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Die Verdauung – komplexe Abbauarbeit
Die in der Nahrung enthaltenen Nährstoffe halten unsere Körperzellen am Leben und funktionsfähig. Alles, was wir verzehren, enthält eine typische Mischung lebenswichtiger Substanzen. Leider sind diese Nährstoffe oft in riesige Moleküle »verpackt«, die vom Körper in dieser Form nicht verwertbar sind. Sie müssen also zunächst in ihre einzelnen Bestandteile zerlegt werden, bis sie so klein sind, dass sie durch die Darmschleimhaut ins Blut übergehen und zu den einzelnen Zellen transportiert werden können. Diese Abbauarbeit, bei dem die Nahrung einer Reihe von mechanischen und chemischen Prozessen unterzogen wird, übernimmt das Verdauungssystem.
Der Verdauungstrakt erstreckt sich vom Kopf über den Brustraum bis in den Bauchbereich. Er besteht aus einer Reihe miteinander verbundener Organe, die sich jeweils auf einen bestimmten Arbeitsschritt im Verdauungsprozess spezialisiert haben. Dazu gehören beispielsweise der Mund, der die Nahrung aufnimmt und zerkleinert, der muskulöse Rachen, wo der Schluckakt stattfindet, oder der sich über etwa 2,8 Meter Länge erstreckende schlauchförmige Dünndarm, in dem der vorverarbeitete Speisebrei zu Ende verdaut und die kleinsten Nahrungsbestandteile in das Blut abgegeben werden. Die Hilfsorgane der Verdauung wie die Bauchspeicheldrüse oder die Leber liegen größtenteils außerhalb des Verdauungstrakts, sind aber durch Gänge mit ihm verbunden, über die die verschiedensten Verdauungssäfte zu ihrem Zielort gelangen.
Verdauungsprozess: Aus Groß mach Klein
Wie lange verbleibt die Nahrung im Körper?
24 bis 48 Stunden. Zwischen Essensaufnahme und Stuhlentleerung läuft im Körper eine kaum wahrnehmbare, aber genau koordinierte Abfolge von Vorgängen ab, die die Nahrung in eine vom Körper verwertbare Form umwandeln.
Welche Prozesse sind an der Verdauung beteiligt?
An der Verdauung der Nahrung sind insgesamt vier Grundprozesse beteiligt: Nahrungsaufnahme, Verdauung, Aufnahme der Nahrungsbestandteile ins Blut und Ausscheidung. Der Begriff Nahrungsaufnahme (Ingestion) beschreibt den Eintritt der Nahrung in den Mund und den Schluckakt. Verdauung (Digestion) ist der Prozess, durch den eine große Anzahl essbarer Stoffe auf eine vergleichsweise geringe Anzahl verschiedener Moleküle reduziert wird, die vom Blut aufgenommen werden können. Der Übergang von Verdauungsprodukten, beispielsweise Glucose und Aminosäuren, ins Blut oder von Fettsäuren in das lymphatische System wird Resorption genannt. Die Ausscheidung (Defäkation) ist die Eliminierung des restlichen unverdaulichen Materials aus dem Körper in Form von Stuhl. Der Begriff Ausscheidung ist aber nicht gleichzusetzen mit Exkretion – das die Beseitigung von Abfallprodukten des Zellstoffwechsels beschreibt –, da die Verdauung außerhalb der Körperzellen stattfindet. Der Stuhl (Faeces) enthält jedoch Abbauprodukte aus der Leber.
Welche Bedeutung haben Mechanik und Chemie bei der Verdauung?
Sie präsentieren zwei verschiedene Arten der Verdauung, die gemeinsam ein Maximum an Nahrungsaufspaltung erreichen. Zur mechanischen Verdauung gehören der im Mund stattfindende Kauprozess zum Zerkleinern der Nahrung und die mahlenden Muskelbewegungen des Magens. Bei der mechanischen Verdauung werden durch physikalische Einwirkung größere Nahrungsbrocken auf die Konsistenz eines halbflüssigen Nahrungsbreis reduziert. Bei der chemischen Verdauung werden mithilfe der in den Verdauungssäften enthaltenen Enzyme große Moleküle in kleinere chemische Einheiten aufgespalten.
Was bewirken Verdauungsenzyme?
Enzyme können mit Katalysatoren verglichen werden: Sie erhöhen die Geschwindigkeit einer chemischen Reaktion, gehen selbst aber unverändert aus der Reaktion hervor. Die an der Verdauung beteiligten Enzyme beschleunigen die Ablaufgeschwindigkeit einzelner Prozesse um das Tausend- oder Millionenfache. Sie werden von Drüsenzellen in verschiedenen Abschnitten des Verdauungstrakts produziert, z. B. in den Mundspeicheldrüsen. Jedes Enzym ist auf die Vermittlung einer einzigen chemischen Reaktion spezialisiert. Diese Spezifität liegt darin begründet, dass die an der Reaktion beteiligten Moleküle zum Enzym passen wie ein Schlüssel zum Schloss.
Wie verläuft eine Enzymreaktion?
Die Reaktion eines Verdauungsenzyms verläuft in drei Phasen. Das Substratmolekül, das für ein spezifisches Enzym (in der Grafik unten rot) ausgerichtete Nahrungsmolekül (violett), kontaktiert zunächst das so genannte aktive Zentrum auf der Enzymoberfläche. Innerhalb des aktiven Zentrums ändern sich dann die chemischen Bindungen der Substratmoleküle. Die umgewandelten Substratmoleküle werden als Reaktionsprodukte (blau und grün) bezeichnet. Im letzten Schritt verlassen die Reaktionsprodukte das Enzym, das unverändert aus der Reaktion hervorgeht und neue Substratmoleküle binden kann.
Die meisten chemischen Reaktionen im Verdauungsprozess sind hydrolytische Reaktionen, d. h. sie benötigen dazu Wasser. Ein Verdauungsenzym bringt ein Molekül aus der Nahrung mit einem Wassermolekül Substrat zusammen. Das Wasser reagiert mit dem Nahrungsmittelmolekül und spaltet es in einfache Bausteine auf.
Was verspüren Sie: Hunger oder Appetit?
Das ist nicht immer auseinanderzuhalten. Appetit und Hunger sind die Triebfedern, die uns Menschen zur Nahrungsaufnahme motivieren und ohne die wir sehr bald den Hungertod erleiden würden. Hunger und Appetit funktionieren auf etwa die gleiche Weise wie das Durstgefühl, das sicherstellt, dass der Körper genügend Flüssigkeit aufnimmt. Dabei unterscheidet sich der Appetit vom reinen Hungergefühl. Haben wir Appetit, so freuen wir uns auf das Essen. Appetit ist ein höchst angenehmes Gefühl in Erwartung baldiger Nahrungsaufnahme. Hunger dagegen ist ein weniger angenehmes Gefühl, das durch die absolute Notwendigkeit der Nahrungsaufnahme ausgelöst wird.
Das Gefühl des Appetits ist erlernt, da wir Menschen im Lauf unseres Lebens eine große Vielzahl an Nahrungsmitteln kennen lernen. Es ist daher ein eher psychologisch als physiologisch ausgelöstes Gefühl, an dessen Entstehen hauptsächlich der Bereich der Hirnrinde, in dem die Denkprozesse ablaufen, und der Hypothalamus beteiligt sind. Hunger ist eine rein physiologische Reaktion auf einen leeren Magen und einen niedrigen Glucosespiegel sowie auf eine abfallende Nährstoffkonzentration im Blut. Das Absinken der Glucose- und Nährstoffwerte wird vom Hypothalamus registriert. Er stimuliert den Magen zur Kontraktion, was der Mensch als Leere und Hungergefühl und manchmal auch akustisch als »knurrenden Magen« wahrnimmt.
Wie kommt es zum Gefühl der Sättigung?
Nach einer Mahlzeit signalisiert uns das Sättigungszentrum im Hypothalamus, dass ausreichend Nahrung aufgenommen wurde, und unterdrückt die Signale aus dem Hungerzentrum. Nun tritt das Gefühl von Sättigung ein, ein dem Appetit entgegengesetztes Gefühl. Es besteht kein Wunsch nach weiterer Nahrungsaufnahme. Ist ein Mensch satt, so empfindet er weder Hunger noch Appetit.
Wodurch wird die Verdauungsarbeit gesteuert?
Die Prozesse im Verdauungstrakt werden vom Gehirn, besonders vom Hypothalamus aus geregelt und von Sensoren in den Wandungen des Verdauungskanals selbst und durch das vegetative Nervensystem vermittelt. Auch Hormone, die von bestimmten Bereichen des Verdauungskanals ausgeschüttet werden, spielen eine Rolle. Die Koordinierung dieser Vorgänge stellt sicher, dass die Muskeln des Verdauungskanals kontrahieren und die Nahrung rechtzeitig und mit der richtigen Geschwindigkeit weitertransportieren und dass jeder Abschnitt des Verdauungstrakts bei Bedarf seine Sekrete ausschüttet, um eine maximale Verdauung und Resorption der Nahrung zu erreichen.
Wie viel Nahrung verarbeitet unser Verdauungssystem?
Es sind etwa 500 Kilogramm im Jahr. Obwohl wir eine große Vielfalt an Nahrungsmitteln in frischem oder zubereitetem Zustand zu uns nehmen, ist die Anzahl der schließlich vom Körper resorbierten Endprodukte jedoch viel geringer. Die meisten Nahrungsmittel setzen sich aus Kohlenhydraten, Eiweißen, Fetten, Vitaminen, Mineralien und Wasser zusammen. Pflanzliche Nahrungsmittel enthalten darüber hinaus auch noch unverdauliche Ballaststoffe.
Wozu werden die Kohlenhydrate verarbeitet?
Komplexe Kohlenhydrate, auch Vielfachzucker oder Polysaccharide genannt (z. B. Stärke in Kartoffeln), werden zu Einfachzuckern, den Monosacchariden (z. B. Glucose), aufgespalten. Einen Teil der Kohlenhydrate nimmt der Mensch als Einfachzucker zu sich, beispielsweise als den in Obst enthaltenen Fruchtzucker oder Fructose. Diese Einfachzucker müssen nicht weiter zerlegt werden.
Wozu werden Eiweiße und Fette umgewandelt?
Eiweiße (Proteine) sind langkettige Aminosäureverbindungen, die von den Verdauungsenzymen des Magens in ihre Einzelbestandteile aufgespalten werden. Im menschlichen Körper gibt es etwa 20 verschiedene Arten von Aminosäuren. Diese stellen die Grundbausteine der Körpergewebe dar. Fette werden in Fettsäuren und Monoglyceride umgewandelt.
Was geschieht mit den Vitaminen?
Vitamine und ebenso Mineralien und Spurenelemente können nach ihrer Lösung aus der Nahrung vom Organismus praktisch ohne weitere Aufspaltung resorbiert werden.
Wie ist der ungefähre Zeitplan der Verdauung?
Das hängt von der aktuellen Station im Verdauungstrakt ab. Bis es zur Aufnahme der Nährstoffe ins Blut und Rückresorption des Wassers sowie zur Ausscheidung der unverdaulichen Reste kommt, durchläuft die geschluckte Nahrung verschiedene Abteilungen des Verdauungskanals. Je nach Beschaffenheit der verzehrten Nahrung kann die für die einzelnen Verdauungsschritte erforderliche Zeit stark variieren. Der erste Verdauungsschritt besteht aus der Nahrungsaufnahme, bei der die Nahrung zerkaut und anschließend geschluckt wird. Der Kauvorgang dauert einige Sekunden, der Schluckvorgang und Transport die Speiseröhre hinunter höchstens wenige Minuten.
Ist der zerkaute Bissen im Magen angelangt, kommt es zum zweiten Schritt, der eigentlichen Verdauung. Die Aufspaltung der Nahrung im Speisebrei durch den Magen dauert etwa vier Stunden. Dann gelangt der Speisebrei in den Zwölffingerdarm, dem ersten Teil des Dünndarms, wo er für weitere vier Stunden der Einwirkung der Verdauungsenzyme ausgesetzt ist.
Danach durchläuft der halbflüssige Speisebrei (Chymus) die nächsten Dünndarmabschnitte und es beginnt der dritte Verdauungsschritt, die Resorption, d. h. die Überführung der Nährstoffe in die Körpergewebe. Im Dünndarm kann der größte Teil des Speisebreis über die Dünndarmzotten in den Blutkreislauf oder das lymphatische System resorbiert werden. Dieser Prozess nimmt drei bis zehn Stunden in Anspruch. Der Rest wird in den Dickdarm weitergeleitet. Hier wird das Wasser in den Körper rückresorbiert und die unverdaulichen Reste, beispielsweise pflanzliche Ballaststoffe, zur Ausscheidung vorbereitet.
Die Verweilzeit der fertig verdauten Nahrung im Dickdarm beträgt zwischen 14 Stunden und mehreren Tagen. Am Ende des Verdauungsprozesses werden die Abfallprodukte aus der Nahrung bis zu ihrer Ausscheidung durch den After im Enddarm gespeichert.
Verdauungstrakt: Kanal mit Stationen
Über welche Körperbereiche erstreckt sich der Verdauungstrakt?
Er erstreckt sich vom Kopf über den Brustraum und von dort auch über den Bauchraum. Der Verdauungstrakt verbindet unterschiedlichste Organe, die jeweils eine bestimmte Aufgabe im Verdauungsprozess wahrnehmen. Das Zentrum des Verdauungstrakts ist der Verdauungskanal oder Gastrointestinaltrakt. Dieser besteht im Wesentlichen aus einem Schlauch mit zwei Öffnungen: Am oberen Ende sitzt der Mund, am unteren der After. Die Nahrung wird durch wellenartige Muskelkontraktionen durch den Verdauungskanal transportiert.
