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Digitaler Fußabdruck – Wie unser Online-Alltag das Klima beeinflusst

Weniger Fleisch essen, weniger heizen, mehr mit dem Fahrrad fahren – so verringern wir CO2-Emissionen im Alltag. Doch unseren digitalen Konsum vergessen wir oft: Von Elektrogeräten über ChatGPT bis zum Streamen einer neuen Netflix-Serie – all das verursacht Treibhausgasemissionen und beeinflusst das Klima. Doch wie groß ist unser digitaler CO2-Fußabdruck? Wie können wir ihn verkleinern und damit nachhaltiger konsumieren – auch im digitalen Raum?
CMA, 12.11.2025
Symbolbild Digitaler Fußabdruck

© alengo, iStock

Eine repräsentative Forsa-Umfrage zeigt: Nur zwölf Prozent der Bevölkerung kennen ihren persönlichen CO2-Fußabdruck, also die Menge an Treibhausgasen, die sie durch ihren Lebensstil verursachen. Für jüngere Menschen ist dies eher Thema als für ältere: In der Altersgruppe der 16- bis 29-Jährigen ist fast ein Viertel ihr individueller Wert bekannt, bei den über 60-Jährigen nur acht Prozent. Doch dieses Wissen ist entscheidend: „Wer seinen eigenen CO2-Fußabdruck kennt, kann leichter sein Verhalten anpassen und damit einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten“, sagt Juliane Petrich, Referentin für Politik und Nachhaltigkeit beim TÜV-Verband, der die Forsa-Umfrage beauftragt hat.

Auch digitaler Konsum hinterlässt Spuren

Doch noch unbekannter ist den meisten der digitale CO2-Fußabdruck. „Jede Suchanfrage, jede gestreamte Serie, jede Interaktion mit ChatGPT und jede gespeicherte Datei in der Cloud verursacht Treibhausgasemissionen", sagt Petrich. „Wer nachhaltiger handeln möchte, sollte nicht nur an Auto, Heizung und Ernährung denken, sondern auch an den eigenen digitalen Konsum.“ Ihn zu messen, ist aber gar nicht so leicht, denn der Energieverbrauch und CO2-Ausstoß hängt stark von Anbieter, Netzqualität und Strommix ab. Erste Orientierung bieten dennoch Online-Tools wie der CO2-Rechner des Umweltbundesamts oder Apps wie „Klima“, „Giki“ oder „Capture“.

Doch digitale Lösungen in vielen Fällen sogar Emissionen reduzieren – etwa, wenn Videokonferenzen Geschäftsreisen Auto oder Flugzeug ersetzen. Gleichzeitig erzeugt aber die Nutzung digitaler Medien auch CO2-Emissionen – und deren Einfluss auf das Klima wird häufig unterschätzt. „Auch das Internet hinterlässt einen CO2-Fußabdruck entlang der gesamten digitalen Wertschöpfungskette“, sagt Petrich.  

NSA's Utah Data Center
Dieses Datenzentrum der NSA im US-Bundesstaat Utah ist zwar ein Sonderfall, zeigt aber eindrucksvoll welche Dimensionen die zahllosen Rechenzentren auf der Welt inzwischen haben.

© ParkerHiggins (Electronic Frontier Foundation) / Public domain

Was dein Netflix-Abend für das Klima bedeutet

Nehmen wir mal den gemütlichen Abend vor dem Fernseher: Streamen wir eine Stunde lang in HD, erzeugt das im Schnitt 55 Gramm CO2, in etwa so viel, wie für eine Tasse Kaffee anfällt. Die gesamten Emissionen einer Streamingplattform wie Netflix und Amazon Prime sind dabei mit denen eines Landes wie Chile vergleichbar. Haben wir vor dem Filmeabend ChatGPT gefragt, was wir schauen sollen, steigt der CO2 Verbrauch weiter. Mit etwa 4,31 Gramm CO2 pro Anfrage verursachen ChatGPT und Co etwa 20-mal mehr Emissionen als eine typische Google-Suche.

Doch ein großer Teil des digitalen Fußabdrucks entsteht nicht während der Nutzung, sondern schon vorher – bei der Herstellung der Geräte, die wir dafür verwenden. Für die Produktion eines Smartphones fallen durchschnittlich rund 60 Kilogramm CO2-Emissionen an, bei einem Laptop sind es bis zu 300 Kilogramm. Das entspricht in etwa dem CO2-Ausstoß einer Autofahrt von Berlin nach Rom. Ein großer Teil des digitalen Fußabdrucks entsteht also lange, bevor ein Gerät überhaupt eingeschaltet wird. Der geplante Ausbau großer Rechenzentren für Künstliche Intelligenz wird den Energieverbrauch digitaler Infrastruktur in den kommenden Jahren auch noch weiter erhöhen.

Tipps für den digitalen Alltag

Wie können wir also nachhaltiger konsumieren, ohne auf die digitale Welt verzichten zu müssen? Der TÜV-Verband gibt einige praktische Hinweise, mit denen wir unseren digitalen CO2-Fußabdruck verkleinern können, ohne den Alltag grundlegend zu verändern.

Anstatt bei kleinen Defekten ein Smartphone neu zu kaufen, solle man es lieber reparieren lassen, denn alte Modelle zu nutzen ist deutlich klimaneutraler als die Herstellung eines neuen Geräts. Muss man doch ein neues Smartphone kaufen, so lohnt es sich, nachhaltigere Marken zu bevorzugen. Dabei sollte man auf Nachhaltigkeitssiegel wie das TÜV-Prüfzeichen, den Blauen Engel oder der Energy achten. Refurbished-Geräte oder Secondhand-Angebote sind auch klimafreundliche Alternativen.

Auch, was wir auf dem Smartphone speichern, hat einen Effekt: Jede Datei verbraucht Speicherplatz in Rechenzentren und damit Energie. Deshalb sollte man regelmäßig alte Mails, Fotos, Videos oder Cloud-Dateien löschen, die man nicht mehr braucht.

Beim Streaming lässt sich die Datenmenge auch leicht senken, in dem man beispielsweise die Videoqualität verringert. Außerdem hilft es, automatische Wiedergabefunktionen zu deaktivieren, um nicht versehentlich Inhalte weiterzustreamen, die man gar nicht sehen wollte.

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