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Blumen – Verführung für Auge und Nase

Obgleich Weinkenner mit Blume das Bukett, also den Geruch des Weins, bezeichnen und Jäger unter Blume den Schwanz des Hasen verstehen, steht die Blume im täglichen Sprachgebrauch für eine Pflanzenblüte samt Stängel, wie sie z. B. auf der Wiese zu finden ist oder wie sie in eine Vase gestellt wird. Normalerweise nennt man nur die Blüten von krautigen Pflanzen Blumen, in Zusammenhang mit Gehölzen ist der Begriff unüblich.

Botanisch lässt sich Blume eigentlich nicht exakt definieren, allenfalls als eine Einheit der Blütenpflanzen, die der Bestäubung und letztlich der geschlechtlichen Fortpflanzung dient. Eine Blume darf nicht zwangsläufig mit einer einzelnen Blüte gleichgesetzt werden. Bei vielen Pflanzen stehen gleich mehrere Blüten dicht beieinander, teilen sich verschiedene Aufgaben und bilden in ihrer Gesamtheit eine Blume, z. B. die Körbchen der Sonnenblumen und Astern oder die Kolben samt Hüllblätter der Aronstabgewächse.

Bei der Gestaltung scheint der Ideenreichtum der Natur keine Grenzen zu kennen. Da gibt es Blüten, die eine nach oben geöffnete Schale bilden, wie beispielsweise bei Hahnenfuß und Klatschmohn, gigantische Trompetenblüten wie bei der Engelstrompete, aparte Blütenglocken wie bei den Glockenblumen, unscheinbare wie beim Edelweiß, die durch farbige Hochblätter Größe vorspiegeln, oder die besonders raffiniert gestalteten der Orchideen, die bei manchen Arten Insekten täuschend ähnlich sehen. Auch die Farbenpracht kann sich sehen lassen: Rotblaue Anthocyane, orange gefärbte Carotinoide oder gelbe Flavonoide dienen als Ausgangsstoffe für eine große Farbvielfalt, die durch bunte Streifen und Tupfen bei vielen Blumen noch unterstrichen wird. Gewellte oder mit Wachsen überzogene Oberflächen reflektieren das Licht in unterschiedlichste Richtungen und lassen viele Blüten zusätzlich besonders intensiv leuchten.

Hinzu kommt bei vielen Blumen ein unvergleichlicher Duft – sei es bei der Königslilie, die erst in der Dämmerung ihre schweren, sinnlichen Düfte verströmt, bei Maiglöckchen und Veilchen, deren Duftstoffe sogar Parfüms bereichern, oder bei Pfingstrosen und Taglilien, deren zarten Duft man nur in unmittelbarer Nähe wahrnimmt.

Tulpen: Nicht nur aus Holland

Wie kam die Gartentulpe nach Europa?

Ogier Ghislain de Busbecq, ein Gesandter von Kaiser Ferdinand I. am Hofe des türkischen Sultans in Konstantinopel, brachte die Gartentulpe im 16. Jahrhundert nach Prag und Wien. Er nannte die Pflanze »Tulipan«, woraus dann später »Tulpe« wurde. Obwohl die Pflanzen nicht dufteten, erregten sie durch ihre Farbenpracht allgemeines Aufsehen.

Nun war der Anfang gemacht und die Erfolgsgeschichte der Tulpe, die im Vorderen Orient bereits ab etwa 1000 n. Chr. in Gärten gezogen wurde, nahm auch in Europa ihren Lauf. Die ersten Tulpen, die in mitteleuropäischen Gärten wuchsen, blühten rot. Sie wurden zum ersten Mal von dem Schweizer Naturforscher Conrad Gesner beschrieben, der die neuartigen Pflanzen im Garten eines Augsburger Kaufmanns sah; von seinem Namen leitet sich im Übrigen die Bezeichnung Tulipa gesneriana ab, unter der heute alle Kultursorten zusammengefasst werden. Ende des 16. Jahrhunderts gelangte die Pflanze nach Holland, das sich wegen des milden Klimas und geeigneten Bodens rasch zum Zentrum der Tulpenzucht entwickelte. Noch heute sind die Niederlande das wichtigste Anbaugebiet und liefern 80 Prozent der Weltproduktion.

Welche Tulpen sind in Europa heimisch?

Die Weinbergtulpe (Tulipa sylvestris), die auch Waldtulpe oder Wilde Tulpe genannt wird. Diese 20 bis 40 Zentimeter hohe Tulpenart öffnet im April ihre gelben, duftenden Blütenkelche. Sie wächst in offenem, steinigem Gelände auf nährstoffreichen Böden. Einst war sie deshalb oft in Weinbergen zu finden, weshalb sie noch heute das Wahrzeichen der Baselbieter Rebberge ist, eines Weinbaugebietes rund um Basel. Die intensive Bodenbearbeitung und der zunehmende Gebrauch von Pflanzenschutzmitteln haben der Weinbergtulpe jedoch sehr zugesetzt. Inzwischen ist die Pflanze, deren Zwiebel und Spross das giftige Tulipanin enthalten, so selten geworden, dass sie vollständig unter Naturschutz steht. Um auf die seltene Schönheit aufmerksam zu machen – sie ist die einzige Tulpenart, die in Deutschland wild vorkommt –, wurde sie 1983 zur Blume des Jahres erkoren.

Übrigens: Die Südalpine Tulpe (Tulipa sylvestris ssp. australis) ist eine Unterart der Weinbergtulpe. Ihre gelben Blütenblätter sind außen rot überlaufen und an der Spitze fein behaart. Sie wächst auf trockenen, nicht zu fetten Bergwiesen, auf feuchtem, felsigem Boden in offenen Lärchenwäldern und in der Nähe einzelner Bäume oder Gebüsche in Höhen von 1000 bis 2800 Metern. Sie kommt in allen europäischen Gebirgen vor, ist jedoch wie ihre Artgenossin äußerst selten und daher geschützt.

Wie viel ist eine Tulpenzwiebel wert?

Heute zahlt man für eine Tulpenzwiebel nur noch einige Cent; im 17. Jahrhundert allerdings löste sie in Holland die sog. Tulpomanie aus, die in einen großen Börsencrash mündete.

In den Jahren 1636 und 1637 erreichte die Tulpomanie ihren Höhepunkt: Einzelne Tulpenzwiebeln erzielten Preise von bis zu 10 000 Gulden. Das entsprach damals in etwa dem Wert eines der nobelsten Häuser Amsterdams. Ein unbekannter Käufer soll für eine einzige Zwiebel der Sorte »Viceroy« vier Tonnen Weizen, acht Tonnen Roggen, vier Ochsen, acht Schweine, zwölf Schafe, 500 Liter Wein, 250 Liter Bier, 100 Kilogramm Butter, 500 Kilogramm Käse, ein Bett, ein Gewand und einen silbernen Trinkbecher bezahlt haben. Dabei bekamen die Spekulanten die edlen Blumen gar nicht zu Gesicht, denn die gekauften Zwiebeln wurden umgehend weiterveräußert. Der Handel verlief ohne Sicht und auf Termin, ähnlich wie heutige Warentermingeschäfte.

Am 3. Februar 1637 platzte die Spekulationsblase: Nachdem die Regierung der Vereinigten Niederlande die Tulpenpreise gesetzlich geregelt hatte, brach die gesamte Tulpenbörse zusammen und die Preise stürzten ins Bodenlose. Der Wert einer Zwiebel der Sorte »Semper Augustus« fiel an einem einzigen Tag von 13 000 auf 50 Gulden.

Der Börsencrash konnte jedoch die Entwicklung der Niederlande zum Zentrum der Tulpenzucht nicht mehr aufhalten: Im 18. Jahrhundert zählte man dort bereits 1600 verschiedene Tulpensorten und derzeit sind etwa 3000 unterschiedliche Sorten auf dem Markt.

Wie werden Tulpen klassifiziert?

Tulpen werden vor allem nach dem Zeitpunkt ihrer Blüte in Klassen eingeteilt; so gibt es beispielsweise einfache frühe, gefüllte frühe, mittelfrühe und spät blühende Tulpen.

Zu den einfachen frühen Tulpen gehören meist kleinere Sorten, die sich auch zum Vortreiben in Töpfen und Schalen eignen. Sie alle sind aus Tulipa suaveolens, einer Wildtulpe aus Südrussland, hervorgegangen. Gefüllte frühe Tulpen haben ähnliche Eigenschaften wie die einfachen Tulpen. Die mittelfrühen Sorten umfassen u. a. die bekannten Triumph-Tulpen, die vor allem für die Schnittblumenzucht bedeutsam sind, und die Darwin-Tulpen, die sich durch besonders kräftigen Wuchs und sehr große Blüten auszeichnen. Die Gruppe der spät blühenden Tulpen schließt neben den einfachen Sorten auch die auffällig geflammten Rembrandt-Tulpen, die bizarren Papageien-Tulpen und viele weitere Klassen ein, u. a. die Breeder-Tulpen, die sich durch gold- und kupferfarbene, ja sogar pflaumenblaue Farbtöne auszeichnen.

Kann man Tulpen essen?

Nein. Alle Pflanzenteile der Tulpe, also auch Blüten und Zwiebeln, enthalten das Alkaloid Tulipin sowie Tuliposide. Vier Zwiebeln sollen bereits ausreichen, um Erbrechen, Magen- und Darmbeschwerden sowie Untertemperatur hervorzurufen. Neben den pflanzeneigenen Giftstoffen lassen es darüber hinaus die Anbaubedingungen keineswegs ratsam erscheinen, Tulpenzwiebeln zu verzehren: Im kommerziellen Blumenzwiebelanbau wird nämlich nach der Baumwollproduktion das meiste Gift eingesetzt.

Wussten Sie, dass …

Tulpen Allergien auslösen können? Verantwortlich dafür sind Abwehrstoffe, die in den Knollen junger Tulpen vorhanden sind und die Pflanze gegen Pilzbefall schützen.

Tulpen wetterfühlig sind? Die Liliengewächse nehmen bereits Temperaturunterschiede von nur 1 °C wahr und reagieren darauf mit Wachstumsbewegungen ihrer Kronblätter (Thermonastie).

Warum haben manche Tulpen Streifen?

Wegen einer Viruserkrankung. Viele Gartenfreunde schätzen besonders die unregelmäßig gefärbten, geflammten und gestreiften Tulpensorten, die als Rembrandt-Tulpen im Handel sind. Heute weiß man, dass die Musterung eigentlich eine Missbildung der Pflanzen ist, die von einer Infektion mit Viren hervorgerufen und zwischen den Pflanzen direkt übertragen wird. Andere Formen der Missbildung findet man bei den Papageientulpen, die sich durch tief gefranste Blütenblätter auszeichnen, und bei den Viridiflora-Sorten, die durch ihre grünen Blütenblätter auffallen.

Lilien und Iris: Zeitlose Schönheiten

Weshalb tragen Irisblüten Streifen?

Um den bestäubenden Insekten den Weg in das Innere zu weisen. Das auffällige Muster, das von den Botanikern als »Saftmal« bezeichnet wird, führt Hummeln und andere Bestäuber zu den Nektarvorräten der Pflanze. Um ihn zu erreichen, müssen sie tief in die Blüte hineinkriechen. Auf ihrem Weg dorthin streifen sie die Narbe und laden dabei Pollen ab, den sie an den Staubbeuteln einer anderen Irispflanze aufgenommen haben.

Nicht nur die Musterung, sondern die ganze Blüte der Iris ist auffällig und ungewöhnlich. Jede Blüte besteht aus drei äußeren, großen Blütenhüllblättern, die bei manchen Arten aufrecht stehen, bei anderen weit nach hinten umgeschlagen sind. Bei den Bartiris-Arten sind diese Blütenblätter mit kleinen Haaren versehen, eben dem »Bart«. Die inneren Blütenblätter sind schmaler und kürzer als die äußeren, stehen aufrecht und umschließen einen Innenraum, den sog. Dom. Am Grund der äußeren Blütenhüllblätter sind die drei Staubblätter befestigt. In der Blütenmitte sitzen drei blütenhüllblattähnlich ausgebildete Griffeläste (Stylodien) mit der Narbe auf der Unterseite. Jeder dieser Griffeläste liegt dachartig über einem äußeren Blütenhüllblatt.

Welche Lilien duften nach Veilchen?

Vor allem die Deutsche Schwertlilie (Iris germanica). Da ihre getrockneten Wurzelsprosse einen Veilchenduft verströmen, nennt man sie auch Veilchenwurzel. Für den Duft sorgt ein ätherisches Öl, das man in der Antike zum Würzen von Wein, aber auch gegen Mundgeruch verwendete. Im Rhizom, dem Wurzelstock, stecken außerdem Flavonoide, Zucker, Stärke, Schleim, Harz und Gerbstoffe. Die Volksmedizin empfiehlt die Wurzel bei Erkältungskrankheiten, da die Wirksamkeit jedoch nicht bewiesen ist, findet man sie heute hauptsächlich noch in Teemischungen zur Verbesserung des Aromas vor. Früher wurde die Wurzel auch zahnenden Kindern zum Kauen gegeben, wovon aus hygienischen Gründen aber abzuraten ist. Heute nutzt sie die Kosmetik- und Lebensmittelindustrie vor allem als »Irisbutter« zur Aromatisierung.

Nach Veilchen duften auch die Rhizome von Iris germanica »Florantina«, einer weiß blühenden Sorte der Deutschen Schwertlilie, sowie die der Dalmatinischen Iris (Iris pallida). Letztere wächst wild in den Südalpen und in Teilen Kroatiens. Sie ist mit ihrem über einen Meter hohen Stängel und den lavendelblauen, gelbbärtigen Blüten eine prächtige Erscheinung.

Woher stammen Lilien?

Aus Asien oder Europa – das kommt auf die Art an. Einige der schönsten Lilien (Gattung Lilium) sind im asiatischen Raum zu Hause. Sie erregten bei ihrer Einführung in Europa großes Aufsehen – z. B. die kirschrote, gesprenkelte Prachtlilie (Lilium speciosum rubrum), die der Japanforscher und Pflanzenliebhaber Philipp Siebold (1796–1866) 1830 aus Japan mitbrachte. Begeisterung lösten auch die großblütige Goldbandlilie (Lilium auratum) und vor allem die Königslilie (Lilium regale) aus, deren betörend duftende Trichterblüten außen rosa Streifen tragen und innen zartgelb gefärbt sind. Sie kommt ursprünglich aus China, ist aber inzwischen in unseren Gärten fest eingebürgert. In Europa heimisch sind etwa die Türkenbundlilie (Lilium martagon) und die Feuerlilie (Lilium bulbiferum). Erstere wartet mit turbanartig geformten, nickenden Blüten auf. Ihre purpurrosafarbenen Blütenblätter sind weit nach hinten gebogen und mit dunklen Flecken versehen. Die bis zu einem Meter hohe Schönheit wächst in lichten Laub- und Mischwäldern bis in 2000 Meter Höhe. Bergwiesen und Waldsäume als Lebensraum bevorzugt dagegen die Feuerlilie, deren große, leuchtend rote, schwarz gepunktete Blüten kaum zu übersehen sind.

Übrigens: Wenngleich man Lilien auf der gesamten Nordhalbkugel antreffen kann, sind sie doch schwerpunktmäßig in den trockeneren, kühleren Regionen Eurasiens verbreitet.

Welche Lilie gilt als Symbol der Reinheit?

Die Weiße Lilie oder Madonnenlilie (Lilium candidum). Ihre edlen weißen Blüten, die einen betörenden Duft verströmen, bestimmten die Madonnenlilie nachgerade dazu, ein Sinnbild für makellose, überirdische Schönheit zu werden. Im Christentum avancierte die Blume zum Symbol der Reinheit und Keuschheit schlechthin. Zahlreiche Künstler haben die Lilie in ihren Tafelgemälden und Bildwerken als Attribut der jungfräulichen Gottesmutter Maria verewigt. Und auch in alten Darstellungen der »Verkündigung«, bei der Maria von der bevorstehenden Geburt des Gottessohnes durch den Erzengel Gabriel erfährt, trägt dieser häufig eine Madonnenlilie in seinen Händen. Aber die Verehrung der Pflanze reicht sehr viel weiter zurück. Bereits in der Antike verglich man die Blüten mit dem kostbarsten Marmor; bei den Griechen war die Weiße Lilie der Aphrodite und bei den Römern Diana, der Venus und Juno geweiht.

Wussten Sie, dass …

es essbare Lilienzwiebeln gibt? In China werden sie beispielsweise gedünstet und zusammen mit Cashewnusskernen serviert.

die Iris nach einer griechischen Göttin benannt ist? Sie war eine Götterbotin, welche die Seelen der Sterblichen auf einem Regenbogen in die Unterwelt geleitete.

die Iris auch Schwertlilie genannt wird? Diesen Namen verdankt sie ihren Blättern, deren Form an ein Schwert erinnert.

Wer trägt eine Schwertlilie im Wappen?

Unter anderem die französischen Könige und die Stadt Florenz. Ab dem 12. Jahrhundert führten die Bourbonen die Schwertlilie (Iris) in ihrem Wappen – fälschlich als Bourbonen-Lilie bezeichnet. Bei der im Stadtwappen von Florenz dargestellten Blüte handelt es sich ebenfalls eindeutig um eine Iris, wahrscheinlich sogar um die weiße Irissorte »Florentina«, die früher im Arnotal großflächig angepflanzt wurde. Ursprünglich zeigte das Banner eine weiße Lilie auf rotem Grund. Erst nach der Vertreibung der Ghibellinen, der kaisertreuen Anhänger, im Jahre 1266 vertauschten die Guelfen, die Anhänger des Papsttums, die Farben und machten daraus kurzerhand eine rote Iris auf weißem Grund.

Krokusse: Frühlings- und Herbstblüher

Wo wachsen wilde Krokusse?

