wissen.de Artikel

Alles Gute zum Geburtstag, Kant!

„Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“ – dieser berühmte Satz wird Immanuel Kant zugeschrieben. Der Philosoph und vielleicht wichtigste Denker der Aufklärung wäre heute, am 22. April 2024, stattliche 300 Jahre alt geworden. Doch wie wuchs das junge Genie auf? Verdiente er seine Brötchen später mit der Philosophie? Und welchen Einfluss haben seine Ideen auf das heutige Leben?
THE, 22.04.2024
Kant und sein Grabmal am Königsberger Dom
Kant und sein Grabmal am Königsberger Dom, die sogenannte Stoa Kantiana‎.

Die philosophischen Ideen des berühmten Denkers Immanuel Kant wirken sich bis heute auf das gesellschaftliche Leben aus – auch deshalb gilt er als eine der wichtigsten Personen der Aufklärung. Sein Prinzip der Menschenwürde steht beispielsweise noch heute in Artikel 1 des deutschen Grundgesetzes festgeschrieben. Aber wie entwickelte er seine Ansichten?

Immanuel Kant kommt am 22. April 1724 im preußischen Königsberg, heute das russische Kaliningrad, zur Welt. Wegen seiner bestechenden Intelligenz erhält er schon im Alter von acht Jahren ein Stipendium, welches ihm ermöglicht, am dortigen Friedrichskollegium eine gute Schulausbildung zu erhalten.

Später, im Alter von nur 16 Jahren, nimmt der junge Kant sein Studium an der Albertus-Universität in Königsberg auf. Der Philosoph in spe interessiert sich zu dieser Zeit vor allem für die Naturwissenschaften und für die Philosophie. Im Laufe der Jahre wendet er sich immer mehr der Metaphysik zu, einem Zweig der Philosophie, welcher die Grundstrukturen der Wirklichkeit untersucht.

Brillanter Schüler

Es ist diese Mischung aus Interesse und ausgeprägter Intelligenz, die Kant schon früh zum Autor macht. Im Alter von 22 Jahren veröffentlicht er seine erste Schrift: „Gedanken von der wahren Schätzung der lebendigen Kräfte“. Doch als noch im selben Jahr sein Vater stirbt, liegt es an dem frisch gebackenen Autor, für sein eigenes Auskommen und das seiner Geschwister zu sorgen. Aus diesem Grund verlässt er seine Heimatstadt, um als Hauslehrer Geld zu verdienen.

Erst nach etwa zehn Jahren kehrt Kant nach Königsberg zurück, um dort sein Studium zu beenden. Im Jahr 1755 promoviert er im Alter von 31 Jahren.  Kurz darauf veröffentlicht er das Werk “Nova dilucidatio”, welchesdie ersten Grundsätze der metaphysischen Erkenntnis“ behandelt. Diese Schrift verschafft dem klugen Denker eine Lehrtätigkeit als Privatdozent an der Universität Königsberg.

Vom Hauslehrer zum Universitätsprofessor

In den folgenden Jahren lehrt Kant an der Universität und arbeitet später als Universitätsbibliothekar. In dieser Zeit rufen ihn zwei renommierte deutsche Universitäten, doch er lehnt die angebotenen Professorenposten zum Überraschen vieler ab. Denn Kant pokert auf eine andere Stelle: Im Alter von 46 Jahren geht sein Traum in Erfüllung und er wird zum Professor für Logik und Metaphysik an der Universität Königsberg berufen.

 Bis zu diesem Zeitpunkt befasst sich Immanuel Kant noch zu großen Teilen mit den Naturwissenschaften und der Naturphilosophie . Doch im selben Jahr veröffentlicht er seine zweite Dissertation „Formen und Gründe der Sinnes- und Verstandeswelt“. Die darauffolgende Phase gilt als eine Zeit des Umbruchs in seinem Denken: Die Jahre von 1770 bis 1781 sind als die „Phase des Schweigens“ des Philosophen in die Geschichte eingegangen, während der er insgesamt elf Jahre lang an einem neuen Werk arbeitet.

Kant und seine Tischgenossen, Genmälde von Emil Doerstling (1892/93)
Fanboys: Die Tischgesellschaften Kants waren im 19. Jahrhundert so legendär wie die Tafelrunden Friedrich des Großen in Potsdam.

© Historisch

Die „Kritik der reinen Vernunft“

Im Jahre 1781 beendet Kant dieses Schweigen und veröffentlicht sein heute weltberühmtes Buch „Die Kritik der reinen Vernunft“. Sie gilt damals jedoch als komplett unverständlich. Es kostet „Nervensaft“, das Werk zu lesen, klagen sogar seine engsten Freunde und legen das Buch nach einigen Bemühungen beiseite. Aus diesem Grund veröffentlicht Kant sechs Jahre später eine überarbeitete, leichter verdauliche Version.

 „Die Kritik der reinen Vernunft“ reflektiert die Grundlagen menschlicher Erkenntnisfähigkeit: Was können wir wissen und was nicht? Kants revolutionäre Einsicht: Wie wir die Welt sehen, hängt von unserer Wahrnehmung und von unserem Verstand ab. Ob aber die “Dinge an sich” in Wirklichkeit so sind, wie wir sie wahrnehmen, können wir niemals wissen. Er kommt auch zu dem Schluss, dass der menschliche Verstand grundlegende Fragen wie die nach der Existenz Gottes, der Seele oder dem Anfang der Welt nicht lösen kann.

Wichtiger Denker der Aufklärung

Besonders Kants Gedanke, man müsse sich von Gott lösen und Verantwortung für sein eigenes Handeln übernehmen, ist in der damals kirchlich geprägten Welt revolutionär. Die Schriften von Immanuel Kant regen eine neue Denkweise an – er wird mit seinem Leitspruch “Sapere aude”, zu Deutsch: “Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen”, zu einem der wichtigsten Denker der Aufklärung.

In den folgenden Jahren zeigen sich die politischen Konsequenzen der neuen Denkweise: Gottgegebene Staatsformen wie die Monarchie werden erstmals infrage gestellt. Es folgt die Französische Revolution, während der die Revolutionäre die Umsetzung aufklärerischen Ideale fordern – allen voran die Freiheit und Mitbestimmung durch alle Menschen, ganz nach dem Wahlspruch „Sapere aude“.

Mehr Artikel zu diesem Thema

Weitere Lexikon Artikel

Weitere Artikel aus dem Wahrig Synonymwörterbuch

Weitere Artikel aus dem Wahrig Fremdwörterlexikon

Weitere Artikel aus dem Wahrig Herkunftswörterbuch

Weitere Artikel aus dem Bereich Gesundheit A-Z

Weitere Artikel aus dem Wahrig Herkunftswörterbuch