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Weihnachtsbaum: Ist echt oder künstlich besser?

Echtes Tannengrün oder Kunsttanne? Die Wahl des richtigen Weihnachtsbaums ist in erster Linie Geschmackssache. Doch beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile und stehen wegen ihrer Ökobilanz in der Kritik. Aber wie umweltschädlich sind Weihnachtsbäume wirklich? Und ist nun der echte oder der künstliche Weihnachtsbaum besser?
SSC, 09.12.2024
Mutter und Tochter beim Schmücken eines Weihnachtsbaumes

© AleksandarNakic, iStock

Was wäre Weihnachten ohne ihn? Der Tannenbaum – echt mit typischem Tannenduft oder künstlich mit eingebauten LED-Lichtern. Während wir den Plastikbaum jedes Jahr aufs Neue herauskramen und somit nur einmal bezahlen mussten, sieht ein echter Baum für viele einfach authentischer aus. Aber die Entscheidung für Plastik oder Natur ist auch eine Frage der Nachhaltigkeit: Denn Weihnachtsbäume – egal ob echt oder künstlich – weisen nicht gerade eine gute Umweltbilanz auf. Und das aus mehreren Gründen.

Weihnachtsbaumplantage in der Nähe der dänischen Ortschaft Grindsted.
Weihnachtsbaumplantage in der Nähe der dänischen Ortschaft Grindsted.

Die Klassiker: Nordmanntanne und Blaufichte

Aber schauen wir uns erst einmal an, welche Bäume die Deutschen sich überhaupt am liebsten in ihr Heim holen. Laut Umfrage setzt rund die Hälfte hierzulande auf einen echten Weihnachtsbaum, ein Viertel auf einen künstlichen und ein weiteres Viertel stellt gar keinen Baum auf. Diejenigen mit echtem Baum besitzen in knapp 80 Prozent der Fälle eine Nordmanntanne, gefolgt von der Blaufichte.

Für manche überraschend: Weder die Nordmanntanne noch die Blaufichte sind in Deutschland heimisch. Die Nordmanntanne stammt ursprünglich aus dem Kaukasus, einem Hochgebirge zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer. Die Blaufichte hingegen ist in den Rocky Mountains im Westen der USA beheimatet.

Trotzdem werden nur etwa zehn Prozent aller verkauften Weihnachtsbäume aus dem Ausland importiert, häufig aus Dänemark. Die meisten kommen aus dem Sauerland. Auf 12.500 Hektar wachsen hier etwa ein Drittel aller Tannen und Fichten für den deutschen Weihnachtsgebrauch.

Pestizide am Gabentisch

Dass Weihnachtsbäume in so großen Mengen angebaut werden, bringt allerdings einige Probleme mit sich. So wachsen die Bäume zum Beispiel meist in Monokulturen. Das bedeutet, dass eine einzige Pflanzenart über mehrere Jahre hinweg auf derselben Fläche wächst. Das erfordert mehr Dünger, um die fehlenden Nährstoffe auszugleichen. Gleichzeitig sind Monokulturen anfälliger für Schädlinge und auch mehr Pflanzenschutzmittel ist nötig.

Der erhöhte Pflanzenschutzmittelbedarf macht sich auch an den schon gefällten Weihnachtsbäumen bemerkbar. 2020 untersuchte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) 23 Bäume aus mehreren Bundesländern. 14 dieser Bäume waren mit Pestiziden belastet. „Besonders kritisch ist die hohe Mehrfachbelastung, viele Weihnachtsbäume sind einem regelrechten Pestizidcocktail ausgesetzt“, erklärt Corinna Hölzel vom BUND. „Die Wechselwirkung der Einzelstoffe auf die menschliche Gesundheit ist nahezu unbekannt.“ Zweimal fand der BUND sogar Pestizide, die nicht in Deutschland oder nicht für den Weihnachtsbaumanbau zugelassen waren.

Für die Bekämpfung von Unkraut gäbe es dabei einen weitaus ökologischeren Weg: Shropshire-Schafe. Die wolligen Helfer verputzen jegliches Unkraut um die Tannenbäume herum, rühren die Bäume selbst jedoch nicht an. Das kann so keine andere Schafrasse. Zusätzlich düngen sie durch ihre Hinterlassenschaften den Boden. Doch weitläufig im Einsatz sind die tierischen Helfer längst noch nicht.

Detailansicht einer Kunsttannne
Eine detailgetreue Nachbildung hat ihren Preis, der meist deutlich über dem einer "echten" Tanne liegt. Dafür kann und sollte sie aber auch mehrere Jahre lang ihren Dienst tun.

Welcher Weihnachtsbaum ist der bessere?

Echte Weihnachtsbäume sind also längst nicht frei von Kritik, doch wie steht es um den künstlichen Weihnachtsbaum aus Plastik? Eine Studie des Ellipsos-Instituts aus Kanada schätzte 2009, dass wir einen künstlichen Tannenbaum etwa 20 Jahre nutzen müssen, damit er dem echten überlegen ist. Das hängt vor allem mit der Herstellung des Plastikbaums zusammen, denn dabei entstehen im Schnitt etwa 40 Kilogramm CO2. Hinzu kommt, dass die Bäume oft aus China stammen und so einen längeren Weg auf sich nehmen müssen, was die entstehenden Emissionen weiter nach oben treibt.

Im Vergleich dazu setzt ein echter Tannenbaum nur etwa drei Kilogramm CO2 frei, selbst wenn er nach dem Fest verbrannt wird. Außerdem nimmt die echte Tanne, anders als der Plastikbaum, während sie wächst, CO2 auf. Lediglich beim Transport des echten Weihnachtsbaums können noch weitere Emissionen hinzukommen. Am besten ist es also, den Baum ganz in der Nähe der Wohnung oder des Hauses zu kaufen.

Aber: „Unabhängig von der gewählten Baumart sind die Auswirkungen auf die Umwelt im Vergleich zu anderen Aktivitäten, wie zum Beispiel der Autonutzung, vernachlässigbar“, schreibt das Ellipsos-Institut.

Am besten zu Bäumen mit Ökosiegel greifen

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, einen Weihnachtsbaum zu mieten. Die Tannen verbleiben in einem Topf und kehren nach Weihnachten zu den Anbietern zurück. Dort vermieten sie die Bäume im nächsten Jahr erneut oder pflanzen sie ins Freiland. Kritiker befürchten jedoch, dass die gemieteten Bäume dann wieder in einer Monokultur landen.

Wer den Weihnachtsbaumkauf möglichst ökologisch gestalten möchte, kann auf verschiedene Siegel wie das FSC-Siegel, Demeter, Bioland oder das Bio-Siegel achten. Sie alle bescheinigen dem Baum, im Rahmen ökologischer Waldnutzung gewachsen zu sein. Das bedeutet konkret, dass zum Beispiel keine Pestizide zum Einsatz gekommen sind und kein Wald dem Anbau weichen musste.

Am besten ist es also, einen ökologisch zertifizierten echten Weihnachtsbaum in der Nähe von Zuhause zu kaufen. Wer seinen Plastikbaum lang genug nutzt, kann aber auch damit guten Gewissens Weihnachten feiern.

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