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Helmut Kohl: Der Kanzler der Einheit
Wie verliefen Helmut Kohls frühe politische Jahre?
Helmut Kohl, am 3. April 1930 in Ludwigshafen geboren, kam aus einem bürgerlich-konservativen Elternhaus. Bereits 1946 trat er der CDU bei und engagierte sich ab 1947 beim Aufbau der Jungen Union in seiner Heimatstadt. Er studierte Staatswissenschaften und Geschichte und stieg in der Partei schnell auf. 1953 wurde er stellvertretender Landesvorsitzender der Jungen Union Rheinland-Pfalz, ab 1955 gehörte er dem CDU-Landesvorstand an. Nach dem Studium arbeitete er als Direktionsassistent bei einer Ludwigshafener Eisengießerei. Von 1959 bis 1969 war er als Referent des »Industrieverbands Chemie« in Ludwigshafen tätig.
In vielen politischen Ämtern war Helmut Kohl der Jüngste: Mit 33 Jahren wurde er Fraktionschef im Mainzer Landtag, mit 36 avancierte er zum CDU-Landesvorsitzenden, mit 39 Jahren wurde er Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz. Bis 1971 regierte er mit einer christlich-liberalen Koalition, anschließend errang er zweimal die absolute Mehrheit für die CDU. Nachdem Kohl 1973 zum Bundesvorsitzenden der CDU aufgestiegen war, ging er nach der knapp verlorenen Bundestagswahl 1976, bei der er als Kanzlerkandidat angetreten war, als Oppositionsführer nach Bonn.
Wie wurde der Pfälzer Bundeskanzler?
Nach dem Bruch der sozialliberalen Koalition erreichte Helmut Kohl sein Ziel: Am 1. Oktober 1982 wurde er im Rahmen eines konstruktiven Misstrauensvotums zum Bundeskanzler gewählt und bei der Bundestagswahl 1983 errang seine Koalition aus CDU/CSU und FDP eine deutliche Mehrheit.
Was war Helmut Kohls größte politische Leistung?
Seinen Platz in den Geschichtsbüchern sicherte sich Kohl als Kanzler der deutschen Einheit. Beim Zusammenbruch der DDR nutzte er entschlossen die Gunst des Augenblicks. Mit einem Zehn-Punkte-Programm, das er am 29. November 1989 vorlegte, übernahm er die deutschlandpolitische Initiative und gewann bald auch die Zustimmung der Siegermächte zur Wiederherstellung der deutschen Einheit. Als am 3. Oktober 1990 die Wiedervereinigung gefeiert wurde, stand Helmut Kohl auf dem Höhepunkt seines politischen Lebens.
Wie verlief die Zeit nach der Wiedervereinigung?
In den Jahren nach der Wiedervereinigung bildete der Aufbau Ost einen Schwerpunkt von Kohls Regierungspolitik. Doch die Herstellung der inneren Einheit Deutschlands erwies sich als schwieriger, als ursprünglich prognostiziert worden war. Die »blühenden Landschaften«, die Kohl dem Osten versprochen hatte, ließen auf sich warten. Trotz Wirtschaftskrise und Integrationsproblemen der neuen Bundesländer wurde Helmut Kohl 1994 mit knapper Mehrheit wiedergewählt. Anschließend konnte er weitere Erfolge in der Europapolitik feiern und mit dem Beschluss über die Einführung der Gemeinschaftswährung die europäische Einigung unumkehrbar machen. Nach 16-jähriger Regierungszeit wurden Helmut Kohl und die CDU/FDP-Koalition bei der Bundestagswahl 1998 nicht wiedergewählt. Eine Ära ging zu Ende.
Welche historische Bewertung erhält Kanzler Kohl?
Von vielen Historikern und Politikwissenschaftlern wird Helmut Kohl in die Reihe großer deutscher Kanzler – Reichskanzler Otto von Bismarck, Willy Brandt, Konrad Adenauer – gestellt. In vier Legislaturperioden hat Kohl, wie nur wenige vor und nach ihm, die Politik der Bundesrepublik Deutschland geprägt. In Europa trieb er zusammen mit dem französischen Staatspräsidenten François Mitterrand den zügigen Ausbau der Europäischen Union voran.
Das bleibende Verdienst Helmut Kohls ist die Wiedervereinigung Deutschlands nach mehr als vier Jahrzehnten Teilung – ein Glücksfall der Geschichte!
Wie empfand Kohl die Öffnung des Brandenburger Tors (Rede am 22. Dezember 1989)?
»Viele von uns, auch ich, haben in den zurückliegenden Jahrzehnten oft vor dem Brandenburger Tor gestanden. Und oft haben wir darüber gesprochen, diskutiert und nachgedacht: Werden wir es erleben, dass wir wieder gemeinsam durch dieses Tor schreiten können? Für mich ist das eine der glücklichsten Stunden meines Lebens, weil ich als Deutscher spüre, dass ich hier in Berlin mitten in Deutschland bin, dass wir hier zu Hause sind und dass wir alles tun wollen, um die Gemeinsamkeit der Deutschen zu pflegen.«
Wussten Sie, dass …
Helmut Kohl aufgrund seiner Verdienste um die europäische Integration am 11. Dezember 1998 zum Ehrenbürger Europas ernannt wurde? Diese Ehrung war zuvor nur Jean Monnet, dem »Architekten der europäischen Einigung«, zuteil geworden.
der langjährige Kanzler zum meistparodierten Politiker der deutschen Nachkriegsgeschichte wurde? Seine Darstellung als »Birne« im Satiremagazin Titanic brachte ihm sogar einen gewissen Popularitätsgewinn.
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