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Schokohype – Warum gerade alle Dubai-Schokolade wollen
Vor ziemlich genau einem Jahr postete TikTok-Food-Influencerin Maria Vehera ein Video: Sie sitzt – wie in vielen ihrer Videos – in ihrem Auto und hält strahlend eine Einkaufstüte in die Kamera. Darin enthalten: drei Schokoladentafeln der Chocolaterie „Fix Dessert Chocolatier“ aus Dubai, die Vehera alle nacheinander verdrückt. Allen voran präsentiert sie eine Schokoladentafel gefüllt mit einer grünen Creme: Beißt Vehera hinein, knirscht es. Inzwischen hat das Video auf TikTok knapp 106 Millionen Aufrufe – und einen regelrechten Hype um diese „Dubai-Schokolade“ ausgelöst.
Knusprig, cremig, unwiderstehlich
„Bei Dubai-Schokolade handelt es sich um eine gefüllte Vollmilch-Schokolade. Die Füllung besteht aus einer Pistaziencreme, gerösteten Teigfäden (Kadayif) und einer Sesampaste (Tahini)“, erklärt Bianca Müller von der SRH Fernhochschule. „Es werden Teigfäden hergestellt, die kleingeschnitten und in Pflanzenöl angeröstet werden. Dadurch werden sie knusprig und verleihen der Füllung den typischen Crunch.“
Zu Beginn des Hypes kauften Menschen in Dubai die Schokolade in großen Mengen. Alle anderen, die nicht an sie herankamen, stellten sie zu Hause selbst her. Tatsächlich kauften hierzulande so viele die Zutaten für die Schokolade aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, dass in den meisten Supermärkten keine Pistaziencreme mehr erhältlich war. Inzwischen gibt es Dubai-Schokolade aber auch als fertige Tafel zu kaufen – zumindest wenn man noch eine ergattert.
„Im Vergleich zum Vorjahr bieten wir aktuell deutlich mehr als die doppelte Menge des Produkts in unseren Rewe-Märkten an“, erklärt Rewe-Sprecherin Annika Müller bei Berlin Live. „Wenn Kunden den Artikel nicht in ihrem Markt finden können, liegt das also nicht daran, dass dieser nicht weiter produziert und geliefert werden kann, sondern daran, dass die Bestände in kurzer Zeit ausverkauft werden.“
Inzwischen finden sich auch sonst immer mehr Produkte im „Dubai-Stil“ im Handel, aber auch die Weihnachtsmärkte machen dieses Jahr keinen Halt vor allem, was sich mit Pistazien oder gerösteten Teigfäden bestreuen lässt: Quarkbällchen, Crêpes, Baumstriezel, gebrannte Mandeln, Bananen, aber auch Bratwürste mit Pistazien im Brät.
Viel Geschmack und viel Marketing
Aber warum ist die Dubai-Schokolade überhaupt so beliebt? Zum einen liegt das an der Schokolade an sich: „Bei neuen Sorten wie der Dubai-Schokolade kommt sicherlich auch eine Portion Neugierde als Kaufgrund mit dazu“, sagt Bianca Müller. „Das Highlight der Dubai-Schokolade ist neben dem leckeren Geschmack sicherlich die Konsistenz der Füllung. Im Mund ist richtig viel los – das Essen ist spannend und macht Spaß. Es werden verschiedene sensorische Reize angesprochen, was dazu führt, dass das Sättigungsgefühl etwas verzögert eintritt.“
Doch der Geschmack ist nicht der einzige Grund, warum Dubai-Schokolade so beliebt ist. „Der Hype um die Dubai-Schokolade lässt sich zunächst einmal durch eine clevere Medienstrategie in Verbindung mit dem Mythos Dubais als Symbol für Luxus erklären. Produkte aus Dubai profitieren vom Prestige der Stadt, das durch gezieltes Storytelling, Social-Media-Kampagnen und Influencer-Marketing verstärkt wird“, erklärt Thomas Bippes von der SRH Fernhochschule.
„Die Schokolade wird oft mit exklusiven Zutaten und einer luxuriösen Verpackung beworben, die sie als begehrenswert inszenieren. Limited Editions und künstliche Verknappung steigern den Wunsch nach Besitz“, so Bippes weiter. „Social Media, besonders durch Influencer, macht die Schokolade zum Lifestyle-Symbol. Es wird also eine ganze Klaviatur an Content-Marketing-Instrumenten geschickt bespielt. Zudem profitiert das Produkt von einer schon bestehenden und sehr aktiven Dubai-Influencer-Infrastruktur.“
Vom Heißhunger zum großen Erfolg
Doch wer steckt eigentlich hinter der Dubai-Schokolade? Während ihrer Schwangerschaft hat die heute 38-jährige Sarah Hamouda aus Dubai beschlossen, Schokoladentafeln mit außergewöhnlichen Füllungen herzustellen, da sie nichts finden konnte, das ihren Heißhunger stillte. So gründete sie schließlich mit „Fix Dessert Chocolatier“ ihre eigene Chocolaterie.
Vor dem Hype um ihre Dubai-Schokolade hat sie die Schokoladentafeln in ihrer Küche zusammen mit ihrem Mann hergestellt, jetzt arbeitet ein zehnköpfiges Team in einer gemieteten Küche. Täglich um 17 Uhr öffnet die Chocolaterie ihren Verkauf über einen Lieferdienst. Innerhalb weniger Minuten ist die Tagesproduktion von 500 Schokoladentafeln ausverkauft.
Wie lange der Hype um die Dubai-Schokolade und andere Lebensmittel noch anhält, bleibt abzuwarten, doch er zeigt deutlich, wie soziale Medien Trends erschaffen und beeinflussen können.