Crowdfunding ist grundsätzlich noch ein relativ neues Konzept, welches vor allem durch das Internet erheblichen Anschub erhalten hat. Mittlerweile kommt diese Art der Finanzierung auch in Europa an, wie eine EY-Cambridge Studie aus dem Jahr 2014 zeigt. Demnach ist das Crowdfunding-Volumen in Europa um 144% auf 2,957 Milliarden Euro angestiegen und auch in Deutschland hat sich mittlerweile ein stattliches Volumen von 140 Millionen Euro etabliert. Doch was ist Crowdfunding genau, welche Arten des Crowdfunding gibt es und was sollte man dabei beachten?
Was ist Crowdfunding generell?
Das Wort Crowdfunding beschreibt den Vorgang eigentlich bereits sehr gut, denn es setzt sich aus folgenden Vokabeln zusammen:
- Crowd (Menschenmenge)
- Funding (Finanzierung)
Es geht dabei also um die Möglichkeit, ein Projekt oder eine Idee nicht von einer Bank oder einem einzigen Investor finanzieren zu lassen, sondern von vielen verschiedenen Personen. Dabei übernimmt laut gruenderszene.de jeder nur einen kleinen Teil der Summe.
Welche Arten von Crowdfunding existieren grundsätzlich?
Da Crowdfunding grundsätzlich noch ein großes Entwicklungspotenzial hat, dürfte nicht ganz klar sein, ob eventuell noch viele Spielarten in diesem Bereich folgen werden. Bisher haben sich jedoch vor allem 4 Modelle durchgesetzt:
- Reward-Based Crowdfunding
Diese Form des Crowdfundings ist vor allem in den USA sehr beliebt, da auch viele andere Arten stark gesetzlich eingeschränkt wurden. Beim Reward-Based Crowdfunding sammeln kleine Firmen oder auch nur Entwickler Geld von Kapitalgebern für eine innovative Idee ein. Im Gegenzug gibt es das Versprechen, die ersten Prototypen weit vor der Markteinführung zu bekommen. Die entsprechenden Projekte sind deshalb häufig im kreativen Bereich zu finden und betreffen neue Musikalben, Filme oder auch technische Helfer mit einer schon zu Beginn sehr großen Fangemeinde.
- Donation-Based Crowdfunding
Bei dieser Art von Crowdfunding geht es um die Sammlung von Spenden für bestimmte Projekte. Hierbei geht es entweder um humanitäre Projekte oder ähnliche altruistische Anliegen oder um sehr problemorientierte Ansätze, die eine bestimmte Situation deutlich verbessern.
- Equity-Based Crowdfunding (Crowdinvesting)
Beim Crowdinvesting geht es darum, durch den finanziellen Beitrag an eine Projekt oder Unternehmen Anteilseigner zu werden. Auf diese Weise beteiligen sich die einzelnen Teilnehmer am Unternehmenserfolg und bieten einem Start-Up beispielsweise entsprechendes Kapital. Besondere Nachfrager sind in diesem Zusammenhang tatsächlich junge Start-Ups, die erste Erfolge feiern konnten und nun zusätzliches Kapital für schnelles Wachstum benötigen.
- Lending-Based Crowdfunding
Dieser Ansatz beschreibt bekannte Kredit-Plattformen wie LendArena, auf denen potenzielle Kreditnehmer Projekte vorstellen. Die vielen potenziellen Kreditgeber können sich die Projekte anschauen und danach entscheiden, ob sie sich mit einem entsprechenden Betrag an dem Kreditprojekt beteiligen. Sowohl Kreditgeber als auch Kreditnehmer entscheiden selbst über die Zinssätze, zu denen ein Kontrakt zustande kommt.
Welche Besonderheiten weist Lending-Based Crowdfunding wie bei LendArena auf?
Die Besonderheiten beim Lending-Based Crowdfunding liegen generell darin, dass sich Kreditnehmer nicht von Banken Geld leihen, sondern von anderen Privatpersonen. Dies bringt bei der Plattform Lendarena.com den großen Vorteil mit sich, dass die SCHUFA-Auskunft keine so große Rolle spielt. Zwar wird durch die Plattform auch die Bonität der Kreditnehmer geprüft, jedoch hat dies lediglich einen Einfluss auf die Zinshöhe. Diese kann zwar von beiden Seiten entsprechend eingestellt werden, jedoch erhält ein Projekt nur Kapital, wenn sich Überschneidungen ergeben.
Eine schlechte Bonität muss also nicht bedeuten, dass man keinen Kredit erhält. Oftmals hängt sehr viel an der jeweiligen Projektbeschreibung, denn diese enthält die relevanten Informationen für die Kreditgeber. Wer sich hier auch persönlich präsentiert und auf die Fragen der Kreditgeber eingeht, kann auf eine interessante Projektfinanzierung zu fairen Konditionen hoffen.
Die wichtigsten Besonderheiten im Überblick:
- Kredite durch andere Privatpersonen
- Negative SCHUFA-Einträge sind kein KO-Kriterium
- Die Projektbeschreibung ist das entscheidende Kriterium für die Kreditgeber
- Viele Plattformen bieten Investoren zudem eine Risikoeinschätzung bestimmter Kreditnehmer an
- Zinssätze lassen sich sowohl von Kreditgebern als auch von Kreditnehmern einstellen (nur bei Überschneidungen kommt es zur Kreditvergabe)
Crowdfunding oder Bank – welche Alternative ist besser?
Die Frage nach der Wahl der Finanzierungsquelle ist für viele Menschen oft auch eine Frage des persönlichen Geschmacks. Ein direkter Vergleich der beiden Alternativen zeigt Vor- und Nachteile auf beiden Seiten:
Wer also eine Vergabe von Krediten aufgrund von Scoring-Systemen und reinen Fakten wünscht, fährt mit guter Bonität bei einer Bank oftmals besser. Wer zwar keine Spitzenbonität hat, aber über sein Kreditprojekt, den Hintergrund und den Zweck der Finanzierung sehr genaue Angaben machen möchte, findet auch schwächerer Bonität mitunter passende Kreditgeber.
Fazit
Crowdfunding ist für viele kleine Unternehmen und auch Privatpersonen eine interessante Option, um abseits der bekannten Konventionen und Vorgaben eine für alle Seiten interessante Finanzierung umzusetzen. Banken haben oftmals strikte Regeln für die Kreditvergabe und verlangen gerade von Unternehmen sehr detaillierte Dokumentationen in Bezug auf die Bonität. Crowdfunding kann dabei durchaus eine gangbare Alternative darstellen, die wesentlich einfacher zum Ziel führt. Dafür müssen in Einzelfällen etwas höhere Zinssätze in Kauf genommen werden. Denn auch wenn die Zinsen sich selbst festlegen lassen, kommt es nur dann zur Kreditvergabe, wenn sich zu dem gewünschten Zinssatz auch Kreditgeber bereit erklären, Kapital zu verleihen. Es dürfte sehr spannend werden, zu sehen, wie der Sektor in den nächsten Jahren europaweit entwickelt.