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Kfka

Franz, deutschsprachiger Schriftsteller, * 3. 7. 1883 Prag,  3. 6. 1924 Sanatorium Kierling bei Wien; entstammte einer jüdischen Kaufmannsfamilie; promovierte 1906 als Jurist; ab 1908 Versicherungsbeamter in Prag; 1922 wegen Kehlkopftuberkulose pensioniert. Bestimmend für sein Leben und Schaffen waren die erdrückende Dominanz des Vaters („Das Urteil“ 1913; „Brief an den Vater“ 1919) sowie problematische Liebesbeziehungen u. a. zu Felice Bauer (* 1887,  1960) und Milena Jesenská (* 1896,  1944). Sein Werk wurde zum größten Teil erst postum, gegen seinen testamentarischen Willen, von seinem Freund und Biografen M. Brod veröffentlicht, besonders die drei fragmentarischen Romane „Der Prozess“, entstanden 1914, veröffentlicht 1925, „Das Schloss“, entstanden 1922, veröffentlicht 1926, „Der Verschollene“ (auch unter dem Titel „Amerika“), entstanden 19121914, veröffentlicht 1927 sowie Tagebücher und Briefe. Zu Lebzeiten erschienen u. a. die Erzählungen „Die Verwandlung“ 1912, „Vor dem Gesetz“ 1915 und „In der Strafkolonie“ 1919.
  • Erscheinungsjahr: 1925
  • Veröffentlicht: Österreich
  • Verfasser: Kafka, Franz
  • Deutscher Titel: Der Prozess
  • Genre: Roman
Ein Jahr nach dem Tod des im Alter von nur 40 Jahren an Kehlkopftuberkulose verstorbenen österreichischen Erzählers Franz Kafka (* 1883,  1924) gibt sein Freund Max Brod gegen den Willen des Autors, der seine Manuskripte testamentarisch zur Verbrennung bestimmt hat, beim Verlag Die Schmiede in Berlin Kafkas ersten großen Roman »Der Prozess« heraus, vor dem »Schloss« (1926) und »Amerika« (1927). Wie Kafkas vorausgegangene Erzählungen »Das Urteil« (1916), »Die Verwandlung« (1916), »Ein Landarzt« (1919), »In der Strafkolonie« (1919) oder »Ein Hungerkünstler« (1924) entzieht sich auch »Der Prozess« jedem Versuch einer klaren Deutung, das Werk wird je nach Standpunkt psychologisch, soziologisch, theologisch, existenzialistisch oder marxistisch interpretiert. An seinem 30. Geburtstag wird der Junggeselle Josef K., Prokurist in einer Bank, verhaftet. Er erfährt lediglich, dass er angeklagt ist, weil er gegen »das Gesetz« verstoßen habe, ein konkreter Grund wird ihm nicht mitgeteilt. Zunächst ändert sich für ihn der äußere Ablauf seines Lebens kaum, er muss sich lediglich von Zeit zu Zeit Verhören unterziehen. Doch je mehr er sein bisheriges Leben nach einem Grund für die Anklage überprüft, desto beherrschender wird »der Prozess« für ihn. Jede Begegnung mit einem anderen Menschen bringt ihn auf rätselhafte Weise mit »dem Gesetz« in Berührung. Am Vorabend seines 31. Geburtstags richten ihn die beiden Männer, die ihn verhaftet hatten, in einem verlassenen Steinbruch mit einem Fleischermesser hin. Auf dem Weg zur Hinrichtung glaubt K., seine Schuld zu begreifen; dieses Begreifen ist eine dumpfe Ahnung von einem falsch geführten, verfehlten Leben.
