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Insekten – die heimlichen Herrscher

Wie sähe die Welt ohne Insekten aus? – Wahrscheinlich wüst und leer. Denn die »heimlichen Herrscher« der Erde erfüllen wichtige Aufgaben im Haushalt der Natur: Sie garantieren reiche Ernten durch die Bestäubung von Kulturpflanzen, sie produzieren Nahrungsmittel wie die Biene oder Rohstoffe wie der Seidenspinner, sie zersetzen die Reste abgestorbener Pflanzen und Tiere und bauen so fruchtbaren Boden auf und sie sind nicht zuletzt Nahrung für größere Tiere. Auf der anderen Seite vernichten sie Vorräte, richten große Schäden an Pflanzen an und übertragen gefährliche Krankheiten.

Sie sind allgegenwärtig: Von den über eine Million bislang beschriebenen Tierarten gehören drei Viertel zu den Insekten oder Kerbtieren; allein in Europa gibt es mehr als 100 000 Arten. Diese Vielfalt verdanken die Kerbtiere ihrer enormen Anpassungsfähigkeit: Wir finden sie an Land, in der Luft und im Wasser, in den Polargebieten ebenso wie in der Wüste, als Parasiten oder Symbionten in und auf anderen Lebewesen, in heißen Quellen und sogar in Petroleumpfützen. Wie der Name schon sagt, ist der Körper der Kerbtiere in Segmente gegliedert, die drei Abschnitte bilden: den Kopf, die Brust und den Hinterleib. Jedes der drei Brustsegmente trägt zwei Beine; daher heißen sie auch Hexapoda oder Sechsfüßer.

Zu den hübschesten Vertretern gehören zweifellos Libellen und Schmetterlinge. Dass sie die größten Räuber unter den Insekten sind, traut man den filigranen, farbenprächtigen Libellen auf den ersten Blick gar nicht zu. Und doch leben alle der etwa 5000 Arten schon im Larvenstadium räuberisch und auf dem Speisezettel der erwachsenen Tiere stehen nicht nur andere Insekten, sondern zuweilen sogar Artgenossen. Dank ihrer hochentwickelten Komplexaugen und ihrer perfekten Flugtechnik gelingt es ihnen problemlos, ihre Beute im Flug zu erwischen.

Die Farbenpracht und der anmutige Flug der Schmetterlinge lassen kaum jemanden unberührt. »Sommervögel« und »Butterfliegen« heißen sie – wörtlich übersetzt – bei unseren dänischen und englischen Nachbarn. Doch die Vermutung, dass Schmetterlinge gerne an Butter und Sahne naschen, erweist sich als falsch. Denn die voll entwickelten Insekten trinken entweder nur Nektar oder nehmen während ihres kurzen Lebens überhaupt keine Nahrung auf. Dagegen erweisen sich ihre Larven, die Raupen, als recht gefräßig. Sie durchlaufen eine der erstaunlichsten Entwicklungen im Tierreich: eine vollständige Metamorphose, bei der aus der unscheinbaren Puppe ein farbenprächtiger Schmetterling wird.

Libellen: Prächtige Flugkünstler

Werden Libellen mit Flügeln geboren?

Nein, aus den Eiern schlüpfen zunächst flugunfähige Larven, die sich zur bekannten Erscheinung der geflügelten Libelle wandeln. Dabei vergehen von der Eiablage bis zur Verwandlung in das erwachsene, flugfähige Tier – Imago oder Vollinsekt genannt – einige Monate bis vier Jahre; die Larven verbringen ihre Zeit fast ausschließlich im Wasser. Bei den letzten der sieben bis 15 Larvenstadien, den sog. Nymphen, sind bereits Flügel angelegt – ansonsten unterscheidet sich ihr Körperbau noch stark von den Imagines.

Einige Tage vor der Verwandlung hört die Nymphe auf zu jagen und stellt von Kiemen- auf Tracheenatmung um. Zum Schlüpfen klettert sie aus dem Wasser und klammert sich an einem Pflanzenstängel fest. Dann beginnt sie mit dem wassergefüllten Hinterleib rhythmisch zu pumpen, bis die alte Haut auf der Rückseite des Brustabschnitts kreuzförmig aufplatzt und die Libelle heraussteigen kann. Als Erstes lässt sie ihre noch weichen Beine aushärten, dann pumpt sie Blut in die sich entfaltenden Flügel. Alles in allem dauert es etwa vier Stunden, bis das Tier nach dem Schlüpfen seinen ersten Flugversuch unternimmt.

Wie unterscheiden sich Klein- und Großlibellen?

Ein schwaches Unterscheidungskriterium ist die Körpergröße: Kleinlibellen sind schlank und zierlich geformt und meist kleiner als Großlibellen. Die Augen der Kleinlibellen sind weit voneinander getrennt und stehen an den Kopfseiten ab. Die Augen der Großlibellen berühren sich dagegen in der Kopfmitte, sie sind zudem flacher geformt. Das sicherste Kriterium ist jedoch die Ruhestellung der Flügel: Kleinlibellen klappen die Flügel über dem Hinterleib zusammen, Großlibellen spreizen sie dagegen seitlich vom Körper ab.

Im Jagdverhalten ähneln sich beide Gruppen wieder, denn beide sind Räuber. Weil Kleinlibellen relativ schlechte Flieger sind, entfernen sie sich nie weit von den sauerstoffreichen Fließgewässern, in denen ihre Larven heranwachsen. An Wasserpflanzen festgeklammert, lauern diese anderen Wassertieren auf, die sie mit ihrer zangenartigen, rasch vorschnellenden Unterlippe – der sog. Fangmaske – ergreifen. Großlibellen sind dagegen Ansitzjäger, die meist von einem Stammplatz aus Jagd auf Fluginsekten machen. Die Beute wird mit den Beinen blitzschnell ergriffen und meist noch im Flug verzehrt.

Übrigens: Das Leben der Libellen beginnt im Wasser. Dort wachsen die Larven heran, wobei sie – wie bei der Prachtlibelle (Gattung Calopteryx) – mit Darmkiemen und zum Teil auch mit blattförmigen Schwanzanhängen atmen. Die Larven der Plattbauchlibellen (Libellula depressa) überwintern sogar vergraben im Schlamm eines Gewässers.

Fliegen Libellen anders als andere Insekten?

Ja. Die meisten Insekten haben eine indirekte Flugmuskulatur, die an den Rücken- und Bauchschilden der Brust ansetzt. Durch ihre Kontraktion bzw. Entspannung verformt sich die Brust und bewegt ihrerseits die Flügel. Da jeder Nervenimpuls mehrere Kontraktionszyklen auslösen kann, können enorm hohe Schlagfrequenzen erreicht werden. Anders bei den Libellen, deren Flügel nur etwa dreißigmal in der Sekunde schlagen, weshalb wir – außer einem charakteristischen Rascheln bei besonderen Manövern – kein Fluggeräusch hören: Ihre enorme Ausdauer und Wendigkeit verdanken sie den starken, direkt an den schmalen Flügelbasen ansetzenden Flugmuskeln (je einer für den Aufwärts- und den Abwärtsschlag) in der massigen Brust. Die Flügelmembranen werden durch ein dichtes Netz aus Längs- und Queradern in eine zickzackförmige Knitterstruktur gebracht, welche die Stabilität erhöht und die Luftverdrängung verbessert. Während Kleinlibellen mit ihren fast gleichen, funktionell nicht gekoppelten Vorder- und Hinterflügeln langsame und vergleichsweise ungeschickte Flieger sind, erreichen die Großlibellen mit ihren breiteren und anders geformten Hinterflügeln Geschwindigkeiten von 70 oder gar 100 Kilometern pro Stunde.

Weshalb können Libellen besonders gut Bewegungen erkennen?

Weil sie mit Komplex- oder Facettenaugen ausgestattet sind, deren zeitliche Auflösung bei etwa 250 Bildern pro Sekunde liegt – mehr als zehnmal so hoch wie beim menschlichen Linsenauge. Und das ist auch notwendig, denn Libellen müssen ihre Beute – meist schnelle und wendige Insekten – im Flug erwischen. Ihre Komplexaugen bestehen aus bis zu 30 000 Sehkeilen oder Ommatidien: ein Rekord in der Tierwelt. Diese bienenwabenartig zusammengedrängten Einzelaugen haben jeweils eine eigene Linse, einen Glaskörper, eine Seh- und Pigmentzellengruppe sowie eine Nervenverbindung zum Gehirn. Das Gesamtbild setzt sich also aus vielen Tausend Einzelbildern jeweils anderer Raumbereiche zusammen. Je höher die Ommatidienzahl, desto größer ist die Sehschärfe.

Bei den Großlibellen sind die Einzelaugen in der oberen Hälfte ihrer Komplexaugen größer, wodurch sie – allerdings auf Kosten der Sehschärfe – bis zu acht Meter weit sehen können. Da ihre Facettenaugen an der Stirn zusammenstoßen (in Gegensatz zu denen der Kleinlibellen), können sie Entfernungen genau abschätzen.

Wussten Sie, dass …

Männchen und Weibchen der Gemeinen Binsenlibelle (Lestes sponsa) unterschiedlich gefärbt sind? Während der Leib des Männchens metallisch grün schillert, ist der des Weibchens kupferfarben.

Libellen Geflügel gefährlich werden können? Der Vierfleck (Libellula quadrimaculata) ist oft von Saugwurmlarven befallen, die beim Geflügel, das die Libellen frisst, zu extrem dünnwandigen »Windeiern« und zum Verenden führen können.

Libellen auf der Kopfoberseite noch drei kleine Punktaugen haben? Sie dienen wahrscheinlich nur der Wahrnehmung von Helligkeitsunterschieden.

Was ist ein Paarungsrad?

Die der Samenübertragung dienende Formation der Libellen während der Paarung. Dabei ergreift das Männchen das Weibchen mit seinen Hinterleibsanhängen hinter dem Kopf und krümmt seinen Hinterleib kurz nach vorn, so dass seine Geschlechtsöffnung direkt an den Samentaschen zu liegen kommt, die es mit seiner Samenflüssigkeit füllt. Dann biegt das Weibchen seinen Hinterleib nach vorn und führt seinen Legeapparat mit den Samentaschen und dem Kopulationsapparat des Männchens zusammen. Dieses Paarungsrad wird je nach Libellenart im Sitzen oder aber im Flug gebildet.

Wanzen und Läuse: Pflanzensaft- und Blutsauger

Leben Wanzen und Läuse auf Kosten anderer?

Die meisten schon! Wanzen (Heteroptera), Pflanzensauger (Homoptera) und Tierläuse (Phthiraptera) ernähren sich auf ähnliche Weise: durch das Anstechen von Gewebe und Trinken von Gewebesäften. Daher gehören sie nicht gerade zu den beliebtesten Tieren; die meisten Arten werden als Schädlinge eingestuft.

Wanzen und Pflanzensauger werden in der Überordnung der Schnabelkerfe zusammengefasst. Ihre lateinischen Namen, die Ungleich- bzw. Gleichflügler bedeuten, beziehen sich auf die Beschaffenheit der Flügel: Bei den Wanzen haben die Vorderflügel im Unterschied zu den Hinterflügeln derbe Innenteile, bei den Pflanzensaugern sind beide Flügelpaare einheitlich dünnhäutig. Bekannte Schädlinge unter den Pflanzensaugern sind die Weißen Fliegen oder Mottenschildläuse (Familie Aleurodidae), die Blattläuse (Unterordnung Aphidina), die Schildläuse (Unterordnung Coccina) und die Schmier- oder Mehlläuse. Letztere verdanken ihren Namen den mehligen Wachsausscheidungen. Auch die Weißen Fliegen sind mit Wachsstaub gepudert, was sie vor Austrocknung und Nässe schützt; sie schmarotzen gern in Gewächshäusern. Bei den Schildläusen sind es nur die Weibchen, die sich unter ihrem Schild an der Wirtspflanze festsetzen.

Kommen Blattläuse ohne Männchen aus?

Im Prinzip ja, denn weibliche Blattläuse sind in der Lage, sich ungeschlechtlich zu vermehren, und können bei der Fortpflanzung auf männliche Hilfe verzichten.

Ganz so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint, ist es aber nicht. Blattläuse durchlaufen nämlich einen komplizierten Generationswechsel: Die Stammmutter gebiert jungfräuliche Töchter – die Jungfern, die sich durch Jungfernzeugung (Parthenogenese) vermehren. Die letzte Jungferngeneration eines Jahres jedoch bringt Männchen und Weibchen hervor. Nach deren Paarung legen die begatteten Weibchen Wintereier, aus denen im nächsten Jahr wieder Stammmütter schlüpfen.

Haben Schnabelkerfe wirklich einen Schnabel?

Ja, die Arten dieser Insektengruppe tragen alle ein schnabelähnliches Organ im Gesicht, mit dem sie ihrem parasitischen Nahrungserwerb nachgehen. Dieser »Schnabel« besteht aus einer langen, rinnenförmigen Unterlippe, die ein Stechborstenbündel enthält, und einer aus der Oberlippe gebildeten Abdeckung. Zugestochen wird nur mit den Stechborsten, die aus den umgewandelten Ober- und Unterkiefern entstanden sind und an ihrer Spitze Widerhaken tragen. Im Zentrum verlaufen zwei Leitungen mit »Einbahnstraßenregelung«: der Speichel- und der Nahrungskanal. Obwohl die Tierläuse nicht näher mit den Schnabelkerfen verwandt sind, verfügen sie über sehr ähnlich aufgebaute Mundstacheln – ein Zeichen dafür, dass die Evolution auf gute Ideen mehrfach kommen kann.

Sind Sommerwiesen verwanzt?

Eine Reihe von Wanzen-Familien lebt auf unseren heimischen Wiesen, wo sie sich von Pflanzensäften ernähren. Am artenreichsten sind die Schmal- oder Blindwanzen (Miridae). Schädlich werden sie, wenn sie sich auf Kulturpflanzen spezialisieren: So wechselte z. B. die Apfelwanze (Plesiocoris rugicollis), die früher Weiden und Erlen bevorzugte, zwischen 1900 und 1920 in Europa auf Apfelbäume und Johannisbeersträucher über. Auch die ungewöhnlich bunte Ritterwanze (Lygaeus equestris), die zu den Langwanzen (Familie Lygaeidae) gehört, hält sich im Sommer meist auf Wiesen auf und lebt von Pflanzensäften.

Droht uns Gefahr im Bett?

Manchmal schon: Die Menschenblut saugende Bettwanze (Cimex lectularius) spürt ihre Opfer nachts auf und verlässt sich dabei auf ihre Thermorezeptoren: Sinnesorgane, mit denen sie die Wärmeabstrahlung ihrer Opfer orten kann. Die Stiche selbst schmerzen kaum, wohl aber die Quaddeln, die sich später wegen der Stoffe bilden, die die Wanze zur Hemmung der Blutgerinnung in die Haut injiziert hat.

Die zur Familie der Plattwanzen zählenden lichtscheuen Tiere verstecken sich tagsüber in schmalsten Ritzen, in denen sie sich nur durch ihren Wanzengeruch verraten. Zwischen jeder ihrer fünf Häutungen muss die Bettwanze Blut saugen. Dadurch haben die nur 3–6 mm kleinen Plagegeister die gesamte Ordnung der Wanzen in Verruf gebracht.

Stinken alle Landwanzen?

Ja, Landwanzen verraten sich in den meisten Fällen durch den Geruch! In allen Entwicklungsphasen produzieren die Landwanzen übel riechende Verteidigungssekrete. Bei den Larven sitzen die dafür zuständigen Drüsen auf dem Hinterleib, bei den Vollkerfen auf der Oberseite der Brust.

Nicht nur der Mensch, auch die Fressfeinde der Wanzen (Ameisen zum Beispiel) finden den Geruch abschreckend; darüber hinaus enthält das Sekret oftmals ein lähmendes Kontaktgift, das den Chitinpanzer von Insekten dank einer Fett lösenden Komponente mühelos durchdringt. Auch bei den Wanzen selbst würde es tödlich wirken, verhinderte nicht der spezielle Bau der Drüsen und des Panzers, dass dieser mit dem Gift in Berührung kommt. Viele Arten können die Stinkdrüsen verschließen, bei den Bettwanzen sind sie hingegen ständig offen.

Hat der Mensch eine Insektenart erschaffen?

Ja. Denn die zwei bis vier Millimeter lange Kleiderlaus ist vermutlich erst aus der ursprünglicheren, ein bis zwei Millimeter kleinen Kopflaus hervorgegangen, nachdem die Menschen begannen, Kleidung zu tragen. Abgesehen von ihrer Größe unterscheiden sich beide Arten nur wenig voneinander, wohl aber in der Lebensweise. Kleiderläuse besiedeln Textilien und Haut, wobei sie Temperaturen von gut 30 °C bevorzugen. Kopfläuse kleben ihre Eier, die Nissen, in das Haupthaar ihrer Wirte, in dem sie sich ständig aufhalten. Die relativ geringe Eierzahl – 80 bis 100 im ganzen Leben – wird durch die kurze Generationsdauer von etwa drei Wochen wettgemacht. Wie viele Insekten, die ausschließlich von Blut leben, müssten die Kopfläuse an Vitaminmangel zugrunde gehen, würden sie nicht in Symbiose mit Bakterien leben, die ihnen die fehlenden Stoffe liefern.