Wilde Krokusse kommen in den Alpen und im Alpenvorland, im Südschwarzwald und im Erzgebirge vor. Sie bevorzugen nährstoffreiche, kalkhaltige Böden, die im Frühling gut durchfeuchtet sind. An ihren Standorten treten sie oft in großer Zahl auf, wobei der Anteil der violetten Arten von Jahr zu Jahr variieren kann. So sind manche Bergwiesen und feuchten Wiesen des Voralpenlandes im Frühling mit den zarten weißen oder violetten Blüten des Frühlingskrokus (Crocus albiflorus) übersät. Er ist mit zehn bis fünfzehn Zentimetern kleiner als die bekannten Gartenkrokusse und hat zudem schmalere Blütenblätter von zarterer Farbe als diese. Die Blüten erscheinen noch vor den Blättern im März oder April. In Deutschland ist er sehr selten geworden, weshalb er unter Naturschutz steht.

An gleichen Standorten wächst der Violette Krokus (Crocus neapolitanus), der auch als Unterart des Frühlingskrokus angesehen wird. Er war ursprünglich eine Zuchtform, was vor allem seine breiteren, am Grunde dicht behaarten Blütenblätter und die kräftigere Farbe verraten. Er ist jedoch aus den Gärten »ausgebrochen« und verwildert.

Übrigens: Als alpine Pflanze ist der Krokus an eine kürzere Vegetationsperiode angepasst und muss mit einem kälteren Klima und extremen Temperaturschwankungen fertig werden. Schnee ist ein wichtiger Faktor, der die Pflanze vor Frost schützt. Die Blätter bleiben unter der Schneedecke grün, so kann die Pflanze bereits mit dem ersten Tauwetter austreiben.

Welche Krokusart öffnet als erste ihre Blüten?

Der Dalmatiner Krokus (Crocus tommasinianus), der auch unter dem poetisch klingenden Namen Elfenkrokus bekannt ist. Er zeigt seine langen, spitzen Knospen bereits im Februar und blüht damit am frühesten von allen Krokusarten. Man findet die Art in Südosteuropa; sie sät sich selbst aus und breitet sich so recht schnell unter Sträuchern und Bäumen aus.

Übrigens: Mit dem Dalmatiner Krokus eng verwandt ist ein anderer im Frühling blühender Krokus, der Crocus vernus. Er wird etwa zehn Zentimeter groß und trägt eine einzelne weiße, rosafarbene oder dunkelrote, trichterförmige Blüte, die sich bei Sonnenschein öffnet.

Sind Krokusse pflegeleichte Pflanzen?

Ja, Krokusse bereiten nicht nur deshalb dem Gartenliebhaber viel Freude, weil sie oft bereits im Februar bunte Farbtupfer setzen; sie sind auch unkompliziert zu pflegen. Wenn die Zwiebeln im Herbst erst einmal in die Erde gebracht worden sind, können sie viele Jahre am gleichen Standort bleiben; dieser muss allerdings sonnig sein, andernfalls gedeihen Krokusse nicht. Manche Sorten vermehren sich rasch und bilden bald größere Bestände. Krokusse danken es dem Gärtner, wenn er sie in Ruhe lässt, den Boden nicht hackt und die Wiese erst dann mäht, wenn die Laubblätter verwelkt sind.

Ein gern gesehener Gast im Garten ist beispielsweise der Goldkrokus (Crocus flavus) mit seinen goldgelben, intensiv duftenden Blüten. Er wird bereits seit dem 16. Jahrhundert kultiviert und stammt ursprünglich aus Südungarn. Die meisten im Frühling blühenden gelben Gartenzüchtungen gehen auf den Goldkrokus zurück. Bei Gartenfreunden beliebt sind auch die vielen Hybridkulturformen, die vom Kleinen Krokus (Crocus chrysanthus) abstammen, der ursprünglich in Anatolien, im Kaukasus und im Iran zu Hause ist. Seine hellgelbe bis hellorangefarbene Blüte mit der bronzefarbenen Musterung erscheint im Spätwinter oder Frühjahr. Die Blätter sind bis zu 25 Zentimeter lang und treten gleichzeitig mit der Blüte auf.

Wie wird der Safrankrokus genutzt?

Der Safrankrokus (Crocus sativus) liefert nicht nur ein exklusives Gewürz, sondern wird schon seit alters zum Färben verwendet: Bereits um 1000 v. Chr. wurde er in Persien kultiviert. Sein Name leitet sich von dem arabischen »zafaran«, das »gelb sein« bedeutet, ab. Heute ist die im Herbst blühende Pflanze, die nur in Kultur bekannt ist, vom Mittelmeergebiet bis nach Indien verbreitet.

Zum Würzen werden die getrockneten dreiteiligen Narbenstücke verwendet, die durch ihre kräftig orangerote Farbe auffallen und im Oktober geerntet werden. Für ein Kilogramm Safran müssen 150 000 Krokusblüten in mühsamer Handarbeit gepflückt und bearbeitet werden – kein Wunder, dass Safran das teuerste Gewürz der Welt ist. Er riecht intensiv aromatisch und schmeckt süßlich.

Safran wird auch seit jeher zum Färben von beispielsweise Butter, Käse und Gebäck verwendet: »Safran macht den Kuchen gehl«, heißt es schon in einem alten Kinderlied. Im Mittelalter wurden mit Safran auch Tüll und andere Stoffe gefärbt, etwa die gelborangefarbenen Gewänder der buddhistischen Mönche. Und arabische Frauen verliehen mit Safran Augenlidern, Fingern und Zehen Farbe.

Gehört die Herbstzeitlose auch zu den Krokussen?

Nein, die Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) gehört, obgleich sie Krokussen sehr ähnlich sieht, zur Familie der Herbstzeitlosengewächse (Colchicaceae). Im Herbst tauchen ihre zarten violetten Blüten in großer Zahl auf feuchten Wiesen und in Auwäldern auf; die Blätter erscheinen erst im kommenden Frühjahr. Das Besondere an dieser Pflanze ist ihre Giftigkeit; besonders reichlich ist das Zellgift Colchicin in ihren Blüten enthalten.

Welche Krokusse blühen im Herbst?

Krokusse sind zwar bekannte Frühlingsblüher; weniger bekannt ist, dass es auch Kultursorten gibt, die im späten Herbst oder sogar im Winter ihre Blütenkelche öffnen – zu einer Zeit also, in der im Garten fast gar keine Blüten zu finden sind. Dazu gehört Crocus byzanthinus, der seine purpurroten Blüten erst sehr spät im Jahr öffnet, im November oder Dezember. Er gedeiht nur in geschützten Lagen an sonnigen Stellen, denn die Blüte verträgt keine Nachtfröste. Da die inneren Blütenblätter heller sind, wirkt dieser Krokus zweifarbig und damit besonders apart. Eine weitere herbstblühende Art ist Crocus speciosus, der schon im Frühherbst seine großen, leuchtend blauvioletten Blütenkelche öffnet. Etwas später erscheint dann Crocus ligusticus mit violetten Kelchen. Zartviolette Blüten mit roten Streifen findet man im Dezember oder Januar bei Crocus laevigatus.

Wussten Sie, dass …

manche Krokusarten, z. B. Frühlingskrokus und Violetter Krokus, sog. Zugwurzeln besitzen? Diese ziehen die Zwiebel im Boden in die richtige Tiefe, und zwar bis zu einem Zentimeter im Jahr.

im Mittelalter häufig gefälschter Safran im Handel war? Verfälscht wurde das Edelgewürz etwa mit Blütenteilen der Ringelblume (Calendula officinalis), der Färberdistel (Carthamus tinctorius) oder auch der Gelbwurz (Curcuma longa).

Orchideen: Beeindruckend raffiniert

Wem verdanken die Orchideen ihren Namen?

Den Knabenkräutern der Gattung Orchis. Diese sind nach dem griechischen Wort »orchis« (Hoden) benannt, an die ihre eirunden, paarweise zusammenstehenden Knollen erinnern. Nach Dioskurides, einem griechischen Arzt des 1. Jahrhunderts n. Chr., sollten Männer nach dem Verzehr der Knolle Jungen zeugen, Frauen nach dem Genuss Mädchen bekommen. Im Orient verwendet man heute noch gemahlene Orchideenwurzeln als Liebeszauber und Motor der Manneskraft. Dieses »Salep-Pulver«, das aus den Knollen verschiedener Orchideen, u. a. des Kleinen Knabenkrauts (Orchis morio), gewonnen wird, dient zudem als Beigabe zu Speiseeis und Backwaren. Tatsächlich enthalten die Wurzeln der Knabenkräuter Schleimstoffe, Stärke und Eiweißstoffe, die die Verdauung anregen. Als »Tubera Salep« wird das Pulver in der Kinderheilkunde bei Magen-Darm-Erkrankungen eingesetzt.

Übrigens: Die Knabenkräuter bilden eine relativ große Gruppe innerhalb der Orchideen und sind auch in Deutschland heimisch. Charakteristisch sind ihre helmartigen Blüten, die in einer lang gestreckten Ähre rund um den Blütenschaft stehen. Die Lippen tragen einen nach rückwärts gerichteten, mehr oder weniger langen und auffälligen Sporn. Häufig ist das Mannsknabenkraut (Orchis mascula), das auf Wiesen und in lichten Wäldern wächst.

Wie verschaffen sich Orchideen Nahrung?

Durch die Hilfe von bestimmten Pilzen, die in der Rinde ihrer Wurzeln siedeln. Über diese erhalten sie Nährstoffe, Enzyme, Hormone und Vitamine. Manche Arten ernähren sich ausschließlich mithilfe von Pilzen. Diese Orchideen haben ihre Blätter auf wenige Schuppen reduziert und besitzen kein Chlorophyll. Die wachsartig bleiche Nestwurz (Neottia nidus-avis) beispielsweise ist ein solcher sog. Saprophyt, der sich von toten organischen Stoffen ernährt, die von Pilzpartnern aufgeschlossen wurden.

Diese Symbiose mit Wurzelpilzen machte es lange Zeit unmöglich, Orchideen aus Samen heranzuziehen, denn zum Keimen benötigen die winzigen Samen die von den Pilzen produzierten Substanzen. Inzwischen haben die Züchter jedoch ein Kultursubstrat entwickelt, das die Nährstoffe enthält, die sonst von den Pilzen beigesteuert werden. Die meisten Orchideen, die heute in den Handel kommen, werden jedoch vegetativ vermehrt. Dazu zerlegt man ein bestimmtes Gewebe der Mutterpflanze, das sog. Meristem, in viele Teile, mit dem Resultat, dass jedes zu einer neuen, mit der Mutterpflanze identischen Pflanze heranwächst.

Weshalb heißen Orchideen auch Täuschblumen?

Weil sie die weiblichen Reize einer Insektendame so perfekt imitieren können, dass sie begierige Männchen magisch anziehen – und sie dann schamlos betrügen. Diese Taktik, die einzig der eigenen Liebe unter den Orchideen dient, beherrschen in besonders ausgefeilter Weise die Ragwurzarten (Gattung Ophrys). Die Lippen ihrer Blüten ahmen ein weibliches Exemplar der Bestäuber nahezu perfekt nach. Nicht nur Färbung, auch Behaarung sowie höckerige Strukturen sorgen für ein detailgetreues Abbild.

Doch dabei bleibt es nicht: Zusätzlich senden die Blüten Lockstoffe aus, die den Duftstoffen paarungsbereiter Weibchen in den entscheidenden seiner etwa 200 Komponenten gleichen. Der Duft ist wahrscheinlich ausschlaggebend, dass die Männchen »ins Schwarze« treffen und versuchen, an der Lippe zu kopulieren. Bis sie merken, dass sie auf einen Trick hereingefallen sind, haben die Tiere die Blüte bestäubt und neuen Pollen aufgeladen. Unfähig, aus ihrer Misere zu lernen, machen sie sich noch »liebestoller« zur nächsten Enttäuschung auf. Die Orchideenblüte indes hat bekommen, was sie wollte, und wechselt ihr Parfüm zur Marke »begattetes Insektenweibchen«.

Was haben die Waldvögelein mit Vögeln zu tun?

Nichts. Den Namen verdanken zwei Orchideenarten aus der Gattung Cephalanthera der Form ihrer Lippe, die an einen Vogelschnabel erinnert. Das Rote Waldvögelein (Cephalanthera rubra), das vorzugsweise auf eher hellen Waldstücken wächst, gilt als eine der schönsten Orchideen der heimischen Flora. Von Juni bis Juli entfaltet es viele große, dunkelrosafarbene Blüten.

Seine Verwandte, das an dunklen Standorten anzutreffende Bleiche Waldvögelein (Cephalanthera damasonium), öffnet die elfenbeinfarbenen Blüten nur bei sommerlichen Temperaturen, andernfalls bleiben sie fest verschlossen. Die Pflanze befruchtet sich dann meist selbst. Die recht weit verbreitete Orchidee trägt im Mai und Juni nur wenige Blüten. Sie ist lebenslang auf die Hilfe von Wurzelpilzen angewiesen. Doch sie kann selbst an stockdunkle Standorte vordringen, dort erbleicht sie, verliert alles Blattgrün und ernährt sich vollständig über die Pilze.

Welche Orchidee duftet nach Aprikosen?

Der heimische Frauen- oder Venusschuh (Cypripedium calceolus). Dieser Name geht auf die auffällige pantoffelförmige Lippe zurück, die als Kesselfalle ausgebildet ist. Ihre gelbe Farbe und ihr Glanz, vor allem aber der süße Aprikosenduft, den die Blüte verströmt, verleiten Insekten dazu, in den »Schuh« hineinzufliegen. Die steilen, glatten Wände machen es jedoch unmöglich, dass sie auf gleichem Weg wieder herauskommen können. Sie müssen dem vorgegebenen Pfad folgen, der zuerst über die Narbenfläche und dann über die Staubbeutel ins Freie führt. Dabei beladen sich die Insekten mit Pollen, die sie bei der nächsten Pflanze wieder abstreifen. Manche von ihnen verfehlen jedoch das dünnhäutige Fenster an der »Ferse« des Schuhs – und verhungern in ihrem Gefängnis. Ihre Dienste müssen sie übrigens ohne Lohn verrichten, denn die Lippe des Frauenschuhs enthält keinen Nektar.

Weshalb sind heimische Orchideen so selten?

Weil ihre Lebensräume immer stärker beschnitten werden. In Europa fallen Erdorchideen dem Straßenbau, wachsenden Gewerbegebieten, intensiver landwirtschaftlicher Nutzung, Aufforstung, Entwässerungsmaßnahmen und weiteren Eingriffen in die Natur zum Opfer. Besonders gravierend wirkt sich der zunehmende Stickstoffeintrag aus. Bodenpilze, von denen das Überleben der Orchideen abhängt, reagieren empfindlich auf Überdüngung und verschwinden. Damit ist auch das Schicksal der Orchideen besiegelt. Immer größer wird zudem der Konkurrenzdruck durch andere Pflanzen. Extensiv bewirtschaftete Flächen schwinden oder fallen brach, wodurch Büsche und höher wachsende Kräuter die Orchideen von ihren Standorten verdrängen.

Erheblichen Schaden richten aber auch Orchideenfreunde an, meist ohne es zu wissen: Sie betreten Wiesen zur Blütezeit und verdichten dabei den Boden oder zertrampeln durch ihre Unachtsamkeit den »Nachwuchs« der Orchideen. Noch schlimmer ist, dass viele von ihnen die Pflanzen unkontrolliert ausgraben, um sie im eigenen Garten auszupflanzen, auch wenn diese dort keine Überlebenschancen haben und nach einem Jahr zugrunde gehen. Alle heimischen Orchideen stehen mittlerweile unter Naturschutz und mit steigendem Umweltbewusstsein werden auch unseren Orchideen neue Chancen eingeräumt.

Warum leben tropische Orchideen auf Bäumen?

Weil sie dort als sog. Epiphyten bessere Bedingungen vorfinden als am Erdboden. Denn als Baumbewohner können sie dem Dunkel am Boden des Regenwaldes entkommen und das Sonnenlicht voll ausnutzen. Ihre Luftwurzeln verfügen in den Zellen über grüne Chloroplasten und betreiben Fotosynthese. Meist kranzförmig dem Spross entsprungen, klammern sie sich an die Äste und geben auch abgestorben den Pflanzen noch Halt.

Orchideen sind jedoch keine Schmarotzer, die ihre Wirte schädigen. Sie leben vielmehr von der dünnen Humusschicht, die sich aus Pflanzenresten, Tierexkrementen und Staub angesammelt hat und die Baumrinde überzieht. Mit einer schwammartigen, weißlichen Außenhaut aus überwiegend abgestorbenen Zellen haben sich ihre dicken, oft drahtigen Wurzeln dem Leben an der Luft angepasst. Über die gesamte Oberfläche saugen sie Regen, Tau sowie Wasserdampf auf und speichern die Feuchtigkeit für trockene Zeiten. Darüber hinaus legen epiphytische Orchideen mithilfe verdickter Stängelknoten, der Pseudobulben, oder auch mittels sukkulenter Blätter Wasserreserven an.

Welche Staaten wählten sich Orchideen als Nationalblumen?

Beispielsweise Costa Rica und Brasilien. Das Wappen des mittelamerikanischen Staates ziert eine besonders seltene Vertreterin der Gattung Cattleya Cattleya skinneri, die mit Rispen aus gut 30 purpurnen Blüten aufwartet, deren gekräuselte Lippen im Schlund orange gefärbt sind. Alle der etwa 35 Cattleya-Arten Mittel- und Südamerikas tun sich durch atemberaubende Blüten hervor. So auch Cattleya labiata, deren Blüten einen Durchmesser von 18 Zentimetern erreichen können. Bis zu fünf der rosa- bis lilafarbenen Riesen trägt sie an einem Stiel.