Welche Kennzeichen hat der Verdauungskanal?
Im vollständig entspannten Zustand wäre der Verdauungskanal eines Erwachsenen durchschnittlich etwa neun Meter lang. Tatsächlich aber verharren die Muskeln in der Darmwand in einem Zustand teilweiser Kontraktion, die den Verdauungskanal beträchtlich verkürzt. Die innere Wandschicht des Verdauungskanals besteht aus einer Schleimhaut, die nicht nur Schleim ausscheidet und damit die Passage des Nahrungsbreis erleichtert, sondern auch Sekrete zur chemischen Verdauung bildet. Außerdem enthält diese innerste Schicht bestimmte Abschnitte, durch die die Resorption der Nährstoffe erfolgen kann. Wie die Haut stellt diese innere Schleimhautschicht auch eine Schutzbarriere dar, die das Eindringen von potenziellen Krankheitserregern und anderen unerwünschten Substanzen verhindert.
Dickdarm und Dünndarm werden vom Gekröse (Mesenterium) an ihrem Platz im Bauchraum gehalten und an der hinteren Bauchwand angeheftet. Diese Membran bietet auch einen Weg für Blutgefäße und Nerven zu Dick- und Dünndarm.
Schließlich wird der Verdauungskanal von einer zweilagigen Membran geschützt, die die Wand der Bauchhöhle auskleidet und die Bauchorgane, d. h. Magen und Darm bedeckt. Diese Struktur heißt Bauchfell oder Peritoneum. Der Spalt zwischen den beiden Lagen – die Bauchfellhöhle – enthält eine Flüssigkeit zur Befeuchtung der Bauchorgane, damit sie während ihrer Verdauungstätigkeit ungehindert und schmerzlos übereinandergleiten können.
Welche Verdauungsstationen passiert die Nahrung?
Die Nahrung wird mit dem Mund aufgenommen. Mithilfe von Zähnen und Zunge wird sie zerkleinert, mit dem Speichel befeuchtet und teilweise vorverdaut. Die Nahrung gelangt dann durch den Schluckakt vom Mund über den Rachen in die Speiseröhre. Dort wird sie in den Magen geschoben, wo sie einem mechanischen und chemischen Verdauungsprozess unterzogen wird.
Der Dünndarm ist der längste Abschnitt des Verdauungskanals. Hier findet der wichtigste Teil des Verdauungs- und Resorptionsprozesses statt. Je länger der Dünndarm, desto größer die Oberfläche, auf der diese beiden Prozesse ablaufen.
Der Dickdarm ist der letzte Abschnitt des Verdauungskanals. Er nimmt die Überreste des Verdauungsprozesses auf und entzieht ihnen große Mengen von Wasser. Die endgültigen Abfallprodukte werden dann als Stuhl durch den After, die untere Öffnung des Verdauungskanals, wieder ausgeschieden.
Warum sind die Muskeln im Verdauungskanal so wichtig?
Diese Muskelschichten haben zwei wich-tige Aufgaben: Einmal zerdrücken sie die Nahrung, durchmischen sie mit Verdauungsenzymen und sorgen so dafür, dass möglichst viel Nahrung verdaut werden kann. Zweitens schieben sie die Nahrung durch das Verdauungsrohr vom Mund in Richtung After. Die Wandschichten in den meisten Abschnitten des Verdauungskanals bestehen aus zwei Lagen glatter Muskulatur, die sowohl ringförmig als auch in Längsrichtung angeordnet sind.
Welche weiteren Organe unterstützen die Verdauung?
Hilfsorgane der Verdauung sind die Zähne, Zunge, Speicheldrüsen, Bauchspeicheldrüse, Gallenblase und die Leber. Die Zähne und die Zunge zerdrücken die Nahrung und bewegen sie im Mund hin und her. Die Speicheldrüsen sowie die Bauchspeicheldrüse, Leber und Gallenblase liegen außerhalb des Verdauungskanals, sind aber durch Gänge oder kleine Kanäle mit ihm verbunden. Speicheldrüsen, Bauchspeicheldrüse und Leber geben Sekrete in den Verdauungskanal ab und tragen so zur Verdauung der Nahrung bei. In der Gallenblase werden die von der Leber gebildeten Sekrete bereitgehalten.
Welche Bewegungsmuster weist der Dünndarm auf?
Zwei verschiedene Bewegungsarten der Muskelschichten ermöglichen die Durchmischung und den Weitertransport des Speisebreis innerhalb des Verdauungskanals. Kontrahieren kurze Abschnitte der ringförmig angeordneten glatten Muskelschicht – ein als Segmentation bezeichneter Vorgang –, wird der Nahrungsbrei durchmischt. Gehen abwechselnde Wellen der Kontraktion und Entspannung über den Verdauungskanal hinweg – ein als Peristaltik bezeichneter Vorgang –, so wird der Nahrungsbrei durch den Verdauungskanal weitertransportiert.
Dabei wird die Kontraktion entweder im Muskel selbst ausgelöst, z. B. wenn der Nahrungsbrei einen bestimmten Abschnitt des Verdauungskanals erreicht, oder sie kann vom vegetativen Nervensystem aus oder durch Hormone beschleunigt oder verlangsamt werden. In gewissen Bereichen des Verdauungsrohrs, wie z. B. am Magenausgang, bildet ein dickes Band aus ringförmigem Muskel einen Schließmuskel, der wie ein Ventil funktioniert und den Durchfluss des Nahrungsbreis durch Öffnen und Schließen steuern kann.
Mund und Zähne: Fleißige Vorarbeiter
Welche Aufgaben hat der Mund?
Im Mund wird die aufgenommene Nahrung zu einer weichen, feuchten Masse zerkaut und vorverdaut, um anschließend geschluckt zu werden. Während der Verdauungsvorgang in den anderen Abschnitten des Verdauungssystems viele Stunden in Anspruch nimmt, ist dieser erste Teil schon nach wenigen Sekunden abgeschlossen. Nahrungsaufnahme, Kauen und der Transport zum Rachen gehen unmittelbar ineinander über. Die beteiligten Organe sind die Mundhöhle mit Zunge, Zähnen und den Speicheldrüsen.
Für den ersten Abschnitt des Verdauungsvorgangs, der sich in der Mundhöhle abspielt, sind zusätzliche Verdauungshilfsorgane zuständig. Dazu gehören die Zunge, die Zähne und die Speicheldrüsen. Zunge, Zähne und auch die Lippen wirken außerdem bei der Nahrungsaufnahme mit. Die Mundhöhle ist auch Bestandteil des Atemsystems und zudem an der Stimmbildung beteiligt.
Welche verschiedenen Strukturen gehören zur Mundhöhle?
Die Mundhöhle besteht aus dem Mundhöhlenvorhof zwischen Lippen, Wangen und Zähnen sowie aus der inneren Mundhöhle, die den Raum zwischen den Zähnen und der Mündung in den Rachen einnimmt.
Die Mundhöhle (Cavum oris) wird nach außen von den Lippen abgeschlossen. Ihre seitliche Begrenzung bilden die beiden Wangen, nach oben endet sie am Gaumen. Den unteren Abschluss bildet schließlich die Zunge. Nach hinten geht die Mundhöhle in den Rachen über.
Was bildet die Eingangspforte zum Verdauungssystem?
Es sind die Lippen (Labiae oris). Sie erstrecken sich vom unteren Nasenrand bis zur oberen Begrenzung des Kinns. Die roten Hautbereiche werden als eigentliche Lippen bezeichnet. Aufgrund ihrer durchsichtigen Haut, die die Blutkapillaren durchscheinen lässt, sind sie dunkler als ihre Umgebung. Die roten Lippenränder stellen den Übergang von der äußeren Haut zur feuchten Schleimhaut dar, die das Innere der Mundhöhle auskleidet.
Über welchen Bereich des Gesichts erstrecken sich die Wangen?
Die Wangen (Buccae) reichen von unterhalb der Augen bis zum unteren Rand des Kiefers und von den Nasenflügeln zum Ohr. Die Wangeninnenseiten und der Gaumen sind mit einer Schleimhautschicht ausgekleidet, die aus dem so genannten Plattenepithel besteht. Aufgrund des Kauvorgangs unterliegen diese Zellen einem andauernden Abnutzungsprozess und werden konstant ersetzt. Die Wangeninnenseiten bestehen aus Muskelgewebe und tragen zur Zerkleinerung und Befeuchtung der Nahrung bei, bevor sie verschluckt werden kann.
Was trennt die Mund- von der Nasenhöhle?
Es ist der Gaumen (Palatum), der die obere Begrenzung der Mundhöhle bildet. Er besteht aus zwei Teilen und wird im vorderen Bereich als harter, im hinteren Bereich als weicher Gaumen bezeichnet. Der harte Gaumen liegt direkt über dem Knochen, der weiche Gaumen besteht aus einer Muskelplatte. Das Zäpfchen liegt in der Mitte des weichen Gaumens. Beim Schluckvorgang hebt sich der weiche Gaumen nach oben und verschließt den Eingang zur Nasenhöhle.
Warum ist unsere Zunge so beweglich?
Die Zunge (Lingua) besteht hauptsächlich aus Skelettmuskulatur. Während des Kauvorgangs bewegt die Zunge die Nahrung im Mund hin und her, mischt sie und schiebt sie nach hinten, damit sie geschluckt werden kann. Die Form der Zunge kann durch Muskeln im Innern der Zunge verändert werden. Am Zungenbein anhaftende äußere Zungenmuskeln bewegen die Zunge nach vorn oder hinten oder flachen den Zungenrücken ab.
Die Zunge nimmt bei geschlossenem Mund fast die ganze Mundhöhle ein. Im entspannten Zustand berührt die Zungenoberfläche den harten Gaumen und die Zungenspitze liegt locker den Schneidezähnen an. Die gesamte Oberfläche des Zungenrückens ist uneben und höckerig, da er von winzigen Vorsprüngen, den Papillen, bedeckt ist. Eine bestimmte Anzahl von Papillen ist mit sensorischen Organen ausgestattet. Diese werden Geschmacksknospen genannt und können vier geschmackliche Grundqualitäten erkennen, nämlich salzig, süß, sauer und bitter. Andere, fadenförmige Papillen enthalten keine Geschmacksknospen, sondern verleihen dem Zungenrücken eine raue Oberfläche, so dass halbflüssige Nahrung erfasst und sogar aufgeleckt werden kann.
Wussten Sie, dass …
das Zungenbändchen verhindert, dass wir unsere Zunge verschlucken?
das erste künstliche Gebiss 1770 in Frankreich hergestellt wurde?
Kühe am Tag 60 Liter Speichel erzeugen? Menschen nur etwa einen Liter; im Lauf unseres Lebens kommen rund 25 000 Liter Speichel zusammen.
der Ziegenpeter (Mumps) einen Teil des Verdauungstrakts betrifft? Die Entzündung der Ohrspeicheldrüse wird durch einen Virus verursacht.
Sind Zähne härter als Knochen?
Ja. Die Zähne gehören zu den härtesten Strukturen unseres Körpers. Sie sind in den Ober- und Unterkiefer eingebettet und wachsen aus dem Zahnfleisch heraus, einem weichen, die Kieferknochen bedeckenden Gewebe.
Die Zähne sind ein wichtiger Teil des Verdauungssystems, da der Mensch mit ihrer Hilfe eine große Vielfalt an Nahrungsmitteln zu sich nehmen kann. Zähne verleihen außerdem unserem Gesicht seine typische Form und sind beim Sprechen an der Artikulation beteiligt.
Das vollständige Gebiss eines Erwachsenen besteht aus 32 Zähnen. Jeder Zahn (Dens) besteht aus der Krone, der Zahnwurzel und dem Zahnhals. Die Krone ist der weiße, sichtbare Teil des Zahns, die Zahnwurzel ist tief in den Kiefer eingebettet, der Zahnhals verbindet Wurzel und Krone und ist straff vom Zahnfleisch umschlossen, das ein Eindringen von Bakterien unterhalb der Krone verhindert. Die Anzahl der Zahnwurzeln ist je nach Zahn unterschiedlich: die Schneide- und Eckzähne besitzen jeweils eine, die Mahlzähne dagegen drei. Von außen nach innen ist der Zahn aus Zahnschmelz, Zahnbein, Zahnmark und Zahnzement aufgebaut.
Was macht den Zahn so hart?
Es ist die äußere, sichtbare Umhüllung des Zahns, der Zahnschmelz (Enamelum). Die Einlagerung von nicht organischen Kristallsalzen macht ihn zum härtesten Stoff des menschlichen Organismus. Die hauptsächlich Kalziumsalze enthaltende Schicht verhindert die Abnutzung des Zahns und schützt die Gewebe in seinem Innern. Zahnschmelz besteht aus nicht lebendem Material und enthält keine Zellen, daher können eventuelle Verluste vom Körper nicht mehr ersetzt werden.
Was ist das Zahnbein?
Das Zahnbein (Dentin) bildet die Schicht unterhalb des Zahnschmelzes und erstreckt sich bis in die Zahnwurzeln. Zahnbein ähnelt vom Aufbau her dem Knochengewebe und enthält Teile von lebenden Zellen des Zahnmarks, ist aber nicht ganz so hart wie der Zahnschmelz.
In welchem Bereich ist der Zahn empfindlich?
Im Bereich des Zahnmarks (Pulpa). Es liegt im Zentrum des Zahns und enthält Nerven und Blutgefäße. Der Hauptteil des Zahnmarks befindet sich in der Zahnhöhle, aber es erstreckt sich auch entlang der Wurzelkanäle nach unten bis in die Zahnwurzeln. Durch die Wurzelkanäle verlaufen die Blutgefäße und die Zahnnerven.
