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Trend-Spielzeuge: Von Labubus und anderen Fantasiewesen

Freches Grinsen mit spitzen Zähnen, aufgestellte Ohren, grimmiger Blick und kuscheliges Fell: Was gerade an etlichen Taschen baumelt und sich in Form von „Unboxing-Videos“ auf Social Media zeigt, sind sogenannte Labubus. Doch wie entstand der Hype um die plüschigen Fantasiewesen? Welche ihnen ähnlichen Spielzeuge lagen schon einmal im Trend? Und warum?
SSC, 27.08.2025
Schlüsselanhänger in Labubu-Form

© Octavio Parra, iStock

Eine etwa 30 Zentimeter große Plüschpuppe für umgerechnet mehrere Tausend Euro? Klingt unverstellbar, ist aber Realität. Besondere „Labubus“ wie in diesem Fall eine Kollaboration mit dem Schuhhersteller Vans verkaufen sich für hohe Summen. „Normale“ Modelle sind in Deutschland ab 20 Euro erhältlich. Die Fantasiewesen mit teuflischem Grinsen erleben seit einigen Wochen einen großen Hype, besonders auf Social Media und bei Kindern. Aber woher kommen sie überhaupt?

Lalisa macht Labubu berühmt

Die von nordischer Mythologie inspirierten Labubus entstammen der Feder des chinesischen, aber in den Niederlanden und Belgien aufgewachsenen Illustrators Kasing Lung. Dieser entwarf die teuflisch dreinblickenden Plüschtiere  bereits vor zehn Jahren. Zusammen mit anderen Charakteren sind sie Teil seiner „The Monsters“-Serie. „Als Kind habe ich gerne Märchenbücher gelesen und wurde von alten europäischen Elfenlegenden beeinflusst“, erklärt Lung gegenüber dem Online-Magazin Hypebeast. „Damals gab es noch keine Spielkonsolen oder Computer, also musste ich Puppen mit einem Stift zeichnen, und so hatte ich schon als Kind die Idee, Märchen zu malen.“

Seit 2019 vertreibt der chinesische Spielzeughersteller Pop Mart die von Lung erdachten Charaktere. Zunächst nur als starre Figuren erhältlich, kamen im Oktober 2023 zum ersten Mal auch Schlüsselanhänger mit Plüsch-Labubus in den Handel. Ein paar Monate später begann dann der erste große Hype: Die Sängerin Lalisa Manobal von der weltberühmten K-Pop-Band Blackpink postete ein Foto in ihrer Instagram-Story, das sie mit einem an ihrer Handtasche hängenden Labubu zeigte. In Ostasien und insbesondere in Manobals Heimat Thailand erregten die Fantasiewesen daraufhin schnell Aufmerksamkeit. Ein weiterer Post der Sängerin im April 2025 verhalf den Labubus dann schließlich zum weltweiten Hype.

Pop Mart Store
Der chinesische Spielzeughersteller Pop Mart ist dafür bekannt, seine Waren in sogenannten „Blind-Boxes“ zu verkaufen, deren genauer Inhalt erst nach dem Kauf sichtbar wird.

© Robert Way, iStock

Labubus als „Toy-Fad“

Die grinsenden Plüschwesen sind aber nicht bei allen beliebt: Im Internet werden Stimmen laut, die die Spielzeuge regelrecht verteufeln. „Genauso wie Taylor Swift-Hasser nicht aufhören können, ihre Tour-Clips anzuschauen, oder Croc-Kritiker widerwillig auf jede neue Kollaboration klicken, gehören Labubu-Hasser zu den engagiertesten“, schreibt die Zeitschrift GRAZIA. „Reaktionsvideos, wütende Duette und Memes wie ‚Deshalb verdient die Menschheit die Auslöschung‘ sammeln Views, die die Viralität von Pop Mart nur noch steigern.“

Auch wenn einige den Hype um Lungs Labubus nicht nachvollziehen können: Die wahrgewordenen Mythenwesen sind nicht die ersten, die junge Leute und Kinder in ihren Bann ziehen. Im Englischen ist das Phänomen der schnell auftauchenden und genauso schnell wieder verschwindenden Trendspielzeuge als „Toy Fads“ (Spielzeug-Fimmel) bekannt. Und von denen gab es in den vergangenen Jahrzehnten so einige.

