Lexikon
Guinness
[
ˈginəs
]Sir (seit 1959) Alec, britischer Schauspieler, * 2. 4. 1914 Marylebone bei London, † 5. 8. 2000 Midhurst, West Sussex; ab 1934 am Theater, u. a. am Old Vic in London (dort vor allem als Shakespearedarsteller erfolgreich); von außergewöhnlicher Wandlungsfähigkeit; nach dem 2. Weltkrieg Karriere als Filmschauspieler: „Adel verpflichtet“ 1949; „Ladykillers“ 1955 und „Die Brücke am Kwai“ 1957; weitere Rollen u. a. in „Lawrence von Arabien“ 1962; „Doktor Schiwago“ 1965; „Krieg der Sterne“ 1977 (1980, 1983); „Reise nach Indien“ 1984; „Stumme Zeugin“ 1994.
Guinness, Sir Alec
Sir Alec Guinness
© Corbis/Bettmann/Reuters
Lean, David und Guinness, Alec
David Lean und Alec Guinness
© Corbis/Bettmann/UPI
- Deutscher Titel: Adel verpflichtet
- Original-Titel: KIND HEARTS AND CORONETS
- Land: Großbritannien
- Jahr: 1949
- Regie: Robert Hamer
- Drehbuch: Robert Hamer, John Dighton, nach einem Roman von Roy Horniman
- Kamera: Douglas Slocombe
- Schauspieler: Alec Guinness, Dennis Price, Valerie Hobson, Joan Greenwood
- Auszeichnungen: Filmfestival Venedig 1949 für Kostüme
Mit der Darstellung von acht britischen Adeligen in Robert Hamers Grotesk-Komödie »Adel verpflichtet« begründet Alec Guinness seinen Weltruhm als Filmschauspieler.
Der Film erzählt die Geschichte von Louis Mazzani (Dennis Price), dessen Mutter wegen unstandesgemäßer Heirat aus der Adeligenfamilie der Ascoynes ausgestoßen wurde. Louis liebt seine Mutter abgöttisch und beschließt nach ihrem Tod, Rache an den blaublütigen Verwandten zu nehmen. Er plant acht Morde, um legitimer Herzog von Chalfont zu werden. Seine nichts ahnenden Opfer verkörpert allesamt Alec Guinness, der sie mit Hilfe hervorragender Masken und Mimik zu Karikaturen britischer Eigenarten ausstaffiert.
Louis ist es zu banal, seine Verwandtschaft mit konventionellen Methoden wie Pistolenschüssen umzubringen. Er nutzt die spezifischen Schwächen seiner Opfer und inszeniert die Verbrechen regelrecht. So begegnet der Hobbyfotograf seinem Schicksal beim Einschalten der Lampe in der Dunkelkammer. Den Portweinliebhaber beglückt Louis mit einer tödlichen Spezialmischung seines Lieblingsgetränks. Als Louis schließlich am Ziel ist, wird er jedoch verhaftet, weil eine vernachlässigte Geliebte ihm aus Rache den Mord an ihrem Ehemann anhängt. Louis kann der Justiz seine tatsächliche Unschuld in diesem Fall zwar nachweisen, vergisst aber seine Tagebuchaufzeichnungen in der Zelle.
Louis kommentiert seine Morde mit nachlässigem, trockenem Humor aus dem »Off«. So verlieren die Morde im Strudel des ironisierenden Witzes und der von Guinness überzogenen Zeichnung der Opfer alle Merkmale, die sie als Verbrechen erkennen lassen.
»Adel verpflichtet« ist der Auftakt einer sechsjährigen, erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen den britischen Ealing-Studios und Alec Guinness als ihrem Zugpferd.
- Deutscher Titel: Ladykillers
- Original-Titel: THE LADYKILLERS
- Land: Großbritannien
- Jahr: 1955
- Regie: Alexander Mackendrick
- Drehbuch: William Rose
- Kamera: Otto Heller
- Schauspieler: Alec Guinness, Katie Johnson, Cecil Parker, Peter Sellers
Alexander Mackendrick spielt in »Ladykillers« das Thema »Geldraub auf die feine englische Art« durch.
