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60 Jahre Sputnik: Der erste Satellit der Menschheit
Raketentestgelände Tjuratam, 04. Oktober 1957. Während in Europa Millionen Menschen sich auf ihren Feierabend vorbereiten und an der US-Ostküste der Nachmittag beginnt, bahnt sich hier, inmitten der kargen Steppe, eine Sensation an. Auf Startrampe Nummer 1 des Testgeländes ragt eine Rakete in den dunklen Nachthimmel. Wie alle ihre Vorgänger wurde sie vom sowjetischen Raketenkonstruktionsbüro OKB-1 unter der Leitung von Sergej Koroljow entwickelt und gebaut.
"Piep-piep-piep!"
Für die Rakete des Typs R-7, liebevoll auch "Semjorka" genannt - die kleine Sieben -, ist dies keineswegs der erste Testflug. Sie hat ihre Leistungsfähigkeit schon vielfach bewiesen. Doch diesmal trägt sie eine ganz besondere Fracht. Um was es sich handelt, zeigt sich wenige Minuten nach ihrem Start um 22:28 Uhr Moskauer Zeit: In den Empfängern der sowjetischen Bodenstationen ertönt plötzlich ein regelmäßiges, anhaltendes "Piep -piep-piep".
Dieses Signal kommt von Sputnik, einem kleinen Satelliten, den die Trägerrakete soeben in die Erdumlaufbahn gebraucht hat. Zum ersten Mal hat unser Heimatplanet damit einen künstlichen Trabanten. Und die Menschheit hat es geschafft, einen ersten wichtigen Schritt ins All zu wagen: Erstmals hat ein menschengemachtes Gefährt den Orbit der Erde erreicht und unseren Planeten umkreist.
Hohlkugel mit Radiosender
Die Technik dieses allerersten Satelliten der Menschheit ist allerdings nicht sonderlich ausgefeilt oder innovativ. Im Grunde ist Sputnik nicht mehr als ein knapp 60 Zentimeter kleiner Ball aus einer glänzenden Aluminium-Legierung, gerade einmal 83,6 Kilogramm schwer. Die mit Stickstoffgas gefüllte Hohlkugel trägt in ihrem Inneren eine Batterie und einen auf verschiedenen Frequenzen funkenden Radiosender. Außerdem gibt es einen einfachen Ventilator, der anspringt, wenn die Temperatur im Inneren 36 Grad Celsius übersteigt und einen Schalter, der bei Druckverlust die Frequenz der Radiotöne ändert.
21 Tage lang sendet Sputnik sein Piepsignal in alle Welt. Er vollführt dabei alle 96 Minuten eine Erdumrundung und sinkt dabei ganz langsam immer weiter ab. Weil er keine eigenen Antriebsdrüsen besitzt, bremsen ihn die dünnen Gasreste im niedrigen Erdorbit allmählich ab, ohne dass er gegensteuern kann. 92 Tage nach seinem Start tritt der erste Satellit in die Erdatmosphäre ein und verglüht.