Laelia purpurata ist die Nationalblume Brasiliens. Ihre zartrosafarbenen Blüten mit den tiefvioletten Lippen ständig zu verschönern, haben sich zahlreiche Züchter zur Aufgabe gemacht. Auf jährlichen Wettbewerben präsentieren sie ihre Ergebnisse. Von Laelia sind gut 60 Arten bekannt. Sie wachsen auf Geröll oder Steinen.

Orchideen als Zimmerpflanzen: Was muss man beachten?

Entscheidend ist zuallererst die richtige Auswahl der Pflanzen, die sich an dem vorgesehenen Standort orientieren muss. Direkte Sonne mag jedoch keine der vielen Arten. Allgemein sind viel frische Luft und eine Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 Prozent wichtig. Außerdem sollten die Pflanzen in einer speziellen, besonders durchlässigen Orchideenerde stehen, um vor Staunässe geschützt zu sein. Zum Gießen sollte man nur Wasser verwenden, das mindestens einen Tag bei Zimmertemperatur gestanden hat.

Wussten Sie, dass …

die erste tropische Orchidee als Verpackungsmaterial nach Europa gelangte? Der aufmerksame Pflanzenfreund und Empfänger der Sendung, William Cattley, topfte die seltsam verdickten Stängelstücke ein – mit Erfolg: Als Cattleya blühte, war sie das Tagesgespräch.

es unterirdisch lebende Orchideen gibt? Die in Australien heimische Rhizantella beispielsweise gibt nur in der Trockenzeit ihren Standort preis: Wenn die Erdoberfläche aufbricht, werden die braunen Blüten in Erdspalten sichtbar und können dann von Fliegen bestäubt werden.

Wussten Sie, dass …

Orchideen den Germanen heilig waren? Geschmückt mit dem Knabenkraut (Orchis mascula), schickten sie die Kinder zum Frühlingsfest, das sie zu Ehren von Frigg, der Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit, feierten.

es heute über 100 000 Orchideenzüchtungen gibt? So viele sind zumindest in dem erstmals 1901 angelegten Verzeichnis aufgelistet, das heute von der Royal Horticultural Society in Großbritannien geführt wird.

Was sind Parfümblumen-Orchideen?

Orchideenarten, die ihre Bestäuber durch betörende Düfte anlocken. In den Regenwäldern Süd- und Mittelamerikas sind Orchideen mit Prachtbienen (Gattung Euglossinae) eine so enge Symbiose eingegangen, dass beide völlig voneinander abhängen. Die Bienenmännchen werden von dem Blütenduft angelockt, der von Härchen der Blütenlippe ausströmt. Wie besessen bürsten die Insekten die Dufttröpfchen ab und füllen damit Taschen an den Hinterbeinen. Das Orchideenparfüm dient ihnen dann zur Markierung ihrer Territorien. Natürlich bezirzen sie damit auch die Damenwelt, indem sie die Düfte mit sanftem Flügelfächeln verbreiten. Jede Prachtbienenart bevorzugt in der Regel ein ganz spezielles Parfümbukett, das nur eine bestimmte Orchideenart anbietet. Fremdgehen ist nahezu unbekannt, weil die Bienen andere Orchideen gar nicht riechen mögen.

Seerosen: Leben über und unter Wasser

Können Seerosen im Wasser atmen?

Ja, denn an der Oberseite der Schwimmblätter sitzen Spaltöffnungen, und nur über diese ist der Austausch von Kohlendioxid und Sauerstoff mit der Umgebung möglich. Damit auch die untergetauchten Pflanzenteile mit Sauerstoff versorgt werden, haben die Pflanzen ein Lüftungssystem entwickelt, das die Luft bis zu den untersten Pflanzenteilen leitet, die sich meist im schlammigen Grund des Gewässers ausbreiten.

Seerosen sind durch diese »Luftröhren« bestens an den Lebensraum Wasser angepasst. Die Weiße Seerose (Nymphaea alba) besiedelt stehende oder langsam fließende Gewässer wie Seen, Teiche und die Altwässer von Flüssen. Die schöne Pflanze ist selten und daher geschützt, aber dort, wo die Umstände besonders günstig sind, kommt sie auch in größeren Beständen vor. Ihr Wurzelstock kann bis in eine Tiefe von drei Metern reichen. Aus ihm entwickelt sie Blätter und Blüten, die dank der langen Stiele auf der Wasseroberfläche schwimmen. Diese Stiele sind elastisch, so dass sich die Pflanze an wechselnde Wasserstände anpassen kann. Ihre großen, herzförmigen Blätter sind auf der Oberseite mit Wachs überzogen: Von ihnen perlt das Wasser einfach ab. Die recht großen Blüten, die sich von Juni bis August zeigen, sind weiß mit auffallenden gelben Staubblättern und duften angenehm. Sie sind nur tagsüber geöffnet. In geschlossenem Zustand werden sie von vier braungrünen Kelchblättern umhüllt.

Wie verbreitet die Teichrose ihre Früchte?

Über das Wasser, denn die Früchte enthalten Luftblasen und sind deshalb schwimmfähig. Wie die Weiße Seerose ist auch die Gelbe Teichrose (Nuphar lutea) – auch »Große Mummel« genannt – selten und daher geschützt. Ihre gelben Blüten erscheinen von Juni bis September und erreichen einen Durchmesser von sechs bis zehn Zentimetern, die Blätter werden bis zu 30 Zentimeter groß. Die Teichrose gehört zum Schwimmpflanzenbestand stehender oder ruhig fließender Gewässer; ihre Wurzeln können bis in eine Tiefe von vier Metern reichen. Bestäubt werden die Pflanzen von Käfern, die durch den intensiven Geruch der Blüten angelockt werden.

Die schwimmenden Früchte treiben auf dem Wasser, bis nach einer gewissen Zeit die Luft aus den Luftblasen entweicht. Dann sinken die Früchte auf den Grund, um zu keimen. Zuweilen werden sie auch von Wasservögeln gefressen, die sie unverdaut wieder ausscheiden und auf diese Weise ebenfalls verbreiten.

Eine sehr seltene, kleinere Verwandte der Teichrose ist übrigens die Zwergteichrose (Nuphar pumila) oder Zwergmummel. Ihre Blüten werden nur ein bis drei Zentimeter groß, die länglichen, herzförmig eingeschnittenen Blätter sind bis zu zwölf Zentimeter lang. Die Zwergteichrose ist in den gemäßigten Breiten zu Hause und liebt kalte, nährstoffarme Gewässer mit torfigem Untergrund.

Welche Seerose besitzt wagenradgroße Blätter?

Die Amazonas-Riesenseerose (Victoria amazonica). Sie ist eine der imposantesten Pflanzen der Erde und wurde zu Ehren der englischen Königin Victoria benannt. Die Riesenseerose wächst im Einzugsgebiet des Amazonas in ruhigen Flussarmen. In botanischen Gärten sind die Vertreter dieser Pflanze stets von einer Besucherschar umringt, welche die riesigen, ausladenden Schwimmblätter bewundern. Sogar Kinder – sofern sie nicht schwerer sind als 40 Kilogramm– können auf ihnen stehen. In ihrer Heimat erreichen die eindrucksvollen Blätter bis zu vier Meter Durchmesser, in botanischen Gärten immerhin noch zwei Meter. Der Rand ist nach oben umgeschlagen und ragt bis zu zehn Zentimeter empor. Dadurch wird verhindert, dass sich die Blätter übereinanderschieben.

Diese Blätter haben eine einzigartige Konstruktion: Kräftige Blattnerven verleihen ihnen wie ein Gerüst eine hohe Stabilität und Tragfestigkeit; außerdem enthalten sie Luft, was ihre Schwimmfähigkeit erhöht. Zwischen Ober- und Unterseite sind die Blätter von Poren durchzogen, die nur als kleine Punkte sichtbar sind. Durch sie kann das Regenwasser rasch abfließen, was bei den heftigen Regengüssen der Tropen besonders wichtig ist. Als Schutz gegen gefräßige Wasserbewohner sind Blattunterseiten und Stiele mit Stacheln besetzt.

Warum sperrt die Amazonas-Riesenseerose Insekten ein?

Damit sichert die Seerose ihre Bestäubung. Die zart rosafarbenen, bis 35 Zentimeter großen Blüten öffnen sich nachmittags, bleiben über Nacht offen und schließen sich am folgenden Morgen, wobei Insekten in der Blüte eingeschlossen werden, die nun die Bestäubung vollziehen. Bei der abendlichen Entfaltung werden die pollenbeladenen Gäste wieder freigelassen. Dann verändert die Blüte ihre Farbe zu einem kräftigen Rosa, am nächsten Tag welkt sie und versinkt. Unter Wasser entwickeln sich schließlich die Früchte. Diesem Geheimnis musste man erst auf die Spur kommen, damit die Zucht dieser Seerose aus Samen gelingen konnte, denn trocken transportierte Samen keimten nicht.

Warum war die Riesenseerose früher ein Vorbild für Techniker?

Weil ihre Blätter mit dem genialen Stützgerüst als Vorbild für den berühmten Kristallpalast dienten. Diese Ausstellungshalle mit einem Rippendach aus Gusseisen und Glas entstand anlässlich der ersten Weltausstellung im Jahr 1851 in London. Sir Joseph Paxton (1801 bis 1865), Gartenarchitekt des Herzogs von Devonshire, entwarf zunächst ein spezielles Gewächshaus für die tropische Wasserpflanze – er ahmte dabei die Blattkonstruktion der Riesenseerose nach. Das Gebäude mit dem charakteristisch gefalteten, frei schwebenden Glasdach war derart eindrucksvoll, dass Paxton danach auch den Kristallpalast gestaltete. Lange Walzstahlträger überspannten den Innenraum, auf denen der Architekt gläserne Satteldächer parallel dazu anordnete. In den Furchen dazwischen befanden sich Rinnen für den Ablauf des Regenwassers. Die Elemente ließen sich auch serienmäßig produzieren, so dass die Halle in weniger als sechs Monaten Bauzeit fertig gestellt werden konnte.

Wussten Sie, dass …

es Seerosen mit himmelblauen Blüten gibt? Die Ägyptischen Lotosblumen Nymphaea lotus und Nymphaea caerulea wachsen am Nil.

eine Seerose das Wappen des Benediktinerklosters Tegernsee ziert? Sie sollte mittelalterlichen Mönchen und Nonnen helfen, ihre Keuschheit zu bewahren.

manche Seerosen essbar sind? In Indien wächst Nymphaea stellata, die fast komplett verzehrt wird. Auch die Indianer Nordamerikas essen Samen und Rhizome dort vorkommender Seerosenarten.

Lotos: Heilig und nützlich

Wem ist die Lotosblume heilig?

Hindus und Buddhisten. Den beiden Religionsgemeinschaften gilt sie als Symbol der Reinheit und Wiedergeburt. In den Tempelgärten Ostasiens wird die Lotosblume (Nelumbo nucifera) deshalb häufig kultiviert.

In der Gedankenwelt des Fernen Ostens spiegelt die Lotosblume das menschliche Dasein wider: Sie wurzelt im Schlamm, steigt aus diesem empor, durchzieht dabei das reinigende Wasser und erreicht schließlich das Licht. Ähnlich ist auch der Mensch verhaftet in Schmutz, Sünde und Korruption, kann sich jedoch daraus erheben, sich reinigen und schließlich zur Vollendung gelangen.

In der indischen Mythologie steht der Lotos für die junge Erde. Viele Gottheiten werden mit der Lotosblume dargestellt, so z. B. Vishnu, der Schöpfergott: Aus seinem Nabel sprießt eine Lotospflanze, aus der schließlich die Welt entsteht. Lakshmi, die Göttin von Reichtum und Erfolg, und Surya, der Sonnengott, sind ebenfalls mit der Lotosblume verbunden. Buddha selbst wird häufig auf einem Sitz aus Lotos dargestellt. Und die traditionelle Sitzhaltung der Meditation, in der die Füße flach an den Oberschenkeln anliegen, wird ihm zu Ehren als »Lotos« bezeichnet. Wer weniger gelenkig ist, begnügt sich mit einem »halben Lotos«.

Wo kommen Lotosblumen vor?

Die Indische Lotosblume (Nelumbo nucifera) ist im südlichen Asien und in Australien zu Hause, das Verbreitungsgebiet der Amerikanischen Lotosblume (Nelumbo lutea) reicht von Mittelamerika bis in den Südosten der Vereinigten Staaten von Amerika.

Die Indische Lotosblume, die bis in Höhen von 1600 Metern anzutreffen ist, bewohnt stehende Gewässer mit meist schlammigem Untergrund. Ähnlich wie die Seerosen verfügt auch sie über ein Belüftungssystem, das ihre unterirdischen Teile mit Sauerstoff versorgt. Die jungen Blätter schwimmen auf der Wasseroberfläche, die älteren Blätter aber treibt die Pflanze bis zu eineinhalb Meter hoch über das Wasser hinaus. Die großen, rosafarbigen, duftenden Blüten ragen noch über die Blätter hinaus. Ihre gelben Staubblätter werden erst einen Tag nach dem Öffnen der Blüten reif, während die Narbe sofort bestäubt werden kann; mit diesem Trick verhindert die Pflanze eine Selbstbestäubung. Um die Duftstoffe, mit denen die Lotosblume Insekten anlockt, zu intensivieren, erzeugt die Blüte zusätzliche Wärme.

Die Amerikanische Lotosblume ist weniger bekannt als ihre berühmte Verwandte. Ihre Blätter erreichen einen Durchmesser von 60 Zentimetern und erheben sich bis zu zwei Meter über die Wasseroberfläche. Die blassgelben, etwa 25 Zentimeter großen, langgestielten Blüten, die im Sommer erscheinen, entwickeln sich zu attraktiven Früchten.

Übrigens: Die blau blühende Ägyptische Lotosblume (Nymphaea caerulea) ist trotz ihres Namens nicht mit den beiden Lotos-Arten verwandt. Sie gehören nämlich zu den Lotosblumengewächsen, die schöne Ägypterin aber zu den Seerosengewächsen.

Sind Lotosblumen essbar?

Ja, Wurzelstock, Blätter, Sprosse und Früchte können in der Küche genutzt werden. Die knolligen, stärkehaltigen Wurzelstöcke werden roh als knackiges, saftiges Gemüse gegessen oder auch gekocht. Da sie nahrhaft und doch sehr leicht verdaulich sind, reicht man sie gern als Schon- und Krankenkost. Seltener werden dagegen Blätter und junge Sprosse verzehrt, aber sie eignen sich bestens zum Einwickeln, sowohl auf dem Markt zum Frischhalten und zum Transport empfindlicher Ware als auch in der Küche, wo man beispielsweise Fleisch in den saftigen, duftenden Blättern auf sehr schonende Weise gart. Die Nussfrüchte schließlich schätzt man, sobald die Fruchtwand sowie der bittere Embryo entfernt sind, als Delikatessen, die roh, kandiert oder geröstet schmecken.

Was versteht man unter dem Lotoseffekt?

Die Tatsache, dass die Blätter der Lotosblume stets sauber sind, weil sich auf ihnen keine Schmutzpartikel absetzen können. Um diesem genialen Trick auf die Spur zu kommen, haben sich Forscher die Lotosblume ganz genau angesehen. Ihre Blätter sind gar nicht besonders glatt, wie man vielleicht erwarten könnte, sondern tragen auf ihrer Oberfläche winzige Erhebungen, die in Form und Größe unterschiedlich sind und eine Sperre für die meisten Schmutzpartikel bilden. Sie können sich nicht festsetzen, sondern werden spätestens mit dem nächsten Regen abgespült – denn auch das Wasser kann am Blatt nicht haften.

Diese Struktur versuchte man nachzuahmen: Mithilfe der Nanotechnologie, die mit mikroskopisch kleinen Partikeln arbeitet, gelang es, einige Alltagsgegenstände mit einer feinen Noppenstruktur zu überziehen, wie sie die Blätter der Lotosblume tragen. Das Spektrum reicht von Honiglöffeln, von denen die klebrige Flüssigkeit komplett abfließt, über Dachziegel, die vom Regen sauber gewaschen werden, Fassadenfarben und Autolacke, die Schmutz abweisen, Folien, die keine Fingerabdrücke annehmen, bis hin zu Waschbecken und Badewannen, die immer sauber bleiben.

Wer nutzt Lotosblumen als Heilpflanzen?

Die chinesische und die indische Medizin. Die chinesische Medizin verwendet fast alle Teile der Indischen Lotosblume: Die Samen etwa gelten als verdauungsfördernd, die Wurzelstöcke helfen Blutungen stoppen – Eigenschaften, die auch die ayurvedische Heilkunst in Indien zu schätzen weiß. Auch in der Kosmetik ist die schöne Wasserpflanze schon seit vielen Jahrhunderten gebräuchlich. Sie macht die Haut geschmeidig und entlastet das Gewebe, da sie den Abtransport von überschüssigen Wasseransammlungen im Gewebe stimuliert.

Wussten Sie, dass …

Lotossamen mindestens 500 Jahre keimfähig bleiben? So alte Samen wurden in einem seit langem ausgetrockneten See in der Provinz Liaoning im Nordosten Chinas gefunden – und erfolgreich zum Keimen gebracht.

man Lotos im Garten kultivieren kann? Die exotischen Pflanzen überstehen auch im Freiland strenge Winter, wenn ihr Wurzelstock vor Frost geschützt wird. Deshalb sollte man sie bis zu einem halben Meter tief in den Grund des Gartenteichs einpflanzen.

Leberblümchen und Co.: Die Frühaufsteher

Was zeichnet Christrosen und verwandte Arten aus?

Dass sie bereits früh im Jahr blühen. Die Schwarze Nieswurz (Helleborus niger), besser bekannt als »Christrose«, beginnt, sofern sie an geschützen sonnigen Stellen steht, schon im Winter zu blühen. Sie wächst wild in lichten Bergwäldern bis in die Latschenregion hinauf und ist ein Anzeiger für Kalkböden. In Deutschland kommt sie in freier Natur nur in den Berchtesgadener Alpen vor und ist bei uns geschützt. Ihre weißen Blüten sind häufig rosa überlaufen und verfärben nach dem Verblühen grünlich. Sie stehen einzeln auf einem fleischigen Stängel, der bis zu 30 Zentimeter hoch wird.

