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So groß ist der Suchtfaktor von Social Media
Während vor zehn Jahren noch rund 2,08 Milliarden Menschen soziale Medien nutzten, lag die Anzahl der Nutzer im Januar 2025 bei 5,24 Milliarden – mehr als doppelt so hoch. In dieser Zeit besonders stark gewachsen ist die Kurzvideo-Plattform TikTok: Sie gilt gleichzeitig als das soziale Netzwerk, das am schnellsten süchtig macht. Um herauszufinden, wie viele Deutsche Gefahr laufen, tatsächlich nach sozialen Medien süchtig zu werden, haben YouGov und die Hochschule Macromedia knapp 2.000 Personen zwischen 18 und 79 Jahren zu ihrer Social-Media-Nutzung befragt. Das ist das Ergebnis:
Millennials werden am ehesten süchtig
Aus der Studie geht hervor, dass durchschnittlich 15 Prozent der deutschen Bevölkerung typische Anzeichen einer Social-Media-Sucht zeigen. Grundlage für diese Einstufung ist die sogenannte „Bergen Social Media Addiction Scale“. Sie ermittelt mittels sechs verschiedener Fragen, wie suchtgefährdet eine Person in Bezug auf soziale Medien ist. Darunter: „Wie oft haben Sie im letzten Jahr Social Media benutzt, um persönliche Probleme zu vergessen?“ und „Wie oft haben Sie im letzten Jahr Social Media so viel genutzt, dass es einen negativen Einfluss auf Ihren Job/ Ihr Studium hatte?
Besonders der Generation Z – Menschen, die zwischen 18 und 28 Jahre alt sind – wird häufig nachgesagt, sie würde ständig am Smartphone hängen und durch Instagram und TikTok scrollen. Stimmt das? Tatsächlich liegt der Anteil suchtgefährdeter Gen-Z-Nutzer bei 25 Prozent, doch bei 29- bis 44-jährigen Millennials sind es sogar noch ein Prozent mehr.
Aus der Generation X weisen zwölf Prozent der Nutzer Anzeichen für ein problematisches Nutzungsverhalten auf. Sie sind zwischen 45 und 60 Jahre alt. Und sogar fünf Prozent der Babyboomer, der ältesten Befragten, scheinen keinen gesunden Umgang mit Social Media zu pflegen.
Einfluss auf Job und Studium
Ähnlich wie die Sucht nach Alkohol, Nikotin oder anderen Substanzen kann auch die Sucht nach sozialen Medien unseren Alltag und unser Arbeitsleben einschränken. Von den in der Studie Befragten, die arbeiten oder studieren, öffnen 85 Prozent mehrmals täglich Instagram, TikTok, Facebook und Co. 60 Prozent von ihnen finden jedoch nicht, dass sich das negativ auf Arbeit und Studium auswirkt.
Doch auch hier gibt es deutliche Generationsunterschiede: Mehr als ein Drittel der Babyboomer und Gen X empfinden keine negativen Auswirkungen auf ihren Job durch die Nutzung sozialer Medien. Anders ist das bei den Millennials: Nur etwa die Hälfte von ihnen fühlt sich durch TikTok und Co nicht beeinträchtigt. Bei Befragten der Generation Z bemerken nur 34 Prozent keine Einschränkungen auf Studium und Arbeit.
TikTok als Magnet
Dass es manchmal schwerfällt, die Social-Media-App zu schließen und das Handy aus der Hand zu legen, kennen vermutlich viele von uns. Wie schwer genau uns das fällt, kann von Plattform zu Plattform unterschiedlich sein. Auch da haben YouGov und die Hochschule Macromedia nachgehakt.
Besonders bei Instagram und TikTok haben die Befragten demnach Probleme damit, aufzuhören. Auf einer Skala von „nie“ (0) bis „jedes Mal“ (100) erreicht TikTok mit einem Wert von 58 Punkten den höchsten Score, dicht gefolgt von Instagram mit 55 Punkten. Nutzer der Gen Z kommen bei TikTok auf Werte von 70 und bei Instagram auf 65. Mit 62 beziehungsweise 63 Punkten verhält es sich bei den Millennials ähnlich. Den mit 41 Punkten niedrigsten Wert gaben Babyboomer für Instagram an.
Warum macht Social Media süchtig?
Aber wieso fällt es uns so schwer, von diesen Apps loszukommen? Zum einen liegt das daran, dass soziale Medien für viele ein Zufluchtsort sind. Der scheinbar endlose Content lenkt uns von Kummer und Sorgen ab – wir können die echte Welt vergessen. Niemals endende Feeds runden das Ganze ab.
Zusätzlich stecken hinter den meisten Social-Media-Plattformen ausgeklügelte Algorithmen, die unser Nutzungsverhalten analysieren. Sie wissen genau, welche Posts wir liken, welche Videos wir uns länger anschauen und welche Inhalte wir mit anderen teilen. Entsprechend spülen sie uns Content, der passgenau unseren Interessen entspricht, in den Feed. So wird auch das Belohnungssystem im Gehirn aktiviert. Der Algorithmus von TikTok gilt als besonders fortschrittlich.