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Zeitmesser im Wandel: Zur Entwicklung von Uhren und Uhrenbranche

Armbanduhren bewegen sich immer in verschiedenen Spannungsfeldern: Zwischen Tradition und Innovation, zwischen Funktion und Optik, zwischen Handwerkskunst und High-Tech. Für die Uhrenindustrie und alle, die darin arbeiten, bedeuten diese häufig – aber nicht zwangsläufig – gegensätzlichen Trends wiederkehrende Umwälzungen in allen Bereichen.

Tradition gegen die moderne Konkurrenz: Mechanische Uhrwerke sind seit Jahrhunderten unverändert, selbst angesichts der Konkurrenz in Folge des technologischen Fortschritts.

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Vor 50 Jahren brach für die Uhrenbranche eine neue Zeit an. Im Dezember brachte der japanische Uhrenhersteller Seiko mit der Quartz Astron die weltweit erste Quarzarmbanduhr auf den Markt und etablierte damit – trotz der anfänglich astronomischen Preise – schnell eine überaus präzise und starke Konkurrenz zu mechanischen Uhrwerken. Denn während von der Astron nur eine kleine Auflage von 100 Stück aufgelegt wurden, entwickelte sich die Quarzuhr in der Folge zu einem erschwinglichen Massenphänomen.

Was im Winter 1969 die erste Quarzuhr für das Handgelenk war, sind heute Smart Watches: Ein weiterer Schritt in der technologischen Weiterentwicklung der Armbanduhr, auf den die Branche seit einigen Jahren Antworten sucht. Dabei geht es nicht nur um eine Reaktion auf die technischen Aspekte, sondern um sehr viel weitreichendere Auswirkungen: auf die Käuferschaft, auf die Bedeutung der (klassischen) Armbanduhr, auf die Vertriebswege, das Marketing und nicht zuletzt auf die Berufsbilder der Uhrenindustrie.

Der Markt

Dass sich etwa die Bedeutung der Armbanduhr in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert hat, lässt sich gewissermaßen auf das Erreichen der Marktreife von Quarzuhren zurückführen: Die höhere Präzision bei der Zeitmessung, die sich mit diesen Uhren im Vergleich zu jenen mit mechanischem Uhrwerk, erreichen ließ und die Massenproduktion mit günstigeren Preisen, verbunden mit technischen Neuerungen wie LCD-Displays, führte die Uhrenindustrie in ihrer damaligen Form zu Beginn der 1970er Jahre in eine schwerwiegende Krise.

Die traditionsreichen Marktführer aus der Schweiz und Deutschland wurden von japanischen Herstellern überflügelt. In der Folge gingen Marktanteile in beträchtlichem Umfang verloren, genauso wie eine Vielzahl an Arbeitsplätzen. Seit den späten 1980er Jahren stieg das Interesse an mechanischen Uhren jedoch wieder, als Gegenposition zu den moderneren Quarzuhren. Knapp zehn Jahre später galten hochwertige mechanische Uhrwerke als Ausdruck echter Handwerkskunst, die besonders von Sammlern geschätzt wurde und die dabei halfen, derartige Uhren zunehmend als Luxusobjekt zu etablieren.

Flaggschiff unter den Uhrenmarken: Auch die Marktführer spüren positive wie negative Entwicklungen innerhalb der Branche.

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Renaissance der Traditionsmarken

Im Rahmen dieser Wiederentdeckung schafften auch viele Traditionsmarken die Rückkehr zu internationalem Renommee. Darunter nicht zuletzt die Produktionsstätten mit Sitz im sächsischen Glashütte, wo die deutsche Uhrenindustrie am 7. Dezember 1845 von Ferdinand Adolph Lange aus der Taufe gehoben wird.

Die Glashütter Uhrenbetriebe, die aus dieser Gründung hervorgehen, bestehen mehr als 170 Jahre, durch zwei Weltkriege und die Teilung Deutschlands hindurch. Nach der Wende versinken die Betriebe in der Bedeutungslosigkeit, die Konkurrenz der Quarzuhren ist bis hier zu spüren. Die Treuhand verwaltet das, was von der ehemals florierenden Industrie in Glashütte übrig ist.

Die Manufakturen werden schließlich 1994 von Heinz W. Pfeifer und Alfred Wallner übernommen, die an der Traditionsstätte investieren und wieder mechanische Uhren mit dem Prädikat „Glashütte Original“ produzieren. Schon 1990 kehrt mit Walter Lange der Urenkel von Ferdinand Adolph Lange nach Glashütte zurück und gründet – genau 145 Jahre später – die Lange Uhren GmbH. Die Fabrikate von A. Lange & Söhne führen die Tradition hochwertiger mechanischer Armbanduhren fort.

