Lexikon
Parịs
[
französisch paˈri
]Hauptstadt von Frankreich und der Region Île-de-France, inmitten des Pariser Beckens, beiderseits der Seine, 2,1 Mio. Einwohner; Sitz der obersten staatlichen und kirchlichen Behörden, der führenden Bildungseinrichtungen, großer Wirtschafts- und Handelsorganisationen sowie internationaler Organisationen wie UNESCO, OECD, WEU u. a.
Paris: Notre-Dame (Rückansicht)
Notre-Dame (Rückansicht)
Blick über die Seine auf die Kathedrale Notre-Dame.
© shutterstock.com/John Walker
Verwaltungsmäßig ist die Metropole zugleich eine Gemeinde und ein Département. Die Gemeinde Paris ist in 20 Arrondissements mit 80 Quartiers gegliedert. Das Stadtgebiet ist räumlich kaum über die Befestigungsumwallung von 1841–1845 hinausgewachsen. Es umfasst eine Gesamtfläche von nur 105 km2, was die Stadt zu der am dichtesten bevölkerten (20 000 Einwohner/km2) unter den Hauptstädten der Welt macht. Die Anziehungskraft der Hauptstadt ließ einen breiten Kranz von Vorstädten (Faubourgs) entstehen. Der Ballungsraum von Paris (Région Parisienne) bildet die Region Île-de-France und umfasst mit der Innenstadt und den dazugehörigen rund 280 Gemeinden der Départements Seine-et-Marne, Essonne, Hauts-de-Seine, Seine-Saint-Denis, Val-de-Marne, Val-d'Oise und Yvelines 12 012 km2 mit 11,1 Mio. Einwohnern (fast 20% der Bevölkerung Frankreichs).
Der Kern der Stadt wird von breiten Boulevards eingefasst, die anstelle des ehemaligen Befestigungsrings angelegt wurden, andere durchziehen das Innere (z. B. die Avenue des Champs-Élysées) und vereinen sich in Sternplätzen. Berühmte Plätze sind Place de la Concorde mit dem Obelisk von Luxor, Place de la République, Place Vendôme, Place de la Bastille, Place Charles de Gaulle (früher Place de l'Étoile) mit dem Arc de Triomphe. Parkanlagen beleben das Bild der Stadt: im Zentrum die Tuilerien mit dem Louvre, das Marsfeld mit dem Eiffelturm, der Jardin de Luxembourg u. a., im Osten der Bois de Vincennes, im Westen der Bois de Boulogne, beide mit Wäldern und Sportstätten. Links der Seine liegen das Quartier Latin mit der Universität Sorbonne und dem Panthéon, der Montparnasse (Künstlerviertel) und das Adelsviertel der Vorstadt Saint-Germain, rechts der Seine der Montmartre mit der Kirche Sacré-Cœur. Zahlreiche Brücken verbinden die beiden Seineufer, darunter auch die Pont Neuf (16. Jahrhundert) als älteste Seinebrücke.
Louvre: Glaspyramide
Glaspyramide
Seit 1989 markiert die große Glaspyramide, geschaffen von Ieoh Ming Pei, den Eingang zum Grand Louvre.
© shutterstock.com/Michael Mattox
Paris: Sacré-Coeur
Sacré-Coeur
Blick auf die Wallfahrtskirche Sacré-Coeur mit ihrer 83 Meter hohen Hauptkuppel. Die Basilika erhebt sich weithin sichtbar mitten im Künstler- und Vergnügungsviertel Montmartre.
© shutterstock.com/Carsten Medom Madsen
Neben der berühmten Universität Sorbonne (gegründet 1257) besitzt Paris noch 12 weitere Universitäten sowie zahlreiche Akademien und Forschungsinstitute (Académie française, Collège de France, Institut Géographique National, Institut Catholique, Institut Pasteur für Infektionskrankheiten und Biologie). 2005 wurde das Gedenk-, Forschungs- und Dokumentationszentrum „Mémorial de la Shoah“ zur Geschichte des Holocaust eröffnet. Außerdem gibt es viele bedeutende Bibliotheken (darunter die Bibliothèque nationale) und zahlreiche Museen mit wertvollen, z. T. einzigartigen Beständen und Sammlungen (Museé des arts décoratifs, Musée national du Moyen Âge [ehemals Musée de Cluny], Louvre, Musée national d'art moderne im Centre national d'art et de culture Georges Pompidou, Musée d’Orsay, Musée Guimet, Musée de l’homme, Musée national des techniques). Die über 60 Theater (Comédie Française u. a.) und Opern (Opéra Garnier, Opéra de Paris-Bastille) unterstreichen die Funktion der Stadt als Kulturmetropole.