Sind Wanzen gute Eltern?

Die meisten nicht, doch es gibt eine Art der Landwanzen, bei der sich die Mutter recht intensiv um den Nachwuchs kümmert. Während die meisten Wanzen nur durch das Ablegen der Eier auf der richtigen Wirtspflanze für einen guten Start ins Leben ihrer Nachkommenschaft sorgen, bleibt die Landwanze Elasmucha grisea beim Gelege, das sie auf ein Birkenblatt setzt und betreibt so Brutpflege. Bis die Larven nach 10–35 Tagen schlüpfen, verteidigt sie die 30–50 Eier gegen räuberische Insekten und die winzige, parasitierende Wespe Trichogramma, die ihre Eier in die anderer Insekten legt. Auch den Larven bietet sie Schutz; sogar die zweiten und dritten Stadien kehren noch ab und zu zur Mutter zurück.

Können Wanzen schwimmen?

Die meisten Landwanzen nicht, doch Wasserwanzen sind bestens für das Leben im feuchten Element ausgerüstet. Mehrfach im Laufe ihrer Stammesgeschichte haben sich Wanzen an den Lebensraum Wasser angepasst; die etwa 1600 bislang bekannten Arten werden in zehn Familien eingeteilt. Neben dem Verlust der Haftvorrichtungen an den Füßen und der Giftdrüsen, der Verkürzung der Fühler sowie der Umwandlung der Lauf- in Schwimmbeine haben sich vor allem besondere Atemorgane herausgebildet. Die Schwimmwanzen (Familie Naucoridae) zum Beispiel haben eine fein behaarte oberste Hautschicht, die einen Luftmantel festhält, der die Tiere mit Sauerstoff versorgt. Bei der einheimischen Art Aphelocheirus aestivalis, die ständig am Grund von Fließgewässern lebt, erneuert sich dieser Atemluftvorrat durch den Gasdruck des im Wasser gelösten Sauerstoffs von selbst, so dass die Wanze nie an die Oberfläche aufsteigen muss.

Eine Sonderrolle nehmen die größtenteils in den Tropen heimischen Riesenwanzen der Familie Belostomidae ein. Mit einer Körpergröße zwischen acht und elf Zentimetern zählen sie zu den größten Insekten überhaupt. Sie können sowohl fliegen als auch schwimmen. Im Wasser atmen sie – wie die auch bei uns vertretenen Skorpionswanzen (Familie Nepidae) – durch zwei Hinterleibsfortsätze, die sie zu einer Atemröhre zusammenlegen. Sie saugen Frösche, aber auch Fische aus. Auch die Rückenschwimmer (Familie Notonectidae) können – obwohl nur anderthalb Zentimeter lang – Fischzuchten empfindlich schädigen, da sie sich über die Fischbrut hermachen. Im Wasser bewegen sie sich auf dem Rücken liegend mit kräftigen Schlägen ihrer langen Hinterbeine fort. Fühlen sie sich bedroht, können sie sich durch schmerzhafte Stiche wehren; sie werden deshalb auch »Wasserbienen« genannt.

Wie entsteht Tannenhonig?

Auf den ersten Blick auf eine etwas unappetitliche Weise, denn diese Köstlichkeit stellen Bienen aus den Körperausscheidungen von bestimmten Läusen her.

Allgemein leben die Pflanzensauger von Säften, die sie den Siebröhren der Gefäßbündel entnehmen. Diese sind zwar arm an Eiweißen, aber überreich an Kohlehydraten. Daher scheiden die Pflanzenparasiten den Zuckerüberschuss als flüssigen Kot, den sog. Honigtau, wieder aus; zum Teil wandeln sie ihn auch in Wachs um, das sie über Drüsen absondern. Der Honigtau ist bei Ameisen und Bienen sehr begehrt. Manche Ameisenarten halten regelrechte »Blattlausherden« oder bauen aus Erde überdachte »Ställe«, in denen sie die Tiere melken. Wenn Honigbienen den Honigtau der auf Nadelbäumen lebenden Kienlaus Buchneria pectinatae gesammelt haben, dann bilden sie daraus den besonders hochwertigen Tannenhonig. Zwar schädigen die Kienläuse die Bäume und bremsen das Holzwachstum, aber dieser Nachteil wird durch den wertvollen Honig mehr als wettgemacht.

Was haben Schellack und Karmin mit Blattläusen zu tun?

Beide Rohstoffe wurden früher ausschließlich von Blattläusen hergestellt, Schellack von der Lackschildlaus (Laccifer lacca) und der Farbstoff Karmin von der ursprünglich in Mexiko heimischen Cochenilleschildlaus (Dactylopius cacti). Die Ausscheidungen der in Süd- und Südostasien gezüchteten Lackschildlaus ergeben den Schellack, der früher u. a. in der Industrie unentbehrlich war. Für ein Kilogramm Lack benötigte man 300 000 Schildläuse.

Sind Wanzen Land- oder Wassertiere?

Beides kommt vor. Die Wanzen teilen sich nämlich in zwei Unterordnungen auf, die Land- und die Wasserwanzen. Dabei zählen auf der Wasseroberfläche lebende Arten wie der bekannte Wasserläufer (Gerris lacustris) noch zu den Landwanzen. Das Leben an Land bzw. in der Luft schlägt sich bei den Landwanzen in längeren Fühlern, Haftorganen an den Füßen und Stinkdrüsen nieder. Bei den Wasserwanzen finden sich interessante Arten wie der Rückenschwimmer, die Ruderwanze und die Wasserskorpione, die trotz ihres Namens Insekten und keine Skorpione sind.

Wussten Sie, dass …

vor allem Kleiderläuse gefährliche Krankheiten wie z. B. Fleckfieber, Fünftagefieber und Europäisches Rückfallfieber übertragen?

Läuse, anders als Stechmücken, Krankheitserreger nicht beim Stechen übertragen, sondern über ihren Kot?

das Fleckfieber auch Kriegstyphus genannt wird? Es forderte in vielen europäischen Kriegen mehr Menschenleben als die eigentlichen Kampfhandlungen.

Was ist Manna?

Bei dem in der Bibel erwähnten Manna, das vom Himmel regnete, dürfte es sich um eingetrockneten Honigtau gehandelt haben, in diesem Fall von der Tamariskenschildlaus Trabutina mannipara. Noch heute wird es von Beduinen gegessen.

Wussten Sie, dass …

aus einem Kilogramm getrockneter, zermahlener Cochenilleschildläuse – rund 140 000 Tiere – lediglich 50 Gramm des begehrten Farbstoffs Karmin gewonnen werden können? Daher war Karmin einst den Herrschern vorbehalten.

Heuschrecken: Geübte Weitspringer

Wie zirpen Heuschrecken?

Sie streichen ähnlich wie eine Geigenspielerin mit einem rauen »Bogen« über eine Kante. Dabei gibt es einen Unterschied zwischen den beiden Unterordnungen der Langfühlerschrecken (Ensifera) und der Kurzfühlerschrecken (Caelifera). Die Männchen der Langfühlerschrecken tragen an der Unterseite der »Schrillader« am oberen Deckflügel eine Zahnreihe und die Hinterkante des unteren Deckflügels ist zur »Schrillkante« aufgebogen. Beim Übereinanderstreichen entsteht das bekannte Zirpgeräusch. Bei den Kurzfühlerschrecken haben meist beide Geschlechter eine Zahn- oder Schrillleiste an der Innenseite der Sprungschenkel, die sie über eine kantige Ader der Deckflügel streichen.

Der Zweck des oft sehr durchdringenden Schreckenkonzerts ist wie so oft die Partnersuche. Um auch in unübersichtlichem Gelände wie Wiesen und Büschen sowie nach Einbruch der Dunkelheit einen passenden Paarungspartner zu finden, verlassen sich die Schrecken auf ihre weit schallenden akustischen Signale.

Was hat die Maulwurfsgrille mit dem Maulwurf zu tun?

Natürlich gehören die beiden Tiere verschiedenen Stämmen des Tierreichs an. Gemein haben sie die zu effektiven Grabschaufeln umgebildeten Vorderbeine. Eine weitere, volkstümliche Bezeichnung der Maulwurfsgrille ist »Erdkrebs«, was sich beim ersten Anblick von selbst erklärt: Die Vorderbrust dieser unterirdisch lebenden, plumpen Langfühlerschrecken wirkt wie ein Krebspanzer. Springen können sie allerdings nicht. Zwar sind die Schenkel auch verdickt, aber die Muskeln dienen nicht mehr zum Springen, sondern schieben die Tiere beim Graben voran.

Bei uns ist nur die Eigentliche Maulwurfsgrille (Gryllotalpa gryllotalpa) heimisch, ein 1–5 cm langes, braunes Tier, das dicht unter der Oberfläche in feuchter, lockerer Erde lange Gangsysteme anlegt. Den Pflanzenbewuchs über der hühnereigroßen Nisthöhle tötet sie durch Abnagen der Wurzeln ab, so dass die Sonne sie gut durchwärmt. Das Weibchen schützt die Brut durch Belecken vor Verpilzung und Fäulnis. Die Jungen ernähren sich von Humus und zarten Wurzeln, welche die Mutter für sie freilegt. Als Erwachsene bevorzugen sie Engerlinge, Raupen und Regenwürmer, aber auch Pflanzenwurzeln. In der Landwirtschaft können sie erheblichen Schaden anrichten.

Fressen Laubheuschrecken nur Blätter?

Nein, die Laubheuschrecken (Überfamilie Tettigonioidea) vertilgen keineswegs allesamt Laub: Manche Arten bevorzugen Insekten, andere haben zumindest nichts gegen gelegentliche fleischliche Beikost einzuwenden. Die meisten der über 5000 Arten leben in den Tropen, nur ein paar Dutzend sind auch in unseren Breiten heimisch. Die wichtigste bei uns vertretene Familie bilden die Heupferde (Tettigonidae), zu denen beispielsweise das Grüne Heupferd und der Warzenbeißer zählen.

Heupferde ernähren sich überwiegend räuberisch. Schnelle Beutetiere ergreifen sie im Sprung mit den Vorderbeinen und töten sie sofort mit den starken Kiefern. Darüber hinaus verschmähen sie auch pflanzliche Kost wie Löwenzahn oder Vogelmiere nicht. Das bekannte, in fast jeder Sommerwiese anzutreffende Große oder Grüne Heupferd (Tettigonia viridissima) verdankt seinen intensiven Grünton aber nicht etwa dem Blattgrün (Chlorophyll) aus seiner Kost, sondern stellt den Farbstoff selbst her. Sein Körper ist nur drei Zentimeter lang, aber durch die Flügel, die den Hinterleib weit überragen, wirkt es beträchtlich größer. Es fliegt ungern; meist erhebt es sich nur zur Flucht in die Luft und legt dabei nie mehr als 100 Meter zurück. Dank seiner Ortstreue kann man das schrille Zirpen der Männchen oft Abend für Abend aus demselben Busch oder Baum vernehmen.

Kann der Warzenbeißer tatsächlich Warzen entfernen?

Ja, deshalb wurde diese Heuschreckenart früher in der Naturheilkunde eingesetzt. Die wissenschaftlich Decticus verrucivorus genannte Schrecke, deren grüne Flügeldecken mit auffallenden, dunklen würfelförmigen Flecken versehen sind, ist mit einer Körperlänge von bis zu 4,5 cm unsere größte Laubheuschrecke. Der Warzenbeißer lässt seinen grellen Gesang vom Boden aus ertönen und ist dadurch leicht zu fangen. Jedoch wehrt er sich durch kräftige Bisse und Erbrechen von braunem Magensaft. Die Landbevölkerung nutzte diesen Saft früher außer gegen Warzen auch zum Verätzen von Wunden.

Zeigen Grillen Zeit und Temperatur an?

Dem kundigen Naturforscher durchaus. Denn wenn man das Zirpen dieser Insekten richtig zu deuten weiß, ist es möglich, Uhrzeit wie Temperatur daraus zu ermitteln. Alle etwa 2500 Arten der Echten Grillen (Familie Gryllidae) lieben die Wärme, so dass die meisten in den Tropen zu Hause sind. Hierzulande werden sie entweder erst bei Sonneneinstrahlung aktiv oder suchen beheizte Räume auf. Da auch ihr Zirpen von der Temperatur abhängt, kann man sie sowohl als »Uhren« als auch als »Thermometer« einsetzen: Das Männchen der Feldgrille (Gryllus campestris) stimmt an sonnigen Tagen im Mai oder Juni morgens ziemlich genau um neun Uhr seinen Lockgesang an und hört spätestens um zwei Uhr nachts damit auf. 1897 veröffentlichte der Naturforscher A. E. Dolbear eine Formel, der zufolge die Anzahl der Zirpgeräusche der Baumgrille Oecanthus fultoni in 15 Sekunden plus 37 die aktuelle Temperatur in Grad Fahrenheit (°F) ergibt.

Verpuppen sich Heuschrecken?

Nein, sie gehören zu den Insekten, die eine unvollkommene Metamorphose durchlaufen. Wie auch zum Beispiel Eintagsfliegen, Ohrwürmer, Schaben und Libellen gehören die Schrecken zu den hemimetabolen Insekten, also denen mit unvollständiger Verwandlung: Es gibt kein Puppenstadium und die älteren Larvenstadien, die als Nymphen bezeichnet werden, sehen den ausgewachsenen Heuschrecken (Imagines) schon mehr oder weniger ähnlich. Ihr innerer Bau verändert sich während der Entwicklung nicht grundlegend; oft sind schon früh kleine Flügel erkennbar, die bei jeder Häutung etwas größer werden.

Welche Heuschrecke singt am schönsten?

Das melodienreiche Zirpkonzert in einer Sommerwiese stammt meistens von Feldheuschrecken der Familie Acrididae. Deren über 5000 Arten gehören zu den Kurzfühlerschrecken. Häufigster Vertreter bei uns sind die bis 2,5 Zentimeter langen Grashüpfer, deren drei Gattungen nur schwer voneinander zu unterscheiden sind. Sie sind – wie die verwandten Wanderheuschrecken – Vegetarier.

Kein Zirpen, sondern ein eigentümliches Schnarren geben die Männchen der Schnarrschrecken (Gattung Bryodema) im Flug, aber auch im Sitzen von sich. Diese Schnarrlaute haben der Gattung ihren Namen gegeben. Fünf Arten der ebenfalls einheimischen Schnarrschrecken fallen durch ihre bunte Körperzeichnung besonders auf. Die Blauflügelige Sandschrecke (Sphingonotus caerulans) und die Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) zeigen beim Flug lebhaft blaue Hinterflügel, bei anderen Arten sind diese rot gefärbt. Sobald sich aber die Tiere niederlassen, sind nur noch die Tarnstreifen auf den Deckflügeln sichtbar; die Tiere verschmelzen mit dem Untergrund und sind fast nicht mehr zu entdecken.

Sind Heuschrecken eine Landplage?

Mitunter ja. Selbst in der Bibel wurden die gefräßigen Insekten unrühmlich erwähnt: »Und Gott der Herr sprach zu Moses: Breite deine Hände aus über Ägypten, um die Heuschrecken herbeizurufen, damit sie sich auf der Erde niederlassen und alle Pflanzen auffressen«. Diese biblische Plage, die gelegentlich auch Deutschland heimgesucht hat (zuletzt 1875), geht stets auf Kurzfühlerschrecken zurück, wobei nur neun der über 9000 Arten zu Massenwanderungen neigen. Am häufigsten treten Massenvermehrungen bei die Wüstenheuschrecke Schistocerca gregaria auf, die bei den sonst einzelgängerisch lebenden Insekten Körper- und Verhaltensveränderungen hervorrufen: Die Nymphen werden gesellig und legen sich bei ihren Häutungen anstelle des üblichen dunklen Tarnkleids leuchtend gelborange und schwarze Streifen zu. Ihre riesigen Schwärme können aus über zehn Milliarden Individuen bestehen. Teils aktiv fliegend, teils passiv durch den Wind getragen, legen sie bis zu 5000 km zurück. Wo sie landen, richten sie gewaltige Schäden an, da eine Heuschrecke täglich problemlos ihr eigenes Körpergewicht an Futter verzehren kann. Die 40–80 Millionen Tiere, die auf einen Quadratkilometer passen, vernichten bis zu 250 Tonnen Getreide pro Tag.

Feldheuschrecken können nicht nur in Afrika zur Plage werden. So fallen beispielsweise die Sibirische Keulenschrecke (Aeropus sibiricus) und die Kurzflügelige Schwirrschrecke (Arcyptera microptera) nicht selten in Sibirien, Russland oder der Ukraine über die Getreidefelder her.

Warum ähneln manche Schrecken Blättern oder Ästen?

