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Wärmepumpen: Die sieben größten Mythen im Faktencheck

Wärmepumpen sind aktuell heiß umstritten. Für die einen sind sie die klimafreundliche Heiztechnik der Zukunft, für andere eine teure, wenig effiziente Technologie. Doch wie effizient und klimafreundlich sind Wärmepumpen wirklich? Wie teuer ist das Ganze? Und für welche Gebäude eignen sie sich? Wir stellen sieben gängige Annahmen zur Wärmepumpe und ihrer Nutzung auf den Prüfstand.
AMA / Zukunft Altbau, 01.06.2023
Wärmequellenanlage einer Wärmepumpe an der Außenwand eines Privathauses
Solange die Temperatur der Wärmequelle über dem Siedepunkt des wärmetransportierenden Kältemittels liegt, kann die Umgebungswärme auch im Winter effizient für Heizung und Warmwasseraufbereitung genutzt werden.

© Klubovy, GettyImages

Das Heizen von Gebäuden und ihre Warmwasserversorgung ist bisher für rund 30 Prozent des Treibhausgasausstoßes in Deutschland verantwortlich. Kein Wunder: Die meisten Häuser werden noch mit fossilen Brennstoffen wie Erdgas und Erdöl beheizt. Wenn Deutschland wie beschlossen bis zum Jahr 2045 klimaneutral werden soll, muss daher vor allem im Gebäudesektor einiges passieren. Neben einer besseren Wärmedämmung gilt vor allem der Umstieg auf erneuerbare Energiequellen für das Heizen als wichtiger Faktor.

Als ein zurzeit heiß debattierter Möglichkeit des klimafreundlicheren Heizens gelten Wärmepumpen. Sie nutzen die Erdwärme, das Grundwasser oder die Umgebungsluft als Wärmequelle. Mit Hilfe von Strom erhöhen die Geräte die Temperatur weiter und liefern so Wärme für Heizung und Warmwasser. Die Wärmepumpe setzt daher selbst kein CO2 frei, wird sie mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben, kann sie klimaneutral sein.

Insgesamt gibt es derzeit rund 1,3 Millionen installierte Wärmepumpen in Deutschland, ab 2024 sollen pro Jahr 500.000 neue dazukommen. In neuen Ein- und Zweifamilienhäusern sind Wärmepumpen inzwischen sogar der am häufigsten installierte Heizungstyp. Trotzdem herrscht bei vielen Hausbesitzern noch Unsicherheit über Kosten, Machbarkeit und Eignung der Wärmepumpen für ihr Domizil. Das vom Umweltministerium Baden-Württemberg geförderte Informationsprogramm Zukunft Altbau hat einige dieser Bedenken nun einem Faktencheck unterzogen.

Mythos 1: Wärmepumpen eignen sich nur für Neubauten oder komplettsanierte Gebäude

Das ist nicht richtig, aber einer der hartnäckigsten Legenden. „Wärmepumpen sind nicht nur für neue Wohngebäude sinnvoll, sondern auch für bestehende Häuser, selbst wenn diese nicht vollständig saniert sind“, sagt Frank Hettler von Zukunft Altbau. Das zeigen auch Feldtests des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE. Die untersuchten Wärmepumpen im Bestand weisen ordentliche Effizienzwerte auf, auch wenn die Gebäude nur teilweise saniert sind.

Wichtig ist jedoch eine möglichst gute Wärmedämmung, denn das senkt den Strombedarf und damit die Kosten. Für Wärmepumpen reichen in bestehenden Gebäuden aber oft schon einzelne Dämmmaßnahmen aus oder sogar nur der Einbau größerer Heizkörper. Viele ältere Häuser können so mit maximalen Heizungsvorlauftemperaturen von weniger als 55 Grad Celsius ausreichend beheizt werden. Dies gilt als kritische Grenze für den Wärmepumpen-Einsatz. Wärmepumpen können das Wasser zwar auch stärker aufheizen, aber bei höheren Temperaturen arbeiten sie deutlich ineffizienter.

Umfangreichere Dämmmaßnahmen sollten in jedem Fall dann erfolgen, wenn es sich um völlig unsanierte Häuser handelt. Das würde den Betrieb einer Wärmepumpe teuer machen. Grundsätzlich gilt: Je besser die Dämmung, desto weniger Heizkosten hat man. Dies gilt übrigens für alle Heizungssysteme.

