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Vor 115 Jahren: Erste Fluggesellschaft der Welt gegründet

Vor 115 Jahren, am 16. November 1909, wurde die DELAG gegründet – die erste Fluggesellschaft der Welt. Sie leitete eine neue Ära der Luftfahrt ein und brachte Passagiere zum ersten Mal kommerziell in die Lüfte. Aber wie sah eine Reise mit der ersten Fluggesellschaft aus? Wo flog sie hin? Und gibt es die DELAG immer noch?
SSC, 15.11.2024
LZ 127 "Graf Zeppelin" bei der Landung

Fast auf den Tag genau vor 115 Jahren, am 16. November 1909, ist die erste Fluggesellschaft der Welt an den Start gegangen. Wer dabei an Flugzeuge gedacht hat, liegt allerdings falsch, denn: Die Deutsche Luftschiffahrts-Aktiengesellschaft (kurz: DELAG) bestand nicht aus einer klassischen Flugzeugflotte, wie wir sie kennen. Wie der Name – tatsächlich ohne ein drittes F geschrieben – schon verrät, hoben die Passagiere der ersten Fluggesellschaft stattdessen mit Luftschiffen ab.

Nach der Jahrhundertwende hatte Luftschiff-Pionier Ferdinand Graf von Zeppelin das neuartige Fluggerät berühmt gemacht. Um seine Idee einer Luftschiff-Fluggesellschaft in die Tat umzusetzen, gründete er zunächst die Luftschiffbau Zeppelin GmbH und für den kommerziellen Betrieb schließlich die DELAG. Die erste Fluggesellschaft der Welt war geboren.

Zeppelin LZ7
Während die Piloten des ersten für die DELAG gebauten Zeppelins LZ7 "Deutschland" in der Kontrollgondel an der frischen Luft saßen, konnten es sich die 24 Reisenden in der mittig angebrachten, luxuriös ausgestatteten Passagierkabine des 149 Meter langen Luftschiffes bequem machen.

© Bain News Service / gemeinfrei

Luftschiff, grüß mir die Sonne

Noch im Jahr der Gründung hob das erste Luftschiff im Dienste der DELAG ab. Zwanzig Passagiere flogen mit maximal 60 Kilometern pro Stunde vom Bodensee nach Berlin. Glänzen konnte die DELAG zunächst jedoch nicht: Die ersten beiden Zeppeline der Flotte fielen schon bald Unglücken zum Opfer. Einer landete bei einem Unwetter in den Baumkronen eines Nadelwalds und der andere wurde durch eine Windböe so stark gegen die Luftschiffhalle gedrückt, dass er kaputtging. In beiden Fällen kam allerdings niemand zu Schaden.

1913, vier Jahre nach der Gründung, war dann jedoch bereits ein richtiges Verkehrsnetz aufgebaut – unter anderem zwischen Friedrichshafen, Düsseldorf, Hamburg und Dresden. Meistens handelte es sich bei den Flügen allerdings um Ausflugstouren, die da endeten, wo sie auch anfingen. Neben menschlicher Fracht wurden an Bord der Zeppeline auch Post und andere Güter transportiert.

Route der Weltumrundung dr LZ 127 (r; 1929) und LZ 127 über den Pyramiden (1931)
Die 1928 in Dienst gestellte "Graf Zeppelin" gilt als das erfolgreichste Verkehrsluftschiff ihrer Zeit. Beühmt wurde sie vor allem durch Kreuzfahrten wie die 20-tägige „Weltfahrt“ von 1929 (Reiseroute links im Bild) oder die Palästinafahrt von 1931, bei der auch die Pyramiden von Gizeh überflogen wurden.

© Karte: Rlandmann; Marble authors Torsten Rahn and Inge Wallin / CC BY-SA 3.0; Pyramiden: Keystone View Company / gemeinfrei

In 35 Tagen um die Welt

Die DELAG bestritt auch einige größere Reisen. So brach das Luftschiff „LZ 127 Graf Zeppelin“ 1928 zu seinem ersten großen Flug nach New Jersey in den USA auf. Und selbst vor einer Weltumrundung machte die Fluggesellschaft keinen Halt und umrundete 1929 in 35 Tagen in mehreren Etappen den Erdball. Das kostspielige Abenteuer schlug mit 10.000 Reichsmark pro Passagier zu Buche. Umgerechnet entspricht das etwa 40.000 Euro.