Sie sind damit vor ihren wichtigsten Feinden – Vögeln, Eidechsen und Spinnen – relativ sicher! Anhand des Körperbaues lassen sich zwei charakteristische Typen von pflanzennachahmenden Schrecken identifizieren, die jedoch nicht miteinander verwandt sind.

Ungewöhnlich lang gestreckt, dünn und gerade wie ein Stab oder Halm, sind die »Stabschrecken«. Sollten sie doch entdeckt werden, lassen sie sich fallen und verschwinden so aus dem Gesichtskreis ihrer Feinde.

Die »Wandelnden Blätter« (Familie Phyllidae) haben sich ein anderes Vorbild für ihre Körpergestalt ausgesucht. Ihr Hinterleib und die Vorderflügel, aber auch die kurzen Schenkel und Schienen sind seitlich verbreitert und abgeflacht. Vor allem die grüne Farbe und die täuschend echten »Blattadern« auf der Körperoberfläche verleihen den Tieren eine große Ähnlichkeit mit Blättern. Auf Erschütterungen reagieren sie mit pendelnden Bewegungen, so dass tatsächlich der Eindruck eines vom Wind bewegten Blattes entsteht; dieses Phänomen wird auch treffend als Windmimese bezeichnet.

Übrigens: Die Imitation von Pflanzenteilen – die Fachwelt spricht von »Phytomimese« – geht so weit, dass sie sogar Fraß- und Pilzschäden an den nachgeahmten Blättern nachbilden, tagsüber wie angewachsen herumsitzen und zum Teil physiologische Farbwechsel vollziehen, also während des Tages hell und während der Nacht dunkel gefärbt sind. Darüber hinaus gibt es bei manchen Gespenstschrecken einen morphologischen Farbwechsel: Die Larven passen ihre Farbe während der Entwicklung ihrem momentanen Untergrund an. Um ihren Feinden zu entkommen, können die Larven vieler Arten ihre Beine an einer vorgebildeten Bruchstelle abwerfen; bei der nächsten Häutung wachsen die fehlenden Glieder dann einfach nach.

Wie hören Heuschrecken?

Gewissermaßen mit dem Knie. Die Hörorgane der Langfühlerschrecken sitzen an den Vorderschienen, nahe am Kniegelenk, und nehmen auch Ultraschall wahr, sind aber für unterschiedliche Tonhöhen unempfindlich; daher rührt der monotone Gesang der Langfühlerschrecken. Die Trommelfelle der Kurzfühlerschrecken dagegen sitzen links und rechts am ersten Hinterleibsring in festem Abstand zueinander, so dass sie die Richtung der Schallquelle orten können, ohne sich zu bewegen. Die beiden Unterordnungen unterscheiden sich außer in Lauterzeugung und Hörorganen auch in ihrer Fühlerlänge und in ihren Eierlegevorrichtungen – schwertförmiger Legestachel bei den Erstgenannten, gedrungene Grabvorrichtung bei Letzteren.

Wussten Sie, dass …

in China seit dem 8. Jahrhundert bei regelrechten Grillen-Kämpfen hochgezüchtete, aggressive Grillen aufeinander losgelassen werden?

diese Kämpfe sogar im Fernsehen übertragen werden und die Champions den Besitzern Preisgelder von bis zu 15 000 Euro einbringen können?

Wussten Sie, dass …

die kleinste Heuschrecke nur 2–3 mm misst, die größte aber eine Länge von bis zu 55 cm erreichen kann?

einige Schrecken beim Sprung eine solche Schubkraft ausüben, dass sie damit das 20 000-Fache ihres Eigengewichtes wuchten könnten?

Heuschrecken bei Gefahr ein Sprungbein abwerfen? Das verlorene Bein zuckt weiter und lenkt den Feind ab, so dass die Heuschrecke flüchten kann.

der beliebte Grashüpfer »Flip« aus der Biene Maja auch eine Heuschrecke ist? Die Grashüpfer sind eine Gattung der Kurzfühlerschrecken.

Sitzt das Heimchen am heimischen Herd?

Ja. Lieblingsplätze der Hausgrille (Acheta domestica) – des bekannten Heimchens – sind Wohnungen, Bäckereien, Heizkeller und ähnliche geheizte Räume, da sie Temperaturen bis 31 °C bevorzugt.

Das anhaltende nächtliche Zirpen der Hausgrille wird übrigens von manchen Menschen als äußerst nervtötend empfunden, während es auf andere anheimelnd wirkt.

Käfer: Die heimlichen Herrscher

Können Maikäfer eine Plage sein?

Unter Umständen ja. Wenn sie in großer Zahl auftreten, richten sowohl die im Boden lebenden Larven, die Engerlinge, als auch die ausgewachsenen Tiere an Pflanzen immensen Schaden an. Heutzutage sind Maikäferplagen allerdings selten geworden, so dass man die bis zu drei Zentimeter langen Feldmaikäfer (Melolontha melolontha), die im Frühjahr nur für kurze Zeit fliegen, getrost zu den beliebtesten Käfern zählen darf. Die charakteristischen Fächerfühler sind beim Männchen größer als beim Weibchen. Das Weibchen gräbt sich nach der Begattung im Boden ein, wo es 60 bis 70 Eier legt. Erst im Sommer des dritten Entwicklungsjahres verpuppen sich die Larven; die Käfer schlüpfen im Spätherbst, bleiben aber bis zum nächsten Frühling unter der Erde. Der Maikäfer zählt zu der sehr arten- und formenreichen Familie der Blatthornkäfer (Scarabaeidae), die mit dem Herkuleskäfer (Dynastes hercules) einen der größten Käfer enthält.

Welcher Mistkäfer wurde als heiliges Tier verehrt?

Der nur zwei Gramm schwere Heilige Pillendreher (Scarabaeus sacer), der auch als Skarabäus bekannt ist, galt im alten Ägypten als heilig. Der Käfer formt über 40 Gramm schwere Bälle aus Dung, die er – rückwärts laufend – mit den Hinterbeinen voranbewegt und in seine Bruthöhle schafft, wo er dann ein Ei hineinlegt. Die alten Ägypter hatten den Eindruck, dass die Pillen besonders häufig von Osten nach Westen gerollt wurden, der Sonne folgend. So wurde die Dungkugel zur Metapher für die Sonne, der der Skarabäus hilft, wieder aufzugehen. Außerdem erkannte man in der Anzahl der Fußsegmente (sechs mal fünf, also 30) die Zahl der Tage eines Monats und in der 28-tägigen Entwicklung der Larven den Mondzyklus. Fälschlich wurde angenommen, alle Skarabäen seien männlich, weshalb sie als selbstgenügsame, gut gerüstete Krieger verehrt wurden. Weil der Käfer überdies der Erste ist, der sich nach der Nilüberschwemmung wieder blicken lässt, und seine Larven aus Dung schlüpfen, symbolisierte er für die Ägypter auch den Gott der Erneuerung, Ptah. Nachbildungen aus Stein oder Ton dienten als Amulette oder königliche Siegel; als Zeichen der Hieroglyphenschrift bedeutet der Skarabäus »entstehen« oder »werden«.

Verraten die Punkte auf den Deckflügeln das Alter eines Marienkäfers?

Nein, die Anzahl der Punkte ist artspezifisch und hat mit der Lebensdauer des Käfers überhaupt nichts zu tun. Weltweit gibt es über 4500 Marienkäferarten, die meist nur etwa fünf Millimeter groß, auffällig gefärbt und von halbkugeliger Gestalt sind. Von den 185 mitteleuropäischen Arten sind – neben dem Siebenpunkt-Marienkäfer – vor allem der in 80 Zeichnungsvarianten auftretende Zweipunkt (Adalia bipunctata) und der Fünfpunkt (Coccinella quinquepunctata) bekannt. Der Siebenpunkt mit seinen rot gefärbten Deckflügeln ist ein häufig abgebildetes Glückssymbol. Die Weibchen legen im Schnitt 800 Eier gruppenweise auf die Unterseiten von Blättern; die Larven schlüpfen nach einer Woche und verpuppen sich nach vier bis sechs Wochen. Nach einer Puppenruhe von ein bis zwei Wochen kommt ein erwachsener Käfer zum Vorschein, der etwa 14 Monate lebt.

Helfen Marienkäfer gegen Blattläuse?

Der Marienkäfer selbst nicht, aber seine Larven. Über 3000 Schildläuse fressen die Larven mancher Marienkäfer in ihrem Leben und eine Larve des weit verbreiteten Siebenpunkts vertilgt täglich bis zu 20 Blattläuse – sehr zur Freude von Gärtnern und Landwirten. In mittlerweile 32 Ländern hat ein australischer Marienkäfer, den man seit 1888 zur Schädlingsbekämpfung einsetzt, den Zitrusanbau vor der Wollschildlaus gerettet.

Sind Glühwürmchen leuchtende Würmer?

Nein, Glühwürmchen können zwar tatsächlich mit ihrem Hinterleib Licht erzeugen, doch sie sind keine Würmer, sondern Käfer. Diese faszinierenden Tiere gehen in der Abenddämmerung des Frühsommers mit Licht auf Partnersuche. Sie werden von vielen Menschen gar nicht als Käfer erkannt, denn die am Boden hockenden Weibchen haben – anders als die fliegenden Männchen – keine Flügel, was ihnen ein wurmartiges Aussehen verleiht. Bei uns gibt es lediglich drei nur entfernt verwandte Arten, weltweit existieren immerhin 2000.

Das Leuchtorgan im Hinterleib besteht aus drei Schichten: Die unterste enthält winzige Kristalle und wirkt als Reflektor. In der mittleren Schicht findet man ein feines Netz aus Nervensträngen und Tracheen; die Leuchtzellen enthalten viele Mitochondrien und die Substanz Luciferin, die mit Sauerstoff reagiert und dabei Licht aussendet. Die oberste Schicht ist eine transparente Haut.

Am stärksten ist das Licht des südamerikanischen Leuchtschnellkäfers (Pyropherus noctilus), 40 dieser Tiere sind so hell wie eine Kerze. Auch Eier, Larven und Puppen leuchten schwach – angeblich sogar Frösche, die hinreichend viele dieser Käfer gefressen haben.

Wie verteidigen sich Käfer gegen Feinde?

Die Käfer haben die verschiedensten Methoden entwickelt, um sich gegen Feinde zu schützen. Allgemein verteidigen sich viele Insekten und somit auch eine große Zahl von Käferarten, indem sie Stoffe herstellen oder mit der Nahrung aufnehmen, die ihnen einen schlechten Geschmack verleihen oder sie sogar giftig machen. Ihre Ungenießbarkeit signalisieren sie ihren Fressfeinden durch Warnfarben – interessanterweise meist dieselben, die auch uns Menschen vor Gefahrensituationen warnen: Rot, Orange und Gelb, durch Schwarz kontrastiert. Die Flügeldecken der Spanischen Fliege (Lytta vesicatoria) – dem Namen zum Trotz ein Käfer – beispielsweise enthalten Cantharidin, eines der stärksten Gifte: Schon 0,03 Gramm können beim Menschen tödlich wirken. (In hinreichender Verdünnung soll es als Aphrodisiakum wirken.)

Es geht aber auch anders: Nach dem Motto »Angriff ist die beste Verteidigung« spritzen manche Käfer ihren Feinden Wehrsekrete entgegen. Der Nordamerikanische Dunkelkäfer (Gattung Eleodes) macht einen Kopfstand und feuert eine stinkende Flüssigkeit aus seinen Hinterleibsdrüsen ab, wobei er noch Ziele in einem Meter Entfernung trifft. Im wahrsten Sinne des Wortes bombastisch geht der Bombardierkäfer (Brachinus crepitans) vor: Er stellt in seinen Nebenafterdrüsen mehrere Chemikalien her, die getrennt gelagert werden: 23-%iges Wasserstoffperoxid in der einen, Hydrochinone in der anderen Kammer. Bei Gefahr bringt er sie in einer besonders dickwandigen Reaktionskammer zusammen, wo sie mithilfe eines Katalysators explosionsartig reagieren. Es entsteht die 100 °C heiße, stark ätzende Chemikalie p-Benzochinon, die von dem bei der Reaktion freigesetzten Sauerstoff herausgeschleudert und fein zerstäubt wird. Bei den größeren Arten ist sogar ein kleiner Knall zu hören.

Wo sind die Kinder blutrünstiger als die Eltern?

Beim Gemeinen Sandlaufkäfer (Cicindela hybrida). Die Art und Weise, mit der die Larven dieses 13 bis 17 Millimeter langen Käfers ihre Beute machen, ist nichts für zart besaitete Tierfreunde. Die räuberischen Larven leben in selbst gegrabenen Bodenröhren von bis zu 50 Zentimetern Tiefe. An der Öffnung der Röhre lauern sie auf Beute. Dabei ist die Brust im rechten Winkel zum Hinterleib abgeknickt und verschließt gemeinsam mit dem Kopf den Röhreneingang. Mit einem Stemmpolster am Hinterleib klemmen sich die Larven so fest, dass nur die Kieferzangen aus der Erdoberfläche hervorragen. Mit diesen werden die Opfer gepackt, beim Rückzug in die Röhre so lange an die Wand geschlagen, bis sie sich nicht mehr rühren, und dann geköpft. Die Überreste der ausgesaugten Beute werden hinausgeworfen. Man kann die Position solch einer Röhre recht einfach an den herumliegenden ausgeworfenen Kadavern erkennen. Der erwachsene Käfer selbst zeichnet sich dadurch aus, dass er schnell und geschickt davonfliegt, wenn man sich ihm auf zwei bis drei Schritte genähert hat, und sich einige Meter weiter wieder niederlässt.

Haben Schwimmkäfer eine Schwimmblase wie Fische?

Nein. Sie regulieren ihren Auftrieb auf andere Art und Weise. Die Echten Schwimmkäfer (Familie Dytiscidae) sind eng mit der Familie der Laufkäfer verwandt, haben sich aber ganz andere Lebensräume erschlossen: Klare Gebirgsbäche, trübe Tümpel, Flüsse, Seen, ja sogar unterirdische Quelltümpel oder salziges Brackwasser sind ihre Heimat.

Am bekanntesten ist der Gelbrandkäfer (Dytiscus marginalis). Seinen stromlinienförmigen Körper bewegt er mithilfe der flachen Hinterbeine durchs Wasser, deren Ruderwirkung von Schwimmborstensäumen verstärkt wird. Den nötigen Auftrieb gewährleistet eine Atemluftblase unter den Deckflügeln; auch der Ballast aus Kot und Wasser in den Enddarmampullen beeinflusst das spezifische Gewicht und damit den Auftrieb.

Wird im angestammten Gewässer das Futter knapp oder droht es einzutrocknen, so fliegt der Gelbrandkäfer nachts einfach davon. Oft finden sich die Tiere dann auf Gewächshäusern oder regennassen Straßen, deren glänzende Oberflächen sie für Gewässer halten. Auch im Herbst verlässt der Gelbrandkäfer seinen feuchten Lebensraum und sucht sich an Land ein trockenes Winterquartier.

Die Männchen der Gelbrandkäfer sind an den Saugnäpfen der Vorderbeine zu erkennen, mit denen sie sich bei der Paarung an den Weibchen festhalten. Die Weibchen legen im Laufe mehrerer Wochen bis zu 1000 Eier in die Blätter von Wasserpflanzen. Ihre räuberischen Larven fangen Mückenlarven, Wasserschnecken, Würmer, aber auch Kaulquappen und Stichlinge. Auch die erwachsenen Käfer, die über ein Jahr alt werden können, jagen Wassertiere, fressen aber auch Aas.

Tragen Hirschkäfer ein Geweih?

Nein. Die geweihartigen Auswüchse von Hirsch- und Bockkäfern sind umgebildete Fühler oder Kiefer und bestehen aus Chitin und nicht aus Horn. Der Amazonas-Riesenbock (Titanus giganteus) ist mit bis zu 17 Zentimetern Körperlänge und 100 Gramm Gewicht der absolute Riese unter den Käfern. Seine Larven sollen sogar bis zu 25 Zentimeter lang werden! Die etwa 200 bei uns heimischen Bockkäfer können zwar ihren tropischen Verwandten nicht annähernd das Wasser reichen. Aber der in Mitteleuropa vorkommende Mulmbock (Ergates faber) mit sechs Zentimetern Länge und der über fünf Zentimeter lange Große Eichen- oder Heldbock (Cerambyx cerdo) sind durchaus eindrucksvolle Vertreter ihrer Art.

Wussten Sie, dass …

sich in den Körperflüssigkeiten des Marienkäfers dank des natürlichen Frostschutzmittels Glyzerin auch bei Minusgraden keine Eiskristalle bilden?

die Unterfamilie der Rosenkäfer dank kleiner Ausbuchtungen in den Decken mit geschlossenen Flügeldecken fliegen kann und damit zu den ausdauerndsten Fliegern unter den Käfern gehört?

Fressen Mistkäfer Mist?