Zur Gattung Helleborus gehören weitere beliebte Arten, die allesamt zeitig Blütenstände entwickeln. Als Standort bevorzugen sie Halbschatten vor oder unter Sträuchern. Die 45 Zentimeter große Orientalische Nieswurz (Helleborus orientalis) besticht durch ihre rosafarbenen bis tief purpurroten Blüten. Helleborus corsicus hat dagegen grünlich-gelbe Blüten; entsprechend ihrer südeuropäischen Heimat gedeiht sie am besten an trockenen Standorten. Die Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus) besitzt tief eingeschnittene, immergrüne Blätter sowie gelbgrüne Blüten mit roten Rändern.

Woher kommt der Name »Leberblümchen«?

Das blauviolett blühende Dreilappige Leberblümchen (Hepatica nobilis) besitzt Blätter, welche die Form von Leberlappen haben. Es besiedelt feuchte Laubwälder und blüht von März bis Mai. Gelegentlich sind die Blüten auch rosa oder weiß. Gegen Abend und an Regentagen »nicken« sie und schließen sich. Jede Blüte hält nur etwa acht Tage; während dieser Zeit wachsen die Blütenblätter auf ihre doppelte Größe heran. Leberblümchen sind schwach giftig. Wegen der Form ihrer Blätter galten sie früher nach der Signaturenlehre als Arznei gegen Leberleiden.

Warum verbreiten Ameisen Samen?

Die Samen von Leberblümchen und Buschwindröschen enthalten ein ölreiches und deshalb nahrhaftes Anhängsel – das Elaiosom (von griechisch »elaion«, Öl) –, das bei Ameisen sehr begehrt ist, weswegen diese die Samen verschleppen und so zur Verbreitung der Pflanzen beitragen.

Welche Blume sorgt im Frühjahr für einen Blütenteppich?

Das Buschwindröschen (Anemone nemorosa) oder einfach die Anemone, die überaus häufig vorkommt und diesen Teppich – aus weißen Blüten – im März und April in sonnigen Laubwäldern bildet. Seinen Lebenszyklus hat das Buschwindröschen vollständig in diese Zeit verlegt, wenn das Sonnenlicht durch die noch kahlen Bäume ungehindert auf den Waldboden fällt. Die weiße Blüte mit den auffälligen gelben Staubfäden wird von Insekten bestäubt; ihre kleinen Nussfrüchte werden wie beim Leberblümchen von Ameisen verbreitet.

In Mitteleuropa sind noch einige weitere Arten der Gattung Anemone heimisch: Das Gelbe Windröschen (Anemone ranunculoides) besiedelt feuchte Laub- und Schluchtwälder. Die etwa 20 Zentimeter hohe Art ist selten, kommt an ihren Standorten aber in großen Massen vor. Das sehr seltene und daher geschützte, etwa einen halben Meter hohe Große Waldwindröschen (Anemone sylvestris) liebt Kalkböden und schmückt sich mit großen weißen Blüten. Diese zeigen sich von April bis Juni und werden bis zu sieben Zentimeter groß. Sie sind als Nektarspender bei Bienen sehr beliebt.

Weshalb verschmähen Rinder den Hahnenfuß?

Weil er giftig ist und die Rinder das wissen. Erst in getrocknetem Zustand verliert er seine Giftigkeit, so dass er im Heu keinen Schaden anrichtet. Namengebend für die Familie Ranunculaceae ist der Hahnenfuß (Gattung Ranunculus), ein häufiges Kraut auf Wiesen und Weiden mit kleinen, goldgelben Blüten. Der Hahnenfuß ist eine sehr artenreiche Gattung und viele seiner Vertreter sind ebenfalls giftig. Am bekanntesten ist sicherlich der Scharfe Hahnenfuß (Ranunculus acris). Das 30 bis 70 Zentimeter hohe Gewächs überzieht im Mai und Juni viele Wiesen mit seinem leuchtenden Gelb. Der Hahnenfuß liebt feuchte, nährstoffreiche Lehmböden und ist außer in Portugal in ganz Europa verbreitet.

Übrigens: Der weiß bis rosa blühende Gletscherhahnenfuß (Ranunculus glacialis) ist ein typisches Gewächs der Hochalpenflora. Am Finsterahorn im Berner Oberland wurde er noch in einer Höhe von über 4270 Metern gefunden – ein einsamer Rekord unter den Blütenpflanzen Europas! Die Norweger nennen ihn auch »Renblume«, da dieser ungiftige Vertreter gerne von Rentieren gefressen wird.

Wie schützen sich Küchenschellen vor Frost?

Die zu unseren seltensten Frühblühern zählende Kuh- oder Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) ist zum Schutz vor Kälte und späten Frösten mit weißen, seidigen Härchen bedeckt, ebenso die Früchte, die als »Haarflieger« mit dem Wind verbreitet werden. Die Küchenschelle besiedelt sonnige, trockene Hänge und Magerrasen und ist eine Bewohnerin der sog. Steppenheide, wie sie beispielsweise auf der Schwäbischen Alb zu finden ist. Die blauvioletten, glockenförmigen Blüten mit den gelben Staubblättern erscheinen von März bis Mai; bei schlechtem Wetter hängen sie häufig geschlossen nach unten.

Übrigens: Verschiedene Arten der Küchenschelle bilden untereinander leicht Mischformen. In den Alpen kommt Pulsatilla alpina mit weißen oder gelben Blüten vor.

Was sind »kleine Erstlinge«?

Die Primeln, denn sie gehören zu den ersten Frühlingsboten in unseren Gärten. Darauf verweist schon ihr Gattungsname: Primula ist eine Verkleinerungsform des lateinischen »primus« (der Erste) und lässt sich etwa mit »kleiner Erstling« übersetzen. Die farbenfrohen Primeln oder Schlüsselblumen, wie die Pflanzen hierzulande auch genannt werden, die wir uns im Frühling ins Zimmer stellen, sind Zuchtformen. In der freien Natur gibt es über 400 Arten, die fast alle auf der Nordhalbkugel heimisch sind. Die meisten kommen in den Hochgebirgen Asiens vor, so im östlichen Teil des Himalaya und in den Bergen der südwestchinesischen Provinz Yunnan, wo man auf die größte Artenvielfalt trifft. In Europa kennt man etwa 30, in Nordamerika 20 Primula-Arten.

Muss man Primeln jedes Frühjahr neu aussäen?

Das hängt von der Art der Primel ab. Es gibt einige einjährige Primelarten, die jedes Jahr aufs Neue aus Samen keimen müssen, die meisten Primeln jedoch gehören zu den mehrjährigen Blütenpflanzen, den Stauden. Ihre oberirdischen Laub- und Blütensprossen sterben während der Vegetationsruhe größtenteils ab, während unterirdische oder nur wenig über dem Boden liegende Organe den Winter überdauern; aus ihnen treiben die Pflanzen im Frühjahr neu aus. Mehrjährige Primelarten zählen zu den sog. Rhizomstauden. Ihr Rhizom liegt unter der Erde und ist so im Winter bestens vor Kälte geschützt. Im Deutschen wird dieses Speicherorgan auch fälschlicherweise Wurzelstock genannt, doch es besteht nicht aus Wurzeln, sondern aus verdickten Sprossachsen. Im Herbst werden in diesem Rhizom die Nährstoffe eingelagert, auf die die Pflanzen im folgenden Frühjahr zurückgreifen können.

Haben Primeln lange oder kurze Griffel?

Es gibt beides. Für Primeln – wie auch für andere Gattungen der Primelgewächse – ist die sog. Verschiedengriffeligkeit (Heterostylie) kennzeichnend. Innerhalb derselben Art treten sowohl Individuen auf, deren Blüten lange Griffel aufweisen, als auch solche mit kurzen. Bei den langgriffeligen Blüten reicht der Griffel vom Grund des Blütenkelchs bis an dessen obere Öffnung, bei den kurzgriffeligen liegt das obere Ende des Griffels – die Narbe – noch innerhalb des Kelches. Umgekehrt sitzen die Staubblätter bei den kurzgriffeligen Blüten oben an der Öffnung des Kelches, bei den langgriffeligen weiter unten. Die Staubblätter der langgriffeligen haben also dieselbe Höhe wie die Narben der kurzgriffeligen Blüten und umgekehrt.

Der Nektar am Grund der Blütenkelche ist nur von Insekten mit langen Rüsseln wie etwa Schmetterlingen zu erreichen. Besucht ein solches Insekt eine langgriffelige Blüte, bleibt der Pollen der kurzen Staubblätter an seinem Rüssel hängen und wird beim Besuch der nächsten kurzgriffeligen Blüte auf die tief sitzende Narbe abgestreift. Der Pollen aus den langen Staubblättern der kurzgriffeligen Blüten haftet dagegen am Kopf des Insekts und wird von dort auf die hoch stehende Narbe einer langgriffeligen Blüte übertragen. Auch die Pollenkörner sind in ihrer Größe an die jeweiligen Narben angepasst. Die Heterostylie befördert also die Fremdbestäubung – mit dem Vorteil, dass die Erbanlagen immer wieder durch fremdes Erbgut aufgefrischt werden.

Woher kommt der Name des Scharbockskrauts?

Von der Vitamin-C-Mangelkrankheit Skorbut, die auch »Scharbock« hieß und mit den Vitamin-C-reichen ersten Blättern des zeitig austreibenden Scharbockskrauts bekämpft werden konnte. Der früher gefürchtete Skorbut trat vor allem im Winter auf, wenn frisches Obst und Gemüse Mangelware waren und das Scharbockskraut das erste »Frischgemüse« lieferte. Auch auf langen Seereisen forderte er viele Opfer. Allerdings müssen die Blätter vor dem Blühen gepflückt werden, denn während und nach der Blütezeit enthalten sie das giftige Protoanemonin.

Übrigens: Das Scharbockskraut (Ficaria verna) mit seinen gelben Blüten ist überall dort zu finden, wo es feucht ist – in Laubwäldern, Gebüschen, auf Wiesen und an Gräben. Die kleine Pflanze blüht von März bis Mai und besitzt herzförmige bis rundliche Blätter.

Wussten Sie, dass …

der Name »Küchenschelle« nichts mit Küchen zu tun hat? Er ist aus der Verkleinerungsform »Kühchen-Schelle« entstanden.

manche Frühblüher Honigblätter ausbilden? Dies sind Staubblätter, an deren Grund sich Nektardrüsen befinden, die äußerlich manchmal den Blütenblättern ähneln.

Wer ist der schnellste Frühlingsblüher?

Im Garten meist der Winterling. Häufig noch vor den Schneeglöckchen bilden die aus Südeuropa stammenden Winterlinge (Eranthis hiemalis) ihre kleinen gelben Blüten aus – in milden Wintern und an sonnigen, windgeschützten Stellen manchmal schon im Januar. Winterlinge wachsen am liebsten unter Sträuchern und Bäumen, wo sie im Frühling Sonne bekommen, im Sommer jedoch im Schatten stehen. Die Blüte ist dem Hahnenfuß ähnlich, die Pflanze jedoch mit zehn bis 15 Zentimetern viel kleiner. Ihre Blätter erscheinen erst nach den Blüten.

Wussten Sie, dass …

Schneeglöckchen aus Schneeflocken entstanden sind? Der Legende nach soll ein Engel ihnen, als Zeichen für das Wiedererwachen der Natur, Leben eingehaucht haben.

Christrosen giftig sind? Der Wurzelstock der Schwarzen Nieswurz enthält Glykoside und Saponine und wurde im Altertum als Mittel gegen Geisteskrankheiten in Wein gekocht.

Warum ist eine frühe Blüte sinnvoll?

De Blütenpflanzen des Waldes nutzen auf diese Weise die Gunst der Stunde: Bevor die Laubbäume ihre dichten Blattkronen entwickeln, fällt besonders viel Licht auf den Waldboden. Im Sommer dagegen lässt das Blätterdach weniger als zehn Prozent des Sonnenlichts durch. Fotosynthese ist also gerade im zeitigen Frühjahr besonders gut möglich. Der Stoffwechsel von Frühblühern ist außerdem darauf eingerichtet, bei noch kühler Luft (zwischen 10 °C und 20 °C) optimal zu funktionieren. Als Schutz vor Frost sind die Pflanzen oft mit Haaren überzogen.

Damit sie so zeitig loslegen können, greifen Frühblüher – die allesamt mehrjährig sind – auf die im Vorjahr gebildeten Nährstoffe zurück, die sie in unterirdischen Pflanzenteilen wie Knollen oder Rhizomen gespeichert haben. Frühblüher pflegen eine enge Beziehung zu Insekten, die, wie der Zitronenfalter, flugfähig überwintern. Für sie ist ihr Blütennektar die erste Nahrungsquelle. Deshalb haben Frühblüher auffällig oft gelbe oder violette Farben, welche die Insekten besonders gut erkennen.

Von Akelei bis Frauenmantel: Stars im Staudenbeet

Welche Blume heißt auch »Jungfer im Grünen«?

Die einjährige Nigella damascena, die im Volksmund zudem »Gretel in der Heck« oder »Braut in den Haaren« genannt wird. Mitunter wird sie auch als Schwarzkümmel bezeichnet, da sie mit dem Echten Schwarzkümmel (Nigella sativa) verwandt ist.

Die Jungfer ist ein Sonnenkind aus dem Mittelmeerraum und schmückt sich von Juni bis September mit ihren auffälligen Blüten. Ihre Blütenfarbe variiert zwischen Weiß, Rosa und Blau bis Violett. Besonders grazil sind die zarten, nadelförmigen Laubblätter, die die Blüten wie eine Halskrause umgeben. Selbst in abgeblühter Form sieht die Pflanze noch hübsch aus, wenn die ballonförmigen Fruchtstände von den feinen Blättchen umrahmt werden. Getrocknet machen sich die Fruchtstände gut in Gestecken oder Kränzen. Sie enthalten die kleinen schwarzen Samenkörner, die an Kümmel erinnern. Im Garten sät sich die Jungfer gern selbst aus.

Woran kann man die Akelei erkennen?

An ihrer charakteristisch geformten Blüte. Die im Frühsommer an langen Stielen erscheinenden Blüten setzen sich aus fünf äußeren Hüllblättern und fünf Honigblättern zusammen. Letztere bilden einen auffallenden, einwärts gebogenen Sporn. Dieser ist gerade so groß, dass eine Hummel ihren Kopf in die Blüte stecken kann. Daher beißen Hummeln diesen Sporn zuweilen von außen an, um rascher an den süßen Nektar zu gelangen. Damit ersparen sie sich die Mühe, in die Blüte hineinzukriechen, bringen die Pflanze auf diese Weise jedoch um die Bestäubung.

In den Gärten findet man meistens Hybriden der amerikanischen Aquilegia canadensis und der aus Europa stammenden Gewöhnlichen Akelei (Aquilegia vulgaris), die als Wildpflanze in lichten Wäldern und auf Wiesen nur noch selten anzutreffen ist.

Übrigens: Die schwach giftigen Pflanzen lieben frische, kalkreiche Böden und Halbschatten; ausreichend Feuchtigkeit vorausgesetzt, gedeihen sie auch an sonnigen Plätzen.

Welche Blume zeigt politische Haltungen an?

Die Gartennelke (Dianthus caryophyllus). Im 20. Jahrhundert gab sie der »Nelkenrevolution« – dem Aufstand der Armee in Portugal am 25. April 1974 gegen die Diktatur – ihren Namen. Doch schon um 1790 steckten sich französische Royalisten rote Nelken als Zeichen ihrer Königstreue ins Knopfloch. Und seit Ende des 19. Jahrhunderts ist die Blume auch florales Signet der österreichischen Sozialdemokraten, das zahlreiche sozialistische Parteien übernahmen. Die Gartennelke blickt allerdings nicht nur auf eine einzigartige »politische Karriere« zurück, sondern wird nicht zuletzt wegen ihrer auffälligen Blüte als Zierpflanze geschätzt.

Übrigens: Die meisten in der freien Natur wachsenden Nelkenarten blühen im Vergleich zur Gartennelke viel zarter, z. B. die Heidenelke (Dianthus deltoides) oder die Karthäusernelke (Dianthus carthusianorum).

Wo sind Pfingstrosen ein nationales Symbol?

In China. Die süß duftende, rosa bis rot blühende Chinesische Pfingstrose (Paeonia lactiflora) wurde dort poetisch »Shao-yao« genannt, was übersetzt so viel wie »Allerschönste« oder »charmante Schönste« heißt.

Sie wurde bereits im 7. Jahrhundert in den kaiserlichen Gärten angebaut und war einzig den Wohlhabenden vorbehalten. Ihre Beliebtheit nahm solche Ausmaße an, dass sie im Reich der Mitte zum Symbol für Wohlstand und Glück wurde. Einige Sorten waren so wertvoll, dass man sie sogar mit Gold aufwog oder sie als Mitgift und Erbe weitergab. Die hohe Wertschätzung ließ sie schließlich zur Nationalblume der Chinesen werden.

Welcher Pfingstrose wurden einst Heilkräfte nachgesagt?

Der Gewöhnlichen Pfingstrose (Paeonia officinalis ssp. officinalis), und zwar insbesondere ihrem Wurzelstock (Rhizom). Für den Arzt Dioskurides, der im 1. Jahrhundert n. Chr. lebte, war sie ein Mittel gegen Gift, Hexenzauber und Erregung. Ab dem frühen Mittelalter kultivierte man sie auch nördlich der Alpen in den Klostergärten. Die Äbtissin Hildegard von Bingen (1098–1179) empfahl das Rhizom gegen Mundgeruch, Haarmilben und Geisteskrankheit. Viele dieser Anwendungen finden sich auch in den Kräuterbüchern des 16. Jahrhunderts, etwa bei Hieronymus Bock (1498–1554). Er rät dazu, Wurzel und Samen als Amulett gegen Gespenster und Epilepsie zu tragen. Bis zum 19. Jahrhundert verwendete man die Wurzel noch gegen Epilepsie und Gicht. Die zu Kettchen aufgereihten Samen bekamen zahnende Kleinkinder zum Kauen. Heute hält man nichts mehr von diesen Anwendungen, da ihre Heilwirkung nicht belegt werden konnte.

