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Happy Birthday, Kopernikus!

Am Sonntag, 19. Februar 2023, wäre der Astronom Nikolaus Kopernikus stolze 550 Jahre alt geworden. Seine Erkenntnis, dass sich die Erde um die Sonne dreht und nicht andersherum, hat das Weltbild seiner Zeit radikal verändert. Doch wer war Kopernikus? Und wieso hat er mit der Veröffentlichung seiner Ideen so lange gewartet, bis er schon fast auf dem Sterbebett lag?
AMA, 17.02.2023
Symbolbild Nikolaus Kopernikus

© Hintergrund: Historisch / Kopernikus: Photos.com, GettyImage

Kopernikus kommt 1473 als Mikolaj Kopernik im polnischen Toruń zur Welt. Später „lateinisiert“ er seinen Geburtsnamen und wird dadurch zu Nikolaus Kopernikus. Sein Vater ist Kaufmann, stirbt aber bereits, als sein Sohn gerade einmal zehn Jahre alt ist. Kopernikus wächst daraufhin bei seinem Onkel Lucas Watzenrode, später Bischof in Nordpolen, auf. Watzenrode ermöglicht seinem Neffen eine umfangreiche Bildung, die ihn zwar eigentlich auf ein Leben als Kirchengelehrter vorbereiten soll, aber gleichzeitig seine Begeisterung für die Sterne weckt.

Zwischen Kirche und Weltall

Kopernikus beginnt sein Universitätsstudium 1491 an der Krakauer Akademie und setzt es in Italien fort, wo er 1503 schließlich zum Doktor promoviert. Zu diesem Zeitpunkt ist er in den verschiedensten Disziplinen ausgebildet, darunter Zivil- und Kirchenrecht, Medizin sowie Mathematik. Auch mit der Astronomie hat er sich beschäftigt.

Zurück in Nordpolen bei seinem Onkel arbeitet Kopernikus zunächst als dessen Sekretär und Leibarzt. Nach dem Tod von Watzenrode im Jahr 1512 wird der junge Gelehrte zum Domherr. Damit gehört es zu seinen Aufgaben, Finanzen zu verwalten, Pachtgelder einzuziehen und örtliche Unternehmen wie Bäckereien und Mühlen zu überwachen. Das alles klingt nach einem Leben fernab der Sterne, doch trotz seiner zahlreichen Verpflichtungen setzt Kopernikus seine astronomischen Studien fort. Und das offenbar mit einer solchen Leidenschaft, dass er sich bald als einer der führenden Köpfe auf diesem Gebiet etabliert hat.

Domhügel von Frauenburg
Frauenburg in Ostpreußen war von 1503 bis 1543 die Wirkungsstätte von Kopernikus, der als Administrator die Regierungsgeschäfte des ermländischen Domkapitels führte. Das Grab des Astronomen befindet sich im dortigen Dom.

© Grzegorz Januszewicz, GettyImages

Eine zündende Idee

Seine revolutionäre Idee vom heliozentrischen, also sonnenzentrierten, Weltbild teilt er erstmals im Jahr 1514 mit der Öffentlichkeit. Damals ist er Ende 30. In Form einer kleinen Abhandlung namens „Comentariolus“ beschreibt Kopernikus, dass sich die Erde und die anderen Planeten um die Sonne drehen. Das ist für seine Zeit eine ungewöhnliche Vorstellung. Denn damals geht man davon aus, dass sich die Erde im Zentrum des Universums befindet und sich alle anderen Himmelskörper um sie drehen.

Kopernikus errechnet in seiner Abhandlung sogar, wie lange die verschiedenen Planeten brauchen, um die Sonne einmal zu umrunden. Doch weil sein Text nur die gelehrte Elite der damaligen Zeit erreicht, erhalten seine eigentlich bahnbrechenden Ideen noch nicht die Aufmerksamkeit, die ihnen eigentlich gebührt hätten. Bis sie tatsächlich die Welt verändern würden, sollte es noch einige Zeit dauern.