Das Zahnzement (Cementum) besteht aus aus verhärtetem Bindegewebe und verankert den Zahn im Zahnfach im Kieferknochen. Das Zahnzement fixiert den Zahn durch Bänder im Zahnbett (Parodontium) und bildet dadurch ein unbewegliches Gelenk zwischen Zahn und Zahnfortsatz des Kiefers.
Wie sind die Aufgaben unter den Zähnen verteilt?
Die meißelartigen Schneidezähne im vorderen Bereich des Kiefers gleiten übereinander hinweg und zerteilen die Nahrung in kleinere Brocken. Die eher kegelförmigen und spitzen Eckzähne dienen zum Festhalten, Durchbeißen und Abreißen der Nahrung. Backenzähne, die eine breite Krone mit je zwei Kauspitzen besitzen, zermahlen und zerkauen die Nahrung. Ganz hinten im Kiefer sitzen die großen Mahlzähne. Auch sie haben eine breite Krone und jeweils vier Kauspitzen. Mahlzähne können einen sehr hohen Druck ausüben und die Nahrung in kleine Teile zerdrücken und zermahlen.
Die 32 Zähne des vollständigen Gebisses – je 16 in Ober- und Unterkiefer – unterscheiden sich also auch in der Form. In jedem Kiefer gibt es, von vorn nach hinten betrachtet, insgesamt vier Schneidezähne, zwei Eckzähne, vier Backenzähne und sechs Mahlzähne. Die hinteren Mahlzähne heißen Weisheitszähne, da sie in der Regel nicht vor dem 16. Lebensjahr erscheinen.
Warum hat der Mensch zunächst Milchzähne?
Weil das vollständige Erwachsenengebiss im kleinen Kiefer des Kindes noch keinen Platz hat. Das Kleinkind begnügt sich daher noch mit 20 Zähnen, das Schulkind hat schon 24 und der Erwachsene dann 32 Zähne. Da Zähne wegen ihrer Struktur nicht mitwachsen, müssen sie ausfallen und ersetzt werden. Die Milchzähne sind nicht nur kleiner und schwächer als das bleibende Gebiss, sondern auch nicht so tief verwurzelt.
Die ersten Zähne bilden sich beim Embryo bereits in der siebten Schwangerschaftswoche in Form zarter Zahnknospen. Schließlich formt sich in Unter- und Oberkiefer des Embryos unterhalb der Milchzähne auch die Zahnleiste mit den bleibenden Zähnen, die erst Jahre nach der Geburt durchbrechen.
Wann beginnt der Zahnwechsel?
Im Alter von etwa sechs Jahren zeigen sich die ersten Mahlzähne, noch vor den bleibenden Schneidezähnen. Bevor die Zähne im vorderen Mundbereich durchbrechen, werden die Wurzeln der Milchzähne langsam rückresorbiert, so dass sich der Zahn allmählich lockert und ausfällt. Jeder Zahn wird dann einige Wochen später von einem bleibenden Zahn ersetzt. Dieser Prozess kann einige Jahre dauern, aber im Alter von 13 Jahren ist bei den meisten Kindern das bleibende Gebiss vollständig. Eine Ausnahme stellen die so genannten Weisheitszähne (die dritten Mahlzähne) dar, die normalerweise erst zwischen dem 17. und 21. Lebensjahr durchbrechen.
Wozu benötigen wir Speichel im Mund?
Die Speichelflüssigkeit hat nicht nur eine reinigende und spülende Wirkung, sie befeuchtet vor allem die Nahrung während des Kauvorgangs, löst chemische Substanzen, so dass ihr Geschmack wahrgenommen werden kann, enthält Enzyme zur Vorverdauung stärkehaltiger Nahrung und verbindet die verschiedenen Nahrungsbrocken zu einem kleinen, schluckbaren Bissen. Täglich produzieren unsere Speicheldrüsen (Glandulae salivales) zwischen 1 und 1,5 Liter Speichelflüssigkeit. Die Speichelbildung erhöht sich drastisch beim Anblick einer leckeren Mahlzeit oder während des Essens.
Woraus besteht der Speichel?
Speichel (Saliva) enthält zu 99 Prozent Wasser und ist leicht alkalisch. Er enthält Schleimsubstanzen und Lysozym, eine antibakteriell wirksame Substanz, die zur Inaktivierung von Erregern beiträgt. Der Speichel wird von den außerhalb der Mundhöhle gelegenen Speicheldrüsen produziert, die durch Ausführungsgänge mit dem Mundraum verbunden sind. Es gibt drei, jeweils paarig angelegte Speicheldrüsen: Die vor dem Ohr gelegenen Ohrspeicheldrüsen (Glandulae parotideal), die Unterzungendrüsen (Glandulae sublingualis) und die Unterkieferspeicheldrüsen (Glandulae submandibularis).
Wie wird die Nahrung aufgenommen?
Die Nahrungsaufnahme wird durch die Tätigkeit der Schneide- und Eckzähne unterstützt, durch die der Mensch größere Nahrungsstücke abbeißen und festhalten kann. Auch die Lippen helfen beim Festhalten der Nahrung. Sobald sich die Nahrung in der Mundhöhle befindet, schließen sich die Lippen. Der Ausdruck Nahrungsaufnahme (Ingestion) benennt den Vorgang, bei dem die flüssige oder feste Nahrung in den Verdauungskanal gelangt. Der Kauvorgang (Mastikation) ist dagegen der Prozess, durch den die mit dem Mund aufgenommene Nahrung in schluckgerechte Stücke zerkleinert wird.
Wie viel Kraft wenden wir beim Kauen auf?
Unsere Kiefermuskeln sind so stark, dass sie die Mahlzähne mit einem Druck von etwa 500 kg/cm aufeinanderpressen können. Dieser Druck ist größer als der Druck, der unter dem Reifen eines fahrenden Autos entsteht.
Durch die Kontraktion der Wangenmuskeln flacht das Wangeninnere ab, so dass die Nahrung zwischen den Zähnen festgehalten werden kann. Die abwechselnde Kontraktion und Entspannung der Kiefermuskeln schließt und öffnet das Kiefergelenk. Andere Muskeln bewegen den Unterkiefer von links nach rechts und von vorn nach hinten. Durch diese Kaubewegungen wird die Nahrung von den Backenzähnen und Mahlzähnen zu Brei zermahlen. Der Kauvorgang ist nach etwa 60 Sekunden beendet. Von der Zunge wird der Nahrungsbrei zu einem schluckbaren Bissen (Bolus) geformt.
Welche Form der Verdauung findet im Mund statt?
In der Mundhöhle findet nicht nur eine mechanische Verdauung, sondern auch eine begrenzte chemische Verdauung statt. Nach der Zerkleinerung der Nahrung stellen die entstandenen Partikel eine große Oberfläche für die Wirkung des Enzyms Amylase dar. Die Amylase ist ein im Speichel enthaltenes Enzym, das den Aufspaltungsprozess des komplexen Kohlenhydrats Stärke in den als Maltose bezeichneten Zweifachzucker bewirkt.
Was gehört zur Mundpflege?
Mit einer regelmäßigen und gründlichen Mundpflege können Sie dazu beitragen, das Mund, Zähne und Zahnfleisch lange gesund bleiben:
- Reinigen Sie Ihre Zähne mindestens zweimal täglich, besser nach jeder Mahlzeit, gründlich und gewissenhaft. Dazu gehören das Bürsten der Zähne und die Reinigung der Zahnzwischenräume.
- Verwenden Sie eine fluoridhaltige Zahnpasta.
- Zahnbürsten sollten spätestens alle drei Monate ersetzt werden oder sobald sich die Borsten verbiegen oder gar ausfransen.
- Kinder sollen möglichst früh lernen, wie die Zähne richtig geputzt werden.
- Benutzen Sie mindestens einmal täglich Zahnseide zur Beseitigung von Plaque und anderen Ablagerungen in den Zahnzwischenräumen.
- Suchen Sie regelmäßig, möglichst alle sechs Monate, den Zahnarzt auf.
- Zu viele zuckerhaltige Lebensmittel und Getränke sind schädlich. Reinigen Sie Ihre Zähne nach dem Genuss entsprechender Speisen und Getränke.
Was verbirgt sich hinter der Bezeichnung …
Gingivitis? Die akut oder chronisch verlaufende »Zahnfleischentzündung« kann durch infektiöse Erreger, Zahnstein, Engstand der Zähne oder Schwankungen des Hormonhaushalts, z. B. in der Pubertät, auftreten.
Karies? Bei der »Zahnfäule« liegt eine Zerstörung der Zahnhartsubstanzen durch säurebildende Bakterien vor. Säuren entkalken den kristallinen Zahnschmelz, bis in einem fortgeschrittenen Stadium die Zahnhartsubstanz zusammenbricht und kariöse Schäden (Löcher) auftreten. Die Entstehung von Karies wird durch zuckerreiche Ernährung und schlechte Zahnpflege gefördert.
Parodontose? »Zahnbettschwund« ist eine nicht entzündlich bedingte Erkrankung des Zahnhalteapparats (Parodontium) mit einem langsam fortschreitenden Abbau von Zahnfleisch und Kieferknochen, der schließlich zu Zahnlockerung und Zahnverlust führt.
Aphthen? Als recht schmerzhafte, rundliche, etwas erhabene, weißliche Veränderung an den Wangenschleimhäuten treten die Aphthen auf, oft als Begleitung bei viralen Erkrankungen. In der Regel heilen sie innerhalb weniger Tage ab.
Mundwinkelrhagade? So wird ein schmerzhafter »entzündlicher Hauteinriss im Bereich eines Mundwinkels« genannt. Ursache können Gebissprobleme, Vitaminmangel, eine Infektion mit Candidapilz oder eine Allergie sein.
Glossitis? Diese »Entzündung der Zungenschleimhaut« zeigt sich als Rötung und Schwellung der Zunge und tritt oft in Kombination mit Entzündungen der Mundschleimhaut, des Gaumens und tieferer Zungenschichten auf.
Rachen und Speiseröhre: Die Nahrung auf Reise
Wie funktioniert der Nahrungstransport?
Durch die Schluckbewegung wird die Nahrung entlang des Rachens und der Speiseröhre Richtung Magen befördert. Rachen und Speiseröhre dienen also lediglich zum Transport der zerkleinerten Nahrung vom Mund zum Magen. Der Verdauungsprozess ist nur bis zum Abschluss des Kauvorgangs unter der bewussten Kontrolle des Menschen. Sobald die zerkleinerte Nahrung die Rachenwand berührt, wird der Vorgang bis hin zur Stuhlentleerung vom vegetativen Nervensystem gesteuert, ohne dass wir bewusst eingreifen könnten.
Welche besondere Einrichtung unterstützt die Passage im Rachen?
Wenn die Nahrung vom Mund in den Rachen gelangt, verschließt sich der Luftweg und die Nahrung kann in die Speiseröhre gelangen. Der Rachen (Pharynx) erstreckt sich von der Schädelbasis nach unten, wo er in die Speiseröhre übergeht. Zwei der drei Rachenabschnitte – der Mundrachen, der vom weichen Gaumen zum Kehldeckel verläuft, und der Kehlkopfrachen, der in die Speiseröhre mündet – dienen sowohl als Speise- als auch als Atemweg.
Wie lang ist die Speiseröhre?
Etwa 25 Zentimeter. Die Speiseröhre (Ösophagus) ist ein Muskelschlauch, der vom Rachen bis zum Magen reicht. Er verläuft hinter der Luftröhre abwärts, tritt durch das Zwerchfell und mündet über den Mageneingang (Kardia) in den Magen. Dort befindet sich ein Schließmuskel, der zusammen mit dem Zwerchfell verhindert, dass die stark säurehaltigen und reizenden Magensäfte in die Speiseröhre zurückfließen.
Was genau passiert beim Schlucken?
Die aufgenommene Nahrung wird mithilfe des komplizierten, dreiphasigen Schluckakts in Richtung Magen befördert. In der ersten Phase, die in der Mundhöhle ihren Ausgang nimmt, berührt die Zungenspitze den harten Gaumen und drückt gleichzeitig den vorbereiteten Nahrungsbissen nach hinten in Richtung Rachen.
In der zweiten Phase löst der Kontakt des Nahrungsbissens mit den seitlichen und hinteren Wandungen des Mundrachens den Schluckreflex aus. Durch die Kontraktion der Rachenmuskeln wird der Nahrungsbissen in Richtung Speiseröhre geschoben. Das Gaumensegel hebt sich und dichtet den Nasenrachen gegen eindringende Essensbrocken ab, die Zunge drückt nach hinten und verhindert ein Zurückgleiten des Nahrungsbissens in die Mundhöhle. Gleichzeitig wird der Kehlkopf nach oben gezogen, so dass der Kehldeckel sich nach hinten legt und den Eingang zur Luftröhre verschließt. Sollten zufällig doch Nahrungsteile in die Luftwege gelangen, wird der Hustenreflex ausgelöst, durch den sie wieder in den Rachen zurückgeschleudert werden. In der dritten Phase des Schluckakts, die in der Speiseröhre stattfindet, wird der Nahrungsbissen durch die Peristaltik in Richtung Magen befördert. Dabei kontrahiert die innere Ringmuskulatur der Speiseröhre hinter dem Nahrungsbissen und schiebt ihn dadurch vorwärts. Gleichzeitig kontrahiert die Längsmuskulatur vor dem Nahrungsbissen und erweitert das Lumen (den Innendurchmesser) der Speiseröhre. Diese Kontraktionswelle verläuft von oben nach unten und schiebt den Nahrungsbissen in etwa neun Sekunden vom Rachen in den Magen.
Wie können Sie Probleme in Rachen und Speiseröhre vermeiden?