Was schmückt sich mit herzförmigen Blüten?

Das Tränende Herz (Dicentra spectabilis). Die ursprünglich aus Nordchina und Korea stammende Pflanze gelangte erst im 19. Jahrhundert nach Deutschland. Ihr schöner deutscher Name »Tränendes Herz« beschreibt die Gestalt der rot-weißen Blüten, die in rispigen Blütenständen zusammenstehen und sich im Frühsommer öffnen. Zwei äußere Kronblätter bilden die Form eines Herzens und überdecken die beiden weißen inneren, die sowohl die Staubgefäße als auch den fadenförmigen Griffel umhüllen. Sie schauen als weiße »Träne« aus dem Herzen heraus.

Übrigens: Die außergewöhnliche Blütenform hat die Fantasie der Menschen zu weiteren Wortschöpfungen angeregt. Und so hat man dem Tränenden Herzen viele andere klangvolle Beinamen verliehen, etwa Marienherz, Frauenherz, Herz Jesu, Herzglöckchen, Großmutter in der Badewanne (die rosafarbenen Kronblätter bilden die Wanne, die weißen eine Haube, wie sie ältere Frauen tragen), Balldame (die Blüte wird mit einer Dame im tief dekolletierten Ballkleid verglichen) oder Mädchen im Hemd (die weißen Blütenblätter stellen das Hemd dar).

Blühen Taglilien tatsächlich nur einen Tag?

Ja und nein. Obwohl sich jede einzelne Blüte der Taglilien (Gattung Hemerocallis) nur maximal 24 Stunden öffnet, erstreckt sich die gesamte Blütezeit der Pflanzen doch über einen Zeitraum von mehreren Wochen, wenn nicht gar Monaten. Denn jede welkende Blüte wird umgehend durch eine frische Knospe ersetzt. In China wurden Taglilien mit ihrem »Nur-einen-Tag-lang-Blühen« von Dichtern als Blumen des Vergessens besungen, die den Liebesschmerz schnell schwinden lassen.

Übrigens: Im Reich der Mitte schätzt man die Pflanzen als Gaumengenuss. »Goldene Nadeln«, das sind die getrockneten Knospen der Gelben Taglilie (Hemerocallis lilioasphodelus), werden als pfeffrig süße Beigabe zu verschiedenen Gerichten gereicht. Junge Schösslinge genießt man wie Spargel, Blüten verfeinern Suppen und Salate, Wurzeln werden als Gemüse zubereitet.

Welcher Stoff macht den Eisenhut hochgiftig?

Unter anderem das Alkaloid Aconitin, das in allen Teilen der Pflanze enthalten ist. Schon die Einnahme geringer Mengen kann für Kinder tödlich enden. Die Symptome sind Bauchkoliken und schweres Erbrechen, Sehstörungen und Muskellähmungen, Herzrhythmusstörungen und Atemlähmung. Da das Gift auch über die Haut aufgenommen werden kann, sind Kinder sogar dann gefährdet, wenn sie nur mit den Blüten oder Blättern spielen.

Die Giftigkeit des Eisenhuts (Aconitum napellus) ist seit dem Altertum bekannt, wo er nicht nur als Jagdgift, sondern auch als Mordgift zum Einsatz kam. In der Antike spielte er ähnlich wie der Schierling als Giftpflanze eine Rolle. Im Mittelalter war die Pflanze Bestandteil vieler sog. Hexensalben. Heute werden Eisenhutpräparate unter dem Namen »Aconitum«, »Tubera aconiti« und »Radix aconiti« in der Homöopathie verwendet, um Rheuma, Gicht und Neuralgien zu lindern.

Ist der Anbau von Mohn im Garten erlaubt?

Ja, lediglich der Anbau von Schlafmohn (Papaver somniferum ssp. somniferum), dessen weißer Milchsaft unter anderem Morphin enthält und zu Heroin verarbeitet werden kann, ist in Deutschland verboten; er darf auch nicht zur Zierde kultiviert werden. Die großblumigen, farbenprächtigen Mohnblüten hingegen, die im Frühsommer die Staudenbeete dominieren, gehören zum Türkenmohn (Papaver orientale). Der botanische Name »Orientalischer Mohn« verrät bereits, wo seine ursprüngliche Heimat ist: Kleinasien, genauer Nordiran und Kaukasus. Dort ist er auf mit Kalkschotter durchsetzten Hängen, aber auch auf Wiesen zu finden. Nach Mitteleuropa gelangte der Türkenmohn im 18. Jahrhundert, heute sind zahlreiche Sorten in ungewöhnlichen Farben und Formen im Handel.

Eine Augenweide sind beispielsweise auch die leuchtend gelben und orangefarbenen Blüten des Kalifornische Kappenmohns (Eschscholzia californica), der aus dem Westen der USA stammt. Mit einem strahlenden Gelb erfreuen den Betrachter auch die großen Blüten des Waldscheinmohns (Meconopsis cambrica), der in West- und Nordeuropa wächst. Als einer der faszinierendsten Vertreter der Mohnfamilie gilt jedoch der Tibet-Scheinmohn (Meconopsis betonicifolia), der so intensiv himmelblaue Blüten zur Schau stellt, dass sie wie frisch vom Himmel gezupft wirken.

Welche Pflanze wurde nach Alchemisten benannt?

Die Gattung Alchemilla, die im deutschen Frauenmantel heißt. Die Gelehrten der Chemie verfolgten während des 17. und 18. Jahrhunderts das ehrgeizige Ziel, aus allerlei Substanzen Gold zu gewinnen. So hielten sie auch die sich häufig am Blattgrund des Frauenmantels ansammelnden Wassertropfen für einen Basisstoff des kostbaren Metalls. Tatsächlich handelt es sich bei diesem Wasser schlicht um Feuchtigkeit, welche die Pflanze über sog. Hydathoden am Blattrand ausscheidet – neben den Spaltöffnungen eine weitere Möglichkeit, den Wasserhaushalt zu regulieren.

Wussten Sie, dass …

der Name der Nelke von »Nagel« kommt? Die breiten Kelchblätter ragen nämlich mit einem dünnen, langen Stiel, dem sog. Nagel, in die Kelchröhre hinein.

die Akelei eine sog. Marienblume ist? Mit ihrer gesenkten Blüte galt sie früher als Symbol der Demut und ist deshalb oft zusammen mit Maria, der Mutter Jesu, auf Gemälden abgebildet.

es auch strauchförmige Pfingstrosen gibt? Ursprünglich wuchsen sie in Tibet und Bhutan, werden aber schon seit über 1000 Jahren in China kultiviert; in Europa kennt man sie erst seit dem 18. Jahrhundert.

Wem gab Adonis seinen Namen?

Dem rot blühenden Sommeradonisröschen (Adonis aestivalis). Die griechische Sage berichtet, dass der schöne Adonis, der Geliebte der Göttin Aphrodite, auf der Jagd von einem Eber getötet wurde. Dort, wo sein Blut auf den Boden tropfte, sei der Erde eine wunderschöne Blume – das Adonisröschen – entsprungen.

Übrigens: Der für dieses Hahnenfußgewächs im Volksmund ebenfalls gebräuchliche Name »Teufelsauge« verweist auf die Giftigkeit der Pflanze. Sie enthält nämlich herzaktive Glykoside und ist in seiner Giftwirkung dem Fingerhut vergleichbar.

Welche Blätter schmücken die korinthischen Säulen?

Die Blätter des Akanthus. In ihrer Ebenmäßigkeit sind sie geradezu ein Sinnbild für vollkommene Schönheit und Symmetrie. Von der gleichmäßigen, gelappten und sehr harmonisch anmutenden Form beeindruckt, meißelten die Bildhauer der Antike die Blätter in Stein und verzierten mit ihnen die Kapitelle der korinthischen Säulen.

Auch in späteren Kunstepochen kann man das Blattmotiv immer wieder entdecken. Auf zahlreichen romanischen Kapitellen tauchen sie stark stilisiert genauso auf wie in der Renaissance und im Barock. Manchmal findet man auch ganze Friese, die mit stilisierten Akanthusblättern gestaltet sind.

Wussten Sie, dass …

geschnittene Blüten des Klatschmohns (Papaver rhoeas) schnell welken und deshalb nicht für Sträuße geeignet sind?

im englischsprachigen Raum der Klatschmohn seit dem Ersten Weltkrieg ein Symbol für das Gedenken an gefallene Soldaten ist? Auf frisch aufgeschütteten Grabhügeln war er es, der immer als erste Blume zu blühen begann.

man heute mehr als 270 000 Tagliliensorten kennt? Die meisten stammen aus den USA, dem Mekka der Hemerocallis-Züchter.

Pelargonien: In die Zucht genommen

Wie heißt es richtig: Pelargonien oder Geranien?

Botanisch korrekt ist die Bezeichnung Pelargonien. Denn wenngleich diese üppig blühenden Beet- und Balkonpflanzen auch zur Familie der Geraniaceae gehören, so zählen sie eben nicht zur Gattung Storchschnabel (Geranium), sondern zur Gattung Pelargonium. Nicht nur im deutschen Sprachgebrauch wird im Volksmund und im gärtnerischen Bereich häufig fälschlich von »Geranien« gesprochen, auch in England, woher viele der Zuchtsorten stammen, bezeichnet man diese oft weiterhin als »Geraniums«. Zwar hatte bereits Linné beide Pflanzengattungen voneinander unterschieden, doch andere Botaniker folgten zunächst nicht seiner Auffassung und bezeichneten Pelargonien weiter als Geranium. Da Gärtner und Züchter die Namengebung für zweitrangig hielten, hält sich die irreführende Bezeichnung nun seit Jahrhunderten.

Wann begann die Pelargonienzucht in Europa?

Die ersten Arten gelangten um 1690 aus Südafrika nach Europa, wo sie zunächst den Reichen und Adligen vorbehalten blieben. Aber die Züchter nahmen sich bald der neuen Pflanzenschönheiten an und entwickelten aus Pelargonium peltatum, das bereits um 1700 in England kultiviert wurde, die Hänge- oder Efeupelargonien. Pelargonium peltatum selbst hat blassviolette, zweiseitig symmetrische Blüten mit einer dunkleren Zeichnung auf den beiden nach oben gerichteten Kronblättern. Die Form der Blätter erinnert an Efeulaub.

Kaum jünger ist wohl die Zuchtlinie der sog. Stehenden Geranien, der aufrecht wachsenden Zonalpelargonien. Sie stammen von Pelargonium zonale und Pelargonium inquinans ab. Während Pelargonium zonale regelmäßige fünfzählige und rosarote Blüten entwickelt, präsentieren sich die leicht asymmetrischen Blüten von Pelargonium inquinans in leuchtendem Scharlachrot. Die Edel- oder Englischen Pelargonien schließlich gehen auf Pelargonium grandiflorum, Pelargonium cucullatum und wahrscheinlich auf Pelargonium cordifolium zurück. Alle drei Arten bilden mehr oder weniger asymmetrische Blüten aus, bei denen die drei nach unten gerichteten Kronblätter schmal, die beiden oberen breiter sind. Die Blütenfärbung variiert in Rosatönen und hat jeweils eine dunklere Zeichnung.

Kann man mit Pelargonien heilen?

Ja, und als Heilmittel waren früher schon einmal zwei Arten im wahrsten Sinn in aller Munde: Pelargonium reniforme und Pelargonium sidoides, auch Kapland-Pelargonie genannt. Ihnen wird besondere Wirksamkeit bei Erkältungskrankheiten, Angina, Nebenhöhlenentzündungen, Bronchitis und sogar Asthma zugeschrieben. Aus Südafrika stammt das aus den Wurzeln der Kapland-Pelargonie gewonnene Medikament »umcka loabo«. Dessen zungenbrecherischer Name bedeutet in der Zulu-Sprache so viel wie »schwerer Husten«. Dieses Heilmittel geriet zwar zeitweise in Vergessenheit, heute jedoch ist es als Naturheilmittel geradezu zu einem Modepräparat geworden, auf dessen Wirksamkeit auch bei uns viele von Erkältungen geplagte Menschen schwören.

Gibt es auch duftende Pelargonien?

Ja, die Duft- oder Duftblattpelargonien. Rosenähnlich duftet beispielsweise Pelargonium graveolens – sie wird daher im Deutschen Rosenpelargonie genannt –, während Pelargonium citronellum, Pelargonium crispum und Pelargonium odoratissimum (Zitronenpelargonie) eine zitronenartige Duftnote haben. Die Blätter der ebenfalls als Zimmerpflanze gehaltenen Zitronenpelargonie dienten früher auch als Würzmittel in der Küche. Außerdem sollen sie, ans Fenster gestellt, lästige Fliegen und Stechmücken fernhalten. Die Blätter der Schmetterlingspelargonie, Pelargonium papilionaceum, werden sogar geraucht. In ihren Heimatländern finden verschiedene Pelargonium-Arten darüber hinaus auch als duftende Heilkräuter Verwendung. Bei empfindlichen Menschen können deren ätherischen Öle allerdings Hautreizungen verursachen.

Mit pfefferminzähnlichem Geruch wartet Pelargonium tomentosum auf. Kataloge spezialisierter Gärtnereien bieten jedoch auch Sorten mit Apfel-, Muskat-, Fichten- oder gar Möhren-, Ingwer- und Liebstöckelduft an. Je nach Temperatur und Luftfeuchte kann der aus verschiedenen ätherischen Ölen zusammengesetzte Geruch auch etwas variieren und ist daher manchmal schwer festzulegen.

Bereits 1774 gelangte Pelargonium radens, das aus der südafrikanischen Kapprovinz stammende »Rosenpelargonium« (ebenfalls Rosenduftpelargonie genannt), nach England; noch heute ist es als Zimmerpflanze geschätzt. Berührt man seine Blätter, entströmen ihren Drüsenhaaren ätherische Öle von rosenähnlich-harzartigem Geruch.

Was machen Pelargonien bei Trockenheit?

Unter den Pelargonium-Arten, die wild im südlichen Afrika vorkommen, gibt es als Anpassung an lange Trockenzeiten verschiedene Vertreterinnen mit sukkulenten, also wasserspeichernden Stämmen. Eine davon ist Pelargonium crassicaule. Das lateinische Wort »crassus« bedeutet »fett«, griechisch »kaulos« beziehungsweise lateinisch »caulis« heißt »Stängel«. Diese Pflanze hat kurze, dicke, verholzte Sprosse von zehn bis fünfzehn Zentimetern Höhe. Sie verzweigen sich und tragen zeitweise graue Blätter. Nur die stacheligen Nebenblätter sind von Bestand. Die Blüten dieser Pelargonium-Art, die gelegentlich in Sukkulentensammlungen zu sehen ist, sind von weißer Grundfarbe mit purpurnen Tupfen.

Wussten Sie, dass …

über drei Viertel der Pelargonien-Wildarten der ihre Heimat im südlichen Afrika haben? Einige Vertreterinnen der Gattung finden sich ferner in Ostafrika, auf Madagaskar, im Jemen, in der Türkei und in Australien.

Pelargonien eigentlich Sträucher sind und in wärmeren Gefilden wesentlich größer werden können? In unseren Breiten können sie entweder nur als Einjährige gezogen werden oder müssen im warmen Gewächshaus überwintern.

Winden: Blütenfülle am Zaun

Sind Winden Zierpflanzen?

Trotz ihrer ansehnlichen bunten Blüten und obwohl Winden mittlerweile in Gartenfachgeschäften als Samenpackungen angeboten werden, sind sie als Zierpflanzen kaum verbreitet. Ihre trichterförmigen Blüten sind eigentlich recht hübsch, dennoch hat die Pflanze entscheidende Nachteile – abgesehen von dem erstickenden Wuchern an anderen Pflanzen –, so dass Winden keine verbreiteten Gartenblumen sind: Zum einen breitet sie sich mit Wurzelsprossen rasch aus, und selbst kleinste abgerissene unterirdische Teile wachsen zu vollständigen Pflanzen heran. Deshalb ist es nahezu unmöglich, sie wieder loszuwerden. Zum anderen kommt hinzu, dass die einzelne Blüte nur wenige Stunden geöffnet bleibt: Sie blüht morgens auf, um sich am frühen Nachmittag wieder zu schließen und zu verwelken.

Die wahrscheinlich bekannteste dieser mitteleuropäischen Winden ist die Ackerwinde (Convolvulus arvensis). Sie gehört zu Convolvulus, der mit rund 250 Arten zweitgrößten Gattung der Familie. Die Ackerwinde gehört zu den Kulturbegleitern – als Ackerunkraut ist sie vermutlich mit dem Getreide zu uns gekommen. Heute ist sie in den gemäßigten Klimazonen praktisch weltweit verbreitet.

Klettern oder schlingen Winden?

Winden klettern nicht, sondern sie schlingen, deshalb gehören sie zu den Schlingpflanzen. Während sich Rankpflanzen wie Wicken oder Wilder Wein mit ihren zu Ranken umgebildeten Blättern oder Seitensprossen an ihren Stützen festhalten, windet sich bei Schlingpflanzen der gesamte Hauptspross um einen Draht, eine Stange oder um benachbarte Pflanzen.