Der deutsche Markt

Neben A. Lange & Söhne und Glashütte Original beheimatet die etwas mehr als 7.000 Einwohner zählende Stadt mehrere Uhrenbetriebe unterschiedlicher Größe. Im Gegensatz zu vielen der aus Deutschland stammenden Marken werden Werke und Gehäuse allerdings nicht von externen Produzenten eingekauft, Produktion und Fertigung finden vor Ort statt. Ähnlich verhält es sich im Schwarzwald, wo die Firma Junghans weiterhin als international bekannteste deutsche Uhrenmarke ansässig ist.

Der Schweizer Markt

Auch in der Schweiz gibt es einige Zentren, die traditionell mit der Uhrmacherei verbunden sind: Dazu zählen vor allem Genf sowie das Vallée de Joux und die Region um La Chaux-de-Fonds und Le Locle. Im „Tal der Uhrmacher“ kommt übrigens seinerzeit Ferdinand Adolph Lange in Kontakt mit dem dort herrschenden Verlagssystem, in dem die Einzelteile der Uhren von verschiedenen, spezialisierten Zulieferern vom Hersteller aufgekauft und zusammengesetzt und dann vom „Verleger“ verkauft werden.

Genf gilt neben dem Vallée de Joux und der Region um La Chaux-de-fonds als Zentrum der Schweizer Uhrmachertradition.

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Die Uhrmacherei ist ein fester Bestandteil der Schweizer Geschichte, einige der ältesten Uhrenbetriebe der Welt sind hier beheimatet. Mit der Werkstatt von Jehan-Jacques Blancpain gehört sogar die mutmaßlich älteste angemeldete Uhrenmarke überhaupt dazu, mit Anfängen im Jahr 1735. Nur wenig später liegt die Gründung der heutigen Marke Favre-Leuba, die Familie Favre begann 1737 mit dem Uhrmacherhandwerk. Es folgten Jaquet Droz (1738), Ferdinand Berthoud (1753) und Vacheron Constantin (1755).

Seither ist in der Schweiz die weltweit größte Markenvielfalt für Uhren entstanden, in dieser Hinsicht sind der Schweizer und der deutsche Uhrenmarkt führend. Inzwischen versammeln vor allem drei große Konzerne einen Großteil der bekannten Marken unter ihrem Dach, darunter auch einige der genannten Traditionswerkstätten der Schweiz sowie die in Deutschland ansässigen Marken. Swatch Group, LVMH (Moët Hennessy – Louis Vuitton) und Richemont erwirtschaften mit dieser Markenvielfalt rund ein Drittel der internationalen Umsätze.

Die Marktentwicklung

Der Markt für Armbanduhren, insbesondere im Luxussegment, bleibt aber nach wie vor stark konjunkturabhängig. In seinem Wirtschaftsbericht für das Jahr 2018 verweist der Bundesverband Schmuck und Uhren BVSU deshalb auf die Vielzahl äußerer Einflussfaktoren, die derzeit auf die Absatzzahlen einwirken: Neben Strukturveränderungen innerhalb der Branche, einer Messelandschaft im Wandel und dem schärfer werdenden internationalen Wettbewerb sind es nicht zuletzt politische Entwicklungen, die auch die Uhrenbranche treffen.

Dazu zählen der Handelsstreit zwischen den USA und China ebenso wie die noch ungeklärte Frage nach dem Brexit. Die Prognosen des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung zu Geschäftsklima und Exporterwartungen müssen ebenfalls berücksichtigt werden. Besonders zum Jahresende 2018 hatte die Branche Umsatzeinbußen aus dem Sommer fast ausgleichen können.

Nach einigen schwachen Jahren und den Krisen der Vergangenheit entwickelt sich der Uhrenmarkt wieder deutlich stabiler.

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Die Stabilität des Uhrenmarkts, wie sie der BVSU in seinem wirtschaftlichen Rückblick auf das Jahr 2018 erkennt, führt somit eine Marktentwicklung fort, die die Gesellschaft für Konsumforschung GfK schon für das Vorjahr resümierte. Das Marktforschungsinstitut sah den deutschen Uhrenmarkt in Bewegung, was nicht zuletzt am steigenden Anteil an Smart Watches am Gesamtabsatz der Branche lag. Deutsche Konsumenten bevorzugen aber weiterhin die Preissegmente bis 200 Euro, statt Luxus stehen eher modische Erwägungen beim Kauf im Vordergrund.

