Kaiser von Österreich, der zweite Teil den Titel König von Ungarn. Die Bezeichnung durfte ausschließlich für Einrichtungen beider Reichshälften verwendet werden, z. B. für die gemeinsame Armee.
Liechtenstein: Steuerparadies in den Alpen
Bevölkerung
Leben viele »echte« Liechtensteiner im Land?
Über ein Drittel der ohnehin zahlenmäßig kleinen Bevölkerung des Alpenlands kommt aus dem Ausland. In erster Linie handelt es sich dabei um Schweizer, Österreicher und Deutsche. Die Liechtensteiner selbst sind überwiegend alemannischer Abstammung.
Wirtschaft
Warum gibt es mehr Briefkastenfirmen als Einwohner?
Das Fürstentum lockt so genannte Briefkastenfirmen mit niedrigen Steuerbedingungen. Während in Liechtenstein nur 35 000 Menschen leben, haben rd. 75 000 Auslandsfirmen ihren formellen Sitz in dem Staat.
Die Landwirtschaft beschäftigt nur noch rd. 1 % der erwerbstätigen Bevölkerung; demgegenüber arbeiten 49 % in der Industrie. Von Bedeutung ist die Produktion von Maschinen, Mess-, optischen und Elektrogeräten, Chemikalien, Nahrungsmitteln, Holzerzeugnissen, Lederwaren und Keramik. Weitere wirtschaftliche Größen sind der Tourismus und der Handel mit Briefmarken.
Geschichte
Wo steht die Burg Liechtenstein?
Keineswegs auf dem heutigen Staatsgebiet, sondern bei Mödling in Niederösterreich. Um 1140 wurde das österreichische Fürstengeschlecht Liechtenstein erstmals erwähnt.
Aus den Herrschaften Vaduz und Schellenberg entstand 1719 das reichsunmittelbare Fürstentum Liechtenstein. 1806 wurde Liechtenstein formal unabhängig, gehörte 1806 bis 1814 zum Rheinbund, 1815 bis 1866 zum Deutschen Bund und wurde danach ein selbstständiger Staat, der sich politisch eng an Österreich anlehnte (Zoll- und Währungsunion 1852–1919). Seit den 1920er Jahren bildet Liechtenstein eine Post-, Wirtschafts- und Zolleinheit mit der Schweiz. 1921 erhielt das Fürstentum eine Verfassung (konstitutionelle Erbmonarchie). 1990 wurde Liechtenstein Mitglied der UNO, 1995 trat es dem Europäischen Wirtschaftsraum bei.
Eine Verfassungsrevision im Jahr 2003 stärkte die Rechte des Fürsten. Staatsoberhaupt ist seit 1989 Fürst Hans-Adam II. (* 1945). Die Führung der Amtsgeschäfte ging 2004 auf Erbprinz Alois (* 1968) über.
Schweiz: Ein Hort der Stabilität
Landesnatur
Wo leben die Schweizer am liebsten?
Das Mittelland ist der am dichtesten besiedelte Landesteil der Eidgenossenschaft. Dieser 40–60 km breite Landstrich zwischen Genfer See und Bodensee ist zudem das fruchtbarste Gebiet und bildet das wirtschaftliche Kerngebiet der Schweiz.
Neben dem Mittelland besteht die Schweiz noch aus den Landschaftseinheiten Alpen (60 % der Fläche) und Jura (10 %). Der bis 1679 m hohe Schweizer Jura ist ein größtenteils gefaltetes Mittelgebirge. Das Klima ist auf den Jurahöhen rauer als im Mittelland, während es am Genfer See und im Tessin bereits mediterranen Charakter aufweist.
Bevölkerung
Welches sind die vier Landessprachen?
Die sprachliche Vielfalt ist ein typisches Merkmal der Schweiz. So haben 64 % der Bevölkerung Deutsch als Muttersprache, 19 % Französisch, 7 % Italienisch und 0,5 % Rätoromanisch.
Der deutsche Sprachraum umfasst die Zentralschweiz, das östliche Mittelland und den Nordosten des Schweizer Jura. Französisch ist im übrigen Schweizer Jura, im westlichen Mittelland, im Waadt, am Genfer See sowie im Mittel- und Unterwallis verbreitet. Italienisch wird im Tessin und in den südlichen Bündner Tälern gesprochen. Die rätoromanische Sprache, früher auch Churwelsch genannt und seit 1938 vierte Landessprache, ist auf den Kanton Graubünden beschränkt und zerfällt in mehrere Idiome (Sprechweisen). Als Schriftsprache aller Rätoromanen dient seit den 1980er Jahren das Rumantsch Grischun.
Wirtschaft
Woher kommt der Strom?
60 % des elektrischen Stroms liefern die reichlich vorhandenen Wasserkräfte. Daneben sind die Kernkraftwerke in Beznau, Leibstadt, Mühleberg und Gösgen von Bedeutung.
Die Wirtschaft ist so produktiv, dass neben den Einheimischen auch rd. 964 000 ausländische Arbeitskräfte im Land tätig sind.
Die Schweiz ist eines der am stärksten industrialisierten Länder der Erde. Im Jahr 2004 arbeiteten 72,6 % der Erwerbstätigen in Dienstleistungsberufen, 23,6 % in der Industrie und 3,8 % in Land- und Forstwirtschaft.
Finanzwirtschaft und Tourismus haben erhebliche wirtschaftliche Bedeutung. Für ein hoch entwickeltes Industrieland wie die Schweiz ist der Außenhandel lebenswichtig. Fast ein Drittel des Ausfuhrwertes entfällt auf Maschinen und elektrotechnische Erzeugnisse, 28 % auf Chemikalien, Kunststoffe und Pharmazeutika, 14 % auf Uhren und Schmuck sowie 3 % auf Nahrungs- und Genussmittel.
Geschichte
Wer waren die Vorfahren der Schweizer?
Die Helvetier, ein keltischer Volksstamm, der um 100 v. Chr. zwischen Jura und Alpen einwanderte und 58 v. Chr. von Cäsar unterworfen wurde. Von den Helvetiern leiten die Schweizer auch ihre lateinische Namensform ab (Confoederatio Helvetica).
Um 445 eroberten die Burgunder von Südwesten her das Wallis und das Gebiet bis zur Aare, wurden aber von der einheimischen Bevölkerung assimiliert; auch im Tessin und in Graubünden konnte sich die bisherige Bevölkerung halten, während das übrige Land von den Alemannen besiedelt und germanisiert wurde.
Was ist der bekannteste Gründungsmythos?
Die Eidgenossenschaft entstand durch den Zusammenschluss der drei Urkantone oder Waldstätte Uri, Schwyz und Unterwalden 1291 (»Ewiger Bund«). Einer Legende nach geschah die Beschwörung dieses Bundes durch Abgesandte der drei Urkantone auf dem Rütli – einer Bergwiese am Vierwaldstätter See.
Der Ewige Bund wurde 1332 um Luzern, 1351 um Zürich, 1352 um Glarus und Zug sowie 1353 um Bern vergrößert. 1389 mussten die Habsburger die Unabhängigkeit der Eidgenossenschaft anerkennen, die ihr Territorium allmählich erweiterte. Die endgültige Loslösung vom Deutschen Reich wurde im Westfälischen Frieden 1648 bestätigt. Mit dem Beitritt von Basel und Schaffhausen 1501 und Appenzell 1513 wurde der Bund zur Eidgenossenschaft der Dreizehn Orte.
1798 entstand die Helvetische Republik. Die Schweiz wurde zunächst Einheitsstaat. Durch die Mediationsakte vom 19. 2. 1803 wurde die Schweiz ein Staatenbund von 19 souveränen Kantonen. Auf dem Wiener Kongress von 1814/15 erlangte die Schweiz die Anerkennung dauernder Neutralität. Es bestanden jetzt 22 Kantone. Nach dem Sonderbundskrieg (1847) wurde die Schweiz durch die liberale Verfassung 1848 in einen Bundesstaat umgewandelt.
Übrigens: Der bisher letzte Kanton trat 1979 der Eidgenossenschaft bei. Damals wurde durch eine Volksabstimmung aus französischsprachigen Teilen des Kantons Bern der Kanton Jura gebildet.
Welche internationalen Einrichtungen befinden sich in der Schweiz?
Sowohl das Internationale Komitee vom Roten Kreuz als auch der Weltpostverein haben ihren Sitz in Genf. Im Ersten Weltkrieg bewahrte die Schweiz strenge Neutralität, übernahm aber in großem Umfang die Aufgaben zur Ermittlung von Vermissten und Kriegsgefangenen, den Austausch von Schwerverwundeten sowie die Beförderung der Gefangenenpost. Nach dem Krieg wurde das Land unter Wahrung der militärischen Neutralität Mitglied des Völkerbundes, der seinen Sitz ebenfalls in Genf nahm.
Im Zweiten Weltkrieg behielt die Schweiz ebenfalls ihre Neutralität und wirkte danach an den internationalen Hilfswerken mit. Die Vereinten Nationen haben einen ihrer Sitze in Genf und unterhalten hier u. a. die WHO (Weltgesundheitsorganisation). Auch das Hochkommissariat für Flüchtlinge der Vereinten Nationen UNHCR hat seinen Sitz in Genf. Ebenfalls in der zweitgrößten Stadt der Schweiz befindet sich die Zentrale der WTO (Welthandelsorganisation) und des Weltwirtschaftsforums. Die Jahrestagung dieser privaten Stiftung findet meist im schweizerischen Davos statt.
Übrigens: Auch der Weltfußballverband hat seine Zentrale in der Eidgenossenschaft. Der heutige Sitz der 1904 in Paris gegründeten FIFA ist in Zürich.
Architektur
Welcher Schweizer war wegweisend für die moderne Architektur?
Einen reichen Beitrag zur Architektur des 20. Jh. leistete Le Corbusier (eigentl. Charles-Edouard Jeanneret, 1887–1965). Wegweisend waren seine sowohl nach funktionalen als auch humanen Gesichtspunkten gestalteten Siedlungen und Schulbauten. Folgenreich im Städtebau wurde sein Plan für eine moderne Inselstadt: Villenhochhäuser als »Wohneinheiten« liegen in größeren Grünflächen.
Wer führte in der Schweiz die Reformation ein?
In der deutschen Schweiz wirkte von Zürich aus Ulrich (Huldrych) Zwingli (1484–1531), in der welschen (französischsprachigen) Schweiz von Genf aus Johannes Calvin (1509–1564).
Beeinflusst von Erasmus von Rotterdam (1466 oder 1469–1536) und Martin Luther (1483–1546), wandte sich Zwingli gegen Missbräuche in der Kirche, die Verbindlichkeit der Fastengebote und des Priesterzölibats. 1522 bis 1525 baute Zwingli mit Zustimmung des Zürcher Rats die vom Staat beschützte Volkskirche auf. Im Gottesdienst erfolgte die Konzentration auf die Predigt, die Abschaffung der Messe, Firmung und Letzten Ölung. Außerdem wurden Bildwerke und Musik verbannt.
Calvins reformierte Kirchenordnung ist gekennzeichnet durch die Befreiung des Gottesdienstes von allen biblisch nicht geforderten Elementen, die starke Betonung des Predigtamtes und des Psalmengesangs, eine strenge Kirchenzucht und ein Bilderverbot. Entscheidender Ausgangspunkt seiner Theologie ist das Bekenntnis zur Allmacht Gottes, dem in unbedingtem Gehorsam die Ehre gegeben werden muss. Daraus ergibt sich Calvins Lehre von der doppelten Prädestination (persönlicher Ratschluss Gottes über das ewige Heil oder die Verdammnis des Menschen).
Wussten Sie, dass …
Schweizerinnen erst seit 1971 auf Bundesebene wählen dürfen? Nur in Portugal (1974) und Liechtenstein (1984) setzte sich das Frauenwahlrecht noch später durch.
die Schweiz kein Staatsoberhaupt hat? Der jährlich gewählte Bundespräsident gilt als »primus inter pares« (Erster unter Gleichen) und ist lediglich Vorsitzender des Bundesrates.
das Land voller Wüsten ist? Die so genannten Hochgebirgswüsten sind vegetationsarme Zonen in den Alpen.
die Schweiz den 6. Platz im Käseexport auf dem Weltmarkt belegt?
es insgesamt 74 Viertausender-Berge in der Schweiz gibt? 19 davon befinden sich an der Grenze zu Italien.
Zypern: Geteilter Inselstaat im Mittelmeer
Landesnatur
Wie waldreich ist die Insel?
Infolge groß angelegter Aufforstungsmaßnahmen ist die ehemals waldlose Insel mittlerweile zu 18,5 % bewaldet.
Mit seiner gebirgigen Landschaft ähnelt Zypern dem benachbarten Kleinasien. Den Süden nimmt das ausgedehnte Bergland Tróodos mit dem Gipfel Olympos (1952 m) ein; im Norden erhebt sich ein 1000 m hoher Gebirgszug, der nach Nordosten in einer Halbinsel ausläuft. Dazwischen erstreckt sich die fruchtbare Schwemmlandebene Messaria. Das Klima ist geprägt von trockenheißen Sommern und feuchtmilden Wintern.
Bevölkerung
Gibt es mehr Griechen oder Türken?
80 % der Bevölkerung sind orthodoxe Griechen, 19 % islamische Türken, daneben gibt es Armenier und libanesische Flüchtlinge. Die türkische Minderheit lebte bis zur türkischen Invasion 1974 über die ganze Insel verstreut. Seitdem bewohnen die Griechen und Türken geschlossene Siedlungsgebiete, die durch die so genannte Attila-Linie voneinander getrennt sind. Der türkische Teil, in dem bis 1998 rd. 100 000 Anatolier angesiedelt wurden, befindet sich im Norden der Insel, der griechische Teil im Süden.
Wirtschaft
Welcher Inselteil hängt am Tropf der Türkei?
Der Norden. Nach der Teilung hat sich die Wirtschaft in beiden Hälften der Insel auseinander entwickelt. Obwohl die besten Landwirtschaftsgebiete und ein Großteil der Industrie unter türkische Herrschaft fielen, ist Nordzypern ohne die Hilfe der Türkei kaum lebensfähig. Demgegenüber ist das Pro-Kopf-Einkommen im griechischen Landesteil, in dem die Industrie und der Fremdenverkehr stark gefördert werden, etwa dreimal so hoch wie das Einkommen im türkischen Bereich.
In der Landwirtschaft überwiegt der Anbau von Getreide, Kartoffeln, Wein, Zwiebeln, Südfrüchten, Tabak, Oliven, Obst sowie Baumwolle. Schaf- und Ziegenhaltung ist weit verbreitet. Die Bedeutung des Bergbaus (Kupfer, Eisen, Chrom, Asbest) ist rückläufig. Schwerpunkt der Industrie sind Nahrungsmittel-, chemische und Textilindustrie. Der Fremdenverkehr nimmt stetig an Bedeutung zu. Die meistbesuchten Reiseziele liegen im griechischen Südteil der Insel und umfassen die Gebiete um Larnaka, Limassol und Pafos.
Geschichte
Warum war Zypern immer ein Zankapfel?
Infolge seiner seestrategischen Lage und seiner Bodenschätze wurde die Mittelmeerinsel zum Spielball unterschiedlicher Mächte.
Im 14./13. Jh. v. Chr. war Zypern ein Zentrum der mykenischen Kultur, um 1000 v. Chr. phönizisch, dann assyrisch, ägyptisch und persisch (540 v. Chr.). 333 v. Chr. kam es zum Reich Alexanders des Großen; 294–258 v. Chr. gehörte es zum Ptolemäer-Reich; 58 v. Chr. fiel es an die Römer, später an die Byzantiner, zeitweilig an die Araber. Auf die Herrschaft der Kreuzfahrer-Dynastie Lusignan (1192 bis 1489) folgte die der Venezianer; 1571 wurde Zypern schließlich von den Türken erobert. Durch türkische Einwanderung erhielt die Insel ein starkes muslimisches Bevölkerungselement. 1878 besetzte Großbritannien (bei formeller Anerkennung der türkischen Oberhoheit) Zypern und annektierte es 1914. Im Jahr 1925 wurde Zypern schließlich britische Kronkolonie.
1960 erhielt Zypern die Unabhängigkeit, die von Großbritannien, Griechenland und der Türkei garantiert wurde (Londoner Abkommen). Erzbischof Makarios wurde zum Staatspräsidenten gewählt.
Wie kam es zur Teilung der Insel?
Zu ersten blutigen Kämpfen zwischen den Volksgruppen kam es 1963, als Staatspräsident Makarios den verfassungsmäßig garantierten Status der türkischen Minderheit zugunsten der griechischen Mehrheit ändern wollte. Daraufhin entsandte die UNO 1964 eine Sicherheitstruppe.
Zehn Jahre später, am 15. 7. 1974, putschte die von griechischen Offizieren befehligte Nationalgarde gegen Makarios. Unter dem Eindruck eines drohenden Anschlusses Zyperns an Griechenland besetzten türkische Truppen 40 % des zypriotischen Territoriums. Durch Flucht, Vertreibung und Umsiedlung kam es zu großen Bevölkerungsverschiebungen. Der Norden erklärte sich 1975 einseitig zur unabhängigen »Türkischen Republik Nord-Zypern«, was international keine Legitimation fand. Als Präsident dieser Republik fungierte Rauf Denktaş. 2005 wurde er von Mehmet Ali Talat abgelöst.
Vermittlungsbemühungen der UNO und direkte Verhandlungen zwischen türkischen und griechischen Zyprioten konnten das Teilungsproblem nicht lösen. 2003 öffnete die türkisch-zypriotische Regierung überraschend die Grenze (grüne Linie) zwischen den Inselteilen. 2004 stimmten beide Bevölkerungsgruppen in getrennten Referenden über einen UNO-Plan zur Wiedervereinigung ab (Annan-Plan). Dieser fand nur auf türkischer Seite eine Mehrheit. Am 1. 5. 2004 wurde deshalb de jure zwar Gesamt-Zypern, de facto aber nur der griechische Teil in die EU aufgenommen.
Wussten Sie, dass ...
Zypern die sechstgrößte Handelsflotte der Welt unterhält?
Paulus und Barnabas um 45 das Christentum auf die Insel brachten?
auch die Hauptstadt Nikosia in einen griechischen und einen türkischen Teil gespalten ist?
Griechenland: Wiege des Abendlandes
Landesnatur
Wie viele Inseln gehören zum Staatsgebiet?
Über 3000. Davon ist Kreta mit 8259 km² die größte. Die Inseln sind Reste einst zusammenhängender Gebirgszüge, die durch ausgedehnte tektonische Bewegungen im Ägäischen Meer versunken sind.
Griechenland ist vorwiegend gebirgig. Den Westen gliedern die küstenparallelen, häufig verkarsteten Gebirgsketten des Pindos-Systems (Smolikas 2637 m), der Osten ist ein durch Quergebirge und Bruchschollen gekammertes Land (im Olymp 2911 m) mit zahlreichen Becken (abflusslose Seen). Die Küsten sind stark gegliedert.
Im Inneren der meist entwaldeten Gebirge herrscht mitteleuropäisches Klima, sonst Mittelmeerklima mit heißen Sommern und regenreichen Wintern. Hartlaubgehölze (Macchie) dominieren an den Hängen. Aufgeforstet wird mit Aleppokiefern, die der Harzgewinnung dienen, und anderen Nadelhölzern. Die größten zusammenhängenden Waldgebiete befinden sich im Pindos.
Bevölkerung
Wo leben die meisten Griechen?
Rund ein Drittel der griechischen Bevölkerung lebt im Großraum der Hauptstadt Athen. Andere Ballungsgebiete sind die fruchtbaren Küstenebenen und die Talbecken der Gebirge. Große Teile des übrigen Landes (v. a. die ländlichen Gebiete im Gebirge und auf den Inseln) stagnieren in der Bevölkerungsentwicklung oder sind sogar rückläufig.
Die Bevölkerung weist eine hohe Homogenität auf. Außer den Griechen leben nur kleine Minderheiten von Makedoniern, Türken, Albanern u. a. im Land. 97 % gehören der griechisch-orthodoxen Kirche an.
Wirtschaft
Was exportieren die Griechen?
Das Land ist der drittgrößte Olivenölproduzent der EU. Der großflächige Anbau von Weintrauben dient neben der Herstellung von Wein auch der von Rosinen und Korinthen.
Griechenland gehört zu den EU-Ländern mit den höchsten landwirtschaftlichen Beschäftigungsraten. Etwa ein Viertel der Gesamtfläche wird landwirtschaftlich genutzt.
An Bodenschätzen gibt es Braunkohle, Eisenerze, Bauxit, Mangan, Marmor und Erdöl. Die Industrie besteht in erster Linie aus Metall-, Textil-, Nahrungsmittel- und Tabakfabriken. Dabei überwiegen Kleinbetriebe mit weniger als zehn Beschäftigten. Der Fremdenverkehr hat sich zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor entwickelt.
Geschichte
Warum gilt das antike Griechenland als Wiege der Demokratie?
Die Demokratie im antiken Athen wird als erste Verwirklichung dieser Staatsform angesehen. Im 6. Jh. v. Chr. lösten in friedlicher Auseinandersetzung oder blutiger Revolution demokratische Staatsformen allmählich die Adelsherrschaft ab. Der Adel hatte zuvor fast überall in Griechenland anstelle des Königs die Macht übernommen.
Zur beherrschenden Staatsform wurde die Polis (Stadtstaat). Die führenden Stadtstaaten in Mittelgriechenland waren Athen und Korinth. Auf dem Peloponnes wurde Sparta (militärisch-aristokratische Staatsform) der mächtigste Staat und im 6. Jh. v. Chr. als Hauptstadt des Peloponnesischen Bundes auch Vormacht Griechenlands.
In den Perserkriegen 490–479 v. Chr. wurde das Vordringen der persischen Weltmacht nach Europa verhindert. Athen als Führungsmacht schloss sich mit den griechischen Städten im Attischen Seebund 478/77 v. Chr. zusammen. Das Perikleische Zeitalter brachte Athen eine hohe Kulturblüte. Im Peloponnesischen Krieg (431–404) verlor Athen seine Vormachtstellung an Sparta. 395–386 v. Chr. kam es zum Korinthischen Krieg, den Theben, Korinth, Athen und Argos mit persischer Hilfe gegen Sparta führten. Der Thebaner Epaminondas machte der spartanischen Vormachtstellung 371 v. Chr. (Schlacht bei Leuktra) ein Ende; aber auch die thebanische Hegemonie endete mit seinem Tod 362 v. Chr.
Wer begründete das hellenistische Weltreich?
Alexander der Große. Zunächst gelang es seinem Vater Philipp II. von Makedonien, sich durch den Sieg in der Schlacht von Chaironeia 338 v. Chr. zum Herrn über Griechenland zu machen. Als sein Nachfolger eroberte Alexander das Persische Reich und gründete zwischen Balkan, Nil und Indus ein Weltreich, geprägt von der griechischen Kultur (Hellenismus). Die hellenistische Weltkultur resultiert somit aus der Vereinigung von griechischem und orientalischem Wesen als Folge der Eroberungszüge Alexanders des Großen.
Kriege der hellenistischen Reiche untereinander führten schließlich zum Eingreifen der Römer. Sie unterwarfen Griechenland in langen Kämpfen. 148 v. Chr. wurde Makedonien römische Provinz. Durch Augustus wurde Griechenland zur römischen Provinz Achaia.
Wann erlangte das Land seine Unabhängigkeit?
1832 gewann Griechenland seine Souveränität als Königreich. Die Nationalversammlung wählte den Wittelsbacher Otto I. zum ersten König.
Zuvor war Griechenland über Jahrhunderte Teil des Osmanischen Reiches gewesen, nachdem es im Jahr 1356 von den Türken erobert worden war. 1821 brach der Aufstand gegen die Herrschaft der Osmanen gleichzeitig in der Moldau und auf dem Peloponnes aus. Mit Hilfe weltweiter Sympathien und mit der tatkräftigen Unterstützung durch Frankreich, Großbritannien und Russland konnte sich Griechenland schließlich aus dem Osmanischen Reich lösen.
