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Die Erfindung des Teleskops

Es gibt Erfindungen, bei denen man sich wundert, dass nicht schon viel früher jemand darauf gekommen ist. Eine davon ist das Teleskop.
von Dr. Dirk Soltau, Astrophysiker am Kiepenheuer-Institut für Sonnenphysik in Freiburg

Die überfällige Erfindung

Das Wort Teleskop kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Ein Ding, mit dem man in die Ferne schauen kann“. Und eigentlich hätte jemand schon vor tausend Jahren auf die Idee kommen können, ein solches Fernrohr zu bauen, denn man braucht im Prinzip nur zwei Linsen dazu. Und die ersten Glaslinsen gab es schon vor tausend Jahren in China. Linsen stellte man her, um Menschen, die schlecht sahen, zu helfen.

Es gibt zwei Arten von Linsen: Die einen sind in der Mitte dicker als am Rand, und die anderen sind in der Mitte dünner. Die, die in der Mitte dicker sind, helfen Menschen, wenn sie in der Nähe nicht mehr gut sehen, und die man daher weitsichtig nennt. Diese Linsen – sie heißen Sammellinsen, da sie das Licht in ihrem Brennpunkt sammeln – sind zum Beispiel in Lesebrillen von älteren Menschen zu finden.

Menschen, die kurzsichtig sind, brauchen die Linsen, die in der Mitte dünner sind, und die Zerstreuungslinsen genannt werden. Da sie das Licht zerstreuen, können sie auch nicht als Brennglas oder Lupe verwendet werden.

Und jetzt kommt das Erstaunliche: Obwohl in Europa schon seit dem 13. Jahrhundert Brillen hergestellt wurden, bei denen die Linsen bekanntlich nebeneinander montiert sind, hat man erst um das Jahr 1600 in Holland angefangen, einmal auszuprobieren, was passiert, wenn man Linsen hintereinander stellt.

Und irgendwann muss es jemand in einer kleinen Brillenmacher-Werkstatt gemerkt haben: Wenn ich die Brille eines stark kurzsichtigen Menschen auf der Nase habe, und ich halte eine Linse aus einer Lesebrille am ausgestreckten Arm vor mich, dann erscheinen weit entfernte Gegenstände näher, als wenn ich sie ohne diese Kombination aus Zerstreuungslinse und Sammellinse betrachte.

Nun erfordert es noch ein wenig Geschicklichkeit, um die Sammellinse in einer Röhre aus Holz, Pappe oder steifem Leder in der richtigen Entfernung von der Zerstreuungslinse zu montieren. Und fertig ist die Fernröhre.

Dieses geschah vor ziemlich genau 400 Jahren, und diese nette Erfindung konnte man im Sommer 1608 auf der Messe in Frankfurt am Main kaufen. Hans Lippershey, ein aus Wesel stammender holländischer Brillenmacher, erhoffte sich von seiner Erfindung ein gutes Geschäft. Doch manchmal reicht es nicht, eine Erfindung zu machen, man muss mit dem Gerät auch etwas Aufsehen Erregendes tun.

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