Monchhichis uaf dem Flohmarkt
Die affenähnlichen Monchhichis wurden 1974 von dem japanischen Spielwarenhersteller Sekiguchi auf den Markt gebracht .

Monchhichis, Zaubertrolle und Diddlmäuse

Oft mit den Labubus verglichen werden etwa die Monchhichis des japanischen Spielwarenherstellers Sekiguchi – handgroße, affenähnliche Plüschpuppen mit drolligem Gesicht und einem Schnuller in der Hand. Sie bekamen eigene Anime- und Cartoonserien und in Deutschland übertrafen die Verkaufszahlen der Monchhichis in den 1980er Jahren sogar jene in Japan. Schon 1985 stellte Lizenznehmer Mattel den Verkauf der Figuren allerdings wegen schlechter Zahlen ein. Zum 30-jährigen Jubiläum im Jahr 2004 kamen die Monchhichis jedoch wieder auf den Markt und erfreuen sich besonders bei Sammlern immer noch großer Beliebtheit.

Von vielen vermutlich als weniger niedlich wahrgenommen sind die Zaubertrolle, die in den 1990er Jahren in vielen Kinderzimmern Einzug hielten. Mit bunten Flausen auf dem Kopf, hochgezogenen Augenbrauen und offenen Armen waren auch sie von nordischen Mythen inspiriert. Ihr Erfinder, der Däne Thomas Dam, schnitzte bereits 1959 den ersten Troll aus Holz, um ihn seiner Tochter zu Weihnachten zu schenken. Als ihre Mitschülerinnen den „Ur-Troll“ sahen, wünschten sie sich ebenfalls einen. Während des Hypes in den 1990er Jahren entstanden TV-Serien und ein Videospiel mit den Zaubertrollen in der Hauptrolle.

Ein nahezu ausschließlich deutsches Phänomen ist die Diddl-Maus. Der deutsche Zeichner Thomas Goletz entwarf die Springmaus mit übergroßen Füßen und Ohren 1990 als dekoratives Element für verschiedene Gebrauchsgegenstände wie Postkarten und Notizblöcke. Die Postkarten, auf denen Diddl zum ersten Mal auftauchte, entwickelten sich zu Sammelobjekten, woraufhin schon bald Diddl-Plüschtiere in den Spielwarenregalen auftauchten. Mit der Maus bedruckte Brief- und Notizpapiere – am besten aufbewahrt in Klarsichtfolie – wurden in den 2000er Jahren zu beliebten Tauschobjekten auf deutschen Schulhöfen.

Kopf eines blauhaarigen Zaubertrolls
Geschmackssache: Die Zaubertrolle wurden der US-amerikanischen Toy Industry Association in die Liste der 100 schönsten Spielzeuge des 20. Jahrhunderts aufgenommen.

© PublicDomainPictures, pixabay.com

Was ist der Grund für solche Spielzeug-Hypes?

Dass Monchhichis, Zaubertrolle und Diddl-Mäuse einen Hype erlebten und dass jetzt Labubus überall auf Social Media auftauchen, ist kein Zufall. Forschende machen dafür eine Mischung aus Marketing und Psychologie verantwortlich: Kinder orientieren sich an anderen und wollen das Gleiche wie ihre Idole haben und tun. Gleichzeitig lassen sie sich schneller beeinflussen und „verfallen“ solchen Trends eher als Erwachsene. Hersteller verstärken den Reiz ihrer Produkte zusätzlich durch gezieltes Marketing oder limitierte Auflagen.

So entsteht ein Phänomen ähnlich einer Finanzblase auf dem Aktienmarkt: Machen genügend Menschen beim Hype mit und sind sie willig, unabhängig vom tatsächlichen Wert des Gegenstands viel Geld dafür auszugeben, entstehen Trends wie der mit den schelmisch grinsenden Labubus. Und genau wie eine Finanzblase verpuffen auch diese Trends häufig nach einiger Zeit.

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