Störungen in diesem Bereich entwickeln sich oft als Folge anderer Erkrankungen. Diesen sollte daher vorgebeugt werden.
- Lassen Sie sich beim Essen genügend Zeit und nehmen Sie nur kleinere Bissen zu sich.
- Verzichten Sie beim Kauen lieber auf das Sprechen, so dass es nicht zum »Verschlucken« oder zu Erstickungsanfällen kommt.
- Mehrere kleinere Mahlzeiten über den Tag verteilt sind besser und bekömmlicher als wenige große.
- Verzichten Sie auf übermäßigen Alkoholgenuss und auf das Rauchen. Beide sind bedeutende Risikofaktoren für die Entstehung von Speiseröhrenerkrankungen.
- Fettreiche Nahrungsmittel, Kaffee und Alkohol sowie Mahlzeiten sehr spät am Abend sollten bei Speiseröhrenproblemen ganz gemieden werden.
Was versteht der Mediziner unter …
Pharyngitis? Die »Rachenentzündung« tritt meist akut im Rahmen einer allgemeinen Virusinfektion der oberen Luftwege mit Schluckbeschwerden, Kratzen, Brennen und Trockenheitsgefühl im Hals auf.
Hiatushernie? Bei einem »Zwerchfellbruch« gleiten Magenteile durch das Zwerchfell nach oben in den Brustkorb. Je nach Ausmaß kann es zu Sodbrennen, Schluckstörungen, Schmerzen hinter dem Brustbein oder Atemnot kommen.
Ösophagitis? Die »Entzündung der Speiseröhre« wird meist durch den Rückfluss sauren Magensaftes in die Speiseröhre ausgelöst und führt zu saurem Aufstoßen und Sodbrennen.
Ösophagusvarizen? So werden »Krampfadern in der Speiseröhre« bezeichnet. Sie stellen sich als erweiterte Venen im Bereich der Ösophagusschleimhaut dar, die v. a. im Gefolge einer Leberzirrhose entstehen und zu lebensgefährlichen Blutungen führen können.
Ösophaguskarzinom? Der »Speiseröhrenkrebs« entwickelt sich als bösartige Geschwulst der Speiseröhre meist aus Zellen der Speiseröhrenschleimhaut. Risikofaktoren sind Rauchen, der häufige Konsum scharfer Spirituosen oder kochendheißer Speisen. Die Behandlung besteht je nach Befund in einer Operation, Bestrahlung und/oder Chemotherapie.
Ösophagusachalasie? Dies ist eine durch eine Nervenerkrankung bedingte einengende Verkrampfung der glatten Muskulatur der Speiseröhre. Sie ruft ein Druckgefühl im Brustkorb und schmerzhafte Schluckstörungen hervor.
Magen: Die ideale Mischmaschine
Welche Aufgaben übernimmt der Magen?
Zwischen Speiseröhre und Dünndarm erweitert sich das Verdauungsrohr zu diesem elastischen und beutelförmigen Hohlorgan. Hier wird die geschluckte Nahrung mit Verdauungsenzymen durchmischt, chemisch und mechanisch verdaut und langsam in den Dünndarm abgegeben. Außerdem dient der Magen als eine Art Zwischenlager für den aus der Speiseröhre ankommenden Speisebrei. In vollständig leerem Zustand hat der Magen die Größe einer kleinen Wurst. Er kann sich bei Bedarf aber auf ein Vielfaches dieser Größe ausdehnen.
Wie groß ist unser Magen?
Der Magen (Ventriculus) kann seine Größe und Form ständig verändern. Beim Erwachsenen hat der Magen eine durchschnittliche Länge von 25 Zentimetern, wobei Durchmesser und Fassungsvermögen je nach Füllungszustand stark variieren. Das Volumen eines leeren Magens beträgt etwa 50 Milliliter, durch die große Elastizität der Magenwand kann das Organ aber ein Volumen von etwa 1 bis 1,5 Litern aufnehmen. Ist der Magen leer, legt sich die innere Schicht der Magenwand in Falten, die jedoch verschwinden, sobald sich der Magen füllt und die Magenwand sich ausdehnt. Die Magenwände sind von einem dichten Netzwerk von Blutgefäßen durchzogen.
Wo liegen Magenmund und Pförtner?
Der Magen liegt im mittleren Oberbauch und wird in vier Hauptabschnitte eingeteilt: den Magenmund (Kardia), den Magengrund (Fundus), den Magenkörper (Korpus) und den Magenpförtner (Pylorus). Der Magenmund ist der Bereich, wo die Speiseröhre in den Magen mündet. Der Magengrund ist der obere, kuppelförmige Teil des Magens. Dort sammelt sich die bei der Nahrungsaufnahme verschluckte Luft, die anschließend über den Mund wieder ausgestoßen wird (Aufstoßen oder Ructus). Der zentrale Magenkörper ist der größte Magenabschnitt. Der Pförtner ist ein trichterförmiger Bereich, der durch einen Schließmuskel mit dem Dünndarm in Verbindung steht. Dieser Muskelring steuert die Entleerung des Magens.
Was zeichnet die Magenwand aus?
Die Muskelschicht innerhalb der Magenwand besteht aus drei übereinanderliegenden Schichten glatter Muskulatur. Zu der längs und quer verlaufenden Schicht, die sich auch in anderen Bereichen des Verdauungskanals findet, kommt innen eine dritte, schräg verlaufende Schicht. Durch die Kontraktion der verschiedenen Muskelschichten wird der Nahrungsbrei vom Magenmund in Richtung Pförtner bewegt, gleichzeitig in immer kleinere Bestandteile zerlegt und vollständig mit Magensaft durchmischt.
Die den Magen auskleidende Schleimhaut (Mucosa) bildet Millionen von tiefen Falten und Gruben. Darin sitzen die Drüsen, die den Magensaft absondern, der die chemische Verdauung des Nahrungsbreis bewirkt. Die Schleimhaut bildet auch einen schützenden Schleim, der die inneren Magenwände überzieht und verhindert, dass der Magensaft den Magen selbst verdaut.
Wozu dient der Magensaft?
Der von den Zellen der Magenwand gebildete Magensaft ist ein höchst wirkungsvoller Verdauungssaft. Er enthält besondere Enzyme, welche die in der Nahrung enthaltenen Eiweiße einem Prozess der Vorverdauung unterziehen. Die Bildung und Ausschüttung des Magensafts wird genau gesteuert, so dass die Magensaftproduktion unmittelbar vor der Nahrungsaufnahme oder bei Eintreffen der Nahrung im Magen ansteigt und mit der allmählichen Entleerung des Magens wieder nachlässt. Gleichzeitig kontrahieren die Muskelschichten in der Magenwand, so dass die geschluckten Nahrungsbissen zerkleinert, durchmischt und anschließend als Nahrungsbrei in Richtung Magenpförtner bewegt werden. Durch das Zusammenspiel der chemischen und mechanischen Verdauungsprozesse wird die grob zerkaute Nahrung zum halbflüssigen Nahrungsbrei, dem Chymus.
Was macht den Magensaft so sauer?
Der Magensaft setzt sich aus verschiedenen Komponenten, darunter Salzsäure und Pepsinogene, zusammen. Die Salzsäure schafft ein stark saures Milieu mit einem pH-Wert zwischen 1,5 und 3,5. Sie hat außerdem eine desinfizierende Wirkung, da sie wegen ihres hohen Säuregrads die meisten mit der Nahrung aufgenommenen Bakterien und anderen Mikroorganismen unschädlich macht. Pepsinogen, ein inaktives Enzym, wird durch die Salzsäure in das aktive Pepsin umgewandelt. Pepsin vermittelt die Aufspaltung von großen Eiweißmolekülen in kleinere Einheiten, die Peptide. Gemeinsam mit der Salzsäure zerstört der pepsinhaltige Magensaft das eiweißhaltige Gerüst von pflanzlichen Nahrungsmitteln und die Bindegewebshülle tierischer Nahrungsbestandteile. Die Drüsen der Magenschleimhaut produzieren täglich mehr als zwei Liter Magensaft.
Wussten Sie, dass …
eine reichhaltige Mahlzeit etwa fünf Stunden im Magen verbleibt?
die Speisen, die wir bei einer Mahlzeit zu uns nehmen, im Magen nicht von unten nach oben gestapelt werden? Hier wird seitlich, also von links nach rechts sortiert.
der Magen bei seiner Füllung sonderbare Formen annehmen kann? Die häufigste Form ist der Hakenmagen. Es gibt auch den Langmagen, den Sanduhrmagen oder gar den Stierhornmagen.
»Montezumas Rache« nur bedingt mit Cola und Salzstangen beizukommen ist? Zwar sind in vielen Reiseländern gerade Cola und Salzgebäck hygienisch einwandfrei zu erhalten. Auch kann diese Kombination den durch den Durchfall erlittenen Flüssigkeitsverlust ersetzen und einige Mineralien auffüllen. Cola enthält jedoch wenig Kalium und viel zu viel Zucker, was den Wasserhaushalt wiederum belastet.
Was stimuliert die Magensaftproduktion?
Schon der bloße Gedanke an Essen oder auch der Anblick, Duft oder Geschmack einer Mahlzeit löst Signale des Gehirns an den Magen aus. Diese Signale laufen über den parasympathischen Abschnitt des vegetativen Nervensystems und stimulieren die Drüsen der Magenschleimhaut zur Bildung von Magensaft. Diese erste, so genannte nervale Phase der Magensaftsekretion hat den Zweck, den Magen über das zu erwartende Eintreffen von Nahrung »vorzuwarnen«. Die Wirkung dieser Phase ist dann am größten, wenn wir hungrig sind oder unser Lieblingsgericht vor uns steht. Sind wir satt, ist die Wirkung nur gering.
Wann fließen die Säfte?
Während der Magen sich beim Essen langsam mit Nahrung anfüllt, registrieren die Dehnrezeptoren der Magenwand deren allmähliche Ausdehnung. Sie lösen über das vegetative Nervensystem einen Muskeldehnreflex aus, der die Magensaftproduktion anregt. Außerdem stimulieren sie die hormonbildenden (endokrinen) Zellen der Magenschleimhautdrüsen zur Ausschüttung des Hormons Gastrin ins Blut, das die Drüsen der Magenschleimhaut zur Erhöhung der Magensaftproduktion anregt. Die Dehnung der Magenwand stimuliert außerdem die lokale Ausschüttung von Histamin, das wiederum die Säureproduktion der Magenschleimhautdrüsen anregt. Dieser zweite Abschnitt der Magensaftproduktion wird als Magenphase bezeichnet.
Welcher Mechanismus schraubt die Produktion wieder zurück?
Sobald ein Teil des Nahrungsbreis den ersten Dünndarmabschnitt, den Zwölffingerdarm, erreicht, kommt es zur dritten, der Darmphase der Magensaftsekretion. Es gibt mehrere Faktoren, die die Sekretion des Magensafts hemmen: zum einen fett- oder kohlenhydratreiche Nahrung, zum anderen die durch den Nahrungsbrei verursachte Ausdehnung des Zwölffingerdarms und schließlich die Anwesenheit von sauren Nahrungsbestandteilen im normalerweise alkalischen Milieu des Zwölffingerdarms. Dies verlangsamt den Verdauungsprozess im Magen und der Dünndarm hat mehr Zeit, die Verdauung des Nahrungsbreis zu beenden. Die drei Phasen der Magensaftsekretion, nämlich die nervale Phase, die Magen- und die Darmphase überschneiden sich zeitlich.
Was bewirken die besonderen Magenbewegungen?
Durch peristaltische Kontraktionswellen wird der Nahrungsbrei durch den Magen befördert. Sobald die ankommende Nahrung aus der Speiseröhre in den Magen übertritt, beginnen im Bereich des Magenmunds leichte Kontraktionswellen. Diese nehmen in Richtung Magenpförtner an Intensität zu, so dass sie stark genug sind, den Nahrungsbrei weiter zu zerkleinern und gründlich durchzumischen.
Durch die Kontraktion der Magenmuskeln wird der halbflüssige Nahrungsbrei gegen den geschlossenen Schließmuskel des Magenpförtners gedrückt. Die Dehnung des Magens und das Vorhandensein vorverdauter Eiweiße stimulieren die Magenentleerung. Der Schließmuskel entspannt sich, so dass kleine Mengen des Nahrungsbreis in den Zwölffingerdarm übertreten können.
Warum muss der Magen manchen Speisebrei vorübergehend speichern?
Weil der Verdauungsprozess im Dünndarm bedeutend langsamer abläuft als die Nahrungsaufnahme durch den Mund. Ohne Speichermöglichkeit würde der Speisebrei viel zu schnell durch den Dünndarm geschoben werden und eine effektive Verdauung wäre gar nicht möglich. Nach einer Mahlzeit dauert es – je nach Reichhaltigkeit der Nahrung – durchschnittlich ein bis sieben Stunden, bis der Magen wieder leer ist.
Wie können Sie Magen-leiden vorbeugen?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Störungen und Erkrankungen des Magens zu vermeiden.
- Achten Sie auf eine gesunde Ernährung. Bevorzugen Sie eine ballaststoffreiche Kost ohne stark gesalzene, saure und geräucherte Lebensmittel.
- Lassen Sie sich beim Essen Zeit. Vermeiden Sie zu große Mahlzeiten. Auch zu fette, würzige oder üppige Speisen oder spätabends eingenommene Mahlzeiten lösen Verdauungsbeschwerden aus.
- Geben Sie das Rauchen auf. Das Rauchen stimuliert die übermäßige Produktion von Magensäure, was zu unterschiedlichsten Erkrankungen führen kann. Rauchen erhöht vermutlich auch das Risiko, an Magenkrebs zu erkranken.
- Vermeiden Sie die langfristige Einnahme von Schmerzmitteln und übermäßigen Alkoholgenuss.
