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Autogas: Eine alternative Antriebsart mit Zukunft?

Auf dem Automarkt in Deutschland setzt sich der Trend aus den letzten Jahren fort: Klassische Verbrenner sind out, alternative Antriebe sind in. Neben Hybrid- und Elektroautos haben auch Autogas-Fahrzeuge im Jahr 2021 einen deutlich größeren Anteil an den Neuzulassungen ausgemacht. Aber kann Autogas eine gute Alternative für Benzin oder Diesel sein? Und woraus besteht Autogas?
JFL, 21.01.2022

Autogas-Fahrzeuge haben 2021 bei den Fahrzeugzulassungen deutlich zugelegt.

GettyImages, Stadtratte

An der Tankstellenauffahrt wird so manchem Autofahrer derzeit wohl etwas flau im Magen. Durch den pandemiebedingt steigenden Ölpreis sind auch die Preise von Benzin und Diesel nah an ihrem jeweiligen Rekordhoch. Der Blick auf den deutlich niedrigeren Autogas-Preis kann da schon mal etwas Neid auslösen.

Vielleicht haben gerade deshalb im Jahr 2021 wieder mehr Autofahrer Gas gegeben – im wahrsten Sinne des Wortes: Im Gegensatz zum Vorjahr stiegen die Neuzulassungen von Autogas-Fahrzeugen um knapp 55 Prozent an. Mit gut 10.000 neu zugelassenen Autos macht Autogas allerdings trotzdem nur 0,4 Prozent aller Neuwagen aus. Doch was ist Autogas eigentlich genau?

Hauptsächlich Butan und Propan

Autogas wird auch als LPG bezeichnet, was wiederum für „Liquified Petroleum Gas“ steht. Die Hauptbestandteile sind Butan und Propan. Durch einen Druck von etwa fünf bis acht bar wird das Gasgemisch verflüssigt und in diesem Zustand auch gelagert und vertrieben. Autogas ist allerdings nicht mit dem auch an der Tankstelle angebotenen Erdgas CNG zu verwechseln. Dieses wird gasförmig angeboten und kann entsprechend nicht für Autogas-Fahrzeuge verwendet werden.

Der Ursprung von LPG liegt in der Herstellung klassischer Kraftstoffe. Bei der Erdgas- und Erdölförderung, sowie in Erdölraffinerien, in denen unter anderem Benzin und Diesel hergestellt werden, fällt Autogas als Nebenprodukt an. Deshalb hat LPG auch eine ähnliche Zusammensetzung wie Benzin, wodurch es auch in den meisten Ottomotoren als Benzin-Ersatz eingesetzt werden kann – dafür ist aber eine Umrüstung des Autos notwendig.

Wie funktioniert ein Wechsel zu LPG?

Da die meisten Autohersteller bei den alternativen Antriebsmöglichkeiten auf Elektro- und Hybridfahrzeuge setzen, gibt es nicht allzu viele LPG-Autos auf dem aktuellen Markt. Wer trotzdem von den niedrigen Autogas-Preisen profitieren will, kann aber auch über eine Umrüstung seines Benziners nachdenken.

Dabei wird zusätzlich zum Benzintank, meist in der Mulde des Reserverads, ein Gastank im Auto eingebaut. Außerdem werden unter anderem noch ein eigener Einfüllstutzen im Tankdeckel und ein Vergaser im Motorraum verbaut. Zusätzlich dazu wird auch ein Steuerelement im Innenraum des Fahrzeugs angebracht, über das der Füllstand des Gastanks kontrolliert und die genutzte Spritquelle flexibel zwischen Benzin und LPG gewechselt werden kann.

Radmuldentank - der Gastank tritt an die Stelle des Reserverades

GettyImages, MagMos

Lohnt sich ein Upgrade auf Autogas?

Laut ADAC kostet so eine Umrüstung meist zwischen 1.800 und 3.500 Euro, durch die niedrigeren Sprit- und Steuerpreise soll sie sich aber trotzdem lohnen – vor allem für Vielfahrer mit einem hohen Kraftstoffverbrauch. Je nach Modell sind die Umbaukosten laut ADAC-Berechnungen nach 50.000 bis 100.000 gefahrenen Kilometern wieder eingeholt.

An allen Großtankstellen können Autofahrer übrigens seit Oktober 2021 selbst vergleichen, wie hoch die Verbrauchskosten verschiedener Antriebsarten sind. Tankstellen mit mehr als sechs Zapfsäulen müssen seither Tafeln mit vom Bundeswirtschaftsministerium berechneten Spritkosten pro 100 Kilometern aufhängen. Diese werden alle drei Monate aktualisiert und sind nach Benzin, Diesel, Strom, Auto- und Erdgas sowie Wasserstoff betriebenen Autos aufgeteilt. Nach aktuellem Stand ist Autogas nach Strom die zweitgünstigste Antriebsart.

Lohnt sich die Umrüstung auf Autogas auch an der Zapfsäule?

GettyImages, george tsartsianidis

Ist Autogas umweltfreundlich?

Neben den geringeren Kosten an der Tankstelle bringt eine LPG-Umrüstung noch eine weitere Vergünstigung: Da sich die Kfz-Steuer für Autos, die nach Juli 2009 erstzugelassen wurden, nach dem CO2-Ausstoß berechnet und dieser bei Autogas-Fahrzeugen geringer ist als bei Benzinern, sinkt nach einer Umrüstung auch der steuerliche Jahresbeitrag. Doch wie umweltfreundlich ist LPG wirklich?

Im Gegensatz zu einem Benzin-Antrieb stößt ein mit Autogas betriebenes Fahrzeug so gut wie keine Feinstaubpartikel und etwa zehn Prozent weniger CO2 aus. Wer es noch umweltfreundlicher haben will, sollte allerdings auf einen Erdgas-Antrieb setzen. CNG stößt bei der Fahrt gegenüber LPG im Schnitt nochmal zwölf Prozent weniger CO2 aus. Wenn dann noch Biogas beigemischt wird oder das CNG ganz ersetzt, kann ein Erdgas-Auto quasi klimaneutral werden. Bei LPG kann hingegen kein Biogas beigemischt werden.

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