Die Stängelspitze einer Schlingpflanze führt kreisförmige Suchbewegungen aus, indem die beiden Flanken des Sprosses unterschiedlich stark wachsen. So beschreibt zum Beispiel die Ackerwinde in etwa eineinhalb Stunden einen Kreis von mehreren Zentimetern Durchmesser. Als linkswindende Art bewegt sie sich dabei entgegen dem Uhrzeigersinn. Berührungsreize signalisieren ihr, dass eine mögliche Stütze gefunden wurde. Diese wird dann eng umschlungen, indem die gegenüberliegende Sprossseite stärker wächst.

Gedeihen tropische Prunkwinden auch hierzulande?

Ja, als einjährige Sommerblumen im Freien oder als mehrjährige im Gewächshaus. Prunkwinden können in unseren Breiten in Freilandkultur generell nur als einjährige Sommerblumen gezogen werden. Das schränkt zwar einerseits den Zeitraum ein, in dem man sich an den farbenfrohen Pflanzen erfreuen kann, andererseits ist man zugleich des Problems enthoben, das ungezügelte Wachstum dieser üppigen tropischen Schlingpflanzen eindämmen zu müssen, bevor sie überhand nehmen könnten.

Die wichtigsten hierzulande an Balkonen und Pergolen in vielen verschiedenen Sorten gezogenen Prunkwinden sind die strahlend blaue Kaiserwinde (Ipomoea imperialis), die Purpurprunkwinde (Ipomoea purpurea) in Weiß- bis Purpurtönen und Ipomoea tricolor, die sich vom Sommer bis in den Frühherbst mit bis zu 15 Zentimeter großen roten, violetten oder blauen, manchmal sogar mit mehrfarbigen Blüten schmückt. Sie stammt aus Mexiko und wird als Einjährige gezogen. Ihre kordelartigen, windenden Triebe mit den herzförmigen Blättern erreichen spielend eine Höhe von bis zu drei Metern.

Im tropischen Amerika gedeiht die schnellwüchsige, immergrüne Mondwinde (Ipomoea alba), die gelegentlich auch hierzulande in Gewächshäusern gezogen wird. Früher trennte man sie als eigene Gattung Calonyction ab. Dieser Name ist aus den griechischen Wörtern für »schön« und »Nacht« zusammengesetzt. Damit deutet er auf die eindrucksvollen weißen Blüten dieser bis sechs Meter hoch werdenden Winde hin, die nur nachts geöffnet sind und einen intensiven Duft verströmen. Sie haben eine enge, zehn bis 15 Zentimeter lange Blütenröhre und einen Saum von gleicher Breite.

Kann man aus Winden Rauschdrogen gewinnen?

Ja, denn sie enthalten Abkömmlinge (Derivate) der Lysergsäure, die mit LSD verwandt ist. Zur Stoffgruppe der Alkaloide gehören neben der Lysergsäure auch die stärksten aus dem Pflanzenreich bekannten Gifte, z. B. das Gift der Tollkirsche. Aber nur bei den Windengewächsen treten die Abkömmlinge der Lysergsäure auf – also Stoffe, die chemisch der halbsynthetischen Droge LSD ähneln und in der Natur sonst nur von Pilzen bekannt sind. Wie LSD üben sie eine stark halluzinogene Wirkung aus. Bereits die Azteken setzten als Medizin und für kultische Handlungen Ololiuqui ein, das noch heute von mexikanischen Ureinwohnern als Rauschdroge genutzt wird und von der Liane Turbina (Rivea corymbosa), einem Windengewächs, stammt. Priester oder Medizinmänner versetzten sich damit in Trance, um über Visionen Kontakt zu den Göttern oder zur Geisterwelt aufzunehmen. In ähnlicher Weise wurden auch die Samen der Prunkwinde (Ipomoea tricolor) genutzt.

Biochemische Untersuchungen ergaben, dass auch in anderen Gattungen der Windengewächse mit der Lysergsäure verwandte Alkaloide vorkommen. Anhänger psychedelischer Drogen begannen daraufhin, mit den Samen von Prunkwinden zu experimentieren. Dieser Missbrauch kann jedoch zu schweren Gesundheitsschäden bis hin zum Tod führen.

Wussten Sie, dass …

es auch Winden gibt, die nicht klettern? Die Strandwinde (Calystegia soldanella) kriecht mit ihren bis einen Meter langen Stängeln im Sand.

Winden als Pflanzenschädlinge gefürchtet sind? So schmarotzt etwa die Kleeseide (Cuscuta epithymum ssp. trifolii) auf Klee (Trifolium), während die Flachsseide (Cuscuta epilinum) sich auf Feldern mit Saatlein (Linum usitatissimum) breit macht.

Winden Zeigerpflanzen sind? Die Ackerwinde (Convolvulus arvensis) mit ihren bis zu einem Meter tief in den Boden reichenden Wurzeln zeigt verdichtete Böden an.

man Winden auch medizinisch nutzt? Die an tropischen Stränden wild wachsende Ziegenfußprunkwinde (Ipomoea pescaprae) liefert im südpazifischen und südostasiatischen Raum ein kostengünstiges Extrakt zur Behandlung von Hautentzündungen.

Was sind Schwärmerblumen?

Pflanzen, wie beispielsweise die Mondwinde (Ipomoea alba), die wie viele Windenarten von Nachtschmetterlingen (Schwärmern) bestäubt werden. Diese Schmetterlinge sind in der Dämmerung oder nachts aktiv, weshalb die Blüten tagsüber geschlossen bleiben können. Angelockt werden die Schwärmer vom Duft der Mondwindenblüte. Ihr Rüssel ist so lang, dass sie damit bis auf den Grund der tiefen Blüten gelangen, wo der Nektar abgeschieden wird.

Auch die Trichterblüten der heimischen Zaunwinde (Calystegia sepium) werden meist von Schwärmern bestäubt, im Gegensatz zu den nur vormittags geöffneten Blüten der Ackerwinde (Convolvulus arvensis), die von tagaktiven Insekten besucht wird.

Malven: Bunte Trichterblüten

Woran kann man Malven eindeutig erkennen?

An ihrem Blütenbau. Die Blüten bestehen aus fünf sich überlappenden Kronblättern und fünf getrennten Kelchblättern. Unter dem eigentlichen Kelch sitzt bei vielen Arten ein Außenkelch. Aus der Blütenmitte ragt säulenförmig eine längliche Röhre (Columna) heraus, die von den zusammengewachsenen Staubfäden der zahlreichen Staubblätter gebildet wird. Diese Staubblattröhre ist für alle Malven typisch. Aus dieser Röhre recken sich zunächst die männlichen Staubbeutel heraus. Haben sie den Pollen entleert, krümmen sie sich nach außen weg. Jetzt drängen sich die zahlreichen weiblichen Narbenäste aus der Staubfadenröhre empor und spreizen sich auseinander, um Blütenstaub von anderen Blüten einzufangen.

Malvenblüten zeigen also eine Vormännlichkeit (Proterandrie): Dies bedeutet, dass bei ihnen zuerst die männlichen Blütenteile reifen, bevor sich die weiblichen überhaupt zeigen. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass sich die Pflanze nicht selbst bestäubt. Nektardrüsen am Grund der Staubfadensäule sondern süßen Blütensaft ab, der Bienen, Hummeln und andere Insekten anlockt, welche die Blüten bestäuben.

Welche Malve verbirgt sich hinter der Rosspappel?

Die Wilde Malve (Malva sylvestris). Ihr volkstümlicher Name »Rosspappel« spielt jedoch weder auf Pferde noch auf die bekannten Pappeln an. »Ross« meint nämlich so viel wie »gewöhnlich«. Pappel leitet sich wohl von »pappen« her, von der klebrigen Konsistenz ihrer Inhaltsstoffe. Oder aber von »pap«, einem alten Wort für Brei, da man aus der Pflanze Breiumschläge herstellte. Die Rosspappel beschließt ihren Lebenszyklus in längstens zwei Jahren. Aus ihren purpurfarbenen Blüten entwickeln sich die für alle Malven typischen Früchte. Zur Reife fallen viele scheibenförmige Teilfrüchte aus dem Kelchbecher, wo sie wie bei einer Geldrolle dicht gepackt lagern – allerdings kreisförmig angeordnet. Dank der reichlich entstehenden Früchte hat sich die Wilde Malve an Wegrändern, auf Schuttflächen, an Mauern und Zäunen überall weit verbreitet.

Übrigens: Sowohl ihre Blätter als auch ihre Blüten nutzt man als Tee, da sie aufgrund ihres Schleimgehalts Husten lindern.

Riecht die Käsepappel nach Käse?

Nein, dann erhielte sie wohl auch weniger Besuch von Bienen, Hummeln sowie Schmetterlingen, die sich gerne an ihrem Nektar, den sie an der Innenseite der Kelchblätter bereithält, laben. Der Zusatz »Käse« im volkstümlichen Namen verweist vielmehr auf die Früchte der heimischen Wegmalve (Malva neglecta): Die runden Scheibchen erinnern an kleine Käselaibe; sie wurden früher von den Kindern zum Spielen benutzt oder in Notzeiten auch als Gemüse gegessen.

Übrigens: Die ein- oder zweijährige Wegmalve treibt gewöhnlich 15–60 Zentimeter lange, liegende Stängel, mit denen sie über den Boden kriecht. An ihnen erscheinen kleine, blassrosa Blüten von etwa zwei Zentimetern Durchmesser. Ihr Lebensraum sind Wege, Mauern und Ödland.

Woher rührt der Name Stockrose?

Vom Erscheinungsbild der blühenden Pflanzen. Stock- oder Stangenrosen (Alcea rosea), wie sie auch genannt werden, sind wahrhaftig »Rosen am Stock«. Im ersten Jahr treibt die Pflanze, die oft nur zwei Jahre alt wird, zwar nur eine Blattrosette aus; im zweiten Jahr erscheint aber dann der aufrechte, kräftige Schaft mit den schalenförmigen Blüten, die sich über Wochen von unten nach oben öffnen. Stockrosen gelten als Inbegriff für die Zierpflanzen traditioneller Bauerngärten. Im Garten des deutschen Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) säumte eine Allee von Stockrosen den Hauptweg. Jedes Jahr lud er Freunde und Bekannte zu einem Gartenfest ein, wenn die herrlichen Blumen erblühten.

Wie werden Stockrosen medizinisch verwendet?

Stockrosen werden dank ihres Schleimgehalts zur Behandlung von Entzündungen und Atemwegserkrankungen genutzt. Vor allem die schwarz-rot blühende Form galt als bewährte Heilpflanze, die man auch zum Gurgeln bei Hals-Rachen-Entzündungen einsetzte. Früher baute man die bis zwei Meter hohe Staude sogar großflächig auf Feldern an, um mit ihren roten Blüten Wein zu färben.

Wo ist der Chinesische Roseneibisch zu Hause?

Der Chinesische Roseneibisch (Hibiscus rosa-sinensis) oder Sumpfeibisch ist heute in allen warmen Klimazonen der Erde verbreitet; woher die Pflanze ursprünglich stammt, ist nicht mehr nachzuvollziehen, vermutlich vom tropischen Festland Südostasiens. In wärmeren Regionen erfreut die frostempfindliche Zierpflanze, deren prachtvolle, leuchtend rote Blüten Durchmesser von bis zu 15 Zentimetern erreichen, Blumenliebhaber als Strauch oder auch zur Hecke geschnitten. In unseren Breiten hingegen gedeiht sie nur als Topfpflanze, die allerdings im Sommer auch ins Freie gestellt werden kann. Regen und kältere Temperaturen (unter 16 °C) setzen der Pflanze allerdings zu: Die Knospen faulen und fallen ungeöffnet ab. Die als Zimmerpflanzen gehandelten Exemplare des Chinesischen Roseneibischs sind meist mit Wuchshemmern behandelt, damit sie ihre kompakte Form behalten. In ihren warmen Ursprungsländern dagegen kann die Pflanze eine stattliche Höhe von bis zu 4,5 Meter erreichen.

Übrigens: Sowohl auf Hawaii als auch in Malaysia hat man den Chinesischen Roseneibisch zum Staatssymbol erkoren. Auf Hawaii stecken sich junge Mädchen außerdem traditionell eine Hibiskusblüte ins Haar, wenn sie signalisieren wollen, dass sie »noch zu haben« sind. Darüber hinaus verwendet man in Asien Wurzel, Blätter und Blüten der Pflanze, um Haare, Augenbrauen und die Schuhe zu schwärzen. Zudem sind Hibiskusblüten als Blumenopfer vor allem in asiatischen Ländern üblich.

Wussten Sie, dass …

Malventee aus einer tropischen Art hergestellt wird? Es sind die getrockneten fleischigen, roten Kelche des Rosella-Eibischs (Hibiscus sabdariffa), deren Gehalt an Pflanzensäuren dem Tee einen angenehm säuerlichen Geschmack verleiht.

Malven auch Fasern liefern? Sie werden aus Kenaf (Hibiscus cannabinus) gewonnen und kommen als Gambohanf in den Handel.

die ätherischen Öle der Ambramalve (Abelmoschus moschatus) bei der Parfümherstellung genutzt werden? Sie sind in den Samen enthalten, die auch als Moschuskörner bezeichnet werden.

Welches Gemüse ist mit den Malven verwandt?

Okra oder Gombo (Abelmoschus esculatus). Ihr Anbau ist bereits für das 2. Jahrtausend v. Chr. in Ägypten belegt. Okra wächst in warmen Regionen als einjähriges, strauchartig verzweigtes hohes Kraut, das gelbe Blüten mit dunkelrotem Zentrum hervorbringt. Aus ihnen gehen schlanke, sechskantige Kapselfrüchte hervor, die bis zu 30 Zentimeter lang werden können. Man erntet sie noch unreif, grün und zart. Das gekochte Gemüse enthält viele Schleimstoffe und ist daher als Magendiät geeignet. Ferner ist es reich an den Vitaminen A und C, Eisen und Kalzium.

Löwenzahn und Gänseblümchen: Geliebte Allerweltspflanzen

Wo gedeiht der Löwenzahn?

Der Gewöhnliche Löwenzahn (Taraxacum officinale) ist eine Pflanze der Fettwiesen, Weiden und Äcker, gedeiht aber auch auf Schuttplätzen, in Unkrautfluren und findet selbst zwischen Bordsteinkanten noch immer eine Ritze, durch die er sich hindurchquetschen kann. Dass er sehr durchsetzungsfähig ist, liegt u. a. an seinen Pfahlwurzeln, die fast zwei Meter lang werden können und ihn fest im Boden verankern. Anders als oft beschrieben, ist er ausdauernd und nicht nur zweijährig.

Über der Erde entwickelt sich die Blattrosette aus den grob gezähnten Blättern, aus der sich der Milchsaft führende, hohle Stängel mit dem gelben Blütenkorb erhebt. Dieser besteht nur aus Zungenblüten, aus denen sich später die Früchte entwickeln. Die Samen der reifen, kugeligen, aufgeplusterten Fruchtstände der Pflanzen werden mit dem Wind verbreitet. An kleinen Schirmchen hängend, fliegen sie so über erstaunlich weite Strecken.

Wird Löwenzahn medizinisch genutzt?

Ja, darauf verweist schon der Beiname »officinale«, der aus dem Lateinischen kommt und so viel wie »arzneilich gebräuchlich« bedeutet. Löwenzahn, dessen Blätter und Wurzeln zahlreiche Bitterstoffe enthalten, wird bei Leber-, Gallen-, Nieren- und Blasenerkrankungen sowie Gries- und Steinbildung eingesetzt, außerdem lindert er Beschwerden bei Rheuma, Gicht, Stauungen im Pfortadersystem und Hämorrhoiden. Weiterhin dient er als leichtes Abführmittel und Diabetikertee. Äußerlich gebraucht man ihn bei Hauterkrankungen und Warzen werden ebenfalls erfolgreich mit dem milchigen Saft bekämpft. Die frischen Blätter oder den Presssaft nimmt man darüber hinaus für entschlackende Kuren. Wurzel und Blätter enthalten zahlreiche Bitterstoffe, die sich positiv auf Verdauungsstörungen, Appetitlosigkeit und die Gallenproduktion auswirken.

Übrigens: Aus seinen Blüten kann man einen Sirup herstellen, der sich ähnlich wie Honig als Brotaufstrich eignet. Die Blüten werden dazu mit Wasser, Zucker und Zitronensaft gekocht; der Sirup wird anschließend in Gläser abgefüllt. Allerdings ist es ratsam, die Löwenzahnblüten an ausgesuchten Stellen zu sammeln, also am besten fernab verkehrsreicher Straßen und gut besuchten Hundewiesen.

Wann blühen Gänseblümchen?

Wenn es die Witterung zulässt, während des ganzen Jahres. Das Gänseblümchen (Bellis perennis), auch Maßliebchen genannt, gehört zu den bekanntesten Pflanzen. Seine charakteristischen kleinen Blütenstände, die sich aus weißen bis rötlichen Zungenblüten und leuchtend gelben Röhrenblüten zusammensetzen, kennt wahrscheinlich jeder. Mithilfe seiner Wurzelausläufer verbreitet es sich schnell und überzieht oft große Flächen im Rasen. Häufiges Mähen übersteht es problemlos, denn seine ausdauernde Blattrosette drückt sich fest an den Boden. Wie der Löwenzahn hält auch das Gänseblümchen seine Blüten bei schlechtem Wetter geschlossen.

Hat das Gänseblümchen heilende Wirkung?

Ja, auch das Gänseblümchen gilt in der Volksmedizin schon seit langem als heilkräftig. Genutzt werden die ganzen, während der Blütezeit geernteten Pflanzen. Verabreicht als Aufguss, Absud (äußerlich), Extrakt oder Tee (innerlich), kommen sie als schleimlösendes Mittel, bei Verletzungen, eitrigen Hautkrankheiten, Husten und Bronchitis, Störungen in Leber und Nieren sowie entzündlichen Schwellungen zum Einsatz; außerdem lindern sie Durchfälle und helfen bei Magen- und Darmkatarrhen.

Welche Blume ähnelt dem Gänseblümchen?

