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Doomscrolling – Was hilft gegen Nachrichtenmüdigkeit?

Klimakrise, Pandemie, Krieg – die Nachrichtenlage ist momentan alles andere als leicht zu ertragen. Und die Algorithmen in den sozialen Medien fördern solche düsteren Meldungen oft noch. Kein Wunder, das immer mehr Menschen eine Nachrichtenmüdigkeit entwickeln. Gemeint ist damit der Zustand, in dem Menschen keine Nachrichten mehr lesen oder sehen wollen, weil wir uns überlastet, gestresst oder emotional erschöpft fühlen. Doch wie entsteht dies? Und was können wir dagegen tun?
CMA, 10.11.2025
Symbolbild Doomscrolling

© Marco_Piunti, iStock

Dass immer mehr Menschen Nachrichten vermeiden, zeigt sich deutlich in den Daten. In einer aktuellen Umfrage vom Leibniz-Institut für Medienforschung geben 71 Prozent der Befragten an, Nachrichten zumindest gelegentlich bewusst zu meiden – das sind zwei Prozent mehr als im Vorjahr 2024. Sie tun das vor allem, weil die dauernd negativen Meldungen ihre Stimmung belasten und die Informationsmenge erschöpft. Besonders jüngere Menschen berichten zudem, dass sie die Informationen oft nicht einordnen können oder als wenig relevant für ihr eigenes Leben erleben.

Das ewige Scrollen

Gerade bei jungen Menschen verschiebt sich zudem, wo sie sich informieren. „Die erste mediale Informationsquelle ist immer online. Häufig stoßen sie auf eine Information durch einen Youtube-Clip, einen TikTok-Beitrag oder die Mail-Startseite eines Browsers“, erklärt Kathrin Demmler vom JFF – Institut für Medienpädagogik gegenüber dem Bayrischen Rundfunk. Erst danach informieren sich Jüngere bei klassischen journalistischen Quellen – wenn sie dies überhaupt noch tun.

Doch online gibt es ein Phänomen, das die Nachrichtenmüdigkeit nur noch verstärkt: „Doomscrolling“. Der Begriff entstand 2018 und beschreibt das endlose Scrollen durch negative Meldungen, Katastrophenbilder und Krisenupdates. Meist wird diese Häufung negativer Schlagzeilen durch die Algorithmen der sozialen Medien noch gefördert. Schlechte Nachrichten bleiben länger hängen, lösen stärkere Gefühle aus und wirken dadurch besonders fesselnd. Deshalb lesen wir weiter, obwohl es uns nicht guttut.

Wie unser Feed unser Weltbild beeinflusst

Welchen Einfluss Doomscrolling auf uns hat, geht aus einer Studie von 2024 hervor. Forschenden befragten dafür insgesamt 800 junge Erwachsene aus den USA und dem Iran, die allesamt auf Social-Media aktiv waren. Dabei nutzten die Wissenschaftler psychologische Skalen, um zu messen, wie stark ihre Testpersonen zu Doomscrolling neigen und wie sich das auf ihr Weltbild auswirkt.

Das Ergebnis: Je mehr jemand doomscrollt, desto stärker steigt die existenzielle Angst – die Sorge, dass die Welt sinnlos, ungerecht oder bedrohlich ist. In beiden Ländern zeigte sich außerdem ein Zusammenhang zwischen Doomscrolling und Misanthropie: Wer sich ständig mit schlechten Nachrichten konfrontiert, neigt eher dazu, das Schlechte im Menschen zu sehen.

Was kann helfen?

Doch nicht informiert zu sein, ist auch keine Lösung. Was hilft also gegen Doomscrolling und Nachrichtenmüdigkeit? Entscheidend ist, den eigenen Nachrichtenkonsum bewusster zu steuern. Statt wahllos durch Feeds zu scrollen, kann es beispielsweise helfen, feste Zeiten für Nachrichten einzurichten – etwa morgens und am frühen Abend – und das Handy außerhalb dieser Phasen bewusst wegzulegen. Ein Timer kann zusätzlich verhindern, dass aus „kurz informieren“ wieder endlose Scroll-Minuten werden.

Abends sollte man zudem besonders vorsichtig sein: Studien zeigen, dass ein negativer Medienkonsum vor dem Schlafengehen die Schlafqualität beeinträchtigen kann. Es lohnt sich außerdem, gezielt auch positivere Formate zu suchen, wie zum Beispiel den „Happy News Podcast“ vom BBC World Service und andere auf positive Nachrichten fokussierte Plattformen.

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