Ja, sie sind sozusagen die Recycling-Firmen der Natur. Sie erfüllen mit der Beseitigung von Tierkot eine ökologische Aufgabe, deren Wert man nicht unterschätzen sollte. In Australien, wo diese ökologische Nische in Ermangelung von großen Weidetieren unbesetzt war, musste man nach der Etablierung der Schaf- und Rinderzucht bald einsehen, dass der Dung der Weidetiere den Boden zu vernichten drohte: Pro Rind gingen jährlich 400 Quadratmeter Agrarfläche verloren. Erst die Einführung afrikanischer Dungkäfer löste das Problem.

Wussten Sie, dass …

die Fühler des männlichen Bockkäfers Batocera kibleri bis zu 23 Zentimeter lang werden können?

der stärkste Käfer der nur drei Gramm schwere Nashornkäfer (Oryctes nasicornis) ist, der das 850-Fache seines eigenen Gewichts schleppen kann?

der Sandlaufkäfer der Gattung Mantichora eine Geschwindigkeit von einem Meter pro Sekunde erreichen kann und damit – in Relation zu seiner Körpergröße – weit schneller ist als ein Gepard?

dank des Glyzerins in ihrem Blut manche Käfer auch extremen Frost vertragen? Der Rekord liegt unter –80 °C.

im alten Rom große Bockkäfer zum Schutz von Obstbäumen eingesetzt wurden? Da ihr vernehmliches Grunzen und Zirpen angeblich andere Schädlinge abschreckte, band man die Tiere an den Baumstämmen fest.

Sind alle Insekten Käfer?

Natürlich nicht, doch die Käfer sind die artenreichste Ordnung im Tierreich. Schätzungsweise vier Fünftel aller Tierarten sind Insekten und von diesen zählen ein Drittel bis die Hälfte zu den Käfern. Hat man also eine gänzlich unbekannte Tierart vor sich, so handelt es sich rein statistisch gesehen mit 30–40 % Wahrscheinlichkeit um einen Käfer!

Ameisen: In allen Lebensräumen zu finden

Welche Tierfamilie könnte man »Krone der Schöpfung« nennen?

Die Ameisen. Denn in den 100 Millionen Jahren ihrer Evolution haben sich die 20 000 Arten dieser Familie an die verschiedensten Lebensräume rund um den Globus angepasst und dabei eine Vielzahl von verblüffenden und einzigartigen Überlebensstrategien entwickelt. Manche Arten sind Allesfresser, andere leben räuberisch oder nehmen nur spezielle Pflanzenkost zu sich; viele sind sesshaft, andere wandern; manche bauen Pilze an oder hegen Blattlausherden, wobei sie sich noch bestimmter Bakterienarten als »Hilfspersonal« bedienen, wieder andere halten kleinere Ameisen als Sklaven. Am beeindruckendsten aber ist sicherlich, dass sie sich alle zu riesigen Staaten organisieren.

Genauso vielgestaltig wie die Lebensweisen sind die Nester. Die aus Nadeln und Reisig errichteten Haufen hiesiger Waldameisen sind jedem aufmerksamen Spaziergänger vertraut: Sie ragen bis zwei Meter in die Höhe und reichen ebenso tief in den Boden. Von anderen Ameisenarten kennt man unauffällige Gangsysteme unter Steinen oder hinter der Rinde von Bäumen, aus zerkautem Pflanzenmaterial hergestellte kunstvolle Kartonnester in Baumkronen oder in Hohlräumen von Pflanzen und sogar frei hängende, aus Blättern und Gespinstfäden gefertigte Nester.

Übrigens: Während ursprünglichere Ameisenarten noch Giftstachel haben, setzen die höher entwickelten auf »Distanzwaffen«. Sie produzieren in einer Giftdrüse am Hinterleib die ätzende Ameisensäure. Fühlen sie sich bedroht, beißen sie nicht nur zu, sondern spritzen die Säure auf ihren Gegner.

Was kommt nach dem Hochzeitsflug?

Für die meisten Ameisen der Tod. Regelmäßig zur Schwarmzeit, ein- oder zweimal im Jahr, erheben sich Wolken aus geflügelten Geschlechtstieren in die Luft. Die Männchen verenden kurz nach der Begattung und auch viele der Weibchen fallen Fressfeinden zum Opfer oder finden keinen Paarungspartner. Nur einige wenige befruchtete Staatengründerinnen überleben und sorgen für Erhalt und Ausbreitung der Art.

Die einfachste und häufigste Form der Nestgründung beginnt damit, dass die begattete junge Königin ganz allein eine kleine Höhle gräbt, sich darin einschließt und Eier legt. Bis aus diesen die ersten Arbeiterinnen entstanden sind, zehrt sie einzig von ihren Fettreserven, der nun nicht mehr benötigten Flugmuskulatur und einem Teil ihres Geleges. Auch die Larven werden mit Eiern gefüttert; dabei bevorzugt das Weibchen eine Larve besonders, die rasch zur ersten Helferin heranwächst. Eier und Larven werden häufig abgeleckt, um der Austrocknung und Verpilzung vorzubeugen. Es dauert Jahre, bis das Volk seine endgültige Stärke erreicht.

Hat jedes Ameisenvolk nur eine Königin?

Nein, jedenfalls nicht bei allen Arten. Von den in Deutschland heimischen Arten Große Rote Waldameise (Formica rufa) und Kleine Rote Waldameise (Formica polyctena) ist die Letztere polygyn, das heißt, jedes Nest kann – bei insgesamt bis zu zwei Millionen Individuen – mehrere Tausend Königinnen enthalten. Die Völker der Großen Roten Waldameise sind dagegen meist monogyn, haben also nur eine Königin. Für den Laien sehen beide Arten sehr ähnlich aus. Doch ein Merkmal hilft auch dem Nichtfachmann, sie auseinander zu halten: Die Große Rote Waldameise ist unter dem Kopf und am Rücken leicht behaart, die Kleine Rote Waldameise an diesen Stellen dagegen kahl.

Gibt es auch bei den Ameisen feindliche Übernahmen?

Durchaus. Ein Beispiel liefert die Große Rote Waldameise. Um ein neues Nest zu gründen, dringt nämlich eine Jungkönigin dieser Ameisenart bei einem Volk der Hilfsameise Formica fusca ein. Dort tötet sie die Königin und lässt ihre Eier von den fremden Arbeiterinnen aufziehen; im Laufe der Zeit stirbt das ursprüngliche Volk dann allmählich aus. Dieses für den Verhaltensbiologen sehr interessante Vorgehen ist beim Förster weniger gern gesehen. Übrigens: Da dieser die Ameisen als Schädlingsbekämpfer schätzt, ist er an einer schnellen Ausbreitung interessiert. Und dies gelingt der polygynen Kleinen Waldameise besser als den großen Verwandten – einfach, indem ein Teil der Ameisen mitsamt einigen Königinnen auswandert und sich an einem geeigneten neuen Standort niederlässt.

Leben auch andere Tiere in Ameisennestern?

Ja, mitunter, doch sind diese nicht unbedingt gern gesehen. Angesichts des evolutionären Erfolgs und der Verbreitung der Hautflügler ist es kein Wunder, dass andere Arten sich auf das Leben innerhalb eines Ameisenstaates spezialisiert haben. Diese sog. Ameisengäste, etwa 3000 Arten von Gliederfüßern wie Asseln, Milben, Spinnen, Schmetterlingsraupen und vor allem Käfer, sind teils unschädliche Untermieter, teils echte Schmarotzer und Räuber. Viele von ihnen tarnen sich chemisch als Artgenossen der Ameisen oder sondern schmackhafte Substanzen ab, um nicht getötet oder aus dem Nest geworfen zu werden. Manche ahmen sogar das Verhalten der Wirte nach. Es gibt aber auch erwünschte Untermieter, die mit den Ameisen symbiotische, also für beide Seiten nützliche Wechselbeziehungen eingegangen sind.

Betreiben Ameisen Vorratshaltung?

Ja, das tun sie! Dabei legen sie Verhaltensweisen an den Tag, die man sonst nur beim Menschen findet. Allerdings handelt es sich natürlich nicht um intelligentes, planvolles Vorgehen Einzelner, sondern um im Laufe der Evolution perfektionierte, genetisch festgelegte Verhaltensprogramme.

Vorräte legen Ameisen an, um auch in der kargen Jahreszeit den immensen Energiebedarf der Eier legenden Königin, des gefräßigen Nachwuchses und des riesigen Volkes befriedigen zu können. Die Getreideameisen (Gattung Messor) beispielsweise können bis zu einem Viertel des erntereifen Getreides auf einem Feld in die zahlreichen Kornkammern ihrer unterirdischen Baue schaffen; die eingelagerten Mengen sind so beträchtlich, dass schon die alten Hebräer gesetzlich festlegten, wem solch ein Fund gehören sollte.

Schon ausgefallener sind die lebenden Speisekammern der nordamerikanischen Wüstenameisen der Gattung Myrmecocystus. Diese sammeln fleißig Pflanzensäfte, die sich aber nicht einfach in Kammern ablegen lassen. Daher dienen bis zu 600 Tiere einer Kolonie als lebende Vorratsgefäße: Sie füllen ihren im Hinterleib untergebrachten Kropf mit dem Zuckersaft, den sie von anderen Arbeiterinnen übernehmen, und schwellen dabei so stark an, dass an Fortbewegung nicht mehr zu denken ist. Ein Muskelventil verhindert, dass der Saft aus dem Kropf in den Magen gelangt. Diese »Honigtöpfe« genannten Speichertiere hängen an den Decken der Vorratskammern, bis ihre Artgenossinnen die Vorräte wieder abgezapft haben. Früher sammelte man die Honigtöpfe als Delikatesse ein.

Gibt es Tiere, die Tiere halten?

Ja, manche Ameisenarten beschränken sich nicht darauf, Honigtau von Blatt- und Schildläusen aufzunehmen, denen sie zufällig begegnen. Sie bauen auch gezielt Schutzwälle um die Läuse und vertreiben deren Fressfeinde. Manche halten sogar Wurzelläuse regelrecht als Nutzvieh in ihren Erdnestern. Es ist nicht leicht einzuschätzen, ob eine Ameisenart durch ihre Hegetätigkeit und die daraus resultierende Blattlausvermehrung mehr Schaden anrichtet, als sie durch die Vernichtung anderer Schädlinge verhindert.

Fressen Blattschneiderameisen Blätter?

Nein, sie ernähren sich nicht selbst von den Blättern, die sie im weiten Umkreis einsammeln, sondern nutzen sie als Dünger für ihre Pilzkulturen. Da Ameisen wie die meisten anderen Tiere Cellulose nicht verdauen können, haben sie den Umweg über das Züchten von Pilzen nehmen müssen. Dabei gehen sie folgendermaßen vor: Die Blattstücke werden in spezielle Kammern geschleppt, zerkaut und eingespeichelt. Das so entstandene Substrat düngen die Ameisen mit Kot und beimpfen es dann mit Pilzsporen. Die in diesen bis zu menschenkopfgroßen Pilzgärten gedeihenden Pilze regen sie durch Beknabbern zu starkem Wachstum an; zugleich verhindern sie die Bildung von Fruchtkörpern. So entstehen kohlrabiförmige Verdickungen, von denen sich die Ameisen hauptsächlich ernähren. Bei dieser Symbiose profitieren die Ameisen von der Fähigkeit der Pilze, Cellulose abzubauen, und die Pilze vom Proteinabbau im Ameisenstoffwechsel. Die junge Königin nimmt bei der Nestgründung einen Teil des Pilzes mit.

Warum verlaufen sich Ameisen auf ihren Ausflügen nicht?

Weil sie verschiedene Möglichkeiten entwickelt haben, sich zu orientieren. Bei ihren Jagd- und Sammelausflügen oder Besuchen der »Blattlausherden« finden sich Ameisen dadurch zurecht, dass sie sich an optischen Wegmarken, am Sonnenstand, an der Schwerkraft (sie können Neigungswinkel gut einschätzen) und vor allem an Gerüchen orientieren. Die Arbeiterinnen hinterlassen auf ihren Straßen Duftmarken, die nur langsam verfliegen und von den Kolleginnen noch stundenlang wahrgenommen werden können. Je wichtiger eine Nahrungsquelle, desto stärker frequentiert ist der Weg und desto stärker der Duft: So können sie auch Haupt- und Nebenstraßen unterscheiden und sich an neue Bedingungen wie das Versiegen einer Nahrungsquelle anpassen.

Wussten Sie, dass …

Ameisen etwa 10 % der gesamten globalen Biomasse stellen?

die größte bekannte Ameise die Königin einer Wanderameise der Gattung Dorylus mit acht Zentimetern Länge ist?

die Größenunterschiede zwischen den Kasten bei der afrikanischen Ameisenart Carebara vidua besonders drastisch ausfallen? Die winzigen Arbeiterinnen klammern sich beim Hochzeitsflug an die 20-mal längere und 2000-mal voluminösere Königin und sind dann sofort zur Stelle, um ein neues Nest zu gründen.

Ameisenmännchen meist kurz nach der Begattung sterben, während die Königinnen 15 bis 20 Jahre alt werden und manche Nester sogar 40 Jahre bestehen?

Waldameisen manchmal regelrechte »Städte« mit über 70 Nestern auf einer Fläche von vier Hektar bilden?

die Nester von Waldameisen 200 000 bis zwei Millionen Tiere beherbergen?

Wanderameisenvölker sogar aus mehr als 20 Millionen Tieren bestehen können?

Wie sind Ameisenstaaten organisiert?

Ameisenstaaten sind aus verschiedenen Kasten aufgebaut, deren Aufgaben exakt festgelegt sind. Die Königin begründet einen Staat, indem sie Eier zu legen beginnt. Sind aus diesen die ersten Arbeiterinnen geschlüpft, hat die Königin für den Rest ihres mitunter sehr langen Lebens keine andere Aufgabe mehr, als unablässig Eier zu legen. Die Männchen sterben bald nach dem Hochzeitsflug, der für sie die einzige Tätigkeit ihres kurzen Lebens ist. Alle anderen Verrichtungen werden von den Arbeiterinnen erledigt, also den unfruchtbaren, flügellosen Weibchen: Sie bauen, reinigen und bessern das Nest aus, sorgen für eine gleichmäßige Temperatur in seinem Innern, sind für die Beschaffung der Nahrung und die Vorratshaltung zuständig, füttern und pflegen Nachwuchs und Königin und verteidigen als Soldaten das Nest gegen Eindringlinge. Nur wenn die Königin umkommt, können Arbeiterinnen »aus der Rolle fallen«. Entweder wandeln sie sich zur Königin oder sie legen Eier, aus denen sich Geschlechtstiere entwickeln.

Wussten Sie, dass …

aus den befruchteten Eiern der Königin Arbeiterinnen schlüpfen, während sich aus den unbefruchteten Eiern, die auch von Arbeiterinnen stammen können, Männchen entwickeln?

sich Ameisen mit konzentrierter Ameisensäure gegen Feinde wehren?

einige Stare und Eichelhäher mit dieser Ameisensäure ihr Gefieder gegen Parasiten behandeln und sich dazu in einen Ameisenhaufen setzen?

Wespen und Hornissen: Künstlerinnen am Bau

Was verstehen Biologen unter dem Begriff »Wespe«?

Eine vielschichtige Gruppe von Insektenarten, die weit mehr als nur die Gemeine Wespe und die zu Unrecht gefürchtete Hornisse aufzuweisen hat. Fachsprache und Alltagssprache klaffen weit auseinander: Spricht der Laie von Wespen, so meint er meist nur einen kleinen Ausschnitt aus dem gesamten Artenspektrum, nämlich die Unterfamilie der Echten Wespen, die – mit zehn weiteren Unterfamilien – zur Familie der Faltenwespen (Vespidae) gehört. Diese Familie wird zur Unterordnung der Taillenwespen (Apocrita) gezählt, deren Hinterleib durch die sprichwörtliche Wespentaille von der Brust abgesetzt ist. Im Folgenden sollen uns nur die Faltenwespen und die Familie der Grabwespen (Sphecidae) interessieren. Beide sind im Garten oder in der freien Natur gut zu beobachten – und wer nicht hektisch um sich schlägt und keinem Nest zu nahe kommt, hat von dem charakteristischen Giftstachel wenig zu befürchten.

Betreiben Wespen Brutpflege?

Nur wenige Arten. Von den weltweit etwa 3000 bekannten Faltenwespenarten leben die meisten solitär und legen für ihren Nachwuchs lediglich bei der Eiablage Vorräte an. In einigen tropischen Gattungen treten Mischformen mit teils bloßer Brutfürsorge, teils schon echter Brutpflege auf: Ist die Futtersituation gut, so wird die Brutkammer mit Vorräten bestückt und dann endgültig verschlossen. Herrscht bei der Eiablage hingegen Nahrungsmangel, so kehrt das Weibchen immer wieder mit neuen Futterraupen zu den Larven zurück.

Die Weibchen anderer Arten geben sich mehr Mühe: Sie füttern die Larven sogar mit vorher zerkauter Nahrung. Dieses Brutpflegeverhalten könnte die Vorstufe zur Staatenbildung gewesen sein. Denn die einfachsten Wespenstaaten dürften dadurch entstanden sein, dass die ersten fertigen Jungtiere das Nest nicht mehr sofort verließen, sondern der Mutter bei der Pflege des weiteren Nachwuchses halfen.

