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Hepatitis A bis E: unterschätzte Virusinfektionen
Eine Hepatitis ist eine akute oder chronische Entzündung der Leber, die durch Alkohol, Medikamente oder Autoimmunerkrankungen, aber vor allem durch Viren ausgelöst wird. Es gibt fünf Formen der viralen Hepatitis. Sie sind mit den Buchstaben A bis E gekennzeichnet, wobei die Formen B, C und D am gefährlichsten sind. Was bei allen Hepatitis-Formen besonders tückisch ist: Das Lebergewebe hat keine Schmerzrezeptoren, weshalb wir meist erst Schmerzen bemerken, wenn die entzündete Leber anschwillt.
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben jedes Jahr rund 1,3 Millionen Menschen an chronischen Hepatitis-B- und C-Infektionen – das entspricht etwa 3.500 Todesfällen pro Tag. Im ersten Halbjahr 2025 ist jedoch besonders die Zahl der Hepatitis-A-Fälle in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um rund 15 Prozent gestiegen. Auch andere europäische Länder wie Österreich und Ungarn verzeichnen derzeit Ausbrüche dieser Hepatitis-Form – meist bei besonders gefährdeten Gruppen wie wohnungslosen Menschen, Menschen mit Drogengebrauch oder in Gemeinschaftsunterkünften.
Hepatitis A – die ansteckendste Form
Hepatitis A kann über Körperflüssigkeiten, zum Beispiel auf der Toilette oder bei Sexualkontakten, übertragen werden. Infektionen durch verunreinigtes Wasser oder Lebensmittel, wie Speiseeis, Meeresfrüchte oder Obst, kommen ebenfalls vor. Meistens bleibt eine Hepatitis A unbemerkt: Sie führt oft zu grippeähnlichen Symptomen wie Übelkeit, einem allgemeinen Krankheitsgefühl, Fieber sowie Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen. Später kann sich der Urin dunkel und der Kot hell verfärben. Auch eine Gelbfärbung von Haut und Augen sowie Juckreiz kommen häufig vor.
Eine Hepatitis-A-Infektion wird niemals chronisch und heilt normalerweise in vier bis acht Wochen von selbst aus. Menschen, die sich einmal mit dem Virus infiziert haben, können nicht erneut erkranken – sie sind immun. Gegen diese Form der Hepatitis gibt es eine Impfung, die sehr gut vor einer Infektion schützt.
„Die natürliche Immunität gegen Hepatitis A ist in Deutschland niedrig. Das Virus verbreitet sich besonders in hygienisch schwierigen Situationen und über kontaminierte Lebensmittel“, erklärt Birgit Terjung von der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten. „Wir raten, besonders im Sommer und bei Auslandsreisen auf Impfschutz und Lebensmittelhygiene zu achten.“
Hepatitis B – 100-mal infektiöser als HIV
Die zweite Form der durch Viren ausgelösten Hepatitis wird meistens durch den Kontakt zu infiziertem Blut oder Körperflüssigkeiten übertragen, zum Beispiel bei Sexualkontakten oder bei Drogenkonsum mit Spritzengebrauch. In dieser Hinsicht ähnelt das Hepatitis-B-Virus dem Aids-Erreger HIV, es ist aber etwa 100-mal infektiöser als das HI-Virus. Neugeborene können sich schon bei der Geburt bei ihrer infizierten Mutter anstecken. Auch wenn Tätowierer oder Piercer unsauber arbeiten, können die Erreger in den Körper gelangen.
Bei etwa zwei Drittel der mit Hepatitis B infizierten Menschen bleibt die Infektion symptomlos und unbemerkt, das übrige Drittel hat die für eine „Gelbsucht“ typischen Symptome, wie gelbverfärbte Haut, dunklen Urin oder Schmerzen im Oberbauch. In seltenen Fällen können Menschen, die sich zum ersten Mal mit Hepatitis B infizieren, ein akutes Leberversagen bekommen. Dann reagiert das Immunsystem über und zerstört Leberzellen beim Versuch, die Infektion zu eliminieren.