In den Balkankriegen 1912/13 erhielt Griechenland einen bedeutenden Gebietszuwachs. Das Land trat in den Ersten Weltkrieg auf Seiten der Entente ein und musste nach dem griechisch-türkischen Krieg im Frieden von Lausanne (1923) Gebietsverluste hinnehmen. 1924 wurde Griechenland Republik (bis 1935). 1936 übernahm General Joannis Metaxas (bis 1941) die Regierung.
Im Zweiten Weltkrieg griff Italien Griechenland an; erst als deutsche Truppen einmarschierten, gab Griechenland seinen Widerstand auf. Der nach dem Rückzug der deutschen Truppen (Oktober 1944) sich entwickelnde Bürgerkrieg der Widerstandsgruppen (Nationalisten, Kommunisten, »Volksbefreiungsarmee«) endete im Jahr 1949 mit dem Sieg der Regierungstruppen über die Kommunisten.
1964 folgte Konstantin II. seinem Vater Paul I. (seit 1947) auf den Thron. Nach einem Militärputsch regierte ab 1967 Oberst Georgios Papadopoulos diktatorisch und schaffte 1973 die Monarchie ab, ehe er im gleichen Jahr gestürzt wurde. In der Folge einer Krise um Zypern gab die Militärregierung 1974 die Macht in zivile Hände zurück und Griechenland wurde demokratische Republik.
Literatur
Warum ist der Dichter Homer so wichtig?
Im 8. Jh. v. Chr. verfasste der griechische Dichter Homer die beiden Epen »Ilias« und »Odyssee«. Sie gelten als Vorbild aller abendländischen Versdichtungen. Die »Ilias« berichtet vom Trojanischen Krieg, die »Odyssee« handelt von den Irrfahrten und der Heimkehr des Königs von Ithaka.
In der attischen Zeit (480–320 v. Chr.) wurde Athen der geistige Mittelpunkt Griechenlands. Durch Äschylus, Sophokles und Euripides gelangte die Tragödie zur höchsten Blüte. Etwa zeitgleich entwickelte sich die Komödie mit ihrer Zeitkritik durch Aristophanes, Eupolis und Kratinos. In der Prosa begründete Herodot die Geschichtsschreibung, Hippokrates die medizinische Literatur. Das Geschichtswerk des Thukydides markierte einen weiteren Höhepunkt.
Wussten Sie, dass ...
jedes Jahr rd. 6000 Erdstöße in Griechenland registriert werden?
der Flughafen in Athen einer der modernsten in Europa ist? Er wurde im Jahr 2001 eingeweiht.
Alexander der Große kein Grieche war? Der König von Makedonien zog nur im Auftrag des Griechischen Bundes gegen Persien zu Felde.
Italien: Land der Kunst und der Genüsse
Landesnatur
Welche Form hat das Land?
Italien hat die Form eines Stiefels. Das Land ist nicht sehr breit und fast komplett vom Mittelmeer umgeben. An seiner breitesten Stelle misst Italien nur 250 km, wobei es sich vom Norden bis in die südliche Stiefelspitze über eine Länge von mehr als 1000 km erstreckt. Zu Italien gehören auch die Mittelmeerinseln Sizilien, Sardinien sowie verschiedene kleinere Eilande.
Festland-Italien (Norditalien) umfasst den italienischen Alpenanteil sowie die einzigen größeren Flachlandgebiete. Als Halbinsel-Italien wird die vom Apennin durchzogene Apenninhalbinsel bezeichnet; der Westteil wird von einem Hügelland und Küstenebenen mit Vulkanismus eingenommen.
Bevölkerung
Welche sind die größten Städte Italiens?
Drei Städte haben mehr als 1 Mio. Einwohner: In der Hauptstadt Rom leben 2,5 Mio. Menschen, in der Finanzmetropole Mailand 1,3 Mio. und in der Hafenstadt Neapel 1,05 Mio. Insgesamt hat Italien 40 Großstädte mit mehr als 100 000 Einwohnern. Die größte Städteballung befindet sich im Nordwesten des Landes. Der starke Verstädterungsprozess infolge der Binnenwanderung von Süden in die nordwestitalienischen Städte und nach Rom sowie der Bergflucht vom Apennin in die Ebenen hält nach wie vor an. Insgesamt leben 67 % der Italiener in Städten.
Wirtschaft
Für welche Produkte ist das Land bekannt?
Wein, Obst und Gemüse. Italien ist der größte Weintraubenerzeuger der Welt und führend in der Pfirsich- und Olivenproduktion. In Europa steht das Land an erster Stelle im Erdbeer- und Tomatenanbau und ist ein wichtiger Produzent von Obst, Südfrüchten und Gemüse. In Norditalien werden die höchsten Hektarerträge vieler Produkte erzielt. Im Reisanbau (nordwestliche Poebene) steht Italien an erster Stelle in Westeuropa. Durch seine bedeutende Agrarproduktion hat das Land in der EU eine besondere Stellung inne.
In Westeuropa ist Italien der drittgrößte Eisen- und der zweitgrößte Stahlerzeuger, der zweitgrößte Zement- und zweitgrößte Kunstfaserproduzent. Es zählt zu den größten Herstellern von synthetischem Kautschuk, Papier-, Woll- und Baumwollgeweben, Kunstdünger, Personenkraftwagen und ist wichtigster Schuhproduzent. Ein besonders bedeutender Wirtschaftsfaktor ist der Tourismus.
Übrigens: Italien ist ein Industriestaat mit stark ausgeprägten Nord-Süd-Gegensätzen. Problemgebiet ist der schwach entwickelte Mezzogiorno im Süden.
Geschichte
Welche Rolle spielten im Mittelalter die Städte?
Im Laufe der Zeit gewannen die italienischen Städte eine immer größere Unabhängigkeit. Sowohl die Versuche der deutschen Kaiser, mit Hilfe von Italienzügen die kaiserliche Gewalt wieder herzustellen, als auch die Erneuerung der römischen Republik durch Cola di Rienzo 1347 scheiterten an der wachsenden Selbstständigkeit der Städte.
So bildete sich das italienische Staatensystem des 14./15. Jh.: die Republiken Venedig und Genua, die Fürstentümer der Visconti und Sforza (Mailand), der Este (Mòdena) und der Scaliger (Verona) u. a. In Florenz setzten sich die Medici durch, und nach dem Frieden von Lodi (1454) herrschte ein Gleichgewicht von fünf Mittelstaaten (Neapel-Sizilien, Florenz, Kirchenstaat, Mailand, Venedig).
In dieser Zeit war Italien nicht nur das wirtschaftlich führende Land Europas, sondern revolutionierte zudem mit der Entwicklung des Humanismus und der Renaissance die Kunst und Wissenschaft in ganz Europa.
Kann man »Risorgimento« essen?
Nein. Es handelt sich dabei um die italienischen Einheitsbestrebungen seit Beginn des 19. Jh. als Reaktion auf die österreichische Fremdherrschaft. Das Risorgimento (italienisch »Wiedererhebung«) berief sich auf die Ideen der Französischen Revolution. Es umfasste alle Vorkämpfer der italienischen Freiheit, v. a. Giuseppe Garibaldi (1807–1882) und Camillo Cavour (1810–1861).
1859 verlor Österreich die Lombardei an Sardinien-Piemont. Cavour gelang es, die Staaten Mittel-Italiens, Romagna und das Königreich Sizilien (mit Hilfe Garibaldis) zum Anschluss an Sardinien zu gewinnen. 1861 entstand das neue Königreich Italien.
Kunst
Wer war Hauptmeister der italienischen Renaissance?
Der Bildhauer, Maler, Baumeister und Dichter Michelangelo (1475–1564) prägte die Hoch- und Spätrenaissance. Seine Skulpturen und Bilder verkörpern unübertroffen das Schönheitsideal dieser Epoche. Seine gewaltigen Deckenfresken nach Themen der Schöpfungsgeschichte in der Sixtinischen Kapelle (Vatikan) gelten als einige der größten Kunstwerke überhaupt. In seinen plastischen Werken (Pietà, Juliusgrab, Medicigräber in Florenz) verlor die Darstellung die Züge des Menschlich-Vergleichbaren und führte in eine Welt des Sinnbildhaft-Allgemeingültigen.
Ebenso wie Michelangelo verkörperte Leonardo da Vinci (1452–1519) das Ideal des universal gebildeten Menschen. In der bildenden Kunst schuf der Maler, Bildhauer, Architekt, Kunsttheoretiker, Naturforscher und Erfinder Meisterwerke wie das »Abendmahl« oder die »Mona Lisa«. Er vereinigte die reife Beherrschung aller künstlerischen Mittel mit exakten naturwissenschaftlichen Studien. Als Bildhauer verlieh er plastischen Körpern Raum schaffende Bewegung.
Welche Künstler revolutionierten die Malerei?
Auf dem Gebiet der Malerei waren viele Italiener wegweisend. Giotto (1266–1337) durchbrach radikal den Bann der Traditionen und schuf die Grundlagen für die gesamte nachmittelalterliche Malerei in Europa.
Bedeutende Renaissancemaler waren Sandro Botticelli (1445–1510), der religiöse, allegorische und mythologische Darstellungen in lichter Farbigkeit malte, und Raffael (1483–1520), dessen Spätwerk bereits zum Manierismus führte. Die Malerei des Barocks zeigte eine naturalistische und eine klassizistische Richtung. Caravàggio (1573–1610), Hauptvertreter der ersten, verband in seinen Werken krasse, realistische Sachlichkeit mit einer effektvollen Hell-Dunkel-Technik.
Wussten Sie, dass ...
der Gardasee mit 370 km² der größte See Italiens ist?
der Vulkan auf der Liparischen Insel Stromboli alle zehn Minuten Steine spuckt?
die Geburtenrate in Italien zu den niedrigsten in Europa zählt?
jährlich rd. 40 Mio. Touristen Italien besuchen?
Wo entstand die Oper?
In Florenz. Ende des 16. Jh. begründete die so genannte Florentiner Camerata die musikalische Gattung der Oper. In diesem akademischen Gesprächskreis fanden sich Dichter, Musiker, Philosophen und Adlige zusammen. Den Durchbruch verschaffte der Oper schließlich Claudio Monteverdi (1567–1643). Sein Werk »Orfeo« strahlte auf ganz Europa aus.
In Neapel erlebte die Oper, die die Schönheit der Melodie (Belcanto) und die Virtuosität des Gesangs (Kastratenwesen) pflegte, einen Höhepunkt. Hier entstand die Opera buffa. Auch im 19. Jh. lag der kompositorische Schwerpunkt in Italien auf der Oper, die mit Werken von Gioacchino Rossini (1792–1868), Giuseppe Verdi (1813–1901) und Giacomo Puccini (1858–1924) ihre Blütezeit erlebte.
San Marino
Landesnatur
Welche Erhebung dominiert San Marino?
Das Landschaftsbild des Zwergstaats wird vom markanten 743 m hohen Monte Titano bestimmt. Am Westhang wurde die von Mauern und Kastellen umrahmte Hauptstadt San Marino errichtet. Zum Staatsgebiet gehören daneben noch mehrere am Abhang und Fuß des Berges liegende dörfliche Gemeinden.
Es herrscht mediterranes Klima, durch die Höhenlage etwas kühler ausgeprägt als an der rd. 20 km entfernten Adriaküste. Wie in den umgebenden italienischen Landschaften wächst die typische Mittelmeervegetation.
Geschichte
Wer war Marinus?
Der Überlieferung nach soll San Marino im Jahr 301 durch verfolgte dalmatinische Christen unter Führung des später heilig gesprochenen Marinus gegründet worden sein. Die Republik bildete sich um das 754 erstmals erwähnte Castellum Sancti Marini. Die Stadt findet im Jahr 885 die erste urkundliche Erwähnung. Die Unabhängigkeit geht bis auf das 13./14. Jh. zurück. 1862 stellte sich San Marino unter den Schutz Italiens, das bis heute auch die auswärtigen Interessen des Zwergstaats wahrnimmt.
Vatikanstadt
Wirtschaft
Wovon lebt der Vatikan?
Die wichtigsten Einnahmen bilden die Kapitalerträge aus dem umfangreichen, über eigene Banken gehaltenen Aktien- und Immobilienbesitz sowie die Zuwendungen der Diözesen in allen Teilen der Welt. Auch die Einkünfte aus den Museen (jährlich über 1 Mio. Besucher), dem Verkauf von Briefmarken sowie dem Münzrecht sind von Bedeutung.
Geschichte
Was regeln die Lateranverträge?
Durch diese 1929 zwischen dem Papst und dem Königreich Italien geschlossenen Verträge erhielt Vatikanstadt ihren Status als souveräner, völkerrechtsfähiger Staat.
Sie ist religiöses und politisches Zentrum der römisch-katholischen Kirche und bildet die territoriale Grundlage der päpstlichen Souveränität. Vatikanstadt ist Nachfolgestaat des Kirchenstaats, des alten Staatsgebiets des Papsttums. Oberste gesetzgebende, vollziehende und richterliche Gewalt liegt in den Händen des Papstes.
Übrigens: Zum Staatsgebiet gehört auch der päpstliche Sommersitz in Castel Gandolfo am Albaner See.
Malta: Archipel im Mittelmeer
Landesnatur
Aus wie vielen Inseln besteht Malta?
Der Inselstaat im Mittelmeer umfasst die Hauptinsel Malta, die Nebeninseln Gozo und Comino sowie die unbewohnten Felseilande Cominotto, Filfla und St. Paul's Islands.
Die waldlose Inselgruppe besteht aus flachen verkarsteten Kalksteintafeln. Sie hat typisches Mittelmeerklima mit trockenheißen Sommern und feuchtmilden Wintern.
Wirtschaft
Wovon leben die Malteser?
Neben der Werftindustrie und einer modernen Tankerreinigungsanlage dominieren die neu angesiedelte Textil-, Bekleidungs- und Schuhindustrie sowie die Tabak- und Elektroindustrie. Der sich rasch entwickelnde Fremdenverkehr (über 1 Mio. Auslandsgäste pro Jahr) wurde zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor. Er macht rd. 25 % des BIP aus.
Die Landwirtschaft auf den Inseln ist relativ unbedeutend (rd. 2 % des BIP). Ursachen hierfür sind kleine Betriebe, viel Ödland und v. a. der Wassermangel. So sind nur 17 % der Nutzfläche bewässert.
Geschichte
Wer baute die mächtigen Tempelanlagen?
Menschen der Megalithkultur. In der Jungsteinzeit war Malta ein Zentrum dieser Epoche (um 3200 v. Chr.). Davon zeugen die großen Tempelbauten, die heute noch erhalten sind (u. a. Mnajdra und Hagar Qim).
Nach dieser ersten Blütezeit wechselten die Herrscher immer wieder: Im 8./7. Jh. v. Chr. phönizische Kolonie, im 5. Jh. v. Chr. karthagisch, wurde Malta 218 v. Chr. römisch. 870 eroberten die Araber die Insel; 1091 gliederten die Normannen sie in ihr sizilianisches Königreich ein. 1530 erhielt der Johanniterorden Malta als Lehen, der sich seitdem Malteserorden nannte.
Im Pariser Frieden (1814) wurde Großbritannien die Insel als Kolonie zugesprochen und spielte während verschiedener militärischer Unternehmungen eine bedeutende Rolle. 1964 erlangte Malta die Unabhängigkeit (seit 1974 Republik), 2004 trat es der EU bei.
Wussten Sie, dass …
die Inselgruppe in geologischer Vorzeit eine Landbrücke zwischen Sizilien und Nordafrika bildete?
Maltesisch eine Sprache arabischen Ursprungs, durchsetzt mit italienischen Wörtern, ist?
bis zur Erlangung der Unabhängigkeit 25 % der Erwerbstätigen für das britische Militär arbeiteten?
Spanien: Urlaubsland mit stolzer Tradition
Landesnatur
Warum ist Spanien als Urlaubsland so beliebt?
Spanien hat viele attraktive Strände – auf den Balearen, den Kanarischen Inseln und an den Küsten des Festlandes. Doch eigentlich ist das durch die Pyrenäen vom übrigen Europa getrennte Festlandspanien überwiegend ein Gebirgsland. Die beiden Kernlandschaften sind Alt- und Neukastilien, deren Tafelhochländer der 650–1000 m hohen Meseta (Pyrenäenhalbinsel) angehören. Im Nordwesten und Norden schließen sich die Gebirgslandschaften von Galicien, Asturien und des Baskenlands an. Aragonien umfasst den größten Teil des Ebrobeckens, während Katalonien den äußersten Nordosten des Landes einnimmt. Valencia und Murcia sind die Küstenlandschaften am Mittelmeer. Im Südwesten folgt Andalusien, das sowohl die Guadalquivir Senke umschließt als auch von der Betischen Kordillere durchzogen wird. Estremadura und León als Landschaften des inneren Hochlands schließen Spanien gegen Portugal ab. Übrigens: Höchster Berg auf spanischem Territorium ist mit 3718 m der Pico de Teide, ein Vulkangipfel auf der Kanareninsel Teneriffa.
Bevölkerung
Wer waren die Urahnen der Spanier?
Ureinwohner der Pyrenäenhalbinsel waren Kelten und Iberer. Diese Urbevölkerung mischte sich mit Römern, Westgoten und Arabern. Die heute in Spanien lebende Bevölkerung zerfällt in deutlich unterscheidbare Volksteile. Die größten Gruppen sind Kastilier, Katalanen, Andalusier, Gallegos und Basken.
Die Bevölkerung ist sehr ungleich verteilt. Sie konzentriert sich in den wirtschaftlich starken Randlandschaften, wo sich auch die meisten Großstädte befinden, während die landwirtschaftlich ausgerichteten Zentrallandschaften mit Ausnahme des Ballungsraumes Madrid nur sehr dünn besiedelt sind.
Wirtschaft
Was exportiert das Land?
Spanien erzeugt für den Export u. a. Südfrüchte, Wein, Mandeln und Tabak. Im zentralen Hochland werden Getreide, Kartoffeln, Hülsenfrüchte und Zuckerrüben angebaut, im Mittelmeergebiet Südfrüchte, Mais, Reis, Obst und Gemüse. In der Oliven- und Apfelsinenerzeugung steht Spanien an erster, in der Weinherstellung an dritter Stelle in Europa. Bedeutend ist auch die Fischerei.
Als wichtige Bodenschätze besitzt Spanien Steinkohle, Eisenerz, Erdöl, Schwefelkies, Kupfer-, Blei-, Zinkerz und Quecksilber. Die wichtigsten Industriezweige sind Nahrungsmittel-, Textil-, Metall-, Maschinen-, Bau-, Papier- und chemische Industrie.
Geschichte
Welche Spuren hinterließen die Araber?
In der Kunst und Architektur sind heute noch die arabischen Einflüsse sichtbar. Ein Hauptwerk der islamischen Kunst ist die Moschee von Córdoba (8.–10. Jh.). Der bedeutendste Profanbau der arabischen Architektur ist die im 13./14. Jh. errichtete Alhambra von Granada.
Die Araber fassten im 8. Jh. auf der Iberischen Halbinsel Fuß. Im Jahr 711 zerstörten sie das Westgotenreich. Unter der Omajjadenherrschaft (756–1031) erlebte das Land eine wirtschaftliche und kulturelle Blüte. Erst mit der zunehmenden Schwäche der Araber konnten die in Nordspanien entstehenden christlichen Herrschaften sich allmählich nach Süden ausbreiten. Die Rückeroberung (Reconquista) wurde schließlich 1492 mit der Eroberung Granadas vollendet.
Wodurch stieg Spanien zur Großmacht auf?
Ausschlaggebend war die Unterstützung des genuesischen Seefahrers Christoph Kolumbus (1451–1506) durch die spanische Krone. Mit der Entdeckung des amerikanischen Kontinents legte Kolumbus den Grundstein für die spanischen Kolonien in Übersee. Dadurch kam das spanische Königreich in den Besitz eines Weltreichs. Es wurde zudem zur unbestrittenen Seemacht.
Unter Philipp II. (1556–1598) ging die Seeherrschaft an England verloren (Untergang der Armada). In diesen Auseinandersetzungen übernahm Spanien zugleich die Hauptrolle im Kampf gegen den Protestantismus.
Wer kämpfte im Spanischen Bürgerkrieg?
Der Krieg wurde zwischen Putschisten unter Führung von General Francisco Franco Bahamonde (1892–1975) und Anhängern der republikanischen Regierung ausgetragen.
Am 17. 7. 1936 erhob sich Franco gegen die aus den Wahlen im Februar 1936 siegreich hervorgegangene Volksfront. Dieser Putsch weitete sich zum Spanischen Bürgerkrieg aus, den Franco 1939 siegreich beenden konnte. Er trat als Caudillo (»Führer«) an die Spitze des faschistisch aufgebauten Staats. 1947 erklärte Franco Spanien durch Gesetz zur katholischen Monarchie. Nach seinem Tod 1975 wurde Juan Carlos König und das Land vollzog den Übergang zur Demokratie.
Literatur
Wer war der »Ritter von der traurigen Gestalt«?
Don Quijote, die Titelfigur des bekanntesten Romans von Miguel de Cervantes Saavedra (1547–1616). Das Werk markiert den Gipfel in der Entwicklung des spanischen Romans und ist ein Höhepunkt der Weltliteratur.
Angelegt als Satire auf die Ritterromane, schildert Cervantes die tragikomischen Abenteuer eines Adligen von niederem Stand, dessen überholte Ideale an der Realität scheitern. Ihm zur Seite steht als Gegenfigur sein bauernschlauer Knappe Sancho Pansa.
Malerei
Wer sind die wichtigsten Maler der Moderne?
Der Surrealist Salvador Dalí (1904–1989) mit seinen effektvollen und traumhaft visionären Bilderwelten und Pablo Picasso (1881 bis 1973), dessen Kunst sich durch Fantasie, Vitalität und einen unerschöpflichen Reichtum an stilistischen Mitteln auszeichnet.
Schon zuvor war die spanische Malerei an vielen Bewegungen der europäischen Kunst maßgeblich beteiligt. 1577 kam El Greco (1541–1614) nach Toledo, wo er einen ekstatisch-visionären Manierismus entwickelte. Ein Hauptvertreter des spanischen Barock war Diego Velázquez (1599–1660). Francisco José de Goya (1746–1828) schuf Genrebilder im Stil des Rokoko, Porträts und zeitkritische Gemälde sowie Radierfolgen, die schonungslos menschliche Bosheit und Brutalität anklagen.
Wussten Sie, dass ...
6 % der Bevölkerung Gallego sprechen? Dabei handelt es sich um Galicisch, eine dem Portugiesischen nahe stehende Sprache.
Spanien nicht am Zweiten Weltkrieg teilnahm? Trotz seiner politischen Sympathien für Deutschland und Italien und der Teilnahme der »Blauen Division« am Krieg gegen die UdSSR blieb der faschistische Staat neutral.
eines der beliebtesten Touristenziele die unvollendete Kirche Sagrada Família in Barcelona ist? Sie ist das Lebenswerk des Architekten Antonio Gaudí (1852–1926).
Torero ein Sammelbegriff für die Teilnehmer eines Stierkampfes ist? Dazu gehören der Matador (»Töter«), die Picadores (»Lanzenreiter«) und die Banderilleros, die dem Stier mit bunten Bändern versehene Spieße (»Banderillas«) in den Rücken stechen.
Portugal: Sonnenland am Atlantik
Landesnatur
Wo liegt der höchste Berg Portugals?
Nicht auf dem Festland, sondern auf der im Atlantischen Ozean gelegenen Inselgruppe der Azoren: Mit 2351 m ist der Pico Alto die höchste Erhebung Portugals.