Gibt es auch bei den Wespen Königinnen und Arbeiterinnen?

Ja, ähnlich wie bei den Bienen herrscht bei den Wespen ebenfalls Arbeitsteilung. Wenngleich auch in Mitteleuropa mehr als 80 Prozent der Arten solitär leben, sind doch die Vertreter der Staaten bildenden Arten wesentlich bekannter; sie bilden die Unterfamilie der Sozialen Faltenwespen (Vespinae). Die Königin ist oft etwas größer als die Arbeiterinnen, hebt sich aber vor allem durch ihr dominantes Verhalten von ihnen ab. Auch die Männchen, die aus unbefruchteten Eiern entstehen, sind etwas größer als die Arbeiterinnen. Diese aus befruchteten Eiern schlüpfenden Tiere übernehmen je nach Alter und Größe verschiedene Aufgaben: anfangs meist die Fütterung der Larven, dann die Beschaffung von Baumaterial und Wasser, schließlich die Nestverteidigung. Die Arbeitsteilung ist jedoch nicht fest vorprogrammiert, sondern wird nach Bedarf geregelt.

Übrigens: Die Jungköniginnen schlüpfen gegen Ende des Sommers und begeben sich nach der Begattung durch Männchen aus dem eigenen oder einem fremden Nest in ein Winterquartier, das sie z. B. in morschem Holz, in Mauerritzen oder in Scheunen finden. Alle anderen Tiere eines Volkes sterben im Herbst. Im Frühjahr stärken sich die Königinnen einige Tage mit Nektar, bauen dann an geeigneter Stelle ein neues Nest, das zunächst aus nur wenigen Zellen besteht, und versorgen die ersten Larven selbst mit Fleisch. Nach etwa 40 Tagen schlüpfen die ersten Arbeiterinnen aus ihren Puppenkokons. Als Folge der »schlechten Personalsituation« – es gibt ja noch keine Arbeiterinnen – sind sie besonders klein.

Woraus besteht ein Wespennest?

Im Grunde genommen besteht das Wespennest aus Papier. Feldwespen (Unterfamilie Polistinae) und Echte Wespen (Unterfamilie Vespinae), zu denen Hornissen sowie Kurzkopf- und Langkopfwespen gehören, stellen ihr Baumaterial aus sog. vergrautem Holz her. Dieses findet sich an der verwitterten Oberfläche von Brettern, Masten und Ähnlichem und enthält kein Lignin mehr, sondern nur noch Cellulose. Indem sie den Kopf seitwärts schwenkt und dabei rückwärts geht, schabt die Wespe die Fasern des Grauholzes mit ihren Oberkiefern ab. Aus Holzfasern und Speichel bildet sie Klümpchen, die an Pappmaché erinnern. Zu Hause im Nest zieht die Wespe an einer unfertigen Kante einer Wabenzelle oder auch an der äußeren Kante des Nests die Fasern auseinander und fügt sie an den Rand an. Wenn das Material aus verschiedenen Quellen stammt und daher leicht unterschiedlich gefärbt ist, ergibt sich dadurch ein Streifenmuster. Durch kräftiges Einspeicheln wird die Oberfläche schließlich noch gefirnisst, so dass das Nest bis zum Herbst der Witterung standhält.

Haben Wespennester mehrere Geschosse?

Wenn man es genau nimmt, ja! Die mitteleuropäischen Wespenarten bauen v. a. mehrstöckige Nester, die mit einem Innenskelett versehen sind: Mit einem Stiel wird die erste horizontale Wabe – mit den Öffnungen nach unten – am Untergrund befestigt; ein zweiter Stiel verbindet sie später mit der nächsten, ebenfalls nur einschichtigen Wabe und so weiter. Zwischen den Waben und der Hülle, die allmählich auch nach unten ergänzt wird, bleibt ringsum ein Spalt, durch den die Tiere von einem Stockwerk ins nächste gelangen. Die Außenhülle ist oft aus mehreren Schichten aufgebaut und isoliert das Nest durch die eingeschlossenen Luftpolster hervorragend gegen Hitze oder Kälte. Das Flugloch zeigt stets nach unten oder zu der vom Wind abgewandten Seite. Soll das Nest vergrößert werden, wird eine innere Hülle ab- und eine neue Außenhülle aufgebaut. Dann werden neue Waben an die bestehenden angebaut.

Fliegen Hornissen Attacken gegen Menschen?

Nein, warum sollten sie das tun? Früher nisteten die am Kopf gelblichen, sonst eher schwarz und rotbraun gefärbten Hornissen (Vespa crabro) in hohlen Bäumen; seit diese in unseren Wäldern selten geworden sind, weichen sie auf Vogelnistkästen, Scheunen und Dachböden aus, was sie unweigerlich mit den Menschen in Kontakt und meist auch in Konflikt bringt. Dabei sind Hornissen weniger aggressiv als z. B. die kleinere Deutsche Wespe (Paravespula germanica) und als Insektenvertilger äußerst nützlich. Heute stehen sie unter Naturschutz.

Übrigens: Die Nester der Hornisse bestehen meist aus fünf Waben mit etwa 1500 Zellen, die aber nur von 400 bis 700 Tieren bewohnt werden und von einer rotbraunen, mehrschichtigen Hülle umgeben sind. Das Einflugloch einer Baumhöhle oder eines Starenkastens wird durch Lamellen aus Pappmaché verengt. In den Abfällen am Boden der Höhle gedeihen oft Fliegenmaden.

Töten sieben Hornissenstiche wirklich ein Pferd?

Nein, sicherlich nicht! Der Aberglaube, drei Hornissenstiche würden einen Menschen töten und sieben sogar ein Pferd, hält sich hartnäckig und hat wesentlich zur gnadenlosen Bekämpfung dieser schönen und zumeist wenig angriffslustigen Tiere beigetragen. Außer kurzfristigen starken Schmerzen hat man im Allgemeinen nicht viel zu befürchten, wenn man nicht ausgerechnet in die Zunge gestochen wird und durch die Schwellung keine Luft mehr bekommt oder aber gegen das Gift allergisch ist. (Diese sog. anaphylaktischen Schocks treten bei etwa fünf Prozent der Bevölkerung auf.) Bienengift wirkt etwa auf das menschliche Herz genauso stark wie das von Hornissen. Und Bienen sind – ebenso wie die kleineren Wespen, die so gerne unsere Kaffeetafeln und Grillplätze heimsuchen – wesentlich stechfreudiger als Hornissen. Die tatsächliche tödliche Dosis Wespen- oder Bienengift ist zum Glück sehr hoch: Immerhin 500 Bienen- und sogar 1000 Wespenstiche wären nötig, um einen gesunden Menschen zu töten – von einem Pferd ganz zu schweigen!

Wie lange lebt ein Hornissenvolk?

Nur einen einzigen Sommer. Im Herbst stirbt der gesamte Hornissenstaat bis auf die überwinterungsfähigen Jungköniginnen, d. h., die übrigen Individuen werden alle nur maximal ein halbes Jahr alt. Wie bei den anderen sozialen Faltenwespen ist die Staatengründung im Frühjahr mühsam, da die Königin die gesamte Arbeit zunächst allein erledigen muss. Sobald die ersten sieben bis zehn Arbeiterinnen geschlüpft sind – etwa sieben Wochen nach der ersten Eiablage –, geht es mit dem Aufbau des Volkes rascher voran, auch deshalb, weil sich die Entwicklungsdauer bei den nun sommerlichen Temperaturen auf gut vier Wochen verringert. Die hungrigen Hornissenlarven machen auf sich aufmerksam, indem sie mit den Oberkiefern geräuschvoll an der Zellenwand kratzen. Die Arbeiterinnen füttern sie zunächst mit Drüsensekreten, dann mit Insektenbrei; sie selbst nehmen nur Baum- und Obstsäfte zu sich. Die unteren, später erbauten Wabenzellen sind größer als die in den oberen Etagen. Aus ihnen schlüpfen im Hoch- und Spätsommer die Geschlechtstiere, von denen einige wenige den Winter überleben, um im kommenden Jahr neue Völker zu gründen.

Wie alt ist die Grabwespe und was zeichnet sie aus?

Die Familie der Grabwespen (Sphecidae) bevölkert schon sehr lange die Erde, denn da auf allen Erdteilen fast die gleichen Gattungen vertreten sind, müssen sie folglich schon vor der Teilung der Landmassen vor 100 Millionen Jahren entstanden sein. Anders als ihr Name vermuten lässt, graben nicht alle Vertreter der Familie Bodennester; manche Arten bauen ihre Kammern auch aus Lehm oder in Holzbretter und Pflanzenstängel.

Die meisten der in der ganzen Welt beheimateten Grabwespen sind schwarzgelb gezeichnet, es gibt aber auch viele andere Farben und Formen, so dass der Laie sie oft nicht als Familienmitglieder erkennt. Die geschickten Jäger sind jeweils auf ganz bestimmte Insekten fixiert; alle anderen potenziellen Beutetiere ignorieren sie – verblüffenderweise, denn ihre Larven entwickeln sich im Labor auch bei anderer Kost ganz normal.

Ist der Bienenwolf eine Biene oder ein Wolf?

Weder noch! Es handelt sich um die Grabwespenart Philanthus triangulum, deren Weibchen für ihren Nachwuchs Honigbienen fangen. Das etwa 16 Millimeter lange, schwarzgelb gezeichnete Tier, das durch seine kurzen Fühler auffällt, geht erst bei Temperaturen ab 25 °C auf die Jagd. Der Bienenwolf fliegt zunächst auf alles zu, was die Größe einer Biene hat, stellt sich dann rüttelnd in die Luft und prüft am Geruch, ob er das passende Opfer ausgesucht hat. Blitzschnell packt er die Biene und durchsticht, noch während beide als Knäuel zu Boden fallen, die dünne Haut einer Vorderhüfte. Er umklammert die Beute mit den Oberkiefern und Mittelbeinen und trägt sie in eine Brutkammer im Sandboden. Dort schließt er je drei gelähmte Bienen mit einem Ei ein; so bleiben die Opfer lange genug frisch, um die Larven zu ernähren.

Wie unterscheiden sich Bienen und Wespen?

Von der Honigbiene (Apis mellifica) lässt sich die Gemeine Wespe v. a. durch zwei Merkmale abgrenzen: Die Wespe hat eine intensive schwarz-gelbe Warnfärbung und ist nur schwach behaart, während die Biene deutlich mehr Haare aufweist und einen weniger auffällig gestreiften Hinterleib besitzt. Allerdings gibt es viele Bienen- und Wespenarten, auf welche dieses einfache Schema nicht zutrifft. So ist die Holzbiene schwarz und weniger behaart als die Dolchwespe und der Hinterleib der Sandwespe ist vorne rot und hinten schwarz.

Welche Wespe kann töpfern?

Die Pillenwespen (Gattung Eumenes): Sie töpfern für ihre Kinder eine Kinderstube. Die Weibchen sind über ihre Bemühungen, dem Nachwuchs Nahrung und Schutz mit auf den Weg zu geben, zu perfekten Töpfern geworden: Aus Lehm bzw. aus mit Speichel durchfeuchteter Erde bauen sie zierliche, höchstens haselnussgroße bauchige Urnen mit aufgesetztem Hals. Es heißt sogar, die Form dieser Bauten hätte die Indianer beim Design ihrer Tonkrüge inspiriert. Allein, zu zweit oder zu dritt kleben die Urnen an Pflanzen; jede wird zur Kinderstube für eine Pillenwespenlarve. Das Ei hängt an einem Faden frei im Hohlraum, in den die Mutter eine Reihe gelähmter Rüsselkäfer- oder Spannerlarven einträgt, bevor sie den Hals mit einem Lehmklümpchen verschließt.

Wussten Sie, dass …

ein hiesiges Volk von Kurzkopfwespen bis zu 10 000 Individuen umfassen kann, die mehrjährigen Nester tropischer Arten sogar bis zu 50 000 Zellen enthalten können?

die Nester von tropischen Wespenarten bei einem Durchmesser von knapp 0,5 Metern bis zu 75 Zentimeter hoch werden können?

die Hornisse mit vier Zentimetern Länge die größte Faltenwespe ist?

Biochemiker der Ansicht sind, dass man kaum eine schmerzhaftere Mischung zusammenstellen könnte als Hornissengift, das Serotonin, Acetylcholin und Histamin enthält?

60 Wespen in einer Stunde etwa 230 Fliegen erbeuten können?

Bienen und Hummeln: Einsiedler und Staatenbildner

Sterben Bienen nach dem Stich?

Ja. Der mit Widerhaken versehene Stachel der Biene bleibt im Fleisch stecken, so dass die Biene, wenn sie sich losreißt, eine große Hinterleibswunde davonträgt und stirbt. Allerdings verströmt sie dabei ein Alarmpheromon, das ihre Artgenossinnen herbeiruft, so dass man viele weitere Stiche riskiert. Imker setzen dagegen Räuchergeräte ein. Der Rauch überdeckt den Geruch der Pheromone und bewirkt außerdem, dass die Arbeiterinnen das Nest nicht verteidigen, sondern sich mit Honig vollstopfen.

Beim Stich bewegen sich die beiden mit Widerhaken versehenen Stechborsten abwechselnd in der Stachelrinne und treiben den Stachel so immer tiefer vor. Durch einen Kanal zwischen den Stechborsten wird dann das Gift aus der Giftblase in die Wunde gepumpt. Nur bei wenigen Arten ist der Stachel lang genug, um Menschenhaut zu durchdringen. Außerdem verzeiht man den Bienen wohl am ehesten ihre schmerzhaften Stiche, liefern sie doch die seit Jahrtausenden begehrten Produkte Honig und Wachs.

Gibt es eigentlich »die« Biene?

Nein. Unsere heimische Honigbiene (Apis mellifera oder Apis mellifica), die den Menschen wohl am geläufigsten ist, ist nur eine der über 20 000 Bienenarten (Überfamilie Apoidea). Neben ihr gibt es jedoch noch eine ganze Reihe weiterer, ebenfalls erwähnenswerter Vertreterinnen, wie beispielsweise die Furchenbienen, die Mauerbienen und die Blattschneiderbienen. Von den sechs Familien der Bienen existieren jedoch nur in denjenigen der Furchenbienen und der Echten Bienen Staaten bildende Arten.

Bauen alle Bienen ihre Nester aus Wachs?

Nein, nur die wenigsten tun das. So stellen beispielsweise die Mauerbienen (Gattung Osmia) aus Drüsensekreten und Erde einen Zement her, den sie beim Nestbau einsetzen. Ein ganz besonderes Nest baut die heimische Art Osmia bicolor: Sie unterteilt ein leeres Schneckenhaus in vier bis fünf Zellen, die durch Wände aus zerkauten und mit Speichel verklebten Blättern voneinander getrennt sind. In die inneren drei bis vier Zellen bringt sie je einen Futterkuchen und ein Ei ein; die äußerste Zelle bleibt leer. Dann wird das Gehäuse mit einem Pfropfen aus zerkautem Pflanzenmaterial verschlossen – beides vermutlich, damit die Legebohrer von parasitierenden Insekten die Eier nicht erreichen. Das Schneckenhaus wird mit einem Hütchen aus 20 bis 30 Kiefernadeln sowie weiteren Halmen getarnt, die oben mit Speichel verklebt werden.

Blattschneiderbienen (Gattung Megachile), die in über 1000 Arten weltweit verbreitet sind, schneiden mit ihren scharfen Kiefern ovale und runde Stücke aus Rosen-, Flieder- oder Himbeerblättern, rollen sie für den Transport zusammen und bauen aus ihnen in einem senkrechten Gang in morschem Holz oder hohlen Pflanzenstängeln mehrere fingerhutförmige Zellen für ihre Larven. Man vermutet, dass die Gerbsäure aus den Blattstücken die Schimmelbildung verhindert.

Wie transportieren Bienen Pollen?

Um Pollen zu sammeln und zu transportieren, wenden Bienen unterschiedliche Methoden an. Die Honigbiene beispielsweise ist ein Beinsammler, das heißt, der Pollen wird auf der Blüte im gesamten Fell verteilt und während des Flugs zur nächsten Blüte mit einem Bürstchen am stark vergrößerten ersten Fußglied des Hinterbeins aus dem Kleid gekämmt. Dann wird er von einem Borstenkamm am Unterschenkel des jeweils anderen Hinterbeins aus den Bürstchen entfernt und mit einem Fersensporn in das Körbchen auf der Außenseite des Unterschenkels gedrückt, wo sich allmählich eine Hose bildet.

Die Mauerbienen hingegen sind Bauchsammler, das heißt, die Haarkämme, mit denen der Pollen von den Staubgefäßen gestreift wird, sitzen nicht an den Hinterbeinen, wie das bei der Honigbiene der Fall ist, sondern unten am Hinterleib.

In welche Kasten gliedern sich Honigbienen?

