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Höhenstufen der Vegetation: Vom Tal zum Gipfel
Wie verändert sich die Vegetation mit der Höhe?
Dichte Wälder werden von einzelnen Bäumen abgelöst, die noch weiter oben Wiesen und Zwergsträuchern Platz machen. In der spärlich bewachsenen Fels- und Schuttlandschaft kurz unterhalb der Schneegrenze trotzen nur noch wenige Arten den Unbilden der Witterung, und im ewigen Eis kann fast keine Pflanze mehr gedeihen. Ursache für die zunehmend lebensfeindlichen Bedingungen ist u. a. die Temperatur, die mit wachsender Höhe abnimmt, aber auch der häufigere Niederschlag und der steigende Wind spielen eine Rolle. Ähnlich wie man die Erdkugel in Klimazonen unterteilt hat, unterscheidet man auch bei Gebirgen verschiedene Höhenzonen, die unterschiedliche Vegetation und klimatische Verhältnisse aufweisen.
Wie schnell kommt man von einer Klimazone zur anderen?
Im Gebirge werden Klimabereiche schneller durchschritten als in der Ebene; um beispielsweise eine Klimazone, die dem Temperaturbereich von 1 °C entspricht, zu durchqueren, benötigt man in Mitteleuropa fünf Tage, im Gebirge genügen 20 Minuten.
So wie die Temperaturen vom Äquator zu den Polen durch den abnehmenden Einfallswinkel der Sonnenstrahlen immer weiter abfallen, sinken die Celsiusgrade im Gebirge mit zunehmender Höhe. Die tropischen Hochgebirge umfassen mit ihren Höhenstufen fast alle Klimate der Erde, vom tropischen Klima am Fuß bis zum polaren Eisklima an den Gipfeln. In den Anden findet man alles: vom tropischen Regenwald bis zur Eiswüste.
Wie heißen die Höhenstufen der Alpen?
Die Basis der außertropischen Gebirge beginnt mit der Höhenstufe, die der herrschenden Klima- bzw. Vegetationszone entspricht – im Fall der Alpen mit den kühlgemäßigten Laubwäldern bis in 400 m Höhe. Der niedrigsten Höhenstufe, der collinen Stufe oder Hügelstufe, folgt die Bergstufe oder montane Stufe. Sie reicht bis in 1500 m Höhe und wird durch Nadelwälder geprägt. In ihrem unteren Abschnitt wächst Laub-Nadel-Mischwald. Heute dienen weite Bereiche dieses Abschnitts der Landwirtschaft, der obere Teil wird von der Forstwirtschaft genutzt.
Mit der Waldgrenze setzt in etwa 1500 m Höhe die subalpine Stufe an, in der Strauch- und Zwergstrauchgesellschaften verbreitet sind. Sie wird wie die alpine, baum- und strauchfreie Stufe oberhalb der Baumgrenze (1900–2200 m) heute meist als Almweide genutzt. In 2500–2600 m Höhe beginnt die subnivale Stufe. Hier können sich nur noch niedrige Polsterpflanzen, Moose und Flechten behaupten. Die oberste Stufe, die nivale Stufe, erstreckt sich oberhalb der Schneegrenze. Hier fällt im Jahresdurchschnitt mehr Schnee als im Sommer abtauen kann, es ist die Zone des ewigen Eises.
Wächst in den Anden auch Kakao?
Ja, aber nur in der untersten Höhenstufe, der Tierra caliente (warmes Land). Sie reicht bis 1000 m und wird vom tropischen Regenwald eingenommen. Bei Jahresdurchschnittstemperaturen von 22–28 °C werden Kakao, Bananen, Kaffee, Baumwolle, Zuckerrohr und Mais angebaut. Insgesamt umfassen die Anden fünf Höhenstufen, die sich durch dort angebaute Produkte charakterisieren lassen.
In der Tierra templada (gemäßigtes Land) herrschen Jahresdurchschnittstemperaturen von 17–23 °C. Diese Zone der tropischen Bergwälder reicht bis in 2000 m Höhe. Mit Ausnahme des kälteempfindlichen Kakaos werden dort die gleichen Kulturpflanzen wie in der Tierra caliente angebaut.
Die nächste, von 2000–3200 m reichende Höhenstufe bildet die Tierra fría (kaltes Land). In dieser Zone wächst ein immergrüner Höhen- oder Nebelwald, die Jahresdurchschnittstemperaturen liegen bei 10–17 °C. Als Feldfrüchte dominieren Weizen, Gerste und Kartoffeln. Die sich anschließende Tierra helada (eisiges Land) erstreckt sich bis in 4500 m Höhe. In ihr liegen die mittleren Jahrestemperaturen bei etwa 0–10 °C. Hier wachsen Polsterpflanzen und Gräser des sog. Páramo. Für den landwirtschaftlichen Anbau ist es nun zu kalt. Oberhalb von 4500 m erstreckt sich mit der Tierra nevada (Schneeland) die Zone ewigen Eises, die mittlere Jahrestemperatur liegt hier unter 0 °C.
Wussten Sie, dass …
Heidekraut mehrere Meter hoch werden kann? In den trockenen ostafrikanischen Gebirgen wachsen auf der subalpinen Stufe sog. Baumheiden.
in der alpinen Stufe die Pflanzen Polster bilden? Der Polsterwuchs bietet dem scharfen, kalten Wind nur eine geringe Angriffsfläche.
an den Polen die Schneegrenze auf Meereshöhe liegt? In den Alpen klettert sie auf 2600–3200 m, am Äquator auf 5000 m. Bei großer Trockenheit wie in Tibet liegt sie auf über 6000 m.
Wann ist ein Baum ein Baum?
Um eine Baumgrenze festzulegen, muss zunächst Einigkeit darüber bestehen, welche Kriterien ein Baum erfüllen muss, um als solcher zu gelten. Leider sind sich die Wissenschaftler nicht einig, deshalb gibt es eine Vielzahl von Definitionen. Bäume und Sträucher gehören zu den Gehölzpflanzen. Die Fähigkeit, an den Zweigen und am Stamm zu verholzen, verleiht ihnen die nötige Festigkeit, um eine gewisse Größe zu erreichen. Während Sträucher viele mehr oder weniger gleichstarke Äste an der Basis ausbilden und etwas kleiner bleiben, haben Bäume einen Haupttrieb, den Stamm, mit einer Krone.
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