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Wenn der Saft weg ist: Das passiert bei leerer E-Auto-Batterie
Neben der Ladeinfrastruktur bereitet E-Autofahrern und potenziellen Käufern vor allem die Reichweite der Fahrzeuge Sorgen. Bislang sind Verbrenner mit Reichweiten von bis zu 1.700 Kilometern ihren elektrisch betriebenen „Artgenossen“ überlegen: Stand 2025 schafften es die beiden „Reichweitenkönige“, der BMW iX xDrive 50 und der Lucid Air Dual Motor GT, in einem Test des ADAC mit etwa 610 Kilometern nicht einmal halb so weit. Auch deshalb ist der Begriff „Reichweitenangst“ – die Angst von Autofahrern davor, dass ihre Akkuladung zum Erreichen des Ziels nicht mehr ausreicht – ein Dauerthema.
Elektroautos mahnen ihre Fahrer daher, ab einem bestimmten Akkustand eine Ladestation aufzusuchen. Der ADAC hat jetzt untersucht, ob die Autos rechtzeitig genug warnen und wann sie nach der Warnung zum Stehen kommen. Dafür testete der Automobilclub sechs verschiedene Stromer von BYD, Nio, Kia, Tesla, Volvo und VW, indem sie mit den Autos mit Akkuständen zwischen 20 und 30 Prozent so lange auf dem Testgelände fuhren, bis die Batterie versagte.
Warnungen und Leistungsdrosselung
Die meisten Autos im Test warnen bei einem verbleibenden Batterieladestand von 15 bis 20 Prozent. Das entspricht einer Restreichweite von etwa 40 bis 80 Kilometern. Oft färbt sich dann das Batteriesymbol orange oder das Auto zeigt einen Hinweis an, der auf einen niedrigen Akkustand hindeutet. Leistung und Verhalten aller getesteten Wagen bleiben bei diesem Ladestand unverändert.
Wird die Batterie dann nicht geladen, nehmen die Warnungen zu, äußern sich energischer und teilweise auch akustisch. Manche Fahrzeuge schlagen auch Sparmaßnahmen vor, wie den Wechsel in den Eco-Modus sowie das Aus- und Herunterschalten von Heizung oder Klimaanlage. Bei kräftigem Beschleunigen stellen manche der E-Autos nicht mehr die volle Leistung zur Verfügung und beschleunigen deshalb langsamer. Der ADAC rät Autofahrern, spätestens jetzt die Autobahn zu verlassen und eine Lademöglichkeit anzusteuern.
Sobald die angezeigte Restreichweite einstellig wird, drosseln viele der getesteten Fahrzeuge spürbar ihre Leistung. Dennoch lassen sie sich auch in diesem Zustand noch fahren. „Ein Verkehrshindernis ist man damit üblicherweise noch nicht“, erklärt der Automobilclub. „Aber: Auf der Autobahn hat man zu diesem Zeitpunkt nichts mehr verloren.“
E-Autos im Schildkrötenmodus
Immer noch keine Ladesäule in Sicht? Jetzt erscheint die gefürchtete Null auf der Restkilometeranzeige und beim Batteriestand – und bei vielen ein kleines Schildkrötensymbol als Ersatz für die Tanksäule, wenn Verbrenner auf Reserve fahren. Genau das tun die Stromer jetzt nämlich auch: Mit der Notlaufreserve kommen die sechs Autos im Test noch etwa 15 bis 20 Kilometer weit, bis sie dann die von den Testern geforderten 50 Kilometer pro Stunde nicht mehr schaffen. Die Leistung nimmt immer stärker ab und das Fahren wird zunehmend schwieriger.
Der ADAC mahnt, dass E-Autos im Bereich der Notlaufreserve jederzeit der Saft ausgehen kann – besonders, wenn ihre Geschwindigkeit unter 50 Kilometer pro Stunde fällt. Geht der Fahrzeugmotor aus, können Autofahrer versuchen, es erneut zu starten. Dann lassen sich manche Modelle noch ein paar Meter rangieren. Doch besonders im Winter bei niedrigen Temperaturen, an einer kräftigen Steigung oder wenn der Akku schon deutlich gealtert ist, kann es sein, dass die Notlaufreserve nur noch sehr klein ist oder ganz wegfällt.
Tipps für und gegen das Liegenbleiben
Die Fahrstrecken sollten nicht so knapp geplant werden, dass die Batterie auch im Erfolgsfall bei der Ankunft bis Null leergefahren ist. Außerdem sollten Puffer für Unvorhergesehenes wie Umleitungen, Staus, defekte oder belegte Ladesäulen eingebaut werden.
Wer mit dem E-Auto trotzdem liegen bleibt, sollte den Abschleppdienst rufen, um das Fahrzeug zur nächsten Ladesäule zu bringen, denn in der Regel dürfen elektrisch angetriebene Autos nicht auf eigenen Rädern gezogen werden. Sonst könnte der E-Motor Spannung erzeugen und so die Elektrik zerstören. Ähnlich wie für Handys gibt es auch für E-Fahrzeuge Powerbanks – mobile Zusatzakkus –, die den Akku jedoch nur sehr langsam laden. Manche E-Autos können per Kabel Strom an andere Fahrzeuge „spenden“. Auch damit dauert es jedoch 30 bis 60 Minuten, bis das liegengebliebene Fahrzeug wieder fünf bis 10 Kilometer fahren kann.
Der ADAC empfiehlt E-Autofahrern, frühzeitig Sparmaßnahmen zu ergreifen, zum Beispiel durch das Wechseln in den Eco-Modus, vorausschauendes, defensives Fahren oder die Nutzung von Windschatten. Auch sollten Besitzer von E-Fahrzeugen ihr Auto nie mit fast leerem Akku abstellen, ohne es zu laden, da dies die Batterie auf Dauer beschädigt. Zusätzlich könnte der Akkustand gerade bei Kälte auch im Stand deutlich sinken.
Quelle: ADAC