Wärmepumpe in einem Heizungskeller
Wärmepumpe eigenen sich grundsätzlich auch zur Nachrüstung älterer Bestandsbauten.

© imaginima, GettyImages

Mythos 2: Wärmepumpen funktionieren nur mit einer Fußbodenheizung

Das stimmt nicht. Richtig ist zwar, dass Wärmepumpen mit Flächenheizungen wie Fußboden-, Wand- oder Deckenheizungen am effizientesten laufen. „Flächenheizungen geben aufgrund ihrer besonders großen Oberfläche die Wärme in den Raum am besten ab“, sagt Jörg Knapp vom Fachverband Sanitär-Heizung-Klima Baden-Württemberg. „Mit ihnen muss das Wasser weniger stark erwärmt werden als mit normalen Heizkörpern."

Doch auch mit konventionellen Heizkörpern funktionieren Wärmepumpen einwandfrei. Es ist jedoch dringend ratsam, die Heizleistung der Heizkörper von Fachleuten nachrechnen zu lassen und gegebenenfalls einzelne Heizkörper gegen größere Modelle auszutauschen. Je größer der Heizkörper ist, desto weniger warm muss er werden, um den Raum ausreichend zu beheizen. So kann die Vorlauftemperatur reduziert werden: damit sinken die Heizkosten. Den Boden muss man in bestehenden Häusern also nicht für eine Fußbodenheizung aufreißen, nur damit man eine Wärmepumpe effizient nutzen kann.

Mythos 3: Wärmepumpen funktionieren nicht bei kalten Temperaturen

Doch. „Wärmepumpen haben auch bei zweistelligen Minusgraden kein Problem damit, das Haus aufzuheizen“, so Knapp. „Ein Ausfall ist bei diesen Temperaturen ausgeschlossen, selbst ein komplett ungedämmtes Haus wird im Winter warm.“ Lediglich der Stromverbrauch steigt bei extremer Kälte an: bei sanierten Häusern weniger, in unsanierten mehr. Solche tiefen Temperaturen sind in Deutschland selbst im Winter eine Seltenheit. Sie kommen heute nur noch an wenigen Tagen im Jahr und auch nur stundenweise vor – in der Rheinebene oft gar nicht mehr, in den Bergen und im Osten noch eher.

Grundsätzlich funktioniert die Wärmepumpe auch in kalten Klimazonen gut und ist dort relativ beliebt. Ein Blick auf die Europakarte zeigt, dass die Mehrzahl der Wärmepumpen in Skandinavien installiert ist. Dort sind sowohl Durchschnitts- als auch Minimaltemperaturen deutlich niedriger als in Deutschland. Gerade bei sehr kalten Außentemperaturen sind solche Wärmepumpen im Vorteil, die das Erdreich, einen Abwasserkanal oder eine andere sogenannte „warme“ Wärmequelle nutzen. Dann arbeiten sie effizienter als Luft-Wasser-Wärmepumpen. Meist erfordern diese Systeme aber höhere Investitionskosten.

Mythos 4: Wärmepumpen sind Stromfresser und belasten das Stromnetz vor Ort

Auch das ist nicht korrekt. Bei einem normalen Energiestandard des Gebäudes machen Wärmepumpen aus Umweltwärme mit Hilfe einer Kilowattstunde Strom rund drei bis vier Kilowattstunden Wärme. Liegt der Faktor bei drei, kommen rund zwei Drittel der Wärme aus der Umwelt und ein Drittel über den Strom. „In einem Einfamilienhaus mit 120 Quadratmetern Wohnfläche benötigt man also für die typischen zwölf Kilowatt Heizleistung nur rund vier Kilowatt Leistung aus dem Stromnetz“, erklärt Frank Hettler von Zukunft Altbau. „Rechnet man nun die Leistung des üblicherweise in Wärmepumpenheizungen integrierten Heizstabes mit ein, kommt man auf maximal zehn Kilowatt. Allein beim Kochen oder Backen wird ähnlich viel Leistung benötigt.“ Zusätzlich Stromkosten sparen kann man durch eine eigene Photovoltaikanlage auf dem Dach.

Mythos 5: Mit Wärmepumpen zu heizen ist viel zu teuer

Die Betrachtung der Gesamtkosten spielt die entscheidende Rolle. Zwar sind die Kosten für den Kauf einer Wärmepumpe deutlich höher als etwa bei einer Gasheizung. Im Schnitt liegen die Anschaffungs- und Installationskosten in einer Größenordnung von 30.000 bis 45.000 Euro im Vergleich zu rund 15.000 Euro für eine Gasbrennwerttherme. Der Staat gibt jedoch eine hohe finanzielle Förderung, aktuell liegt sie bei bis zu 40 Prozent. Die Mehrkosten der Investition sind somit deutlich geringer.