Die schrullige alte Mrs. Wimmerforce (Katie Johnson) freut sich über neue Untermieter: Professor Markus (Alec Guinness) und seine vier Freunde üben in zwei Zimmern ihres Hauses klassische Konzerte. Sie ahnt nicht, dass die Musik von der Platte kommt und die Gentlemen einen Millionenraub planen. Dabei wird Mrs. Wimmerforce zur perfekten Tarnung, denn die unverdächtige Frau transportiert auch noch die Beute vom Tatort weg. Dann aber kommt sie zufällig hinter das Geheimnis. Den Räubern bleibt nur eins: Die Beseitigung der Mitwisserin. Doch da keiner von ihnen die Tat begehen kann, bringen die Gangster sich im Streit darüber gegenseitig um.
Die Komödie wurde in den ehrwürdigen Ealing-Studios gedreht, die Ende 1955 geschlossen wurden.
- Deutscher Titel: Die Brücke am Kwai
- Original-Titel: THE BRIDGE ON THE RIVER KWAI
- Land: USA
- Jahr: 1957
- Regie: David Lean
- Drehbuch: Pierre Boulle, nach seinem Roman
- Kamera: Jack Hildyard
- Schauspieler: Alec Guinness, William Holden, Jack Hawkins
- Auszeichnungen: Oscars 1958 für Film, Regie, Drehbuch, Hauptdarsteller (Alec Guinness), Kamera, Schnitt und Musik
David Lean ist der erste britische Regisseur, der mit einem Oscar ausgezeichnet wird. Für seinen Anti-Kriegsfilm »Die Brücke am Kwai« wurde die größte Brückenkulisse in der Filmgeschichte gebaut – 35 m hoch und 110 m lang.
Die Einheit des britischen Offiziers Nicholson (Alec Guinness) soll während ihrer japanischen Gefangenschaft eine für Japan strategisch wichtige Brücke über den Fluss Kwai bauen. Nicholson weigert sich, nach einmonatiger Haft gibt der japanische Oberst Saito nach und lässt den britischen Offizier frei: Triumphierend besichtigt Nicholson den Stand der Bauarbeiten und bemängelt deren Schwächen. Er übernimmt schließlich die Bauleitung und demonstriert mit der Fertigstellung der Brücke stolz die britische Überlegenheit.
Gleichzeitig bereitet ein alliiertes Kommando die Sprengung der Brücke vor. Am Einweihungstag entdeckt Nicholson die verlegten Kabel. Entsetzt versucht er, die Explosion zu verhindern, doch dann erkennt er, dass er sich damit auf die Seite des Kriegsgegners Japan stellt. Er löst selbst die Sprengung aus und opfert dabei sein Leben.
Auf die ironische Kritik, wie sie Pierre Boulle in der Romanvorlage an der Sinnlosigkeit des Kriegs übt, wird im Film verzichtet; dennoch wird er bei Publikum und Kritik zu einem Erfolg – der Film erhält insgesamt sieben Oscars.
Alec Guinness, der in vielen Lean-Filmen mitspielt, etabliert sich mit der Hauptrolle endgültig als Star.
- Deutscher Titel: Lawrence von Arabien
- Original-Titel: LAWRENCE OF ARABIA
- Land: Großbritannien
- Jahr: 1962
- Regie: David Lean
- Drehbuch: Robert Bolt, nach der Autobiografie von T. E. Lawrence
- Kamera: Freddie Young
- Schauspieler: Peter O„Toole, Omar Sharif, Anthony Quinn, Alec Guinness
- Auszeichnungen: Oscars 1963 für Film, Regie, Kamera, Musik, Ausstattung, Ton, Schnitt; British Academy Award 1962 für Film, Hauptdarsteller (Peter O„Toole)
David Lean stellt mit »Lawrence von Arabien« einen Monumentalfilm vor, der ein riesiger Kassenerfolg wird.
