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27. Januar 1945: Das Konzentrationslager Auschwitz wird befreit
"Dieser Ort sei allezeit ein Aufschrei der Verzweiflung und Mahnung an die Menschheit. Hier ermordeten die Nazis über anderthalb Millionen Männer, Frauen und Kinder. Die meisten waren Juden aus verschiedenen Ländern Europas." Dieser Text am Denkmal im Vernichtungslager Birkenau macht die Dimension der Vernichtung an diesem Ort deutlich. Das Konzentrationslager Auschwitz im heutigen Polen war das größte Arbeits- und Vernichtungslager der SS – wer hierhin verschleppt wurde, hatte kaum Chancen zu überleben.
Tod durch Arbeit oder Gas
Der Lagerkomplex von Auschwitz bestand aus mehreren Untereinheiten. Das Stammlager, der älteste Teil des Komplexes, bestand bereits von April 1940 an. Hierhin wurden ab Mai 1940 vor allem Polen und polnische Juden deportiert. Die Nationalsozialisten setzten dabei bewusst auf den Tod der Häftlinge – durch Hunger, harte Arbeit, durch die Kälte oder auch direkt durch Erschießen. Doch im Sommer 1941 reichte das nicht mehr aus, die nationalsozialistische Führung beschloss die "Endlösung der Judenfrage" – die systematische und organisierte Ermordung der Juden in ihrem Machtbereich.
Nun begann auch in Auschwitz die systematische Vernichtung. Schon im September 1941 kam es dafür zu einem grausigen "Test": Der Kommandant des Lagers Auschwitz, Rudolf Höß, ließ hunderte russische Kriegsgefangene in einem Keller des Lagers mit dem Blausäure-Präparat Zyklon B vergasen. Wenig später wurden sowohl im Stammlager als auch im drei Kilometer entfernten Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau Gaskammern gebaut. Ab 1942 erfolgte hier die systematische Ermordung vor allem von Juden, aber auch von Sinti und Roma und Kriegsgefangenen.
Die Rampe
Schon am Bahnhof, der berüchtigten "Rampe", wurden die ankommenden Gefangenen selektiert: Wer arbeitsfähig und gesund schien, wurde registriert, bekam eine Nummer in den Arm eintätowiert und blieb – zunächst – am Leben. Diese Häftlinge mussten unter schlimmsten Bedingungen Zwangsarbeit leisten, bis sie meist an Entkräftung und Hunger, starben. Die durchschnittliche Lebenserwartung lag bei drei Monaten. Einige tausend Häftlinge, darunter viele Frauen und Kinder, starben unter qualvollen Bedingungen bei medizinischen Experimenten des Lagerarztes Joseph Mengele und seiner Helfern.
Der größte Teil jedes ankommenden Transports jedoch, vor allem Alte, Kranke und Kinder, wurden sofort ausgesondert. Sie wurden in die als Duschräume getarnten Gaskammern von Birkenau geführt und ermordet. Ihre Leichen wurden in den Krematorien, teilweise auch unter freiem Himmel verbrannt. Der Massenmord an den Häftlingen hielt selbst dann noch an, als klar war, dass der Krieg verloren war und die Rote Armee bereits immer näher rückte. Der letzte Transport von Juden nach Auschwitz erfolgte noch am 17. Januar 1945.