Das liegt unter anderem daran, dass Kopernikus für sein Nachfolgewerk, eine umfangreiche Buchreihe unter dem Titel „De revolutionibus orbium coelestium libri VI“ (Sechs Bücher über die Umlaufbahnen der Himmelssphären) fast 30 Jahre benötigt. Erst im Jahr 1543, seinem Todesjahr, übergibt er es seinem Schüler Rheticus, der sich schließlich um dessen Druck kümmern sollte.

Angst vor der Veröffentlichung

In „De revolutionibus orbium coelestium libri VI“ führt Kopernikus seine grundlegenden Ideen aus „Commentariolus“ weiter aus. Unter anderem erklärt er darin, dass die Erde die Sonne umkreist und dafür ein Jahr benötigt, dass sie sich im Laufe eines Tages um die eigene Achse dreht und dass sie sich jährlich um ihre Achse neigt.

Warum Kopernikus so lange gebraucht hat, um seine Buchreihe zu veröffentlichen, begründet er in der Einleitung folgendermaßen: „Der Spott, den ich wegen der Neuheit und Unkonventionalität meiner Meinung zu befürchten hatte, hätte mich fast dazu gebracht, ein bereits begonnenes Werk aufzugeben.“ Es waren schließlich Freunde und Schüler von ihm, die ihn davon überzeugten, seine Ideen trotz Bedenken mit der Öffentlichkeit zu teilen.

Doppelseite aus De revolutionibus orbium coelestium
Doppelseite aus Kopernikus Hauptwerk "De revolutionibus orbium coelestium". Links die Darstellung des Sonnensystems mit den kreisförmigen Umlaufbahnen der damals bekannten Planeten von Merkur bis Saturn. Die Erde wird als einziger Planet von einem Mond umkreist und der äußere Kreis jenseits der Saturnbahn symbolisiert eine unbewegliche Sphäre, auf der die Fixsterne platziert sind.

© Public Domain

Kirche verhielt sich überraschend tolerant

Man würde meinen, Kopernikus' Ideen hätten nicht nur eingeschlagen wie eine Bombe, sondern vor allem den Unmut der konservativen, katholischen Kirche geweckt. Denn nicht einmal hundert Jahre später brachten die gleichen Ideen den Astronom Galileo Galilei vor ein vatikanisches Tribunal. Doch das Gegenteil war der Fall. Als „De revolutionibus“ veröffentlicht wurde, reagierte die Kirche nicht feindselig, was vielleicht auch daran lag, dass Kopernikus seine Worte äußerst behutsam wählte und versuchte, damit nicht die Autorität des Papstes in Frage zu stellen. In den 1560er Jahren stand sein Werk sogar bei mehreren, teilweise zutiefst orthodoxen Universitäten auf dem Lehrplan.

Erst Anfang des 16. Jahrhunderts, lange nach Kopernikus‘ Tod, schlug die Haltung der Kirche um – mit den Veröffentlichungen des Galileo Galilei zusammen. Anders als Kopernikus, der seiner Zeit keine Möglichkeit hatte, seine Annahmen zu belegen, gelang es Galilei, das heliozentrische Weltbild wissenschaftlich zu bestätigen. Im Jahr 1616 mahnte ihn die Kirche dazu, dies zu unterlassen. Noch im selben Jahr landete auch „De revolutionibus“ auf dem Index der verbotenen Bücher der Kirche. Doch das konnte der Verbreitung von Kopernikus‘ Ideen nicht mehr im Wege stehen. Dank der weiterführenden Forschung von Galilei, Tycho Brahe und Johannes Kepler gelangte das neue Weltbild endgültig zum Durchbruch.

Allerdings muss man dazu sagen, dass die Ideen von Kopernikus zwar bahnbrechend für seine Zeit waren, doch wirklich neu waren sie nicht. Denn schon im dritten Jahrhundert vor Christus ging der griechische Gelehrte Aristarch von Samos von einem heliozentrischen Weltbild aus. Um das Jahr 500 nach Christus nahm auch der indische Astronom Aryabhata an, dass die Sonne stillsteht und sich die Planeten um sie herumbewegen. Doch ihre Ideen gerieten schnell wieder in Vergessenheit. Erst die Arbeiten von Kopernikus schafften den entscheidenden Umschwung, der schließlich unsere tatsächliche Rolle im Universum offenbarte.

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