wissen.de Artikel

Sternenhimmel im Juni 2025 – Sommersonnenwende, Planetenpaar und „außerirdische“ Wolken

Mit dem Juni beginnt auch astronomisch der Sommer – die Sommersonnenwende leitet ihn ein. Aber trotz der kurzen Nächte gibt es auch am Nachthimmel einiges zu sehen. So haben sich Mars und Venus die Nacht aufgeteilt, der Vollmond begegnet dem hellen Stern Antares und auch ein Rendezvous von Mars und dem Stern Regulus bietet einen sehenswerten Anblick. Außerdem können wir jetzt besonders gut das Phänomen der leuchtenden Nachtwolken beobachten.
SSC/ Planetarium Hamburg, 04.06.2025

iStock.com, alekseystemmer

Im Juni zieht auf der Nordhalbkugel endlich der Sommer ein. Passend dazu erwarten uns die längsten Tage des Jahres: Zwischen 16 und 17 Stunden steht die Sonne in unseren Breitengraden über dem Horizont. Wer an lauen Sommerabenden im Garten oder auf dem Balkon entspannt, muss erst zu später Stunde das Licht anknipsen. Das macht es Himmelsguckern jedoch auch schwieriger, Planeten und Sterne am Nachthimmel zu beobachten.

Sommersonnenwende: Der astronomische Sommer beginnt

Am 21. Juni beginnt mit der Sommersonnenwende der astronomische Sommer: Der Tag markiert den Zeitpunkt, an dem die Nordhalbkugel am weitesten gegenüber dem Himmelsäquator geneigt ist – unsere Halbkugel ist dadurch der Sonne maximal zugekehrt.  Die eigentliche Sonnenwende ereignet sich dabei um 04:45 Uhr nachts unserer Zeit – wenn es bei uns gerade erst zu dämmern beginnt.  „Manch einer mag sich nun fragen, wie das zu dieser Uhrzeit möglich sein kann. Doch die Position der Sonne zum Himmelsäquator ist unabhängig von ihrem Stand über oder unter dem Horizont“, erklärt Björn Voss, Direktor des Planetarium Hamburg.

„Beim Himmelsäquator handelt es sich nur um die Projektion des Erdäquators auf eine erdachte Himmelskugel, die unsere Erde umgibt. Auf diese können wir alle Himmelskörper übertragen – so auch die Bewegung des Mondes, die Position der Sterne und den scheinbaren Lauf unserer Sonne“, so Voss weiter. Zur Sommersonnenwende steht die Sonne um die Mittagszeit so hoch am Himmel wie das ganze Jahr nicht und wir erleben den längsten Tag sowie die kürzeste Nacht des Jahres. In der Nordpolarregion wird es die ganze Nacht nicht dunkel.

In den skandinavischen und baltischen Ländern wird am Tag der Sommersonnenwende das Mittsommerfest gefeiert. Aber auch in Polen, der Slowakei und Spanien gibt es ähnliche Feste. Sie gehen bis auf vorchristliche Zeiten zurück, in denen die Sonne eine wichtige Rolle auch für Religion und Rituale spielte. Nach der Sommersonnenwende werden die Tage allmählich kürzer, da die Sonne mit jedem Tag etwas früher unter- und später aufgeht. Die hellen Stunden des Tages werden aber bis zum Herbstanfang weiterhin die dunklen übertreffen.

Zwei ferne Sterne und der volle Mond

Am 6. Juni lenkt der Mond unseren Blick zu einem besonders hellen Himmelsobjekt: Spica, dem Hauptstern des Sternenbilds Jungfrau. Er ist zwar 250 Lichtjahre von der Erde entfernt, strahlt jedoch 22.500-mal mehr Energie als unsere Sonne ab. Doch wir können mit Antares, dem hellsten Stern im Sternbild Skorpion, auch einen noch ferneren, aber prominent leuchtenden Stern beobachten.