  • Erscheinungsjahr: 1926
  • Veröffentlicht: Österreich
  • Verfasser: Kafka, Franz
  • Deutscher Titel: Das Schloss
  • Genre: Roman
Zwei Jahre nach dem Tod des im Alter von nur 40 Jahren an Kehlkopftuberkulose verstorbenen Prager deutschsprachigen Erzählers Franz Kafka (* 1883,  1924) gibt sein Freund Max Brod gegen den Willen des Autors, der seine Manuskripte testamentarisch zur Verbrennung bestimmt hatte, bei Wolff in München Kafkas zweiten großen Roman »Das Schloss« heraus, nach dem im Vorjahr erschienenen »Prozess« (1927 folgt »Amerika«). Wie Kafkas vorausgegangene Erzählungen »Das Urteil«, »Die Verwandlung«, »Ein Landarzt«, »In der Strafkolonie« und »Ein Hungerkünstler« oder wie der Roman »Der Prozess« entzieht sich auch das »Schloss« jedem Versuch einer klaren Deutung, das Werk wird je nach Standpunkt psychologisch, soziologisch, theologisch, existenzialisstisch oder marxistisch interpretiert. Der von weit her angereiste K. kann weder im Schloss noch in dem dazugehörigen Dorf seine Aufgabe als Landvermesser verwirklichen. Bei den Bauern stoßen seine Versuche, ins Schloss vorzudringen, auf Ablehnung. Frieda, die Geliebte des Schlossbeamten Klamm, gibt sich K. hin, doch auch mit ihrer Hilfe kann K. nicht herausbekommen, woran er ist, ob er als Landvermesser arbeiten darf oder nicht. Laut Brod, der den Roman als unvollendet ansieht, sollte K. am siebten Tag nach seiner Ankunft sterben, gerade in dem Augenblick, als vom Schloss die Nachricht eintrifft, er dürfe im Dorf leben und arbeiten. Fast allen Deutungen dieses Werks ist die Ansicht gemeinsam, dass K. den modernen Menschen symbolisiere, ob nun das Schloss als Chiffre für die göttliche Gnade aufgefasst wird, die Geschehnisse als Ausdruck für die Absurdität des Lebens oder das Verhalten von K. als die Krise des isolierten zeitgenössischen Menschen interpretiert werden, der die Welt stets als Projektion seiner eigenen Wünsche und Triebe erlebt und beständig auf sich selbst zurückverwiesen wird. Die von Brod dramatisierte Fassung des Romans wird 1953 im Berliner Schlosspark-Theater uraufgeführt. Maximilian Schell verfilmt »Das Schloss« 1968.
Kafkas Werk entzieht sich durch seine Einzigartigkeit einer pauschalen Kategorisierung oder Einordnung in eine Epoche. Bekannt sind Einflüsse von J. W. Goethe, G. Flaubert, F. M. Dostojewskij, S. Kierkegaard und F. Nietzsche bis zu Autoren aus seinem direktem Umfeld (M. Brod, G. Meyrink). Versuche, Kafkas rätselhafte, mitunter ironische Symbolik aufzuschlüsseln, u. a. mit psychoanalytischen, biografischen oder sozialkritisch-politischen Ansätzen, bleiben unbefriedigend. Seine Protagonisten, die in einer grausamen, labyrinthisch-grotesken Welt ohne Handlungsfreiheit isoliert sind, leiden unter Schuldgefühlen, ohne deren Ursache zu kennen. Recht und Gesetz entwickeln sich in den Händen anonymer Mächte zu Maschinen der Überwachung und Bestrafung. Die klaustrophobischen Visionen inspirierten Anti-Utopien und prägten die postmoderne Literatur; das Adjektiv „kafkaesk“ wurde zum Sinnbild der Ängste und Traumata des 20. Jahrhunderts.
Durch die Ächtung seiner Werke im Nationalsozialismus setzte die Beschäftigung mit Kafka erst nach dem Krieg ein; heute gilt er als einer der einflussreichsten Autoren des Jahrhunderts. Weitere Werke: Erzählungen: „Betrachtung“ 1912; „Der Heizer“ 1913; „Ein Bericht für eine Akademie“ 1917; „Ein Landarzt“ 1919/20; „Ein Hungerkünstler“ 1922; Selbstzeugnisse: „Briefe an Milena“ 1952; „Briefe 19021924“ 1958; „Briefe an Felice“ 1967; „Die Tagebücher“ 1990.
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