Der britische Offizier T. E. Lawrence (Peter O„Toole) ist im Ersten Weltkrieg in Ägypten stationiert und wird nach einem misslungenen Wüstentransport von dem eigensinnigen arabischen Stammesführer
El
Sherif (Omar Sharif) aufgenommen. Lawrence vereint die Stämme in einem erfolgreichen Aufstand gegen die Türken. Lean kombiniert in dem optischen Meisterwerk einzigartige Farbaufnahmen aus der Wüste mit intensiven Studien einer Männerfreundschaft. Die unbekannten Schauspieler O„Toole und Sharif werden damit weltweit bekannt.
Kritiker bemängeln die Glorifizierung des Helden in der Geschichte, welche ihrer Meinung nach die historische Problematik außer Acht lässt. Als künstlerisches Epos findet der Film, der Ende der 80er Jahre als Remake von Robert Harris und Jim Painten in die Kinos kommt, breite Anerkennung.
- Deutscher Titel: Doktor Schiwago
- Original-Titel: DOCTOR ZHIVAGO
- Land: USA
- Jahr: 1965
- Regie: David Lean
- Drehbuch: Robert Bolt, nach einem Roman von Boris Pasternak
- Kamera: Freddie Young
- Schauspieler: Omar Sharif, Geraldine Chaplin, Julie Christie, Rod Steiger, Alec Guinness
- Auszeichnungen: Oscars 1966 für Drehbuch, Kamera, Ausstattung, Kostüme, Musik
In New York präsentiert David Lean am 22. 12. 1965 die weltberühmte Geschichte des »Doktor
Shiva
go«. Der über dreistündige Film wird zu einem der unsterblichen Publikumserfolge. Im
Russland
vor der Revolution kommt es zu einer schicksalhaften Begegnung zwischen dem verheirateten Mediziner Juri
j Schiwago (Omar Sharif) und der jungen Lara (Julie Christie). Die Wirren der Oktoberrevolution führen beide als Liebende zusammen und trennen sie wieder. Ein gemeinsamer Winter ist der Höhepunkt in beider Leben, dann muss Lara vor den Revolutionären fliehen. Sie sehen sich vor Juri
js Tod nicht wieder. Kinozuschauer in aller Welt nehmen bewegt an dem Schicksal der beiden Anteil, nur in
Russland
sind Roman und Film verboten. Lean bestätigt mit farbenprächtigen Aufnahmen und sicherem Stil seinen Ruf als Meister großen Gefühlskinos. 30 Jahre umfasst die Handlung dieses Films, in dem Pasternaks wehmütige, aber nicht verklärende Vision vom »guten Russland
« seine visuelle Entsprechung findet. - Deutscher Titel: Krieg der Sterne
- Original-Titel: STAR WARS
- Land: USA
- Jahr: 1977
- Regie: George Lucas
- Drehbuch: George Lucas
- Kamera: Gilbert Taylor
- Schauspieler: Mark Hamill, Harrison Ford, Carrie Fisher, Peter Cushing, Alec Guinness
- Auszeichnungen: Oscars 1978 für Ausstattung, Ton, Musik, Schnitt, Kostüme, Visuelle Effekte, Spezialpreis für Toneffekte
Mit einem beispiellosen Aufwand an Tricktechnik und Spezialeffekten zieht George Lucas mit seinem Weltraumepos »Krieg der Sterne« Zuschauer in aller Welt (sogar in der Volksrepublik China) in seinen Bann. Sein Film wird zu einem der kommerziell erfolgreichsten Streifen aller Zeiten – mit 193,5 Mio. Dollar Einspielergebnis auf Platz 2 der »ewigen Bestenliste« (hinter »E. T.«).