„Antares befindet sich sogar noch weiter von der Erde entfernt, nämlich 550 Lichtjahre. Er ist zwölfmal massereicher als unsere Sonne“, erklärt Voss. „Wäre er unser Tagesgestirn, hätte er Merkur, Venus, Erde und Mars längst verschlungen. Aufgrund des großen Abstands zu unserem Planeten besteht aber keinerlei Gefahr, wir sehen von ihm nur sein beeindruckendes rötliches Licht.“

In der Nacht auf den 11. Juni leuchtet der helle Junivollmond direkt links neben dem rötlichen Antares. „Gegen ein Uhr nachts bietet sich uns der wohl schönste Himmelsanblick des Monats“, sagt der Astrophysiker. „Denn dann ist die maximale Dunkelheit der hellen Sommernächte erreicht und die beiden Himmelskörper haben gemeinsam einen markanten Auftritt.“

Mars am Abend und Venus am Morgen

Unter den Planeten teilen sich Mars und Venus die Nacht auf: Mars leuchtet am Abend schon direkt nach Sonnenuntergang als rötlicher Lichtpunkt im Westen. Er ist zwar nicht mehr so hell wie noch vor einigen Monaten, aber dennoch wegen seiner rötlichen Farbe kaum zu übersehen. Am 17. Juni können wir eine besonders schöne Paarung beobachten: Mars steht dann nahe am Regulus, dem Hauptstern des Sternbilds Löwe.

Die Venus begleitet dagegen momentan Nachteulen und extreme Frühaufsteher als prächtiger Morgenstern. Sie geht um kurz nach halb vier im Osten auf. „Am 22. Juni bildet sie gemeinsam mit dem zierlichen Sichelmond, der direkt über ihr leuchtet, ein malerisches Duo in der Morgendämmerung“, erklärt Voss. „Gemeinsam begrüßen sie den noch jungen Sommer.“ Am Anfang des Junis steht auch der Ringplanet Saturn abends unweit der hellen Venus am östlichen Horizont. Er steigt mit der Zeit immer höher auf und wird dann immer länger und deutlicher sichtbar.

Mitte des Monats zeigt sich auch der sonnennächste Planet Merkur zum zweiten, aber letzten Mal in diesem Jahr. Dazu können Planetengucker in der dritten Juniwoche in Richtung Nordwesten blicken, greifen aber am besten zu Fernglas oder Teleskop. Je weiter südlich auf der Erde wir uns befinden, desto einfacher können wir den Merkur erspähen. Der normalerweise prominente Gasriese Jupiter ist erst ab Mitte Juli wieder zu sehen.

Leuchtende Nachtwolken
Leuchtende Nachtwolken

„Außerirdische“ Silberwolken

In den Wochen um die Sommersonnenwende können wir ein weiteres leuchtendes Himmelsschauspiel sehen. Sinkt die Sonne zwischen sechs und 16 Grad unter den Horizont, schimmern mit etwas Glück silbrigweiße Wolken am Nachthimmel. Das ist vor allem im Norden Deutschlands der Fall, im Süden sind die Sichtbedingungen eingeschränkter. Am besten zu sehen sind diese nachtleuchtenden Wolken zwischen 22 und 23 Uhr oder wieder ab drei Uhr nachts.

Diese leuchtenden Nachtwolken bestehen aus Eiskristallen und schweben in der Mesopause unserer Atmosphäre in rund 80 Kilometer Höhe. Deswegen erfassen die Strahlen der schon untergegangenen Sonne sie auch dann noch, wenn diese unter den Horizont gesunken ist, oder kurz bevor sie wieder aufgeht. Die Eiskristalle brechen und reflektieren das Sonnenlicht und sorgen so für den silbrigen Schimmer.

„In der Mesopause verglühen auch kosmische Staubpartikel ferner Kometen und Asteroiden zu Sternschnuppen“, erklärt Voss. „Und dieser außerirdische Staub ist es, der in dieser Höhe einen großen Teil der Kondensationskeime für das Entstehen der nachtleuchtenden Wolken liefert – ähnlich wie die rein irdischen Staubpartikel in der Troposphäre. Mit ein wenig Fantasie sehen wir also ‚außerirdische‘ Wolken. Wir entdecken sie noch bis in den Juli hinein tief am Nord-Horizont.“

Weitere Artikel aus dem Vornamenlexikon