Was bezeichnet der Internist als …
Gastritis? Bei der »Magenschleimhautentzündung« besteht in etwa 80 Prozent der Fälle eine Infektion der Magenschleimhaut mit dem Bakterium Helicobacter pylori. Sie kann auch durch einen Rückfluss von Galle aus dem Dünndarm in den Magen ausgelöst werden. Anzeichen der Erkrankung sind Brechreiz, Schmerzen im Oberbauch, Übelkeit und Völlegefühl.
Ulcus ventriculi? Das »Magengeschwür« ist ein Defekt der Magenschleimhaut durch die Bakterienbesiedlung mit Helicobacter pylori oder eine zu hohe Säurekonzentration im Magen (z. B. durch Rauchen oder übermäßigen Alkoholkonsum). Die auftretenden Oberbauchschmerzen sind nahrungsunabhängig.
Magenkarzinom? »Magenkrebs« wird häufig erst im fortgeschrittenen Stadium entdeckt und macht meist die operative Entfernung des ganzen Magens erforderlich. Appetitlosigkeit, Magenschmerzen und Magenblutungen können erste Hinweise auf diesen bösartigen Tumor sein.
Magenperforation? So wird der Durchbruch des Magens infolge einer Verletzung oder Vorschädigung genannt (z. B. Magengeschwür oder Krebs). Der austretende Mageninhalt kann zu einer gefährlichen Infektion der Bauchhöhle führen.
Dünndarm: Faltenreicher Schlauch
Ist der Dünndarm wirklich dünn?
Ja, denn der Durchmesser dieses Verdauungsorgans beträgt nur etwa 2,5 Zentimeter. Der Dünndarm ist das längste und wichtigste Verdauungsorgan des menschlichen Körpers. Im Dünndarm läuft mit dem Abschluss der chemischen Verdauung der wichtigste Teil des Verdauungsvorgangs ab. Hier erfolgt die Aufspaltung der Nährstoffe durch die Verdauungsenzyme sowie ihre Resorption ins Blut über die fingerartigen Dünndarmzotten.
Die Dünndarmwand ist speziell dafür ausgestattet, möglichst effektiv zu verdauen und eine optimale Resorption der aufgeschlüsselten Nahrungsbestandteile zu erreichen. Insgesamt verweilt der Speisebrei etwa drei bis zehn Stunden im Dünndarm.
Wie lang ist der Dünndarm?
In entspanntem Zustand hat der Dünndarm (Intestinum tenue) eine Länge von sechs bis sieben Metern. Er liegt in zahlreichen übereinanderliegenden Schlingen in der Bauchhöhle zwischen Magen und Dickdarm und besteht aus drei Teilen. Der erste Teil ist der etwa 25 Zentimeter lange, wie ein C geformte Zwölffingerdarm (Duodenum), in den der Speisebrei durch den Schließmuskel des Magenpförtners aus dem Magen übertritt. Auch Ausführungsgänge aus Gallenblase und Bauchspeicheldrüse münden in den Zwölffingerdarm. Der Leerdarm (Jejunum), der etwa 2,50 Meter lang ist, verbindet den Zwölffingerdarm mit dem Krummdarm (Ileum), der eine Länge von etwa 3,60 Metern hat. Im Krummdarm wird die Aufnahme der abgebauten Nahrungsbestandteile in das Blut abgeschlossen.
Welche Schichten hat die Dünn-darmwand?
Genau wie andere Abschnitte des Verdauungskanals besteht auch die Dünndarmwand aus einer Muskelschicht, die sich aus ringförmigen und längs verlaufenden Lagen zusammensetzt. Die äußere Oberfläche des Dünndarms wird vom Bauchfell (Peritoneum) bedeckt, eine zweilagige Membran, die die Bauchhöhle innen auskleidet und die Bauchorgane umhüllt. Der zwischen den beiden Bauchfellschichten liegende Bauchfellraum enthält eine Flüssigkeit, die die äußerst beweglichen Bauchorgane Magen und Darm geschmeidig hält, damit sie bei ihrer Verdauungstätigkeit schmerzlos übereinander hinweggleiten können.
Über welche besondere Ausstattung verfügt der Dünndarm?
Die Dünndarmschleimhaut ist so aufgebaut, dass drei verschiedene Ebenen entstehen, auf denen die Prozesse Verdauung und Resorption mit größtmöglicher Effektivität ablaufen können. Diese Ebenen bestehen aus Ringfalten, Zotten und Mikrovilli und vergrößern die Darmoberfläche auf ungefähr 200 Quadratmeter, was etwa der Fläche eines Tennisplatzes entspricht.
Die Ringfalten: Der gesamte innere Umfang des Dünndarms ist durchzogen von ringförmig verlaufenden Falten (Kerckring-Falten). Sie erhöhen die Oberfläche für die chemische Verdauung und Resorption und zwingen den Speisebrei auf einen spiralig verlaufenden Weg, wodurch dessen Dünndarmpassage verlangsamt wird.
Die Zotten: In die Dünndarmlichtung ragen winzige, etwa einen Millimeter lange fingerartige Ausstülpungen, die Dünndarmzotten (Villi), hinein. Dadurch entsteht eine Oberfläche, die einem Frotteehandtuch ähnelt. Jede Zotte verfügt über ein eigenes Blutkapillarnetz und ein Lymphgefäß. Die Zotten tragen nochmals zur Vergrößerung der Resorptionsoberfläche bei. Außerdem befinden sich die Blutgefäße zum Abtransport der Nährstoffe in ihnen. Die Verbindung zum Lymphsystem findet auch über die Zotten statt.
Die Saumzellen: Die Zellen der Dünndarmschleimhaut einschließlich der Zotten tragen noch einmal winzige, haarähnliche Strukturen, die Saumzellen (Mikrovilli). Die Mikrovilli erhöhen nochmals die Resorptionsfläche. Auf ihnen befinden sich Verdauungsenzyme, die den Verdauungsprozess zum Abschluss bringen, so dass die Verdauungsprodukte von dort gleich resorbiert werden können.
Woher kommt der Verdauungssaft?
Ebenfalls in der Dünndarmschleimhaut liegen die Dünndarmdrüsen oder Krypten, die täglich ein bis zwei Liter wässerigen Dünndarmsaft produzieren. Der Dünndarmsaft stellt das Medium dar, worin die im Speisebrei vorhandenen Nährstoffe von den Enzymen auf den Saumzellen aufgeschlossen werden können.
Was nennt der Internist …
Ulcus duodeni? Das »Geschwür im Zwölffingerdarm« entwickelt sich aufgrund eines Ungleichgewichts zwischen vorhandener Säuremenge und den entsprechenden Schutzfaktoren der Darmschleimhaut meist bei gleichzeitiger Helicobacter-pylori-Infektion. Es geht mit ausgeprägten Oberbauchschmerzen einher, die sich nach Nahrungsaufnahme etwas bessern.
Morbus Crohn? Diese auch als Enteritis regionalis bezeichnete »chronisch-entzündliche Erkrankung des Dünn- und Dickdarms« verläuft schubförmig und geht mit teilweise heftigen Bauchschmerzen, schweren, manchmal blutigen Durchfällen, Gewichtsverlust, Fieber und Abszessen in der Analgegend einher.
Dünndarm-Invagination? Hier handelt es sich um die »Einstülpung eines Darmabschnitts in einen anderen«. Dieses akute Geschehen tritt meist bei Säuglingen und Kleinkindern auf und äußert sich in krampfartigen Bauchschmerzen, Erbrechen und Blutabgang. Es wird in der Regel operativ behoben.
Zöliakie? Diese auch Sprue genannte und durch das Getreideeiweiß Gluten hervorgerufene schwere Schädigung der Dünndarmschleimhaut führt zu einer massiven Aufnahmestörung aller Nährstoffe einschließlich der Vitamine und Mineralien. Es kommt zu ausgeprägten Mangelerscheinungen mit Anämie, Abmagerung und Muskelschwund. Therapeutisch steht eine glutenfreie Ernährung im Vordergrund.
Bauchspeicheldrüse und Gallenblase: Die Saftspezialisten
Welche Rolle spielen Bauchspeicheldrüse und Gallenblase?
Es sind die Absonderungen dieser beiden Verdauungshilfsorgane, die bei den abschließenden Verdauungsprozessen innerhalb des Dünndarms eine große Bedeutung haben. Während die Bauchspeicheldrüse neben Verdauungssaft auch Hormone produziert, speichert die Gallenblase lediglich die von der Leber gebildete Gallenflüssigkeit. Von beiden geht jeweils ein Sekret führender Ausführungsgang zum Zwölffingerdarm.
Wo sitzt die Bauchspeicheldrüse?
Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas), ein längliches, weiches Organ, sitzt fast horizontal unterhalb des Magens. Der Pankreasschwanz (der dünnere Teil der Drüse) zeigt nach links, der Pankreaskopf (am anderen Ende) ist vom C-förmigen Zwölffingerdarm umschlossen. Die Bauchspeicheldrüse enthält sowohl exokrines als auch endokrines Drüsengewebe. Die beerenförmig angeordneten exokrinen Drüsenzellen sondern Pankreassaft ab, der über Ausführungsgänge in den Pankreasgang und von dort in den Zwölffingerdarm gelangt.
Das endokrine Pankreasgewebe ist nicht direkt an der Verdauung beteiligt. Es besteht aus Zellverbänden, den Langerhans-Inseln, die verstreut in der Bauchspeicheldrüse liegen. Sie bilden die Hormone Insulin und Glucagon, die für die Steuerung des Blutzuckerspiegel zuständig sind.
Was finden wir im Bauchspeicheldrüsensaft?
Die Bauchspeicheldrüse bildet täglich etwa 1,2 bis 1,5 Liter Bauchspeicheldrüsensaft. Dieses Sekret enthält ein breites Spektrum an Enzymen, die an der Aufspaltung von Fetten, Kohlenhydraten, Eiweißen und Nukleinsäuren beteiligt sind. Die eiweißspaltenden Enzyme werden als inaktive Vorstufen abgesondert, damit sie nicht das Drüsengewebe selbst verdauen. Ihre Aktivierung erfolgt später im Dünndarm. Bauchspeicheldrüsensaft enthält auch Natriumbikarbonat mit einem leicht alkalischen pH-Wert von acht. Die alkalische Beschaffenheit des Bauchspeicheldrüsensafts ist wichtig, da der aus dem Magen in den Zwölffingerdarm übertretende Speisebrei sauer ist und neutralisiert werden muss.
Woher hat die Galle ihre Farbe?
Die Gallenflüssigkeit ist ein grünlichgelbes Sekret. Neben Wasser besteht die Galle u. a. aus Bilirubin, das durch den Abbau der roten Blutkörperchen aus dem Hämoglobin entsteht und der Galle ihre Farbe gibt. Weitere Bestandteile dieser Verdauungsflüssigkeit sind Cholesterin und Gallensäuren. Letztere spielen eine wichtige Rolle in der Fettverdauung.
Wie viel Galle wird täglich produziert?
Die Leber bildet täglich etwa einen Liter dieses bitter schmeckenden Sekrets. Über einen Gang gelangt es zur Gallenblase (Vesica fellea), eine kleine, aus Muskelgewebe bestehende Blase von etwa zehn Zentimetern Länge, die in einer kleinen Vertiefung an der Unterseite der Leber liegt.
Was geschieht in der Gallenblase?
Ist die Gallenflüssigkeit über den Lebergallengang in der Gallenblase – einer kleinen, aus Muskelgewebe bestehenden Blase von etwa zehn Zentimetern Länge – angekommen, wird sie dort gespeichert und durch Wasserrückresorption eingedickt. Die Abgabe der Galle wird hauptsächlich durch das Hormon Cholecystokinin (CCK) gesteuert. CCK wird beim Übertreten des Speisebreis vom Magen in den Zwölffingerdarm von der Darmschleimhaut gebildet und in das Blut abgegeben. Das Hormon bewirkt, dass die Gallenblase sich zusammenzieht und eine kleine Menge Galle in den Gallenblasengang presst. Von dort gelangt die Galle in den Gallengang.
Wie wird die Sekretabgabe in den Zwölffingerdarm geregelt?
Dies geschieht durch zwei Hormone. Der Bauchspeicheldrüsengang und der von der Gallenblase führende Gallengang vereinigen sich, bevor sie in den Zwölffingerdarm einmünden. Diese Mündungsöffnung (Papille) in der Wand des Zwölffingerdarms wird von einem Schließmuskel kontrolliert. Gelangt saurer und fettreicher Speisebrei in diesen Teil des Darms, stimuliert er die Sekretion der beiden Hormone CCK und Sekretin aus der Dünndarmschleimhaut und deren unverzügliche Ausschüttung ins Blut. Die beiden Hormone stimulieren gemeinsam die Bauchspeicheldrüse zur vermehrten Bildung von Bauchspeicheldrüsensaft. CCK verursacht die Kontraktion der Gallenblase und die Entspannung des Schließmuskels, so dass der Bauchspeicheldrüsensaft und die Galle ungehindert in den Zwölffingerdarm fließen können.
Was bezeichnet der Internist als …
Pankreatitis? Die akute und lebensgefährliche »Bauchspeicheldrüsenentzündung« beginnt plötzlich mit heftigen Schmerzen im Oberbauch, Übelkeit und Erbrechen sowie Kreislaufstörungen, die bis zum Schock führen können. Die chronische Form dieser Erkrankung ist meist alkoholbedingt.
Pankreaskarzinom? Der »Bauchspeicheldrüsenkrebs« tritt v. a. bei Männern zwischen 50 und 60 Jahren auf. Meist erst in einem späten Stadium treten Schmerzen in Oberbauch und Rücken, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Blähungen und Gewichtsverlust auf. Oft ist eine Gelbsucht das erste Anzeichen dieses bösartigen Tumors.