Gebirgig ist auch der Norden des Festlandes, das von Flüssen stark zertalt und von Kammgebirgen gesäumt ist. Nach Süden geht das Gebirgsland in die Mittelgebirge Estremaduras über. Südwestlich des weiten Tieflands um die Flüsse Tejo und Sado erstrecken sich das Hügelland von Alentejo und die Algarve. Die Küsten werden von schmalen Tieflandstreifen gesäumt, sind jedoch streckenweise auch felsig und steil.
Bevölkerung
Gibt es in Portugal viele große Städte?
Nein. Lediglich sechs Städte haben mehr als 100 000 Einwohner. Tatsächlich ist Portugal der am wenigsten urbanisierte Staat innerhalb der EU. 63 % der Bevölkerung leben nach wie vor auf dem Land. Von der Landflucht blieb Portugal bisher verschont. Die größte Bevölkerungsdichte besteht an der Küste und in den Tälern des Nordens, während das Binnenland dünn besiedelt ist. Rd. 4 Mio. Portugiesen leben im Ausland, die meisten davon in Brasilien, Frankreich, Nordamerika und Südafrika.
Wirtschaft
Womit ist Portugal Weltmarktführer?
Mit der Produktion von Korken. Die großen Bestände von Korkeichen machen das Land zum führenden Korklieferanten der Erde: Etwa 50 % der Welterzeugung stammen aus Portugal. – Die Landwirtschaft beschäftigt noch rd. 13 % der Erwerbstätigen. Hauptanbauprodukt ist Getreide, im Norden auch Kartoffeln, im Süden Wein, Oliven, Obst und Reis. Ausgeführt werden Hölzer und Harze. Die Fischerei hat erhebliche Bedeutung. An Bodenschätzen werden v. a. Wolfram, Zinn, Uran und Eisenerz abgebaut. Wichtigste Industriezweige sind Maschinenbau, Textil- und Nahrungsmittelindustrie. Der Tourismus spielt v. a. in der Algarve eine bedeutende Rolle.
Geschichte
Wie wurde Portugal zu einem Weltreich?
Infolge des Kolonialhandels im 15. und 16. Jh. floss gewaltiger Reichtum ins Mutterland. Dadurch konnte Portugal seine Macht erheblich ausbauen.
1415 begann die Eroberung nordafrikanischer Gebiete, später folgte die Ausbreitung an der Küste Westafrikas (Heinrich der Seefahrer). Ende des 15. Jh. erreichten die Portugiesen das Kap der Guten Hoffnung (Bartolomëu Diaz) und ließen sich nach Entdeckung des Seewegs nach Indien (Vasco da Gama) dort in Handelskolonien nieder. Zum asiatischen und afrikanischen Kolonialbesitz kam das 1499 von Pedro Alvarez Cabral entdeckte Brasilien.
Auf Dauer zeigte sich jedoch, dass das kleine Portugal eine zu schmale Basis für das Kolonialreich war. Nach dem Aussterben der Königsdynastie annektierten 1580 die Spanier das Land. Die Lösung der Vereinigung mit Spanien erfolgte 1640 durch Johann IV. Der größte Teil des Kolonialbesitzes ging an die Niederländer und Engländer verloren. 1822 wurde Brasilien unabhängig.
Was geschah bei der Nelkenrevolution?
Am 25. 4. 1974 stürzten linksliberale Militärs unter dem Namen »Bewegung der Streitkräfte« (MFA) den Ministerpräsidenten Marcelo Caetano. Sie beendeten damit die seit 1933 währende Parteiendiktatur, die von Antonio de Oliveira Salazar begründet wurde. Die Nelkenrevolution ebnete den Weg für die soziale und wirtschaftliche Neugestaltung des Landes und leitete die Herstellung demokratischer Verhältnisse ein. Übrigens: Ihren Namen hat die Revolution vom Symbol der portugiesischen Streitkräfte – der roten Nelke.
Andorra: Wintersport- und Steuerparadies in den Pyrenäen
Landesnatur
Wo liegt Andorra?
Der Kleinstaat befindet sich in den östlichen Pyrenäen zwischen Spanien und Frankreich. Die eiszeitlich geformten Hochtäler sind von hohen Felsbergen umgeben. Der höchste Berg ist mit 2946 m der Coma Pedrosa. Feste Straßen führen nach Seo de Urgel sowie ins französische Ariègetal; wichtigste Stadt ist die am Valira gelegene Hauptstadt Andorra la Vella. Im Winter herrscht ein schneereiches, wintermildes Klima; die Pässe sind zu jener Jahreszeit unpassierbar. Die Sommer sind kühl und feucht.
Wirtschaft
Was zieht Touristen an?
Als zollfreies Einkaufsparadies und größtes Skirefugium in den Pyrenäen zieht das Land ganzjährig fast 10 Mio. Touristen pro Jahr an. Damit hat sich der Tourismus in den letzten Jahren zum wichtigsten Wirtschaftszweig des Landes entwickelt. Weitere Einnahmequellen des Staates, der seinen Bürgern weitgehend Steuerfreiheit gewährt, sind das Bankwesen, der Export von Energie aus Wasserkraft sowie der Handel mit Importwaren.
Geschichte
Wer regiert in Andorra?
Andorra hat zwei ausländische Staatsoberhäupter: den Bischof von Seo de Urgel (Spanien) sowie den französischen Präsidenten. Dies geht auf einen Vertrag aus dem Jahr 1278 zurück, in dem sich der Graf von Foix und der damalige Bischof von Seo de Urgel die Herrschaft über das Fürstentum teilten.
Rechtsnachfolger des Grafen wurde später die französische Krone. Andorra war ein Co-Fürstentum mit republikanischer Autonomie. 1993 wurde eine neue Verfassung verabschiedet. Danach haben der Bischof und Frankreichs Präsident nur noch repräsentative Rechte.
Wussten Sie, dass …
Andorra la Vella mit 1079 m die höchstgelegene Hauptstadt Europas ist?
nur 32 % der Einwohner Andorraner (Katalanen) sind? Die meisten Ausländer sind Spanier, Portugiesen und Franzosen.
zwei Fünftel der Gebirgslandschaft oberhalb der Baumgrenze liegen?
Frankreich: Kulturnation par excellence
Wie kam es zur Französischen Revolution?
Auslöser der Französischen Revolution war die Erstürmung der Bastille durch Pariser Volksmassen am 14. Juli 1789. Die Bastille war ein Gefängnis, das für politische Vergehen ohne Verhör und Urteil genutzt wurde, und somit ein Symbol fürstlicher Willkür und Tyrannei.
Frankreich befand sich in einer tiefen politischen und wirtschaftlichen Krise. Adel und Klerus verteidigten ihre ständischen Privilegien und verhinderten eine Sanierung der zerrütteten Staatsfinanzen.
Die Revolution zerstörte das absolutistische Königtum und die ständisch-feudalistische Gesellschaftsform des Ancien Régime. Sie verband liberale und nationale Gedanken, schuf die Voraussetzungen für die bürgerliche Gesellschaft des 19. Jh. und verhalf dem Gedanken des Nationalstaats zum Durchbruch.
Landesnatur
Welche natürlichen Grenzen umgeben Frankreich?
Das französische Staatsgebiet bildet ungefähr ein Sechseck, das im Nordwesten vom Kanal, im Westen vom Atlantischen Ozean und im Südosten vom Mittelmeer begrenzt wird. Daneben bilden die Pyrenäen im Süden sowie die Alpen und der Jura im Osten natürliche Grenzlinien.
Der größte Teil Frankreichs ist flaches bis hügeliges Land mit fruchtbaren Böden. Im Norden reicht das Tiefland bis Calais und geht dann nach Süden in das Pariser Becken über. Dieses grenzt im Westen an die Hochflächen der Bretagne, im Nordosten an die Ardennen und im Osten an das Kammgebirge der Vogesen. Im Süden stößt es an die von den Cevennen aus nach Nordwesten abfallenden Granitrumpfflächen des Zentralplateaus mit zahlreichen aufgesetzten Vulkanruinen.
Bevölkerung
Welche Volksgruppen leben in Frankreich?
Basken, Bretonen, Elsässer, Flamen, Katalanen, Korsen und Provenzale. Alle diese Gruppen weisen auf ihre kulturelle Eigenständigkeit hin. Generell bestehen in den einzelnen Regionen große Unterschiede hinsichtlich Lebensart und Selbstverständnis. Trotzdem kennzeichnet die Franzosen ein starkes gemeinsames Nationalbewusstsein.
Wirtschaft
Wo liegen die Wirtschaftszentren?
Die vielseitige Industrie konzentriert sich v. a. im Raum von Paris, in den nördlichen Départements, in Lothringen und in den Gebieten um Lyon und Marseille. Frankreich weist ein starkes wirtschaftliches Gefälle zwischen dem Zentrum und der Peripherie auf. In den letzten Jahrzehnten wurde versucht, dem durch eine verstärkte Regionalisierung entgegenzuwirken.
Die Landwirtschaft ist noch immer sehr bedeutend. Die wichtigsten Ackerbaugebiete sind Flandern, Seine-, Loire- und Garonnebecken. Angebaut werden v. a. Weizen (Frankreich ist wichtigster europäischer Weizenexporteur), aber auch Gerste, Hafer, Mais und Roggen. Die bekannten französischen Weine stammen v. a. aus der Champagne, dem Loire- und Garonnebecken, dem Rhône-Saône-Graben und von der Mittelmeerküste. Die Viehzucht ist in feuchten Küstengebieten und höheren Gebirgslagen vorherrschend.
Übrigens: Der Großteil der Energiegrundlage beruht auf der Nutzung der Kernenergie. So stammen 78 % der Stromerzeugung aus Kernkraftwerken.
Verkehr
Was ist der TGV?
Der 1981 eingeweihte TGV (»Train à Grande Vitesse«) ist ein Hochgeschwindigkeitszug. Er stellte 1990 mit 513 km/h einen neuen Geschwindigkeitsweltrekord für Schienenfahrzeuge mit konventioneller Antriebstechnik auf.
Die Bahnlinien und der Flugverkehr konzentrieren sich auf das Zentrum Paris. Das französische Straßennetz gehört zu den besten und dichtesten der Erde. Haupthäfen für den Passagierverkehr sind Calais, Boulogne und Marseille.
Geschichte
Welche mittelalterliche Kultur hatte ihren Ursprung in Frankreich?
Das Rittertum. Da Frankreich sich als »auserwähltes Werkzeug Gottes« sah und somit am stärksten an den Kreuzzügen beteiligt war, entwickelte sich der französische Adel zum Vorbild der europäischen Ritterkultur.
Im Lauf des 12. und 13. Jh. errang Frankreich die politische und geistige Führung auf dem europäischen Kontinent. Die Scholastik, eine neue theologisch-philosophische Wissenschaft, erlebte in Frankreich eine Blüte. Großen Einfluss auf die Entwicklung der abendländischen Kirche und Politik hatten das Kloster Cluny mit seinen weit reichenden Reformen sowie der Zisterziensermönch und Mystiker Bernhard von Clairvaux (um 1090 bis 1153). Zudem wurde die sich seit dem 12. Jh. herausbildende Universität Paris zu einem der bedeutendsten geistigen Zentren.
Durch welche Tat wurde Jeanne d'Arc berühmt?
Jeanne d'Arc (1412–1431), die Jungfrau von Orléans, wirkte 1429 bei der Befreiung der Stadt Orléans von den Engländern mit und verhalf Karl VII. durch die Krönung in Reims zur allgemeinen Anerkennung. Das Bauernmädchen wurde dadurch zur Verkörperung des neuen Nationalbewusstseins.
Zur Anerkennung seines Thronfolgerechts begann Eduard III. von England 1338 den Krieg mit Frankreich, der mit längeren Unterbrechungen bis 1453 dauerte (Hundertjähriger Krieg). Durch den Krieg wurde das französische Volk zur staatsbewussten Nation. Somit sah das Kriegsende Frankreich als geeinten Nationalstaat.
Wer krönte sich selbst zum Kaiser?
Napoleon I. (1769–1821) setzte sich am 2. 12. 1804 die Kaiserkrone auf. Der Korse stieg in den Revolutionskriegen zum General auf und schlug 1795 den royalistischen Aufstand in Paris nieder. 1799 stürzte er das Direktorium und gewann als Erster Konsul die Alleinherrschaft.
Seine Herrschaftsansprüche führten seit 1803 zu immer neuen Kriegen gegen die europäischen Mächte. Mit den siegreichen Feldzügen in Deutschland, der Gründung des Rheinbunds und der Kontinentalsperre gegen England stand Napoleon auf dem Höhepunkt seiner Macht. Erst in den Befreiungskriegen (1813–1815) erlag er der übermächtigen Koalition der europäischen Staaten.
Napoleon schuf mit der Vollendung und Überwindung der Französischen Revolution wesentliche Voraussetzungen für die Entwicklung der jüngeren Geschichte Europas.
Literatur
Wer begründete den Existenzialismus?
Jean-Paul Sartre (1905–1980). In Abhandlungen, Romanen und Dramen erläuterte der Philosoph und Schriftsteller seine illusionslose Lehre vom Menschen, der in eine absurde, Ekel erregende Welt ausgesetzt, zur Freiheit und Verantwortung »verurteilt« sei. Ein weiterer Vertreter des Existenzialismus war der französische Schriftsteller Albert Camus (1913–1960).
Herausragende Gestalten der französischen Literaturgeschichte waren daneben Molière (1622–1673), der sich zum größten Lustspieldichter des Landes entwickelte, Victor Hugo (1802–1885), ein Führer der Romantik, dessen sozialkritisches Werk (z. B. »Die Elenden« oder »Der Glöckner von Notre-Dame«) großen Einfluss hatte, sowie der Hauptvertreter des Realismus, Gustave Flaubert (1821–1880). Er beschrieb in seinen Romanen eine desillusionierte bürgerliche Welt.
Wussten Sie, dass …
um 1800 jeder vierte Europäer Franzose war? Damals lebten bereits 28 Mio. Menschen in Frankreich.
zu Frankreich auch noch Überseegebiete gehören (u. a. Tahiti im Pazifik)?
die Ehrenlegion, der bedeutendste französische Orden, 1802 von Napoleon gestiftet wurde? Er wird nicht nur für militärische, sondern auch für zivile Verdienste verliehen.
Was geschah …
800?
Karl der Große wird zum Kaiser gekrönt.
843?
Der Vertrag von Verdun teilt das Frankenreich in drei Teile (Westfranken, Ostfranken, Lotharingien).
1453?
Der Hundertjährige Krieg endet mit der Vertreibung der Engländer aus Frankreich.
1572?
In der Bartholomäusnacht werden mehrere tausend Hugenotten in Paris ermordet.
1793?
Nach der Enthauptung Ludwigs XVI. kommt es zur Errichtung der Ersten Republik.
1815?
In der Schlacht bei Waterloo erleidet Napoleon seine endgültige Niederlage.
1848?
Mit der Februarrevolution wird die Zweite Republik ausgerufen.
1870/71?
Im Deutsch-Französischen Krieg unterliegt Frankreich Preußen; Gründung der Dritten Republik.
1954?
Der Indochinakrieg leitet das Ende des französischen Kolonialreichs ein.
1959?
Charles de Gaulle wird Staatspräsident.
1995?
Jacques Chirac löst als Staatspräsident seinen Vorgänger François Mitterrand ab.
Monaco
Wirtschaft
Warum ist Monaco für manche so attraktiv?
Privatpersonen müssen keine direkten Steuern zahlen. Der Wegfall von Einkommen- und Erbschaftsteuer macht Monaco zu einem attraktiven Wohnort für diejenigen, die hohe Steuern zahlen müssten. Hauptwirtschaftszweige sind der ganzjährige Fremdenverkehr sowie das Banken- und Versicherungswesen. Aufgrund von Fördermaßnahmen sind heute auch pharmazeutische, kosmetische, elektronische und Kunststoffindustrie vertreten. Die Industriebetriebe befinden sich im Hafen und in Fontvieille. Mit dem Nachbarland Frankreich besteht eine Währungs-, Wirtschafts- und Zollunion.
Geschichte
Woher stammt die Grimaldi-Dynastie?
Aus Genua. Im 13. Jh. flüchtete die Grimaldifamilie nach Monaco. 1467 brachten die Grimaldi, die früher gefürchtete Raubritter und Piraten waren, Monaco endgültig unter ihre Herrschaft. 1949 wurde Rainier III. regierender Fürst. Er liberalisierte 1962 die Verfassung, u. a. wurden dadurch die Rechte des Nationalrats gestärkt. 2004 wurde Monaco Mitglied des Europarats. Nach Rainiers Tod 2005 übernahm sein Sohn als Albert II. das Fürstenamt.
Luxemburg
Politik
Wer regiert das Land?
Luxemburg ist eine konstitutionelle Erbmonarchie, die parlamentarisch regiert wird. Staatsoberhaupt ist der Großherzog.
Das Land trat 1957 der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft bei. Mit Belgien und den Niederlanden besteht die Benelux-Union.
Geschichte
Welche Luxemburger beeinflussten das Deutsche Reich?
Jene Mitglieder des Hauses Luxemburg, die im 14. Jh. den deutsch-römischen König bzw. Kaiser stellten. Am bedeutendsten war Sigismund (1368–1437).
963 erwarb der lothringische Graf Sigfrid die Burg Lucilinburhuc (Lützelburg), nach der sich seine Nachfolger bezeichneten. 1866 wurde Luxemburg selbstständig.
Wussten Sie, dass …
Luxemburg das einzige Großherzogtum der Welt ist?
das Land keine eigene Universität besitzt? Studierende müssen ins Ausland gehen und sich ihre Abschlüsse in Luxemburg anrechnen lassen.
Belgien: Am Pulsschlag Europas
Landesnatur
Welcher Fluss teilt Belgien?
Die insgesamt 933 km lange Maas. Nordwestlich des Flusses breitet sich Tiefland, in der Mitte fruchtbares Hügelland aus, östlich der Maas erstreckt sich das überwiegend bewaldete Mittelgebirge der Ardennen (694 m).
Das Klima ist feucht-temperiert, ozeanisch und durch vorherrschende Westwinde charakterisiert. Im Südosten des Landes, besonders in den Ardennen, gibt es schneereiche, kalte Winter.
Bevölkerung
Was versteht man unter dem »Sprachenstreit«?
Den Gegensatz zwischen den Niederländisch sprechenden Flamen und den Französisch sprechenden Wallonen, der die Geschichte Belgiens von der Gründung bis heute durchzieht. Nach der Staatsgründung (1830) hatte der wallonische Teil das bevölkerungspolitische und wirtschaftliche Übergewicht. Bis zum Ende des 19. Jh. hatte sich das Verhältnis umgekehrt. Die Sprachgrenze zwischen den Flamen im Westen und den Wallonen im Südosten durchzieht das Land in Ost-West-Richtung (Mouscron–Ronse–Edingen–Wavre–Waremme–Kanne).
Wirtschaft
Was hat Belgien mit Diamanten zu tun?
Antwerpen besitzt zahlreiche Diamantenschleifereien sowie eine Diamantenbörse. Typische belgische Waren sind zudem Schokolade, Bier und Spitzen, die v. a. in Brabant erzeugt werden.
Die hoch entwickelte Landwirtschaft bringt in den fruchtbaren Landesteilen reiche Erträge an Weizen, Kartoffeln, Flachs, Zuckerrüben, Gemüse, Obst und Tabak. Die Viehzucht wurde u. a. durch die Brabanter Pferde berühmt. Die Industrie (Maschinen-, Metall-, elektronische, chemische Industrie) ist stark exportorientiert.
Übrigens: Für die Energieversorgung kommt der Kernenergie große Bedeutung zu. So stammen 58 % der Stromerzeugung aus Atomkraftwerken.
Geschichte
Wem verdanken die Belgier ihren Namen?
Dem Stamm der keltisch-germanischen Belgae, die ab dem 5. Jh. v. Chr. die Region besiedelten. 51 v. Chr. unterwarf Cäsar den Stamm. Im 5. Jh. wurde das Gebiet Kernstück des Reichs der salischen Franken. Im 15. Jh. kam es zu Habsburg, 1797 an Frankreich; auf dem Wiener Kongress ging es im Königreich der Vereinigten Niederlande auf.
Der Brüsseler Aufstand vom 25. 8. 1830 leitete die Unabhängigkeit Belgiens ein. Ein Nationalkongress erließ 1831 eine Verfassung und wählte Leopold I. zum König. In beiden Weltkriegen war Belgien von deutschen Truppen besetzt. 1957 war Belgien an der Gründung der EWG beteiligt.
Warum ist Brüssel die »Hauptstadt Europas«?
Die belgische Hauptstadt ist Sitz des Europarats und der Europäischen Kommission sowie Tagungsort des Europäischen Parlments. Durch die zahlreichen EU-Einrichtungen entstand ein regelrechtes Europaviertel. Im Jahr 1967 wurde zudem der Sitz des NATO-Rates von Paris nach Brüssel verlegt.
Übrigens: Wahrzeichen der Stadt ist das Atomium. Die Metallkonstruktion in Form eines Eisenkristalls wurde im Jahr 1958 zur Weltausstellung erbaut.
Malerei
Wer zählte zu den altflämischen Meistern?
Jan van Eyck (um 1390–1441), Peter Paul Rubens (1577–1640) und Pieter Bruegel d. Ä. (1525/30–1569).
Zusammen mit seinem Bruder Hubert begründete Eyck einen neuen Naturalismus in der nordalpinen Malerei. Plastische, individualisierte Figuren agieren in einem kontinuierlichen, von Licht und Farbe erfüllten Bildraum, dessen Gegenstände detailgetreu erfasst sind. Der im westfälischen Siegen geborene Rubens schuf zyklische Folgen, Altarbilder, mythologische Szenen, Landschaften sowie Porträts. Sein Werk beeinflusste nachhaltig alle Kunstzweige. Pieter Bruegel d. Ä. schuf Genre- und Landschaftsbilder mit volkstümlicher, religiöser und mythologischer Staffage, die sich durch eine naturalistische Erfassung der Wirklichkeit auszeichnen.
Wussten Sie, dass …
alle Autobahnen fast die ganze Nacht beleuchtet sind? Deshalb können Astronauten Belgien aus dem Weltraum gut sehen.
das Eisenbahnnetz zu den dichtesten der Welt zählt?
Belgien bekannt für seine Comics ist? U. a. erfand Hergé »Tim und Struppi« und Morris zeichnete »Lucky Luke«.
Niederlande: Eine weltoffene Monarchie
Landesnatur
Warum gibt es so viele Deiche im Land?
Da ein Drittel der Staatsfläche unterhalb des Meeresspiegels liegt, muss das Land durch moderne Deich- und Polderanlagen vor Überflutungen geschützt werden.
Wichtigstes Landgewinnungsprojekt war der Zuiderseeplan. Nach einem Wintersturm 1916 brachen die Deiche an der Zuidersee und das Land wurde überschwemmt. Das Parlament beschloss zum besseren Schutz vor den Gezeiten die Zuidersee durch einen Damm abzuriegeln. 1932 wurde das verbliebene IJsselmeer großteils durch Polder trockengelegt.
Wirtschaft
Wo genau wachsen Millionen von Tulpen?
In der Randstad Holland im Westen des Landes. Die Niederlande sind der weltweit größte Produzent dieser Schnittblumen. Im holländischen Aalsmeer befindet sich auch die weltweit größte Blumenbörse.
Die intensiv betriebene Landwirtschaft exportiert neben Blumen große Mengen von Erzeugnissen der Viehzucht, v. a. Butter, Käse, Geflügel und Eier. Ein großer Teil der Sonderkulturflächen besteht aus Gewächshäusern, in denen Gemüse und Obst gezogen werden.
Wichtige Industriezweige sind die Metall-, Maschinen-, Werft-, elektrotechnische, Nahrungs- und Genussmittel-, Textil-, Glas-, keramische, Holz- und chemische Industrie. Bedeutend ist die Schifffahrt auf dem Rhein und seinen Nebenflüssen sowie auf Kanälen.
