Wissensbibliothek
Che Guevara: Gegen die Ausbeutung der Dritten Welt
Wie kam der Argentinier Ernesto Che Guevara zur Kubanischen Revolution?
Aus politischer Überzeugung. Der 1928 in Argentinien geborene Guevara, der 1953 sein Medizinstudium in Buenos Aires mit der Promotion abgeschlossen hatte, wollte eigentlich Lepraarzt werden. Auf einer Reise, die ihn quer durch Südamerika führte, kam er jedoch mit dem Elend der Bevölkerung seines Kontinents in Berührung. Für die Unterentwicklung und die schlechten Lebensbedingungen war seiner Ansicht nach die Politik diktatorischer Regime wesentlich verantwortlich, denen es vor allem um die Sicherung der Macht und des Reichtums der Oberschicht ging.
Und er war sich sicher: Diese Diktaturen konnten nur mit militärischer Gewalt gestürzt werden. »Der Guerillero handelt gewalttätig, nicht aus Gewinnsucht, sondern aus moralischer Notwendigkeit. Gewalt zu üben schließt beim Guerillero immer auch die Bereitschaft zum Selbstopfer des eigenen Lebens mit ein«, so lautete die feste Überzeugung Guevaras.
In Mexiko lernte er 1955 den dort im Exil lebenden Kubaner Fidel Castro kennen. Guevara schloss sich dessen Guerilla als Arzt an und setzte 1956 mit 80 Kämpfern nach Kuba über, um das auf der Insel herrschende Batista-Regime zu stürzen. Nach zweijährigem zähen Kampf, im Verlauf dessen Guevara sein außerordentliches taktisches Geschick unter Beweis stellte, gelang im Januar 1959 die Vertreibung von Batista.
Die Kubanische Revolution galt Che Guevara dabei als Muster für weitere zukünftige Revolutionen in Lateinamerika.
Was wurde aus seiner permanenten Revolution?
Guevaras Glaube an die »permanente Revolution« in Südamerika und Afrika wurde nur von ganz wenigen geteilt. In Kuba nahm Guevara unter Castro nach der Absetzung des Batista-Regimes nicht nur hochrangige politische Ämter ein, er entwickelte in seinen Büchern auch Theorien zur bewaffneten Guerilla. Denn der ungeduldige Rebell wollte seine Ideen konsequent umsetzen und als radikaler Kämpfer für die Sache der Ärmsten agieren.
Im Juni 1965 reiste er deshalb nach Afrika, musste aber im Kongo erkennen, dass in afrikanischen Ländern kaum eine Möglichkeit zum Umsturz bestand. In Kuba fühlte er sich zunehmend isoliert, der zwischen Moskau und Peking lavierende Castro folgte ihm ideologisch nicht mehr. Weder die Sowjetunion noch China wollten eine Ausweitung der Kubanischen Revolution auf ganz Südamerika oder nach Afrika riskieren.
Gab der Revolutionär den Kampf auf?
Nein, er verzichtete zwar auf Ministerposten und die kubanische Staatsbürgerschaft, aber er wollte nun Bolivien, das ärmste Land Südamerikas, zum Zentrum der Guerillabewegung machen. Ab 1963 wurden südlich von Santa Cruz Guerillagebiete erkundet. Verkleidet reiste er im November 1966 nach La Paz. Doch seine kleine revolutionäre Gruppe fand nur schwache Unterstützung bei der bolivianischen KP, sie kämpfte unter ungünstigen klimatisch-geografischen Bedingungen und war überdies hinsichtlich der Ausrüstung dem Gegner unterlegen.
Bei einem Übungsmarsch zeigte sich überdies, wie desinteressiert die Landbevölkerung war. Auch wenn Guevara mit seinen Leuten durchaus militärische Erfolge hatte, wurde die Übermacht der Regierungstruppen schnell offenkundig. In der Churo-Schlucht eingekesselt, wurde Guevara verletzt und gefangen genommen, in einem kleinen Schulhaus in Higuera verhört und am 9. Oktober 1967 auf persönlichen Befehl des bolivianischen Präsidenten Barrientos von einem Feldwebel mit mehreren Schüssen getötet.
Was macht Che zum Idol der linken Jugend?
Die utopische Kraft seiner Ideen wirkte fort. Vielen galt Guevara als Symbol eines revolutionären Aufbruchs, das letztliche Scheitern konnte seiner ikonenhaften Popularität nichts anhaben. Im Rückblick wird deutlich, dass Guevara seine Möglichkeiten überschätzt hatte, dass seine Vorstellungen an der Realität vorbeigingen. Der weltweite Mythos blieb aber auch 30 Jahre nach seinem Tod lebendig, was sich anlässlich der Überführung seiner in Bolivien aufgefundenen sterblichen Überreste nach Kuba im Jahr 1997 zeigte.
Wussten Sie, dass …
Guevaras Spitzname »Che« auf das häufig von Argentiniern in die Rede eingeflochtene, gleich lautende Füllwort zurückgeht, das in etwa mit einem deutschen »He!« zu vergleichen ist?
Che Guevara Zeit seines Lebens an schweren Asthmaanfällen litt, was für seinen Kampf im Untergrund eine erhebliche Belastung darstellte?
Bei der Wasserkraft den Bogen raus
Mehr Strom aus Wasserkraft: Unter anderem damit will die Schweiz die Klimaneutralität erreichen. Bestehende Staumauern sollen dazu ausgebaut, neue Mauern hochgezogen werden. Dafür nutzen die Ingenieure aufwendige Techniken. von CHRISTIAN BERNHART Staumauern sind imposante, aus Beton gegossene Bauwerke, die Täler überspannen und...
Warum das Wollnashorn verschwand
Was geschah mit den gehörnten Zottel-Kolossen? Eine Studie wirft neues Licht auf die Ursachen des Aussterbens der Wollnashörner am Ende der letzten Eiszeit. Die Rekonstruktion ihrer Populationsgeschichte legt nahe, dass eine Kombination aus klimabedingter Lebensraumfragmentierung und geringer, aber anhaltender Bejagung durch den...