Cholezystitis? Eine »Gallenblasenentzündung« entsteht meist durch den Befall einer steingefüllten Gallenblase mit Bakterien. Sie geht mit krampfartigen Schmerzen im Bereich der Leber (so genannte Gallenkolik) sowie Übelkeit, Erbrechen und hohem Fieber einher. Durch die Infektion und eventuelle Ansammlung von Eiter kann die Gallenblase platzen und zu einer ausgedehnten Entzündung im Bauchraum führen.
Cholelithiasis? Bei einem »Gallensteinleiden« kommt es zur Bildung von Steinen in den Gallenwegen oder in der Gallenblase. Die Erkrankung kommt v. a. bei Frauen mit zunehmendem Alter häufiger vor. Während Steine der Gallenblase oft keine Beschwerden verursachen und nur zufällig entdeckt werden, verursachen Gallengangssteine meist starke Schmerzen.
Verdauung im Dünndarm: Komplexe Zerlegungsarbeit
Was hat der Dünndarm zu tun?
Ihm unterliegt die Hauptverdauungsarbeit. Der aus dem Magen ankommende Speisebrei stellt eine Mischung aus intakten und halbverdauten Kohlenhydraten, Eiweißen, Fetten, Nukleinsäuren, Vitaminen und Mineralien dar. Sein Hauptbestandteil ist jedoch Wasser. Er ist zudem sehr sauer. Nach seinem Übertritt in den Zwölffingerdarm wird der Speisebrei durch alkalische Sekrete, nämlich durch den Verdauungssaft aus den Darmdrüsen des Zwölffingerdarms sowie den bikarbonatreichen Bauchspeicheldrüsensaft neutralisiert. Dadurch ändert sich der pH-Wert von zwei (stark sauer) auf Werte zwischen pH sieben und pH neun (neutral bis leicht alkalisch). Dieses Milieu begünstigt die Arbeit der Verdauungsenzyme. Die Nährstoffe können aufgespalten werden und ins Blut übergehen. Die glatte Muskulatur in der Dünndarmwand unterstützt den Verdauungsprozess.
Wie werden die Nahrungsbestandteile zerlegt?
Die chemische Verdauung erfolgt durch die Enzyme im Bauchspeicheldrüsensaft und die Saumzellenenzyme der Epithelzellen, welche die Dünndarmschleimhaut bedecken.
Komplexe Kohlenhydrate: Komplexe Kohlenhydrate, z. B. Stärke, bestehen aus der Verknüpfung vieler Einfachzucker (Glucose). Bei der Verdauung wird zunächst das riesige Stärkemolekül in kleinere Bruchstücke zerlegt. Bei diesem Prozess entsteht der Zweifachzucker Maltose. Diese Verbindung wird anschließend weiter in einzelne Glucosemoleküle aufgespalten. Auch andere, mit der Nahrung aufgenommene Zweifachzucker wie Rohrzucker (Saccharose) und Milchzucker (Lactose) werden in die Einfachzucker Glucose und Fructose bzw. Glucose und Galactose aufgespalten.
Eiweiße: Eiweiße sind langkettige Verbindungen von Aminosäuren. Zu Beginn des Verdauungsprozesses werden die Eiweiße in kürzere Einheiten, die Peptide, zerlegt. Dieser Prozess beginnt schon im Magen. Danach erfolgt die schrittweise weitere Aufspaltung durch Verdauungsenzyme (Peptidasen) in einzelne Aminosäuren.
Fettsäuren und Monoglyceride: Die Galle, die gleichzeitig mit dem Bauchspeicheldrüsensaft in den Dünndarm gepresst wird, ist unverzichtbar für die Fettverdauung. Die Gallensäuren emulgieren größere Fettkügelchen und spalten sie in winzige Fetttröpfchen auf. Die zahlreichen kleinen Fetttröpfchen bilden eine große Oberfläche für die Wirkung des Enzyms Pankreaslipase, die das Fett in seine Bestandteile zerlegt. Fette und Öle bestehen aus größeren Molekülen, den Triglyceriden. Jedes Triglycerid ist aus Glycerin und drei Fettsäuren zusammengesetzt. Unter dem Einfluss der Lipasen werden die Triglyceridmoleküle jeweils in zwei Fettsäuren und ein Monoglycerid – die Verbindung zwischen einem Glycerinmolekül und einer Fettsäure – aufgespalten.
Nukleinsäuren: DNA (Desoxyribonukleinsäure) und RNA (Ribonukleinsäure) sind riesige, komplexe Moleküle. In einem ersten Schritt werden sie in immer noch große Einheiten, die als Nukleotide bezeichnet werden, aufgespalten. Diese werden dann in ihre Untereinheiten, die aus stickstoffhaltigen Basen, Pentosen (Zucker) und Phosphaten bestehen, zerlegt.
Was passiert mit den entstandenen Nahrungsmolekülen?
Glucose und andere Einfachzucker, Aminosäuren und die Spaltprodukte der Nukleinsäuren gelangen über die Saumzellen des Dünndarmepithels in deren Blutkapillarnetz und mit dem Blut über die Leberpfortader in die Leber, wo sie weiterverarbeitet werden. Fettsäuren und Monoglyceride verbinden sich mit Gallensäuren, Cholesterin und Eiweißen und bilden Molekularverbände, genannt Mizellen. Diese stellen einen Kontakt zwischen den gespaltenen Fettbausteinen und der Oberfläche der Epithelzellen her. Fettsäuren und Monoglyceride gehen aus den Mizellen in die Epithelzellen der Dünndarmzotten über, wo sie wieder zu Triglyceriden zusammengesetzt werden. Diese gelangen in die Lymphgefäße der Darmzotten. Von dort werden sie über größere Lymphgefäße in den Blutkreislauf eingeleitet.
Auch Mineralien wie Eisen und Kalzium und die meisten wasserlöslichen Vitamine gehen in das Blutkapillarnetz der Dünndarmzotten über. Das Vitamin B12 kann allerdings nur mithilfe des vom Magen gebildeten Intrinsic factor resorbiert werden. Die fettlöslichen Vitamine lösen sich in den Mizellen auf und werden zusammen mit den Fettsäuren resorbiert.
Muss sich der Dünndarm auch bewegen?
Ja. Ein gewisser Anteil der Verdauungsarbeit findet mechanisch statt. Eine örtlich begrenzte Kontraktion der Ringmuskulatur verursacht eine Darmbewegung, die als Segmentation bezeichnet wird. Sie bewegt Speisebrei und Dünndarmsaft hin und her, vermischt den Speisebrei mit den Enzymen und bringt in den abschließenden Verdauungs- und Resorptionsphasen den Speisebrei in Kontakt mit den Saumzellen. Eine abwechselnde Kontraktion der Ringmuskulatur und der Längsmuskulatur produziert peristaltische Kontraktionswellen, die den Speisebrei durch den Dünndarm in Richtung Dickdarm drücken.
Dickdarm: Zuverlässiger Wasserentzug
Was geschieht im Dickdarm?
Der Dickdarm bildet den letzten Abschnitt des Verdauungskanals, in dem der aus dem Dünndarm übertretende halbflüssige Speisebrei weiterbehandelt wird. Dieser verbleibt zwischen zwölf Stunden und mehreren Tagen im Dickdarm, wo ihm allmählich das Wasser entzogen wird. Der Speisebrei wird dadurch eingedickt und von nun an als Stuhl bezeichnet. Der halbfeste Stuhl, der zum größten Teil aus unverdaulicher Zellulose besteht, wird schließlich durch den After ausgeschieden.
Der Dickdarm spielt auch eine wichtige Rolle in der Homöostase, da er das Wasser aus dem Speisebrei ins Blut rückresorbiert, so dass es nicht aus dem Körper ausgeschieden wird.
Wie lang ist der Dickdarm?
Er ist 1,5 Meter lang und erstreckt sich vom Ende des Krummdarms bis zum After. Die Bezeichnung Dickdarm ist auf den großen Durchmesser dieses Verdauungsabschnitts zurückzuführen. Der Dickdarm besitzt mit einem durchschnittlichen Durchmesser von 6,5 Zentimetern ein mehr als doppelt so großes Lumen wie der Dünndarm.
Wie heißen die einzelnen Dickdarmbereiche?
Der Dickdarm besteht aus vier Abschnitten, aus Blinddarm, Grimmdarm, Enddarm und After. Der beutelartige Blinddarm (Caecum) liegt hinter der Einmündung des Krummdarms in den Dickdarm. Der Übergang des Speisebreis wird durch eine Art Ventil, die Ileozökalklappe, gesteuert. Am unteren Ende des Blinddarms hängt in Richtung Körpermitte ein wurmförmiges Anhängsel, der so genannte Wurmfortsatz oder Appendix. Er besteht aus einem kleinen, gewundenen Schlauch von etwa neun Zentimetern Länge.
Der nach dem Blinddarm folgende Grimmdarm (Colon) ist der größte Teil des Dickdarms und besteht ebenfalls aus vier Abschnitten. Man unterscheidet den aufsteigenden Grimmdarm (Colon ascendens), den quer verlaufenden Grimmdarm (Colon transversus), den absteigenden Grimmdarm (Colon descendens) und das Sigma (Colon sigmoideum). Der aufsteigende Grimmdarm erstreckt sich an der rechten Seite der Bauchwand nach oben. Der quer verlaufende Grimmdarm führt dann durch die Bauchhöhle nach links an der Unterseite der Leber entlang. Der absteigende Grimmdarm verläuft an der linken Bauchseite entlang zum S-förmigen Sigma und tritt dann in das kleine Becken ein. Das Sigma geht schließlich in den Enddarm über.
Was passiert im Enddarm?
Dort wird der Stuhl vor der Ausscheidung gespeichert. Der Enddarm (Rektum) ist ein Darmabschnitt von etwa 15 Zentimetern Länge, durch den drei Querfalten verlaufen, die das Entweichen von Luft gestatten, ohne dass es dabei zum Abgang von Stuhl kommt. Vom Enddarm führt der kurze, etwa drei Zentimeter lange Analkanal zum After, der unteren Öffnung des Verdauungskanals. Analkanal und After sind normalerweise von zwei Muskeln dicht verschlossen. Der innere Schließmuskel ist ein Ringmuskel aus glatter Muskulatur, der nicht willkürlich beeinflusst werden kann. Der äußere Schließmuskel dagegen besteht aus quer gestreifter Muskulatur und kann während der Stuhlentleerung bewusst geöffnet werden. Enddarm und After werden von einem Netzwerk von Blutgefäßen, dem Venengeflecht, versorgt. Die Venen in diesem Geflecht neigen besonders zu Erweiterungen, die zu Hämorrhoiden führen können, da sie, im Gegensatz zu den Venen in anderen Körperbereichen, nicht so gut vom umliegenden Gewebe gestützt werden.
Über welche besondere Ausstattung verfügt der Dickdarm?
Wie beim Dünndarm besteht auch die Dickdarmwand aus einer zweilagigen Muskelschicht aus Ringmuskel und längs verlaufenden Muskeln. Beim längsten Teil des Dickdarms ist die äußere, längs verlaufende Muskelschicht auf drei Muskelbänder reduziert, die so genannten Taenae. Der Spannungszustand (Tonus) dieser drei Muskelbänder verursacht Einschnürungen, aus denen die beutelartigen Haustren hervortreten.
Sowohl Taenae als auch Haustren sind an den peristaltischen Darmkontraktionen beteiligt. Die Dickdarmschleimhaut besitzt zwar keine Darmzotten, sondert jedoch wie alle anderen Teile des Verdauungskanals einen Schleim ab, der die Dickdarmschleimhaut gleitfähig hält und die Passage des sich verfestigenden Speisebreis durch den Dickdarm erleichtert. Darüber hinaus schützt er die Dickdarmwand vor aggressiven Säuren.
Was erkrankt bei der Blinddarmentzündung?
Bei einer Blinddarmentzündung ist nicht – wie der Begriff es vermuten lässt – der Blinddarm, sondern der Wurmfortsatz entzündet, ein kleines Anhängsel am Blinddarm. Die medizinische Bezeichnung Appendizitis – wörtlich: Entzündung des Anhängsels – ist da erwartungsgemäß genauer.
Der Wurmfortsatz spielt keine Rolle im Verdauungsprozess. Er scheint nur dann für uns wichtig zu werden, wenn er anschwillt und Schmerzen verursacht. Diese sind typischerweise im rechten Unterbauch lokalisiert, können aber auch andere Bauchbereiche betreffen.
Welche Mengen kann der Dickdarm bearbeiten?
Täglich treten etwa 1500 Milliliter Speisebrei vom Dünndarm in den Dickdarm über. Sobald Nahrung in den Magen gelangt, löst ein Reflex im Krummdarm peristaltische Darmbewegungen aus, die den Speisebrei durch die nur in eine Richtung durchgängige Ileozäkalklappe in den Blinddarm schieben. Die Kontraktion der Dickdarmwand erfolgt langsam und träge und verursacht eine mahlende Bewegung, ähnlich der Segmentation im Dünndarm. Durch diese langsamen Kontraktionen wird das unverdauliche Material gemischt und dabei durch den Dickdarm geschoben. Während sich die Reste des Speisebreis langsam vorwärts bewegen, werden Wasser und Salze, hauptsächlich Natrium, Kalium und Chlor, durch die Dickdarmwand ins Blut rückresorbiert. Die Dickdarmpassage nimmt zwischen zwölf Stunden und mehreren Tagen in Anspruch; sie variiert je nach der Art und dem Ballaststoffgehalt der ursprünglich verzehrten Nahrung und hängt auch von der individuellen Darmfunktion des Einzelnen ab.