Geschichte
Welches Geschlecht stellt die Herrscher?
Das Haus Oranien-Nassau. Dies geht zurück auf Wilhelm I. von Oranien (1533–1584), der 1581 Statthalter der sieben nördlichen, calvinistischen Provinzen wurde.
1689 kam Wilhelm III. von Oranien auf den englischen Thron. England und die Niederlande wurden in Personalunion regiert. Im Jahr 1702 wurden die Oranier von den Grafen von Nassau beerbt. Wilhelm IV., der 1747 Erbstatthalter der Niederlande wurde, führte als Erster den Titel eines Prinzen von Oranien-Nassau. Die männliche Linie erlosch 1890, danach ging die Thronfolge auf die weibliche Seite über.
Was ist der Unterschied zwischen Holland und Niederlande?
Holland ist ein Teil der Niederlande mit den Provinzen Nord- und Südholland. Die ehemalige Grafschaft Holland entstand im 10. Jh., erlebte eine wechselvolle Geschichte und bildete 1579 mit den anderen sieben Provinzen die Republik der Vereinigten Niederlande.
Als Königreich Holland war das Gebiet der heutigen Niederlande 1806–1810 unter der Herrschaft Louis Bonapartes. 1840 entstanden die beiden Provinzen Nord- und Südholland. In der deutschen Umgangssprache wird – nicht zuletzt begünstigt durch Werbekampagnen – Holland mit den Niederlanden gleichgesetzt.
Malerei
Warum ist Rembrandt so berühmt?
Rembrandt Harmenszoon van Rijn (1606 bis 1669) war einer der vielseitigsten Vertreter und bedeutendster Repräsentant der niederländischen Malerei des 17. Jh. In Gemälden, Radierungen und Zeichnungen behandelte er sämtliche künstlerische Stoffgebiete seiner Zeit, besonders die biblische Geschichte aus protestantischer Sicht sowie historische und mythologische Themen. Dem Porträt gab er durch Herausarbeitung des Charakteristischen eine bis dahin unerreichte Differenzierung und Tiefe.
Das 17. Jh. wird auch als »Goldenes Zeitalter« der Niederlande bezeichnet. Handel, Wissenschaft und Kunst erlebten in dieser Periode eine Blüte. Andere berühmte Maler des 17. Jh. neben Rembrandt waren u. a. Frans Hals (1580/85–1666), Jan Vermeer (1632–1675), Pieter de Hooch (1629–1684), Jan van Goyen (1596–1656) und Aelbert Cuyp (1620–1691).
Wussten Sie, dass …
über ein Drittel der Niederländer konfessionslos ist? 33 % sind römisch-katholisch, 21 % protestantisch und 6 % islamisch.
Rotterdam nach Shanghai den zweitgrößten Hafen der Welt besitzt?
die Niederlande der erste Staat war, der die Ehe für Homosexuelle ermöglicht hat?
die Stadt New York im 17. Jh. von Niederländern gegründet wurde? Sie nannten die Siedlung »Neu-Amsterdam«.
Großbritannien: Königreich mit langer Tradition
Landesnatur
Sind die Britischen Inseln Teil des europäischen Kontinents?
Ja. Erst in der Nacheiszeit (vor etwa 11 700 Jahren) wurde Großbritannien durch Landsenkung und Meeresspiegelerhöhung vom Kontinent getrennt.
Die Küsten sind besonders im Westen des Landes stark zerklüftet und meist steil, mit tief eingeschnittenen Buchten. Hochgebirge fehlen auf den Britischen Inseln. In Cornwall und Devon, in Wales, Mittelengland und Schottland überwiegen Mittelgebirge, die im Ben Nevis der schottischen Grampian Mountains gipfeln (1343 m). Östlich der Linie Severn–Tyne-Mündung liegt ein fruchtbares, z. T. sandiges Stufenland mit Senken und Landterrassen, unterbrochen vom Londoner Becken und den gefalteten Kreidehügeln in Südengland.
Für welches Wetter ist das Land berühmt?
Besonders in einem Streifen zwischen London und Leeds tritt häufig dichter Nebel auf. Der Londoner Nebel ist weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt und bildet die Kulisse für zahlreiche Kriminalfilme. Er ist allerdings keine Fiktion, sondern Realität, die mit dem Klima des Landes zusammenhängt. Vom Golfstrom begünstigt, gibt es milde Winter und kühle Sommer, häufige Stürme, starke Bewölkung und hohe Niederschläge.
Wirtschaft
Was fördern die Briten aus der Nordsee?
Erdöl und Erdgas. Die Tendenz ist jedoch aufgrund der sich erschöpfenden Reserven sinkend. Die Erdölförderung sank von 117,9 Mio. t (2000) auf 92 Mio. t (2004). Stark rückläufig ist der Steinkohlenabbau.
Großbritannien ist ein traditionsreicher Industriestaat. An erster Stelle steht die vielseitige Metallindustrie. Bedeutend ist die Textilindustrie in Mittelengland und Schottland, die sich aus der heimischen Schafzucht und dem Flachsanbau entwickelte; in jüngerer Zeit hat auch die chemische und elektronische Industrie an Bedeutung gewonnen.
Geschichte
Warum heißt England Großbritannien?
England ist lediglich der größte Landesteil Großbritanniens und umfasst den südlichen Teil der Insel. Das Gebiet grenzt im Norden an Schottland, im Westen an Wales und die Irische See, im Osten an die Nordsee und im Süden an den Ärmelkanal.
Durch die Unions-Akten von 1536 und 1542 wurde Wales mit England vereinigt und erhielt schließlich im Jahr 1912 eine begrenzte Eigenständigkeit. Unter Oliver Cromwell (1599 bis 1658) waren die Schotten besiegt und Irland erobert worden. 1707 wurden England und Schottland, die zuvor unter Jakob I. (1566 – 1625) in Personalunion regiert worden waren, zum Königreich Großbritannien vereinigt.
1801 wurde Irland mit England zum Vereinigten Königreich Großbritannien und Irland verbunden. Auf der Grünen Insel kam es 1916 zum bewaffneten Osteraufstand. Nach jahrelangen Kämpfen gaben die Briten nach: 1921 wurde Irland nach Abtretung der Provinz Ulster Freistaat. Ulster blieb mit seinen sechs Grafschaften als Nordirland bei Großbritannien.
Woher stammt der Name »Angelsachsen«?
Von den germanischen Stämmen der Angeln und Sachsen. Diese eroberten nach dem Abzug der Römer den Hauptteil der Insel. Als letzter angelsächsischer König unterlag Harald II. (* um 1020) im Jahr 1066 in der Schlacht bei Hastings Wilhelm dem Eroberer, dem Herzog der Normandie (um 1027–1087). Damit begann die normannische Herrschaft über Großbritannien.
Wen ärgerte die »Magna Charta«?
König Johann Ohneland. Dieser Herrschaftsvertrag aus dem Jahr 1215 schränkte die königliche Allmacht v. a. zugunsten des Adels ein und beurkundete feudale Vorrechte.
Im 13. Jh. entwickelte sich das englische Parlament. Eduard III. erhob 1328 Ansprüche auf den französischen Thron. Dies führte zum Hundertjährigen Krieg (mit Unterbrechungen 1338–1453) gegen Frankreich. Die zunehmende Schwäche des Königtums begünstigte den Ausbruch der Rosenkriege (1455–85) zwischen dem Haus Lancaster (Wappen: rote Rose) und dem Haus York (Wappen: weiße Rose). Sie führten 1485 zur Inthronisierung von Heinrich VII. aus dem Hause Tudor.
Wann wurde England bedeutendste Seemacht?
Nach dem Sieg über die spanische Armada 1588 gehörte England jahrhundertelang die Vorherrschaft auf den Weltmeeren. Als beherrschende Seemacht unternahm England bald erste Schritte in der Kolonialpolitik. Die einzelnen Abenteurer, Kaufleute und Entdecker der Elisabethanischen Zeit, die dem spanischen Alleinanspruch die Stirn boten, wurden als nationale Helden gefeiert. Seit 1562 organisierte John Hawkins (1532–1595) den Sklavenhandel zwischen Afrika und Westindien; 1577–1580 umsegelte Francis Drake (um 1540–1596) die Welt; 1585 gründete Sir Walter Raleigh (um 1552–1618) die erste englische Kolonie in Nordamerika (Virginia).
Durch seine fortgeschrittene Industrie und die aus den Kolonien herbeiströmenden Reichtümer wurde Großbritannien im 18. Jh. unbestrittene Handels- und Wirtschaftsmacht.
Warum ist die Monarchie so wichtig?
Die Briten sind stolz auf ihre Monarchie – trotz aller Skandale im Königshaus. Die Königin ist das Staatsoberhaupt und vornehmlich mit repräsentativen Aufgaben betraut.
Die Monarchie kann in Großbritannien auf eine jahrhundertealte Tradition zurückblicken. In der »Glorious Revolution« unterzeichnete der König 1689 die »Bill of Rights«, die seine Macht begrenzte und das Land endgültig zur konstitutionellen Monarchie machte. Unter Königin Viktoria (1819–1901) begann im 19. Jh. das »Goldene Zeitalter« – Großbritannien war die vorherrschende Welt-, See- und Kolonialmacht. Im Zweiten Weltkrieg stand die Monarchie für den Behauptungswillen des ganzen Landes.
Wussten Sie, dass …
der britische Linksverkehr aus dem Mittelalter stammt? Damals hielten sich Ritter mit ihren Pferden auf der linken Straßenseite, um potenzielle Angreifer mit dem Schwert in der rechten Hand abwehren zu können.
die Fahrzeit durch den 1994 fertig gestellten Eurotunnel etwa 35 min dauert? Der rd. 50 km lange Eisenbahntunnel unter dem Ärmelkanal verbindet Sangatte bei Calais mit Folkestone bei Dover.
Was geschah …
43?
Beginn der römischen Eroberung
im 5. Jh.?
Germanische Stämme dringen ins südliche Britannien ein.
1066?
Schlacht bei Hastings: Eroberung Englands durch die Normannen
1455?
Beginn der Rosenkriege
1534?
Heinrich VIII. bricht mit der römisch-katholischen Kirche.
1588?
Sieg über die spanische Armada
1769?
James Watt erfindet die erste brauchbare Dampfmaschine.
1775?
Beginn des amerikanischen Unabhängigkeitskriegs
1979?
Margaret Thatcher wird erster weiblicher Premierminister.
1998?
Die Bevölkerung Irlands und Nordirlands stimmt einem Friedensabkommen zu. In Nordirland wird eine Regionalversammlung gewählt.
1999?
Großbritannien verzichtet auf die Einführung des Euro.
2005?
Tony Blair erhält das Mandat für eine dritte Amtszeit.
Wer schrieb die Tragödie »Hamlet«?
William Shakespeare (1564–1616) verfasste die Geschichte über den Prinzen von Dänemark, der die Ermordung seines Vaters rächt. Nachweislich zum ersten Mal aufgeführt wurde das Stück im Juli 1602 in London.
Shakespeare ist einer der größten Dramatiker der Weltliteratur. Er setzte durch virtuose Sprachbeherrschung, die psychologische Darstellung der Charaktere und durch die Fähigkeit zur bühnenwirksamen Darstellung menschlicher und historischer Konflikte Maßstäbe.
Sehr einflussreich waren auch die Vertreter der englischen Hochromantik, v. a. Lord Byron (1788–1824), Percy Bysshe Shelley (1792 bis 1822) und John Keats (1795–1821). Charles Dickens (1812–1870) begründete mit seinen Werken (u. a. »Oliver Twist« und »David Copperfield«) den sozialen Roman. Den Ästhetizismus des ausgehenden 19. Jh. vertrat Oscar Wilde (1854–1900). Mit seinen gesellschaftskritischen Stücken (u. a. »Pygmalion«) wirkte George Bernard Shaw (1856–1950) stark auf das englische Theater. George Orwell (1903 bis 1950) wurde mit der satirischen Fabel »Farm der Tiere« und der totalitären Zukunftsvision »1984« weltberühmt.
Irland: Die Farbe Grün dominiert
Landesnatur
Welche Landschaften prägen die Grüne Insel?
Das Land trägt seinen Beinamen zu Recht: Üppiger Graswuchs überzieht die Insel wie ein grüner Teppich. Die grasbewachsenen Hänge bilden einen lebhaften Gegensatz zu den heidebedeckten Hügeln und Bergseen. Im Landesinneren prägen ebenes Weideland und ausgedehnte Torfmoore das Landschaftsbild. Die am Rande liegenden zerklüfteten Gebirge formen schroffe Felsküsten, die steil zum oft stürmischen Meer abbrechen.
Die Insel hat ein ausgeglichenes ozeanisches Klima. Charakteristisch ist die Unbeständigkeit mit häufigem Wetterwechsel. Im äußersten Südwesten der Insel allerdings, in der Grafschaft Kerry, gedeihen – durch den warmen Golfstrom begünstigt – sogar subtropische Pflanzen im Freien.
Bevölkerung
Warum wanderten so viele Iren aus?
Irland gehörte lange Zeit zu den klassischen Auswanderungsländern. Durch die Verelendung des Landes und eine schwere Hungersnot, ausgelöst durch die Politik der zumeist englischen Großgrundbesitzer, setzte um 1850 eine Massenauswanderung vorzugsweise in die USA, nach Kanada, Großbritannien und Australien ein. Erst seit Mitte der 1960er Jahre verzeichnet die Einwohnerzahl des Landes infolge des hohen Geburtenüberschusses einen leichten Anstieg.
Übrigens: Irisch, eine gälische Sprache, wird nur von einem Drittel der Bevölkerung – v. a. in den als Gaeltacht Areas bekannten Gebieten an der Westküste – gesprochen.
Wirtschaft
Warum wird Irland auch »Keltischer Tiger« genannt?
Ein in den 1990er Jahren einsetzender Wirtschaftsboom rechtfertigt die Analogie mit den wirtschaftlich aufstrebenden so genannten Tigerstaaten Südostasiens. Nachdem Irland bis in die jüngere Vergangenheit als das Armenhaus Europas galt, leitete die Mitgliedschaft in der Europäischen Union 1973 den wirtschaftlichen Aufschwung ein. Irland bekam einen direkten Zugang zu den Märkten der anderen EU-Staaten. Drastische Steuersenkungen und der gezielte Einsatz von Fördermitteln lockten zudem zahlreiche ausländische Unternehmen ins Land. Somit stieg das BIP jährlich um rd. 5 %.
Der Großteil der industriellen Exporterlöse wird inzwischen im Maschinenbau sowie mit elektronischen, chemischen und pharmazeutischen Produkten erzielt. Besonders hohe Wachstumsraten verzeichneten die Computerbranche und die Biotechnologie.
Geschichte
Wann begann der englisch-irische Konflikt?
1171 mit der Landung König Heinrichs II. Plantagenet in Irland. Der englische König hatte sich vom Papst mit der Insel belehnen lassen.
1541 ließ sich Heinrich VIII. zum König von Irland proklamieren. Er versuchte seine Kirchenreform auf Irland auszudehnen. Als Irland 1560 der englischen Staatskirche unterstellt wurde, kam es zu Aufständen. In der Folge brachen immer wieder Erhebungen aus, die blutig niedergeworfen wurden, so von Cromwell 1649. Eine Milderung des Drucks und eine gewisse Selbstständigkeit (Irisches Parlament, 1782) brachten die Unabhängigkeitskriege der englischen Kolonien in Amerika. Der Aufstand 1798 auf der irischen Insel veranlasste England wieder zu einer Politik der Gewalt. Am 1. Januar 1801 wurde Irland mit England zum Vereinigten Königreich von Großbritannien und Irland verbunden.
Was bewirkte der »Osteraufstand«?
Die Proklamation der unabhängigen irischen Republik. Der so genannte Osteraufstand brach im April 1916 aus, als sich die »Irish Volunteers« gegen die britische Herrschaft erhoben.
Nach jahrelangen Kämpfen gab England schließlich nach. 1921 wurde Irland nach Abtretung der Provinz Ulster (Nordirland) Freistaat. Unter Eamon de Valera (1882–1975) machte 1937 eine republikanische Verfassung Irland zum unabhängigen und demokratischen Freistaat Éire. Großbritannien erkannte erst 1945 die irische Verfassung an. Am 18. April 1949 schied Irland endgültig auch aus dem Commonwealth aus.
Wussten Sie, dass …
im erzkatholischen Irland Empfängnisverhütung und Ehescheidung erst seit den 1990er Jahren legal sind?
der Anteil der Bevölkerung mit Hochschulabschluss der höchste in ganz Europa ist?
Irland die höchste Torfabbaurate der Welt aufweist? Der Rohstoff wird auf der Insel traditionell zur Stromerzeugung und als Brennmaterial verwendet.
Island: Vulkaninsel im Nordatlantik
Landesnatur
Warum gibt es so viele Geysire und Vulkane?
Island ist Teil des Mittelatlantischen Rückens, der als submarines Gebirge den Atlantik durchzieht und eine Zone intensiver tektonischer Aktivitäten darstellt. Davon zeugen zahlreiche Geysire, Schwefelquellen, brodelnde Schlammtümpel und regelmäßige Erdbeben. Von den mehr als 140 Vulkanen sind noch etwa 30 aktiv.
Das durch den Golfstrom begünstigte Klima mit milden Wintern und kühlen Sommern hält die Fjorde eisfrei. Die im Landesinneren spärliche, nur an der Küste reicher entwickelte Pflanzenwelt umfasst Zwergbirken, Krüppelweiden sowie tundraähnliche Moos- und Flechtensteppe.
Wirtschaft
Wie wird die Erdwärme genutzt?
Die Geothermie (Erdwärme) ist die wichtigste Energiequelle Islands. Warme Quellen beheizen z. B. Gewächshäuser, in denen Obst und Gemüse gedeihen. Auch bei der Stromerzeugung spielt die Erdwärme eine bedeutende Rolle. So stammen knapp 20 % der Elektrizität des Landes aus geothermalen Kraftwerken. Die restlichen 80 % werden aus Wasserkraft erzeugt. Damit erfolgt fast die gesamte Stromerzeugung aus regenerativer Energie.
Übrigens: Hauptzweige der Wirtschaft sind Viehzucht und Küstenfischerei. Die Industrie erzeugt Fisch- und Fleischkonserven, Düngemittel, Textilien, Lederwaren und Aluminium.
Geschichte
Welche Fremden herrschten im Land?
Dänemark. Die dänische Herrschaft begann 1380, als Island Dänemark angeschlossen wurde. 1662 erkannte Island den dänischen Absolutismus an und wurde von dänischen Beamten verwaltet.
1874 erhielt Island eine Verfassung, die dem Land die innere Autonomie gewährte. 1918 wurde Island als selbstständiges Königreich in Personalunion mit Dänemark verbunden. 1944 wurde die politische Verbindung mit Dänemark gelöst und Island zur unabhängigen Republik erklärt. 1972 schloss Island mit der EG ein Freihandelsabkommen.
Wussten Sie, dass …
Island das am dünnsten besiedelte Land Europas ist?
es auf der Insel keine Eisenbahn gibt? Das Straßennetz besteht überwiegend aus befestigten Schotterpisten.
Islandpferde seit über 1000 Jahren ohne fremde Einkreuzung auf der Insel leben?
Norwegen: Der reiche Europäer im Norden
Landesnatur
Wie lang ist die Küste?
Die Küste misst in der Luftlinie 2650 km, doch wird sie unter Einschluss der Fjorde, Buchten und vorgelagerten Inseln um das Zehnfache verlängert.
Hinter der atlantischen Fjordküste mit dem vorgelagerten Schärengürtel wird der größte Teil des 1752 km langen Festlandes von einer öden, menschenleeren, gebirgigen und stark vergletscherten Hochfläche (Fjell, 1000–2000 m ü. M.) eingenommen. Nur die Südküste wird von einem größeren Tiefland beherrscht. Die mehr zur Süd- als zur Westküste hin entwickelten, gefälle- und schnellenreichen Flüsse werden in starkem Maß zur Elektrizitätsgewinnung genutzt. Der Hornindalsvatn im Südwesten des Landes ist mit 514 m der tiefste See Europas.
Übrigens: An der Küste ist das Klima durch die Nähe des Golfstroms trotz hoher Breitenlage ozeanisch mild und feucht, auf dem inneren Hochland nimmt es kontinentaleren, trockeneren Charakter an.
Bevölkerung
Wo ist Norwegen fast menschenleer?
Am siedlungsärmsten sind die Finnmark im äußersten Norden mit 1,6 Einwohnern pro km², ein Streifen in Mittelnorwegen längs der schwedischen Grenze sowie die Hochgebirgsregionen in Südnorwegen. Fast zu einem Drittel konzentrieren sich die Norweger am Oslofjord und an der übrigen Südküste.
Übergeordnetes städtisches Zentrum für den Süden ist Oslo, für Mittelnorwegen Trondheim und für den Norden Tromsö. Die charakteristischen ländlichen Siedlungsformen sind Einzelhöfe und Weiler.
Die Bevölkerung gehört fast ausschließlich dem Volk der Norweger und zu 96 % der lutherischen Staatsreligion an. Im Norden des Landes leben außerdem etwa 12 000 eingewanderte Finnen (Kwänen) und ungefähr 41 000 Samen (Lappen).
Wirtschaft
Was macht Norwegen zum drittreichsten Land der Erde?
Der Reichtum basiert auf Holz, Fischzucht, Erdöl und Erdgas sowie Wasserkraft.
Von zentraler Bedeutung für die Volkswirtschaft Norwegens ist seit den 1970er Jahren die Erdöl- und Erdgasförderung in der Nordsee. Rd. 55 % der Gesamtausfuhr entfallen auf Erdöl und Erdgas. An weiteren Bodenschätzen finden sich Schwefelkies, Eisen-, Kupfer-, Titan-, Zink- und Bleierze. Die Industrie umfasst besonders den Schiffbau, Holz-, Metall-, Papier-, Textil-, Nahrungsmittel- und Elektroindustrie. Der Tourismus ist ein weiterer relevanter Wirtschaftszweig.
Nur rd. 3 % der Staatsfläche werden landwirtschaftlich genutzt. Die Viehzucht umfasst v. a. Milchwirtschaft, im Norden auch Rentierhaltung. Nicht unwichtig ist die Pelztierzucht (Nerze und Blaufüchse).
Geschichte
Wer vereinte Norwegen zum ersten Mal?
Harald Haarfagri (»Schönhaar«, um 850 bis 930) besiegte um 872 die Stammeskönige und einigte Norwegen damit unter seiner Herrschaft.
Olaf I. Tryggvasson (um 960–1000) sowie Olaf II., der Heilige (um 995–1030), christianisierten das Land. Haakon IV. Haakonsson (1204–1263) konnte die Königsmacht endgültig festigen. Er sicherte dem Land den Besitz Islands und Grönlands. 1319 wurde Norwegen in Personalunion mit Schweden regiert, 1380 in Personalunion mit Dänemark. Königin Margarete vereinigte 1397 die drei Reiche Norwegen, Dänemark und Schweden in der Kalmarer Union. Norwegen behielt den Status einer dänischen Provinz. Im Kieler Frieden 1814 kam Norwegen an Schweden. 1905 wurde die Union aufgelöst. Der dänische Prinz Karl wurde zum König gewählt und regierte als Haakon VII. bis 1957.
Übrigens: Norwegen ist Gründungsmitglied der UN und Mitglied des Nordischen Rats.
Wussten Sie, dass …
Norwegen fünf überseeische Regionen besitzt, u. a. das Königin-Maud-Land in der Antarktis?
sich die Norweger 1994 in einer Volksabstimmung gegen den Beitritt zur Europäischen Union ausgesprochen haben?
Schweden: Moderner Wohlfahrtsstaat
Woher stammt Schwedens Königin?