In der Regel heilt eine unkomplizierte akute Hepatitis B nach zwei bis sechs Wochen von selbst aus. Die Infektion kann jedoch auch chronisch verlaufen und die Leber über Jahre hinweg schädigen – in der Folge kann das eine Leberzirrhose oder Leberkrebs begünstigen. Dann können Medikamente die Ansteckungsgefahr für andere und das Risiko von Leberschäden senken. Komplett heilen können die Medikamente Hepatitis B jedoch nicht, da das Virus sein Erbmaterial in den Leberzellen hinterlässt. Gegen Hepatitis B gibt es aber ebenfalls eine Schutzimpfung.
Hepatitis C – fast immer heilbar
Anders als Hepatitis A und B ist Hepatitis C nur per Blut übertragbar. Früher geschah das vor allem durch Blutspenden von Infizierten an Kranke. Heute werden Bluttransfusionen in Deutschland auf Hepatitisviren getestet, um eine solche Ansteckung zu verhindern. Die Symptome sind wie bei einer Hepatitis B: Oft bemerken Erkrankte gar nicht, dass sie sich angesteckt haben, und können so jahrelang unbemerkt infiziert sein.
Hepatitis C verläuft in etwa 80 Prozent der Fälle chronisch. Doch es gibt mehrere gut verträgliche Medikamente, die eine chronische Hepatitis C behandeln und heilen können. Bleibt die Krankheit über lange Zeit unbehandelt, können sich aber auch bei dieser Form der Hepatitis eine Leberzirrhose oder Leberkrebs entwickeln. Eine Schutzimpfung gibt es bislang nicht und wer schon mal erkrankt war, kann sich erneut anstecken.
Hepatitis D – das gefährlichste Hepatitisvirus
Hepatitis D kann nur bei Menschen auftreten, die bereits an Hepatitis B erkrankt sind. Das liegt daran, dass dieser Virus die Hülle des B-Virus braucht, um zu überleben, weil er selbst keine Hülle besitzt. Übertragen wird Hepatitis D hauptsächlich per Blut, aber auch durch Körperflüssigkeiten. Die Symptome sind ähnlich wie bei Hepatitis B.
Verläuft die Infektion chronisch, sind bei dieser Form Komplikationen wie Leberzirrhose und Leberkrebs häufiger als bei den anderen chronischen Formen. „Seit 2020 steht eine antivirale Therapie gegen Hepatitis-D-Infektionen zur Verfügung“, erklärt der Deutsche Leberhilfe e. V.. „Inwieweit diese die Infektion eher unterdrückt oder in einigen Fällen sogar ausheilen kann, wird aktuell in Studien untersucht.“
Da der Hepatitis-D-Virus den B-Virus benötigt, hilft die Schutzimpfung für Hepatitis B auch gegen diese Form. Seit 2021 können sich gesetzlich Versicherte ab dem 35. Lebensjahr im Rahmen der allgemeinen Gesundheitsuntersuchung einmalig per Blutprobe auf Hepatitis B und D untersuchen lassen, um eine Infektion zu erkennen.
Hepatitis E – die häufigste Form
Hepatitis E kommt weltweit am häufigsten vor: in verunreinigtem Trinkwasser oder rohem Fleisch, wie Mett oder unvollständig gegartem Fleisch. Die Symptome sind wie die der Hepatitis A. Hepatitis E heilt in der Regel von selbst aus. „Bei immungeschwächten Personen kann es jedoch zu chronischen Verläufen kommen“, erklärt der Deutsche Leberhilfe e. V.. „In einigen Fällen kann die Infektion zu neurologischen Komplikationen wie zum Beispiel Schmerzen oder Lähmungen führen, die sich zum Teil nur langsam zurückbilden.“ Eine Schutzimpfung gegen Hepatitis E gibt es in Europa bislang nicht.