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Globalisierung: Segen oder Fluch?

Was gewinnen wir durch die Globalisierung?

Die Befürworter der Globalisierung weisen vor allem auf die Effizienz- und Wohlstandsgewinne durch die Globalisierung hin. Im länderübergreifenden Vergleich werden die Vorteile sichtbar, die sich erst bei freiem Handel entfalten können. Sie ergeben sich daraus, dass günstige Klimazonen, Rohstoffvorkommen und die unterschiedlichen Qualifikationen der Arbeitskräfte über die Erde sehr ungleich verteilt sind.

Was bemängeln die Globalisierungsgegner?

Die Globalisierungskritiker betonen die Anpassungsprobleme für alle beteiligten Volkswirtschaften. An vorderster Stelle stehen hier die unmittelbaren Verluste von Arbeitsplätzen in den fortgeschrittenen Industrie- und Dienstleistungsgesellschaften, die mit Produktionsverlagerungen und mit veränderten Handelsströmen verbunden sind. Nicht nur sind hier Einkommensverluste aufzufangen, nicht nur verschlechtern sich die Chancen gering qualifizierter Arbeitskräfte auf dem Arbeitsmarkt. Auch die Qualität der Arbeitsplätze an den neuen Produktionsstandorten in den Entwicklungs- und Schwellenländern ist heftig umstritten.

Ziel der Globalisierungskritik ist auch die Internationalisierung der Kapitalströme. Wenn Investoren nach Belieben Gelder anlegen und kurzfristig wieder abziehen können, um von Zinsunterschieden oder von Wechselkursbewegungen zu profitieren, dann geraten bei massiven Fehlbewertungen an den Kapitalmärkten vor allem kleinere Länder mit noch schwach entwickelten Kapitalmärkten stark unter Druck.

In diesem Zusammenhang wird immer wieder die Frage aufgeworfen, ob es zweckmäßig ist, die internationale Kapitalmobilität durch Kapitalverkehrskontrollen oder durch den Einsatz einer Steuer auf Devisentransaktionen [sog. Tobin-Steuer, zu beschränken.

Ändert die Globalisierung die Machtverhältnisse?

Man kann darüber streiten, ob die größere Macht der Industrieländer gegenüber den Entwicklungsländern eine Folge der Globalisierung ist. Jedenfalls prangern Globalisierungsgegner die ungleichen Machtverhältnisse zwischen Industrie- und Entwicklungsländern an. Diese seien nämlich verantwortlich für die Ausbeutung einer billigen Lohnarbeiterschaft in den ärmeren Ländern auf der südlichen Erdhalbkugel. Sie stünden nicht nur einer gerechten Verteilung der Globalisierungsgewinne im Weg, sondern bürdeten auch den Entwicklungsländern einseitig die ökologischen und sozialen Lasten des Wachstums der Weltwirtschaft auf.

Welche Gegenvorschläge gibt es?

Vor allem die Nichtregierungsorganisationen (nichtstaatliche Organisationen, NGO) setzen sich für eine stärkere Vertretung der Entwicklungsländer in den Institutionen des Welthandels, wie der Welthandelsorganisation (WTO), dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank ein. Zu diesen Organisationen gehören beispielsweise das Hilfswerk der katholischen Kirche, Misereor, das internationale Third World Network, die indische Kinderrechtsorganisation South Asian Coalition on Child Servitude (Südasiatisches Bündnis gegen Kindersklaverei, SACC) und Netzwerke wie Attac.

Die NGOs plädieren auch für die Verknüpfung von Handelsregeln mit Standards zur sozial verantwortlichen Gestaltung der Arbeitsbedingungen und zum Schutz der Umwelt.

Ist die Globalisierung gut oder schlecht?

Weder noch, die Globalisierung als solche ist nicht nützlich oder schädlich. Bislang allerdings nutzt sie vor allem den wohlhabenden Ländern, die bei der Gestaltung der Regeln des freien Handels noch zu oft nur den eigenen Vorteil im Auge haben. Doch das muss nicht immer so sein bzw. bleiben.

Der Aufstieg der asiatischen Schwellenländer (Tigerstaaten), der eng verbunden ist mit deren verstärkter Beteiligung am weltweiten Handel, zeigt, dass die Vorteile der Globalisierung zunehmend weitere Kreise ziehen. Er zeigt auch, dass die Globalisierung weniger entwickelten Ländern die Chance eröffnet, die zu ihren Ungunsten bestehende Wohlstandskluft schneller zu schließen als mit einer Politik, welche die heimische Wirtschaft abschottet. Dies wird aber auch in Zukunft nicht zu bewerkstelligen sein, ohne dass die Industrieländer auf eigene Besitzstände verzichten.

Die globalen Umweltprobleme, der international agierende Terrorismus und die weltweiten Flüchtlingsbewegungen zeigen, dass keine Weltregion ihre Probleme dauerhaft alleine oder gar auf Kosten anderer lösen kann. So bestünde bei einer gleichmäßigeren Verteilung des Wohlstandes die Hoffnung, dass die weltweite Sicherung des Friedens leichter würde. Wenn aber die Gefahr bewaffneter Konflikte und fortgesetzter Ausbrüche religiös-fundamentalistisch bemäntelten Terrorismus sinkt, erhöht das wiederum den Lebensstandard auch der Industriestaaten, die weniger Ressourcen für die Gefahrenabwehr mit militärischen Mitteln einsetzen müssten.

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