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Baruch de Spinoza: Philosoph und Linsenschleifer
In welchem Umfeld kam Spinoza zur Welt?
Das 17. Jahrhundert war das Goldene Zeitalter der Niederlande. Der Handel mit den Kolonien brachte viel Geld in die Taschen der Handelsherren und Schiffseigner, es herrschte ein Klima der Großzügigkeit, in dem sich Wissenschaft und Kunst – man denke nur an Maler wie Rembrandt und Vermeer – zur vollen Blüte entfalten konnten. In dieser Welt der Fülle lebte Baruch de Spinoza sein bescheidenes Leben, das ganz dem Denken gewidmet war.
Am 24. November 1632 in Amsterdam in eine wohlhabende jüdische Kaufmannsfamilie hineingeboren, kam er in den Genuss der klassischen jüdischen Bildung. Doch Tradition und Glaube wurden erschüttert durch die Lektüre philosophischer und wissenschaftlicher Werke. Vor allem René Descartes, der Begründer der neuzeitlichen Philosophie und des vernunftbetonten Rationalismus, übte großen Einfluss auf den jungen Mann aus. Mit seinen Prinzipien setzte sich Spinoza in »Renati Descartes principiorum philosophiae pars I et II« auseinander. Doch als er daran arbeitete, lebte er schon nicht mehr in seiner Heimatstadt Amsterdam: 1656 war er, gerade einmal 21 Jahre alt, wegen seiner »Irrlehren« aus der jüdischen Gemeinde ausgeschlossen und vom Magistrat aus der Stadt verbannt worden.
Ließ sich Spinoza durch das erzwungene Exil einschüchtern?
Spinoza war ein freier Geist, der sein Denken von nichts und niemandem beugen lassen wollte. Selbstverständlich hätte er bei den Auseinandersetzungen in Amsterdam klein beigeben und in seiner wohlhabenden Familie bleiben können. Aber er nahm die Vertreibung, die Einsamkeit und auch die Armut in Kauf, um sich die geistige Freiheit zu erhalten. Mehrmals zog er innerhalb der Niederlande um, fand erst 1669 in Den Haag eine ständige Bleibe. Seinen Lebensunterhalt verdiente er mit dem Schleifen von Brillengläsern.
Warum ging Spinoza nicht an die Universität?
Von der Philosophie konnte auch damals kaum einer leben, es sei denn als Professor. So manchem anderen wäre das Angebot, das ihm der Pfälzer Kurfürst 1674 machte, gerade recht gekommen. Doch Spinoza lehnte den Ruf an den Lehrstuhl für Philosophie der Heidelberger Universität ab. Er wusste um die Beschränkungen, die der Philosophie an den Universitäten durch die Theologie auferlegt waren, und wollte sich auch dort nicht anpassen.
Welche Wirkung hatte der Philosoph?
Unter Zeitgenossen hatte Spinoza durchaus Bewunderer, er schrieb nicht nur für die Schublade und stand in Kontakt mit anderen Denkern. Doch die Anerkennung, die er verdiente, erhielt er nie. Er blieb zeitlebens umstritten, musste auch üble Schmähungen hinnehmen. Als sein 1670 anonym erschienener »Theologisch-politischer Traktat« verboten wurde, zog er sich enttäuscht zurück.
Welche religiöse Strömung begründete Spinoza?
Den Pantheismus. In seinem bedeutendsten Werk, der »Ethik« (Ethica Ordine Geometrico Demonstrata) von 1674, vertrat Spinoza die Auffassung, dass Gott und die durch ihn und aus ihm selbst geschaffene Substanz aller Dinge identisch mit dem Universum sind. Damit leugnete er die gültige Lehre von der Persönlichkeit Gottes, was als gesamte Leugnung Gottes ausgelegt wurde. In Wirklichkeit leistete Spinoza einen einzigartigen Beitrag zu jener philosophisch-theologischen Weltsicht, nach der das Göttliche in allen Dingen existiert.
Spinoza starb am 21. Februar 1677 an Lungentuberkulose. Da er in einem Massengrab beigesetzt wurde, weiß niemand mehr, wo dieser große europäische Denker und Freigeist seine letzte Ruhe fand.
In welchem Verhältnis steht Spinozas Philosophie zur Religion?
»Ich weiß nicht, wie ich Philosophie lehren soll, ohne die althergebrachte Religion zu stören. Das Ziel der Philosophie ist einzig und allein die Wahrheit, das Ziel des Glaubens einzig und allein Gehorsam und Frömmigkeit.«
»Der Drang, die göttliche Religion unter den Menschen zu verbreiten, sank in den Schmutz, und das Gotteshaus wurde zum Theater, in dem man nicht mehr Lehrer, sondern Ausrufer zu hören bekam. Sie wollten die Menschen nicht mehr belehren, sondern sich selbst darstellen, und benutzten das Gotteshaus jetzt als Plattform, um Andersdenkende anzugreifen.«
Wussten Sie, dass …
Spinoza, der von seinem Vater ein verschuldetes Handelsgeschäft erbte, die Erbschaft nachträglich ausschlug, um sich den Gläubigern zu entziehen?
Spinoza die Pension des französischen Königs Ludwig XIV. nicht annahm, weil die daran geknüpfte Bedingung, dem Sonnenkönig sein nächstes Werk zu widmen, ihm zu viel der Zugeständnisse schien?
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