wissen.de Artikel

Wie Robert Koch die Seuchenbekämpfung revolutionierte

Vor 180 Jahren wurde einer der bekanntesten Pioniere der Medizin geboren: Robert Hermann Koch. Er erkannte als erster, dass viele Infektionskrankheiten von Bakterien verursacht werden, und entdeckte die Erreger von Milzbrand, Cholera und Tuberkulose. Für seine Forschung zu Tuberkulose erhielt Robert Koch sogar den Medizin-Nobelpreis. Doch wie hat der Mediziner die Bakterien entdeckt? Und wie kam er darauf, nach lebenden Erregern zu suchen?
CKR, 11.12.2023
Symbolbild Robert Koch

© Gemeinfrei

Infektionskrankheiten wie Tuberkulose und Cholera sind heute gut behandelbar. Doch das war nicht immer so. Vor rund 180 Jahren wusste noch niemand, wodurch diese Krankheiten verursacht werden. Man glaubte, „verunreinigte Luft“ oder giftige Dämpfe aus dem Erdreich würden die Menschen krankmachen. Wirkungsvolle Mittel zur Vorbeugung einer Infektion oder zur Behandlung der Krankheiten gab es daher kaum. Die Ärzte standen den Erkrankungen und Seuchenausbrüchen weitgehend hilflos gegenüber. In dieser Zeit lebte Robert Koch und veränderte mit seinem Wirken diese Ansichten und Praktiken.

Was weckte die Neugier von Robert Koch?

Geboren wurde Koch am 11. Dezember 1843 als Sohn einer Bergmannsfamilie in Clausthal im Harz. Auf seine späteren Ideen gebracht wurde der junge Koch erstmals während seines Medizinstudiums in Göttingen durch einen seiner Professoren. Jacob Henle vertrat bereits 1840 die Theorie, dass Infektionskrankheiten durch parasitär lebende Organismen ausgelöst werden, jedoch ohne konkrete Beweise. Koch interessierte sich zu dieser Zeit noch nicht sonderlich für diese Theorie, sondern war zuerst praktizierender Arzt. Erst eine schwere Cholera-Epidemie in den 1860er Jahren in Hamburg weckte seine Forscher-Neugier und veranlasste ihn erstmals, sich das Gewebe von Patienten unter dem Mikroskop anzuschauen.

Den Anfang machte der Milzbrand

Als Landarzt im damals preußischen Posen untersuchte Koch in den 1870er Jahren dann in seiner Freizeit, was bei Viehherden den tödlichen Milzbrand auslöste. In Blut und Gewebe der Tiere entdeckte er unter seinem Mikroskop das Anthraxbakterium (Bacillus anthracis), das zwar bereits seit 1849 bekannt war, jedoch erst 1976 von Koch eindeutig als Erreger des Milzbrands identifiziert wurde. Es war das erste Mal überhaupt, dass ein Bakterium als Krankheitserreger beschrieben wurde. Robert Koch bestätigte damit die Hypothese seines ehemaligen Professors Henle.

Für den Nachweis züchtete Koch die Erreger erstmals im Labor auf einem Nährboden, beobachtete sie durch sein Mikroskop und infizierte gezielt Versuchstiere mit dem Bakterium. Später fotografierte er auch die Bakterien durch das Mikroskop. Mit diesem systematischen und präzisen Vorgehen schloss er Zufallsfunde aus, revolutionierte die Medizin und legte den Grundstein für die moderne Bakteriologie beziehungsweise Mikrobiologie.

Neue Hygienemaßnahmen

Nach seiner Milzbrand-Entdeckung wurde Koch als Wissenschaftler berühmt und widmete sich fortan hauptberuflich der Erforschung weiterer Infektionskrankheiten, meist von Berlin aus. Im Rahmen seiner Arbeit entwickelte er auch eine Technik, um Bakterien anzufärben und damit dort sichtbar zu machen, wo sie wuchsen. Er entdeckte dadurch, dass viele Todesfälle in Krankenhäusern durch bakterielle Infektionen verursacht wurden und dass sich Seuchen über Trinkwasser, Nahrung, Blut, Kadaver und Sporen verbreiten.

