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Von Klo-Prüfungen bis Manneskraft – die skurrilsten DIN-Normen
Wenn es um Standards und Regeln für Alltagsobjekte und Prüfprozesse geht, ist meist das Deutsche Institut für Normung (DIN) im Spiel. Seit der ersten DIN-Norm im Jahre 1918 hat das Institut inzwischen etwa 35.000 Normen entwickelt. Dadurch kann zum Beispiel die Qualität von bestimmten Produkten sichergestellt werden, da die Regelwerke klare Anforderungen festlegen. Allerdings sind die DIN-Normen keine Pflicht.
DIN 1385 – Der Normprüfkörper für Toiletten
Um Toilettenspülungen so realistisch wie möglich zu testen, gibt die DIN 1385 vor, wie solch eine Prüfung ablaufen soll. Dabei wird vorgegeben, einen „Normprüfkörper“, der menschliche Fäkalien nachbilden soll, einzusetzen. Dieser ist allerdings nicht im Fachhandel erhältlich, sondern wird von den Prüfern unter anderem aus Kunstdarm, Zwirn und Metallringen selbst hergestellt. Für den Funktionstest selbst werden vier solcher Prüfkörper mit zwölf Blättern lose geknülltem Toilettenpapier in die Toilette gegeben und heruntergespült.
DIN 1451 – Schöner Schilderwald
Sagt Ihnen Engschrift, Mittelschrift und Breitschrift was? Nein? Dennoch sind Ihnen alle drei Schriftarten mit Sicherheit schon einmal begegnet. Ob auf gelben Wegweisern irgendwo auf dem Land, an der Autobahnausfahrt in der Großstadt oder am Ortseingang der Heimatstadt: Egal wo wir uns in Deutschland befinden, die Straßenschilder sehen immer gleich aus. Das liegt an DIN 1451. Sie gibt Schriftarten vor, die im Straßenverkehr eingesetzt werden und eine gute Lesbarkeit sicherstellen sollen. Bis Ende 2000 waren auch deutsche Autokennzeichen mit der genormten Schrift versehen, ehe sie durch die fälschungssichere FE-Schrift ersetzt worden war.
DIN 5032 – DIN im Kunstunterricht
Pinsel in verschiedenen Größen, Wasser und Papas altes Hemd als Schutz vor Farbklecksen – fertig ist die Ausrüstung für angehende Künstler. Doch da fehlt noch eins – der Deckfarbkasten. Bis zum Rückzug der Norm 2018 regelte DIN 5032, welche Farbtöne in einen Deckfarbkasten gehören, wie sie anzuordnen sind und sogar, dass eine Tube Deckweiß im Kasten zu liegen hat. Dazu gehörten neben den Primärfarben unter anderem Violett, Gebrannte Siena und Ultramarinblau.
Diese blaue Farbe war auch der Grund für die ersatzlose Streichung der Norm: Beim Herstellen des korrekten Farbtons für das DIN-Ultramarinblau würden die inzwischen verschärften Aluminiumgrenzwerte überschritten werden. Welche Farbtöne heute im Deckfarbkasten vertreten sind, ist daher heute nicht mehr durch eine DIN-Norm geregelt.
DIN 33411 – Manneskraft
„Männer sind furchtbar stark“, fand schon Herbert Grönemeyer. Wie stark, das gibt der dritte Teil der DIN 33411 an – allerdings nur für Handräder. Solche per Hand drehbaren Räder kommen unter anderem beim Bedienen von Ventilen zum Einsatz. Daher muss sichergestellt werden, dass sie auch problemlos bedient werden können. Genau das wird gemäß dieser DIN-Norm überprüft.
1989, fünf Jahre nach dem Debüt von Herbert Grönemeyers Lied, wurde mit einer ausgewählten Gruppe körperlich trainierter Männern überprüft, wie viel Kraft sie maximal auf ein Handrad ausüben können. Der Test ergab 280 Newtonmeter für ein horizontal und 200 Newtonmeter für ein vertikal angeordnetes Rad. Und was verstanden die Prüfer unter körperlich trainierten Männern? Die Auserwählten waren zwischen 18 und 40 Jahren alt, 154 bis 195 Zentimeter groß und wogen 47 bis 113 Kilogramm.
DIN 66399 – Hör mal, wer da schreddert
Datenschutz ist den Deutschen wichtig, genauso wie die Eigenheit, alles erstmal auszudrucken. Gerade bei sensiblen Dokumenten will dann jedoch auch das ordnungsgemäße Schreddern der Akten und Datenträgern gelernt sein. Die DIN 66399 schreibt dafür sieben Sicherheitsstufen vor. Stufe eins ist für allgemeine, nicht personenbezogene Daten wie Kataloge und Prospekte gedacht. Geschredderte Papierstreifen dürfen dann maximal zwölf Millimeter breit sein. Die höchste, siebte Stufe dient dagegen für streng geheime Daten, beispielsweise aus dem militärischen oder geheimdienstlichen Bereich. Hier dürfen Papierschnipsel und Festplatten maximal fünf Quadratmillimeter groß sein.