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Faktencheck: Fünf Fragen zu Elektroautos

Ab 2035 sollen in der EU nur noch Elektrofahrzeuge neuzugelassen werden. In Norwegen lag der Anteil elektrischer Neuwagen zuletzt bei fast 90 Prozent – Deutschland hinkt im Vergleich dazu noch weit zurück. Doch wie genau ist die Situation in Deutschland? Wie steht es um die Umweltbilanz von E-Autos? Und lohnt sich ein Kauf?
SSC, 28.05.2025
Parkplatz mit Elektroautos beim Aufladen

© onurdongel, iStock

Bei der Erreichung der deutschen Klimaschutzziele spielen batteriegetriebene Pkw eine wichtige Rolle. Doch sowohl Teile der Öffentlichkeit und der Politik als auch Unternehmen stellen die Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und Praxistauglichkeit von Elektroautos immer wieder in Frage.

Forschende des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe haben nun einen Policy Brief rund um das Thema und speziell zu Batterien veröffentlicht, um solchen Zweifeln wissenschaftlich zu begegnen. Dazu werteten sie eigene und fremde Studien aus. Wir stellen die Ergebnisse in fünf Fragen und Antworten vor.

Wie haben sich die Zulassungszahlen von E-Autos entwickelt?

Weltweit sind knapp 20 Prozent aller neuzugelassenen Fahrzeuge Elektroautos. Behalten die Regierungen ihre Klimaschutzanstrengungen bei, könnte dieser Anteil bis 2030 auf 40 Prozent und bis 2035 auf über 50 Prozent ansteigen. Das liegt vor allem an günstigen E-Autos aus China wie BYD, GWM oder NIO, die auch in der EU immer beliebter werden.

In Deutschland gingen die Neuzulassungen von elektrisch betriebenen Autos 2024 im Vergleich zu 2022 um sieben Prozent auf 23 Prozent zurück. Grund dafür sind unter anderem die Ende 2023 ausgelaufene E-Auto-Prämie, hohe Anschaffungskosten – besonders im Vergleich zu China – und die Menge an E-Ladesäulen. Die Dichte des Ladenetzes in Deutschland, verglichen mit allen hier zugelassenen Fahrzeugen, liegt bislang unter dem EU-Durchschnitt.

Lohnt sich ein E-Auto?

Mit Blick auf die Gesamtkosten sind Elektroautos teilweise schon günstiger als vergleichbare Verbrenner. So sind die elektrisch angetriebenen Autos zwar teurer in der Anschaffung, ihre laufenden Kosten sind jedoch geringer. Das liegt unter anderem auch daran, dass E-Autos keine Motor- und Getriebebauteile haben, die aufgrund von Verschleiß alle paar Jahre ausgetauscht werden müssen, wie zum Beispiel Zündkerzen oder Keilriemen.

Ob sich die Anschaffung eines Elektrofahrzeugs lohnt, hängt auch mit dem Zugang zu Ladesäulen zusammen. Haben E-Auto-Fahrer zuhause oder am Arbeitsplatz Möglichkeiten, ihr Fahrzeug zu laden, kann dieses schon nach drei Jahren wirtschaftlicher sein als ein Verbrenner.

Wie fällt die Umweltbilanz von E-Autos aus?

Ein Elektroauto herzustellen, verursacht je nach Energiequelle, Energieeffizienz der Produktion und Batteriegröße 60 bis 130 Prozent höhere Treibhausgasemissionen als ein Verbrenner. Allerdings stoßen reine Batteriefahrzeuge keine Treibhausgase aus – im täglichen Betrieb sorgt lediglich die Erzeugung des Lade-Stroms für Emissionen. Vorausgesetzt, der Anteil erneuerbarer Energien steigt in Deutschland wie geplant, verursacht ein heute gekauftes Elektroauto über seine gesamte Lebensdauer rund 40 bis 50 Prozent weniger Treibhausgase als ein Verbrenner.

Die Treibhausgasbilanz kann jedoch stark unterschiedlich sein: „Wird ein schweres, wenig effizientes E-Fahrzeug mit großer Batteriekapazität und geringer jährlicher Fahrleistung bilanziert, welches generell nur mit dem derzeitigen deutschen Strommix lädt, so ist die Treibhausgasbilanz kaum besser gegenüber einem entsprechenden konventionellen Fahrzeug“, schreiben die Autoren in ihrem Policy-Brief.

Wie gut sind die Batterien von E-Autos?

Aktuelle Topmodelle haben eine Reichweite von mindestens 400 Kilometern – für meisten Fahrten reicht das aus. Stand 2025 schaffen es der BMW iX xDrive 50 und der Lucid Air Dual Motor GT in einem Test des ADAC mit etwa 610 Kilometern am weitesten. Zusätzlich werden die Ladezeiten immer kürzer. Heute lassen sich E-Autos in etwa 30 Minuten von zehn Prozent auf 80 Prozent laden. In den nächsten Jahren könnten Schnellladebatterien diese Zeit sogar auf zehn Minuten verkürzen.

Zusätzlich könnte Recycling die Batterieproduktion nachhaltiger machen. „Prognosen gehen davon aus, dass langfristig ausreichend Recyclingkapazitäten für End-of-Life-Batterien sowie Produktionsausschuss zur Verfügung stehen“, erklären die Autoren. „Bis zum Jahr 2035 könnten bis zu 30 Prozent des Bedarfs an Lithium, Nickel und Kobalt für die Batteriezellenproduktion durch recycelte Materialien gedeckt werden.“

Brennen E-Autos häufiger?

Die Brandgefahr ist bei Elektroautos nicht höher als bei Verbrennern. Einige Studien gehen sogar davon aus, dass von reinen Batteriefahrzeugen eine deutlich geringere Brandgefahr ausgehen könnte – besonders wenn sie mit neueren Batterietypen ausgestattet sind.

Allerdings sind die Batterien eines E-Autos bislang schwieriger zu löschen. Feuerwehren nutzen daher zunehmend sogenannte „E-Löschlanzen“, um Brände in E-Autos zu bekämpfen. Sie wirken ähnlich wie eine Spritze: Die Feuerwehr kann mit der Lanze in die Batterie stoßen und das Löschwasser so über die Spitze der Lanze direkt an den Brandherd befördern.

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