Die schwedische Königin Silvia wurde am 23. Dezember 1943 als Silvia Renate Sommerlath in Heidelberg geboren. König Karl XVI. Gustav von Schweden (* 1946) heiratete die Kaufmannstochter, die er 1972 bei den Olympischen Sommerspielen in München kennen gelernt hatte, am 19. Juni 1976. Das Königspaar hat drei Kinder. Silvia ist die dritte Königin bürgerlicher Herkunft in der schwedischen Geschichte.
Landesnatur
Wann geht die Sonne nicht mehr unter?
Zu »Midsommar«. So nennen die Schweden die Sommersonnenwende. Im Norden des Landes geht die Sonne in den »Weißen Nächten« überhaupt nicht unter. Musik und Tanz gehören ebenso zu den Feierlichkeiten wie allerlei landestypische Leckereien. Hoch im Kurs stehen dabei Fischgerichte.
Den nördlichen Teil Schwedens (Norrland) bestimmt die von großen Wäldern bedeckte Ostabdachung des skandinavischen Gebirges (Kebnekajse 2117 m). Auf der Breite von Stockholm folgt die Kernlandschaft (Svealand), die mittelschwedische Senke, mit ihren zahlreichen Seen. Sie bildet den Übergang zum südschwedischen Bergland (Götaland) mit dem Tiefland Schonen. Der Ostseeküste sind die Inseln Gotland und Öland sowie zahlreiche kleine Schäreninseln vorgelagert.
Bevölkerung
Wer sind die Samen?
Samen ist die Selbstbezeichnung der Lappen, ein altsibirisches Volk, das der finnisch-ugrischen Sprachfamilie angehört. Man unterscheidet Küsten-, Wald- und Bergsamen, die mit ihren Rentierherden jahreszeitlich zwischen festen Weideplätzen wandern. Immer mehr von ihnen werden jedoch sesshaft.
War Schweden im 19. Jh. ein Auswanderungsland, ist es heute v. a. für Nordeuropäer und Balten ein Einwanderungsland. Der Anteil der städtischen Bevölkerung beträgt 83 %, rd. ein Viertel aller Schweden lebt im Nahbereich der Städte Stockholm, Göteborg und Malmö.
Wirtschaft
Was ist das »schwedische Modell«?
Schweden hat vor allem im 20. Jh. einen Wohlfahrtsstaat aufgebaut, der die gesamte Bevölkerung einschließt und eine umfassende soziale Fürsorge sicherstellen soll. In den 1990er Jahren wurden aufgrund wirtschaftlicher Probleme und der demografischen Entwicklungen die Sozialsysteme reformiert.
Über 70 % der Erwerbstätigen arbeiten in Dienstleistungsberufen, davon ein erheblicher Anteil in kommunalen, sozialen und staatlichen Unternehmen. Im Norden sind Bergbau, Waldnutzung und extensive Viehwirtschaft die dominierenden Erwerbszweige.
Geschichte
Wer war der Erzfeind?
In der Vergangenheit insbesondere Dänemark. Die Auseinandersetzung zwischen Schweden und Dänemark begann im 14. Jh. 1389 unterlag der schwedische König Albrecht III. Königin Margarete I. von Dänemark. Die Folge war die Vereinigung Schwedens mit Dänemark und Norwegen (Kalmarer Union). Margaretes Großneffe Erich VII. von Pommern wurde zum König aller drei nördlichen Reiche gekrönt. Seine unmäßige Herrschaft und nicht zuletzt seine hohen Steuerforderungen stießen in nahezu allen Schichten auf Widerstand. Die Schweden setzten den Kampf um die Auflösung der Union gegen die dänischen Könige fort. Die Dänen besiegten 1520 die Truppen des Reichsverwesers Sten Sture und ließen darauf 82 seiner Anhänger hinrichten (Stockholmer Blutbad).
Erst unter Gustav I. Wasa (1496/97–1560), der gegen die Dänen kämpfte, erlangte Schweden wieder die Selbstständigkeit. Wasa wurde 1523 zum König von Schweden gewählt. 1544 machte er die Monarchie für das Haus Wasa in Schweden erblich.
Seit wann ist Schweden neutral?
Seit 1814. Während des Ersten Weltkriegs war Schweden Ausgangspunkt von Friedensbemühungen, v. a. von sozialistischer Seite. Im Zweiten Weltkrieg hielt Schweden seine Neutralitätspolitik aufrecht. Es wurde Zufluchtstätte für zahlreiche Emigranten aus dem nationalsozialistischen Deutschland.
Wussten Sie, dass …
seit dem Jahr 1979 die weibliche Thronfolge möglich ist?
sich die Bevölkerung 2003 in einem Referendum gegen die Einführung des Euro aussprach?
mit der Einweihung der 16 km langen Öresundbrücke im Jahr 2000 Schweden erstmals fest mit Europa verbunden wurde?
Finnland: Land der Stille und der Seen
Landesnatur
Wie viele Seen gibt es in Finnland?
Über 60 000. Sie befinden sich zum Großteil im Gebiet der Finnischen Seenplatte. Die Seen bildeten sich beim Abschmelzen des Inlandeises in den vom Eis ausgeschliffenen Rinnen und Wannen des Felsuntergrundes. Der besondere Reiz dieser Landschaft liegt in der Durchdringung von Land und Wasser in Buchten, Inseln, Halbinseln, stromschnellenreichen Flüssen und Wasserfällen.
Während die Westküste kaum tiefere Einschnitte zeigt, erstreckt sich im Süden und Südwesten am Finnischen und Bottnischen Meerbusen eine buchtenreiche Flachküste, die von zahllosen Inseln und Schären gesäumt wird. Der Norden des Landes ist gebirgig (Haltiatunturi 1324 m).
Bevölkerung
Was sind »Suomi«?
Finnen. Es handelt sich dabei um die Eigenbezeichnung der finnischen Bevölkerung. Auch das Land selbst wird so genannt. Die Sprache der Suomi gehört zur finnischugrischen Sprachfamilie. Wahrscheinlich stammt die Bezeichnung von den zwei Wörtern »Suo« (Sumpf) und »Maa« (Land) und hieße demnach »Sumpfland«.
Obwohl sich die Einwohnerzahl seit 1900 nahezu verdoppelt hat, gehört Finnland zu den am dünnsten besiedelten Ländern Europas. Größere Ballungsräume gibt es nur im klimatisch begünstigten Südwesten, wo mehr als drei Viertel der Gesamtbevölkerung leben.
Wirtschaft
Was haben Holz und Handy gemeinsam?
Beide waren bzw. sind die tragenden Säulen der finnischen Wirtschaft. Lange Zeit bildeten der Waldreichtum (rd. 60 % der Fläche sind bewaldet) sowie die sich daraus entwickelte Holz verarbeitende Industrie die Grundlage der Wirtschaft. In jüngster Zeit sind Telekommunikation (v. a. Mobiltelefone) und Mikroelektronik hinzugekommen.
Andere wichtige Industriezweige sind die Metall- und Maschinenindustrie sowie der Schiffbau. Für die Energieerzeugung spielt die Nutzung der Wasserkraft eine große Rolle. An Bodenschätzen gibt es kleinere Kupfer- und Zinkvorkommen. Ackerbau wird nur im Küstenbereich betrieben.
Geschichte
Welche Mächte eroberten Finnland?
Schweden und Russland. In den schwedischen Kreuzzügen im 13. Jh. wurde Finnland schwedische Provinz. Im 14. Jh. wanderten Schweden ein, doch behielten die Finnen ihre ethnische Eigenart und hatten an der Verwaltung des Landes teil. Seit 1397 war Finnland als Teil Schwedens in die Kalmarer Union (Dänemark, Schweden, Norwegen) eingebunden und wurde zur Manövriermasse im Kampf um die Hegemonie in Nordosteuropa. Im Lauf des 18. Jh. musste Schweden ganz Südostfinnland an Russland abtreten.
1809 wurde Finnland Großfürstentum des russischen Zaren, behielt jedoch seine innere Selbstständigkeit. Nach 1880 betrieb Russland eine starke Russifizierungspolitik. Nach Russlands Niederlage gegen Japan 1905 erzwang der finnische Nationalstreik eine Verfassung. Am 6. Dezember 1917 erklärte der Landtag Finnland für unabhängig.
Was leistete Finnland für die Entspannungspolitik im Kalten Krieg?
Seine Brückenfunktion zwischen den beiden Blöcken ermöglichte in den 1970er Jahren wichtige Impulse. So wurden die ersten Sitzungen der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) in Helsinki abgehalten.
Das Ende der Sowjetunion erlaubte Finnland die außenpolitische Neuorientierung. Mit dem Beitritt zur EU (1995) und zur Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (1999) vollzog das Land die Integration in den Westen, blieb militärisch aber bündnisfrei.
2000 trat eine neue Verfassung in Kraft, die die Befugnisse des Staatspräsidenten einschränkte. Im gleichen Jahr wurde die Sozialdemokratin Tarja Halonen als erste Frau an die Staatsspitze gewählt (Wiederwahl 2006).
Wussten Sie, dass …
das finnische Hochschulsystem mit 21 Hochschulen und Universitäten für die 5,2 Mio. Einwohner das dichteste Europas ist? Daneben besteht ein gut ausgebautes Netz von Volkshochschulen und Bibliotheken.
1812 die Hauptstadt von Turku nach Helsinki verlegt wurde?
ein Mökki ein typisches finnisches Ferienhaus ist? Es ist aus Holz gebaut und verfügt meistens über eine Sauna.
Dänemark: Brücke zwischen Mittel- und Nordeuropa
Landesnatur
Zwischen welchen Meeren liegt Dänemark?
Der Nordsee im Westen und der Ostsee. Den Kern des Staatsgebiets bilden die Halbinsel Jütland sowie die Inseln Seeland, Fünen, Lolland, Bornholm, Falster, Langeland, Alsen sowie über 400 weitere kleine Eilande. Die bekanntesten Inseln sind die zwischen Island und den Shetlandinseln gelegene Inselgruppe Färöer sowie Grönland, mit 2 175 600 km² die größte Insel der Welt.
Die Mitte Jütlands prägt ein eiszeitlicher Höhenzug, vor dem sich nach Westen von Heide, Wäldern und Mooren bedeckte Sandflächen ausdehnen. Das wirtschaftliche Schwergewicht des Landes liegt in den fruchtbaren Moränengebieten Ostjütlands und der Inseln.
Bevölkerung
Wo lebt die deutsche Minderheit?
In Nordschleswig (Jütland). Sie bildet mit rd. 20 000 Mitgliedern die größte Minderheit im dänischen Staat.
Dänemark ist der am dichtesten bevölkerte Staat unter den nordischen Ländern. Die Verstädterung ist weit fortgeschritten. Die höchste Einwohnerdichte erreicht der östliche Teil der Insel Seeland; dort lebt allein im Großraum Kopenhagen mehr als ein Viertel der dänischen Gesamtbevölkerung. Verhältnismäßig dünn besiedelt sind dagegen der Westen und Norden Jütlands sowie die meisten kleineren Inseln.
Wirtschaft
Bei welcher Energiequelle spielt Dänemark eine Vorreiterrolle?
Bei der Erzeugung von Energie aus Windkraft. Bereits 15 % der Elektrizitätserzeugung beruhen auf der Nutzung der Windenergie.
Da Dänemark arm an Bodenschätzen ist, ist es auf Rohstoffimporte angewiesen. Große Bedeutung misst man daher den grönländischen Uranvorkommen sowie der Förderung der Erdöl- und Erdgasvorkommen im dänischen Nordseesektor bei.
Schwerpunkt der intensiv betriebenen Landwirtschaft, die meist auf Genossenschaftsbasis betrieben wird, ist die Viehzucht. Die wichtigsten Industriezweige sind die chemische, Textil-, Lebensmittel-, Metall- und Maschinenindustrie sowie der Schiffbau.
Verkehr
Wie reist man von Insel zu Insel?
Nicht nur per Schiff, sondern auch mit Bahn, Autos oder Fahrrädern, da v. a. die großen Inseln durch Brücken und Tunnel miteinander verbunden sind. Durch die Brücke-Tunnel-Verbindung über den Großen Belt zwischen Fünen und Seeland sowie die Öresundbrücke (7,8 km) von Kopenhagen nach Malmö besteht eine feste Verbindung vom europäischen Festland nach Skandinavien.
Geschichte
Wer legte den Grundstein für das dänische Großreich?
Die erste staatliche Zusammenfassung gelang den Königen Gorm und Harald Blauzahn im 10. Jh. Haralds Sohn Sven Gabelbart besiegte die Sachsen in England und wurde dort 1013 König. Knut der Große (Reg. 1018 bis 1035) beherrschte Norwegen, England und Schottland.
Das dänische Ostseereich fiel Anfang des 13. Jh. auseinander. Waldemar IV. Atterdag (Reg. 1340–1375) hielt die Auflösung des Reichs auf. Seine Tochter Margarete gründete 1397 die Union aller drei Reiche des Nordens (Kalmarer Union).
Wann kam Nordschleswig an Dänemark?
1920 brachte eine Volksabstimmung einen Teil Nordschleswigs an Dänemark. Schleswig, Holstein und Lauenburg waren nach den deutsch-dänischen Kriegen 1848–1850 und 1864 an Österreich und Preußen gefallen. 1955 unterzeichneten Dänemark und die Bundesrepublik die »Grundsatzerklärungen« über die Rechte der beiderseitigen nationalen Minderheiten.
Übrigens: Dänemark war an der Gründung der UNO beteiligt, ist Mitglied des Europarats und steht durch den Nordischen Rat in enger Verbindung mit den anderen Staaten Nordeuropas.
Wussten Sie, dass …
der dänische Schriftsteller Hans Christian Andersen (1805–1875) mehr als 150 Märchen niedergeschrieben hat? Zu den bekanntesten zählen »Des Kaisers neue Kleider«, »Die Schneekönigin« und »Die Prinzessin auf der Erbse«.
die Volkshochschulen eine Erfindung aus Dänemark sind? Die erste Volkshochschule wurde 1844 von dem Pfarrer Nikolai Frederik Severin Grundtvig in Rödding gegründet.
Estland: Land der Seen und Sümpfe
Landesnatur
An welche Länder grenzt Estland?
Im Süden an Lettland, im Osten an Russland. Ein Teil der Grenze zu Russland verläuft durch den Peipussee. Der größte See des Landes ist mit dem Pleskauer See verbunden; zusammen umfassen sie 3550 km².
Der nördlichste und kleinste baltische Staat ist ein flachhügeliges Land mit vielen Seen, Sümpfen und Mooren. Die gewaltigen Gletscher der letzten Eiszeit haben eine typische Moränenlandschaft mit niedrigen Höhenzügen sowie zahlreichen Findlingen und Senken hinterlassen. Vor der stark gegliederten Ostseeküste besitzt Estland mehr als 1500 Inseln (u. a. Ösel und Dagö).
Wirtschaft
Wovon leben die Esten?
Der Dienstleistungssektor (v. a. Transport und Tourismus) trägt 66,2 % zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. Hohe Wachstumsraten weist die aufgrund des begrenzten Binnenmarkts stark exportorientierte Industrie auf. In der Rangliste des Weltwirtschaftsforums rückte Estland 2004 vom 22. auf den 20. Platz auf. Zu den Wachstumsbranchen zählen v. a. die Elektronik und die Telekommunikation. Die Landwirtschaft (rd. 4 % des BIP) spielt nur eine untergeordnete Rolle.
Geschichte
Was war die »Singende Revolution«?
Eine 1988 entstandene Volksbewegung, deren Ziel die Wiedererlangung der staatlichen Unabhängigkeit war. Auf Demonstrationen sangen die Menschen traditionelle Volkslieder, die von der Sowjetmacht verboten wurden. Estland war nach dem Einmarsch der sowjetischen Truppen 1940 ein Teilstaat der Sowjetunion geworden.
1990 erklärte Estland seine Unabhängigkeit, die schließlich am 6. 9. 1991 von der UdSSR anerkannt wurde.
Lettland: Naturparadies an der Ostsee
Geschichte
Wie lange herrschte der Deutsche Orden?
Im 13. und 14. Jh. wurde Lettland dem Staatsgebiet des geistlichen Ritterordens eingegliedert und schrittweise christianisiert. Nach dem Untergang des Deutschen Ordens im 16. Jh. kam Lettland teils unter polnische, teils unter schwedische Herrschaft. 1721 fiel der nördliche, 1795 schließlich der südliche Teil an Russland.
Im 19. Jh. entwickelte sich eine lettische Nationalbewegung. Die deutsche Oberschicht behielt v. a. wirtschaftlich eine starke Stellung. Nach dem Ende der Sowjetherrschaft proklamierte das Parlament 1990 die Wiederherstellung der Souveränität.
Landesnatur
Welche Landschaften umfasst Lettland?
Kurland, Semgallen, Lettgallen sowie das südliche Livland. Zwischen den Kurländischen Höhen im Westen und den Livländischen Höhen im Osten liegt das breite Tal der Düna, die in den Rigaer Meerbusen mündet.
Kennzeichnend für die Landesnatur sind die rd. 3000 Seen, zahlreichen Moore und ausgedehnten Wälder im Norden und Westen (40 % der Staatsfläche). Die Ostseeküste ist vorwiegend Flachküste mit Sanddünen.
Das Klima ist im Westen gemäßigt mit starken atlantischen Einflüssen und wird nach Osten zunehmend kontinentaler.
Bevölkerung
Wieso leben viele Russen in dem baltischen Staat?
Im Rahmen der Russifizierung wurden nach dem Zweiten Weltkrieg in großer Zahl Russen angesiedelt. Heute stellen sie fast ein Drittel der Bevölkerung. Außerdem leben noch 4 % Weißrussen, 2,7 % Ukrainer und 2,6 % Polen im Land.
Übrigens: Fast zwei Drittel der Menschen leben in Städten, ein Drittel allein in Riga.
Wussten Sie, dass …
Deutschland mit einem Anteil von rd. 10 % an den Gesamtexporten größter Außenhandelspartner von Lettland ist?
der wichtigste Feiertag das Mittsommerfest am 23. Juni ist?
»Dainas« traditionelle lettische Volkslieder oder Gedichte sind? Sie sind sehr kurz, meist nicht länger als vier Zeilen, und behandeln alle erdenklichen Themen von der Mythologie bis zum Alltag.
Litauen: Die größte Baltenrepublik
Was gilt als »Gold Litauens«?
Bernstein. Das fossile Harz ausgestorbener Nadelbäume ist ein Nationalsymbol Litauens. Die Ostseeküste der baltischen Staaten und Ostpreußens ist eine der größten Bernstein-Fundstätten der Welt.
Bernstein bildet rundliche geflossene oder getropfte Formen, oft mit Inklusen, d. h. Einschlüssen von Ameisen, Fliegen, Käfern u. ä. Er ist durchsichtig, honiggelb bis hyazinthrot-braun oder trübe weißlich, mit geflammter Zeichnung. Bernstein enthält u. a. Bernsteinsäure, ätherisches Öl und zweierlei Harze. Bernstein brennt mit heller Flamme und hat einen angenehmen Geruch. Er wird u. a. zu Schmuck verarbeitet.
Landesnatur
Welcher Fluss ist die Lebensader des Landes?
Die Memel. Im Unterlauf ist die Memel Grenzfluss zwischen dem russischen Gebiet Königsberg und Litauen. Sie mündet mit den Armen Ruß und Gilge ins Kurische Haff.
Die südlichste der drei baltischen Republiken ist ein eiszeitlich geformtes Land mit vielen Seen, Sümpfen, Mooren und lichten Wäldern, an der Flachküste Sanddünen.
Wirtschaft
Was wird angebaut?
Es werden Getreide, Zuckerrüben, Flachs, Kartoffeln und Gemüse angebaut, außerdem Milch- und Fleischerzeugung sowie Fischfang betrieben. Die Landwirtschaft spielt noch immer eine bedeutende Rolle. 17 % der Erwerbstätigen sind in diesem Sektor beschäftigt.
Geschichte
Wer begründete das litauische Großreich?
Der Großfürst Witens (Reg. 1293–1316), sein Bruder Gedymin (1275–1341) und dessen Söhne Olgerd (1296–1377) als Großfürst und Kejstut (1297–1382) als Fürst der westlichen Reichshälfte. Sie vereinten die gesamten einst zum Kiewer Reich gehörenden Gebiete Weißrusslands und der Ukraine unter sich. Somit erstreckte sich das litauische Großreich von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer.
1386 vereinigte sich Litauen in Personalunion mit Polen, der durch die Lubliner Union 1569 die staatliche Vereinigung folgte. Im Zuge der Polnischen Teilungen fiel der größte Teil Litauens 1795 an Russland. Die seit 1918 bestehende unabhängige Republik Litauen wurde 1940 von der UdSSR annektiert. Nach der deutschen Besetzung folgte die Wiederherstellung der Litauischen SSR. 1990 erklärte Litauen seine staatliche Unabhängigkeit, die 1991 von Moskau anerkannt wurde. 2004 trat Litauen der EU und der NATO bei.
Wussten Sie, dass …
das Litauische als besonders archaisch gilt und der Indoeuropäischen Ursprache von allen noch lebenden Sprachen besonders nahe steht?
die Universität in Vilnius die älteste im Baltikum ist? Sie wurde 1579 gegründet.
Polen: Ein Land im Aufbruch
Welche Rolle spielt die Kirche in Polen?
Das Christentum hat in Polen eine lange Tradition. 966 ließ sich Herzog Mieszko, der erste historisch fassbare Herrscher Polens, taufen. Das Christentum hielt damit in einem weiteren osteuropäischen Land Einzug. Die Taufe des Herzogs, die aufgrund der Bedrohung durch den römisch-deutschen Kaiser eher politisch begründet war, gilt als der Beginn des Staatswesens und war Grundlage für die Entwicklung einer polnischen Identität.
Seit dieser Zeit ist der katholische Glauben tief im Alltag, in der Gesellschaft und Kultur verwurzelt. Das Volk fühlt sich eng mit der römisch-katholischen Kirche verbunden. Erst recht, seit im 20. Jh. ein Pole Papst wurde: Johannes Paul II. (1920–2005) trug maßgeblich dazu bei, dass die katholische Kirche ihre starke Stellung bewahrte. Seine Reisen in die alte Heimat wurden zu machtvollen Demonstrationen gegen das kommunistische Regime. Sein Einsatz für Menschenrechte und Glaubensfreiheit beschleunigte den Zusammenbruch des Ostblocks.
Übrigens: 96 % der Bevölkerung gehören der römisch-katholischen Kirche an.
Landesnatur
An welchen Gebirgen hat das Land Anteil?
An den Karpaten und den Sudeten. Im Norden der Westkarpaten liegen noch die Beskiden. Höchster Berg der polnischen Karpaten ist der Rysy mit 2499 m. Auf dem Gipfel der 1602 m hohen Schneekoppe in den Sudeten verläuft die Staatsgrenze zu Tschechien.
Wirtschaft
Ist Polen ein Agrarland?
Nicht mehr. Während bis zum Zweiten Weltkrieg noch 68 % der Bevölkerung von der Landwirtschaft lebten, ging dieser Wert bis heute auf rd. 20 % zurück.
Grund dafür ist der intensive und planmäßige Ausbau der Industrie. Besonders stark entwickelt wurden der Steinkohlebergbau sowie die Stahl- und chemische Industrie. In Niederschlesien (Głogów) wurden bedeutende Kupfererzlager, in Mittelpolen (Tarnobrzeg) Schwefellager erschlossen. Braunkohlebergbau wurde besonders in Niederschlesien (südlich von Görlitz) und an der Warthe östlich von Poznań betrieben. Andere Bodenschätze sind Eisenerz, Blei, Zink, Kalisalze, Erdöl und Erdgas.
Ausgebaut wurden auch der Schiffbau, die Elektro-, Maschinen-, Fahrzeug- und Textilindustrie. Seit 1994 wird die Privatisierung der industriellen Staatsbetriebe durch Umwandlung in Aktiengesellschaften vorangetrieben.
Geschichte
Welche Herrscherhäuser prägten Polen?