Ein positives Fazit zog auch der Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie (FH), die Exporte konnten um knapp über sechs Prozent zulegen im Vergleich zum Vorjahr, die Umsätze auf über 21 Milliarden Franken gesteigert werden. Insgesamt sieht sich die Uhrenbranche – nicht nur in der Schweiz – nach zuletzt eher schwächeren Jahren und trotz der nach wie vor bestehenden Herausforderungen auf einem guten Weg. Die Krise, die sich noch vor wenigen Jahren in Form fallender Absatzzahlen ankündigte, scheint überwunden.

Der Vertrieb

Was der Bericht der GfK aber auch aufzeigt: Die Vertriebswege der Uhrenindustrie ändern sich zunehmend. Für Luxusuhren gilt zwar weiterhin, dass vor allem der Fachhandel eine federführende Rolle einnimmt. Allerdings werden selbst im hochpreisigen Segment andere Vertriebswege immer wichtiger. Vor allem kleinere Hersteller schaffen es oftmals nicht in den Fachhandel, den die großen Marken mit selektiven Distributionsverträgen an sich binden.

Damit sind sie gezwungen, andere Wege zu beschreiten: In erster Linie handelt es sich dabei um eigene Online-Shops und den Direktvertrieb. Den Internethandel entdecken aber auch die großen Luxusmarken mehr und mehr für sich, sowohl das Angebot wie auch die Umsätze in diesem Bereich sind seit einigen Jahren steigend. Im Vergleich zu den Monobrand-Stores, die in den Städten vor allem für Markenpräsenz sorgen sollen, ist der E-Commerce sehr viel mehr für Verkäufe zuständig.

Was in den niedrigeren Preissegmenten längst eine Selbstverständlichkeit ist, musste sich im Luxusuhrenbereich erst gegen die Skepsis der Hersteller durchsetzen. Eine Gefahr sehen diese vor allem in Fälschungen, die gerade über den Internethandel in Umlauf gebracht werden können. Umgekehrt ist der allgemeine Trend zum Online-Einkauf Anreiz genug, sich beim Vertrieb breiter aufzustellen.

Die Messelandschaft

Zu Beginn des Jahres 2019 konnten die Veranstalter der INHORGENTA in München, als ein der der großen internationalen Fachmessen für Uhren, Schmuck und Edelsteine, ein weiteres Mal einen Zuwachs bei den Ausstellerzahlen vermelden. Selbstverständlich ist das in der Messelandschaft der Branche keineswegs, die üblichen Form ist zusehends Veränderungen unterworfen.

Der Salon International de la Haute Horlogerie (SIHH) in Genf beispielsweise fand in diesem Jahr zum letzten Mal zum gewohnten Termin statt, ab dem kommenden Jahr wird die Messe terminlich an die Baselworld gekoppelt. Vor allem die Ausstellung in Basel hat in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung eingebüßt: Galt sie über lange Jahre als die führende Messe der Branche, hat nicht zuletzt die Entscheidung der Swatch Group, ihre insgesamt 18 Marken nicht mehr in Basel ausstellen zu lassen, an diesem Status gerüttelt.

Zuletzt zog es immer weniger Vertreter der Uhrenbranche nach Basel, die Baselworld steht deshalb als bedeutendste Messe vor einem grundlegenden Wandel.

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Diese werden stattdessen in Eigenregie des Großkonzerns in Zürich präsentiert, wodurch gewissermaßen eine dritte Uhrenmesse entstanden ist. Einen ähnlichen Weg beschritten bereits im vergangenen Jahr wichtige Zulieferer der Branche, die tatsächlich ihre eigene Messe etablierten: Die Technical Watchmaker Show findet an den Firmensitzen der in La Chaux-de-Fonds ansässigen Betrieben statt, auswärtige Unternehmen können dort als Gäste ausstellen.

Obwohl die Messen nach wie vor in erster Linie dem Kontakt mit dem Fachpublikum dienen und eine eindeutig geschäftsorientierte Ausrichtung haben, liegen die Voraussetzungen hierfür mittlerweile anders. Wie etwa die großen Technik- und Automobilkonzerne bewiesen haben, lassen sich diese Geschäfte ebenso gut im Rahmen von Hausmessen abschließen, sofern der persönliche Kontakt für den Vertrieb gewünscht ist.

Ansonsten verlagert sich auch hier der Schwerpunkt zunehmend auf den Online-Bereich, ein Messebesuch ist somit für Hersteller wie Händler nicht mehr zwingend notwendig. Möglich also, dass sich die Messelandschaft für die Uhrenbranche in Zukunft noch weiter wandeln wird.

