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Werfel

Franz, österreichischer Schriftsteller, * 10. 9. 1890 Prag,  26. 8. 1945 Beverly Hills, Calif.; befreundet mit F. Kafka und M. Brod; geprägt vom Judentum, der Bindung an Österreich und dem Katholizismus, dem er zuneigte; begründete in Leipzig mit W. Hasenclever und K. Pinthus die Sammlung „Der jüngste Tag“ (19131921), lebte bis 1938 meist in Wien, wo er A. Mahler, die Witwe G. Mahlers, heiratete; floh 1940 aus Frankreich nach den USA. Werfel begann mit expressionistischer Lyrik: „Der Weltfreund“ 1911; „Wir sind“ 1913; „Der Gerichtstag“ 1919; schuf dann expressionistische Ideen- und Erlösungsdramen: „Die Troerinnen des Euripides“ (Bearbeitung) 1915; „Spiegelmensch“ 1920; „Paulus unter den Juden“ 1926; „Jacobowsky und der Oberst“ 1944; zu internationalen Erfolgen kam er als Erzähler („Nicht der Mörder, der Ermordete ist schuldig“ 1920 und „Der Abituriententag“ 1928), besonders mit historischen und religiösen Stoffen: „Barbara oder die Frömmigkeit“ 1929; „Die vierzig Tage des Musa Dagh“ 1933; „Der veruntreute Himmel“ 1939; „Das Lied von Bernadette“ 1941; „Stern der Ungeborenen“ (postum) 1946.
Werfel, Franz
Franz Werfel
  • Erscheinungsjahr: 1911
  • Veröffentlicht: Österreich
  • Verfasser: Werfel, Franz
  • Deutscher Titel: Der Weltfreund
  • Genre: Gedichte
Franz Werfel (* 1890,  1945) debütiert mit dem Gedichtband »Der Weltfreund«, der in 4000 Exemplaren beim Verlag Juncker in Charlottenburg (Berlin) erscheint. Der Wunsch, mit allen Wesen mitzufühlen, prägt diese Gedichte und gibt ihnen das besondere Pathos: »Mein einziger Wunsch ist, dir, o Mensch, verwandt zu sein!«, heißt es in dem Gedicht »An den Leser«. Der Dichter verkündet sein Mitgefühl mit allen, mit den Akrobaten, der Gouvernante, dem Neger, dem Heizer, versetzt sich in ihre Lage und umarmt sie als Bruder. Die Gedichte fordern demütige Beachtung des Nächsten, stellen Liebe gegen Gefühlskälte und Egoismus, verlangen höchste gefühlsmäßige Anspannung, um am ganzen Weltgeschehen teilzuhaben.
  • Erscheinungsjahr: 1913
  • Veröffentlicht: Österreich
  • Verfasser: Werfel, Franz
  • Deutscher Titel: Wir sind
  • Genre: Neue Gedichte
Der Prager Lyriker, Dramatiker und Erzähler Franz Werfel (* 1890,  1945) veröffentlicht im Verlag Kurt Wolff in Leipzig seinen zweiten Gedichtband unter dem Titel »Wir sind«. Werfel setzt sich in seinem Werk aus einer tiefreligiösen Grundhaltung für ein von gegenseitigem Verstehen getragenes Miteinander der Menschen ein. In »Wir sind« gibt er noch einmal dem Glücksgefühl über das Geschenk der menschlichen Existenz Ausdruck, das schon seinen ersten Gedichtband »Der Weltfreund« (1911) beherrschte, doch zeigen sich hier schon die expressive Auflösung der Form und die Konfliktstoffe, die Werfels späteres Schaffen auszeichnen.
