Lexikon
Döblịn
Alfred, deutscher Schriftsteller, * 10. 8. 1878 Stettin, † 28. 6. 1957 Emmendingen, Baden; Nervenarzt in Berlin, früh schon Psychoanalytiker; Sozialist, 1910 Mitgründer der expressionistischen Zeitschrift „Der Sturm“, ging 1933 nach Paris, wurde 1940 katholisch; 1940–1945 in den USA; eigenwilliger und widerspruchsvoller, expressiver und revolutionärer Erzähler, der zuerst das Kollektivseelische und Naturelementare zu gestalten suchte, später zu theologischer Deutung neigte; Erzählungen: „Die Ermordung einer Butterblume“ 1913; Romane: „Die drei Sprünge des Wang-Lun“ 1915; „Wallenstein“ 1920; „Berge, Meere und Giganten“ 1924; „Berlin Alexanderplatz“ 1929; „Pardon wird nicht gegeben“ 1935; „Südamerika-Trilogie“ 1937–1948; „Hamlet oder Die lange Nacht nimmt ein Ende“ 1956; Epos: „Manas“ (indischer Mythos) 1927; Essays.
Döblin, Alfred
Alfred Döblin
© wissenmedia
- Erscheinungsjahr: 1913
- Veröffentlicht: Deutsches Reich
- Verfasser:
- Deutscher Titel: Die Ermordung einer Butterblume und andere Erzählungen
- Genre: Erzählungen
Der deutsche Arzt und Schriftsteller Alfred Döblin (* 1878, † 1957) mischt in den meisten seiner ersten zwölf Erzählungen, die in München im Verlag Georg Müller erscheinen, real Mögliches mit Fantastischem in einer Weise, dass keine Nahtstellen zwischen beiden Bereichen sichtbar sind. Die Titelgeschichte, »Die Ermordung einer Butterblume«, ist eine Satire auf das Bürgertum und seine Vorstellung von einer harmonischen Beziehung zwischen Mensch und Natur: Ein Bürger köpft während seines Sonntagsspaziergangs gedankenlos eine Butterblume und gerät daraufhin in ein seltsames Schuldverhältnis zu Butterblumen, gibt Butterblumen zu essen, eröffnet ein Bankkonto für eine Butterblume, erklärt Butterblumen zu seinem Leibgericht usw. Schließlich nimmt er eine dieser Pflanzen in sein Haus auf.
- Erscheinungsjahr: 1915
- Veröffentlicht: Deutsches Reich
- Verfasser:
- Deutscher Titel: Die drei Sprünge des Wang-Lun
- Genre: Chinesischer Roman
Das im Untertitel als »chinesischer Roman« bezeichnete Erzählwerk »Die drei Sprünge des Wang-Lun« von Alfred Döblin (* 1878, † 1957) zählt zu den ersten künstlerisch bedeutenden Romanen des Expressionismus. Die Kritik an der Gegenwart verlegt Döblin in das China des 18. Jahrhunderts, indem er historische Ereignisse um eine taoistische Sekte aufgreift. Dabei versucht er, ausgewählte Elemente taoistischen, buddhistischen und europäischen idealistischen Denkens zu einer Weltanschauung des rein »Geistigen« zu verbinden. Die »drei Sprünge« des Wang-lun – Wang-lun war im 18. Jahrhundert Führer eines Aufstands in China – beziehen sich auf die drei Entwicklungsstufen des Helden: Als Mitglied der menschlichen Gesellschaft, als Teil der Natur und als aktiver Kämpfer gegen die weltliche Macht.
- Erscheinungsjahr: 1924
- Veröffentlicht: Deutsches Reich
- Verfasser:
- Deutscher Titel: Berge, Meere und Giganten
- Genre: Roman
Alfred Döblins (* 1878, † 1957) »Berge, Meere und Giganten«, erschienen beim Verlag Fischer in Berlin, ist einer der bedeutendsten Zukunftsromane der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert. Als Menschen im 27. Jahrhundert beginnen, Grönland zu enteisen, um neue Siedlungsräume zu erschließen, werden fossile Lebewesen aus dem Eis geschwemmt, wachsen unter der Einwirkung von Wärme und Licht zu kolossalen Ungeheuern auf und bedrohen die Existenz der Menschheit. Zwar gelingt es den Menschen, Giganten zu züchten, die den Angriff der riesenhaften Vorzeittiere abwehren, doch dann entbrennt ein Kampf dieser Untiere, der die Menschheit zu vernichten droht. Die Überlebenden beginnen schließlich auf Grund dieser leidvollen Erfahrung zum Natürlichen zurückzukehren, zur ländlichen Idylle, ins Vormaschinenzeitalter.
- Deutscher Titel: Berlin – Alexanderplatz
- Original-Titel: BERLIN – ALEXANDERPLATZ
- Land: Deutsches Reich
- Jahr: 1931
- Regie: Piel Jutzi
- Drehbuch: Alfred Döblin, Hans Wilhelm, Karl Heinz Martin
- Kamera: Nikolaus Farkas, Erich Giese
- Schauspieler: Heinrich George, Maria Bard, Bernhard Minetti, Margarete Schlegel
Franz Biberkopf (Heinrich George) ist nach vier Jahren Gefängnis wieder auf freiem Fuß. Er hatte im Affekt seine Braut erschlagen, will nun aber ehrlich werden. Der Ganove Reinhold (Bernhard Minetti) versucht, Biberkopf mit Hilfe von dessen Freundin Cilly (Maria Bard) für seine Bande zu gewinnen. Als Biberkopf sich weigert, wird er von Reinhold aus dem Auto geworfen und verliert dabei einen Arm. In der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Alfred Döblin aus dem Jahr 1929 überzeugt Heinrich George in der Rolle des gutmütigen Biberkopf, der sich nicht unterkriegen lässt. Dokumentaraufnahmen vom hektischen Betrieb der Großstadt geben der Milieustudie eine authentische Atmosphäre.