Paris besitzt eine Fülle architektonischer Sehenswürdigkeiten aus unterschiedlichen Epochen. Dazu gehören: romanische Kirche Saint-Germain des Prés (9. und 12. Jahrhundert), Kathedrale Notre-Dame als früh- und hochgotisches Hauptwerk (12. Jahrhundert; auf der Île de la Cité), Sainte-Chapelle (1243–1248), die spätgotische Kirche Saint-Germain l'Auxerrois (12.–16. Jahrhundert), der Renaissancebau des Louvre und das Palais de Luxembourg, die barocke Kirche Val de Grâce, die Wallfahrtskirche Notre-Dame de Victoires, Hôtel des Invalides, Palais Bourbon, Münze (Hôtel des Monnaies), Théâtre Français und die Kirche La Madeleine. In den Katakomben von Paris (rund 330 km Stollenlänge) ruhen fast 6 Mio. Tote. Ein Beispiel moderner Architektur ist das Bürohochhaus „La Grande Arche“ (nach den Plänen von J. von Spreckelsen) im Stadtteil La Défense. 1991 erklärte die UNESCO das gesamte Seineufer zwischen Pont de Sully und Pont d'Iéna zum Weltkulturerbe. Im Jahr 1989 war Paris Kulturstadt Europas.
Paris: Notre Dame (Frontansicht)
Notre Dame (Frontansicht)
Der Grundstein zum Bau der gotischen Kathedrale Notre-Dame in Paris wurde zu Beginn des 12. Jahrhunderts gelegt.
© shutterstock.com/Elias H. Debbas II
Wirtschaftlich ist Paris das überragende Finanz-, Industrie- und Handelszentrum Frankreichs, dessen Gütererzeugung besonders Modewaren und Luxusartikel, Parfüme, Verbrauchsgüter und Lebensmittel umfasst; daneben haben die Fahrzeug-, Luftfahrt-, Metall-, Maschinen-, Glas-, Baustoff-, elektrotechnische, chemische und pharmazeutische Industrie Bedeutung. Im Ballungsraum von Paris wird über die Hälfte der französischen Industrieproduktion erzeugt. Die Konzentration von Banken und Versicherungen, Filmstudios und Verlagen untermauert die wirtschaftliche Bedeutung der Stadt. Paris ist eine wichtige Kongress- und Messestadt (weltgrößte Luft- und Raumfahrtmesse Aérosalon in Le Bourget) und beliebtes Ziel für den internationalen Reiseverkehr.
Verkehrsmäßig ist die Stadt Mittelpunkt des zentral ausgerichteten französischen Eisenbahn- und Straßennetzes, Hauptbinnenhafen des Landes sowie internationaler Luftverkehrsknotenpunkt mit den Flughäfen Orly, Le Bourget, Issy-les-Moulineaux und den Großflughäfen Roissy I (Charles de Gaulle) und Roissy II im Norden von Paris. Für den innerstädtischen Verkehr ist die Untergrundbahn (Métro) mit einem Streckennetz von rund 200 km, an das ein Schnellbahnnetz in die Außenbezirke angeschlossen ist, wichtig.
Geschichte
Zur Zeit Cäsars war Paris (Lutetia Parisiorum) eine Siedlung des gallischen Volksstamms der Parisier auf der Île de la Cité; 52 v. Chr. von den Römern eingenommen und befestigt; war vorübergehend Residenz der Cäsaren Julian (356–360 n. Chr.) und Valentinian und fiel dann 486 in die Hände des Frankenkönigs Chlodwig, der es 508 zur Hauptstadt des Merowingerreichs erhob. Seit der Wahl Hugo Capets zum König 987 ist Paris Hauptstadt Frankreichs.
Auf dem rechten Ufer der Seine entstand die Bürger- und Handelsstadt. Die 1257 gegründete Universität wurde zum Zentrum der Scholastik in Europa. Das 16. Jahrhundert war trotz mancher Unruhen (Hugenottenkriege, Belagerung durch Heinrich IV.) eine Zeit des Aufschwungs. 1648–1653 war Paris Schauplatz blutiger Kämpfe der Fronde gegen Mazarin und den Hof. Unter Ludwig XIV. wurde Paris endgültig der kulturelle Mittelpunkt Frankreichs. Der Sturm auf die Pariser Bastille (14. 7. 1789) entfachte die Französische Revolution. In den Befreiungskriegen wurde Paris zweimal (1814, 1815) von den verbündeten Mächten besetzt.
Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 wurde Paris von deutschen Truppen eingeschlossen (1870) und musste 1871 kapitulieren. Gegen den Vorfrieden brach am 18. 3. 1871 in Paris der Aufstand der Pariser Kommune aus. Zur Weltausstellung von 1889 wurde der Eiffelturm (300 m) errichtet, der das Wahrzeichen von Paris ist. Im 1. Weltkrieg mehrfach bedroht („Marnewunder“, deutsche Luftangriffe u. a.), wurde es im 2. Weltkrieg 1940 von deutschen Truppen besetzt, die es entgegen Hitlers Befehl beim Abzug nicht zerstörten; die deutsche Besetzung wurde durch den Einzug C. de Gaulles (25. 8. 1944) beendet.

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