Die Piasten und die Jagiełłonen. Das älteste polnische Herrscherhaus ist nach dem Bauern Piast benannt, der laut Überlieferung im 9. Jh. lebte. Bedeutende Vertreter waren Mieszko I., Bolesław I. Chrobry, Przemysł II. und Władysław I. Łokietek. Mit Kasimir III. starb es 1370 im Königreich Polen aus.
Unter den Jagiełłonen wurde Polen europäische Großmacht. Durch die Heirat der Thronerbin Hedwig (Jadwiga) mit Großfürst Jagiełło 1386 kam die Personalunion Polens mit Litauen zustande. Władysław III. gewann die ungarische Krone (1440). Unter Kasimir IV. (Reg. 1447–1492) beherrschte Polen-Litauen ein mächtiges Reich von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer. 1471–1526 waren die Jagiełłonen zugleich Könige in Böhmen. Danach engte der Reichstag (Sejm) der Magnaten die Macht des Königs zunehmend ein und sicherte sich nach dem Aussterben der Jagiełłonen das Recht der Königswahl (1572).
Warum wurde Polen so oft geteilt?
Die drei Großmächte Russland, Preußen und Österreich lösten mehrmals politisch brenzlige Situationen auf Kosten Polens. Um Polen nicht völlig dem russischen Einfluss zu überlassen, erklärten sich Preußen und Österreich 1772 mit der ersten polnischen Teilung einverstanden. Bei der zweiten Teilung 1793 musste Polen weitere Gebiete an Preußen und Russland abtreten. Unter Führung von Tadeusz Kościuszko (1746–1817) erhob sich Polen dagegen. Daraufhin erfolgte 1795 die dritte Teilung, in der Restpolen gänzlich unter Fremdherrschaft geriet.
Wussten Sie, dass …
die Redensart »Noch ist Polen nicht verloren« den Anfangsworten der polnischen Nationalhymne entstammt? Den Text schuf Józef Wybicki (1747–1822).
es vier polnische Literatur-Nobelpreisträger gibt? Henryk Sienkiewicz erhielt die Auszeichnung 1905, Władysław Reymont 1924, Czesław Miłosz 1980 und Wisława Szymborska 1996.
Was verbirgt sich hinter der Solidarność?
Die 1980 gegründete Dachorganisation unabhängiger polnischer Gewerkschaften. Die Gründung der Solidarność (polnisch »Solidarität«) musste nach umfangreichen Streiks von der Regierung zugestanden werden und führte rasch zur Massenbewegung für eine Demokratisierung Polens.
Führender Repräsentant und erster Vorsitzender der Solidarność war bis 1990 Lech Wałęsa (* 1943). Nach der Verhängung des Kriegsrechts 1981 wurde die Organisation unterdrückt, 1982 offiziell verboten. Bei der demokratischen Umgestaltung Polens übernahm die 1989 wieder legalisierte Solidarność eine führende Rolle. Wałęsa wurde 1990 Staatspräsident.
Tschechische Republik: Historisches Kernland Europas
Was blühte im Prager Frühling?
Die Hoffnung auf Demokratisierung und einen »Sozialismus mit menschlichem Antlitz«. Die unter dem Parteichef Alexander Dubček (1921–1992) zu Beginn des Jahres 1968 eingeleiteten liberalen Reformen in der Tschechoslowakei wurden durch den Einmarsch der Streitkräfte der Warschauer-Pakt-Mächte am 21. August 1968 beendet. Die Ansätze zur Liberalisierung des Landes wurden wieder rückgängig gemacht. Die Politiker des Prager Frühlings wurden entmachtet und teilweise verhaftet.
Landesnatur
Was ist der bekannteste Berg des Riesengebirges?
Die 1602 m hohe Schneekoppe. Sie ist der höchste Berg des Landes. Die weiteren Gebirge Tschechiens sind der Böhmerwald im Südwesten, das Erzgebirge im Nordwesten und die Sudeten (zu denen auch das Riesengebirge zählt) im Nordosten.
Inmitten dieses Gebirgsrahmens liegt das von Elbe und Moldau entwässerte Böhmische Becken, dem nach Norden die Egersenke und das Saazer Becken vorgelagert sind. Dieses Kerngebiet wird durch die Böhmisch-Mährischen Höhen von der Mährischen Senke getrennt, die im Osten durch die Weißen Karpaten begrenzt wird.
Bevölkerung
Seit wann gilt Religionsfreiheit?
Erst seit 1990. Die größte Religionsgemeinschaft der Tschechischen Republik ist die katholische Kirche, zu der sich 27 % der Einwohner bekennen; 5 % der Tschechen sind Protestanten, 3 % orthodoxe Christen. 60 % der tschechischen Bevölkerung gehören keiner Religionsgemeinschaft an.
Wirtschaft
Warum ist Prag bei Touristen so beliebt?
Prag ist eine Touristenmetropole mit jährlich rd. 5 Mio. Auslandsgästen. Kein Wunder, gilt sie doch als Stadt der Gotik und des Barocks und hat zahlreiche Sehenswürdigkeiten zu bieten. Links der Moldau liegen der Hradschin mit der Burg aus dem 9. Jh., der St.-Veits-Dom (14. Jh.), Schloss Belvedere (16. Jh.), die Nationalgalerie und der Stadtteil Kleinseite mit alten Gässchen und Barockpalästen. Die Karlsbrücke (14. Jh.) führt hinüber auf das rechte Moldauufer zur Altstadt mit dem Altstädter Rathaus (14. Jh.), der gotischen Teynkirche (14. Jh.), dem Carolinum (Universität), Pulverturm (15. Jh.) und dem Judenviertel. Die historische Altstadt wurde 1992 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Geschichte
Welcher Reformator brannte auf dem Scheiterhaufen?
Jan Hus (um 1370–1415) wurde auf dem Konstanzer Konzil zum Tode verurteilt. Der Reformator wurde zum Begründer einer böhmischen nationalkirchlichen Bewegung. Die Anhänger von Hus forderten u. a. die Freiheit der Predigt, Armut der Geistlichen und weltliche Strafen für Todsünden. Die Verweigerung ihrer Forderungen führten schließlich zu den Hussitenkriegen (1419–1436), die sowohl kirchenreformerische als auch nationaltschechische Ziele verfolgten. Im Verlauf des 16. Jh. schloss sich die Mehrzahl der Hussiten der Reformation an.
Was war der »Prager Fenstersturz«?
Am 23. 5. 1618 warfen böhmische Protestanten aus Protest gegen die Verletzung des Majestätsbriefs Rudolfs II. durch die katholische Regierung zwei kaiserliche Räte aus einem Prager Schlossfenster. Der folgende Aufstand des vorwiegend evangelischen Adels gegen die katholische Landesherrschaft und deren Rekatholisierungsversuche in Böhmen leitete den ersten Teil des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648), den Böhmisch-Pfälzischen Krieg, ein.
Übrigens: Der sog. erste Prager Fenstersturz fand bereits am 30. 7. 1419 im Zuge einer hussitischen Demonstration statt.
Literatur
Wer war der »Dichterpräsident«?
Václav Havel (* 1936) schrieb zunächst Bühnenstücke mit Elementen des absurden Theaters, bis er sich politisch engagierte. Er war Mitinitiator der Charta 77, eines Manifests tschechoslowakischer Bürgerrechtler, und zeitweise als Regimegegner inhaftiert. Nach dem politischen Umsturz wurde er 1989 zum tschechoslowakischen Präsidenten gewählt. Von 1993 an war er zehn Jahre lang Staatspräsident der Tschechischen Republik.
Slowakei: Interessant nicht nur für Touristen
Landesnatur
Was ist die Hohe Tatra?
Ein Gebirgszug im Norden der Slowakei und zugleich der höchste Teil der Karpaten (in der Gerlsdorfer Spitze 2655 m). Mit seinen zerklüfteten Felsen und den Meeraugen – kleinen, zum Teil kristallklaren Seen – wurde die Hohe Tatra zum wichtigsten Fremdenverkehrsgebiet des Landes.
Der Westen und Osten wird von Hügelland mit breiten Flusstälern und zwischengelagerten Becken eingenommen. Im äußersten Süden und Südwesten hat die Slowakei Anteil an der fruchtbaren Pannonischen Tiefebene. Die Große Schüttinsel in der Donau dient dem Obst- und Gemüseanbau.
Wirtschaft
Was lockt ausländische Investoren an?
Die günstige Lage des Landes im Herzen von Mitteleuropa, ein einheitlicher Steuersatz (»Flat Tax«) und ein niedriges Lohnniveau. Damit wurden in den letzten Jahren zahlreiche ausländische Investoren angelockt.
Der wichtigste Industriezweig ist die Schwer- und Rüstungsindustrie, die sich nach der Umstellung auf die Marktwirtschaft und der Teilung der Tschechoslowakei in einer schweren Strukturkrise befindet. Andere wichtige Branchen sind der Maschinenbau, die chemische und Textilindustrie.
Geschichte
Seit wann ist die Slowakei unabhängig?
Erst seit dem 1. 1. 1993. Nach dem Ende der kommunistischen Herrschaft in der Tschechoslowakei belebten sich die Autonomiebestrebungen unter Führung der nationalistischen »Bewegung für eine demokratische Slowakei« (HZDS) und ihres Ministerpräsidenten Vladimír Mečiar. Am 17. 7. 1992 wurde die Souveränität der Slowakei proklamiert. Das Parlament wählte am 15. 2. 1993 Michal Kováč zum ersten Präsidenten des neuen Staates. Im Jahr 2004 wurde die Slowakei Mitglied der EU und der NATO.
Ungarn: Freiheitsliebe hat Tradition
Landesnatur
Was bezeichnet man als »Ungarisches Meer«?
Den Plattensee (ungarisch »Balaton«). Der See ist mit einer Länge von 80 km und einer maximalen Breite von 13 km das größte ungarische Binnengewässer. Die geringe Wassertiefe (maximal 11 m) ermöglicht eine Erwärmung des Wassers bis auf 28 °C.
Ungarn liegt im Bereich des allseitig von Gebirgen (Alpen, Dinariden, Karpaten) umgebenen großen Pannonischen Beckens, das einschließlich der Hügelländer, aber mit Ausnahme der Mittelgebirge ein Tiefland ist.
Was ist die Pußta?
Die Pußta ist das steppenartige Grasland der ungarischen Tiefebene. Das Alföld, die Große Ungarische Tiefebene, nimmt fast die Hälfte des Staatsgebiets ein. Sie ist eine weiträumige, ebene Fläche und mit Löß oder mit Geröllen und Sanden bedeckt. Von Natur aus wird sie von Steppen eingenommen, durchsetzt mit einzelnen Waldinseln und durchzogen von Auenlandschaften entlang der Theiß und ihren Nebenflüssen. Die Trockenlegung der Auen durch Flussregulierung sowie die Rodung der Wälder haben zur Verarmung und zunehmenden Versalzung der Böden geführt. Es entstand die typische, dünn besiedelte Pußta-Landschaft mit Einzelgehöften, Ziehbrunnen und extensiver Weidewirtschaft. Zum Erhalt der ursprünglichen Pußta hat man den Nationalpark Hortobágy eingerichtet.
Bevölkerung
Woher stammt der Ausdruck »Magyaren«?
Als Magyaren bezeichnen sich die Ungarn selbst. Die Magyaren wurden im 9. Jh. von den Petschenegen aus dem Gebiet zwischen Don und Dnjepr vertrieben. Unter ihrem Stammesfürsten Árpád erfolgte die Landnahme (895–907) an Theiß und mittlerer Donau. Von hier aus unternahm das Reiternomadenvolk seine gefürchteten Kriegszüge.
Nach der Niederlage, die der deutsche König Otto der Große ihnen in der Schlacht auf dem Lechfeld beibrachte (955), wurden die Magyaren endgültig sesshaft.
Geschichte
Warum verehren die Ungarn König Stephan?
Obwohl die Christianisierung Ungarns bereits begonnen hatte, wurde die Bindung an den westlichen Kulturkreis erst durch König Stephan I., den Heiligen (997–1038), endgültig. In seiner Amtszeit wurde das Erzbistum Gran (Esztergom) gegründet.
Von Papst Silvester II. erhielt Stephan 1000 oder 1001 die Königskrone. Dem Partikularismus der Feudalherren begegnete der König mit der Einführung einer strengen Zentralverwaltung und legte so die Grundlagen für einen ungarischen Nationalstaat. Die nach ihm benannte Stephanskrone gilt als Symbol der ungarischen Einheit.
Was geschah beim Volksaufstand 1956?
Mit einer Demonstration der Studenten in Budapest brach am 23. Oktober 1956 der Volksaufstand aus. Imre Nagy (1896–1958) übernahm die Regierung, erklärte Ungarns Austritt aus dem Warschauer Pakt und versprach Liberalisierung und Respektierung der demokratischen Freiheiten. Sowjetische Truppen schlugen den Aufstand Anfang November blutig nieder. Zehntausende von Flüchtlingen verließen das Land.
Am 4. November bildete János Kádár (1912–1989) eine neue moskautreue Regierung, die mit aller Härte gegen die am Aufstand Beteiligten vorging. Nagy wurde zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Was verbindet Ungarn mit der deutschen Einheit?
1989 wurde die kommunistische Einheitspartei aufgelöst und die Ungarische Republik proklamiert. Der im gleichen Jahr begonnene Abbau der Grenzanlagen zu Österreich sowie die Ausreiseerlaubnis für in Ungarn befindliche DDR-Flüchtlinge beschleunigten die »friedliche Revolution« in der DDR sowie den Zerfallsprozess der kommunistischen Herrschaftsstrukturen in den übrigen ostmitteleuropäischen Ländern.
Musik
Welcher Komponist sammelte Volkslieder?
Béla Bartók (1881–1945). Das Sammeln und die Erforschung von Volksmusik führten Bartók zur Verwendung national gefärbter Melodik und zur Betonung des rhythmischen Elements. Damit wurde er führend in der Entwicklung einer neuen Tonsprache.
Übrigens: Der bedeutendste ungarische Gegenwartskomponist ist György Ligeti ( 1923–2006), der sich u. a. um die Einbeziehung traditioneller Elemente in seine Musik bemühte.
Wussten Sie, dass …
über zwei Drittel der Fläche Ungarns landwirtschaftlich genutzt werden? Damit hat das Land den höchsten Anteil an landwirtschaftlicher Nutzfläche in Europa. Zu den wichtigsten Agrarprodukten zählen Mais, Weizen, Obst, Zuckerrüben und Gemüse.
38 % des ungarischen Stroms durch Atomenergie erzeugt werden? Damit sind Kernkraftwerke der zweitwichtigste Stromlieferant nach den Wärmekraftwerken.
Székesfehérvár (Stuhlweißenburg) die erste Hauptstadt Ungarns war? In der »Stadt der Könige« wurden zahlreiche Herrscher gekrönt, darunter auch Elisabeth von Österreich (»Sisi«).
Wussten Sie, dass …
über zwei Drittel der Fläche Ungarns landwirtschaftlich genutzt werden? Damit hat das Land den höchsten Anteil an landwirtschaftlicher Nutzfläche in Europa. Zu den wichtigsten Agrarprodukten zählen Mais, Weizen, Obst, Zuckerrüben und Gemüse.
38 % des ungarischen Stroms durch Atomenergie erzeugt werden? Damit sind Kernkraftwerke der zweitwichtigste Stromlieferant nach den Wärmekraftwerken.
Székesfehérvár (Stuhlweißenburg) die erste Hauptstadt Ungarns war? In der »Stadt der Könige« wurden zahlreiche Herrscher gekrönt, darunter auch Elisabeth von Österreich (»Sisi«).
Slowenien: Klein, aber reizvoll
Gehörte Slowenien früher zu Jugoslawien?
Ja, nach dem Zusammenbruch Österreich-Ungarns 1918 bildete Slowenien mit Serbien und Kroatien das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (seit 1929 Jugoslawien). Neben Kroatien war Slowenien seit Ende der 1980er Jahre um eine Demokratisierung des kommunistischen Jugoslawien bemüht. Am 23. Dezember 1990 sprach sich die Bevölkerung in einem Referendum für die Souveränität des Landes aus.
Die jugoslawische Bundesarmee marschierte in Slowenien ein, nachdem das Land am 25. 6. 1991 seine Unabhängigkeit erklärt hatte. Die Bundesarmee konnte jedoch keine militärischen Erfolge gegen die slowenische Bürgerwehr erzielen. Nach schwierigen Verhandlungen und nach Inkraftsetzung der Unabhängigkeit im Oktober 1991 zogen sich die Bundestruppen wieder zurück.
Landesnatur
Wo tropft es im Verborgenen?
In den Tropfsteinhöhlen der stark verkarsteten Gebirge, die im Westen Sloweniens emporragen. Zu den bekanntesten Karsthöhlen zählen die Höhlen von Postojna (Adelsberger Grotten) sowie von Skocjan.
Die Landesnatur ist reizvoll und vielfältig. Waldreiches Bergland überwiegt im Norden; nach Südosten schließen sich Hügelländer mit den breiten Flusstälern von Save und Drau an; südlich von Triest (Italien) hat Slowenien einen kleinen Anteil an der Adriaküste.
Wirtschaft
Ist Slowenien ein Reiseland?
Ja. Der Tourismus ist für Slowenien eine wichtige Einnahmequelle. 2005 lagen die Deviseneinnahmen aus dem Fremdenverkehr bei rd. 1,2 Mrd. €. Neben Ljubljana, den Kurorten, Wintersportgebieten (v. a. Kranjska Gora) sowie den Seebädern an der Adria sind die Karsthöhlen im Westen für den Fremdenverkehr von Bedeutung.
Wussten Sie, dass …
die kunstgeschichtliche Entwicklung der Slowenen weitgehend durch die Nachbarn im Norden und Westen geprägt ist? Romanische und gotische Bauten sowie die slowenische Barockarchitektur weisen auf das österreichische Vorbild hin. Das gleiche gilt für die Malerei, die ihre wichtigsten Impulse aus Österreich empfing.
54 % der slowenischen Landesfläche mit Wald (überwiegend Mischwald) bedeckt sind? Der Forstwirtschaft kommt daher eine große Bedeutung zu.
Kroatien: Tourismuszentrum an der Adria
Wohin reisen Touristen?
Dubrovnik und weitere historische Stätten an der Adriaküste sind beliebte Touristenziele – und natürlich die herrlichen Badestrände sowie die reizvollen Landschaften im Landesinneren. Der Fremdenverkehr hat sich mit rd. 3,4 Mio. Auslandsgästen im Jahr zum größten Devisenbringer Kroatiens entwickelt (2005 rd. 6,5 Mrd. €).
Weite Teile Kroatiens werden von Inseln geprägt. Im Westen umfasst das Land die Halbinsel Istrien. Der Süden und Südwesten wird von einem schmalen Streifen der Adriaküste eingenommen, der Region Dalmatien. Ihr sind mehr als 1000 Inseln vorgelagert, von denen allerdings nur 67 dauerhaft bewohnt werden.
Wichtigster Wirtschaftszweig ist die vielseitige Industrie (Maschinen- und Schiffbau, Aluminium-, Textil-, Nahrungsmittel-, chemische und elektrotechnische Industrie). Sie beschäftigt rund 30 % der Erwerbstätigen. Von den Bodenschätzen sind v. a. die Bauxit-, Erdöl- und Erdgasvorkommen von Bedeutung. In der Landwirtschaft werden Getreide, Wein, Obst und Zuckerrüben angebaut, im Gebirge wird Holzwirtschaft und Viehzucht (Schafe und Schweine) betrieben.
Bevölkerung
Leben noch Serben in der früheren jugoslawischen Republik?
Die mehrheitlich orthodoxen Serben stellen heute noch 4,5 % der Bevölkerung und konzentrieren sich in der Krajina und Banija sowie in Slawonien. 89,6 % der Bevölkerung sind Kroaten, die vorwiegend dem römisch-katholischen Glauben angehören.
Geschichte
Warum sind Kroaten und Serben verfeindet?
Seit Ende der 1980er Jahre lehnte sich Kroatien zusammen mit Slowenien gegen das v. a. von Serbien gestützte undemokratische politische System in Jugoslawien auf. Bei den ersten freien Wahlen in Kroatien 1990 erreichte die bürgerliche Opposition die absolute Mehrheit. Franjo Tudjman (1922–1999) von der Kroatischen Demokratischen Gemeinschaft (HDZ) wurde Staatspräsident. 1991 erklärte das kroatische Parlament, das im Dezember 1990 eine neue Verfassung verabschiedet hat, die Unabhängigkeit des Landes. Die daraus resultierenden Auseinandersetzungen mit der von Serbien dominierten jugoslawischen Bundesregierung entwickelten sich zu einem blutigen Bürgerkrieg (mehr als 10 000 Tote). Serbische Truppen besetzten bis Ende 1991 rund ein Drittel des kroatischen Gebiets, bevor die Unabhängigkeit Kroatiens international anerkannt wurde.
Bei vorgezogenen Parlamentswahlen im Oktober 1995 konnte die HDZ die absolute Mehrheit behaupten. Tudjman unterzeichnete am 21. November 1995 in Dayton (USA) zusammen mit den Präsidenten von Bosnien und Herzegowina sowie Serbien ein Friedensabkommen. Im Jahr 1997 wurde er erneut zum kroatischen Präsidenten gewählt. 1998 erfolgte die Rückgliederung der ehemals serbisch besetzten Gebiete in Ostkroatien, die zwischenzeitlich unter UNO-Verwaltung gestanden hatten.
Was verbirgt sich hinter dem Krajina-Konflikt?
Die mehrheitlich von Serben besiedelte Krajina erklärte sich am 19. Dezember 1991 einseitig als »Serbische Republik Krajina« für unabhängig, nachdem serbische Truppen rund ein Drittel des kroatischen Gebietes besetzt hatten. Auslöser für das Eingreifen der jugoslawischen Bundesarmee war die Unabhängigkeitserklärung Kroatiens am 25. Juni 1991.
Nach schwierigen Verhandlungen stationierte die UNO 1992 Friedenstruppen in den serbisch besetzten Gebieten Kroatiens. 1995 gelang den Kroaten die Rückeroberung Westslawoniens und der Krajina.
Landesnatur
Wo liegt der Schatz im Silbersee?
In den Plitwitzer Seen. Dort fanden 1962 einige Außenaufnahmen für den gleichnamigen Winnetou-Film statt.
Das Gebiet um die Plitwitzer Seen ist seit 1979 Weltkulturerbe der UNESCO. Besonders eindrucksvoll sind die Kalkstein- und Dolomitenformationen, die durch Ablagerungen von Kalziumkarbonat im Zusammenspiel von Moosen, Algen und Bakterien entstanden sind. Der 192 km² große Nationalpark Plitwitzer Seen ist Lebensraum des in Europa selten gewordenen Wolfes und des Braunbären.
Wussten Sie, dass …
der Eigenname Kroatiens »Hrvatska« lautet? Deshalb enden kroatische Internetseiten mit dem Kürzel »hr«.
Karpfenzucht in Kroatien ein wichtiger Erwerbszweig ist? Der Verkauf der Tiere aus künstlich angelegten Teichen hat beinahe größere Bedeutung als der Fischfang an der Küste.
die kroatische Fußball-Nationalmannschaft schon einmal den dritten Platz bei einer Weltmeisterschaft belegt hat? 1998 besiegte man im so genannten kleinen Finale die Niederlande.
Bosnien und Herzegowina: Land im Herzen des Balkans
Geschichte
Wodurch ging Sarajevo in die Geschichte ein?
In der bosnischen Hauptstadt wurde ein Attentat verübt, das aufgrund der gesamteuropäischen Spannungen und der komplizierten Bündnisverpflichtungen zum Auslöser für den Ersten Weltkrieg wurde. Am 28. Juni 1914 erschoss der 19-jährige serbisch-bosnische Nationalist Gawrilo Princip in Sarajevo den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand und dessen Frau Sophie von Hohenberg. Princip war ein Anhänger der Bewegung »Junges Bosnien«. Dieses Attentat lieferte den unmittelbaren Anlass für den Ausbruch des Ersten Weltkriegs.