- Erscheinungsjahr: 1929
- Veröffentlicht: Deutsches Reich
- Verfasser:
- Deutscher Titel: Berlin Alexanderplatz
- Genre: Roman
Mit dem Roman »Berlin Alexanderplatz. Die Geschichte vom Franz Biberkopf«, der beim Verlag Fischer in Berlin erscheint, legt der Berliner Arzt Alfred Döblin (* 1878, † 1957) den bedeutendsten deutschen Großstadtroman vor. Erzählt wird die Geschichte des Transportarbeiters Biberkopf, der nach der Haftentlassung versucht, im normalen Leben wieder Fuß zu fassen. Doch in der Großstadt Berlin, der »Hure Babylon«, mit ihrem Häusergewirr, ihren Menschenmassen, dem Zeitungs- und Reklamegeschrei, Ganoven, Zuhältern, Kneipen und Kaschemmen, Hurenwinkeln, Flittermoral und strahlendem Lichterglanz kommt er nicht weit mit seinem Vorsatz, »anständig zu sein«, denn »da hatte sich draußen nichts verändert, und er selber war der gleiche geblieben. Wie sollte da ein neues Resultat entstehen? Offenbar nur, indem einer von beiden zerstört wurde, entweder Berlin oder Franz Biberkopf«. Der Erzähler will die Geschichte vom Franz Biberkopf als Lehrbeispiel verstanden wissen: Biberkopf als Opfer eines falschen Lebensplans. Für Biberkopf ist das Leben etwas, »das von außen kommt, das unberechenbar ist und wie ein Schicksal aussieht«. Im Verlauf der Handlung wird er zu der Einsicht gebracht, dass er nicht dieses Schicksalanklagen, sondern sich selbst ändern muss. Sein dumpfes Dahinleben in zielloser Aktivität und im Vertrauen auf die eigene Stärke führt zur Niederlage. Am Schluss wird er, »ramponiert, aber doch zurechtgebogen«, Hilfsportier in einer kleinen Fabrik am Alexanderplatz.
- Erscheinungsjahr: 1935
- Veröffentlicht: Deutsches Reich
- Verfasser:
- Deutscher Titel: Pardon wird nicht gegeben
- Genre: Roman
Alfred Döblin (* 1878, † 1957), der Autor von »Berlin Alexanderplatz« (1929), schildert in dem Roman »Pardon wird nicht gegeben«, der beim Querido-Verlag in Amsterdam erscheint, die Entwicklungsgeschichte einer Familie von der Jahrhundertwende bis zur Weltwirtschaftskrise Ende der 20er Jahre. Karl, die Hauptfigur, entscheidet sich zu spät, von der bürgerlichen Seite in das Lager der Revolutionäre überzuwechseln. Er gerät zwischen die Fronten und wird erschossen, denn »Pardon wird nicht gegeben«.
- Erscheinungsjahr: 1956
- Veröffentlicht: Bundesrepublik Deutschland und DDR
- Verfasser:
- Deutscher Titel: Hamlet oder Die lange Nacht nimmt ein Ende
- Genre: Roman
Beim Verlag Rütten & Löhning in Berlin erscheint der Heimkehrerroman »Hamlet oder Die lange Nacht nimmt ein Ende« von Alfred Döblin (* 1878, † 1957). Am Beispiel der Konfrontation eines durch die Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg tief erschütterten, die Wahrheit suchenden jungen Soldaten mit seiner Familie stellt Döblin die Frage nach der Verantwortung des einzelnen Menschen für eine menschenwürdigere Gesellschaftsordnung. Der Soldat, ein geistiger Nachfahre des Dänenprinzen Hamlet, will nach seiner Rückkehr aus dem Krieg »nicht richten, er will etwas Ernstes und Dringliches: Er will erkennen, was ihn und alle krank und schlecht gemacht hat.« Sein bohrendes Suchen nach den am Krieg Schuldigen führt zur Enthüllung der psychischen Deformation des Durchschnittsbürgers, der seinen Persönlichkeitsverlust durch Illusionen zu kompensieren versucht. Während das Aufdecken dieser lügenhaften Existenz der »langen Nacht« im Bewusstsein Hamlets ein Ende macht und ihn psychisch gesunden lässt, geht seine Familie – ein Sinnbild des Kleinbürgerlichen – an Hamlets analytischer Rechenschaft zugrunde.
Alfred-Döblin-Preis
Name des Preises: | Alfred-Döblin-Preis |
Gründungsjahr: | 1978 |
Vergabegremium: | Günter Grass, Stiftung Alfred-Döblin-Preis |
Vergaberhythmus: | alle 2 Jahre |
Preisgeld: | 12 000 Euro |
Zweck: | Durch die Vergabe des Preises werden Autoren für bisher unveröffentlichte Prosawerke ausgezeichnet. |
1979 | Gerold Späth |
1980 | Klaus Hoffer |
1982 | Gert Hofmann |
1983 | Gerhard Roth |
1985 | Stefan Schütz |
1987 | Libuse Moníková |
1989 | Edgar Hilsenrath, Einar Schleef |
1991 | Peter Kurzeck |
1993 | Reinhard Jirgl |
1995 | Katja Lange-Müller |
1997 | Ingomar von Kieseritzky, Michael Wildenhain |
1999 | Norbert Gstrein |
2001 | Josef Winkler |
2003 | Kathrin Gross-Striffler |
2005 | Jan Faktor |
2007 | Michael Kumpfmüller |
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