Es gibt männliche Bienen (die Drohnen), die Königin und Arbeiterinnen.

Die 13–16 Millimeter großen Drohnen entstehen aus unbefruchteten Eiern. Sie lungern zunächst tatenlos im Nest herum und lassen sich füttern; dann unternehmen sie immer längere Erkundungsflüge. Eine geschlechtsreife Königin auf dem Hochzeitsflug wird oft von regelrechten Drohnenwolken aus hundert Männchen verfolgt. Der Paarungsakt ist für diese tödlich, da sie ihre Geschlechtsorgane geradezu in die Weibchen hineinschießen. Die Männchen, die nicht zur Paarung gelangt sind, werden nach der Paarungszeit von den Arbeiterinnen getötet und aus dem Nest geworfen (»Drohnenschlacht«). Die junge Königin, die sich mit sechs oder mehr Partnern gepaart und so genug Sperma für mehrere Jahre aufgenommen hat, kehrt vom Hochzeitsflug in das mütterliche Nest zurück, während die alte Königin mit einem Teil der Arbeiterschaft auszieht und sich an einem anderen Platz neu einrichtet. Allein die Jungkönigin legt Eier in die Brutzellen (»Bestiftung«), und zwar bis zu 1000 am Tag. Andere Zellen dienen als Honig- und Pollenlager.

Die Aufgaben der Arbeiterinnen richten sich nach dem Alter: In den ersten Tagen putzen sie das Nest, danach pflegen sie die Larven; nach dem zehnten Tag erweitern oder reparieren sie das Nest. Nach etwa 3 Wochen bewachen sie vor allem das Nest, dann sammeln sie bis zu ihrem Tode – im Sommer nach vier bis fünf Wochen – Nektar und Pollen. Die Geschlechtsorgane der Arbeiterinnen reifen nicht aus, solange sie genügend Pheromone aus der von der Königin (Weisel) abgesonderten Weiselsubstanz zu sich nehmen, die durch das gegenseitige Füttern über das ganze Volk verteilt wird. Wird indes das Volk zu groß oder die Königin zu schwach, so bilden einige der Arbeiterinnen Geschlechtsorgane aus. Eine der so entstehenden neuen Königinnen ersetzt die alte, die entweder getötet wird oder mit der Hälfte der Arbeiterinnen auszieht. Imker fangen diese Schwärme ein und erhöhen so die Zahl ihrer Völker.

Erhalten die Königinnenlarven einen eigenen Platz im Bienenstock?

Ja. Die Königinnenlarven liegen in separaten Weiselwiegen, die meist am unteren Rand der sechseckigen Waben hängen. Sie erhalten auch ein besonderes Weiselfutter: das Gelée royale, dem selbst für den Menschen eine stärkende Wirkung nachgesagt wird. Es enthält Hormone, Fettsäuren, Vitamine und Nukleinsäurebasen und fördert das rasche Wachstum der Larven. Mit einer Länge von 14 bis 17 Millimetern ist die Königin das größte Mitglied des Bienenstaates.

Übrigens: Die Wabe ist deshalb zu beiden Seiten mit sechseckigen Zellen besetzt, weil so bei minimalem Wachsverbrauch die maximale Zellenzahl auf die Fläche passt.

Warum tanzen Bienen?

Bienen verständigen sich mithilfe von Tänzen untereinander. Je nachdem, was sie ihren Artgenossen mitteilen wollen, wählen sie einen bestimmten Tanz oder eine bestimmte Variante eines Tanzes.

Hat eine Honigbienen-Arbeiterin eine lohnende Nektarquelle entdeckt, so teilt sie ihren Genossinnen deren Lage nicht etwa durch direktes Hinlotsen oder Duftmarken entlang des Weges mit, wie man das von anderen Bienenarten kennt, sondern sie vollführt auf einer der senkrecht stehenden Waben spezifische Bewegungsabläufe, die der in Wien geborene Zoologe und Nobelpreisträger Karl von Frisch (1886–1982) erforscht hat. Da es im Bienenstock völlig finster ist, müssen die anderen Bienen diese Muster durch Hinterherlaufen und Betasten der Tänzerin mit den Fühlern erkennen.

Welche Tänze gibt es?

Liegt die Quelle weniger als etwa 80 Meter vom Stock entfernt, führt die Sammlerin den sog. Rundtanz auf: Sie zieht im Trippelschritt enge Kreise, mal im, mal gegen den Uhrzeigersinn, und versammelt so allmählich eine Gefolgschaft, die den ihr anhaftenden Blütenduft registriert. Nach einigen Sekunden beendet sie den Tanz, führt ihn aber eventuell auf einer anderen Wabe nochmals auf. Die Sammlerinnen schwärmen nun aus und suchen, da die Botschaft keine Richtungsangabe enthält, das ganze Umfeld des Stocks ab, bis sie die Stelle mit dem richtigen Blumenduft gefunden haben. Ist die Quelle weiter vom Stock entfernt, wäre eine flächendeckende Suche zu aufwendig. Deshalb führt die Finderin nun den Schwänzeltanz auf, der sowohl eine Richtungs- als auch eine Entfernungsangabe enthält: Sie zieht einen Halbkreis, läuft dann unter raschen Schwänzelbewegungen des Hinterleibs und schnarrenden Geräuschen entlang des Kreisdurchmessers zum Ausgangsort zurück, beschreibt einen weiteren Halbkreis in die andere Richtung, tanzt schwänzelnd zurück und beginnt das ungefähr achtförmige Tanzmuster von vorne. Die Umlaufzeit hängt dabei in etwa linear von der Entfernung zwischen Stock und Futterplatz ab: Bei 100 Metern wird das gerade Teilstück knapp 40-mal pro Minute durchlaufen, bei 1000 Metern nur noch etwa 20-mal. Die Richtungsangabe stellt eine besondere Raffinesse dar, da der Tanz auf einer senkrechten Fläche erfolgt, die Richtung sich aber auf die waagerechte Ebene bezieht: Der Winkel zwischen der geraden Schwänzeltanzstrecke und der Senkrechten nach oben (Gegenrichtung der Schwerkraft) entspricht genau dem Winkel zwischen der Quelle und der Sonne.

Gehören die Wildbienen zu den gefährdeten Tierarten?

Ja. Viele Bienenarten sind in ihrem Bestand gefährdet, da ihre Nahrungspflanzen in unseren Ziergärten, Parks und flurbereinigten Feldern kaum noch gedeihen und sie in modernen Gebäuden und bewirtschafteten Forsten wenig Nistgelegenheiten finden. Wer zu ihrem Schutz beitragen möchte, kann zum einen typische »Bienenpflanzen« fördern und ihnen zum anderen künstliche Nisthilfen anbieten, wie sie in Gärtnereibetrieben schon mit großem Erfolg eingesetzt werden: Sowohl die Menge als auch die Qualität des Saatgutes vieler Pflanzen lässt sich so steigern. Viel ist für eine solche Nisthilfe nicht notwendig: Ein kurzes Schilfrohrbündel, Lehmziegel mit Hohlräumen oder ein Hartholzblock mit unterschiedlich großen Bohrungen, die an einer vor Regen geschützten, warmen Stelle im Garten oder auf dem Balkon deponiert werden sollten, werden von solitären Arten gerne angenommen.

Selbst durch Nichtstun kann man zur Erhaltung dieser ökologisch so wichtigen Tiere beitragen: Wer seinen Zierrasen zur Wiese verwildern lässt oder mit der Aussaat einer geeigneten Wildblumenmischung nachhilft, erspart sich nicht nur das ständige Jäten und Mähen, sondern kann sich auch vom Frühjahr bis zum Herbst ununterbrochen an bunten Blüten erfreuen. Besonders viele Bienen und Hummeln locken die dichten, nektarreichen blauen Blütentrauben der Staude Phacelia tanacetifolia an, die im Deutschen den bezeichnenden Namen Bienenfreund trägt.

Welche medizinische Bedeutung hatte Honig in der Vergangenheit?

Eine große. Früher schätzte man nicht nur seine Süßkraft, sondern auch seine antibakterielle Wirkung. Heute spielt dagegen Honig in der Medizin keine große Rolle mehr.

Will man ermessen, welche Bedeutung Honig früher zukam, sollte man sich vergegenwärtigen, dass Zuckerrohr erst im 16. Jahrhundert von den portugiesischen Entdeckern nach Europa gebracht und die Zuckergewinnung aus Rüben sogar erst in den Napoleonischen Kriegen üblich wurde. Wie Höhlenmalereien belegen, sammelt der Mensch seit mindestens 6000 v. Chr. Honig, und die Imkerei war schon im alten Ägypten (2400–600 v. Chr.) verbreitet. Enzyme und organische Säuren verleihen dem Honig antibakterielle Eigenschaften – wohl deshalb verwendeten ihn die Ägypter zum Einbalsamieren ihrer Toten. Auch römische Legionäre führten ihn mit, um ihre Wunden damit zu behandeln.

Dank des Enzyms Invertase enthält Honig besonders viel Einfachzucker, der schnell in Energie umgesetzt werden kann, außerdem Vitamine und Mineralien. In Griechenland nahmen ihn die Athleten deshalb vor olympischen Wettkämpfen zu sich. Die verschiedenen Aromen des Honigs kommen durch die ätherischen Öle aus den Blütenpflanzen zustande. Leider werden auch pflanzliche Gifte weitergegeben: So berichtet Xenophon, dass 400 v. Chr. ein griechisches Söldnerheer vom Gegner mit Rhododendron-Honig für einige Tage kampfunfähig gemacht wurde.

Wo sind Hummeln zu finden?

Hummeln sind in etwa 500 Arten weltweit verbreitet. Die meisten Arten leben in Innerasien, während in den Tropen nur wenige zu finden sind. In Mitteleuropa sind etwa 36 Arten bekannt. Hummeln leben vor allem im Norden solitär oder in einjährigen Staaten. In wärmeren, südlichen Regionen sind auch mehrjährige Kolonien anzutreffen. Einer der häufigsten Vertreter ist die nur 12 bis 15 Millimeter kleine, gelbbraune Ackerhummel (Bombus pascuorum), die oberirdisch auf Dachböden, in Vogelnestern und ähnlichen Behausungen nistet und gut mit den Verhältnissen in unseren Kulturlandschaften zurechtkommt. Anderen Arten setzen die Veränderungen durch den Menschen stärker zu. Vor allem Insektizide, aber auch Maßnahmen zur Flurbereinigung, denen Hecken und Wildkräuter zum Opfer fallen, sind zu einer Bedrohung für diese unentbehrlichen Insekten geworden. Und nicht zuletzt werden immer noch ganze Hummelvölker vernichtet, weil sie mit den stechfreudigeren Wespen oder Bienen verwechselt werden.

Wie entsteht ein Hummelstaat?

Zunächst allein durch die Arbeit einer jungen Hummelkönigin. Der Lebenszyklus eines Hummelvolkes beginnt nämlich damit, dass sich eine Jungkönigin, die in einem Erdloch oder einem ähnlichen geschützten Schlupfwinkel überwintert hat, eine Nisthöhle sucht. Alle Hohlräume in der Erde kommen infrage, auch verlassene Mäusenester oder Maulwurfsgänge. Zunächst legt die Königin einen Honigtopf an, den sie aus Wachs herstellt. Dann baut sie aus einem Gemisch von Wachs und Pollen einen kleinen flachen Napf, die sog. Hummelwabe, in den sie etwa sechs Eier ablegt; die Zelle wird mit einem Deckel verschlossen. Die Larven höhlen zunächst diesen Napf aus und werden dann von der Königin mit weiterem Pollen und Honig gefüttert. Sobald die ersten Arbeiterinnen aus ihren Kokons geschlüpft sind, widmen sie sich dem Ausbau des Nestes und der Vergrößerung der Nahrungsvorräte, wobei die leeren Kokons als Honigbehälter dienen. Je nach Art kann ein Hummelvolk 50 bis 600 Tiere umfassen.

Sind Hummelnester klimatisiert?

Ja, in gewisser Weise schon, denn sie haben eine lebende Klimaanlage am Eingang. Morgens findet man am Eingang des Nestes, das bei manchen Arten von einer schützenden Wachshülle umgeben ist, oft einen sog. Trompeter vor, der laut brummend seine Flügel schlägt, ohne loszufliegen. Damit weckt diese Arbeiterin nicht etwa, wie man früher glaubte, ihre Genossinnen, sondern tauscht die nachts verbrauchte Luft gegen frische aus. Außerdem halten die Tiere mithilfe ihrer Flugmuskulatur ihre Nesttemperatur ziemlich konstant bei 30 °C.

Wer ist die berühmteste Biene der Welt?

Die Biene Maja. Im deutschen Fernsehen lief die gleichnamige Trickfilmserie erstmals zwischen 1976 und 1980. Mindestens ebenso beliebt ist deren literarische Vorlage, an die sich die Serie allerdings nur vage anlehnt: Waldemar Bonsels' Erzählung »Die Biene Maja und ihre Abenteuer« von 1912 hat mittlerweile eine Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren erreicht.

Das Buch schildert die Abenteuer der jungen Maja, die aus ihrem Bienenstock ausreißt und in die Gefangenschaft der kriegerischen Hornissen gerät. Nach ihrer Flucht kann sie ihr Volk vor deren drohendem Angriff warnen und wird wieder in die Gemeinschaft aufgenommen. In der Serie stehen der Heldin, die außer ihren gelbschwarzen Streifen mit einer Biene wenig gemein hat, Freunde wie die Drohne Willi und die Heuschrecke Flip zur Seite, außerdem geht es erheblich friedlicher zu.

Wussten Sie, dass …

Bienen noch jenseits des nördlichen Polarkreises und im Hochgebirge zu finden sind?

Bienen ihren Stachel nicht zum Lähmen von Beutetieren, sondern nur zur Verteidigung benötigen? Grund: Sie nehmen ausschließlich Pflanzenkost zu sich.

Gibt es immer Bienenmännchen?

Nein. Je höher die Bienengesellschaft entwickelt ist, desto weniger Arbeiterinnen werden begattet und desto später reifen die Männchen heran. Die Kolonien der südeuropäischen Art Evylaeus marginatus beispielsweise haben eine einzige Königin, werden fünf bis sechs Jahre alt und leben sehr abgeschieden: Das Nest im Boden wird nur im Frühjahr für wenige Wochen geöffnet, um Nahrung zu beschaffen; erst im fünften Jahr entwickeln sich Männchen, die bei der erneuten Nestöffnung im September ausfliegen und die Weibchen begatten.

Wussten Sie, dass …

nur die 11 bis 14 Millimeter großen Arbeiterinnen in der Lage sind, Honig für den Bau der Bienenwaben herzustellen?

Bienen durchschnittlich 130 000 Nektarladungen benötigen, um ein Kilo Honig zu erzeugen? Diese tragen sie mit etwa zehn Millionen Blütenanflügen zusammen.

fünf bis zehn Kilogramm Honig wiederum nötig sind, um ein Kilogramm Wachs zu erzeugen? Das Erzeugen dieser Menge Honig entspricht der Lebensleistung von 150 000 Bienen.

Gibt es auch unbewaffnete Bienen?

Ja, die etwa 350 Arten umfassende, in den Tropen beheimatete Unterfamilie der Stachellosen Bienen (Meliponinen) zeichnet sich durch verkümmerte Stacheln aus. Wehrlos sind die meist kleinen Tiere aber keineswegs: Sie beißen sich fest und scheiden ätzende oder klebrige Sekrete aus.

Wussten Sie, dass …

sich der Name »Hummel« tatsächlich von dem Brummton ableitet, den die Tiere beim Fliegen erzeugen?

Gall- und Schlupfwespen: Schädlinge und Nützlinge

Wie entstehen die »Warzen« auf den Blättern vieler Laubbäume?

Sie bilden sich, wenn eine Gallwespe ihre Eier in das Blattgewebe gelegt hat. Aber nicht nur Gallwespen, sondern auch Blattläuse, Milben, Rüsselkäfer und weitere Insekten können Wachstumsanomalien an Pflanzen hervorrufen. Die Embryonen in den Eiern, die in die Pflanzenteile gelegt wurden, oder die geschlüpften Larven sondern Stoffe ab, die das Wachstumsprogramm des Pflanzengewebes verändern. Bei den Gallen, wie Gallwespen sie erzeugen, liegt unter der meist sehr harten Oberflächenschicht ein stärke- und eiweißreiches Nährgewebe – die Gebilde sorgen also zugleich für Schutz und für Nahrung. Gestalt und Färbung der Gallen sind so charakteristisch, dass man die Insektenart an ihnen oft leichter bestimmen kann als anhand der Larven oder der ausgewachsenen Tiere.

Übrigens: Seltsamerweise schmarotzen etwa 90 Prozent aller bekannten Gallwespen auf Eichen, die restlichen auf Rosen, Ahorn und verschiedenen Stauden. Selbst ein dichter Befall schadet den Bäumen nicht, so dass der Mensch nicht eingreifen muss.

Wie vermehren sich Gallwespen?