Bei der Weltumrundung zeigte sich jedoch auch ein großes Problem der Luftschifffliegerei: Beim Flug über den Norden Russlands bekamen die Passagiere nicht nur sprichwörtlich kalte Füße. Die Passagierkabine konnte nämlich nicht beheizt werden. Max Geisenheyner, Journalist an Bord, beschreibt eine typische Frühstücksszene daher folgendermaßen: „Lady Hay hat einen dicken Pelz an und eine gefütterte Autokappe auf. Hubert Wilkins einen gelben Kamelhaarmantel. Unser Franzose jedoch hat sich ins Bett verkrochen und mit allem zugedeckt, dessen er habhaft werden konnte.“

Speisesaal von LZ127 "Graf Zeppelin"
Der Hauptaufenthaltsraum von LZ 127 wurde zu den Hauptmahlzeiten zum Speisesalon und verfügte über Plätze für 20 Personen sowie große Schiebefenster.

© Norwegische Nationalbibliothek, gemeinfrei

So flog es sich mit der DELAG

Abgesehen von der fehlenden Heizung gehörte ein Flug mit der DELAG zu den luxuriösesten Reiseerfahrungen der damaligen Zeit. Was heute nur in der First Class von Luxus-Airlines zu finden ist, war bei der ersten Fluggesellschaft der Welt Standard. Die Gondel, die an der riesigen – damals noch mit Wasserstoff befüllten – Stahlkonstruktion hing, war prächtig ausgestattet. Die Kabinen waren mit Mahagoniholz verkleidet, an der Decke glänzten Details aus Perlmutt und auf den Toilettengang mit fließendem Wasser mussten die Passagiere auch nicht verzichten.

An Bord des erfolgreichsten Luftschiffs der DELAG – der „LZ 127 Graf Zeppelin“ – gab es die luxuriöseste Ausstattung. In den Kabinen konnten Passagiere auf einem Sofa Platz nehmen, das in den Abendstunden in ein Bett verwandelt werden konnte. Jede Kabine verfügte über ein aufklappbares Fenster, einen Wandschrank und einen kleinen Tisch. Teil der Ausstattung war außerdem eine eigens für das Luftschiff angefertigte Kamelhaardecke, die die Aufschrift „LZ 127“ zierte.

Zentral in der Gondel gelegen befand sich ein dreißig Quadratmeter großer Aufenthaltsraum. Hier nahmen die Passagiere auch ihre Mahlzeiten ein. Eine Speisekarte des „Graf Zeppelin“ liest unter anderem: „Sardellenfilet, Gänseleberpastete, eingelegte Dillgurken“ sowie „kalter ‚Kamakura‘ Schinken mit Gelee“. Serviert wurden die Speisen auf einem eigens für die DELAG hergestellten Service. Noch heute lassen sich Teile des Geschirrs auf Webseiten von Auktionshäusern mit entsprechend hohen Preisen finden.

Kabinen undWaschraum an Bord von LZ 127
Die Kabinen verfügten tagsüber über einen Stuhl und ein Sofa, das nachts ähnlich dem Zugabteil eines Schlafwagens zu einem Bett umgebaut wurde. Für Damen und Herren waren getrennte Wasch- und Toilettenräume vorgesehen.

Das Ende der DELAG

Die DELAG war nicht nur die erste Fluggesellschaft, sondern stellte auch den ersten Flugbegleiter der Welt ein: Heinrich Kubis. Kubis arbeitete später auch auf dem berühmten Luftschiff „Hindenburg“. Auch am Tag der Katastrophe der Hindenburg im Jahr 1937 war er an Bord und half einigen Passagieren dabei, den Flammen zu entkommen, bevor er selbst das Luftschiff ohne Verletzungen verlassen konnte.

Zu diesem Zeitpunkt gab es die DELAG allerdings schon nicht mehr. Im Jahr 1935 hatte die von den Nationalsozialisten ins Leben gerufene Deutsche Zeppelin Reederei (DZR) das Unternehmen übernommen. „Die DZR, an der auch das NS-Regime Anteile hielt, sollte als Betreiber der Graf Zeppelin und der Hindenburg, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertiggestellt war, tätig sein. Dem Missbrauch der beiden Zeppeline für die Nazi-Propaganda war damit Tür und Tor geöffnet“, sagt Luftschiffenthusiast Horst Kleinert. Heutzutage gibt es in Deutschland nur noch zwei zugelassene Luftschiffe – aber längst nicht mehr unter politischer Führung.

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