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Faktencheck Wärmepumpe

Die Ära der fossilen Brennstoffe neigt sich dem Ende zu. Viele Hausbesitzer sind daher gerade auf der Suche nach Alternativen. Insbesondere der Begriff der Wärmepumpe fällt in diesem Zusammenhang oft. Doch noch ranken sich um diese neue Art des Heizens einige Mythen. Eignen sich Wärmepumpen tatsächlich nur für Neubauten? Versagen sie wirklich bei kalten Temperaturen? Und Stromfresser sind sie doch auch, oder nicht? Ein Faktencheck.
AMA, 23.08.2023
Wärmepumpe an einer Hauswand bei einer Schneewetterlage

© Klubovy, GettyImage

Wärmepumpen heizen oder kühlen den Haushalt, indem sie der Umwelt Wärme entziehen – zum Beispiel aus der Luft, dem Boden oder dem Grundwasser. Nutzbar wird diese Umweltwärme, indem man sie einem Kreisprozess zuführt, der sie schließlich auf ein höheres Temperaturniveau bringt und dann an die zu beheizenden Räume weitergibt.

Behauptung 1: „Wärmepumpen sind Stromfresser“

Da für den Betrieb dieses Kreisprozesses Strom benötigt wird, sehen einige in den Wärmepumpen nur getarnte Stromfresser. Doch stimmt das wirklich? Nein. „Wir können aus einer Kilowattstunde Strom drei bis vier Kilowattstunden nutzbare Wärme gewinnen – die Effizienz ist bei Wärmepumpen enorm“, erklärt Michael Schaub von der Hochschule Coburg. „In einem Einfamilienhaus mit 120 Quadratmetern Wohnfläche benötigt man also für die typischen zwölf Kilowatt Heizleistung nur rund vier Kilowatt Leistung aus dem Stromnetz“, ergänzt Frank Hettler von Zukunft Altbau.

Behauptung 2: „Wärmepumpen funktionieren im Winter nicht“

Klar ist: Wärmepumpen funktionieren, indem sie der Umwelt Wärme entziehen. Logisch gedacht dürften sie also nicht laufen, wenn es draußen kalt ist. Doch das stimmt nicht. Es mag kontraintuitiv erscheinen, aber Wärmepumpen laufen auch im Winter normal – selbst bei zweistelligen Minusgraden. Denn selbst an kalten Tagen liefert die Umwelt immer noch genügend Abwärme als „Futter“ für die Wärmepumpe.

Am effizientesten kann diese von Grundwasserwärmepumpen und Erdwärmepumpen genutzt werden. Denn selbst im Winter kühlen sich sowohl das Erdreich als auch das Wasser deutlich weniger stark ab als die Luft. Trotzdem darf man nicht vergessen, dass Wärmepumpen bei kalten Temperaturen mehr Strom verbrauchen. Wie viel genau, hängt vom Sanierungsstatus des Hauses ab. 

Erdkollektor eine Wärmepumpe
Erdkollektor eine Wärmepumpe.

© BanksPhotos, GettyImages

Behauptung 3: „Wärmepumpen sind teuer“

Die Kosten, die bei einer Wärmepumpe anfallen, muss man in Anschaffungs- und Betriebskosten unterteilen. Kauf und Installation einer Wärmepumpe sind meist teurer als bei anderen Heizarten. Im Schnitt belaufen sich die Kosten dafür auf 30.000 bis 45.000 Euro. Man kann allerdings auch eine staatliche Förderung beantragen. Zum Vergleich: Eine Gasbrennwertherme kostet 15.000 Euro.

Doch was die Wärmepumpe in der Anschaffung mehr kostet, holt sie im alltäglichen Betrieb wieder raus, erklärt Zukunft Altbau, ein vom Umweltministerium Baden-Württemberg gefördertes Informationsprogramm. Das hängt damit zusammen, dass die Gaskosten mittelfristig bei etwa zwölf Cent pro Kilowattstunde liegen werden, die für Strom bei 30 Cent. „Erzeugt die Wärmepumpe mit Hilfe einer Kilowattstunde Strom mehr als drei Kilowattstunden Wärme, spart das jedes Jahr Geld“, so Zukunft Altbau.

Zwei aktuelle Studien von Fraunhofer ISE und Prognos kommen sogar zu dem Ergebnis, dass das Heizen mit Luftwärmepumpe jetzt schon günstiger für neue Ein- und Zweifamilienhäuser ist als eine Gasheizung. 

Behauptung 4: „Wärmepumpen sind klimafreundlich“

Korrekt: Wärmepumpen sind klimafreundlicher als fossile Brennstoffe wie Erdgas und -öl. Das liegt daran, dass sie den Hauptteil der bereitgestellten Wärme klimaneutral aus der Umwelt beziehen. Und auch der Strom, der für ihren Betrieb erforderlich ist, stammt zu immer größeren Teilen aus erneuerbaren Quellen. Bereits im heutigen Strommix stoßen Wärmepumpen 40 bis 60 Prozent weniger CO2 aus als Öl- und Gasheizungen, berichtet Michael Schaub von der Hochschule Coburg. In Zukunft könnten es sogar noch mehr sein.

Behauptung 5: „Wärmepumpen lassen sich nur an Neubauten installieren“

Doch selbst wenn man sich gerne eine Wärmepumpe anschaffen möchte, geht das ja schließlich nur bei Neubauten oder komplett sanierten Gebäuden, richtig? Tatsächlich nicht, obwohl sich dieser Mythos hartnäckig hält. „Wärmepumpen sind nicht nur für neue Wohngebäude sinnvoll, sondern auch für bestehende Häuser, selbst wenn diese nicht vollständig saniert sind“, sagt Frank Hettler von Zukunft Altbau. Oft würden bereits einzelne Dämmmaßnahmen oder der Einbau größerer Heizkörper genügen, um das eigene Haus fit für eine Wärmepumpe zu machen.

Wer wissen möchte, ob sich das Eigenheim für eine Wärmepumpe eignet, kann das mit einem simplen Test herausfinden: Einfach an einem sehr kalten Tag die Vorlauftemperatur des Heizkessels auf 50 bis 55 Grad und dann die Thermostate an den Heizkörpern auf Stufe drei stellen. Ist es ausreichend warm, kann die Wärmepumpe kommen. Wenn nicht, braucht es erst einmal verschiedene energetische Nachbesserungen.

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