Was machen die Bakterien im Dickdarm?
Der Dickdarm ist von Milliarden von Bakterien besiedelt. Diese Bakterien sind innerhalb des Dickdarms unschädlich. Sie ernähren sich von unverdautem Material, das den Dickdarm passiert. Als Teil des Verdauungsvorgangs sondern diese Bakterien auch Stoffe ab, die für den Körper nützlich sind, z. B. Vitamin K und Vitamine des B-Komplexes, die durch die Dickdarmwand vom Blut aufgenommen werden.
Wie entstehen die Darmwinde?
Darmwinde – auch Flatus genannt – bestehen aus einer Mischung von verschiedenen Gasen, die von den zahlreichen Bakterien im Dickdarm erzeugt werden. Sie verarbeiten die verbliebenen Eiweiße und Aminosäuren sowie bestimmte komplexe Kohlenhydrate, beispielsweise Zellulose, die für den Menschen unverdaulich sind. Jeder Mensch erzeugt täglich ein Gasvolumen von etwa 500 Milliliter. Die Gasmischung enthält nicht nur die geruchlosen Gase Wasserstoff, Stickstoff, Kohlendioxid und Methan sondern auch übel riechende Gase, wie etwa Schwefelwasserstoff.
Wie viel Stuhl entsteht aus der verdauten Nahrung?
Aus jeweils 500 Milliliter Speisebrei, die in den Dickdarm übertreten, entstehen rund 150 Gramm Stuhl, der zu etwa einem Drittel festes Material enthält. Durch die Rückresorption des Wassers bildet sich aus dem verdauten, halbflüssigen Speisebrei innerhalb weniger Stunden die festere, formbare Stuhlmasse. Stuhl (Faeces) enthält nicht nur Faserstoffe und andere unverdauliche Nahrungsbestandteile, sondern auch Bakterien und abgestorbene Zellen der Darmschleimhaut. Gallenpigmente wie das Bilirubin werden von Bakterien zu braunfarbenen Stoffwechselprodukten verarbeitet und verleihen dem Stuhl seine typische Farbe.
Wie wird der Stuhl nach außen befördert?
Der Abgang des Stuhls aus dem Verdauungskanal wird als Stuhlentleerung (Defäkation) bezeichnet und steht am Ende des Verdauungsprozesses. Etwa drei- bis viermal täglich, meist unmittelbar nach den Mahlzeiten, verlaufen starke peristaltische Kontraktionen über den Dickdarm und schieben den Stuhl in Richtung Enddarm, wo er bis zur Stuhlentleerung gespeichert wird. Diese Kontraktionswelle, auch Massenperistaltik genannt, wird durch die Ankunft von Nahrung im Magen ausgelöst und durch das vegetative Nervensystem vermittelt. Auch die Ausdehnung der Magenwand und des Zwölffingerdarms haben eine stimulierende Wirkung auf die Peristaltik. Aufgrund der Speicherkapazität des Sigmas ist die Stuhlentleerung normalerweise nur einmal täglich erforderlich.
Durch die starken peristaltischen Bewegungen im Dickdarm wird der Stuhl vom Sigma in den Enddarm geschoben. Die Ankunft des Stuhls dehnt die Wand des normalerweise leeren Enddarms und löst einen vom vegetativen Nervensystem vermittelten Reflex aus. Dieser Entleerungsreflex verursacht die Kontraktion von Sigma und Enddarm und schiebt den Stuhl in den Analkanal. Er führt zudem zur Entspannung des inneren und äußeren Schließmuskels. Gleichzeitig nimmt der Betroffene den Stuhldrang bewusst wahr.
Wie können Sie die gesunde Dickdarmtätigkeit fördern?
Mit einfachen Maßnahmen wirken Sie einer Reihe von Störungen im Dickdarm entgegen.
- Achten Sie auf eine gesunde, ballaststoffreiche Ernährung. Nehmen Sie sich Zeit zum Essen, kauen Sie die Nahrungsmittel sorgfältig durch und trinken Sie ausreichend.
- Regelmäßige Bewegung und ein ausgeglichener Lebensstil fördern eine gesunde Darmtätigkeit.
- Greifen Sie bei Verstopfungsproblemen zu milden »Mitteln« wie Trockenobst, Leinsamen oder Molke.
Was verbirgt sich hinter der Bezeichnung …
Colitis ulcerosa? Diese meist schubförmig verlaufende, »chronische Dickdarmentzündung« führt aufgrund von Geschwürbildungen zu einer Verengung und Verkürzung des Darms. Die Betroffenen leiden unter starken krampfartigen Schmerzen, blutigen Durchfällen, Gewichtsverlust und sind geschwächt.
Colonkarzinom? Das »Dickdarmkarzinom« ist ein bösartiger Tumor im Bereich des Dickdarms. Er kommt häufiger bei Frauen als bei Männern vor. Warnsymptome sind Blut- und Schleimauflagerungen des Stuhls, Veränderungen der Darmentleerung (Wechsel von Verstopfung und Durchfall) und Gewichtsverlust.
Mesenterialinfarkt? Dies ist eine »akute Durchblutungsstörung des Dünndarms« durch den Verschluss eines den Darm durchblutenden Mesenterialgefäßes. Ist ein großes Blutgefäß betroffen, kann der Infarkt tödlich verlaufen. Er äußert sich mit heftigen Bauchschmerzen und muss operiert werden.
Leber: Das chemische Großlabor
Wo genau sitzt die Leber?
Mit 1500 Gramm ist die Leber (Hepar) nicht nur das größte innere Organ, sondern auch die größte Drüse des Körpers. Sie liegt direkt unterhalb des Zwerchfells, wo sie fast den ganzen oberen rechten Raum der Bauchhöhle einnimmt. Sie ist fast vollständig von den unteren Rippen umgeben und geschützt. Die Leber gehört zu den wichtigsten Körperorganen und ist für die Steuerung der Stoffwechselvorgänge unverzichtbar.
Die Leber ist mit Milliarden von Zellen bepackt, die eine Schlüsselrolle in der Homöostase spielen. Sie sind mit vielen hundert Einzelfunktionen an Stoffwechsel- und Steuerungsprozessen beteiligt, die dafür sorgen, dass die Zusammensetzung des Bluts konstant bleibt. Aufgrund der zentralen Rolle der Leber erweisen sich Schädigungen oder Erkrankungen dieses Organs oft als lebensbedrohend. Solche Schädigungen können aus der Art der Lebensführung resultieren, beispielsweise aus lang andauerndem Alkohol- oder Drogenmissbrauch.
Woher hat die Leber ihre dunkle Farbe?
Die intensiv rotbraune Farbe des Organs ist ein äußeres Anzeichen für die großen Blutmengen, die unaufhörlich durch die Leber strömen und von den Leberzellen bearbeitet werden. Das Blut zirkuliert in kleinen Kanälchen, die als Lebersinusoide bezeichnet werden, durch das Organ.
Wie andere Bauchorgane ist auch die Leber vom Bauchfell überzogen. Sie wird durch ein bindegewebiges Band, das Ligamentum falciforme, in den größeren rechten und den kleineren linken Leberlappen geteilt und an der vorderen Bauchwand verankert.
Wie ist der besondere Aufbau der Leber?
Jeder Leberlappen besteht aus Tausenden von sechseckigen, wabenförmigen Läppchen, die ihrerseits aus Milliarden von hochspezialisierten Leberzellen bestehen.
Die Leberläppchen: Die Leber ist in etwa 100 000 systematisch aufgebaute strukturelle und funktionelle Einheiten unterteilt, die so genannten Leberläppchen (Lobuli hepatici). Jedes wabenförmige Leberläppchen hat einen Durchmesser von etwa einem Millimeter und besteht aus plattenförmigen Leberzellschichten aus jeweils einer Zelllage, die vom Zentrum aus strahlenförmig nach außen verlaufen. Im Kern des Läppchens verläuft längs gerichtet eine Zentralvene, die schließlich in die aus der Leber austretende Lebervene mündet.
Dort, wo die Ecken von drei wabenförmigen Läppchen aufeinandertreffen, im so genannten Periportalfeld, verlaufen jeweils drei Gefäße, die als Glisson-Trias bezeichnet werden. Eines dieser Gefäße ist ein kleiner Gallengang, die beiden anderen sind Blutgefäße. Ein Zweig der Leberpfortader bringt nährstoffreiches, ein Zweig der Leberarterie sauerstoffreiches Blut in die Leberläppchen.
Die Leberzellen: Die vielfältigen Funktionen der Leber werden von Milliarden von Leberzellen (Hepatozyten) ausgeführt. Zu den Aufgaben dieser höchst flexiblen Zellen gehört die Verarbeitung von Nährstoffen, die Entfernung von Giftstoffen, die Ausscheidung von Eiweißen und die Bildung von Galle, eine Flüssigkeit, deren Bestandteile an Verdauungs- und Ausscheidungsprozessen beteiligt sind.
Die Lebersinusoide: Die Leberzellen sind von Blut umgeben, das in winzigen Kanälchen, den so genannten Lebersinusoiden, von außen ins Innere des Leberläppchens zur Zentralvene fließt. Auf dem Weg des Bluts entlang der Lebersinusoide zur Zentralvene entnehmen die Leberzellen Nährstoffe und andere Materialien, die für verschiedene Stoffwechselvorgänge benötigt werden, aus dem Blut und geben andererseits gespeicherte Nährstoffe ans Blut ab. Die Lebersinusoide beherbergen außerdem sternförmige Makrophagen, die so genannten Kupffer-Sternzellen, die Bakterien, Zelltrümmer und überalterte rote Blutkörperchen umfließen und aus dem Blut entfernen.
Woher bekommt die Leber Blut?
Wie andere Organe auch ist die Leber durch die Leberarterie, die von der Aorta abzweigt, an die arterielle Blutzufuhr angeschlossen. Von dort erhält sie sauerstoffreiches Blut. Dieses Blut macht aber nur etwa 20 Prozent der gesamten Blutzufuhr der Leber aus, da der größte Teil des aufgenommenen Bluts über die Leberpfortader zufließt.
Was ist eine Pfortader?
Pfortadersysteme unterscheiden sich von anderen Gefäßsystemen. Die meisten Venen transportieren das Blut weg vom Netz der Blutkapillaren im Innern eines Organs und bringen es Richtung Herz. Ein Pfortadersystem transportiert jedoch Blut von einem Organ zum anderen, so dass das Blut auf seinem Weg durch den Körper nicht nur durch ein, sondern durch zwei Kapillarnetze fließen muss. Im Fall des Leberpfortadersystems mündet das Blut aus den Blutkapillaren im Bereich der unteren Speiseröhre, des Magens, des Dünndarms und eines großen Teils des Dickdarms in die Leberpfortader, die zur Leber führt und dort nun ins Blutkapillarnetz der Leberzellen, d. h. in die Lebersinusoide, mündet.
Der größte Teil des Bluts, der in die Leber gelangt, ist deshalb sauerstoffarm, aber reich an frisch resorbierten Nährstoffen, beispielsweise Glucose und Aminosäuren. Außerdem enthält es meist noch andere Substanzen, z. B. Wirkstoffe aus Arzneimitteln, Giftstoffe und Mikroorganismen. Die Leberpfortader und die Leberarterie treten an der Leberpforte, an der Unterseite des Organs in die Leber ein.
Das von den Leberzellen verarbeitete Blut verlässt das Organ in der rechten und linken Lebervene, die beide unmittelbar danach in die untere Hohlvene münden. Von dort wird das Blut zum rechten Herzvorhof weitertransportiert.
Wofür ist die Leber zuständig?
Die Leber erfüllt etwa 500 verschiedene Aufgaben innerhalb des Stoffwechsels. Dadurch sorgt sie dafür, dass die chemische Zusammensetzung des Bluts überwacht und gesteuert wird, so dass die Körperzellen optimale Bedingungen vorfinden und mit größter Effizienz arbeiten können. Die Leber ist innerhalb des Verdauungsprozesses zwar nur für einen Verdauungsschritt zuständig – als Hilfsorgan der Verdauung produziert sie Galle und unterstützt so die Fettverdauung im Zwölffingerdarm – erfüllt aber noch unzählige andere Aufgaben, durch die sie an der Verarbeitung und Bearbeitung von Nährstoffen beteiligt ist, die nach der Verdauung aus dem Dünndarm resorbiert werden. Durch die entsprechende Behandlung der Nährstoffe sorgt sie dafür, dass die normale Zusammensetzung des Bluts nach einer Mahlzeit nicht durch einen plötzlichen Nährstoffüberschuss destabilisiert wird.
Die Leber reguliert die Glucosekonzentration im Blut, bearbeitet Fette und Eiweiße, speichert Vitamine und Mineralien, bildet die meisten Plasmaeiweiße, einschließlich fast aller Gerinnungsfaktoren, und produziert Galle. Sie entgiftet das Blut und entfernt andere unerwünschte Fremdstoffe, spaltet Hormone und hilft bei der Aufrechterhaltung einer konstanten inneren Körpertemperatur durch Wärmeerzeugung.
Wie reguliert die Leber den Zuckerspiegel?
Sie fungiert im Zuckerstoffwechsel als Puffer. Die Glucose liefert die Energie, die die Zellen für ihre Stoffwechseltätigkeit benötigen. Es ist für den Organismus von lebenswichtiger Bedeutung, dass der Glucosespiegel im Blut nahezu konstant bleibt, denn die Glucose wird ja über das Blut zu den einzelnen Zellen transportiert. Bei zu hoher oder zu niedriger Glucosekonzentration können die Zellen die Glucose nicht aufnehmen. Die Leber sorgt für einen Ausgleich. Ist nach einer Mahlzeit der Glucosespiegel erhöht, wird die Glucose von den Leberzellen als Glykogen gespeichert. Fällt der Glucosespiegel dagegen, verwandelt die Leber das Glykogen wieder in Glucose zurück und gibt es ins Blut ab.