Zuvor hatte sich die politische Lage auf dem Balkan bereits zugespitzt, nachdem Österreich-Ungarn 1908 die zum Osmanischen Reich gehörigen Landesteile Bosnien und Herzegowina annektiert hatte.
Landesnatur
Liegt das Land am Meer?
Ja. An der Adriaküste gibt es einen rund 20 km langen Küstenstreifen. Eingerahmt wird dieser Zugang zum Meer im Norden wie im Süden von kroatischem Gebiet.
Bevölkerung
Welche Bedeutung hat die Brücke von Mostar?
Wie kaum ein anderes Bauwerk symbolisiert die Brücke Stari Most über die Neretva in Mostar das friedliche Zusammenleben von Christen und Muslimen sowie gleichermaßen die Zerrissenheit des Landes, das nach dem Auseinanderbrechen Jugoslawiens in einem blutigen Bürgerkrieg versank.
1993 zerstörten kroatische Soldaten die Brücke zwischen Orient und Okzident. Nach dem Bürgerkrieg bestand Mostar aus zwei verwaltungstechnisch getrennten Teilen: einem kroatischen am Westufer und einem bosnischen am Ostufer. Dieser Zustand wurde 2004 aufgehoben. Durch den Wiederaufbau und die Wiedereinweihung der Stari Most am 23. Juli 2004 wurde die Brücke zum Symbol der Hoffnung auf eine Aussöhnung der Menschen.
Wussten Sie, dass …
es in Bosnien und Herzegowina drei große religiöse Gruppierungen gibt? Die Bosnier gehören überwiegend dem Islam, die Serben der serbisch-orthodoxen und die Kroaten der katholischen Kirche an.
sich der Name »Bosnien« von dem Fluss Bosna ableitet? Er entspringt bei Sarajevo und mündet bei Bosanski Šamac in die Save.
Serbien: Land unter internationaler Aufsicht
Warum bombardierte die NATO 1999 das Land?
Weil sie damit die Vertreibung und den Völkermord serbischer Sicherheitskräfte an der albanischen Bevölkerungsmehrheit in der Provinz Kosovo stoppen wollte. Als Voraussetzung für ein Ende ihrer Militäraktion nannte die NATO den Abzug der jugoslawischen Einheiten aus dem Kosovo, die Rückkehr der Vertriebenen und die dafür nötige militärische Garantie durch eine NATO-geführte Truppe.
Nach 79 Tagen endete der Krieg. Eine internationale Friedenstruppe (KFOR) begann nach dem Abzug der serbischen Truppen aus dem Kosovo, die Grundlagen für ein normales Leben in der Krisenprovinz zu ermöglichen.
Geschichte
Wer kämpfte gegen wen im Kosovo?
Im Februar und im März 1998 hatten die Serben eine Offensive gegen die separatistische Kosovo-Befreiungsarmee UÇK begonnen und waren dabei auch gegen die albanische Zivilbevölkerung vorgegangen. Bis zum Herbst kamen bei Kämpfen Hunderte Menschen ums Leben, über 265 000 flohen nach UNO-Angaben in die Wälder. Erst auf ein NATO-Ultimatum hin lenkte der jugoslawische Präsident Slobodan Milošević am 13. Oktober vorübergehend ein, viele Flüchtlinge kehrten zurück. Doch trotz des serbischen Truppenabzugs und der Entsendung von Waffenstillstandsbeobachtern der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit (OSZE) flammten die Kämpfe wieder auf.
Wer dominierte die jüngste serbische Politik?
Die beherrschende politische Figur der Bundesrepublik Jugoslawien, die Serbien und Montenegro 1992 nach dem Zerfall der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien proklamiert hatte, war der serbische Präsident Slobodan Milošević. Seine großserbischnationalistische Politik trug zum Zerfall des kommunistischen Jugoslawiens und zu den Kriegen in Kroatien sowie Bosnien und Herzegowina bei.
Nach den manipulierten Parlaments- und Präsidentschaftswahlen 2000 kam es zu landesweiten Unruhen und zum Sturm auf das Belgrader Parlament. Schließlich musste Milošević den Sieg des Oppositionskandidaten Vojislav Koštunica anerkennen, der neuer Staatspräsident wurde. 2001 erfolgte die Auslieferung Miloševićs an das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag. Dort musste er sich seit 2002 in einem Prozess wegen Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit sowie Völkermord verantworten. Milošević (* 1941) starb 2006 in Haft.
Bevölkerung
Wer stellt im Kosovo die Mehrheit?
90 % sind Albaner. Es gibt montenegrinische und türkische Minderheiten. Nach dem Tode Titos 1980 eskalierten die latenten Spannungen zwischen der benachteiligten albanischen Bevölkerungsmehrheit und der serbischen Minderheit. Es kam wiederholt zu Unruhen. Mit der neuen serbischen Verfassung von 1990 wurde der Autonomiestatus des Kosovo aufgehoben. In einem von den serbischen Behörden für illegal erklärten Referendum 1991 stimmte die Bevölkerung für die Souveränität des Gebiets.
Im serbischen Landesteil setzt sich die Bevölkerung aus 84,5 % Serben zusammen. Über 90 % der serbischen Bevölkerung gehören dem serbisch-orthodoxen Glauben an, 5 % sind Muslime.
Wirtschaft
Ist Serbien reich?
Das Bruttonationaleinkommen pro Kopf beträgt 3000 US-Dollar. Serbien verfügt über umfangreiche Bodenschätze (Kupfer, Blei, Zink, Braun- und Steinkohle, Erdöl und Erdgas). Die wichtigsten Industriezweige sind die Fahrzeug-, Elektro-, chemische und Nahrungsmittelindustrie. In der Landwirtschaft ist die Viehhaltung sowie der Anbau von Mais, Weizen und Kartoffeln von Bedeutung.
Wussten Sie, dass …
um 1171 unter Stephan I. Nemanja von Raszien aus die Einigung Serbiens gelang?
die größten Flüsse des Landes Donau, Theiß und Save sind?
Wussten Sie, dass …
der serbische Fürst Lazar 1389 bei der Schlacht auf dem Amselfeld den Osmanen unterlag? Serbien wurde daraufhin zum osmanischen Vasallenstaat.
der serbische Ministerpräsident Zoran Djindjic, ein Hoffnungsträger der Demokraten, im März 2003 Opfer eines Mordanschlags wurde?
Montenegro: Neuer Balkanstaat mit Tradition
Seit wann ist Montenegro ein unabhängiger Staat?
Am 21. Mai 2006 sprach sich die montenegrinische Bevölkerung in einem Referendum für die Unabhängigkeit des Landes und damit für eine Auflösung der Staatengemeinschaft Serbien und Montenegro aus. Die Republik Serbien erkannte die Auflösung des Staatenbundes, die Europäische Union den neuen Balkanstaat Montenegro offiziell an.
Geschichte
War Montenegro früher eigenständig?
Zeitweise ja. Seit 1499 unter türkischer Oberhoheit, konnte Montenegro eine gewisse Eigenständigkeit bewahren. 1852 wurde Montenegro weltliches Fürstentum: Nikita I. erhielt auf dem Berliner Kongress 1878 die Unabhängigkeit bestätigt und nahm 1910 den Königstitel an.
1918 schloss sich Montenegro Serbien an und wurde im gleichen Jahr ein Teil Jugoslawiens. 1941–1945 war es nominell selbstständig, 1946 wurde es wieder jugoslawisch. Montenegro und Serbien proklamierten 1992 die Bundesrepublik Jugoslawien. Seit 1996 versuchte sich Montenegro von Serbien abzusetzen. 2002 einigten sich Serbien und Montenegro auf eine Neuordnung ihrer Beziehungen.
Albanien: Unwegsames Land der Skipetaren
Geschichte
Wird Albanien noch kommunistisch regiert?
Nein. 1990 begann die Demokratisierung des Landes. Trotzdem flüchteten in der Folgezeit tausende Albaner ins Ausland. Außerdem kam es zu blutigen Unruhen und Hungerrevolten. 1998 stimmte die Bevölkerung schließlich in einem Referendum für eine neue Verfassung.
Die Kommunisten waren nach dem Zweiten Weltkrieg an die Macht gekommen. Eine kommunistische Partisanenbewegung unter Führung Enver Hoxhas setzte sich an die Spitze. 1946 proklamierte Hoxha die kommunistische Volksrepublik Albanien, die er bis zu seinem Tod 1985 diktatorisch regierte.
Bevölkerung
Wer sind die Skipetaren?
Skipetaren (Adlersöhne) ist die Eigenbezeichnung der Albaner. Dieses Volk gliedert sich in die nördliche Stammesgruppe der Gegen und die südliche der Tosken. Die albanische Kultur hat bis ins 20. Jh. besonders in entlegenen Bergregionen ihre Traditionen bewahrt, wie Blutsbrüderschaft, Blutrache und Brautraub.
Übrigens: Der Adler ist der Wappenvogel. Eine Erklärung dafür ist, dass die Albaner ihre gebirgige Heimat »Land der Adler« nennen. Nach einer anderen Deutung war der doppelköpfige Adler auf purpurnem Grund das Wappen des Nationalhelden Skanderbeg, der das Land im 15. Jh. gegen die Türken verteidigte.
Wirtschaft
Warum sind die Albaner arm?
Albanien gehört mit einem Bruttosozialprodukt pro Kopf von 2080 US-Dollar (Stand: 2005) zu den ärmsten Ländern Europas. Nach der politischen Wende 1990 verschlechterte sich die ohnehin katastrophale Lage durch die Umstellung von der sozialistischen Planwirtschaft auf ein marktwirtschaftlich orientiertes System zunächst weiter. Das jüngste Wirtschaftswachstum beruht größtenteils auf ausländischen Finanzhilfen und den Überweisungen der im Ausland tätigen Albaner.
Etwa die Hälfte der Erwerbstätigen sind in der Landwirtschaft beschäftigt. Angebaut werden Tabak, Obst, Wein, Oliven, Getreide, Zuckerrüben, Kartoffeln, Baumwolle und Erdnüsse. An Rohstoffen gibt es v. a. Braunkohle, Erdöl und Chromerz.
Landesnatur
Liegt Albanien am Alpenrand?
In gewisser Weise ja. Durch das Land zieht sich ein Ausläufer des europäischen Hochgebirges: die Dinarischen Alpen mit einer maximalen Höhe von 2693 m. Der höchste Punkt des Landes befindet sich mit 2764 m im Korab-Gebirge an der Grenze zu Makedonien. Schroffe Gebirge durchziehen den Ostteil des Landes von Norden bis Süden. Zum Westen hin senken sie sich zu einem Berg- und Hügelland, an das sich die bis zu 50 km breite, zum Teil versumpfte Küstenebene anschließt.
An der Küste herrscht Mittelmeerklima, die Gebirge im Landesinneren haben z. T. feuchte und stets heiße Sommer sowie kalte, schneereiche Winter.
Wussten Sie, dass …
Albanien den letzten Platz in der PISA-Studie belegte? Trotz Schulpflicht besuchen nach dem Zusammenbruch des sozialistischen Systems immer weniger Jugendliche die Schule, was zu einem Anstieg der Analphabetenrate geführt hat.
die ersten Eisenbahnlinien Albaniens erst nach dem Zweiten Weltkrieg angelegt wurden? Seit 1986 besteht Anschluss an das europäische Schienennetz.
Makedonien: Im Zentrum der Balkan-Halbinsel
Liegt Makedonien nicht in Griechenland?
Nein. Zwar gibt es in Griechenland eine Region mit diesem Namen. Doch die Republik Makedonien ist ein Staat, der früher ein Landesteil Jugoslawiens war. Die jugoslawische Teilrepublik erklärte 1991 ihre Unabhängigkeit. 1993 wurde das Land unter der Bezeichnung »Ehemalige Jugoslawische Republik Makedonien« in die UNO aufgenommen.
Übrigens: Die Regierung in Athen beansprucht die Bezeichnung »Makedonien« für das antike griechische Reich, dessen bekanntester Vertreter Alexander der Große war. Daher erkennt sie den Staatsnamen »Republik Makedonien« nicht an. Im Jahr 1995 schlossen Makedonien und Griechenland ein Normalisierungsabkommen.
Bevölkerung
Welche Minderheit ist die zahlenmäßig größte?
Die stärkste Minderheit bilden mit 25 % die Albaner, die vorwiegend in der Grenzregion zum Kosovo wohnen. Ferner leben Türken (3,9 %), Roma (2,6 %) und Serben (1,8 %) im Land. Etwa zwei Drittel der Bevölkerung sind Makedonier.
2001 brachen im Grenzgebiet zum Kosovo militärische Auseinandersetzungen mit albanischen UÇK-Rebelleneinheiten aus, die in der Folgezeit die innere Stabilität des Landes bedrohten. Erst auf internationalen Druck hin unterzeichneten Vertreter der jeweils zwei wichtigsten makedonischen und albanischen Parteien am 13. August 2001 das Friedensabkommen von Ohrid.
Bulgarien: Republik am Schwarzen Meer
Wo liegen »Goldstrand« und »Sonnenstrand«?
»Goldstrand« bei Varna sowie der »Sonnenstrand« bei Nesebâr und Albena liegen am Schwarzen Meer. Sie sind Hauptziele der Badeurlauber und waren früher insbesondere bei DDR-Bürgern sehr beliebt.
Die Hoffnung, dass die westlichen Touristen auch die Wintersportzentren im Vitoša-Gebirge, in den Rhodopen und im Rila-Gebirge nutzen würden, scheint sich nur langsam zu erfüllen. Daneben gibt es zahlreiche Höhenkurorte mit Mineral- und Heilquellen. Eine ungebrochene Anziehungskraft besitzen dank ihrer historischen Sehenswürdigkeiten die Städte Sofia und Plovdiv.
Landesnatur
Was ist das »Alte Gebirge«?
So nennen die Bulgaren das Balkangebirge (»Stara Planina«), das landschaftsprägend ist. Der bis 2400 m ansteigende Höhenzug durchschneidet das Land auf einer Länge von 600 km in ostwestlicher Richtung und ist Klimascheide zwischen dem kontinentalen, von der Donau geprägten Bulgarien und dem mittelmeerischen, milden Ostrumelien.
Im Süden des Landes liegen die hochgebirgsartigen, dicht bewaldeten Rhodopen, die Bulgarien vom Ägäischen Meer trennen. Steilküsten und Sandstrände bilden den Abschluss zum Schwarzen Meer.
Bevölkerung
Was bedeutet es, wenn Bulgaren nicken?
Nein. Aus einem bislang unbekannten Grund nicken die Bulgaren von unten nach oben, wenn sie eine Frage verneinen und schütteln den Kopf, wenn sie Ja sagen.
Den überwiegenden Teil der Bevölkerung bilden südslawische Bulgaren. Die türkische Minderheit beträgt 9,5 %. Die Zahl der Roma wird mit rd. 370 000 angegeben.
Wirtschaft
Wie viele Blätter benötigt man für 1 l Rosenöl?
Ca. 3000 kg Rosenblätter. Dies erklärt auch den hohen Preis von qualitativ hochwertigem Rosenöl. Das exklusive Produkt ist ein wichtiger Exportartikel der bulgarischen Landwirtschaft. Seit dem 17. Jh. wächst die aus Persien stammende, dunkelrosa blühende »Rosa damascena« im »Tal der Rosen«, das durch das Balkangebirge vor kalten Nordwinden geschützt ist.
Darüber hinaus liefert die Landwirtschaft Tabak, Obst, Wein und Gemüse für den Export. Ein großer Teil des Ackerlandes wird künstlich bewässert. Viehhaltung (Schweine, Schafe) wird besonders in den Gebirgen betrieben.
An Bodenschätzen gibt es v. a. Braunkohle, Eisenerz, Blei, Zink und Kupfer sowie geringe Erdöl- und Erdgasvorkommen. Lebensmittel-, Schwer-, Textil-, Tabak- und chemische Industrie sind die wichtigsten Industriezweige. 45 % der Elektrizitätserzeugung stammen aus Kernkraftwerken.
Geschichte
Wie lange beherrschten die Osmanen das Land?
Fast 500 Jahre. Bulgarien kam 1396 unter türkische Herrschaft und verlor damit seine Selbstständigkeit.
Seit der zweiten Hälfte des 18. Jh. wurde die geistig-nationale Wiedergeburt vorbereitet, die schließlich zur Befreiung von der Türkenherrschaft führte. Der Berliner Kongress 1878 errichtete ein Fürstentum Bulgarien, das dem Sultan jedoch tributpflichtig blieb. Erst Ferdinand I. erklärte 1908 die Lösung von der Türkei und nahm den Zarentitel an.
Übrigens: Die lange türkische Herrschaft hinterließ zahlreiche Spuren. So sind noch heute viele Worte der bulgarischen Sprache dem Türkischen entlehnt. Auch die bulgarische Küche ähnelt der türkischen.
Welcher frühere Zar war von 2001–2005 Ministerpräsident?
Zar Simeon II. (* 1937) kam 1943 ins Amt und musste 1946 als letzter bulgarischer Zar abdanken. Nach dem Sieg der von ihm gegründeten »Partei Nationale Bewegung Simeon II.« bei den bulgarischen Parlamentswahlen 2001 war er unter seinem bürgerlichen Namen Simeon Sakskoburggotski Ministerpräsident Bulgariens. Unter seiner Führung wurde Bulgarien im Jahr 2004 Mitglied der NATO. Im folgenden Jahr konnte der EU-Beitrittsvertrag unterzeichnet werden.
Nach Auseinandersetzungen über die unbefriedigende soziale Lage der Bevölkerung geriet die Regierung durch Abspaltung von Abgeordneten zeitweise in Gefahr. Die Parlamentswahlen 2005 gewann das von der Bulgarischen Sozialistischen Partei (BSP) dominierte Bündnis Koalition für Bulgarien (KB) unter Führung von Sergei Stanischew, der neuer Ministerpräsident wurde.
Wussten Sie, dass ...
die Bulgaren die »Preußen des Balkans« genannt werden?
eine brutale Kampagne zur Zwangsbulgarisierung der türkischen Minderheit seit Mitte der 1980er Jahre zum Auszug von 310 000 Türken ins benachbarte Mutterland führte? Erst durch den demokratischen Wandel 1989/90 konnte sich die Situation wieder entspannen.
der höchste Berg Bulgariens der 2925 m hohe Musala ist?
die Halbinsel Nesebâr ein wahres Kleinod mittelalterlicher Architektur darstellt?
Rumänien: Reformen für eine bessere Zukunft
Wer sind die Donauschwaben?
Es handelt sich dabei um eine Sammelbezeichnung für deutsche Siedler in den südlichen Donauländern. Unter der Protektion der Habsburger wurden sie ab Anfang des 18. Jh. im Donauraum angesiedelt. In Rumänien lebten die Deutschen in Siebenbürgen und im Banat. Durch Vertreibungen und Flucht im Zuge des Zweiten Weltkriegs ist der Anteil der Donauschwaben in Rumänien stark zurückgegangen. Von den nur noch 120 000 Deutschen haben die meisten einen Antrag auf Ausreise in die Bundesrepublik gestellt.
Landesnatur
Wie heißt der Grenzfluss zu Bulgarien?
Donau. In Rumänien heißt der Fluss Dunarea und teilt sich in zahlreiche Mündungsarme, die das Donau-Delta bilden. Da der Fluss große Mengen an Schwebstoffen transportiert, die er hier ablagert, schiebt sich das Delta ständig weiter ins Schwarze Meer vor – jährlich etwa um 30 m.
Von der Donau bis zu den Karpaten erstreckt sich das Tiefland der Walachei. Das nach Nordwesten umbiegende Karpatengebirge umschließt das Transsilvanische Hochland mit Siebenbürgen, an das nach Westen das Flachland des Banats angrenzt. Zwischen den Karpaten und dem Fluss Pruth liegt die Hügellandschaft der Moldau, zwischen unterer Donau und Schwarzem Meer die Dobrudscha.
Wirtschaft
Vor welchen Problemen steht die Landwirtschaft?
Infolge der Vernachlässigung der Landwirtschaft unter dem sozialistischen Regime und durch das Vorherrschen von Kleinbetrieben nach der Reprivatisierung können nicht immer genügend Grundnahrungsmittel zur Verfügung gestellt werden. Außerdem führte die Aufhebung der Preisbindung für Güter des täglichen Bedarfs zu massiven Teuerungen.
62 % der Fläche Rumäniens werden landwirtschaftlich genutzt. Davon entfallen zwei Drittel auf Ackerland, das überwiegend mit Mais, Weizen und Roggen bestellt wird. Daneben werden Zuckerrüben, Kartoffeln, Wein, Sonnenblumen, Gemüse und Obst angebaut.
Was ist der wichtigste Bodenschatz?
Erdöl, das im Karpatenvorland gefördert wird. Große Erdgaslager werden v. a. im Transsilvanischen Hochland und in der vorkarpatischen Zone ausgebeutet. Daneben gibt es bedeutende Vorkommen von Kohle, Eisen, Zink, Blei, Kupfer, Mangan und Bauxit.
Geschichte
Wer waren die Vorfahren der Rumänen?
Die thrakischen Volksstämme der Daker und Geten. Beide besiedelten das Land einige Jahrhunderte v. Chr. Seit dem 7. Jh. v. Chr. wurden auch griechische Kolonien gegründet. 107 n. Chr. kam das Gebiet unter römische Herrschaft (Dakerkriege). Seit dem 6. Jh. drangen Slawen ein. Siebenbürgen geriet unter ungarischen Einfluss. Im 14. Jh. entstanden die beiden Fürstentümer Moldau und Walachei. Sie gerieten im 15. Jh. unter osmanische Oberhoheit. Seit 1829 zeitweise russisches Protektorat, wurden Moldau und Walachei 1861 unter Fürst Alexandru Ioan Cuza zum Staat Rumänien vereinigt. 1881 erklärte sich Rumänien zum unabhängigen Königreich.
Gab es Dracula wirklich?
Ja, Vlad III. Tepes Dracula, Fürst der Walachei und rumänische Legende, gab die Vorlage für den 1897 erschienenen Briefroman »Dracula« des irischen Schriftstellers Bram Stoker. Der Fürst konnte Transsilvanien (Siebenbürgen) und die Walachei gegen die Osmanen erfolgreich verteidigen. Erst als die Türken mit einer dreifach überlegenen Übermacht aufmarschierten, musste er sich zurückziehen. Auf dem Rückweg in die Heimat ließ er Dörfer verbrennen, um den Osmanen die Versorgungsgrundlage zu entziehen. Als das Heer Mehmeds II. erschöpft die Walachei erreichte, bot sich ihnen ein Bild des Schreckens. Auf einem Feld entdeckten sie die Leichen von 20 000 türkischen Kriegsgefangenen, die auf Befehl Vlads III. auf Pfähle gespießt wurden. Der »Wald der Gepfählten« veranlasste die Osmanen zum Rückzug.
Welcher Diktator herrschte bis 1989?
Nicolae Ceauşescu (* 1918), der 1967 Staatsoberhaupt wurde. Seine Amtsführung entwickelte sich zu einer despotischen Alleinherrschaft mit ausuferndem Personenkult und Vetternwirtschaft. Die Prachtentfaltung des Potentaten, der sich »Conducator« (Führer) titulieren ließ, stand in eklatantem Kontrast zum desolaten Zustand des Landes. Trotz der sich abzeichnenden politischen Wende in den übrigen Ostblockstaaten führte Ceauşescu Ende der 1980er Jahre seine von staatlichen Terrormethoden geprägte Innenpolitik weiter. Sein Plan, zahlreiche Dörfer aufzulösen, richtete sich besonders gegen die ungarische und deutsche Minderheit.
