Lexikon
Ludwig XIV.
Man muss es offen sagen: der König war weniger denn mittelmäßig begabt, aber sehr bildungsfähig. Er war ruhmsüchtig und hielt auf Ordnung und Gesetz. Er besaß natürlichen Verstand, war mäßig, verschwiegen, Herr seiner Bewegungen und seiner Sprache, und - so sonderbar es klingen mag - im Kern seines Wesens gütig und gerecht...
Aus allem geht hervor, dass man Grund genug hat, jene gräuliche Erziehung beklagen, die ihr Ziel darin sah, Geist und Herz des Monarchen zu vergiften. Ebenso jene nichts würdige Götzendienerei vor dem Fürsten und die grausame Politik seiner Minister, die ihn immer unerreichbarer machte. Um ihrer Größe, ihrer Macht und ihres Glückes willen lagen sie ihm beständig in den Ohren mit Schmeicheleien über seine Macht, seine Größe, seinen Ruhm. Sie waren sein Verderb... Eifersüchtig wachten sie darüber, dass keine seiner Tugenden Früchte trug. Der Fürst und sein Land waren ihr Opfer...
In allem liebte er Glanz, Verschwendung, Fülle. Es war wohlberechnet, dass er die Sucht, ihm hierin nachzueifern, in jeder Weise begünstigte. Er impfte sie seinem ganzen Hofe ein. Wer alles draufgehen ließ für Küche, Kleidung, Wagen, Haushalt und Spiel, der gewann sein Wohlwollen.Um solcher Dinge willen redete er die Leute an.Indem er so den Luxus gewissermaßen zur Ehrensache und für manche zur Notwendigkeit machte, richtete er nacheinander alle zugrunde, bis sie schließlich einzig und allein von seiner Gnade abhingen. So befriedigte er seinen Hochmut und seinen Ehrgeiz.Sein Hof war blendend, und die Rangunterschiede verschwanden in einem allgemeinen Wirrwarr. Er hatte dem Land damit eine Wunde geschlagen, die wie ein Krebsschaden an allem frisst. Vom Hofe aus hat die Verschwendungssucht Paris, die Provinzen, das Heer ergriffen. Man schätzt einen jeden, der eine gewisse Stellung einnimmt, nur noch nach seinem Aufwand in Küche und Haus ein. Wer Gelegenheit zu Stehlen hat, stiehlt infolgedessen, um die Ausgaben seines Haushalts bestreiten zu können. Die Not zwingt ihn dazu. Es existiert im Grunde kein Rangunterschied mehr. Alle Stände sind in heillosem Durcheinander. Der Hochmut wächst ins Ungemessene. Die Folgen sind nicht abzusehen. Untergang und Umwälzung sind im Anzuge.
Alle Montag, Mittwoch und Freitag ist Jour d'Apartement. Da versammeln sich alle Mannsleute vom Hof in des Königs Antichambre und alle Weiber um sechs Uhr in der Königin Kammer. Hernach gehn alle ... in den Salon ... und von da in ein großes Kabinett, wo die Violins für diejenigen sind, die tanzen wollen. Von da geht man in eine Kammer, wo des Königs Thron ist. Da findet man allerhand Musik, Konzerte und Stimmen ... Von da geht man in eine Kammer, wo mehr als 20 Tische stehen mit grünen Samtteppichen, um allerhand Spiele zu spielen, ... von da in eine andere Kammer, wo vier lange Tische, wo die Kollation ist, allerhand Sachen, Obstkuchen, Konfitüren. Das sieht eben aus ... wie am Christkinderabend. Von da geht man in eine Kammer, wo auch vier andere Tafeln stehen, worauf viele Karaffen mit Gläsern stehen und allerhand Weine und Liköre .... Dieses währt von sechs bis zehn Uhr, bis man zum Nachtessen geht ... Wenn ich euer Lieben aber jetzt erzählen sollte, mit was für Pracht alle diese Kammern möbliert sind und welche Mengen von Silbergeschirr darinnen, würde ich nimmer aufhören."
Der absolute Monarch
Außenpolitische Expansionspolitik

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