wissen.de Artikel

Fame hat einen Preis – Warum Stars früh sterben

Kurt Cobain, Whitney Houston, Amy Winehouse – frühe Tode sind unter bekannten Musikern nichts Seltenes. Tatsächlich zeigen Untersuchungen, dass berühmte Musiker deutlich häufiger früh sterben als der Rest der Bevölkerung. Doch woran liegt das? Ist es der Musikerberuf, der besonders belastend ist, oder liegt es am Ruhm selbst? Eine neue Studie liefert Antworten.
CMA, 10.12.2025
Rockband mit Tod auf einer VBühne vor großem Publikum

© gorodenkoff, iStock

Berühmtheit hat ihren Preis: Studien zeigen, dass bekannte Musiker ein deutlich höheres Sterberisiko haben als vergleichbare Menschen aus der Allgemeinbevölkerung. In den Jahren nach ihrem Durchbruch ist das Risiko, früh zu sterben, bei solchen Stars zwei- bis dreimal so hoch als bei "normalen" Menschen gleichen Alters. Und auch bei Suiziden liegen prominente Musiker weit über dem Durchschnitt. In den USA wurde für berühmte Musikerinnen sogar eine zwei- bis siebenmal höhere Suizidrate gemessen.

Ein stressiger Job

Aber woran liegt das? Klar scheint: Der Musikerberuf bringt auch ohne Ruhm jede Menge Belastungen mit sich. Unregelmäßige Arbeitszeiten, finanzielle Unsicherheit, hoher Druck und Phasen der Einsamkeit gehören für viele professionelle Musiker zum Alltag. Studien zeigen außerdem, dass sie häufiger unter Angst, Depressionen und starkem Stress leiden als andere Berufsgruppen. Deshalb vertreten einige Experten die Ansicht, dass die frühen Tode solcher Stars weniger mit ihrer Berühmtheit als solcher zu tun hat, sondern vor allem mit diesen schwierigen Arbeitsbedingungen.

Doch wer ständig im Rampenlicht steht, erlebt auch enormen öffentlichen Druck und fühlt sich schnell von Erwartungen anderer getrieben. Viele berühmte Musiker berichten, sich beobachtet oder bewertet zu fühlen, was Depressionen und Angst verstärken kann. Gleichzeitig ist der Konsum von Alkohol und Drogen in Teilen der Musikszene als Bewältigungsstrategie weit verbreitet, was den Umgang mit Stress weiter erschwert.

Ruhm ist das neue Rauchen

Es stellt sich also die Frage, ob es wirklich der Ruhm selbst ist, der Musiker anfälliger macht oder ob die Belastungen des Berufs dafür ausreichen. Genau dort setzt eine Studie von Johanna Hepp von der Universität Witten/Herdecke und ihren Kollegen an. Sie haben 324 berühmte Sänger mit 324 weniger bekannten Musikern verglichen, welche zwischen den 1950ern und den 1990ern aktiv waren. Die Paare waren in Alter, Geschlecht, Herkunft, Genre sowie Solo- oder Bandstatus aufeinander abgestimmt. Dadurch konnten Hepp und ihr Team herausfinden, welche Unterschiede tatsächlich auf den Faktor „Prominenz“ zurückzuführen sind.

Die Auswertung zeigt: Berühmte Sänger hatten ein 33 Prozent höheres Sterberisiko und eine durchschnittlich 4,6 Jahre kürzere Lebensspanne als ihre weniger berühmten „Zwillinge“. Demnach könnte die zusätzliche Belastung durch die Berühmtheit tatsächlich dazu beitragen, das Leben der Prominenten zu verkürzen.

Außerdem zeigte sich, dass Solokünstler unabhängig vom Fame-Effekt häufiger verfrüht sterben als Bandmitglieder. Ein möglicher Grund dafür: Wenn man zusammen Konzerte spielt und auf Tour ist, gibt die Gemeinschaft in der Band mehr soziale Unterstützung und Halt. Auch Stress und Probleme können eher gemeinsam besprochen und durchgestanden werden, weil die Bandmitglieder alle in einer ähnlichen Lage sind.

Selbst Reichtum schützt nicht

Besonders interessant ist, dass die prominenten Musiker verfrüht sterben, obwohl sie meist wohlhabend sind – ein Faktor, der normalerweise mit einem niedrigeren Sterberisiko einhergeht. Doch der Fame-Effekt scheint so stark zu sein, dass er selbst diesen Vorteil überlagert. Mit anderen Worten: Auch Geld und Einfluss können die negativen Seiten des Ruhms nicht vollständig auffangen.

„Berühmtheit bringt Aufmerksamkeit, aber auch Druck. Ständige öffentliche Beobachtung, hohe Erwartungen und Leistungsdruck können psychische Belastungen verstärken“, sagt Johanna Hepp. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Ruhm nicht nur ein Privileg ist, sondern auch gesundheitliche Risiken birgt.“ Die Forschenden schlagen vor, dass gezielte Unterstützungs- und Präventionsmaßnahmen für Menschen im Rampenlicht sinnvoll sein könnten, um frühe Tode zu vermeiden.

Weitere Artikel aus dem Wahrig Herkunftswörterbuch

Weitere Artikel aus dem Vornamenlexikon