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Rosmarin, Lavendel, Thymian: Der Duft des Südens

Weshalb hieß Rosmarin früher auch »Hochzeitsblümchen«?

Bevor der Myrtenkranz in Mode kam, trugen Bräute einen Kranz und Hochzeitsgäste ein Sträußchen aus Rosmarin. Denn seit der Zeit Karls des Großen galt der Rosmarin (Rosmarinus officinalis), der mit Mönchen aus dem Mittelmeergebiet über die Alpen kam, als Sinnbild der Treue. Er zählt zu jenen Kräutern, die bereits in den mittelalterlichen Klostergärten angebaut wurden, doch bekannt war er weit früher. So schmückten bereits die alten Römer mit Rosmarinkränzen ihre Hausaltäre und die Griechen bereiteten einen Rosmarinwein zu.

Wird Rosmarin nur in der Küche genutzt?

Nein. Zwar ist er für viele Gerichte aus der italienischen und südfranzösischen Küche unentbehrlich, doch der immergrüne Halbstrauch mit den ledrigen, Tannennadeln ähnelnden Blättern und den hellblauen Blüten hat mehr zu bieten: Sein typischer harziger Geruch und Geschmack – etwas an Eukalyptus und Kampfer erinnernd – ist auf einen hohen Gehalt an Bitterstoffen und ätherischem Öl zurückzuführen; dieses Öl gilt als eines der ersten ätherischen Öle, die der Mensch gewonnen hat. Es wird u. a. zur Herstellung von Haut- und Haarpflegemitteln verwendet und ist beispielsweise Bestandteil des echten Kölnisch Wassers. Im 16. Jahrhundert wurde aus frischen Rosmarinblüten und Alkohol das erste destillierte Parfum hergestellt, das »Königlich-Ungarische Wasser« (Aqua Reginae Hungariae).

In der Heilkunde wird Rosmarin als Öl sowie getrocknet oder frisch als Antiseptikum verwendet. Rosmarinöl ist außerdem harntreibend, hilft bei Schmerzzuständen und Erkältungen; es wirkt generell erfrischend und wohltuend, vor allem als Badezusatz.

Ist Lavendel eine Gewürzpflanze oder ein Duftstoff?

Beides. Als Gewürz wird er vor allem in der südfranzösischen Küche geschätzt, wo er einen wichtigen Bestandteil der »Herbes de Provence« (Kräuter der Provence) bildet. Man sollte Lavendel allerdings nur kräftigen Gerichten zusetzen, da sein etwas aufdringlicher Geschmack leicht dominiert und die Speisen dann unangenehm parfümiert und etwas bitter schmecken.

Weit bekannter ist allerdings sein Einsatz in der Kosmetik- und Parfümindustrie. Denn aus dem Echten Lavendel (Lavandula angustifolia) wird das Lavendelöl gewonnen, aus dem die Parfümeure Lavendelwasser herstellen. Lavendelöl ist die Grundlage vieler berühmter Parfüms.

Übrigens: Noch vor etwa 40 Jahren wuchs vor allem der Echte Lavendel auf den Feldern der Provence. Heute stehen dort überwiegend Hybridpflanzen. Sie sind anspruchsloser und liefern gleichzeitig mehr Öl. So geht der Anbau des Echten Lavendels immer weiter zurück und macht heute nur noch etwa drei Prozent aus. Seit der Lavendelduft auch synthetisch hergestellt werden kann, nimmt der Lavendelanbau insgesamt ab.

Welcher Inhaltsstoff verleiht dem Thymian seine Würze?

Das Thymol. Es ist u. a. für den etwas rauchigen Geschmack des Thymians (Thymian vulgaris) verantwortlich, der in vielen Regionen in der Küche besonders geschätzt wird. Besonders beliebt ist das Kraut in Frankreich, wo man frische Thymianzweige mit anderen Kräutern zum »Bouquet garni« bindet und getrockneten Thymian den »Herbes de Provence« beigibt. In England ist Thymian (neben Minze) das beliebteste Gewürzkraut überhaupt, in den USA spielt er vor allem in der Küche von New Orleans eine große Rolle. Bemerkenswert ist, dass sich – im Gegensatz zu vielen anderen Kräutern – die Würzkraft des Thymians durch Trocknen verstärkt.

Übrigens: Thymol wirkt u. a. schleimlösend, antimikrobiell, antiseptisch und durchblutungsfördernd.

Was ist Speiköl?

Das Öl des Echten Speiks (Valeriana celtica), der im Mittelalter noch zu den Lavendelarten gerechnet wurde, allerdings zur Familie der Baldriangewächse gehört. Sein Wurzelstock liefert ein höchst aromatisches, erfrischend duftendes Öl, das seit alters für kosmetische wie medizinische Zwecke sehr begehrt ist. Man parfümiert damit Seifen und Rasierwässer, vertreibt Motten oder setzt es Heilsalben zu.

Die nur maximal 15 Zentimeter hohe Pflanze ist in den Ostalpen zu Hause, wo sie in Lagen von 1800 bis 2800 Metern Höhe gedeiht. Sie tritt nur an wenigen Standorten auf, dort aber in der Regel massenhaft – an manchen Bergmatten so zahlreich, dass diese Speikböden genannt werden.

Wussten Sie, dass …

Rosmarin frei übersetzt »Meertau« heißt? Seinen würzigen Duft nahmen Seefahrer früherer Zeiten schon wahr, bevor sie das Land selbst sahen.

Thymian auch hierzulande wild wächst? Es ist der Feldthymian oder Quendel (Thymus serpyllum), aus dessen Blüten man einen aromatischen Sirup bereiten kann.

der Name »Lavendel« aus dem Lateinischen kommt? Er kommt von »lavare«, waschen, was auf die Verwendung der Pflanze für Badeessenzen und -öle verweist.

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