Die Magerwiesen-Margerite (Leucanthemum vulgare), eine weit verbreitete und überaus bekannte hiesige Wiesenpflanze. Man könnte sie auch als »große Schwester« des Gänseblümchens bezeichnen. Das Herauszupfen der langen weißen Randblüten, deren Anzahl häufig um die 21, z. T. auch deutlich darüber oder darunter liegt, ist ein beliebtes Abzählspiel bei Kindern: »Er liebt mich, er liebt mich nicht …«

Übrigens: Als Zierpflanze wird u. a. auch die recht ähnliche Pyrenäen-Margerite (Leucanthemum maximum) kultiviert. Großblumige Sorten finden sich bei der Gartenmargerite (Leucanthemum × superbum). Eine hübsche Pflanze für den Steingarten ist die kleine, erst im Herbst blühende Grönland-Margerite (Arctanthemum arcticum). Als Bunte Margerite bezeichnet man Tanacetum coccineum, die typische Margeritenblüten in kräftigem Rosa oder Rot präsentiert.

Sind Löwenzahn und Gänseblümchen essbar?

Ja. Vom Löwenzahn werden die jungen Blätter geerntet, die ein nussiges und weniger bitteres Aroma als die älteren Blätter haben. Die goldgelben Blüten kann man abzupfen und würzend wie dekorierend über Salate, Suppen oder andere Speisen streuen. Es gibt auch Kultursorten des Löwenzahns mit besonders großen Blättern, die gebleicht zum Verkauf angeboten werden.

Um Gänseblümchen in einen Salat zu mischen, können die Pflänzchen komplett aus der Wiese gezupft werden, man verwendet also sowohl die Blätter als auch Knospen und Blüten. Sie schmecken leicht säuerlich und feinherb. Die Blüten allein ergeben eine hübsche Garnitur.

Wie viele Namen hat der Löwenzahn?

Über 500 – allein im Deutschen! Betrachtet man die tief eingesägten Blätter des Löwenzahns, so erklärt sich sein Name eigentlich von selbst. Aber er heißt auch noch Pusteblume (nach den fedrigen Fruchtständen), Kuh- und Pferdeblume (da Kühe und Pferde ihn gerne fressen), Butterblume (nach seiner früheren Verwendung als Färbemittel für Butter), Kettenblume (seine langen, weichen Stängel lassen sich zu Ketten und Kränzen flechten), Ackerzichorie (nach der Nutzung der Wurzel als Kaffeeersatz), Bettseicher (wegen der harntreibenden Wirkung), Schmalzblume, Pfaffenröhrlein und so weiter …

Wussten Sie, dass …

es Ziersorten des Gänseblümchens gibt? Anders als ihre wild wachsenden Artgenossen sind die weiß bis rot blühenden Zuchtformen meist wesentlich höher und kräftiger und besitzen größere, meist gefüllte, pomponartige Korbblüten.

das Gänseblümchen seinen Namen den Kelten verdankt? Sie verbanden die Blume, deren Blüten sich nur bei Sonnenschein öffnen, ebenso mit unserem Zentralgestirn wie die Gans, deren jährliche Wanderung der Sonne folgt.

Edelweiß und Eberwurz: Prominenz aus den Alpen

Wie macht das Edelweiß auf sich aufmerksam?

Es schmückt sich mit einem auffälligen Kranz aus weißen, filzig behaarten Hochblättern, die für die Schauwirkung sorgen und die Bestäuber anziehen. Die eigentlichen Blüten sitzen eher unauffällig in der Mitte dieses Kranzes. Seine blendend weiße Färbung verdankt das Edelweiß (Leontopodium alpinum) nicht etwa Farbpigmenten, sondern dem dichten Haarfilz. In ihm sind unzählige Lufteinschlüsse vorhanden, welche das Licht fast vollständig reflektieren.

Warum ist das Edelweiß behaart?

Die Behaarung der Pflanze erfüllt mehrere Aufgaben. Einerseits ermöglicht sie es, bei Sonnenschein warme Luft einzufangen, andererseits dient sie auch dazu, die schädliche UV-Strahlung aus dem für die Fotosynthese nötigen Sonnenlicht herauszufiltern. Außerdem schützt der dichte Pelz die Pflanze vor dem Austrocknen, denn die Härchen halten die aus den Atemöffnungen der Pflanze, den sog. Spaltöffnungen, abgegebene Feuchtigkeit über den Blättern zurück und bilden so einen wasserdampfgesättigten Luftraum. Ist die Luft über den Spaltöffnungen aber bereits mit Wasser gesättigt, wird so die Verdunstung herabgesetzt. Deshalb kann die Pflanze ihre Spaltöffnungen für den notwendigen Gasaustausch beim Stoffwechsel offen lassen, ohne dass der Wasserverlust zu groß wird.

Wie wurde das Edelweiß zum Wahrzeichen der Alpen?

Durch eine Marketingidee. Sie rückte die kleine, nur bis zwanzig Zentimeter hohe Pflanze in das Zentrum des öffentlichen Interesses, um den ab Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzenden Alpentourismus zu fördern. Als Wahrzeichen der Alpen warb es für alpine Erholungsgebiete, zog Urlauber in Scharen an und wurde so massenhaft gesammelt, dass es in weiten Gebieten fast ausgerottet und in unzugängliche, steile Felsregionen zurückgedrängt wurde. Heute ist es streng geschützt.

Das Edelweiß ist eigentlich gar keine alteingesessene und damit urtypische Alpenpflanze. Ursprünglich stammt es wie viele seiner Verwandten aus den Gebieten der asiatischen Hochsteppen und Gebirge. Erst kurz nach der letzten Eiszeit vor rund 10 000 Jahren gelangte es von dort bis in die Alpen. Als eher unscheinbares Gewächs blieb es dort neben bunteren Alpenpflanzen lange Zeit unbehelligt – bis es eben von den Werbestrategen entdeckt wurde.

Weshalb heißt das Edelweiß auch Bauchwehblume?

Weil die Pflanze von den Einheimischen früher als Heilmittel gegen Bauchschmerzen, Schwindsucht und Geschwülste verwendet wurde. Eine andere aus einigen Gegenden überlieferte Anwendung, die auf abergläubischen Vorstellungen basierte, ist das Ausräuchern des Stalls mit Edelweiß und Edelraute, wenn eine Kuh ein entzündetes Euter hatte. Auf diese Weise sollten Geister vom Betreten des Stalls abgehalten werden. Der Name »Edelweiß« setzte sich wahrscheinlich im 19. Jahrhundert mit dem beginnenden Tourismus durch.

Taugt die Silberdistel tatsächlich als Wetterprophetin?

Ja, denn nur an sonnigen, trockenen Tagen zeigt die Silberdistel – wie man die Große Eberwurz (Carlina acaulis ssp. acaulis) schlicht nennt – ihre hübschen, silbrigen Blütenstände. Bei feuchter Witterung hingegen krümmen sich ihre langen, silbrig glänzenden Hüllblätter nach innen und schützen so die eigentlichen Blüten vor Regen. Ob die Blüten sich öffnen oder schließen, hängt unmittelbar mit der Luftfeuchtigkeit in der Umgebung zusammen. Anhand dieser Luftfeuchtigkeit wiederum lässt sich recht zuverlässig das künftige Wetter vorhersagen, weshalb die Pflanze auch den gängigen Namen Wetterdistel erhielt: Offene Blütenköpfe zeigen eine geringe Luftfeuchtigkeit an und prognostizieren Hochdrucklagen, was meist mit schönem, sonnigem Wetter verbunden ist. Die geschlossenen Blütenköpfe der Silberdistel kündigen dagegen ein Tiefdruckgebiet an, das bedeutet schlechte Aussichten, wenn es nicht ohnehin schon regnet.

Was verbirgt sich hinter dem Falschen Edelweiß?

Das Gewöhnliche Katzenpfötchen (Antennaria dioica var. dioica). Es kommt in den kälteren Regionen der Nordhalbkugel, von Europa bis weit nach Sibirien und Nordjapan, vor. Je weiter es nach Süden vordringt, desto mehr verschiebt sich sein Lebensraum ins Gebirge. Als Charakterart der Borstgrasrasen, Zwergstrauchgesellschaften auf trockenen Böden, siedelt die gebietsweise geschützte Art in den Alpen dabei typischerweise über silikatreichem Gestein. Im Gegensatz zu vielen anderen Korbblütlern ist das Gewöhnliche Katzenpfötchen eine zweihäusige Pflanze, bei der sich männliche und weibliche Röhrenblüten auf verschiedene Körbchen verteilen. Sie unterscheiden sich oft farblich durch die trockenhäutigen Hüllblätter der Blütenstände, wobei die männlichen meist weiß, die weiblichen eher rosa gefärbt sind. Mehrere der kleinen, bis acht Millimeter breiten Köpfchen sitzen dicht zusammen am Ende des Stängels.

Wussten Sie, dass …

Edelweiß auch am Mount Everest wächst? Noch in über 6100 Metern Höhe wurden Edelweißarten gefunden.

die Silberdistel einst als Heilpflanze galt? Das in ihren Wurzeln enthaltene Öl sollte bei Magenerkrankungen, fieberhafter Erkältung, bei vermindertem Harndrang oder Verletzungen helfen.

die Silberdistel auch Jägerbrot genannt wird? Ihre Blütenböden wurde nämlich früher ähnlich wie Artischocken gegessen.

Disteln und Kletten: Wehrhaft oder anhänglich

Was symbolisieren Disteln?

Vordergründig stehen Disteln für Leid und Mühsal, sie gelten als unnahbar und unordentlich. Disteln wachsen oft auf Äckern und Weiden, wo sie dem Mensch die Feldarbeit erschweren. Deshalb erachtet man sie als gemein, peinigend und als Zeichen für Vernachlässigung. Disteln symbolisieren Kraft und Stolz, wofür man sie heimlich bewundert.

Übrigens: In Schottland sind Disteln sogar Nationalblumen; viele Familienclans führen sie im Wappen. Der Legende nach sollen Disteln Schottland einst vor der Fremdherrschaft durch die Wikinger gerettet haben: Als sich die Nordmänner ins schottische Heereslager schleichen wollten, mussten sie dichte Distelhecken durchqueren. Ihr Wehklagen ob der schmerzhaften Tortur alarmierte die schottischen Krieger, welche die nachfolgende Schlacht gewannen. Die Begegnung mit den Disteln soll den Wikingern ein für alle Mal ihren Appetit auf Schottland verdorben haben.

Welche Pflanzen gehören zu den Disteln?

Disteln werden Pflanzen genannt, die mit einer stechenden oder kratzenden Bewehrung ausgestattet sind – ohne Berücksichtigung der botanischen Systematik. Neben den eigentlichen Disteln aus der Gattung Carduus werden auch andere Pflanzen als Disteln bezeichnet. Viele davon sind Korbblütler, etwa Kratzdistel (Cirsium) oder die Eselsdistel (Onopordum), manche aber auch zu anderen Familien: So ist die Kardendistel (Dipsacus) ein Mitglied der Kardengewächse und die Edeldistel (Eryngium) ein Doldenblütler.

Welche Distel gilt als Delikatesse?

Die Gemüseartischocke (Cynara scolymus). Die bis zwei Meter hohe, sehr stattliche Staude mit silbrig grünen Blättern und großen, blauvioletten, distelartigen Blüten ist bereits seit dem Altertum im Mittelmeerraum eine begehrte Gemüsepflanze. In Mitteleuropa wurde sie erst im 15. Jahrhundert bekannter, war zu dieser Zeit aber so teuer, dass sich nur die Reichen ihren Genuss leisten konnten. Damals galt sie zudem auch als Aphrodisiakum, von dem gesagt wurde, es mehre »den natürlichen Samen« und reize »zu den ehelichen Werken«. In der Küche wird vor allem der essbare, fleischige Blütenboden der Kopfblüten verwendet, die vor dem Aufblühen in unreifem Zustand geerntet werden. Auch der untere Teil der Blütenhüllblätter kann gekocht und z. B. in eine Sauce gedippt werden.

Sind Disteln auch Zierpflanzen?

Ja, einige Distelarten sind trotz ihrer Kratzbürstigkeit in vielen Gärten als bizarr anmutende Pflanzen gern gesehen. Vorderhand sind Kugeldisteln, darunter beispielsweise die Drüsige Kugeldistel (Echinops spaerocephalus), die Banater Kugeldistel (Echinops bannaticus) oder Echinops ritro zu nennen. Ihre Anziehungskraft auf Gartenliebhaber rührt von den silbergrauen, blaugrauen oder blauvioletten Blütenkugeln her.

Zu den schönsten Disteln gehört die aus dem Mittelmeerraum stammende Gemeine Mariendistel (Silybium marianum), die bereits seit dem Mittelalter hierzulande kultiviert wird. Die purpurrot blühende Pflanze kann eine Höhe von 1,50 Metern erreichen. An den weißen Adern, welche die Blätter durchziehen, ist sie eindeutig von anderen Disteln zu unterscheiden. Sie ist auch eine alte Heilpflanze, deren Früchte schützend und heilend auf die Leber wirken und beispielsweise bei Vergiftungen verabreicht werden.

Was verdanken wir der Klette?

Den Klettverschluss, der 1951 zum Patent angemeldet wurde. Der Schweizer Erfinder George de Mestral (1907–1990) hatte um 1940 die zündende Idee, als er aus dem Fell seines Hundes Kletten entfernen musste. Anstatt sich über sie zu ärgern, legte er sie unter das Mikroskop und entdeckte so ihr Prinzip: Der Grund für das zähe Haften sind die elastischen, zu Widerhaken gekrümmten Hüllblätter der Kletten, die sich in Haaren und Fasern festkrallen. Reißen sich die Fruchtstände von dem Vorbeigehenden wieder los und fallen gleichzeitig nicht von der Pflanze ab, dann können die Samen durch das Zurückschnellen herauskatapultiert werden. Häufig bleiben die Fruchtstände allerdings auch haften und werden dann weitertransportiert.

Wussten Sie, dass …

Tuchmacher und Weber früher Disteln als Werkzeug einsetzten? Sie rauten mit den stachligen Blütenköpfen der Weber- oder Walkerdistel Wollstoffe auf.

Distelöl aus den Samen der Färberdistel (Carthamus tinctorius) gewonnen wird? Es ist besonders reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren und Vitamin E.

Disteln wichtige Futterpflanzen sind? Schmetterlinge und viele andere Insekten trinken den Nektar; außerdem locken die fettreichen Samen und die auf den Pflanzen lebenden Käferlarven wiederum eine Vielzahl von Vögeln an, etwa den Distelfink, der dank seines langen, schmalen Schnabels als Einziger an die Samen der Weberdistel gelangen kann.

Wolfsmilcharten: Kennzeichen Milchsaft

Was ist für Wolfsmilchgewächse typisch?

Vorderhand ihr weißlicher Milchsaft, das sog. Latex. Es fließt in ungegliederten Milchgefäßen, welche die vegetativen Teile der Pflanzen durchziehen. Der Milchsaft ist giftig und wirkt auf empfindliche Körperpartien wie Augen und Schleimhäute ätzend. Bei manchen Arten ist dieser Saft so toxisch, dass er Verbrennungen ähnelnde Hautreizungen hervorruft und zu temporärer Erblindung führen kann. Andere Arten produzieren einen Milchsaft, der – oral aufgenommen – Erbrechen auslösen kann oder stark abführend wirkt.

Typisch für die Wolfsmilchgewächse ist zudem die Umgestaltung ihrer Blüten zu einfachen, reduzierten Blütenständen. Jeder Blütenstand besteht aus einer lang gestielten, nach unten gewendeten weiblichen Gipfelblüte. Sie ist von fünf Gruppen ebenfalls gestielter männlicher Blüten umgeben, von denen jedoch nur ein Staubblatt übrig ist. Charakteristisch sind die farbigen Hochblätter, die den Blütenstand umgeben und die Funktion der Blütenkronblätter übernommen haben.

Was ist an Bingelkräutern ungewöhnlich?

Bingelkräuter (Gattung Mercurialis) produzieren zum einen keinen Milchsaft, zum anderen zeigen sie ein ungewöhnliches Farbverhalten. Die Tatsache, dass sie keinen Milchsaft besitzen, macht sie zur großen Ausnahme unter den Wolfsmilchgewächsen. Ihr besonderes Farbverhalten äußert sich darin, dass der Inhaltsstoff Hermidin in einen blauen, roten oder braunen Farbstoff umgewandelt werden kann. So färbt er etwa bei Ausscheidung den Harn rot; trocknet man das Kraut, färbt er sich dagegen blau. Beim Trocknen entsteht ein unangenehmer Geruch, weswegen das Bingelkraut auch »Stinkerich« heißt.

Übrigens: Das in Mitteleuropa heimische Einjährige Bingelkraut (Mercurialis annua) dient seit alters als Heilpflanze. Nach einer Legende soll die Heilkraft der römische Gott Merkur, der vor allem in nachantiker Zeit dem griechischen Götterboten Hermes gleichgestellt worden ist, entdeckt haben. Ihm zu Ehren nannte man das Kraut Mercurialis.

Welche Blume heißt auch »Rose des Advents«?

Der Weihnachtsstern (Euphorbia pulcherrima). Sein botanischer Artname bedeutet »Allerschönste der Euphorbien« – und die Pflanze trägt ihn zu Recht. Allerdings rührt ihre Attraktivität nicht von großen Blüten her, sondern von den leuchtend roten oder gelbgrünen Hochblättern, die sich von den sattgrünen Laubblättern kontrastreich abheben. Trotz der unscheinbaren Blüten lockt der Weihnachtsstern auf diese Weise Vögel zur Bestäubung an. Für sie hält er einen außergewöhnlich zuckerreichen Nektar bereit.