Ist der Glucosespiegel erniedrigt und die Glykogenspeicher bereits aufgebraucht, so kann die Leber Aminosäuren in Glucose umwandeln. Ist jedoch der Glucosespiegel erhöht und die Glykogenspeicher schon gefüllt (die Speicherfähigkeit ist begrenzt), wandelt die Leber Glucose in Fett um und speichert es entweder in der Leber oder lagert es als Fettgewebe an. Auf diesem Weg werden sämtliche überzählige Kalorien aus Kohlenhydraten, die der Körper bei seinen Aktivitäten nicht verbrauchen kann, als Fett gespeichert und führen allmählich zu Fettpolstern und Übergewicht.
Wie schnell baut die Leber Alkohol ab?
Alkohol gehört zu den Stoffen, die für den Organismus schädlich sind und deshalb von der Leber neutralisiert werden müssen. Aus einer Vielzahl von Alkoholen stellt das Äthanol (Äthylalkohol) den größten Anteil in Bier, Wein, Schnaps und anderen alkoholischen Getränken.
Der Abbau von Äthanol kann nur in einer bestimmten Geschwindigkeit erfolgen: Pro Stunde werden etwa 0,1 Promille abgebaut. Übersteigt die aufgenommene Menge an Äthanol die im gleichen Zeitraum abbaubare Menge, gelangt das im Blut zirkulierende Äthanol in das Gehirn, wo es dämpfend wirkt und die typischen Ausfallerscheinungen verursacht. Eine geringe Menge Alkohol wird direkt über den Urin und die Atemluft ausgeschieden, daher rührt die typische »Fahne« nach Alkoholgenuss.
Was macht die Leber mit den Fetten?
Die Leber kann Fette entweder speichern oder – falls Energie benötigt wird – zur Energiegewinnung aufspalten. Sie produziert auch das Cholesterin, ein wichtiger Bestandteil der äußeren Zellmembran und in der Hormonsynthese. Die Leber bildet Lipoproteine, die als Transportmittel agieren und Fette sowie Cholesterin zwischen den Körperzellen hin und her transportieren.
Welche Funktion hat sie im Eiweißstoffwechsel?
Hier sorgt die Leber für einen Umbau. Blutplasma enthält Plasmaeiweiße wie das Albumin, ein Eiweiß, das Wasser im Blut binden kann und als Träger- oder Transportsubstanz, z. B. für Hormone oder den Blutgerinnungsfaktor Fibrinogen, dient. Die größtenteils aus Eiweißen bestehenden Gerinnungsfaktoren werden von den Leberzellen aus Aminosäuren gebildet, die entweder aus dem Dünndarm resorbiert oder von der Leber selbst produziert werden. Im Gegensatz zu Glucose und Fetten kann ein Überschuss an Aminosäuren nicht sofort gespeichert werden, sondern muss erst in eine speicherfähige Form umgebaut werden. Dies geschieht in der Leber u. a. durch Abspaltung der stickstoffhaltigen Aminogruppe unter Bildung des giftigen Ammoniaks. Dieses wird im Lauf weiterer chemischer Reaktionen in den ungiftigen Harnstoff umgewandelt, zu den Nieren transportiert und von dort aus dem Körper ausgeschieden.
Gelangen auch Vitamine und Mineralien in die Leber?
Ja. Die Leber dient als Speicherorgan für verschiedene Vitamine, hauptsächlich A, D und B12. Sie ist in der Lage, einen viermonatigen Vorrat an Vitamin D und A sowie einen zweijährigen Vorrat an B12 zu speichern.
Innerhalb der Leberzellen befindet sich auch ein Speicher für die Mineralien Eisen und Kupfer. Sie werden beide für die Bildung des Hämoglobins benötigt, das in den roten Blutkörperchen für den Sauerstofftransport zuständig ist. Das Eisen stammt entweder aus dem Abbau überalterter roter Blutzellen oder aus der Nahrung. Es wird als Ferritin gespeichert, das an ein Eiweiß gebunden ist. Bei einem Abfall des Eisenspiegels im Blut schüttet die Leber zusätzliches Eisen aus.
Wie viel Galle stellt die Leber her?
Täglich produzieren die Leberzellen zwischen 500 und 1000 Milliliter Galle. Sie fließt entgegengesetzt der Flussrichtung der Lebersinusoide durch die Gallenkapillaren, die zwischen den Leberzellen hindurch verlaufen und sich zu größeren Sammelgängen vereinigen, die in die Hauptgallengänge und schließlich in den gemeinsamen Lebergallengang münden. Die Galle verlässt die Leber über den Lebergallengang und wird so lange in der Gallenblase gespeichert, bis sie zur Verdauung benötigt und in den Zwölffingerdarm ausgeschüttet wird.
Die grünliche Gallenflüssigkeit setzt sich aus vielen Inhaltsstoffen zusammen, darunter Gallensäuren, Gallenpigmente, Cholesterin und Fette, die größtenteils mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Gallensäuren werden in der Leber aus Cholesterin gebildet. Durch Emulgierung der Fette im Zwölffingerdarm, d. h. durch die Verbesserung ihrer Wasserlöslichkeit, wird die Fettverdauung beschleunigt.
Was kann die Leber noch?
Die Leber entfernt Gifte oder Drogen wie Alkohol, Arzneimittelbestandteile und andere giftige chemische Substanzen aus dem Blut und wandelt sie in größtenteils inaktive Substanzen um. Diese können dann über die Nieren ausgeschieden werden.
Bestimmte Hormone, die von den endokrinen Drüsen als chemische Botenstoffe gebildet werden, darunter das Östrogen, werden von der Leber entweder chemisch umgewandelt oder der Ausscheidung zugeführt.
Wärme ist ein Nebenprodukt aller chemischen Abläufe innerhalb der Leberzellen. Die von der Leber erzeugte Wärme sowie die bei der Muskelaktivierung frei werdende Wärmeenergie halten das Körperinnere und die Organe warm und erzeugen eine optimale Temperatur für die Aktivität der Körperzellen.
Wie können Sie Ihre Leber schützen?
Durch einen entsprechenden Lebensstil können viele Erkrankungen der Leber vermieden werden:
- Ernähren Sie sich ausgewogen und gesund. Vermeiden Sie eine übermäßige Fettzufuhr und halten Sie Ihr Normalgewicht.
- Die beste und wirkungsvollste Möglichkeit, einem Leberschaden vorzubeugen, ist die Reduzierung des Alkoholkonsums.
- Bei Arzneimitteln, besonders bei Schmerzmitteln, sollte die empfohlene Dosis und Einnahmedauer niemals überschritten werden.
- Durch die Verwendung von Kondomen kann das Ansteckungsrisiko bei der Reisehepatitis drastisch gesenkt werden.
Was versteht der Internist unter …
Hepatitis? Eine »Leberentzündung« kann durch verschiedene Schädigungen ausgelöst werden, die letztlich zum Leberzelluntergang führen. Als Auslöser kommen Viren, Bakterien, Protozoen, Alkohol, Giftstoffe oder Medikamente in Betracht.
Fettleber? Dies ist eine krankhafte Veränderung des Lebergewebes bei Störungen des Fettstoffwechsels oder Übergewicht. Die Leber besteht dann zu 10 bis 50 Prozent ihres Gewichts aus Fettablagerungen in ihren Zellen und ist dadurch in ihrer Funktion deutlich gestört. Häufigste Ursachen sind Alkoholmissbrauch, Zuckerkrankheit und Überernährung
Leberzirrhose? So wird der chronisch fortschreitende bindegewebige Umbau der Leber mit umfassender Beeinträchtigung der Leberfunktionen genannt. Im fortgeschrittenen Stadium finden sich eine lederartig verhärtete Leber und Störungen der Leberfunktionen bis hin zum Leberkoma. Ursachen für eine Leberzirrhose sind u. a. starker und lang andauernder Alkoholmissbrauch, erbliche Stoffwechselstörungen und Leberentzündungen.
Ernährung: Täglich ausgewogen und gesund
Warum ist Vielseitigkeit in der Ernährung so wichtig?
Kein Nahrungsmittel kann allein die Versorgung des Organismus mit den notwendigen Nährstoffen sicherstellen. Es bedarf einer ausgewogenen und abwechslungsreichen Ernährung, die die wesentlichen Nahrungsbestandteile berücksichtigt. Über 40 unterschiedliche Substanzen sollten wir täglich mit unserer Nahrung aufnehmen, damit unser Körper optimal versorgt ist.
Was sind die Hauptbestandteile der Nahrung?
Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette werden in größeren Mengen benötigt; Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente braucht der Organismus dagegen nur in winzigen Anteilen.
Kohlenhydrate: Die Kohlenhydrate, also alle Formen von Zucker, sind die wichtigsten Energielieferanten. Dazu zählen der Trauben-, der Rohr- und Haushaltszucker ebenso wie die Zellulose, die die Gerüststoffe der Pflanze bildet und als Ballaststoff bezeichnet wird. Ballaststoffe sind unverzichtbar für eine optimale Verdauung, denn sie regen die Darmtätigkeit an und sorgen dafür, dass die Abfallprodukte des Stoffwechsels regelmäßig aus dem Körper transportiert werden. Außerdem sättigen sie. Ernährungswissenschaftler empfehlen für die tägliche Kalorienaufnahme einen Anteil von mindestens 50 Prozent Kohlenhydrate.
Eiweiße: Eiweißstoffe oder Proteine benötigt der Körper für alle Wachstumsprozesse, für die Regeneration der Zellen und die Produktion von Enzymen, Hormonen und Antikörpern. Größere Mengen an Eiweiß sind in Fleisch, Fisch, Milchprodukten, Eiern, Sojabohnen, Nüssen, Samen und einigen Gemüsen enthalten. Der empfohlene Eiweißanteil an der täglichen Energiezufuhr wird mit 10 bis 15 Prozent angegeben.
Fette: Fast alle Lebensmittel enthalten Fette (Lipide), die dem Körper in besonders konzentrierter Form Energie liefern: Ein Gramm Fett enthält neun Kalorien, während ein Gramm Eiweiß oder Kohlenhydrate nur vier Kalorien hat. Der Körper verwendet Nahrungsfett jedoch nur als Energiequelle, wenn er nicht mehr auf Kohlenhydrate oder Eiweiße zurückgreifen kann. Ernährungswissenschaftler sehen einen Fettanteil an der täglichen Gesamtenergiezufuhr von maximal 30 Prozent vor. Es sollten Nahrungsmittel bevorzugt werden, die vorwiegend ungesättigte Fettsäuren enthalten. Dazu gehören Fisch und pflanzliche Nahrungsmittel wie Avocados oder Pflanzen-, Samen- und Nussöle.
Wozu benötigen wir Vitamine und Mineralien?
Vitamine sind organische Substanzen, die für zahlreiche Stoffwechsel- und Wachstumsprozesse notwendig sind. Sie müssen mit der Nahrung zugeführt werden. Wasserlösliche Vitamine wie das Vitamin C und die B-Vitamine kann der Organismus nicht speichern, so dass relativ schnell eine Unterversorgung oder gar eine Vitaminmangelerkrankung entstehen kann. Fettlösliche Vitamine (die Vitamine A, D, E und K) nimmt der Körper nur in Verbindung mit Fett auf.
Mineralstoffe wie Magnesium oder Eisen und die nur in geringsten Mengen benötigten Spurenelemente wie Kupfer oder Zink sind an unterschiedlichsten Aufgaben im Organismus beteiligt. Sie tragen z. B. zu den Funktionen von Flüssigkeitshaushalt, Knochenbildung und Immunsystem bei.
Wie viel Flüssigkeit benötigen wir am Tag?
Wasser ist für den Körper unverzichtbar, er besteht selbst zu etwa 60 Prozent aus Wasser. Ein Mensch benötigt zwei bis drei Liter davon pro Tag. Da bereits durch die Mahlzeiten Flüssigkeit aufgenommen wird, sollte man zusätzlich 1,5 Liter trinken. Damit wird die Flüssigkeit ersetzt, die der Organismus durch Urin, Schwitzen und Atmung verliert. Erhält der Körper zu wenig Wasser, trocknet er aus.
Wie erzielen Sie Ausgewogenheit in der täglichen Ernährung?
Eine ausgewogene Mahlzeit enthält immer Lebensmittel aus mehreren Gruppen. Gemüse und Salat sollten im Vordergrund stehen, während der Fleisch- oder Fischanteil verringert wird. Die kleinste Gruppe sollte die der fett- und zuckerreichen Lebensmittel sein. Die zur Nahrungszubereitung benötigten Fette sollten ungesättigte Fettsäuren enthalten: Oliven-, Raps- und Sonnenblumenöl. Ungesunde Zwischenmahlzeiten wie Schokoriegel oder Kekse sollten durch ein Stück Obst, Müsli oder Joghurt ersetzt werden.
Kann Stress die Verdauung beeinträchtigen?
Ja. Eine gesunde Ernährung hängt nicht nur von der richtigen Zusammenstellung der Lebensmittel ab, sondern auch von ihrer Auswahl und Zubereitung sowie vom Essverhalten. Unregelmäßige Mahlzeiten sowie Hektik und Stress beim Essen beeinträchtigen die Verdauung, so dass der Körper nicht das Optimum an Nährstoffen aus der Nahrung ziehen kann. Daher sollte eine Mahlzeit immer sitzend am Tisch und in entspannter Atmosphäre eingenommen werden. Gründliches Kauen – die erste Stufe der Verdauung – und intensives Schmecken – die Voraussetzung für Genuss – sind nur so möglich.
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