Die Produkte

Wie schon in den einleitenden Ausführungen erklärt, hat die Umdeutung insbesondere der mechanischen Uhr mit der „Quarzkrise“ begonnen. Die Quarzuhren haben innerhalb weniger Jahre den Platz als Gebrauchsgegenstand eingenommen, wobei auch die Preisentwicklung eine maßgebliche Rolle spielte. Mit der weitgehenden Verbreitung von mobilen Geräten, allen voran Smart Phones, sind prinzipiell sogar diese Uhren verzichtbar geworden, die Uhrzeit lässt sich auch ohne sie ablesen.

Die Uhr als Luxusgut

Mechanische Uhren mussten unter diesen Bedingungen einen neuen Platz finden und taten dies im Bereich der Luxusgüter. In Sammlerkreisen ist es gerade die zugrundeliegende traditionelle Handwerkskunst der Uhrmacher geschätzt, als filigranes Gegenstück zu industriell und maschinell gefertigten Uhren. Damit avancierten die mechanisch getriebenen Uhren zum Ausdruck eines bestimmten Lebensgefühls und zu Statussymbolen – wozu auch das entsprechende Markenbewusstsein einerseits und Kenntnisse der umfassenden Fachterminologie andererseits gehören.

Luxusgut, Statussymbol, Sammelobjekt: Mechanische Uhren haben seit der Quarzkrise der späten 1960er eine erhebliche Umdeutung erfahren.

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Die Gefahr durch Fälschungen

Obwohl diese Entwicklung dazu geführt hat, die Luxusuhrenbranche nach Jahren teilweise schwerster Krisen, wie sie etwa in der Schweiz nur durch das Eingreifen der hiesigen Banken zu überwinden war, wieder zu Stabilität und Wachstum zurückzuführen, ist sie nicht ausschließlich positiv. Die neue Bedeutung als Statusobjekt weckt Begehrlichkeiten und eröffnet Fälschern seit geraumer Zeit die Möglichkeit, ihre Nachahmungen auf den Markt zu bringen. Tatsächlich gehören Fälschungen zu den schwerwiegenden Problemen der Uhrenindustrie.

Der Verband der Schweizer Uhrenindustrie rechnet mit einem jährlichen Schaden von etwa 800 Millionen Franken – umgerechnet über 700 Millionen Euro –, der durch Produktpiraterie entsteht. Problematisch dabei: In der Schweiz ist der Besitz einer Fälschung für den privaten Gebrauch gesetzlich nicht verboten, gezielte Käufe von gefälschten Uhren daher keine Seltenheit.

Besonders beim Kauf von gebrauchten Luxusuhren besteht sowohl für die Verkäufer als auch für die Käufer das Risiko, keine Originalware in Händen zu halten. Um Herkunft und Echtheit in Zukunft besser nachvollziehbar machen zu können, setzt etwa LVMH seit kurzem auf die Blockchain-Technologie. Neben der Authentifizierungsproblematik spielen zudem wirtschaftliche Gründe eine Rolle für das größere Engagement der Uhrenkonzerne.

Der Handel mit gebrauchten Luxusuhren hat sich zu einem Wachstumsmarkt entwickelt, der zunächst von Auktionshäusern, lokalen Händlern oder Online-Plattformen bedient wurde. Die Richemont-Gruppe hat deshalb bereits 2018 die britische Uhrenplattform Watchfinder übernommen, die online wie auch in mehreren Filialen gebrauchte Uhren der Luxusmarken anbietet. Ein Geschäftsmodell, das inzwischen von einer wachsenden Zahl an Marken in ähnlicher Weise verfolgt wird.

Wiedererkennungswert: Die Designs von Luxusuhren werden eher selten grundlegend erneuert – im Gegensatz zu weniger teuren Uhren, die deutlich mehr der Mode folgen.

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Die Produktvielfalt

Obwohl Luxusuhren in ihrem Design grundsätzlich nach Zeitlosigkeit und Wiedererkennungswerten suchen, sind sie – genau wie Armbanduhren aus niedrigeren Preissegmenten – modischen Trends und dem Streben nach technologischer Innovation unterworfen. Wie ein Blick auf die Neuheiten zeigt, die auf der diesjährigen Baselworld vorgestellt wurden, bewegen sich neue Modelle im Luxussegment weitgehend im Bereich moderater Variationen bekannter Serien.