Bei den meisten Arten wechseln sich eine eingeschlechtliche und eine zweigeschlechtliche Generation ab. Aus den Galläpfeln schlüpfen z. B. im Spätherbst oder Winter ausschließlich nur wenige Millimeter lange und schwarzbraun gefärbte Weibchen der Gemeinen Eichengallwespe (Cynips quercusfolii), die ihre unbefruchteten Eier dann in die ruhenden Eichenknospen legen. Die Larven lösen dort die Bildung zwei bis drei Millimeter großer Knospengallen mit einem rötlich violetten Haarbewuchs aus, aus denen im Frühsommer Männchen und Weibchen schlüpfen. Nach der Paarung legen die Weibchen ihre befruchteten Eier in die Rippen junger Eichenblätter, wo die geschlüpften Larven dann die Entstehung der großen runden Gallen anstoßen.

Bei der Gemeinen Rosengallwespe (Diplolepis rosae) kommt höchstens ein Männchen auf 100 Weibchen; sie pflanzt sich also größtenteils durch Jungfernzeugung fort. Aus den belegten Blattknospen wilder Rosen entwickeln sich die »Rosenkönige« oder »Schlafäpfel«, von denen man einst glaubte, sie würden – unters Kopfkissen gelegt – den Schlaf fördern. Diese bis zu fünf Zentimeter dicken Kugeln mit zottigen grünen und roten Auswüchsen werden auch von »Einmietern« heimgesucht: von Wespen, die selbst keine Gallen auslösen können, sondern in den Gallen anderer Arten schmarotzen.

Wie gelingt es Schlupfwespen, ihre Eier in das harte Holz zu legen?

Mit ihrem charakteristischen Legebohrer, der so kurz sein kann, dass er ganz im Hinterleib verborgen ist, aber, je nach Art, auch ein Mehrfaches der Körperlänge erreichen kann. Die kurzen Legebohrer geben zudem auch gute Wehrstachel ab.

Eine der auffälligsten hiesigen Arten ist die bis zu 40 Millimeter lange Holzschlupfwespe (Rhyssa persuasoria) unserer Nadelholzwälder. Ihren zweiten Namen »Pfeifenräumer« erhielt sie, weil das Weibchen mit zusammengelegten Flügeln und dem extrem langen Legebohrer einem Pfeifenreiniger ähnelt. Ihre Sinnes- und Kraftleistungen bei der Eiablage sind schier unglaublich: Sie spürt Holzwespenlarven auf, die mehrere Zentimeter tief im festen Nadelholz sitzen, und treibt den Bohrer zielgenau bis zu sechs Zentimeter tief, was 40 Minuten dauern kann. Manche Arten der Gattung Ephialtes versenken ihren Bohrer, der im Ruhezustand von zwei Bohrerklappen geschützt ist, zunächst etwa einen Zentimeter ins Holz und beginnen dann, rasch im Kreis um das Bohrloch herumzutrippeln. Durch dieses Drehbohrerprinzip dringen sie schneller zu ihrem Opfer (meist eine Bockkäferlarve) vor.

Um die Wirtspflanzen oder Wirtstiere zu finden, in die sie ihre Eier legen, bedienen sie sich des Geruchssinns. Schlupfwespen riechen mit den Fühlern und entsprechend viel Zeit widmen sie deren Pflege: Immer wieder ziehen sie diese zwischen dem Putzkamm am Vorderfuß und dem Putzsporn an der Schiene des Vorderbeins hindurch.

Kann der Weißlingstöter zum Gedeihen von Kohl und Rüben beitragen?

Ja. Der Weißlingstöter (Apanteles glomeratus) aus der Familie der Brackwespen, die nah mit den eigentlichen Schlupfwespen verwandt sind, legt nämlich 30 bis 50 Eier in junge Raupen des Großen Kohlweißlings. Diese Schmetterlingsraupen können durch ihren Fraß an Kohl, Rüben, Raps und Senf großen Schaden hervorrufen. Obwohl sich der Weißlingstöter am Blut und Fett der Raupen labt, überleben diese eine gewisse Zeit. Sobald er jedoch zur Verpuppung ansetzt, brechen die erwachsenen Larven alle gleichzeitig aus dem Körper der Raupen hervor und verwandeln sich in Puppen. Ihre kleinen gelben Kokons, die beidseitig an den sterbenden Raupen hängen, werden im Volksmund fälschlich »Raupeneier« genannt.

Kann man mit Wespen gegen Ungeziefer vorgehen?

Ja, das kann man. Ähnlich wie viele Marienkäfer werden heute etwa 100 Schlupfwespenarten, darunter die winzigen Erzwespen der Gattung Trichogramma, in der biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Die Larven der Art Trichogramma minutum werden in Mehlmotteneiern gezüchtet und stehen so bei den ersten Anzeichen einer Schädlingsepidemie massenhaft zur Verfügung. In den USA wurde bereits Ende der 1970er Jahre täglich knapp eine Million dieser Wespen erzeugt. In den 1980er und 1990er Jahren hat man den Maiszünsler, einen Schadschmetterling, in mehreren europäischen Ländern mit Trichogramma evanescens zurückgedrängt. Diese Art wurde zugleich gegen die Kohleule wirksam eingesetzt, eine Schmetterlingsart, deren Raupen sich von Kohlpflanzen ernähren. Auch gegen Obst- und Weinschädlinge, zum Beispiel Schildläuse, setzt man Schlupfwespen ein.

Wussten Sie, dass …

das kleinste Insekt mit nur 0,2 mm Länge die Erzwespe Alaptus magnanimus ist?

Gallwespen früher tatsächlich eine gewisse wirtschaftliche Bedeutung hatten? Denn zahlreiche Gallen enthalten bis zu 65 % Gerbstoffe und wurden deshalb zum Gerben und Färben von Leder sowie zur Herstellung von Tinte genutzt.

Mücken und Fliegen: Grazile und gedrungene Zweiflügler

Was verbindet Fliegen und Mücken?

Fliegen und Mücken haben viele Gemeinsamkeiten: Beide Gattungen gehören zur Ordnung der Zweiflügler (Diptera). Sie kennzeichnet die Reduzierung der Hinterflügel zu Schwingkölbchen (sog. Halteren), die den Flug stabilisieren. Erwachsene Zweiflügler nehmen nur flüssige Nahrung zu sich, und zwar durch Stechrüssel – wie die Mücken und Bremsen – oder durch Tupfrüssel – wie die meisten Fliegen.

Bei vielen dieser Insekten haben die im Wasser oder Boden lebenden Larven keinerlei Ähnlichkeit mit den Vollinsekten, ja nicht einmal mit anderen Insektenlarven. Mücken und Fliegen durchlaufen eine vollkommene Verwandlung (Metamorphose). Während Mückenlarven gut ausgebildete Köpfchen haben, ist bei vielen Fliegenlarven der Kopf stark reduziert und Beine besitzen diese typischen Maden überhaupt nicht.

Tötet Spülmittel die Larven der Stechmücken?

Ja, problemlos! Im Frühjahr legen die Weibchen sog. Eischiffchen mit bis zu 400 Eiern auf die Wasseroberfläche. Auch die Larven hängen später an der Wasseroberfläche, und zwar mit dem Kopfende nach unten, da so die Tracheen am Hinterleibsende viel Luft enthalten. Insgesamt sind die Larven schwerer als Wasser und müssen sich mit dem Haarkranz an den hinteren Atemöffnungen in die Oberflächenspannung des Wassers »einklinken«, um nicht unterzugehen. Reduziert man diese Spannung, indem man – in einer Versuchsanordnung – nur einen kleinen Tropfen Spülmittel ins Wasser gibt, so sinken die Larven ab und ertrinken. Die sog. Blättchen am letzten Hinterleibsring, die man lange für Kiemen hielt, dienen offenbar nur der Salzaufnahme.

Was löst das Paarungsverhalten der Männchen aus?

Der Flugton der Weibchen. Die erwachsenen Männchen bilden Tanzschwärme. Fliegt eines der etwas größeren Weibchen in den Schwarm hinein, erkennen es die Männchen an seinem typischen Flugton, der – anders als der Ton bei den Männchen – ihre Fühler in Schwingung versetzt und das Paarungsverhalten auslöst. Man kann es sogar experimentell mit einer entsprechend gestimmten Stimmgabel in Gang setzen.

Übrigens: Die begatteten Weibchen der uns wohl am besten vertrauten Art, der Gemeinen Stechmücke (Culex pipiens), überwintern gerne in Wohnungen, während die Männchen im Herbst sterben.

Machen Stechmücken krank?

Manche schon! Stechmücken übertragen etwa 100 Typen von Viren, von denen viele Gehirnhautentzündung hervorrufen können. Die 50 Arten der Fieber- oder Gabelmücke Anopheles, deren lange Kiefertaster mit dem Stechrüssel eine Art Dreizack bilden, verbreiten die gefürchteten Plasmodien, die Malaria-Erreger. Man erkennt die Mücken an ihrer Sitzhaltung: Während etwa die Gemeine Stechmücke den Körper parallel zur Unterlage hält, spreizt die Fiebermücke den Hinterleib schräg ab. Sie ist keineswegs auf warme Länder beschränkt, sondern treibt zum Beispiel auch in unseren Großstädten ihr Unwesen. Wahrscheinlich verbreitet sie auch die Erreger der Kaninchen-Myxomatose.

Die Gelbfiebermücke (Aedes aegypti) aus Afrika, die neben Gelbfieber auch Denguefieber überträgt, hat sich in den ganzen Tropen und Subtropen ausgebreitet. Wahrscheinlich kam sie – einschließlich der Viren – gegen Ende des 16. Jahrhunderts mit Sklavenschiffen nach Amerika, wo später beim Bau des Panamakanals viele Arbeiter an Gelbfieber und Malaria starben.

Des Weiteren verbreiten einige Arten der Kriebelmücken den Knotenwurm (Onchocerca volvulus), der Bindegewebsknoten von der Größe eines Hühnereies hervorruft und in Lateinamerika und Afrika 20 Millionen Menschen befallen hat.

Auch die im Lebensbereich des Menschen heimischen Fliegen übertragen etliche Keime, wie etwa die Erreger der Ägyptischen Augenkrankheit, darüber hinaus weitere Bakterien sowie Wurmeier und Einzeller. Der Erreger der Schlafkrankheit, Trypanosoma brucei, lässt sich von den Blut saugenden afrikanischen Tsetsefliegen in neue Wirte – Menschen und Großsäuger – transportieren.

Vor welchen Mücken muss man sich noch in Acht nehmen?

Zum Beispiel vor den oft nur einen Millimeter kurzen Gnitzen aus der Familie der Ceratopogonidae, die ihre Köpfe teils tief in die Haut stecken und Quaddeln hervorrufen. Schmerzhaft sind auch die Stiche mancher Fliegen wie der metallisch glänzenden Bremsen (Familie Tabanidae). Die Weibchen vieler Arten sind in der Lage, sich trotz ihrer Größe (bis zu 27 Millimeter) völlig lautlos dem Opfer zu nähern.

Richtig gefährlich können hingegen die Stiche der etwas größeren und eher wie Fliegen aussehenden Kriebelmücken (Familie Simuliidae) sein: Im Falle eines »Massenangriffs« vermögen sie, bedingt durch den Blutverlust und den Schock, selbst Rinder und Büffel zu töten.

Wie unterscheiden sich Große und Kleine Stubenfliege?

Es gibt verschiedene Kriterien, die uns wohl am meisten vertrauten Vertreter der Echten Fliegen (Familie Muscidae) zu unterscheiden. Zunächst einmal die Größe: Während die ausgewachsene Große Stubenfliege (Musca domestica) etwa 7,5 Millimeter misst, kommt die Kleine Stubenfliege (Fannia canicularis) auf nur 5,5 Millimeter. Die beiden Arten lassen sich außerdem gut anhand ihrer Maden unterscheiden: Während die Maden der Kleinen Stubenfliege behaart sind, bleiben die Maden ihrer großen Vettern gänzlich kahl. Zum Dritten weisen beide Arten höchst verschiedene Reproduktionsraten auf. Innerhalb eines Jahres bringt die Kleine Stubenfliege höchstens vier Generationen hervor. Dagegen kann ein einziges überwintertes Weibchen der Großen Stubenfliege – da von der Eiablage bis zur Geschlechtsreife des Nachwuchses nur zwei Wochen vergehen – zwischen dem 15. April und dem 10. September eines Jahres rein rechnerisch für 5,6 Billionen Nachkommen verantwortlich zeichnen. Eine solche Menge Fliegen würde insgesamt 80 000 Tonnen wiegen!

Sind Schmeißfliegen gefährlich?

Das kommt auf die Art an: Unter den Schmeißfliegen (Familie Calliphoridae) gibt es harmlose Faulstofffresser wie die Blaue Schmeißfliege (Calliphora vomitoria), deren Maden sogar zur Wundreinigung und -heilung eingesetzt werden können. Daneben kennen wir aber auch gefährliche Parasiten, deren Larven sich in lebendem Gewebe entwickeln. So richtet die amerikanische Art Callitroga hominivorax im Gesicht eines befallenen Menschen grauenhafte Zerstörungen an.

Was kennzeichnet Schwebfliegen?

Schwebfliegen (Syrphidae), die mit etwa 5000 Arten eine der größten Fliegenfamilien bilden, weisen einige Gemeinsamkeiten auf:Obgleich häufig wespenähnlich schwarzgelb oder schwarzweiß gemustert, sind Schwebfliegen allesamt harmlos. Zudem profilieren sie sich als geschickte Flieger; mit ihren Flügeln schlagen sie bis zu 300-mal pro Sekunde und es gelingt ihnen dabei, schwirrend in der Luft zu stehen. Die emsigen Blütenbesucher sind vom Beginn des Frühlings bis zum Spätherbst unterwegs, um Nektar und Pollen aufzunehmen. Nicht zuletzt haben sie gemein, dass die Larven vieler Schwebfliegen bedeutende Blattlausvertilger sind: Beispielsweise vernichten die Larven der Gemeinen Gartenschwebfliege (Syrphus ribesii) im Laufe ihrer eine Woche bis zwei Wochen dauernden Entwicklung mehrere 100 Läuse, indem sie diese mit den Mundhaken aufspießen und dann aussaugen. Indes gibt es auch schädliche Arten wie die Große Narzissenfliege (Lampetia equestris), deren Larven Speise- und Blumenzwiebeln aushöhlen.

Gibt es Fliegenlarven mit Schnorchel?

Ja, die bizarre, bis zu 20 Millimeter lange Larve der Schlammfliege oder Mistbiene (Eristalis tenax) entwickelt sich in Faulschlamm oder Gülle, wobei sie einen Schnorchel zum Luftholen benutzt, der am Hinterleib sitzt. Durch Veränderung des Blutdrucks kann dieser Schnorchel bis zu vier Zentimeter weit ausgefahren werden und hat der Larve der Schlammfliege den Namen »Rattenschwanzlarve« eingetragen.

Gibt es lebendgebärende Fliegen?

Ja, und zwar bilden Fledermausfliegen (Familien Nycteribiidae und Streblidae) und Lausfliegen (Familie Hippoboscidae) die höchst bemerkenswerte Gruppe der sog. Pupipara. Wie diese Bezeichnung andeutet, gebären sie allesamt bereits verpuppungsreife Larven, anstatt Eier zu legen.

Wovon leben Lausfliegen?

Lausfliegen sind Parasiten, die weltweit vorkommen und sich am Blut der Säugetiere und Vögel, in deren Fell oder Gefieder sie leben, laben. An ihr Dasein als Parasiten sind Lausfliegen bestens angepasst. Die Hirschlausfliegen (Lipoptena cervi) zum Beispiel verlieren, sobald sie ihre Wirte – Hirsche, Rehe, Elche oder Wildschweine – angeflogen haben, ihre Flügel, die sie dann auch nicht mehr benötigen; die Schaflausfliege (Melophagus ovinus) hingegen ist von Anfang an flügellos, da sie auf einen neuen Wirt hinüberkrabbeln kann, sobald sich die Herde zusammendrängt.

Beide Lausfliegenarten können, sofern sich die Gelegenheit dazu ergibt, auf Menschen übergehen: Ihre Stiche verursachen dort nach ein bis zwei Tagen Quaddeln und Blasen. Die drei bis neun Millimeter langen Tiere haben eine ledrige Haut und sind äußerst robust, so dass ihre Wirte sie nicht zerquetschen können. Auch sonst ähneln sie mit ihren abgeplatteten Körpern und kräftigen Krallen eher Flöhen oder Läusen.

Wozu benötigt die Wiesenschnake ihre extrem langen Beine?

Die Wiesenschnake benötigt ihre extrem langen Beine, um beim Klettern im Gras selbst bei starkem Wind nicht den Halt zu verlieren, da sie sich an mehrere Halme klammern kann. Zugleich gereichen der Schnake die langen Beine nicht immer zum Vorteil, da sie auch Fressfeinden gute Angriffsflächen bietet. Allerdings kann die Wiesenschnake zur Not – wie der Weberknecht – das vom Beutetier erfasste Bein einfach abwerfen.