Die Wirtschaftlichkeit einer Heizung hängt zudem nicht nur vom Anschaffungspreis ab, sondern durch die Lebensdauer von zumindest 20 Jahren vor allem von den Betriebskosten. Und die sind bei gut geplanten Wärmepumpen meist günstiger als bei Gas- oder Ölheizungen. Laut einer Prognos-Studie wird die Kilowattstunde Gas mittelfristig voraussichtlich durchschnittlich rund zwölf Cent kosten. Die Stromkosten sollen mittelfristig bei rund 30 Cent pro Kilowattstunde liegen, für Wärmepumpentarife werden niedrigere Tarife erwartet.

Erzeugt die Wärmepumpe mit Hilfe einer Kilowattstunde Strom mehr als drei Kilowattstunden Wärme, spart das jedes Jahr Geld. Hat man eine Photovoltaikanlage auf dem Dach und nutzt einen Teil des günstigen Solarstroms für die Wärmepumpe, erhöht dies die Einsparungen weiter – Strom aus der Solaranlage kostet nur rund 12 bis 14 Cent pro Kilowattstunde. Hinzu kommt, dass Erdgas aufgrund der steigenden CO2-Bepreisung auf Dauer immer teuer werden wird, was Heizen mit einer Wärmepumpe noch attraktiver macht.

Fazit: Die Einsparung bei den Betriebskosten wird künftig in vielen Fällen größer sein als die höheren Investitionskosten. Heizen mit einer Wärmepumpe ist daher oft die günstigere Variante. Bei Luftwärmepumpen, der dominierenden Wärmepumpentechnologie am deutschen Markt ist das bereits belegt: Fraunhofer ISE und Prognos kommen in ihren Studien von 2021 und Anfang 2023 zu dem Schluss, dass Luftwärmepumpen in neuen Ein- und Zweifamilienhäusern immer günstiger sind als Gasheizungen. Selbst im Bestand liegen die Kosten von Luftwärmepumpen mindestens gleichauf mit Gasheizungen. Wird eine Photovoltaikanlage genutzt, sind sie in der Regel günstiger.

Mythos 6: Wärmepumpen sind viel zu laut

Für Erdwärmepumpen und Grundwasserwärmepumpen gilt dies nicht, sie sind praktisch nicht hörbar. Nur bei Luftwärmepumpen verursacht der Ventilator Geräusche. In den letzten Jahren haben die Wärmepumpenhersteller den Geräuschpegel ihrer Geräte jedoch immer weiter verringert. „In den Umgebungsgeräuschen geht der Klang vieler Wärmepumpen inzwischen unter“, so Hettler. „Nur im tiefsten Winter kann die Wärmepumpe im Volllastbetrieb deutlicher zu hören sein. Das ist aber ohnehin die Zeit, in der man die Fenster geschlossen hat und die Geräusche nicht wahrnimmt.“

Der Gesetzgeber hat ebenfalls vorgesorgt: In reinen Wohngebieten darf die Wärmepumpe tagsüber nicht lauter als 50 Dezibel sein, nachts sinkt der erlaubte Pegel auf 35 Dezibel. Inzwischen gibt es Wärmepumpen mit Flüstermodus und Schallschutzhauben, die auf Volllast nicht lauter als 30 Dezibel sind. Zum Vergleich: 30 Dezibel entsprechen einem Gespräch im Flüsterton.

Mythos 7: Wärmepumpen bringen nichts für das Klima

Doch, da der Hauptteil der Wärme klimaneutral aus der Umwelt kommt. Aufgrund des steigenden Anteils von Strom aus erneuerbaren Quellen in den kommenden Jahren – aktuell liegt er bereits bei rund der Hälfte – werden Wärmepumpen künftig noch klimafreundlicher. Was die CO2-Emissionen angeht, schneiden Wärmepumpen bereits beim heutigen Anteil des Kohlestroms im Strommix über das ganze Jahr betrachtet deutlich besser ab als Brennwertsysteme, die Erdgas oder Heizöl nutzen. Kombiniert man die Wärmepumpe mit einer Photovoltaikanlage, sinken die CO2-Emissionen noch weiter.

Quelle: Zukunft Altbau

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