Daraufhin entwickelte er Maßnahmen, um die Hygiene zu verbessern und beispielsweise medizinische Geräte effektiv zu desinfizieren und Trinkwasser zu filtern. Dadurch verhinderte er vielfach die Ausbreitung von Seuchen. Seine Erkenntnisse wurden später zum Leitfaden der Bakteriologie und Hygiene und sind in ähnlicher Form bis heute in der Infektionsmedizin gültig.

Fasswagen verteilen abgekochtes Wasser, Choleraepidemie 1892 in Hamburg
Zu den einfachen, aber wirkungsvollen Maßnahmen, die Robert Koch bei der Bekämpfung der Choleraepidemie von 1892 in Hamburg durchsetzte, zählte die Verteilung abgekochten Wasser aus Fasswagen.

© Gartenlaube, 1892 / gemeinfrei

Das Tuberkulose-Bakterium und andere Erreger

Mit seinen selbst entwickelten wissenschaftlichen Methoden entdeckte Koch aber nicht nur den Milzbrand-Erreger, sondern 1882 auch das Bakterium Mycobacterium tuberculosis, das die damals weit verbreitete Lungenkrankheit Tuberkulose auslöst. Für einige Erkrankungen reiste Koch zudem gezielt in Länder in Afrika und Asien, um dortige Seuchen zu untersuchen.

Dabei entdeckte er verschiedenste Bakterien auf und in den Körpern von erkrankten Menschen und Tieren und identifizierte so 1884 auch den Erreger der Durchfallerkrankung Cholera, Vibrio cholerae. Außerdem entdeckte er in dieser Zeit die Erreger für viele weitere Infektionskrankheiten, darunter die Amöbenruhr, Rinderpest, Beulenpest, Schlafkrankheit sowie für die bakterielle Bindehautentzündung.

Erfolg und Niederlage bei der Bekämpfung des Tuberkulose-Erregers

1885 erhielt Koch wegen seiner Erfolge eine Professur für Hygiene an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität. Dort forschte er zunächst an einem Heilmittel gegen die Volkskrankheit Tuberkulose. Dabei griff er unter anderem auf die Arbeit seines französischen Kollegen und Rivalen Louis Pasteur zurück, der – basierend auf Kochs Entdeckung – 1881 bereits einen Impfstoff gegen Milzbrand entwickelt hatte.

1890 stellte Koch seinen Tuberkulose- Impfstoff „Tuberkulin“ vor, der jedoch Menschen tötete statt sie zu heilen. Koch hatte seine Laborexperimente offenbar falsch interpretiert und wurde dafür heftig kritisiert. Erst einige Jahre nach dem Skandal entdeckten andere Wissenschaftler, dass sich „Tuberkulin“ zwar nicht als Impfstoff, wohl aber als Diagnosetest für eine bereits bestehende Tuberkulose-Infektion eignet.

Trotz seiner Misserfolge wurde Koch 1891 Direktor des eigens für ihn in Berlin gegründeten Königlich Preußischen Instituts für Infektionskrankheiten – dem späteren Robert-Koch-Institut (RKI). Damals war es eines der ersten biomedizinischen Forschungsinstitute weltweit. Wegen seiner langjährigen Forschung und Teilerfolge zu Tuberkulose erhielt Koch 1905 auch den Nobelpreis für Medizin und Physiologie.

Am 27. Mai 1910 starb Koch schließlich im Alter von 66 Jahren in Baden-Baden an den Folgen eines Herzinfarkts. Bis heute steht der Name Robert Koch als Synonym für Pionierleistungen in der medizinischen Forschung. Zusammen mit Louis Pasteur gilt Koch heute als Wegbereiter der Mikrobiologie.

Mehr Artikel zu diesem Thema

Weitere Lexikon Artikel

Weitere Artikel aus dem Großes Wörterbuch der deutschen Sprache

Weitere Artikel aus dem Wahrig Synonymwörterbuch

Weitere Artikel aus dem Wahrig Fremdwörterlexikon

Weitere Artikel aus dem Wahrig Herkunftswörterbuch

Weitere Artikel aus dem Vornamenlexikon