In seiner mexikanischen Heimat wächst der Weihnachtsstern zu einem stattlichen Busch heran, der über vier Meter hoch werden kann und in seinen unteren Teilen mit der Zeit verholzt. Die vor allem zur Weihnachtszeit bei uns angebotenen Zimmerpflanzen werden mithilfe von Hormonen kleingehalten. Im Zimmer benötigt er einen hellen, aber keinen sonnigen Fensterplatz und Temperaturen um 18 °C; zu oft sollte man ihn nicht gießen.

Weshalb ähnelt der Christusdorn einem Kaktus?

Weil er zu den sukkulenten Wolfsmilchgewächsen gehört, die aufgrund ähnlicher Lebensumstände ähnliche Merkmale wie Kakteen entwickelt haben, obwohl beide Pflanzenfamilien nicht miteinander verwandt sind.

Die Erkennungsmerkmale sukkulenter Euphorbien sind – wie bei Kakteen auch – dicke, Wasser speichernde Stämme (Stammsukkulenz), die Ausbildung von Rippen und polsterartigen Wucherungen, reduzierte Blätter, häufig auch Dornen.

Sukkulente Euphorbien sind vor allem in den trockenen Wüsten der afrikanischen Tropen zu Hause. Von hier stammt auch der Christusdorn (Euphorbia milii), der in seiner Heimat bis zu zwei Meter hoch werden kann. Seine kräftigen, kantigen Zweige sind mit langen, spitzen Dornen und länglichen grünen Blättern besetzt. Außerdem umgeben rote Hochblätter an den Zweigspitzen die unscheinbaren Blüten.

Übrigens: Die beliebte Zimmerpflanze hat außer dem Namen nichts mit der Dornenkrone Christi gemein, denn im Mittelmeerraum war die Pflanze vor 2000 Jahren noch unbekannt.

Trägt die Sonnwendwolfsmilch ihren Namen zu Recht?

Ja, denn die einjährige Euphorbia helioscopia dreht ihren Blütenstand immer nach der Sonne. Auf dieses Verhalten verweist auch der botanische Artzusatz helioscopia, der vom griechischen »helios« für Sonne und »scopein« für schauen abgeleitet ist.

Übrigens: Als Begleiter des Menschen lässt sich das Kraut bereits in prähistorischen Siedlungen nachweisen. Heute findet man es auf nährstoffreichen Böden, etwa am Rand von Getreidefeldern, in Weinbergen und auf Ödland; es wurde auch in fast alle Erdteile verschleppt.

Wussten Sie, dass …

der Weihnachtsstern eine Kurztagspflanze ist? Seine farbigen Hochblätter entwickeln sich nur, wenn er eine Zeit lang mindestens zwölf Stunden pro Tag im Dunkeln steht.

der Weihnachtsstern auch unter dem Namen Pointsettie bekannt ist? Der erste Botschafter der USA in Mexiko, Joel R. Pointsett, brachte die Pflanze in seine Heimat, von wo aus sie ihren Siegeszug als beliebter Zimmerschmuck antrat.

die Kreuzblättrige Wolfsmilch (Euphorbia lathyris) angeblich Wühlmäuse und Maulwürfe vertreibt? Die ungeliebten Gartengäste sollen von dem Geruch der Pflanzen abgeschreckt werden.

Kakteen: Attraktive Hungerkünstler

Weshalb konnten Kakteen Wüsten erobern?

Weil sie trickreiche Mechanismen entwickelt haben, um sich vor Wassermangel zu schützen und lange Trockenzeiten auszuhalten. Zunächst wurden die Blätter weitgehend abgeschafft, über die zu viel Wasser verdunsten würde. Fotosynthese betreiben Kakteen stattdessen mithilfe ihrer grünen Sprossachse. Säulen- und Kugelkakteen haben außerdem ziehharmonikaförmige Körper mit Längsrillen; je nach Wasserangebot können die Körper schrumpfen oder sich prall mit Flüssigkeit füllen. Die kompakte Körperform bietet nur eine kleine Oberfläche und schränkt so die Wasserverdunstung zusätzlich ein.

Alle Pflanzen haben Spaltöffnungen, durch die sie Wasser abgeben und Kohlendioxid, den Rohstoff der Fotosynthese, aus der Luft aufnehmen. Bei Säulenkakteen sind diese Öffnungen tief im Innern der Falten verborgen, so dass sie vor heißen Winden gut geschützt sind. Die Spaltöffnungen werden außerdem nur nachts geöffnet, wenn die Luft sich abgekühlt hat. Kakteen haben, wie alle Sukkulenten, ihren Stoffwechsel darauf eingerichtet, das Kohlendioxid, das sie in der Nacht aufnehmen, zunächst in chemischer Form zu speichern und erst tagsüber für die Fotosynthese nutzbar zu machen.

Die prall mit Wasser gefüllten Kakteen geben übrigens ein saftiges Mahl für Wüstentiere ab. Doch auch dagegen wissen sich die Pflanzen wirksam zu schützen: Sie sind mit Dornen umgeben, die aus ihren umgewandelten Blättern entstanden sind.

Wachsen Kakteen nur in trockenen Regionen?

Nein. Korallen- oder Rutenkakteen (Gattung Rhipsalis) besiedeln beispielsweise die tropischen Regenwälder Südamerikas, Afrikas und Sri Lankas. Sie sind die einzigen Vertreter der Kakteen, die auch in der Alten Welt zu Hause sind. Als sog. Aufsitzerpflanzen (Epiphyten) wachsen sie auf Bäumen, wobei sie meist große Höhen bevorzugen. Ihre hängenden Sprosse werden bis zu drei Meter lang. Als Waldbewohner vertragen sie keine direkte Sonne und brauchen außerdem eine hohe Luftfeuchtigkeit. Verschiedene Arten, wie etwa Rhipsalis baccifera, eignen sich auch als Zimmerpflanzen.

Auch der Rosenkaktus (Pereskia grandifolia) ist in den Tropen zu Hause. Die zu den Laubkakteen gehörende Art bildet einen bis zu fünf Meter hohen Strauch oder kleinen Baum. Die grün belaubten Zweige tragen wie andere Kakteen Areolen als kleine Haarpolster in den Blattachseln, aus denen Dornen wachsen. Die Blätter werden jährlich erneuert. Seiner schönen rosafarbenen bis grünlichen Blüten wegen wird der Rosenkaktus gelegentlich als Zierstrauch angepflanzt. Andere Pereskia-Arten tragen essbare Früchte und ihre Blätter ergeben oft ein schmackhaftes Gemüse.

Wo entwickelten sich Kakteen zu einer Landplage?

In Australien. 1839 erreichte vermutlich die erste Kaktusfeige der Art Opuntia inersis, die ursprünglich in Texas beheimatet ist, Queensland als Zierpflanze in einem Blumentopf. Ableger dieser Pflanze und der verwandten Art Opuntia stricta aus Chile wurden dann ausgepflanzt, um als »Naturzäune« zu dienen. Damit begann ein Eroberungsfeldzug von atemberaubender Geschwindigkeit und ungeahntem Ausmaß. 1900 galten bereits vier Millionen Hektar Weideland als unbrauchbar, weil es von der Kaktusfeige überwuchert worden war. Die 1902 herrschende Dürre gereichte der Wüstenpflanze erst recht zum Vorteil und sie vermehrte sich in den Folgejahren so stark, dass sie vollkommen außer Kontrolle geriet: 1925 waren 24 Millionen Hektar Weideland der Nutzung entzogen, da sie völlig von der Kaktusfeige kolonisiert worden waren. Die jährliche Zuwachsrate lag bei etwa 400 Hektar.

Um der Katastrophe Herr zu werden, begann man bereits 1913, mit biologischer Schädlingsbekämpfung zu experimentieren. Zwischen 1921 und 1935 untersuchte man in groß angelegten Projekten den Einsatz von spezifischen Fraßschädlingen bei Opuntien. Als erfolgreichster Feind der Kakteen erwies sich schließlich der Kakteenfalter (Cactoblastis cactorum), den man aus Argentinien einführte. Er legt seine Eier auf Opuntien ab; die geschlüpften Raupen höhlen dann den Kaktus von innen aus und zerstören ihn schließlich ganz.

Was sind Kakteenfeigen?

So werden umgangssprachlich die Früchte des Feigenkaktus (Opuntia ficus-indica) bezeichnet. Die gelbroten Beerenfrüchte sind etwa so groß wie ein Hühnerei und essbar. Die säuerlich schmeckenden Früchte sind sehr saftig und reich an Samen. Da sie Oxalsäure enthalten, hinterlassen sie ein leichtes Brennen im Mund.

Auch andere Opuntia-Arten liefern essbare Früchte: Auf südeuropäischen Märkten kann man gelegentlich »Rossfeigen« finden, die Früchte von Opuntia humifusa, die aber eher fade schmecken. Die blühende Pflanze ist jedoch eine gute Bienenweide. In Mexiko werden die Früchte von Opuntia tunicata zu einer wohlschmeckenden Marmelade verarbeitet. Dort kommt mitunter auch »Kaktusblättersalat« (Ensalada de Nopalitos) auf den Tisch: in Streifen geschnittene Opuntiensprossen, die in Essig eingelegt sind.

Wofür ist die Königin der Nacht berühmt?

Für ihre außergewöhnlich schönen, aber seltenen Blüten. Für echte Kakteenenthusiasten kann es kaum etwas Grandioseres geben, als zu erleben, wie eine Königin der Nacht (Selenicereus grandiflorus) ihre 30 Zentimeter langen Blüten zu öffnen beginnt. Die Wertschätzung, die dieses Ereignis erfährt, beruht nicht zuletzt auf seiner Seltenheit: Denn die herrliche, intensiv nach Vanille duftende Blüte zeigt sich nur bei älteren Pflanzen und ist bereits nach wenigen Stunden verwelkt.

Eine attraktive Verwandte der Königin der Nacht ist die Prinzessin der Nacht (Selenicereus pteranthus), die allerdings nicht duftet. Heimat beider Pflanzen sind die Westindischen Inseln und das amerikanische Festland vom texanischen Süden bis zur Nordküste Südamerikas. Beide gehören zur Gattung Selenicereus, die durch meterlange, fünf- bis siebenrippige Triebe gekennzeichnet ist. In ihrer Heimat wuchern sie am Boden oder beranken Mauern und Zäune; in Kultur müssen die langen Triebe sorgfältig an einem Spalier aufgebunden werden.

Aus welchem Kaktus wird eine Rauschdroge hergestellt?

Aus dem unscheinbaren Kugelkaktus Lophophora williamsii, den Indianer in Mexiko seit über 3000 Jahren bei Kulthandlungen einsetzen. Zu bestimmten Zeiten und unter Einhaltung einer festgelegten Zeremonie werden die kleinen Köpfe des »Peyotl« oder »Peyote«, wie er auch genannt wird, gesammelt, zubereitet und verzehrt. Der Konsum des fast unerträglich bitter schmeckenden »Peyotl« ruft euphorische Zustände, Halluzinationen und Farbvisionen hervor.

Verantwortlich dafür ist das Alkaloid Mescalin, das – in größeren Mengen genossen – schwere Gesundheitsschäden bewirken und sogar tödlich sein kann. Obwohl Anbau des Kaktus und Besitz der Droge verboten sind, praktizieren die Indianer im Südwesten der USA auch heute noch den »Peyote«-Kult. Nach ihrer Überzeugung gelingt es ihnen dabei, mithilfe der Droge den Kontakt mit der Welt der Geister herzustellen und Offenbarungen zu erlangen, die u. a. zur Heilung von Krankheiten dienen.

Wer war der Star der Pariser Weltausstellung?

Das berühmte Greisenhaupt (Cephalocereus senilis), dessen Körper mit dichten langen weißen oder grauen Haaren besetzt ist, so dass die tiefen Rippen und die goldgelben Dornen kaum zu entdecken sind. Auf der Schau 1889 wurde der Kaktus als Kuriosität präsentiert und erregte fast so viel Aufsehen wie der neu erbaute Eiffelturm. Das ungewöhnliche Gewächs löste eine große Sammelleidenschaft für Kakteen aus. In Mexiko wurden die anspruchslosen Pflanzen rücksichtslos gesammelt und nach Europa gebracht, bis die mexikanische Regierung die Ausfuhr verbot. Heute werden die meisten im Handel angebotenen Kakteen aus Samen gezogen. Das Greisenhaupt blüht nur, wenn es mehrere Meter Höhe erreicht hat, was in Zimmerkultur leider selten vorkommt. In seiner Heimat Mexiko wird es bis zu 15 Meter hoch.

Welche Kakteen tarnen sich als Steine?

Die sechs Arten der Gattung Wollfruchtkaktus (Ariocarpus), welche die Wüstengebiete des nördlichen Mexikos besiedeln. Die dornenlosen Kakteen wirken optisch wie Felsbrocken; dadurch verschmelzen sie gleichsam mit ihrer Umgebung. Auch ihr englischer Name »living rock« (lebender Fels) deutet darauf hin. Nur ihre auf dem Scheitel erscheinenden Blüten in Weiß, Gelb, Rosa oder Purpurrot verraten im Spätsommer, dass es sich hier um lebende Gewächse handelt.

Welchen Farbstoff liefern Kakteen?

Das berühmte Kochenille-Rot – allerdings über einen Umweg: Die Kakteen aus der Gattung der Opuntien sind nämlich lediglich die Futterpflanzen der Kochenille-Laus (Dactylopius cacti). Der scharlachrote Farbstoff, den bereits die Azteken zum Färben von Textilien und Lebensmitteln nutzten, wird nur von den Weibchen der Laus produziert. Für seine Gewinnung werden die getrockneten Tiere gepresst und mit heißem Wasser oder mit Lösungsmitteln behandelt. Das Kochenille-Rot diente im 17. Jahrhundert beispielsweise in Australien dazu, die roten Röcke der britischen Kolonialsoldaten zu färben.

Als gegen Ende des 19. Jahrhunderts synthetische Farben verfügbar wurden, verlor diese Form der Gewinnung an Bedeutung. Der Kochenille-Farbstoff ist jedoch heute noch unter der Bezeichnung »E120« als einziger Lebensmittelfarbstoff tierischer Herkunft zugelassen. Er wird aber nur noch gelegentlich verwendet, etwa für roten Campari oder Lippenstifte. Heute liefern lediglich Peru und die Kanarischen Inseln das natürliche Kochenille-Rot.

Kann man Kakteen bei uns ins Freie pflanzen?

Ja. Arten wie beispielsweise Opuntia fragilis und Opuntia humifusa sind in unseren Breiten winterhart. Im Frühsommer erfreuen sie durch schöne gelbe Blüten. Sie können im Freien an sonnigen Stellen ausgepflanzt werden, benötigen aber einen durchlässigen Boden, in dem keine Staunässe entsteht. Vor Nässe schützt man sie am besten mit einem »Dach über dem Kopf«, das Regen abhält. Im Allgemeinen kommen Kakteen zwar mit kalten, aber niemals mit nasskalten Bedingungen zurecht; sie faulen dann rasch.

Eine der bekanntesten Opuntien ist der buschige Hasenohrkaktus (Opuntia microdasys), der bis zu einem Meter hoch wird und im Sommer kleine, blassgelbe Blüten entwickelt. Trotz seines possierlichen Namens hat er es in sich: Aus den hellbraunen Areolen – kleinen filzigen Kissen – ragen kleine, aber spitze Dornen, die schmerzhafte Verletzungen verursachen können.

Was sind Sukkulenten?

Pflanzen mit der Eigenschaft, Wasser auf Vorrat zu speichern. Der Begriff rührt vom Lateinischen succus »Saft« her. Sukkulenten haben sich damit an Klima- und Bodenverhältnisse angepasst, wie sie z. B. in trockenen, wüstenhaften Gebieten vorliegen. Hier ist die Fähigkeit gefordert, lange niederschlagsfreie Perioden zu überstehen und mit dem spärlichen Wasser auszukommen, welches nur unregelmäßig zur Verfügung steht. Die Pflanzen dieser Regionen haben dabei mehrere Strategien entwickelt. Je nachdem, in welchem Organ die Pflanze das Wasser speichert, spricht man von Spross-, Blatt- oder Wurzelsukkulenz. Die Kakteen gehören, wie viele Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae), in die große Gruppe der Spross- oder Stammsukkulenten. Im Extremfall ist dabei der Spross zu einem kugelrunden Wasserreservoir umgebildet worden.

Wussten Sie, dass …

der Weihnachtskaktus von Kolibris bestäubt wird? Er gedeiht im tropischen Regenwald und wächst auf Bäumen, von denen seine wie zu einer Gliederkette aufgereihten flachen Sprosse herabhängen.

der Durst des Saguarokaktus riesig ist? Innerhalb von zehn Tagen kann der Kaktus bis zu 3000 Liter Wasser aufnehmen.

die Dornen der Kakteen nicht nur als Waffe dienen? Sie spenden auch Schatten und schützen den Pflanzenkörper so vor Überhitzung.

Wussten Sie, dass …

Opuntien Holz ersetzen können? In ihrer Heimat dienen sie auch als Brennmaterial und Holzlieferanten, vor allem in heißen, trockenen Regionen, die gewöhnlich arm an Bäumen sind.

der Goldkugelkaktus nur äußerst langsam wächst? In zehn Jahren erreicht er lediglich einen Durchmesser von 15 Zentimetern.

die »Blätter« der Blattkakteen keine echten Blätter sind? Es sind Sprossglieder, die zu blattartigen Gebilden umgewandelt wurden.

Wo kann man 7000 verschiedene Sukkulentenarten besichtigen?

Im Jardin Exotique – dem »Exotischen Garten« – in Monaco. Hoch über den Klippen der französischen Riviera gelegen, beherbergt er als einer der größten Sukkulentengärten Europas auf 11 500 Quadratmetern mehr als 7000 verschiedene Kakteen- und andere Sukkulentenarten. Daneben bietet der Garten einen herrlichen Blick sowohl über den Küstenstaat als auch über das französische Département Alpes-Maritimes, welches das kleine Fürstentum umschließt.

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