Klassik, Minimalismus und Bauhaus

Das passt zur Trendprognose des BVSU für das laufende Jahr, das nach Angaben des Verbands ganz unter dem Motto der neuen Klassik steht, daneben spielen Minimalismus und Retro-Designs eine große Rolle. Die Gestaltung steht dabei vielfach unter dem Eindruck des 100jährigen Jubiläums des Dessauer Bauhaus, Sondereditionen mit bewusst zurückgenommenem Design im Stil der Künstlerbewegung.

Tatsächlich gehörte der Leitsatz – „Form folgt Funktion“ – schon vorher zum Designrepertoire etablierter Marken, die Nomos Tangente etwa steht schon seit 1992 für die Bauhausprinzipien, ohne das explizit herauszustellen. Junghans engagierte in den 1950er Jahren den Schweizer Max Bill, ehemals Student am Bauhaus, der die Junghans Küchenuhr entwickelte und damit das maßgebliche Design für eine mittlerweile klassische Armbanduhr lieferte, die seinen Namen trägt.

Smart Watches

Als moderner Trend gelten hingegen Smart Watches, die Apple 2015 mit der Apple Watch am Markt etablierte. Seither ist der Marktanteil steigend, wie der Deloitte-Bericht zur Schweizer Uhren Industrie belegt. Als Bedrohung für klassische Armbanduhren werden die Smart Watches dennoch nicht empfunden, was nicht zuletzt an den sehr unterschiedlichen Zielgruppen und Preiskategorien liegen mag.

Reaktionen auf den anhaltenden Trend gab es trotzdem bei verschiedenen Herstellern, LVMH kündigte beispielsweise eine Kooperation mit den Technologieunternehmen Intel und Google an. Hervorgegangen ist aus dieser Zusammenarbeit die TAG Heuer Connected, Bulgari, Frédérique Constant und Alpina gingen ähnliche Wege. Digitalisierung und Tradition lassen sich demnach also durchaus miteinander verbinden, wahrscheinlicher ist aber für die Zukunft ein Nebeneinander von klassischen und intelligenten Uhren.

Der Beruf

Die beruflichen Möglichkeiten für Uhrmacher lassen sich grob in drei Arbeitsfeldern zusammenfassen: Produktion, Reparatur und Service. Parallel zu den stabileren Absatzzahlen zeigt laut dem Schweizer Arbeitgeberverband der Uhrenindustrie (Convention patronale de l’industrie horlogère suisse, CP) auch die Entwicklung der Arbeitsplätze wieder eine positive Entwicklung. In der Schweiz sind demnach im Jahr 2018 etwa 3.000 neue Stellen entstanden, nachdem in den vorangegangenen Jahren Stellen abgebaut worden waren.

Neue Entwicklung gibt es auch bei den Berufsbildern der Branche: Obwohl die Vorstellung des Uhrmachers, der hochkonzentriert und in Handarbeit ein Uhrwerk Teil für Teil zusammensetzt, einen beträchtlichen Anteil an der Beliebtheit mechanischer Uhren haben dürfte, so entspricht sie längst nur noch in wenigen Fällen der Realität. Uhrenfertigung ist ein industrialisierter Prozess, Konstrukteure, Ingenieure, Uhrmacher und Dekorateure arbeiten darin mit computergesteuerten Hilfsmitteln.

Geduld und Fingerfertigkeit: Vor allem bei Reparaturen sind diese Eigenschaften gefragt, ansonsten ist der Beruf des Uhrmachers sehr von industrialisierten Prozessen gezeichnet.

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Dadurch verlagern sich in vielen Bereichen die Schwerpunkte der Arbeit, der CP hat deswegen in der Schweiz drei neue Ausbildungen ins Leben gerufen, um den Herausforderungen in Produktionsmanagement und Qualität mit entsprechenden Fachkräften begegnen zu können. Da außerdem die Digitalisierung in immer größerem Ausmaß – von der Produktion bis zum Vertrieb – die Strukturen der Uhrenbranche beeinflusst, hat etwa die Feintechnikschule in Villingen-Schwenningen erste Berührungspunkte mit der elektronischen Warenwirtschaft geschaffen.

Daneben haben außerdem Dienstleistungsangebote ein größeres Gewicht bei den Aufgabenbereichen des Uhrmachers: Anders als die Produktion ist die Wartung und Reparatur von mechanischen Armbanduhren noch Handarbeit, für die Spezialisten gefragt sind. Die Ausbildung deckt zudem eine Vielzahl anderer Uhrenarten ab, deren Wartung eine kaum weniger umfangreiche Spezialisierung benötigt.

Da sich die Funktionsweise mechanischer Uhren außerdem nicht grundlegend verändert – da sie prinzipiell bereits veraltet ist – bleiben viele Tätigkeitsfelder weiterhin erhalten.

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