  • Erscheinungsjahr: 1928
  • Veröffentlicht: Österreich
  • Verfasser: Werfel, Franz
  • Deutscher Titel: Der Abituriententag
  • Genre: Roman
Der beim Verlag Zsolnay in Wien erschienene Roman »Der Abituriententag. Die Geschichte einer Jugendschuld« ist nach »Nicht der Mörder, der Ermordete ist schuldig« (1919) Franz Werfels (* 1890,  1945) zweiter Roman, der um das Problem der Mitverantwortung für das Schicksal erniedrigter, beleidigter Menschen kreist: Als dem Landgerichtsrat Sebastian der verkommene Journalist Franz Adler vorgeführt wird, der eine Prostituierte ermordet haben soll, glaubt er, in ihm einen ehmaligen Mitschüler zu erkennen, den er selbst auf die schiefe Bahn gebracht hat. Gleichsam unter Zwang schreibt er ein Selbst- und Schuldbekenntnis nieder, in dem er die Vorgänge während seiner Schulzeit schildert. Der Roman wird 1956 dramatisiert.
  • Erscheinungsjahr: 1939
  • Veröffentlicht: Österreich
  • Verfasser: Werfel, Franz
  • Deutscher Titel: Der veruntreute Himmel
  • Genre: Roman
Franz Werfel (* 1890,  1945), seit 1938 im Exil, veröffentlicht beim Verlag Bermann-Fischer in Stockholm »Der veruntreute Himmel. Die Geschichte einer Magd«. Seit 1933 sieht Werfel im Weltgeschehen mehr und mehr das Katastrophale, verfällt zusehends in Pessimismus und entwirft als Ersatz für eine gesellschaftliche Perspektive religiöse und mythische Leitbilder. In »Der veruntreute Himmel«, einer Auseinandersetzung mit dem Tod, stellt Werfel zugleich die Frage nach Gott, denn »Gott ist genau der Raum in uns, den der Tod freilässt«. Eine Magd, die ihren Neffen »auf geistlich« studieren lässt, um sich einen Mittler zum Himmelreich zu sichern, wird von diesem schmählich um ihr Geld betrogen. Sie pilgert daraufhin nach Rom, empfängt den Segen des Papstes und stirbt im Bewusstsein der Gnade.
  • Erscheinungsjahr: 1941
  • Veröffentlicht: Österreich
  • Verfasser: Werfel, Franz
  • Deutscher Titel: Das Lied von Bernadette
  • Genre: Roman
Beim Verlag Bermann-Fischer in Stockholm und beim Verlag Hamilton in London veröffentlicht der im Exil lebende Franz Werfel (* 1890,  1945) den Roman »Das Lied der Bernadette«, in dem er die Geschichte des Wunders von Lourdes beschreibt. Die Realisierung des Romans ist die Erfüllung eines bei der Flucht aus Frankreich 1940 abgelegten Gelübdes. Werfel begann als expressionistischer Lyriker (»Der Weltfreund«, 1912, »Der Gerichtstag«, 1919) und Verfasser symbolisch-expressiver Ideenromane (»Der Spielmensch«, 1920). Ab 1933 sah er im Weltgeschehen mehr und mehr das Katastrophale, verfiel zusehends in Pessimismus und setzte als Ersatz für eine gesellschaftliche Perspektive religiöse und mythische Leitbilder.
  • Erscheinungsjahr: 1946
  • Veröffentlicht: Österreich
  • Verfasser: Werfel, Franz
  • Deutscher Titel: Stern der Ungeborenen
  • Genre: Ein Reiseroman
Postum erscheint beim Verlag Bermann-Fischer in Stockholm der utopische Roman »Stern der Ungeborenen« von Franz Werfel (* 1890,  1945). Die Kritik wertet dieses 650-Seiten-Opus, eine »Entdeckungsreise oder Forscherfahrt« zwischen »Noch immer« und »Schon wieder«, als Werfels künstlerisches Vermächtnis: Der Dichter F. W. unternimmt als Bote des »primitiven 20. Jahrhunderts« eine Reise in die Zeit nach 100 000 Jahren und entdeckt, dass die Menschen unverändert sind, dass ihr zivilisatorischer Fortschritt sie jedoch immer weiter von Gott entfernt. Die Handlung ist von lehrhaften Ansprachen des Icherzählers F. W. an den Leser unterbrochen. Im selben Jahr erscheint bei Bermann-Fischer Werfels Essay-Sammlung »Zwischen oben und unten«, in dem der Autor das Verhältnis zwischen Judentum und Christentum untersucht.
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