1989 brach schließlich eine Volkserhebung aus, der sich das Militär anschloss. In Bukarest kam es zu Kämpfen zwischen Einheiten der Geheimpolizei Securitate und der Armee. Ceauşescu versuchte zu fliehen, wurde jedoch gefasst und am 25. 12. 1989 zusammen mit seiner Frau nach einem Schnellgerichtsverfahren erschossen.
Wussten Sie, dass …
die Rumänen von den benachbarten Völkern früher auch Walachen genannt wurden?
Moldova: Kleines Land in Bessarabien
Landesnatur
Fließt die Moldau durch Moldova?
Nein. Namensgebend war nicht der Fluss, der durch die Tschechische Republik fließt, sondern das Fürstentum Moldau, das von Siebenbürgen, der Walachei, Galizien und Podolien begrenzt wird.
Die Republik Moldova nimmt den Hauptteil Bessarabiens ein. Im Norden liegt die fruchtbare Belzysteppe, in der Mitte ein bewaldetes Hügelland, im Süden ein flaches und trockeneres Steppenland. Es herrscht gemäßigt kontinentales Klima.
Wirtschaft
Wovon lebt das Land?
In erster Linie von der intensiven Landwirtschaft. Angebaut werden v. a. Wein, Obst, Tabak, Weizen und Sonnenblumen. Außerdem wird Rinder-, Schweine- und Schafzucht betrieben. Viele Menschen sind auf Geldüberweisungen von den zahlreichen Moldawiern angewiesen, die im Ausland leben.
Moldova verfügt über keine nennenswerten Bodenschätze und muss alle Energierohstoffe einführen. Die Industrie beschränkt sich auf Nahrungsmittel-, Baustoff-, Textil-, Maschinen- und Elektroindustrie.
Geschichte
War das Gebiet Teil des Römischen Reiches?
Obwohl das Gebiet des heutigen Staates Moldova in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten unter römischem Einfluss stand, gehörte es nicht zum Römischen Reich.
Im 14. Jh. wurde Bessarabien Teil des Fürstentums Moldau. Seit dem 16. Jh. stand der Süden Bessarabiens unter türkischer Oberherrschaft. 1812 fiel ganz Bessarabien an Russland (1856–1878 große Teile beim Fürstentum Moldau bzw. bei Rumänien), 1918 kam es zum Königreich Rumänien. 1940 zwang die UdSSR Rumänien zur Abtretung des Gebiets. Der südliche Teil wurde der Ukraine angegliedert, der Hauptteil mit der 1924 gegründeten Moldauischen ASSR zur Moldauischen SSR vereinigt.
Am 27. 8. 1991 wurde Moldova unabhängig. Die Minderheiten der Russen und Gagausen riefen unabhängige Republiken aus, die aber von der moldawischen Regierung nicht anerkannt wurden. Während für Gagausien ein Autonomiestatut vereinbart wurde, entwickelte sich in der Transnistrischen Republik ein staatsähnliches Gebilde mit einem autoritären Regime.
Ukraine: Ein Riese mit Potenzial
Welche Folgen hatte die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl?
Im Kernkraftwerk Tschernobyl ereignete sich im April 1986 der bislang schwerste Unfall in der Geschichte der friedlichen Nutzung der Kernenergie. Nach zwei Explosionen wurden 50 Mio. Curie radioaktive Strahlung freigesetzt – das entspricht der 30- bis 40-fachen Menge der Hiroshima-Bombe. Nach inoffiziellen Schätzungen sind mehr als 15 000 Menschen ums Leben gekommen. Die radioaktive Wolke breitete sich in den folgenden Tagen nach Nordwesten aus und erfasste Mittel- und Nordeuropa.
Landesnatur
Wie groß ist die Ukraine?
Abgesehen von Russland ist die Ukraine der flächenmäßig größte Staat Europas.
Sie ist ein überwiegend ebenes Land und nur in den Waldkarpaten und im Süden der Krim gebirgig. Die Halbinsel Krim ist durch die Landenge von Perekop mit dem Festland verbunden. Auf das von Mischwäldern bestandene Sumpfgebiet Polesje im Nordwesten folgen nach Süden Wald- und trockenere Grassteppe mit fruchtbaren Schwarzerdeböden.
Bevölkerung
Wer lebt auf der Halbinsel Krim?
Die Krimtataren. Das Turkvolk wurde 1944 wegen angeblicher Kollaboration mit den Deutschen nach Zentralasien deportiert. Erst 1989 wurden alle Diskriminierungen aufgehoben und die Krimtataren konnten wieder in ihre alte Heimat zurückkehren.
Wirtschaft
Mit welchen Problemen kämpft die Wirtschaft?
Rückläufige Produktionszahlen in allen Wirtschaftsbranchen, Inflation und eine hohe Staatsverschuldung kennzeichnen die wirtschaftliche Lage der Ukraine. Zudem verlief die Anfang der 1990er Jahre begonnene Umstrukturierung des Wirtschaftssystems von der Plan- zur Privatwirtschaft nur schleppend.
Die ökologische Situation in der Ukraine hat z. T. katastrophale Ausmaße erreicht. So zählen die Industriegebiete im Osten zu den am stärksten verschmutzten Regionen Europas. Zudem sind als Folge des Reaktorunglücks von Tschernobyl 10 % der Landesfläche als stark radioaktiv belastet einzustufen.
Geschichte
Was fiel dem Mongolensturm zum Opfer?
Vom 9. bis zum 12. Jh. bildete die Nord- und Westukraine den Kern des Kiewer Reichs. Dessen reiche Stadtkultur ging schließlich im Mongolensturm zugrunde.
Nach dem Verfall bildete die Westukraine ein selbstständiges Fürstentum Wolynien-Halitsch, das nach 1340 überwiegend an Polen fiel. 1386 war die gesamte Ukraine außer des Steppengebiets Teil des polnisch-litauischen Staats. 1654 ging die Ukraine zum Moskauer Zaren über. Durch die polnischen Teilungen kam die restliche Ukraine samt Wolynien zu Russland, Galizien (Halitsch) zu Österreich. Unter Kaiserin Katharina II. wurde auch das unter türkischer Herrschaft stehende südliche Steppengebiet mit der Krim Russland angegliedert.
Literatur
Wer begründete die neuere ukrainische Literatur?
Taras Schewtschenko (1814–1861). Der Schriftsteller theamatisierte die nationale Eigenständigkeit. Als Lyriker, Epiker (»Kobsar«) und Erzähler bemühte er sich um die Bereicherung der ukrainischen Literatursprache.
Übrigens: Die jüngste Autorengeneration wird u. a. durch Oksana Sabushko (* 1960) und Sherhij Shadan (* 1974) vertreten.
Wogegen richtete sich die »orangene Revolution«?
Gegen Wahlfälschungen und Manipulationen im Zuge der Präsidentenwahl, die im Herbst 2004 stattfand. Wiktor Janukowitsch, Protegé des seit 1994 autoritär regierenden Staatspräsidenten Leonid Kutschma, wurde von offizieller Seite zum Sieger erklärt. Daraufhin erhob Wiktor Juschtschenko, der Kandidat der Opposition, Manipulations- und Betrugsvorwürfe. Hunderttausende seiner Anhänger protestierten friedlich in Kiew. Das Oberste Gericht erklärte schließlich das Wahlergebnis für ungültig. Die Wiederholung der annullierten Wahl am 26. 12. 2004 konnte Juschtschenko zu seinen Gunsten entscheiden. Er ernannte Julia Tymoschenko zur neuen Ministerpräsidentin, entließ sie aber bereits im September 2005 im Zusammenhang mit Korruptionsvorwürfen. Neuer Regierungschef wurde Jurij Jechanurow.
Weißrussland: Transitland zwischen Ost und West
Geschichte
Wer gilt als »Europas letzter Diktator«?
Aleksander Lukaschenko (* 1954), der seit 1994 das Amt des Staatspräsidenten einnimmt und gegen den Widerstand der parlamentarischen Opposition ein autoritäres Präsidialregime errichtete. Nach Meinung des Westens finden in Weißrussland massive Menschenrechtsverletzungen statt. So sollen Oppositionelle ermordet, Medien zensiert und Wahlen manipuliert werden. Die Präsidentenwahlen 2006 wurden von westlichen internationalen Beobachtern fast einhellig als undemokratisch bezeichnet. Um bei dieser Wahl noch einmal antreten zu können, ließ Lukaschenko die Verfassung so ändern, dass die Amtszeiten für ihn nicht beschränkt sind.
Wirtschaft
Was bereitet der Landwirtschaft Sorgen?
Die Spätfolgen der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl (Ukraine). 20–40 % der Ackerflächen gelten als radioaktiv verseucht. Stillgelegt wurden jedoch nur die am höchsten belasteten Flächen.
Malerei
Was verbindet Marc Chagall mit dem Land?
Der berühmte Maler, der 1923 endgültig nach Frankreich übersiedelte, wurde 1887 im weißrussischen Liosno bei Witebsk geboren. Seine visionären, von russischer Folklore und der Glaubensmystik des ostjüdischen Chassidismus inspirierten Darstellungen lehnten sich bis 1919 formal an den französischen Kubismus an. Neben Buchillustrationen entstanden zahlreiche Gemälde von märchenhaft-surrealem Reiz (Dorfszenen, Liebespaare u. a.).
Wussten Sie, dass …
in Brest an der Grenze zu Polen sämtliche Züge ein Umspurverfahren von der mitteleuropäischen auf die breitere russische Spurweite durchlaufen müssen?
Russland: Weites Land mit wechselhafter Geschichte
Landesnatur
Ist Russland das größte Land der Welt?
Ja, Russland ist ein Land von kontinentalem Ausmaß. Es ist fast doppelt so groß wie die USA und erstreckt sich von der Ostsee und dem Schwarzen Meer im Westen über Osteuropa und Nordasien (Sibirien) bis zum Pazifischen Ozean im Osten sowie über insgesamt elf Zeitzonen. Die Bevölkerung ist sehr unterschiedlich verteilt – mit 8 Einwohnern/km² ist es im Durchschnitt sehr dünn besiedelt.
Der europäische Teil Russlands wird von der Russischen Tafel des osteuropäischen Tieflands eingenommen. Es ragt nur in den flachwelligen Höhenrücken über die 200-m-Höhenlinie hinaus. Östlich des Urals folgen das Westsibirische Tiefland bis zum Jenissej, weiter bis zur Lena das Mittelsibirische Bergland und schließlich das Ostsibirische Gebirgsland. Die vulkanreiche Halbinsel Kamtschatka, die Inselkette der Kurilen und Sachalin, die größte Insel Russlands, markieren die Ostgrenze des Landes. Auch der nordsibirischen Küste sind zahlreiche größere Inseln vorgelagert. Der Süden wird von z. T. stark vergletscherten Hochgebirgen (Kaukasus, Altai, Sajan) eingenommen.
Was ist in Sibirien extrem?
Seine Größe – es ist mit rd. 10 Mio. km² etwas größer als die USA – und seine extremen Temperaturen. Im ostsibirischen Oimjakon liegt der Kältepol der nördlichen Erdhalbkugel, 1933 wurden hier –67,7° C gemessen.
Der gesamte Norden des Landes ist eiszeitlich überformt und noch heute ist in weiten Gebieten der Tundra und Taiga in geringer Tiefe unter der Wald- und Moosdecke der Boden ständig gefroren. Da die Flussmündungen im Norden eher zufrieren bzw. später auftauen als die Quellgebiete, kommt es regelmäßig zu weiträumigen Überschwemmungen. Der ewige Frost im Untergrund verhindert ein Versickern des Wassers, sodass sich das sibirische Tiefland während der Sommermonate über weite Teile in ein riesiges Sumpfgebiet verwandelt.
Bevölkerung
Wie viele Völker leben in Russland?
Über 100 verschiedene Völkerschaften. Davon umfassen sieben über 1 Mio. Menschen. Den Hauptteil haben die staatstragenden Slawen (82 % Russen, 3 % Ukrainer), die zweitgrößte Gruppe bilden die turkmongolischen Völker (3,8 % Tataren, 1,2 % Tschuwaschen, 0,9 % Baschkiren).
Wirtschaft
Was sind die wichtigsten Bodenschätze?
Erdöl, Erdgas und Kohle. Die russische Föderation liefert 22 % der globalen Gas- und rd. 12 % der Weltölförderung. Mit fast einem Drittel der Weltgasreserven, rd. 9 % der Weltölreserven und den zweitgrößten Kohlereserven ist Russland einer der größten Energieproduzenten der Welt.
Darüber hinaus verfügt Russland über einen großen Reichtum an weiteren Bodenschätzen. Dazu zählen Eisenerze, Chrom, Nickel, Kupfer, ferner andere Stahlveredler und Bundmetalle, Bauxit, Gold, Platin, Diamanten, Graphit, Glimmer, Feldspat, Phosphate und Salze.
Wo konzentriert sich die Landwirtschaft?
Wichtigstes Anbaugebiet ist die Schwarzerdezone, die das nördliche Kaukasusvorland und das mittlere Wolgagebiet umfasst und sich jenseits des Urals bis nach Nowosibirsk in Mittelsibirien fortsetzt. Vom gesamten Territorium Russlands ist nur ein Viertel landwirtschaftlich nutzbar.
Es überwiegt der Getreideanbau. Weitere wichtige Anbauprodukte sind Kartoffeln, Zuckerrüben, Mais und Sonnenblumen. Der Nutzviehbestand umfasst v. a. Rinder, Schweine und Schafe. Durch die Anlage von Staubecken und Bewässerungskanälen werden in zunehmendem Maße Trockengebiete für den Ackerbau erschlossen.
Verkehr
Welche Distanz legt die Transsibirische Eisenbahn zurück?
Die Strecke von Moskau nach Wladiwostok umfasst 9302 km. Die um die Wende zum 20. Jh. erbaute Bahnlinie ist immer noch die einzige Bahnverbindung vom europäischen Raum in den Fernen Osten. In Westsibirien wird die Transsib durch zwei Parallelstrecken entlastet.
Die Eisenbahn ist der wichtigste Verkehrsträger in Russland. Da die russische Eisenbahn auf der Breitspur verkehrt, kann es im grenzüberschreitenden Verkehr zu Stockungen kommen. Eine wichtige Rolle spielt auch die Binnenschifffahrt. Sie wird jedoch im Norden des Landes durch den extrem langen Eisgang der Flüsse stark behindert. Im europäischen Teil besteht ein gut ausgebautes Kanalsystem. Wichtigste Wasserstraße ist die Wolga. Die größten Seehäfen sind St. Petersburg am Finnischen Meerbusen und Wladiwostok/Nachodka am Japanischen Meer. Nur wenige der rd. 50 russischen Seehäfen sind das ganze Jahr über eisfrei.
Geschichte
Warum erhielt Zar Iwan IV. den Beinamen »der Schreckliche«?
Weil sein Kampf gegen die Bojaren-Aristokratie seit 1565 in einen schrankenlosen Terror mündete, der in Iwans psychopathischer Persönlichkeitsstruktur wurzelte und Tausende von Opfern forderte.
Zunächst führte Iwan IV. (1530–1584), der sich im Jahr 1557 als erster russischer Herrscher zum Zar krönen ließ, innere Reformen durch, z. B. bei der Kriminalgerichtsbarkeit. Die Eroberung der Khanate Kasan (1552) und Astrachan (1556) sowie des Zartums Sibir (1582) leitete die russische Ostexpansion ein. Der Livländische Krieg (1558 bis 1582) um einen Zugang zur Ostsee mündete in einen langjährigen erfolglosen Kampf gegen Polen und Schweden.
Wer war »Zar und Zimmermann«?
Peter der Große (1682–1725). Um die europäische Kultur und Wirtschaft zu studieren, brach der Zar 1697 zu einer einjährigen Reise durch Westeuropa auf. Als Zimmermann verkleidet, reiste er unerkannt durch die mit Russland befreundeten Staaten. Auf dieser Reise formte Peter die Ansätze zu seiner gesamten Politik.
Peters Reformen führten zur Europäisierung Russlands und machten es zur Großmacht. U. a. wurde die leibeigene Bauernschaft mit einer Kopfsteuer belegt und dem Adel ausgeliefert, das Bürgertum durch zwei Stadtreformen gestärkt und die Verwaltung grundlegend reformiert.
Übrigens: Sichtbarer Ausdruck des Wandels war die Verlegung der Hauptstadt in das 1703 gegründete St. Petersburg.
Wann fand die Oktoberrevolution statt?
Im Jahr 1917. Nach dem julianischen Kalender brach der Aufstand am 25. Oktober aus, nach gregorianischem Kalender am 7. November.
Die Oktoberrevolution unter Führung von Wladimir I. Lenin begründete das bolschewistische Regime in Russland. Durch den Frieden von Brest-Litowsk (1918), mit dem Russlands Beteiligung am Ersten Weltkrieg endete, und durch das Dekret über die Landaufteilung gelang es den Bolschewiken, breite Massen auf ihre Seite zu ziehen. Russland wurde zur Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik (Verfassung vom 10. 7. 1918) erklärt, die sich im anschließenden Bürgerkrieg behaupten konnte.
Die Gründung der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) am 30. 12. 1922, in der sich die russische Geschichte nun vollzog, sowie die neue Verfassung von 1923/24 kennzeichneten eine Konsolidierung der bolschewistischen Macht. Im Inneren stärkte Lenin die Wirtschaft durch die Neue Ökonomische Politik (NEP, 1921–27).
Warum zerfiel die UdSSR?
Der Zusammenschluss von elf der 15 ehemaligen Sowjetrepubliken zur Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS) am 21. 12. 1991 besiegelte das Ende der Sowjetunion. Der bisherige sowjetische Präsident Michail Gorbatschow trat am 25. Dezember zurück.
1992 unterzeichneten die autonomen 18 Republiken und Regionen Russlands einen Föderationsvertrag. Die Demokratisierung Russlands kam nur zögernd voran. 1993 scheiterte ein Putschversuch reaktionärer Kräfte gegen Präsident Boris Jelzin. Im selben Jahr trat eine neue präsidialdemokratische Verfassung in Kraft. 1994 ließ Jelzin Truppen in Tschetschenien einmarschieren. Erst 1997 wurde ein Friedensvertrag unterzeichnet. 1999 begann Russland erneut einen blutigen militärischen Feldzug gegen muslimische Rebellen in Tschetschenien. Ende 1999 trat Jelzin als Präsident zurück, Nachfolger wurde Wladimir Putin.
Die russische Außenpolitik betonte auch nach dem Ende der UdSSR den Großmachtstatus des Landes, zeigte sich jedoch um eine Öffnung zum Westen bemüht (Abzug der letzten Truppen aus Deutschland 1994, Beitritt zum Europarat 1996). Die NATO- und EU-Osterweiterung betrachtete die russische Führung mit Skepsis, obwohl sie die Zusammenarbeit mit beiden Organisationen intensivierte. Die Vollmitgliedschaft bei den G8-Staaten (seit 2002) bedeutete einen erheblichen außenpolitischen Prestigegewinn.
Literatur
Wer schrieb »Die Brüder Karamasow«?
Fjodor M. Dostojewskij (1821–1881). Genau wie dieser Familien- und Kriminalroman behandeln alle seine psychologisch tief dringenden Werke (z. B. »Schuld und Sühne« oder »Der Idiot«) religiös-philosopische Fragen.
Weitere Größen der russischen Literaturgeschichte sind Alexander S. Puschkin (1799 bis 1837), der Meisterwerke in fast allen Gattungen schuf und die moderne Literatursprache begründete, sowie Nikolaj W. Gogol (1809–1852), ein Vorläufer des psychologischen, sittlichen und sozialkritischen Realismus. Seit 1846 verfolgte die russische Literatur soziale und politische Ziele. Das Inhaltliche überwog die Formgebung im poetischen (Iwan S. Turgenjew, 1818–1883) und plastischen (Lew N. Tolstoj, 1828–1910) Realismus. Ein Meister der kleinen Form war Anton P. Tschechow (1860–1904). Seine Grundthemen sind Vereinsamung, Lebensangst und Lebensmüdigkeit. Maxim Gorkij (1868–1936) steigerte die sozialkritischen Traditionen zum sozialistischen Realismus.
Wussten Sie, dass ...
der Baikalsee mit 1637 m das tiefste Binnengewässer der Erde ist? Außerdem ist er mit 23 000 km³ das weltgrößte Süßwasserreservoir.
die Wolga der längste und wasserreichste Fluss Europas ist?
der Temperaturunterschied in Oimjakon 69° C zwischen dem wärmsten (+16° C) und dem kältesten (–53° C) Monat beträgt? Dieses Gebiet südöstlich von Werchojansk ist einer der kältesten Orte der Erde.
der erste Fünfjahresplan 1928 verabschiedet wurde?
das Wort Kreml »Festung« bedeutet?
der Islam die zweitgrößte Religionsgemeinschaft in Russland ist? An erster Stelle steht die russisch-orthodoxe Kirche.
Was bedeutet »Perestrojka«?
Dieses russische Wort heißt übersetzt »Umbau« oder »Umgestaltung«. Unter dem Losungswort »Perestrojka« proklamierte Parteichef Michail Gorbatschow seit 1985 eine Reformpolitik, die darauf abzielte, das politische und wirtschaftliche System effektiver zu gestalten und in gewissem Umfang zu demokratisieren.
In der Außenpolitik unternahm Gorbatschow Schritte zu einer Entspannung im Ost-West-Verhältnis. 1989/90 tolerierte die UdSSR den demokratischen Wandel in Osteuropa sowie die deutsche Wiedervereinigung.
Innenpolitisch entwickelte die Bewegung, die Gorbatschow in Gang setzte, eine Eigendynamik und der Wandel ergriff unaufhaltsam immer weitere Bereiche. In den baltischen Republiken bildeten sich 1988 »Volksfronten«, die Autonomie und Demokratie forderten. Vergleichbare Entwicklungen gab es in allen Unionsrepubliken.
1991 scheiterte ein Putsch gegen Gorbatschow. Er legte daraufhin das Amt des Generalsekretärs der KPdSU nieder. Ein Jahr zuvor hatte Gorbatschow den Friedensnobelpreis erhalten.
Was geschah ...
988?
Das Kiewer Reich übernimmt das Christentum orthodoxer-byzantinischer Richtung.
um 1500?
Nach dem Ende der Mongolenherrschaft schafft Iwan III. einen starken Einheitsstaat.
1613?
Das Haus Romanow besteigt den Thron und beendet die »Zeit der Wirren«.
1762?
Katharina II., die Große, lässt sich zur Kaiserin ausrufen.
1861?
Zar Alexander II. erlässt ein Manifest zur Bauernbefreiung.
1917?
Die von Wladimir Lenin geführten Bolschewiki übernehmen die Macht.
1922?
Die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken wird gegründet.
1924?
Nach dem Tod von Lenin wird Josef Stalin sein Nachfolger.
1991?
Elf der 15 ehemaligen Sowjetrepubliken schließen sich zur Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS) zusammen.
1999?
Boris Jelzin legt sein Amt als Präsident nieder. Sein Nachfolger wird Wladimir Putin.
Die Wikinger kamen mit Pferd und Hund
Auf einem englischen Wikingerfriedhof aus dem 9. Jahrhundert wurden in einem Grab Knochen von Menschen und Tieren gefunden. Das Überraschende: Die Wikinger hatten diese Tiere über die Nordsee mitgebracht. von ALEXANDRA BLOCH PFISTER Mehr als 300 Jahre überfielen, plünderten und brandschatzten Wikinger europäische Küstenregionen,...
Weltraumschrott wird museumsreif
Der Weltraum – unendliche Weiten voller Müll. Aufräumen? Ja, aber bitte mit Bedacht, fordern Archäologen. von DIRK HUSEMANN Die rätselhafte Kugel aus Metall reichte James Stirton bis zu den Knien. Sie sah zusammengeschmolzen aus. „Was um alles in der Welt ist das?“, fragte sich der australische Farmer. Und wer hatte die Kugel im...