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Wie lassen sich Amokfahrten verhindern?

In Mannheim geschah es Rosenmontag, in München Mitte Februar und in Magdeburg kurz vor Weihnachten: In den vergangenen drei Monaten ereigneten sich hierzulande gleich mehrere Amokfahrten, bei denen ein Täter mit hoher Geschwindigkeit gezielt in Menschengruppen fuhr. Um weitere solcher Taten zu verhindern, experimentieren Städte mit verschiedenen Schutzmaßnahmen.

Was ist „Hostile Vehicle Mitigation“?
Bei größeren Veranstaltungen wie beispielsweise Weihnachtsmärkten stellen Städte zum Beispiel große Wassertanks oder Betonbarrieren in die Zufahrtsstraßen, um Amokfahrten zu verhindern. Doch das funktioniert nicht immer, wie unter anderem der Fall Taleb al-Abdulmohsen zeigt, der mit seiner Amokfahrt auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt trotz aufgestellter Barrieren sechs Menschen tötete. Um sich Zugang zum Gelände zu verschaffen, nutzte er einfach einen Rettungsweg zwischen den Barrieren.
Straßen und öffentliche Plätze durch Barrieren zu schützen, hat im Englischen sogar einen eigenen Namen: Hostile Vehicle Mitigation (deutsch: Entschärfung feindlicher Fahrzeuge). Die National Protective Security Authority, eine britische Behörde, beschäftigt sich damit, wie Stadtplaner solche Barrieren in die Stadtarchitektur integrieren können.

Unauffällig in der Stadt
Eine Möglichkeit besteht zum Beispiel darin, Barrieren unauffällig zu designen, sodass sie sich in die Umgebung einfügen und keine Fußgänger behindern, aber trotzdem Schutz bieten. Dafür kommen auch anderweitig verwendbare Stadtmöbel wie Bänke, Fahrradständer und Pflanzenkübel infrage. Sie lassen sich so konstruieren, dass sie starken Kollisionen standhalten können.
Bäume können ebenfalls als natürliche Barrieren und Hindernisse wirken. Gleichzeitig können aber auch mehr Kurven und Versätze im Straßenverlauf verhindern, dass Fahrzeuge überhaupt erst hohe Geschwindigkeiten erreichen. Dann wäre der Zugang zur Innenstadt nicht automatisch für jegliche Fahrzeuge versperrt und Lieferwagen könnten trotzdem noch Geschäfte erreichen.

Barrikaden im Crashtest
Um zu überprüfen, ob Bänke, Barrikaden und Co. einem Fahrzeugaufprall standhalten können, testen Ingenieure die Barrieren möglichst realistisch. Dazu lassen sie unbemannte Autos und LKW verschiedener Größen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten auf die Hindernisse zufahren.
Dabei variieren sie auch den Winkel, in dem die Fahrzeuge auf die Hürden treffen. Danach messen die Prüfer anhand der Eindringtiefe des Hindernisses, wie gut es das Fahrzeug aufhalten konnte. Geben die Prüfer grünes Licht, findet sich das getestete Hindernis womöglich bald in den Fußgängerzonen der Welt.
Welches energetische Niveau im Spiel ist, zeigt eindrucksvoll das nachfolgende Video.