Lucas„ Geschichte hat den naiven Charme eines Märchens: Ein finsterer, brutaler Herrscher will mit seinem »Todesstern«, einer uneinnehmbaren Raumstation, und seinen Männern das Universum unterjochen. Prinzessin Leia Organa (Carrie Fisher), die gegen die Unterdrücker kämpft, wird von ihnen gefangengenommen. Mit Hilfe ihrer Roboter kann sie aber im letzten Moment einen Hilferuf ins All jagen, der bei dem Farmerjungen Luke Skywalker (Mark Hamill) landet. Zusammen mit dem weisen, alten Ben Kenobi, dem letzten der Jedi-Ritter, und dem Weltraumpiraten Han Solo (Harrison Ford) macht Luke sich auf, um die Prinzessin zu befreien.
Für seine »Raumfahrtoper« greift Lucas auf alle klassischen Hollywood-Abenteuer zurück: Er peppt die Weltraum-Story mit Elementen aus dem Western auf, baut Artus-Sage, Piratenfilm, Roboter-Slapstick und Liebeshändel ein. Dabei gibt es wie im Märchen keine Zwischentöne: Die Guten sind gut, und die Bösen sind böse, und beide sind als solche auch immer sofort identifizierbar.
Auf ihren Reisen durch die Galaxis begegnen die Helden den skurrilsten Fantasiegestalten, die aus Comicstrip und Drogenfantasien abzustammen scheinen. Diese schillernden Figuren gehören neben der Tricktechnik zu den Trümpfen des Films.
Lucas hatte die Idee zum »Krieg der Sterne« bereits 1971, doch erst nachdem sein Film »American Graffiti« (1973) an den Kinokassen genug Geld eingespielt hatte, konnte der 32-Jährige sein aufwändiges Weltraumabenteuer verfilmen. Nach dem sensationellen Erfolg von »Krieg der Sterne« – der Film gewann u.a. sechs Oscars – baut Lucas sein Märchen zu einer Trilogie aus: Im Abstand von jeweils drei Jahren folgen »Das Imperium schlägt zurück« (1980) und »Die Rückkehr der Jedi-Ritter« (1983) – wiederum Kassenerfolge.
- Deutscher Titel: Reise nach Indien
- Original-Titel: A PASSAGE TO INDIA
- Land: Großbritannien
- Jahr: 1984
- Regie: David Lean
- Drehbuch: David Lean, nach einem Roman von E. M. Forster
- Kamera: Ernest Day
- Schauspieler: Peggy Ashcroft, Judy Davis, James Fox, Alec Guinness, Nigel Havers
- Auszeichnungen: Oscar 1985 für Nebendarstellerin (Peggy Ashcroft), Musik
Nach 14 Jahren Regie-Abstinenz schließt David Lean mit »Reise nach Indien« noch einmal an die großen Erfolge seiner Monumentalfilme (»Lawrence von Arabien«, 1962, »Dr.
Schiwa
go«, 1965) an. Die Engländerin Mrs. Moore (Peggy Ashcroft) reist in den 20er Jahren nach Britisch-Indien, um ihren dort in der Kolonialverwaltung tätigen Sohn zu besuchen. Begleitet wird sie von dessen Verlobten Adela Quested (Judy Davis). Die Frauen zeigen sich zugleich beeindruckt und abgestoßen von der fremden Kultur; entsetzt aber sind sie über die Selbstgefälligkeit und den Rassismus ihrer Landsleute gegenüber den Indern.
Auf dem Schiff lernt Adela den indischen Arzt Dr. Aziz (Victor Banerjee) kennen, der versucht, seine Vorurteile abzubauen und die fremde Lebensart zu verstehen. Adele ist nach diesen Begegnungen zwar verwirrt, kann sich aus ihren Konventionen aber nicht lösen: Ein Eklat ist unausweichlich.
Über die brillanten Bilder kommt der historische Konflikt, die Unmöglichkeit der Verständigung verschiedener Nationen während der Kolonialzeit, nach Ansicht einiger Kritiker ein wenig zu kurz.
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