Wussten Sie, dass …

nur die Weibchen der Gemeinen Stechmücke stechen, die Männchen dagegen ganz harmlos sind?

der Name der Zuckmücken (Chironomidae) auf die charakteristischen Zuckbewegungen der verlängerten Vorderbeine zurückgeht?

Hämoglobin, also der gleiche Farbstoff, der auch das Blut des Menschen einfärbt, die Larven der Zuckmücke rot färbt?

Warum ist die Fruchtfliege der Genetiker liebstes Haustier?

Weil die Genetiker ihr viele Erkenntnisse zu verdanken haben. Die nur etwa zwei Millimeter lange Kleine Fruchtfliege (Drosophila melanogaster), auch Tau- oder Essigfliege genannt, wurde um 1907 von dem US-amerikanischen Biologen Thomas Hunt Morgan (1866–1945) als Forschungsobjekt eingeführt, um zu beweisen, dass die Erbinformation der Lebewesen, also ihre Gene, auf den Chromosomen lokalisiert ist – eine Wahl, die sich in der Folgezeit als ideal herausstellen sollte.

Die Kleine Fruchtfliege lässt sich leicht züchten. Sie ernährt sich von gärendem Obst, das im Labor durch zuckerhaltigen Brei ersetzt wird. Ihre hohe Vermehrungsrate und die schnelle Entwicklung bis zum fertigen Insekt – eine Generation benötigt nur rund zwei Wochen für ihre Entwicklung – sind überdies vorteilhaft. Außerdem treten bei Fruchtfliegen ungewöhnlich viele Mutationen auf, also zufällige Abweichungen im Erbgut des Nachwuchses. Auch die Tatsache, dass Drosophila melanogaster nur vier Chromosomenpaare besitzt, erwies sich für die Erforschung als hilfreich.

Wussten Sie, dass …

Fliegen, die sich bevorzugt im Lebensraum des Menschen aufhalten, synanthrop (griechisch: »mit dem Menschen«) genannt werden?

Fliegen, obwohl sie sich ständig putzen, über und über mit Bakterien bedeckt sind, die auch auf unseren Speisen und unserer Haut verteilt werden?

Fliegen durch diese Bakterien Typhus, Ruhr, Tuberkulose und viele weitere Krankheiten übertragen können?

Schmetterlinge: Zauberhafte Gaukler

Lassen sich Schmetterlinge in den Garten locken?

Ja, wenn man die richtigen Bedingungen schafft: Wer sich an Schmetterlingen im Garten erfreuen möchte, sollte dafür sorgen, dass den Nektar liebenden Flattertieren geeignete Blüten zur Verfügung stehen und ihre Raupen passende Futterpflanzen finden können.

Schmetterlinge bevorzugen Pflanzen mit eher engkronigen Einzelblüten, etwa Flockenblumen, Distelarten und Astern, Thymian, Wiesenschaumkraut oder die verschiedenen Fetthennenarten. Auch eingeführte Gewächse werden, so sie Nahrung zu bieten haben, gerne angeflogen, wie der bekannte Sommerflieder (Buddleja davidii). Die Raupen der Falter goutieren Gehölze heimischer Arten und wilde Ecken, in denen so ungeliebte Wildkräuter wie Quecke oder Brennnessel gedeihen können. Diese dienen nicht nur als Nahrungsgrundlage, sondern sie bieten auch Rückzugsräume, in denen sich die Raupen der Schmetterlinge ungestört entwickeln und auch überwintern können.

Sehen männliche und weibliche Schmetterlinge unterschiedlich aus?

Bei manchen Schmetterlingen kann man schon von weitem erkennen, ob es sich um ein Männchen oder ein Weibchen handelt.

So zeigen z. B. viele der Vogelfalter, die zur Familie der Ritterfalter (Papilionidae) gehören, einen ausgeprägten sog. Geschlechtsdimorphismus: Während die Männchen auffällig gelb, grün oder blau schillernde Muster auf samtschwarzem Grund tragen, sind die Weibchen oft größer, aber unscheinbar grau oder braun, mit hellen Flecken gezeichnet. Lange hielt man deshalb Männchen und Weibchen für unterschiedliche Arten.

Weshalb sind Schmetterlingsflügel bunt?

Die auffälligen Warn- und unauffälligen Tarnfarben der Schmetterlingsflügel sind teils auf Farbstoffe in den Schuppen oder in der Flügelhaut und teils auf die Lichtbrechung an den Strukturen der Schuppen (Schiller- oder Strukturfarben) zurückzuführen.

In den Schuppen erzeugen Carotine und Pterine rote, gelbe und weiße Farbtöne, Melanine in der Flügelhaut sorgen für Braun und Schwarz. Diese Stoffe werden von den Tieren entweder selbst hergestellt oder aus den verzehrten Pflanzen übernommen.

Schillerfarben entstehen dagegen durch die Brechung und Interferenz des einfallenden Lichts in den Schuppen, die aus mehreren durchsichtigen Lamellen aufgebaut sind. Wie ein Prisma spalten sie das weiße Tageslicht in Spektralfarben auf. Die einzelnen Strahlen werden zum Teil an der Grenzfläche zur folgenden Lamelle reflektiert, zum Teil dringen sie tiefer in die Schuppe ein und werden erst an einer der nächsten Lamellengrenzflächen zurückgeworfen. Die reflektierten Strahlen bestimmter Wellenlängen löschen sich gegenseitig aus, während sich andere verstärken. Welche Farbe das Licht hat, das die Schuppe schließlich wieder verlässt, hängt vom Einfallswinkel ab. So kommt es, dass z. B. die Flügel eines Uraniafalters je nach Stellung in unterschiedlichen Farben schillern.

Gehen Schmetterlinge auf Wanderschaft?

Einige schon, und es erstaunt immer wieder, dass diese zarten, zerbrechlich wirkenden Insekten so große Distanzen überwinden, um ähnlich wie die Zugvögel der Sonne zu folgen. So ziehen Distelfalter, Admirale, Totenkopfschwärmer und Gamma-Eulen jeden Sommer vom Mittelmeer nach Mitteleuropa. Das Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum) etwa, ein Schwärmer mit ausgezeichnetem Flugvermögen, reist im Mai mit etwa 50 km/h von Italien über die Alpen und Deutschland nach Schweden: Es legt mithin eine Strecke von rund 2000 km zurück!

Berühmt für ihre Leistungsfähigkeit sind die Monarchfalter (Danaus plexippus): Von Mexiko und der Südwestküste der USA aus wandern sie alljährlich im Frühjahr nach Nordosten und im Herbst zurück. Bis zu 4800 km legen sie auf ihrer Reise zurück, am Tag also rund 130 km. Oft suchen sie eine günstige Windströmung, wobei sie bis in 1000 m Höhe aufsteigen können, und lassen sich energiesparend treiben.

Sterben die Schmetterlinge bei uns wirklich aus?

Aufgrund der Zerstörung ihres natürlichen Lebensraums werden Schmetterlinge bei uns tatsächlich immer seltener. Trotzdem kann man auch hierzulande immer noch einige der bezaubernden »Sommervögel« beobachten.

Zu den schönsten einheimischen Tagfaltern zählt der Schwalbenschwanz (Papilio machaon) aus der Familie der Ritterfalter, der in zwei, im Süden sogar in drei Generationen pro Jahr fliegt. Er vermag eine Spannweite von bis über sieben Zentimeter vorweisen, ist gelbschwarz gefärbt und verfügt über blaue Streifen und rote Augen auf den Hinterflügeln, die, ebenso wie bei seinen tropischen Verwandten, verlängert sind. Die zebraartig gestreiften Raupen, die auf Doldenblütlern wie Dill, Kümmel und Möhren sitzen, haben eine ausstülpbare rötliche Nackengabel, mit der sie Vögel abschrecken. Außerdem scheiden sie über dieses Organ überschüssige ätherische Öle ab, die sie mit ihren Futterpflanzen aufnehmen. Auch Weißlinge können wir bei uns antreffen. Viele von ihnen zeigen einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus. So sind die Männchen des Zitronenfalters (Gonepteryx rhamni) – wie der Name bereits nahelegt – zitronengelb, die Weibchen hingegen fast weiß. Voll entwickelte Zitronenfalter sind äußerst robust und langlebig: Bald nach dem Schlüpfen legen sie im Sommer eine Ruhepause ein; im Herbst werden sie wieder aktiv. Im Winter hängen sie reglos an Zweigen; dort kann auch scharfer Frost ihnen nichts anhaben.

Welche Schmetterlinge suchen die Nähe des Menschen?

Zwei bei uns häufig vorkommende Arten sind als Kulturfolger bekannt. Sie gehören zu der großen Familie der Fleckenfalter und werden nach ihrer Überwinterung schon früh im Jahr aktiv, sobald die Sonne sie wärmt: das Tagpfauenauge (Inachis io) und der Kleine Fuchs (Aglais urticae). Die Raupen beider Arten leben in zwei Generationen (Mai bis Juni sowie Juli bis August) und fressen Brennnesselblätter.

Wie finden Schmetterlinge ihre Partner?

Über bestimmte Duftstoffe. Ähnlich wie bei vielen Mücken sind die Fühler männlicher Schmetterlinge oft deutlich stärker gefiedert als die der Weibchen. Hier sitzt der Geruchssinn, der dafür Sorge trägt, dass die Paarungsbereiten zusammenfinden. Für das Anlocken der Männchen sind die Weibchen zuständig: Sie tragen am Hinterleibsende Drüsen, die einen Lockstoff ausscheiden, ein Pheromon. Oft finden sich in der Nähe der Drüsen auch Haare oder sog. Duftschuppen, deren große Oberfläche die Ausbreitung des Signalstoffs noch unterstützt.

Übrigens: Der Sexuallockstoff des Seidenspinners (Bombyx mori), das Bombykol, konnte bereits 1959 isoliert werden. Ein Seidenspinnermännchen, das diese Substanz riecht, fliegt zunächst gegen den Wind, um der Quelle näher zu kommen, und folgt dann dem stärker werdenden Duft, bis es das Weibchen gefunden hat.

Gibt es bei den Schmetterlingen »Spinner« und »Spanner«?

Ja. Die Spinner gehören zu unterschiedlichen Schmetterlingsfamilien, während die Spanner eine eigene Familie bilden.

Alle Spinner zeichnen sich vor allem durch die kunstvollen Gebilde aus, in die sich die Raupen bei ihrer Verpuppung einweben. Neben den Assel- und Trägspinnern, Zahn- und Prozessionsspinnern sowie den Echten Spinnern zählen die Augenspinner (Familie Saturniidae) dazu, die uns vor allem durch das Kleine Nachtpfauenauge (Eudia pavonia) vertraut sind. Wie die Tagpfauenaugen tragen sie auf jedem Flügel ein Auge. Die anfangs schwarzen und geselligen, später grasgrünen und solitär lebenden Raupen verpuppen sich in birnenförmigen Kokons, die mit einer Ausschlupfreuse aus elastischen Fäden versehen sind, durch die zwar der Schmetterling hinaus-, aber kein Feind hineingelangen kann.

Die Spanner oder Geometridae (»Landvermesser«) sind mit rund 15 000 Arten eine der größten Schmetterlingsfamilien. Sie verdanken ihren Familiennamen der charakteristischen Fortbewegung ihrer Raupen, die außer den drei Brustbeinpaaren nur zwei Beinpaare am Ende des Hinterleibs haben: die Bauchbeine und die sog. Nachschieber. Diese lösen sie zunächst vom Boden und ziehen sie dicht an die Brustbeine heran, dann heben sie die Brustbeine vom Boden ab, strecken ihr Vorderende weit nach vorne und setzen die Brustbeine wieder auf. Oft sind die Raupen holzfarben und mit kleinen, wie Blattknospen wirkenden Warzen überzogen. Wenn sie in gestreckter Haltung, nur mit den Bauchbeinen und Nachschiebern an den Untergrund geklammert, völlig bewegungslos verharren, wirken sie ganz wie ein Zweig.

Warum fliegen manche Schmetterlinge nachts?

Spanner, Spinner, Eulen und Schwärmer haben sogar ein sehr reges Nachtleben, denn sie alle zählen zu den nachtaktiven Schmetterlingen. Schwärmer (Familie Sphingidae) sind ausgezeichnete Flieger, deren Flügel so schnell schlagen, dass man oft nur ein unscharfes Wölkchen sieht und ein Brummen hört. Wie Hubschrauber können sie in der Luft stehen und dank ihrer sehr langen Saugrüssel – der Rekord liegt bei 28 Zentimetern – brauchen sie sich zur Nektaraufnahme gar nicht erst auf den Blüten niederzulassen. Denn dort lauern viele Räuber wie etwa die gut getarnten Krabbenspinnen.

Zu den markantesten Schwärmern zählt der Totenkopf (Acherontia atropos), der eine Flügelspannweite von zwölf Zentimetern erreicht. Namengebendes Kennzeichen ist ein totenkopfähnliches Muster, das er auf dem Rücken des Brustabschnitts trägt. Er liebt die Wärme und ist deshalb bevorzugt in Nordafrika und Südeuropa zu finden, wandert aber im Sommer auch in Mitteleuropa ein. Sein Rüssel ist auffallend kurz und kräftig, denn der Falter saugt nicht an Blüten, sondern sticht Bienenwaben an, um Honig zu stehlen. Damit die Arbeiterinnen nicht über ihn herfallen, stößt er angriffshemmende Zirplaute aus. Dennoch endet sein Raubzug oft tödlich, wenn er den Ausgang nicht mehr findet und schließlich der Übermacht der Bienen erliegt: Sie töten ihn durch Stiche und überziehen seinen Körper mit Wachs. Seine leuchtend gelben, bläulich gestreiften Raupen leben auf Nachtschattengewächsen wie Tollkirschen und Kartoffeln.

Wozu dienen die »Au- gen« von Pfauenaugen?

Zur Abschreckung. Abendpfauenauge (Smerinthus ocellata) und Tagpfauenauge (Inachis io) zeigen beide eine Schreckfärbung auf den Hinterflügeln. Diese wird, wenn die Flügel in Ruheposition aufgeklappt sind, sichtbar und erinnert Vögel anscheinend an kleine Raubtiere.

Übrigens: Anders als der Name andeutet, fliegt das Abendpfauenauge bis in die Morgendämmerung hinein, vor allem in Wäldern und Gärten.

Warum geben manche Schmetterlinge vor, jemand anders zu sein?

Weil sie so entweder die Partner anlocken oder ihre Feinde täuschen können. Die Nachahmung der Signale eines unbekömmlichen oder giftigen Lebewesens durch ein nicht näher mit ihm verwandtes Tier als Schutz vor Fressfeinden wird als Bates'sche Mimikry bezeichnet. Berühmt ist der Fall des Afrikanischen Schwalbenschwanzes (Papilio dardanus), dessen Männchen im ganzen Verbreitungsgebiet ähnlich aussehen, während sich die Weibchen gleich an mehrere andere Schmetterlinge angeglichen haben. Von Müller'scher Mimikry spricht man, wenn mehrere ungenießbare Arten ein ähnliches Warnkleid hervorbringen. Man kann nicht eindeutig sagen, wer dabei wen nachahmt – die Abschreckung der Fressfeinde durch grelle Muster scheint im Team einfach effektiver zu sein.

Wussten Sie, dass …

die Flügelspannweiten bei Schmetterlingen von unter zwei Millimetern bei einem Vertreter der Zwergmotten (Familie Nepticulidae) bis zu etwa 35 Zentimeter bei dem Südamerikanischen Eulenfalter (Thysania agrippina) reichen?

der in Neuguinea heimische Herkulesspinner (Coscinocera hercules) mit 350 Quadratzentimetern bei 25 Zentimetern Spannweite die größte Flügeloberfläche hat?

Wussten Sie, dass …

die Einteilung der Schmetterlinge in Tag- und Nachtfalter nicht unproblematisch ist, da viele sog. Nachtfalter auch tagsüber aktiv sind und manche Tagfalter auch nachts fliegen?

die Schmetterlinge auch Schädlinge hervorbringen, wie z. B. Zünsler oder Motten?

schwarze Birkenspanner im Zeitalter der Industrialisierung besser an die rußgeschwärzten Birkenstämme angepasst waren und somit gegenüber ihren weißen Artgenossen im Vorteil waren?

Spuckt der Seidenspinner Seide?

So könnte man es formulieren. Dieser kostbare Stoff, je nach Webart auch als Satin, Brokat, Organza, Taft oder Chiffon bezeichnet, ist im Grunde Insektenspeichel – genauer: ein Speicheldrüsensekret der Raupe des Chinesischen Maulbeerseidenspinners (Bombyx mori). Zwar stellen alle Raupen Seide her, aber nur die Kokons, in denen sich diese Art verpuppt, werden in großem Stil wirtschaftlich genutzt. Die Fäden, von denen die Tiere etwa 15 Zentimeter pro Minute erzeugen, bestehen aus einem Fibroinkern und einer klebrigen Hülle aus Sericin, die durch Kochen entfernt wird, um der Seide ihren Glanz zu verleihen.

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